Abendausgabe Nr. 334 40. Jahrgang Ausgabe B Nr. 167 Bezugsbedingungen und Anzeigenpreise Find in der Morgenausgabe angegeben Rebaffion: Sw. 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Donhoff 292-295 Tel.- Adresse: Sozialdemokrat Berlin Vorwärts Berliner Volksblatt Preis 600 Mark Donnerstag 19. Juli 1923 Berlag und Anzeigenabteilung: Geschäftszeit 9-5 Uhr Berleger: Borwärts- Berlag GmbH. Berlin S. 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Dönhoff 2506-250% Zentralorgan der Vereinigten Sozialdemokratifchen Partei Deutfchlands Der Attentäter Hardens verhaftet. Das offiziöse Orakel. Reichsregierung, Sachsen, Thüringen.. Eine Berliner Korrespondenz meldet: In Berlin eingetroffenen Meldungen zufolge ift Oberleutnant Antermann, der vor ungefähr einem Jahr in der Kolonie Grunewald das Attentat auf Maximilian Harden verübte und seitdem flüchtig war, Die heute morgen hier veröffentlichte Rundgebung der auf Grund des damals gegen ihn erlaffenen Haftbefehls geffern Reichsregierung schließt bekanntlich mit folgenden etwas dunt. in Wien verhaftet worden. Seine Auslieferung ist von den len Worten: deutschen Behörden bereits beantragt. Die Staatsanwaltschaft des Daß die Reichsregierung auch bemüht ist, mit den Landes. Landgerichts III hat von neuem die Voruntersuchung gegen ihn regierungen von Sachsen und Thüringen im Interesse der megen versuchten Mordes eröffnet. Wie erinnerlich, wurden seiner- ruhigen Entwicklung unserer inneren Verhältnisse ein Einvernehmen zeit in dem Prozeß gegen die Harden- Attentäter die beiden Gehilfen zu pflegen, ist bekannt. Sie wird es auch in dieser Beziehung Untermanns, Weichard und Grenz, wegen Körperverletzung zu Ge- nicht an pflichtmäßiger ernster Aufmerksamtett fehlen fängnisstrafen verurteilt. Ehrhardt auf der Flucht. 3widau, 19. Juli 1923.( Eigener Drahtbericht.) Das„ Leipziger Tageblatt" vom Donnerstag enthält eine Mitteilung, wonach das Auto des flüchtigen Ehrhardt am Sonnabend abend 6 Uhr auf der Durchfahrt in 3widau gesehen worden sei. Das Auto habe hier einen Aufenthalt genommen und dann die Fahrt nach Reichen bach, also in Richtung Bayern fortgesetzt. Auf dem Polizeiamt und bei der Landespolizei in 3widau ist von dieser Sache nichts be fannt. 3war find auch hier Gerüchte davon in Umlauf, Ehrhardt fei gefehen worden. Aber die Annahme hat alle Wahrscheinlichkeit für sich, daß es sich um eine jener Barolen" handelt, wie sie auch bei der Verfolgung der Rathenau- Mörder seinerzeit zur Ber. tuschung der Fährte ausgegeben wurden. " laffen. nöten. Zur Strafgerichtsreform. Bon Staatsanwalt Marg- Heidelberg. Nach der Verfassung gibt es kaum ein Rechtsgebiet, auf dem sich die politische Weltanschauung des Gesetzgebers so scharf ausprägt wie im Strafrecht und in der Strafgerichtsordnung. Nichts veranschaulicht dies mehr als der sich nun Schon über Jahre, ja man tann sagen über Jahrzehnte hinziehende Kampf um die Strafrechts- und Strafgerichtsreform, insbesondere in den Phasen der letzten Jahre, die gekennzeichnet sind durch die Namen Heinze und Radbruch. Der Grundgedanke der Radbruchschen Vorlage war weitgehendste Heranziehung des Laienelements zur Strafjustiz unter gleichzeitigem Ausbau der Rechtsgarantien für den Angeklagten. Anscheinend will der neue Gesetzentwurf nichts Wenn die Reichsregierung auch mit den Landesregie- anderes doch hat der Gebante eine Gestalt erhalten, die rungen von Sachsen und Thüringen im Interesse der ruhigen praktisch auf ein völlig anderes Ergebnis hinausläuft wie die Radbruchsche Vorlage, die allein den Forderungen einer Entwicklung ein Einvernehmen pflegen will, ist das besonders bemokratischen Strafgerichtsreformn entspricht. zu begrüßen, denn dabei kann sie noch einiges lernen. Wie ernst es der Ler Heinze mit der Heranziehung der Wie ist es aber mit der pflichtmäßigen ernsten Aufmerkfamkeit"? Soll damit gefagt sein, daß es Landesregierungen Bevölkerung zur Mitwirkung bei der Rechtsfindung in Strafgibt, die einer besonderen Oberaufsicht bedürfen und daß dies fachen" ist, geht schon daraus hervor, daß sie alle Straffachen, die Regierungen von Sachsen und Thüringen feien? Wäh- die bisher in die Zuständigkeit der Schöffengerichte fielen, rend, logisch geschlußfolgert, Bayern, das nicht erwähnt einem Einzelrichter( Amtsrichter), der ohne Schöffen amtiert, wird, einer solchen ernsten Aufmerksamkeit" nicht bedürfte? zuweist. Für jeden, der in der Praxis Bescheid weiß, läuft Dann würde die Erklärung der Reichsregierung aus Schwarz die Bestimmung, daß die Staatsanwaltschaft in den genannWeiß machen und die Dinge geradezu auf den Kopf stellen. ten Strafsachen bei Erhebung der Anklage auf HauptverhandEine Erklärung der Erklärung scheint also dringend von- lung vor dem Amtsrichter beantragen kann, darauf hinaus. Ebenso weiß aber auch jeder mit der Praxis Vertraute, daß bei der start erweiterten Zuständigkeit der Schöffengerichte die überwiegende Zahl aller Straffachen bei ihnen zur Aburteilung gelangen, was auch in der starken Abnahme der Beschäftigung der Straffammern zum Ausdruck kam. Würde der Condon, 19. Juli.( WIB.) Reuter erfährt, daß der Ent- mit der Frage des passtoen Widerstands in Zufammen Entwurf Heinzes in seiner jezigen Faffung Gesetz werden, so wurf der britischen Antwort auf das deutsche Angebot hang. Insbesondere schreibt die Frankreich freundlich gesinnte Presse, würde dies also das genaue Gegenteil von dem bedeuten, was fertiggestellt ist und heute vom kabinett erwogen werden wird. daß bei diese: Gelegenheit Lord Curzon dem deutschen Botschafter der Entwurf angeblich erstrebte. Die Beteiligung der Laien Man glaubt nicht, daß mehr als eine Sigung für die volle in der Frage des passiven Widerstandes gewisse Borhaltun. würde in der überwiegenden Zahl der Strafsachen, wenigstens Erörterung der Antwort notwendig sein wird und hofft, daß der gen gemacht habe. Der politische Mitarbeiter des Daily Tele- in erster Instanz, ausgeschaltet werden. Dabei hat dieser Entwurf zusammen mit der Mantelnote an die Alliierten und die graph", der in der ganzen letzten Zeit besonders eingehend die ver- Einzelrichter ungeheuerliche Kompetenzen. Er kann einen Bereinigten Staaten gesandt werden kann. schiedenen Wandlungen in der Reparationsfrage und in den Ber- Menschen auf 5 Jahre ins Gefängnis schicken. Wie eigentümlich handlungn zwischen den Alliie: ten verfolgt hat, macht heute früh eine Reihe von Angaben, die ein Interesse beanspruchen. Die Be mühungen der Sachverständigen des Schabamts, so meint er, haben in ausgedehntem Maße dazu geführt, daß man die in den englischen Vorschlägen vom 6. Juni enthaltenen Prinzipien wieder beftätigt hat, hierunter z. B. die beste Methode zur Stabilisie. rung der Mart und zur Gesundung der deutschen Währung. Der Mitarbeiter des„ Daily Telegraph" glaubt in dieser Hinsicht mit teilen zu können, daß die englische Regierung bei der Auffaffung beharrt, die Der englische Entwurf. " Condon, 19. Juli.( WTB.) Westminster Gazette schreibt, die Lage im Ruhrgebiet gestalte sich immer ernster. Die Franzosen schichten jetzt Taufende von Arbeitern auf die Straße, beschlagnahmten Rohlen und Rots ter Fabriken, nähmen Lohngelder weg und desorganisierten die Lebensmittelzufuhr. Durch dieses Anziehen der Schraube werde ein Kompromis erschwert, ba es die Arbeiter aufreize. Die Franzosen beabsichtigten offenbar eine Rapitulation herbeizuführen, bevor eine Antwort an Deutsch land erfolgt fei. In weiteren politischen Kreisen bringt man auch den geftrigen Besuch des deufschen Botschafters bei Lord Curzon Zusammenarbeit der deutschen Sachverständigen und der deutschen Regierung mit den Alliierten sei eine notwendige Bedingung zur Durchführung der Maßnahmen mutet es demgegenüber an, wenn die Begründung zum Entwurf des Gesetzes sagt, die Verhängung der Zuchthausstrafe fönne nicht in die Hände eines Einzelrichters gelegt werden. Die ganze veraltete Ueberwertung des Zuchthauses spricht aus einer solchen Aeußerung. Die gesamte Gestaltung des Entwurfs das wird in der Begründung des öfteren hervorgehoben ist geleitet von den 3weden, in weitem Umfange finanzielle Einsparungen zu ermöglichen. Die Berurteilung durch den Amtsverhandlungen nach sich ziehen. Da in der BerufungsLondon, 19. Juli.( WTB.)„ Times" schreibt: Die Dotu mente, welche heute vom Kabinett erörtert werden sollen, schließen verhanlungen nach fich ziehen. Da in der Berufungsinstanz, auch auch nach ein: den Entwurf der Antwort auf die letzte deutsche Note, dem Heinzeschen Entwurf, Laien einen Mantel brief und eine erläuternde Dentschrift zu ver sitzen, würden die Verurteilten in alter Regel ihre Sachen vor fchiedenen Punkten. Das Blatt meint weiter, daß die Vorschläge, und zum Erfolg der Untersuchung über die deutschen Einnahme ein mit Laien befehtes Gericht ziehen. Die durch eine Steigewelche in dem Antwortentwurf enthalten seien, nicht derart seien, quellen, die den Reparationszahlungen dienen sollen. Eine solche rung der Tätigkeit der Berufungsstraftammer, in der ja nach daß man mit einer Ablehnung von irgendeiner Seite zu rechnen Mitarbeit Deutschlands, so heißt es weiter, wird für durchaus dem Entwurf fogar drei richterliche Beamte mitwirken sollen, brauche. Selbstverständlich werde in den britischen Vorschlägen fein notwendig erachtet, nicht nur im Hinblick auf den augenblid. entstehenden Rosten werden den Aufwand für die regelmäßige Bersuch gemacht werden, die Bestimmungen des Versailler Bertrags lichen Stand der deutschen Finanzen, sondern auch im Hinblick auf Heranziehung von Schöffen in der ersten Instanz bei weitem in irgendeiner Beziehung oder auf irgendeine Art und Weise zu die wahrscheinliche Zahl und Ertragsfähigkeit diefe: Einnahme. aufwiegen. Alles in allem ein gänzlich undemokratisches umgehen oder zu ersehen. Im Gegenteil werde Nachdruck auf die quellen, wie sie in den letzten englischen und deutschen Memoranden Justizexperiment. Weg damit! Wenn die Heranziehung der Laien zu der Strafrechtsgenaue Auslegung des Bertrags und die Notwendigkeit ein angefündigt morden sind. heitlicher Attion auf seiner Grundlage gelegt. Schließlich Man ist der Meinung, daß die englische Note bei ihrem Ein- pflege ehrlich gemeint ist und wirklich einen Zweck haben soll, fagt„ Times", daß die Aussichten für weitere Verhandlungen zwi- treffen in Baris zunächst einmal eingehend geprüft wird, daß jedoch dann muß das Gericht so besetzt werden, daß die Laien gegenschen den Alliierten entschieden günstiger feien als noch vor die wahrscheinliche Erhöhung der Zahl und Ertragsfähigkeit dieser über den Berufsrichtern in der Mehrheit sind. Diese Fordeeinigen Tagen. Einnahmequellen, wie sie in den letzten englischen und deutschen rung ergibt sich sowohl aus dem Verhältnis der Laienbeisitzer zu den Berufsrichtern wie aus dem Verhältnis des Volkes Der diplomatische Berichterstatte der Westminster Gazette" Memoranden angekündigt worden sind. zum Gericht als ganzes. Der Entwurf läßt, wiederum unter bezeichnet eine Meldung, wonach Meinungsverschieden. Berufung auf die bereits erwähnte Notwendigkeit von Einheiten im Rabinett die Verzögerung in der Fertigstellung des Entwurfs verursacht hätten, als unzutreffend. Es gebe Paris, 19. Juli.( WIB.) Wie„ Chicago Tribune von sparungen, diese Forderung in den wichtigsten Bunkten außer nielleicht Meinungsverschiedenheiten über die genaue Form der autoritativer Seite erfahren haben will, sei das Hauptzuge- acht. Die kleinen Schöffengerichte, die den bisherigen Schöffen Antwort und die genauen Einzelheiten der Mantelnote; aber über ft ändnis, welches Theunis bei feiner letzten Unterredung mit gerichten entsprechen, in ihrer Betätigung aber durch die Eindie Notwendigkeit der Regelung der Reparationsfrage und der Poincaré von diesem erreicht habe, daß Frankreich den inter- schiebung des erstinstanzlichen Amtsrichters ausgehöhlt sind, Ruhrfrage stimmten die Ansichten überein. Aehnlich schreibt der nationalen Sachverständigenausschuß anerten- follen in der alten Beseßung weiterbestehen. Für die großen Berichterstatter der Daily News". nen werde, wenn der Antwortentwurf Baldwins eine geeignete Schöffengerichte aber, die die bisherigen Aufgaben der StrafFormel finde. Frankreich sei bereit, auch dann seine Zustimmung zu fammern und teilweise sogar der Schwurgerichte übertragen geben, wenn dem Komitee amerikanische und neutrale Sachverstän- bekommen sollen, ist eine Besetzung mit nur zwei Laien gegenüber drei Berufsrichtern vorgesehen. Gleiche Besetzung sollen dige angehören. für die Regel die Straffammern haben, die fünftighin nur noch als Berufungsgerichte gegen die Urteile der Amtsrichter, der kleinen und der großen Schöffengerichte tätig werden sollen. Soll für die Sozialdemokratie das Gesetz annehmbar sein, so muß aus dem oben erwähnten Gedanken heraus die Umfehrung des Verhältnisses von Berufsrichtern und Laien, wie sie auch in der Radbruchschen Vorlage vorgesehen war, vorgenommen werden. Lenkt Poincaré ein? Devisenhamsterer an der Arbeit. London, 19. Juli.( Eca.) Die englischen Sachverständigen haben den Entwurf der gemeinsamen alliierten Rote an Deutsch I and nunmehr fertiggestellt, und man hofft, nachdem der gestrige Ministerrat verschoben ist, daß heute menigftens ein englischer Ministerrat sich mit dem von den Sachverständigen vorbereiteten Dokument mird beschäftigen können. Es scheint, daß es sich nicht nur Die Situation auf dem Devisen martte spizt sich immer um den Antwortentwurf als solchen sowie um die verschiedenen Be= glettbriefe an die Alliierten handelt, sondern daß in eingehen- mehr zu. Heute lagen für den amtlichen Verkehr Kauforders in dem Studium der Sachverständigen auch ein ergänzen des einem Bapiermartwerte von weit über zwanzig Billionen Memorandum ausgearbeitet wurde, in dem die englische Auf- art vor. Angesichts diefes Ansturmes ließ die Reichsbant er faffung über eine gewisse Anzahl von Bunkten noch näher erläutert flären, daß sie nicht glaube, daß alle diese Kauforders durch bare EinDie bedeutsamste Aenderung, die der Entwurf vorwerden wird. Der parlamentarische Berichterstatter der„ Times" zahlungen deutschen Geldes bei den Banken gedeckt seien. Gie ver= schreibt, daß wahrscheinlich noch eine zweite Beratung des langte von den Banten fofortige diesbezügliche schlägt, ist die Beseitigung der Schwurgerichte. Kabinetts stattfinden wird und daß infolgebessen mit einer Berachprüfungen und drohte, wenn die Orders aufrechterhalten Der Name bleibt zwar erhalten. Was indessen der Entwurf zögerung der Uebermittlung der Antwort an die Alliierten zu würden, damit, daß sie heute nur ein Biertel bis ein halb Prozent als Schwurgerichte bezeichnet, ist lediglich ein erweitertes rechnen sei. Weiter wird in einigen englischen Blättern mitgeteilt, auf die Nachfrage zuteilen und von morgen ab die Distontierung großes Schöffengericht. von Wechseln der betreffenden Institute einstellen werde. Diese Das Schwurgericht ist eine in Deutschland seit langer daß über den Inhalt des englischen Dokumentes das Erklärungen riefen im Devisenzimmer große Aufregungen hervor. Zeit sehr umstrittene Institution. In der eigentümlichen allerstrengste Stillschweigen Die Bankvertreter setzten sich mit ihren Instituten in Berbindung, französischen Ausgestaltung, in der es das deutsche Recht überbewahrt werden wird, und zwar nicht nur vor dem Abgang der um Weisungen einzuholen. Die amtlichen Notierungen wurden zu- nommen hat, sah und sieht man noch jetzt vielfach ein BallaNote, sondern auch noch während die Note den alliierten Kabinetten nächst ausgesetzt und dürften erst am Nachmittage erfolgen. In dium der Freiheitlichkeit, was in einzelnen süddeutschen Staazum Studium unterbreitet werden wird. Man will lediglich wiffen, Danzig wurden heute vormittag die wichtigeren Devisen zu fol ten in der Zuweisung der Pressedelikte an das Schwurgericht daß in den Beratungen der Sachverständigen die Frage des genden Kursen genannt: Holländische Gulden 100 000 bis 110 000, eng- bis heute nachwirkt. In den breitesten Schichten des deutschen passiven Widerstandes eine ziemliche Rolle ges lische Pfunde 1 300 000, Dollar 280 000-285 000, Belen- Boltes genießt das Schwurgericht denn auch unbestreitbar spielt hat. noten 190-194, Auszahlung Warschau 188-190 großes Ansehen. In der heutigen Gestaltung des schwurgerichtlichen Ver- fahrens liegen allerdings Mängel, die der objektive Beurteiler nicht verkennen kann, Mängel, die die große Gefahr eines Fehl- spruchs in sich tragen. Die strenge Trennung zwischen Ge- schworenenbank und Berufsrichtern führt häufig auch zu Ergeb- niffen, die dem Empfinden des Volkes sowohl als dem Willen der Geschworenen selbst zuwiderlaufen. Soll man dieser Man- gel wegen nun die ganze Institution der Schwurgerichte be- seitigen oder nicht vielmehr die Fehler, die ihr anhaften, zu beseitigen versuchen? Oberster Leitsatz für die Strafgerichtsverfahren soll und muß die Erhaltung und Vertiefung des Ver- trauens des Volkes zu seinen Gerichten sein. Es ist bedeutsam, daß das Schwurgericht trotz der ihm anhaf- tenden Mängel im deutschen Volke ganz fest verankert ist und seine Sprüche wie die keines anderen Gerichts geachtet werden. Es beruht dies wohl darauf, und das deckt sich auch mit meiner Erfahrung, daß die zwölf Männer aus dem Volke, die bei ent- sprechender Wahrung ihrer Auswahl sich aus den verschieden- sten Schichten zusammensetzen, dem allgemeinen Rechtsempstn- den zum Durchbruch verhelfen. Gerade auch in politischen Pro- zessen hat sich das bewiesen. Das Schwurgericht ist ein in jeder Beziehung volkstümliches Gericht, und wir wenden uns ganz entschieden gegen die Beseitigung dieser Institution, die ehemals, wie die Begründung sie nennt, ein Fremdkörper in der deutschen Rechtsentwicklung gewesen sein mag, heute aber tief im deutschen Recht und im Rechtsempfinden des deutschen Volkes verwurzelt ist. Nicht Beseitigung der Schwurgerichte, sondern Verbesserung ist die Forderung. Die Mängel liegen im wesentlichen darin, daß die Geschworenen bei der Beantwortung der Schuldfrage sich selbst überlassen sind und bei der Entscheidung über die Straffrage nicht mitwirken dürfen. Dem ist unschwer abzuhelfen. Einmal durch die Vorschrift, daß einer der richterlichen Beisitzer die Geschworenen in das Beratungs- Zimmer begleitet, um den Geschworenen in Zweifelsfällen die erforderlichen Rechtsauskünste zu geben. Des weiteren durch die Bestimmung, daß der Obmann der Geschworenen nebst drei weiteren, von den Geschworenen aus ihrer Mitte gewähl- ten Personen bei der Strafbemessung mitzuberaten haben, die dann die Wünsche der Geschworenenbank zur Geltung zu brin- gen vermögen. Die gesamte Geschworenenbank zur Beratung über das Strafmaß heranzuziehen ist zu schwerfällig und auch überflüssig. Schließlich läßt sich auch dem Einwand, daß die Heranziehung von jeweils 30 Geschworenen zu große Kosten verursache, durch eine Verminderung der Geschworenen auf 24 und auf ein vernünftiges, vor der Haupwerhandlrmg lie- gendes schriftliches Ausscheidungsverfahven begegnen. Weil die Mängel leicht abzustellen sind, wird man sich gegen die Abschaffung der Schwurgerichte wehren. Dann aber auch, weil das, was der Entwurf an ihre Stelle setzen will, eine Halbheit schlimmster Art ist: Ein Gericht aus drei Berufsrichtern und 6 Laien, die gemeinschaftlich nach Art der Schöffengerichte das Urteil finden. Der Entwurf behält für dieses Surrogat den Namen Schwurgericht bei, es hat aber gar nichts mehr damit zu tun. Der Charakter des Volksgerichts ist verschwunden, denn die Berufsrichter find, wenigstens praktisch, ausschlag- gebend, und die wesentlichste Eigentümlichkeit des Schwur- gerichts, wie es in fast allen europäischen Staaten besteht, die Rechtsfindung nach dem Empfinden des Volkes ist diesem neunköpfigen Kollegium genommen. Wohl mag diese neue Gerichtsform Ersparnisse ermöglichen. Sie werden aber auf Kosten des Vertrauens in die Rechtspflege gehen. Hände weg von dem deutschen Schwurgericht. Noch manches ließe sich zu dem Entwurf sagen, was aber über den Rahmen dieser Betrachtungen hinausgeht. Hier war lediglich aufzuzeigen, daß der vorliegende Entwurf eines Ge- sttzes zur Neuordnung der Strafgerichte, der sich ein volks- freundliches demokratisches Mäntelchen umhängt, tatsächlich eine Verschlechterung der bestehenden Rechtslage im reaktiv- nären Sinn zum Nachteil der proletarischen Schichten des Volkes bedeutet. Diese Erkenntnis aber muß zu der Folge- rung führen, der Vorlage m ihrer jetzigen Gestalt schärfsten Kampf anzusagen.__ Die Tragödie des sozialististhen Pfarrers. Von August Bleler. Emil Felden, der bekannte sozialistische Pfarrer in Bremen, hat uns einen Roman geschenkt, der über das Niveau der üblichen Romanliteratur hinausragt, weil er weniger Roman ist als Schicksals- tragödi« eines Menschen, der bisher noch nicht als Problem, als Tragödie in der Literatur erfaßt worden ist, nämlich der> o z i a- listisch« Pfarrer, der Vertreter des religiösen Sozialismus als Pfarrer, als Bürger zweier Welten: Kirche und Soziallsmus. So erhebt sich der Roman zu einer Anklage gegen die gegenwärtige Kirche, die, wenn der Geist ihres Stifters in ihr maßgebend wäre, gerade Verkünder des Evangeliums der Menschenwürde, Propheten der klassenlosen Gesellschaft, des Weltfriedens, des internationalen Reiches der Menschenverbrüderung aller, die guten Willens sind, begrüßen müßte als rechte, wahr« Exponenten einer freien Volks- kirche. Da sie das aber nicht ist, sondern abhängig von den Mächten des Kapitalismus, Nationalismus und geistigen Rückschritts, muß sie in Albert R e i n k i n g— so heißt Feldens Held— einen „abgeirrten Bruder", einen gefährlichen Schwärmer erblicken, der Kirche und Vaterland schädlich ist, weil er der Bourgeoisie in Land und Stadt gefährlich wird. Deshalb kommt er schließlich in so starken Konflikt mit der Behörde, daß er vor die Wahl gestellt wird: Entweder Kirche oder Sozialismus, und nicht anderes kann, als dem heiligen Geist innerer Ueberzeugung folgen und der Kirche Lebewohl sagen aus Liebe zur Relegion, zum Sozialismus. Das ist die eine Seite der Tragödie. Die andere besteht darin, daß er trotz allen Mutes der Ueberzeugung, trotz allen Eintretens für das Proletariat nicht das Echo findet in der Arbeiterschaft, das er erwartet. Wohl verehrt man in ihm den Menschen, den, der aus der Klaff« herausragt, den Vortragsredner über Religion und Sozia- lismus. Aber in die Kirche kommen, abgesehen von einzelnen, die Massen nicht mehr, in der Gemeinde arbeiten sie nicht mit. Die Gleichgültigkeit gegen die Kirche ist zu groß. Ja, sie hassen dieses Institut des KlasftnstaaKs, trotzdem sie sie benutzen zu Amtshand- langen, zur Dekoration ihrer Familienfeste(Taufe, Trauung, Ein- segnung), st« hassen die Kirche, weil alle bürgerlichen Kirchenmenschen auch die Literaten, organisierte Sozialisten, klassenbewußte Arbeiter gar nicht wollen als Mitarbeiter, sondern lieber ohne sie die Kirch« so lasten wie sie ist. So steht Albert Reinking einsam und verlosten und muß den Weg finden, den bisher noch jeder entschiedene Freund des Volkes lzat gehen müssen. Los von der Kirch« in freier Arbeit unter dem Volke, als Prediger religiöser Jnnerlichkeit unter dem Proletariat, als Pionier einer neuen Kultur sozialistischer Ge- sinnung, brüderlichen Kulturfreud«. Wir gehen nicht fehl, wenn wir in diesem Buche eine Art Faust, ein Lebensbekenntnis, mit Herzblut geschrieben, erÄicken. Aber es Eine mpsteriöfe Geschichte. Ein gefälschtes Parteivorstands-Zirkular in einem Parteiblatt! Der Parteivorstand schreibt uns: Der Parteioorftand hatte am 6. Juli in einem nicht zur Veröffentlichung bestimmten Zirkular an die Bezirksorgani- sationen u. a. auch über Organisattonseinrichtungen zum Schutze der Veranstaltungen und des Eigentums der Partei den Bezirksorganisationen Mitteilung gemacht. Anlaß dazu gab u. a. die Sprengung der Druckerei in Münster. Die „Dresdner Volkszeitung druckt in ihrer Nummer vom 17. Juli 1923 nicht nur ganze Teile des nicht zur Veröffent- lichung bestimmten Zirkulars ab, sondern verfälscht Stellen des Zirkulars in das gerade Gegenteil. So heißt es in der„Dresdner Volkszeitung" u. a.: „Weiter teilt der Parteivorstand mit, daß die Schutz- und Ab- wehrorganisationen, die sogenannten„proletarischen Hundert- schasten", gleich Sachsen im ganzen Reiche zu bilden sind, und zwar gemeinsam mit den Kommunisten." In Wirklichkeit heißt es in dem Zirkular:„Die Beratungen haben zu der Auffassung geführt, daß ein ge m e i n- schaftliches Arbeiten mit den Kommunisten unmöglich ist. Mit Ausnahme einiger Be- zirke in Sachsen ist dieser Auffassung im ganzen Reich Rechnung getragen." Wenn die„Dresdner Volkszeitung" deshalb meint, daß diese in einigen Teilen Sachsens verbreitete Auffassung erst vom Parteivorstand bekämpft und dann als mustergültig für das Reich angesehen worden sei, so ist das falsch. Die in Dresden verübte Fälschung des Parteivorstandszirkulars dürfte in der Parteigeschichte einzig dastehen. * Soweit die Mitteilung des Parteivorstandes. Nach den Ermittelungen, die wir sofort in Dresden anstellten, hat die Redaktion in gutem Glauben gehandelt. Es kann ihr jedoch der Vorwurf nicht erspart bleiben, daß sie reichlich u n- kritisch zu Werke gegangen ist. Nichtswürüige Völkerverhetzung. Die„Deutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlicht unter der Ueberschrift„Der ewige Franzose" einen Leitartikel, der mit folgenden ungeheuerlichen Sätzen beginnt: Wenn der Franzose, der im öffentlichen Leben steht, den Mund austut, lügt er. Auch wenn er's garnicht nötig hat: auch wenn er schließlich nur sich selbst belügen kann. Ob man Mirabeau und Robespierre hört, Thiers oder Guizot, Millerand ode» Poincare— es i st immer ein und dasselbe. Wenn der„Matin" und ähnliches Pariser Pressegelichter im Kriege das ganze deutsche Volt als den Abschaum der Menschheit beschimpfte, so war diese Infamie nicht schlimmer als die jetzt von der„Deutschen Allgemeinen Zeitung" ver- übte. Auch im schärfsten Abwehrkampf gegen die Politik des offiziellen Frankreich bleiben solche Ausschreitungen der Po- lemik verdammenswert und wirken sie nur als eine Selbst- befudelung dessen, der sie verübt. Jeder gebildete Deutsche weiß, daß es zu allen Zeiten Franzosen gegeben hat.deren unerschrockener Wahrheitsmut auch uns Deut- schen als Vorbild dienen kann. Daneben gibt es freilich auch in Frankreich schmutzige Gesellen, die im Dienst einer vom Großkapital gekauften Presse durch verhetzende Lügen das Volk oergiften. Aber können wir— gerade nach der neuesten Leistung der„Deutschen Allgemeinen Zeitung"— behaupten, daß diese Sorte in Deutschland nicht zu Hause ist? �ntifaschiftentag und GeHörden. Die zuständigen Behörden beschäftigen sich, wie ein« Berliner Korrespondenz mitteilt, mit den Maßnahmen, die zu treffen sind, um die öffentliche Ruh« und Sicherheit bei den für den 29. Juli angekündigten antifaschistischen Demonstrationen der Kommunisten in Potsdam aufrechtzuerhalten. Nach Lage der Ding« und im Hinblick auf die auffallenden Aufruf« der Einberufer ist mehr als das. Denn unter Redeverboten, Urlaubsverweigerungen, buveoukratischen Schikanen Hot Felden in Bremen nie zu leiden gehabt. Vielmehr ist das die Eigenort der preußischen Stoatskirche, die offenbar glaubt dadurch Volkskirche zu fein, daß fle gerade die Pfarrer, die das Vertrauen der Arbeiter haben, mit solchen Maß- nahmen beglückt. Es ist also der Auffchrei des religiösen Sozialismus an die Kirche: Wollt Ihr, daß die Arbeiter Euch ganz verloren gehen?, der Appell an die Genossen: Wollt Ihr uns allein lassen? Schafft uns proletarisch« Gemeinden, denn der Soziallsmus wird nur siegen, wenn er Religion Ist. Alle, die Ihr das wollt, greift zu dem Buche Feldens:.Albert Reinkings Höhenflug", Verlag Ernst Oldenburg-Leipzig. Ihr werdet es nicht bereuen. Das Deutsche Theater erheiterte gestern das Publikum mit der fünfaktigen Komödie.Schneider W i b b e l" von Hans Müller-Schlösser. Der Sommerdirektor hotte den heutzutage überraschenden Einfall, mal von guten Schauspielern anständig Theater spielen zu lassen. Aufgebaut ist das unterhaltsame Stück auf einer lustigen Idee. Der Schneider Wibbel, dem wegen seiner im Suff gemachten großschnäuzigen Aeußerungen vier Wochen Ge- sängnis aufgebrummt sind, überredet seinen Gesellen, die Strafe für ihn abzusitzen. Da passiert etwas Unerwartetes. Der vermeint- liche Schneider Wibbel stirbt im Gefängnis und der richtige rauft sich die Haare, weil er eigentlich und mit amtlicher Bescheinigung zeitlebens'tot ist. Dieser Stoff ist bühnenwirksam, spaßig und mit Routtne ausgeschöpft: die Zuschauer amüsieren sich aufs angenehmst«. Die Figuren sind überdies mit ihren kleinen menschlichen Schwächen lebenswahr gezeichnet und stellenweise karikiert. Den Schneider Wibbel stellte Paatl H en cke l s dar, der uns als Regisseur des Steglitzer Schloßparktheaters in bester Erinnerung ist. Mal war es der angeheiterte bramarbasierende Wortheld, mal der verzweifelnde Angstmeier, mal der autoritätspochende Ehetyrann. Mit seinen durchaus echt wirkenden ungeschlachten Bewegungen war er von prächtiger Komik. Thea Grodtczinski gab die Frau Wibbel, eir« liebende, betuliche Gatttin mit hausbackenem, ganz für ihre Rolle passenden Humor. GeorgHilbertundSophiePagay taten das ihrig«, den Abend zu einem gelungenen zu gestalten. Daß alles bestens klappte, dafür sorgte der Regisseur LudwigKörner. Dsr. ver hungernde russische Student. Wie der Qst-Expreß meldet, erhebt die Moskauer„Prawda", das Zenttalorgan de? Russischen Kommunisttschen Pantei, in einem Leitartikel.Di« Lage der prole. tarischen Studentenschaft" bittere Klage über die schwere Notlage de? russischen Studentenschaft, dergegenüber das Hungerleben der russischen akademischen Jugend vor dem 5kriege geradezu rosig er- scheine. Heute nähre sich der russische Student von Heringen: Tee mit Zucker sei ein seltener Luxus. Somit fei der neue prole- tarische Student Rußlands unvergleichlich schlechter gestellt als ein mittlerer Arbeiter. Der Student habe weder eine menschenwürdige Behausung noch könne er Kleider und Schuhwerk instand halben oder der Kundgebung müßte, so heißt es in der Mitteilung, mit der Mög- lichkeit von Zwischenfällen gerade in Potsdam gerechnet wer- den, um so mehr, als bei dem starken Ausflugsverkehr nach der Havelstadt am Sonntag der Zusttom unerwünschter Element« nur schwer kontrollierbar ist. Hinzu komm« noch die Wahrscheinlichkeit von Reibereien zwischen den linksradikalm Demonstranten und Angehörigen der Potsdamer Garnison, die ihren Sonntagsurlaub genießen und durch keinen Dienst in den Kasernen zurückgehalten werden. Man verfolg« an zuständiger Stelle die kom- munistischen Vorbereitungen mit aller notwendigen Aufmerksamkeit, namentlich auch im Hinblick auf die neueste Kundgebung der Reichs« regierung gegen die Bürgerkriegshetz«. Gegen den Separatismus! Di« drei Bezirke Nord- und Südbayern sowie die Pfalz des Deutschen Cisenbahnerverbandes haben am Sonntag, den IS. Juli, als erste Organisation grundsätzlich zu dem Vorstoß der Bayerischen Volkspartei und der bekannten Broschüre Rothmeier, die bayerischen Bahnen wieder zurückzufordern, Stellung genommen. Auf der Konferenz waren die Ortsgruppen- leiter des Verbandes, Vertreter der Bezirksbetriebsräte wie des Hauptbetriebs- und Hauptbeamlenrates anwesend. Dazu waren die Bezirksleiter von Sachsen, Baden und Württemberg und bayerische Land- und Reichstagsabgeordnete auf Einladung erschienen. Ferner hatte auch der Hauptvorstand einen Vertreter entsandt. Nach einem eingehenden Referat des Bezirksleiters H o r l a ch« r wurde folgende Entschließung ohne Diskussion einstimmig angenommen: Die heute, den IS. Juli 1923, in Nürnberg versammelren Orts- gruppenleiter und Funktionäre, fowie Vertreter des Bezirks- und Hauptbeamtenrates der drei Bezirke Nord- und Südbayern, sowie der Pfalz des Deutschen Eisenbahnerverbandes nehmen Stellung zu dem Vorstoß der Bayerischen Volkspartei und der Denkschrift des Landtagsabgeordneten Rothmeier bezüglich der Rückforderung der bayerischen Eisenbahnen. DIx Konferenz kommt nach eingehender Beratung zu der Schluß- solgerung. daß weder von volkswirtschaftlichen, noch von p o l i- tischen, noch viel weniger aber vom Standpunkt des Personals aus eine Rückforderung der Dahnen notwendig oder vertretbar ist. Die Abtrennung der bayerischen Dahn von der Reichsbahn würde in jeder Hinsicht schädlich wirken. Soweit in volkswirtschaftlicher Beziehung, namentlich auf taris- lichem Gebiet, Aenderungen notwendig sind, kann und muß ihnen auch im Rahmen der Reichseisenbahnen Rechnung getragen werden. Dom politischen Standpunkt aus bettochtet die Konferenz den Vorstoß der Bayerischen Volkspartei als ein Glied in der Kette separatistischer Bestrebungen bayerischer Störer der Reichseinheit, die auf die Wiederaufrichtung der Man- a r ch i e in Bayern hinarbeiten. Die Konferenz steht einmütig aus dem Dodeu republikanischer Reichseinheit und sie tritt aus diesem Grunde jedem versuch, diese zu stören, mit aller Entschiedenheit entgegen. Vom Standpunkt des Personals aus betrachtet kommt die Konfe- renz zu der Schlußfolgerung, daß ein« bayerische Eisenbahnver- waltung dem Personal sicher auch nichts Besseres geboten hätte, als wie die Reichsverkehrsverwaltung. Das bayerische Personal hat die Schikanierung der Gewerkschaften durch die bayerische Regierung früherer Zeiten noch nicht vergessen. Es wird deshalb in seinem ureigensten Interesse dem geplanten Versuch, es wieder unter die Botmäßigkeit der Bayerischen Volks- parte! zu bringen, mit den schärfsten Mitteln entgegentreten. Roch eine Dischofsunterwerfunq. Der Bsschof I o o n i k i, der wegen seiner bonterrevolutionären Tätigkeit vor einiger Zeit in Je- katerinoslaw verhastet wurde, ist laut Verfügung des dortigen Staats- anwalts aus dem Gefängnis entlassen worden. Die Befreiung steht im Zusammenhang mit einem Schreiben des Bischofs, das er aus dem Gefängnis an die Behörden gerichtet hat, und in welchem er letztere versichert, daß er seine Tätigkeit in Zukunft gemäß den Gesetzen der Sojwctregierung ausüben wird, und daß er alle Ver- suche der inneren und äußeren Konterrevolution, die auf die Nieder- werfung der Sowjetmacht gerichtet sind, verurteilt. Sein Schrei'-en schließt der Bischof mit folgenden Worten:„Ich werde die tontcr- revolutionären Strömungen innerhalb der Geistlichkeit mtt aller Ent- schiedenheit bekämpfen, da ich-fest überzeugt bin, daß jede konterrevoluttonäre Handlung einen Schatten auf die Kirche wirft." die Badeanstalt besuchen: auch die unentbehrlichen Bücher vermöge er sich nur mit größter Mühe zu beschaffen. Angesichts dieser Lage bestehe die Gefahr, daß der heranreifende akademische Nachwuchs ein körperlich sieches Geschlecht und jedes Wertes für die kommunistische Führerschaft bar sein werde. Zudem bestünde noch die Befürchtung, daß die studentische Jugend infolge der erlittenen sozialen Unbill den Arbeitermassen entfremdet und einer inneren Umwandlung ent- gegengetrieben werden könnte. In der Werkstatt des Dustes. Die Blumenblüt« führt jetzt auch, wie alljährlich, die Zeit herauf, da man die Stoffe zur Bereitung der Parfüms erntet. Ein Mittelpunkt dieser Duftindustrie ist die kleine Stadt Grosse, die von Gärten umgeben ist, soweit das Auge sehen kann. All dies« Gärten sind erfüllt mit den oerschie- densten Blumen, und Hunderte von Frauen liegen in diesen Tagen der Arbeit des Blumenpflückens ob: Tag für Tag werden ganze Wagenladungen von Jasmin. Flieder. Rosen, Beil- chen, Orangenblüten, je nach der Jahreszeit, aus der Stille der Gärten in die Fabriken übergeführt. Bon großer Wichtigkeit bei der Bereitung der Parfüms ist es, daß der Duft aus der Blum« gezogen wird an dem Tage, an dem sie geschnitten rst. Schon der'nächste Tag wäre zu spät, der zarte Geruch wäre entflohen. Zehntausende Kilogramm« von jeder Blum« gelangen täglich in die Werkstätten des Duftes. Di« Behandlung ist bei den verschiedenen Blumen verschieden. Aber wie große Mengen verarbeitet werden, geht schon daraus hervor, daß 2900 Kilogramm Veilchen nötig sind, um ein«in- Ziges Kilogramm Be i l ch« n« s s« n z herzustellen. Manche Blumen werden dem Verfahren der Destillatton unterworfen: an- der« werden mit Alkohol behandelt. In manchen Fällen werden die Blumen vollkommen aufgelöst, die Blüten sorgfältig von den Stielen entfernt und in flache Glasschalen geworfen, die mit einer besonderen Art Fett ausgeschmiert sind. Dieses Fett zieht den Duft aus den Blüten: es wird nachher eine stark duftend« Pomade aus den Schalen entfernt, und mit Hilfe von Alkohol wird dann der Duft aus der Pomade in die richtig« Blumenessenz verwandelt. Wo verschiedene Blumenarten zur Herstellung eines Parfüms verwendet werden, ist das Verfahren noch komplizierter. Außer den einheimischen Blumen gelangen Schätze aller Well in die Werkstatt des Duftes. Bulgarien sendet Rosen- essenz, Sizilien das Bergamottenöl, die Burbo- Nischen Inseln spenden Geraniumessenz, und Manila die Cssenz von Ylang-Blang. Auch Tiere müssen zu der Dust- bereitung beitragen: die Moschusochsen aus Tibet liefern den Moschus, und das„A m b r a" stammt von dem Pottwal. Nicht nur bei den Weinen unterscheidet man gute und schlechte Jahrgänge, sondern auch bei den Parfüms, und bald liefert die ein«, bald die andere Bliyne in einer Saison feineren und stärkeren Duft als in der anderen. Nene Oelqucllen in Venezuela. Zwei besonder» ergiebige Oel- quellen sind in Las Flore» in Äaracaibo und in La Rosa in Venezuela entdeckt worden. Bei der letztgenannten Quelle brach daS Oel aus 500 Meter Tiefe mit solcher Gewalt hervor, daß der gesamte Bohrapparat heraus» geschleudert und die ganze Umgebung überschwemmt wurde. Mehrere Tag« lang sprudelle das Oel m«wer fast 100 Reter hohen Säule aus der Erde. Mehrheit für das belgische Militärgeseh. Der 92jährige in der Untergrund. Brüssel, 19. Juli.( WEB.) Die Kammer genehmigte mit Höflichkeit war nie meine Sache, wenigstens nicht das, was 76 gegen 69 Stimmen bei 8 Stimmenthaltungen den Artikel des man so nennt. Ich bekenne mich schuldig, manches Fräulein, tas Militärgesetzes, welcher eine Verlängerung der Dienst- bei ihrer nächtlichen Heimfahrt nach anstrengendem Amüsement verpflicht um zwei Monate während der Dauer der Ruhr- gebens mit Augenrollen um einen Sitzplatz flehte, auf ihren hohen besetzung vorfieht. Stöckelschuhen zappeln gelassen zu haben. Doch habe ich auch manchmal humane Anwandlungen, wenn Frauen mit Kindern sich Durch das Gedränge der Untergrundbahn zwängen und die TalmiGents aller Herren Länder entrüftet die Anwesenheit solchen Bertehrsballastes ignorieren. Der Senat nahm mit 74 gegen 55 Stimmen bei fünf Enthaltungen den Gefehentwurf über die Universität Gent an. Patrick Hastings als Verteidiger Deutscher. Condon, 19. Juli.( WIB.) Daily Chronicle" zufolge ift das Parlamentsmitglied Patrid Hastings gestern nach Deutschland abgereift, um die Verteidigung gefangener Deuffer vor franzöfifchen Kriegsgerichten zu übernehmen. Patrick Hastings ist einer der berühmtesten englischen Rechtsanwälte. Er ist Mitglied der Arbeiterpartei und als solches bei den letzten Unterhauswahlen als Arbeiterkandidat gewählt worden. Bekanntlich haben sich seinerzeit unsere französischen Genoffen Léon Blum, Jules Uhry und Audie Le Troqueur sofort zur Verfügung gestellt, um die Eisenbahnergewerkschaftsführer in Mainz, Roth, Becker und Genossen zu verteidigen. Leider waren ihre Bemühungen an der Sabotage der französischen Militärgerichtsbehörden gescheitert, die ihnen den Verhandlungstermin erst bekanntgaben, als das Urteil gefällt mar! Gemäßigte Töne des ,, Matin". Eine solche Art Höflichkeitsanwandlung war es, die mich veranlaßte, neulich auf der Untergrundbahn einem hochgewachsenen Greis Platz zu machen, von dem man wohl glauben mochte, daß er die Grenze der Sechzig überschritten hatte und daß seine Gesundheit habe. Grenzenlos verblüfft war sein Gesicht, als ich ihm meinen unter der Teuerung des Lebensbedarfes noch einen Stoß erhalten Blaz anbot.„ Das ist eine Wohltat," sagte er, und als ich abwinfte, wurte er gesprächig.„ Wenn man 92 Jahre alt ist, verträgt man das Stehen nicht mehr." Er erzählte mir, daß sein rechtes Auge erblindet, sein anderes getrübt sei. Da er sonst noch einen munteren Gindrud machte, wunderte ich mich darüber.„ Auch Eisen, das neunzig Jahre alt wird, rostet. 92 Jahre daß er mir sein Alter nannte, war der schönste Dant, den er für eine anspruchslose Gefälligkeit erstatten konnte. Wie wenige Menschen, die im Trubel der Großstadt leben, werden so alt. Und dieser hat in einem Alter, wo über Millionen andere fich längst der Rasen gebreitet hat, noch den ganzen Fluch einer aus Paris, 19. Juli.( Eca.) Der„ Matin" veröffentlicht auf seiner den Fugen gehenden Zeit erlebt. Mit dem Vermögen, das er vor ersten Seite eine Notiz über die Reparationsfrage, in der zweifel- bem Kriege besaß, hätte er glänzend leben und andere unterhalten ersten Seite eine Notiz über die Reparationsfrage, in der zweifel- können. los die Meinung maßgebender französischer Kreise zum Aus- fönnen. Heute sind seine zwei Millionen, die man einst großen druck kommt und in der man infolgedessen einen Versuch erblickt, Reichtum nannte, die farge Nahrung eines Monats. Er schritt in von dem man sich eine gewisse Einwirkung auf das englische die zehnte Defade seines Lebens, als er diese Zerstörung einer vielKabinett, vielleicht sogar noch auf die heute bevorstehende endgültige leicht mühevollen langjährigen Arbeit durchmachte. Mit 85 Jahren Formulierung des Entwurfs für eine gemeinsame Antwort der wird er noch in der Droschke oder im Auto durch Linten und TierAlliierten an Deutschland zu versprechen scheint. Diese Note be- garten gefahren sein. zeichnet es als ihren Zwed, zu prüfen, was einer allgemeinen Berständigung der Alliierten hinderlich zu sein scheint." DON dem Jahrzehnt seines Lebens jagt er Geschäften nach, die ihm helfen Heute sitzt er in der Untergrundbahn, dritter Klaffe. Im zehnten sollen, den Rest seiner Tage fümmerlich zu fristen. Verschlissen ist sein Gewand, weiß sein Haar... Warum ist das Brot so schlecht? Eine Erwiderung auf viele Zuschriften. Die Notiz beschäftigt sich zunächst: 1. mit dem Wunsch nach der Festsetzung einer Gesamtsumme für die deutsche Verschuldung und den Operationen zur Mobilisierung dieser Schulden. Der Matin" gibt als praktische Lösung dieser Frage an, im Augenblid sich nur mit denjenigen Summen zu befassen, die zum Wiederaufbau der zerstörten Gebiete unmittelbar notwendig sind, d. h. 26-30 Auf unseren Artikel Warum ist das Brot so schlecht?" sind Milliarden Goldmark für Frankreich und 4-5 Milliarden Gold- uns von verschiedenen Seiten Erwiderungen zugegangen, die sich mart für Belgien und die übrigen Geschädigten, wozu in der Form gegen den vermeintlichen Vorwurf wenden:„ Bei der Annahme eines ven Annuitäten die Ausgleichszahlung für die von England einwandfreien Materials" müssen die Broterzeuger schuld sein. Der gegenüber den Vereinigten Staaten zu leistende Jahressumme treten Nachdruck liegt in dem Worte Annahme. Daß die Ernte mürde. Auf diese Weise würde man in den ersten 10 bis 15 Jahren des vergangenen Jahres verregnet war, ist bekannt. Es ist aber zu einer Gesamtsumme von 35-40 Milliarden kommen. auch bekannt, daß der eine Bäder befferes Marten Des weiteren beschäftigt sich der„ Matin" mit der Frage der brot herstellt als der andere. Ob der einzelne fritischer bei Sachverständigenfommission und meint, der Abnahme des gelieferten Mehls ist, ob er bessere LagerungsmögAugenblick an, in dem die endgültige Bezahlung der deutschen Ber- lichkeiten und eine bessere Technik in der Verarbeitung hat, soll hier nicht weiter untersucht werden. Daß das Mehl von nicht guter schuldung um 10 oder 15 Jahre verschoben würde, könnte nicht die Qualität ist, davon haben wir uns selbst überzeugt. Rede davon sein, daß diese Sachverständigenkommission das Recht Der Kernpunkt der Frage ist: Wissen die Bäcker, daß eine große habe, die französische Forderung zu reduzieren. Schließlich befaßt Beunruhigung in den Kreisen des auf Markenbrot sich der„ Matin" mit den Garantien. England würde sich der angewiesenen Publikums besteht über das immer Mitteilung der Alliierten an Deutschland anschließen, daß die Fort- schlechter und unbekömmlichre werdende Brot und sehung des paffiven Widerstandes im Ruhrgebiet sowohl eine 2b. warum wenden sie sich, wenn sie das wissen, nicht an die Arbeiteränderung in der Form der Besetzung als auch eine Aussprache über presse, die doch das berufene Organ zur Aufklärung des Volkes ist. das Reparationsproblem unmöglich mache. Der Augenblick haben fie durch die Großkopitalisten- Preise alle Fühlung mit der fcheine nicht geeignet, um bereits jegt über eine rheinische breiten Maffe verloren? Es wäre gerade Aufgabe unserer Genossen aus den Bädereibetrieben, daß sie durch die fachmännische AufVerfassung zu beschließen, die die Sicherheit Frankreichs garan flärung versuchen, die Arbeiterschaft zu beruhigen. Daß aus einem tieren würde. Jedoch sei der Augenblick dafür geeignet, um Deutsch Mehl, das nichts taugt, fein gutes Brot werden kann, ist auch Nichtland dazu zu zwingen, sich der Wiederaufnahme einer eingehenden fachmännern bekannt. und wirksamen Kontrolle seiner Rüstungen zu unter- In spätestens drei Monaten haben wir auch auf dem Gebiete werfen, damit der gegenwärtige Zustand nicht andauere und das der Broterzeugung das von den Brgerlichen herbei Deutsche Reich sich widerstantslos auf den Krieg vorbereite. Bennente Spiel der freien Kräfte", und wir werden diele allgemeinen Gesichtspunkte in London in dem Begleitschreiben sehen, ob dann das Brot eine, seinem horrenden Preis entsprechende Güte haben wird. und den Entwürfen einer Antwort an Deutschland ermogen wür den, schließt der Matin", dann fönne man annehmen, daß nach genügenden eingehenden Unterhaltungen eine Einigung nicht ausgeschlossen sei. Der Matin" fügt hinzu, daß aufrichtige Ein geborener Hochstapler und Lügner. Freunde Frankreichs eine durchaus persönliche Zusammen= Betrügereien, Diebstähle und Schwindeleien lagen einer Anfunft zwischen Beincaré und Baldwin zu einer Unter- flage zugrunde, die vor der 1. Ferienstraffammer des Landgerichts I haltung über ihre Standpunkte vorgeschlagen hätten. " " Starker Eindruck der Wahl Johnsons Frontfurt, 19. Juli( MK.) Nach einem New Yorker Funt. spruch der„ Frankfurter Zeitung" hat der Sieg des Sozialisten Johnson, der mit einer Mehrheit von 90 000 Stimmen gegen den republikanischen Kandidaten in den Senat gewählt wurde, in der Deffentlichkeit einen starken Eindrud gemacht. Die Hauptursache sehen viele in der Unzufriedenheit der Farmer, die sich in dieser Weise äußerte. Manche Zeitungen fordern den Präsidenten Harding auf, fräftiger als bisher in die europäischen Birren einzugreifen, damit dadurch der Absah in den valutaschwachen Ländern, gebessert werde. 1, Der tschechoslowakische Militärattaché in Berlin, Oberst Hond ist im Hotelzimmer in Paris, wo er auf Urlaub meilte, tot auf: gefunden worden. Für die Annahme eines Selbstmordes oder Berbrechens liegen Gründe nicht vor. Der französische Senator De Monzie tritt am 21. Juli eine Studienreise nach Rußland an; er ist wiederholt als fünftiger Botschafter Frankreichs bei der Sowjetrepublik genannt worden. 1 holländischer Gulden Devisenkurse. 1 argentinische Papier- Bejo 1 belgischer Frant. 1 norwegische Krone 1 dänische Krone. 1 schwedische Krone 1 finnische Mark 1 japanischer Jen 1 italienische Lire 1 Pfund Sterling 1 Dollar 1 französischer Frant • 1 brasilianischer Milreis 1 Schweizer Frant. 1 spanische Peseta 100 österr. Stronen( abgeft.) 1 tschechische Krone 1 ungarische Krone 1 bulgarische Lewa 1 jugoslawischer Dinar 19. Juli Käufer- Berkäufer ( Geld-)( Brief-) Kurs Kurs 17. Juli Räufer Berkäufer ( Geld-)( Brief-) Kurs Kurs 8538685814.85886.85814. 74812-50 75187.50 74812.50 75887.50 10578-50 10626.50 10573.50 10626.50 3551185689.35689,-85511.38304- 38496.- 88304. 38496.5785558145.- 57855. 58145.5985- 6015.- 5985.- 6015.105735.- 106265.9396.50 9383.50 9385.50 9383.50 997500.- 1002500.- 997500,-1002500.217455.- 218545.- 217455.- 218545.31122.23142.37905.28258.38095.Auf der Bahn des Verbrechens. stellten aber feft, daß er einen Teil an eine Auftaufsstelle hereits verkauft hatte. Den Rest entdeckten sie in der Wohnung seine Geliebten, wo der Einbrecher ihn ohne Wissen des Mädchens unter dem abgeschraubten Klosettbedel versteckt hatte. Beute wurde für den Bestohlenen beschlagnahmt. Maßlose Uebertreibungen. Die Aus Friedrichshagen wird uns mitgeteilt, daß dort Gerüchte zirkulieren, wonach bei dem furchtbaren Sturm am letzten Sonntag mehr als 40 Personen im Müggelsee ertrunten seien; annähernd 20 Tote seien in den letzten Tagen in Rahnsdorf angeschwemmt worden. Wir haben uns bei dem Polizeirenier in Friedrichs= hagen nach der wirklichen Zahl der als tot bzw. ver. mit Gemeldeten erkundigt. Danach hat das Gerücht, wie lo den angeblich bei Rahnsdorf gelandeten Leichen ist nich is be oft in solchen Fällen, wieder einmal maßlos übertrieben. Es sind im ganzen fünf Tote und fünf Vermißte gemeldet. Von tannt. Selbst wenn man annimmt, daß nicht alle Vermisten gemeldet sind, kann doch nicht die oben genannte Bahl erreicht werden. Immerhin sind auch 10 Tote und Vermißte für einen Sonntag auf einem einzigen See in der Umgebung Berlins reichlich viel. Anlaß zu diesen übertriebenen Gerüchten hat zweifellos die große Zahl von Bootsunfällen gegeben, von denen der größte Teil glücklicherweise noch glimpflich verlaufen ist. Försters Freude"! Zu den Ausführungen in Nr. 330 schreibt uns ein Leser: ,, Es wird Sie interessieren, daß es sich im vorliegenden Falle nicht um staatliche Förster handelt, sondern um Förster der Stadtgemeinde Berlin. Die Rüdnizer Forst gehört nämlich zusammen mit der Albertshofer Gemarfung der Stadt Berlin. Die Stadt Berlin beschäftigt dort zwei Forstbeamte. Meines Erachtens ist es Pflicht des Magistrats Berlin, sich des Falles ganz energisch anzunehmen. Reinesfalls haben die Bernauer Forstbeamten das Recht, die gesammelten Pilze oder Beeren zu zertrampeln. Was der fleinen Stadtgemeinde Bernau möglich ist, durchzuführen, wird doch hoffentlich auch der Magistrat Beriin tönnen, nämlich seinen Forstbeamten ben Schliff beizubringen, der zur Ausübung ihres Amts notwendig ist, oder sie davonzujagen!" So iff's recht! Gegen 11 Uhr nachts wurde der Dreher Paul Geride aus der Warschauer Str. 62 in der Viktoriastrage in Lankwig von zwei Männern überfallen. Als Geride sich energisch zur Wehr fezte, ergriffen die beiden Straßenräuber die Flucht. Sie wurden von G., mehreren Baffanten und zwei Reichswebrsoldaten verfolgt, doch gelang es nur, einen der Burschen festzunehmen. Er wurde zur Wache geführt und hier als der 39 Jahre alte Werkzeugmacher Fris Ringer aus der Gabelsbergerstr. 42 in Wilmersdorf festgestellt. Kolonne Rajch. Im ,, Vorwärts" Nr. 275 vom 15. Juni hatten wir über eine Falschmünzergesellschaft berichtet. Der Verteidiger des Angeklagten Rasch, Rechtsanwalt Dr. Siegfried Aron, sendet uns eine Berichtigung, die sich auf die politische Betätigung seines Mandanten bezieht. Er schreibt:„ Obwohl mein Mandant es für feine Unehre hält, zu dem Matrosenführer Dorenbach in Beziehungen gestanden zu haben, ist die Behauptung, das Friz Rasch zu Dorenbach irgendwelche Beziehungen gehabt hat, richtig. Friz Rasch hat Dorenbach persönlich überhaupt nicht gefannt. Friz Rasch war ferner niemals Verhandlungsmann zwischen Eichhorn und der KPD. Von dem Ausbruch der Revolution an bis zum heutigen Tage hat mein Mandant weder persönlich noch schriftlich mit Eichhorn zu tun gehabt. LIIT= Herr Frizz Rasch war niemals Delegierter der KPD. für irgendeinen Kongreß der 3. Internationale. Zur Zeit des Kongresses der 3. Internationale befand sich mein Mandant in Deutschland. Geit 1919 ist Herr Friz Rasch nicht mehr Mitglied der KBD., sondern gehört der KARD. an. Neue amtliche Wanderfarte des Sauerlandes im Maßstab 1:75 000. Die Landesaufnahme hat eine neue Razte des Sauerlandes herausgebracht. Sie wird den ungeteilten Beifall aller Tou. risten, besonders der mandernden Jugend finden. Von den 10 Blättern des ganzen Kartenwerks find bisher 6 erschienen, und zwar die Blätter: 1. Elberfeld, 2. Iserlohn, 3. Arnsberg, 4. Brilon, 6.Attendorn und 7. Berleburg. Die Blätter 5. Lüden scheid, 8. Waldbröl, 9. Eiegen und 10. Marburg werden demnächst erscheinen. Die Karte ist in drei Farben ausgeführt: Grundriß schwarz, Gewässer blau. Gelände in braunen Bergstrichen. Die Orte, in denen sich Jugendherbergen befinden, sind blau unterstrichen. Der Grundpreis des einzelnen Kartenblattes beträgt 1,20 m.; die Schlüsselzahl ist vom 15. bis 31. Juli 6000. Die Karte ist in allen Buchhandlungen zu haben. Amtliche Hauptvertriebsstelle ist die Berlagsbuchhandlung R. Eisenschmidt, Berlin NM. 7, Dorotheenstraße 60. gegen den Kaufmann Wilhelm Noppstod zur Verhandlung gefangte. Roppstod, der aus guter Familie stammt, befindet sich schon feit frühester Jugend auf der Bahn des Verbrechens und hat bereits mit 16 Jahren als Gymnasiast in GoldwarenEine Arbeiterausstellung mit eigener Note wird heute in der geschäften Uhren und Ringe gestohlen. Obwohl ihm damals Schule Sonnenburger Str. 20 anläßlich der ArbeitersportBewährungsfrist eingeräumt worden war, hat er bald darauf neue woche des Bezirkskartells Prenzlauer Berg eröffnet. Die Ausstellung strafbare handlungen begangen. Er ist von den verschiedensten umfaßt: Naturwissenschaft, das Wandern, Naturschutz, Berg- und Gerichten Deutschlands megen Diebstahls, ehlerei, Unter Wintersport, Touristenheime, gute Bücher, Nie wieder Krieg, Volksschlagung und schwerer Urkundenfälschung verurteilt gesundheit, heimatliche Photographie, Alkoholfrage, Erste Hilfe. worden. Jeßt stand er wieder wegen nicht weniger als 10 straf- Aussteller find: der Touristenverein„ Die Naturfreunde", Arbeiterbaren Handlungen vor Gericht. Nachdem Noppstod feine letzte Ge- abstinentenbund und Verband für Bolksgesundheit. Bis einschließ fängnisstrafe verbüßt hatte, suchte er das Asyl für Obdachlose auf, lich 26. Juli ist diese Ausstellung täglich von 6 bis 9½ Uhr nach gab sich für einen schwer verwundeten Fliegeroffizier aus mittags geöffnet. Eintritt frei. Der Besuch ist allen Genossen zu und vermochte einen Landarbeiter unter dem Vorgeben, daß er mit empfehlen. ihm viel Geld verdienen könne, zur Hergabe seiner Sachen zu ver leiten. Mit den Sachen verschwand. Noppstock alsbald. Er ist dann nach einiger Zeit als Dr. med. Höppner aufgetaucht. Durch seine Schwindeleien hatte er es verstanden, sich wieder große Geldmittel zu verschaffen, die es ihm ermöglichten, elegant aufzutreten. In der Quäftur der Universität stahl er das Anmeldebuch eines StuEisenbahnunglüd. Am 17. Juli 4 Uhr früh fuhr im Bahnhof denten und setzte in dasselbe den Namen Joachim Eugen Leine- Reificht der Strede Breslau- Berlin der Gilgüterzug 6202, vermeber. Unter diesem Namen hatte der Angeklagte schon früher mutlich infolge Ueberfahrens des Einfahrtssignals, auf den auf häufig Betrügereien begangen. Jetzt trat er als Dr. med. von Gleis I stehenden Güterzug 5814 auf. Achtzehn Wagen Leineweber auf. Im Zirkus Busch nahm er an einer gestürzten wurden start beschädigt. Ein Wiehbegleiter und Reiterin eine Untersuchung vor. Auch den Sohn seines Wirtes ein Schaffner wurden leicht verlegt. Der Personenzug brachte er zu einer Untersuchung nach dem hygienischen Institut und verkehr in der Richtung Liegniß erlitt gar keine Verspätung, in der gab diefem in Abwesenheit eines ihm bekannten foreanischen Richtung Sagan eine solche von 30 Minuten. Im übrigen wird Arztes Einsprißungen mit Alkohol. Das Vertrauen, das er bei Der Meinekesche Männerchor Berlin 1900( M. d. DASB.) veranstaltet am Freitag, den 20. Juli, abends 7%, Uhr, ein öffentliches, unentgeltliches Botalfonzert auf dem Brunnenplak vor dem Amtsgericht. Zum Bortrag kommen Kunst- und Bolkslieder. Der größte deutsche Dampfer. Der auf der Schichau- Werft in Danzig für den Norddeutschen Lloyd in Bau befindliche und nunmehr vor der Bollendung stehende Dampfer Kolumbus wird seine liegen aus Deutschland und Amerifa zahlreiche Anfragen für die erste Fahrt dieses größten deutschen Handelsdampfers vor. feinem Wirt als angeblicher Arzt genoß, benutzte er, um diesem der Betrieb durch Umleiten im Bahnhof Reisicht aufrechterhalten. mehrere Goldstücke abzuschwindeln, die er angeblich günstig vertaufen könnte. Nachdem er auch aus einem Schrank allerlei gestohlen hatte, verschwand er. Der auf Antrag des Verteidigers Dr. Kremm geladene Medizinalrat Dr. Thiele bezeichnete den Angeklagten erste Ausreise nach Amerita am 11. Oftober antreten. Schon jetzt als einen geborenen Hochstapler und frankhaffen Lügner. Es handele sich um einen Grenzfall der Unzu rechnungsfähigkeit.§ 51 treffe aber auf den Angeklagten nicht zu. Das Gericht verurteilte oppstod zu zwei Jahren Gefängnis. Gegen den Angeklagten schweben noch weitere Anflagen sowohl in Berlin als auch beim Landgericht in Stuttgart. Der Silberschat im W.C. Groß- Berliner Parteinachrichten. 13. Kreis, Tempelhof, Mariendorf, Marienfelde und Lichtenrade. Die Partet. genoffen werden gebeten, die für die aus Anlaß des Sommerfestes am Sonntag, ben 29. Juli, im Birkenwäldchen, Tempelhof, Manteuffelstr. 12, stattfindende Ver losung bestimmten Spenden an Gelds und Sachwerten( Bücher, fleine Kunst und Gebrauchsgegenstände, Nahrungs- und Genußmittel usw.) beim Feftausschuß und den unten genannten Genoffen abzugeben. Tempelhof: Adolf Bielschowity, Raiser- Wilhelm- Str. 21. Mariendorf: Nit. Schwarz, Rathausftr. 98. Marienfelde: Emil Sönice, Berliner Straße 47. Lichtenrade: Hermann Nitsch, Alte Schule, Dorfstraße. Abt. Heute, Freitag, abends 8 Uhr: Gehr wichtige Funktionärversammlung bei Hübner, Wilsnader Str. 34. Bei einem Forstmeister in der Provinz wurde fürzlich eingebrochen und für 80 millionen Tafelfilber gestohlen. Auch 12768.- 12882.- 12768.- 12832.- die hiesige Kriminalpolizei wurde davon benachrichtigt. Sie ermit. telte den Täter in einem 24 Jahre alten jungen Mann, der in Be37907. 38095. ziehungen zu einer früheren Hausangestellten des Forstmeisters 9. 31278.- 31122.81278.- stand. Der junge Mann hatte seine Geliebte in deren Stellung 311.22 312.78 311.22 312.78 öfter befucht und zufällig bei einer Geburtstagsfeier in der Familie 121. Abt. Am Sonntag, den 22. Juli, findet unser Sommerfest im Jägerheim, Rauls. 6503.50 6536.50 6503,50 6536.50 auch den Silberschatz gesehen. Er hatte daraufhin, ohne daß seine 24.96 25.07 24.93 25.07 Geliebte es ahnte, die Gelegenheit zu dem Einbruch ausgefund: 137. Abt., Reinickendorf- Oft. Heute Freitag, abends 8 Uhr: Funktionärkonferenz im 1995.- 2005.- 1995.- 2005.- schaftet und dann das Silber nach Berlin gebracht. Eine 2354.- 2366.- 2354. 2366.- Hausfuchung bei dem Verhafteten blieb erfolglos. Die Beamten dorf Güd, statt. Die Genossen mit Familien treffen sich um 2 Uhr am Bahnhof. Seebad. Die in den Bezirken gewählten Mitglieder der kommunalen Kom mission müssen ebenfalls erscheinen. Jeder Bezirk muß wegen der am Sonntag und Montag ftattfindenden Wahl vertreten sein. . tuffton wurde von den Rommunisten recht scharfe Kritif geübt. Bor[ band( Seffion 7 des Deutschen Berkehrsbundes), Berlin W., Band Gewerkschaftsbewegung Schluß der Versammlung machte Bolenste u. a. noch Mitteilung reuther Str. 31, und Engelufer 24/25, 3immer 26, gegen Mitglieds. Um den wertbeständigen Lohn. In einem großzügig angelegten Vortrag behandelte Dr. Kucharsti vom ADGB. gestern abend im Gewerkschaftshause in einer gemeinsamen Plenarversammlung der Delegierten der Gemertschaftskommission und des AFA- Bundes das Problem der Wertbeständigmachung des Lohnes. Der Redner beleuchtete recht anschaulich die Ursachen unserer jezigen ungebeuren Preisentwidlung vom wirtschaftspolitischen Standpunkt aus. Ein rechtes Verstehen der viclgestaltigen Dinge sei nur möglich, menn man die Weltwirtschaftslage in Betracht ziehe, weil ja die nationalen Wirtschaftskörper immer international ineinander greifen. Die Weltproduktion sei um etwa 25 bis 30 Broz. gegenüber der Borfriegszeit zurückgeblieben. Demgegenüber stehe auch eine bedeutende Verkleinerung des Verbrauchs. Der deutschen Wirtschaft sei es gelungen, die Produktion so in die Höhe zu bringen, daß sie den Stand von Anfang 1914 fast wieder erreicht habe. Das Gerede vom 3ehren von der Substanz der Wirtschaft müsse darum als ein großer Schwindel bezeichnet werden. Gefunken sei tie Lohnquote, wäh rend sich Ein- und Ausfuhrüberschuß im Jahre 1922 ungefähr die Wage hielten. Wenn, wie beispielsweise im Dezember ver gangenen Jahres, die Einnahmen des Reiches nur noch ein Biertel des Bedarfs betrugen und man das Manto durch vermehrten Notendruck zu beheben suche, so beteute das nichts weiter als eine ungeheure Verschlechterung unserer Finanzlage. Zu dem fatastrophalen Berfall der Mart trage sehr wesentlich die Steuerbrüdebergerei ber Befikenben in Papiers bei. Schon seit langem fei eine Flucht vor der Papier mart zu verzeichnen. Auf dem Barenmarkt sei die Goldmartberechnung fast überall eingeführt und der Geld- und Kreditmartt gehe neuerdings die gleichen Bege. Eine Ausnahme mache in dieser Beziehung nur die Reichsbank, die immer noch Kredite zu dem äußerst geringen Diskontsag von 18 Broz. gewähre. Dadurch werde die Martbaisse finanziert und die Inflation begünstigt. Notwendig sei mehr denn je eine allgemeine Rüdfehr zur Goldmartberechnung, so vor allen Dingen auch bei den Steuern. Bei den bisherigen Lohnkämpfen war es nicht möglich, die Löhne auch nur annähernd der rapide fort schreitenden Teuerung anzupassen. Daher der Kampf der Gemertlage für einen Reallohn betrachtet der Redner den Klein schaften um einen wertbeständigen Lohn. Als beste Grund handels- oder sogenannten Leuerungsinder, weil dieser in der nächsten Zeit den sichersten Maßstab für die Teuerung barftelle. Eine Gefundungstrije müßten wir unter allen Umständen überwinden. Eine Rüdfehr zur Goldmarfrechnung fönne nur den guten Erfolg zeitigen, daß die großen Unternehmen dann mehr als bisher ihren Einfluß dahin geltend zu machen suchen, den Kurs des Dollars möglichst niedrig zu halten. Sehr wünschenswert wäre es, wenn die Gewerkschaften in Zukunft sich auch anderen Arbeiten widmen fönnten, während in der letzten Zeit fast alle Kräfte für die fortwährenden Lohnverhandlungen in Anspruch genommen wurden. Inwieweit man den Reallohn zu heben in der Lage sei, hänge allerdings nach wie vor von der Machtposition der Arbeitnehmer ab. Die Gewerf schaften müssen in diesem Kampfe bewußt die Führung übernehmen. Die Debatte bewegte fich einheitlich im Sinne des Bortrages. Auch die Kommunisten teilten die Auf faffung des Redners, was hier im Intereffe objektiver Be richterstattung besonders festgestellt sei. Wertbeständige Löhne und Gemeindearbeiter. Mit der seit einiger Zeit afuten Frage der Herbeifüh rung mertbeständiger Löhne beschäftigte fich eine am Dienstag abend im Gewerkschaftshause abgehaltene sehr gut be fuchte Funktionärversammlung des Verbandes der Gemeinde und Staatsarbeiter. Polenste berichtete zunächst über die Vor. gänge in den städtischen Krantenhäusern. Geit langem beabsichtige die Stadtverwaltung die geteilte Arbeitszeit für das Pflegepersonal einzuführen, wodurch eine indirekte Umgehung des Achtstundentages eintreten würde. Teilweise sei es jezt fogar wegen dieser Differenzen zu Entlassungen getommen. Hierzu fei jedoch die Zustimmung des Gesamtbetriebsrates nich eingeholt worten, weshalb alle Maßnahmen rechts unwirtjam feien. Es ist deshalb der Schlichtungsausschuß angerufen worden. Eine Resolution, welche dem Magistrat megen der ergriffenen Maßnahmen die schärffte Mißbilligung ausfpricht und die Zurücknahme der bereits erfolgten Ründigungen fordert, murde ein. stimmig angenommen. leber die Verhandlungen der Spikenorganisationen mit der Reichs- und Staatsregierung zur erbeiführung wert beständiger Löhne berichtete Scharla u. Der Redner ging davon aus, daß es erst einiger Mühe bedurft hätte, um die Ansichten der verschiedenen Gemertschaftsrichtungen zu einem den Regierungen gegenüber vertretbaren einheitlichen Antrag zu formen. von einem Antrag an die Stadt Berlin auf Gewährung eines Bes ausweis zu haben. trages zur Beschaffung von Kohlen. Bater, Lichtenberg, Hauptstr. 90, Branchenversammlung für die Maschiniſten und seizer der chemischen Industrie. Bericht von der Lohnverhandlung. Pflicht eines jeden dienstfreien Kollegen ist es, pünktlich zu erscheinen. Die Branchenleitnug. Zentralverband der Maschinisten and Seizer. Morgen, Freitag, 5 Uhr, bei Das Ortstartell Berlin des AfA- Bundes macht bekannt: Bon jezt ab mezden Tarifangelegenheiten, gleichviel welcher Art, nicht Der laufende Wochenlohn in der Holzindustrie. mehr durch uns bearbeitet, sondern durch die in Betracht kommenDas jüngste Lohnabfomen in der Holzindustrie galt bis zum den AfA- Gewerkschaften, die sich, soweit es sich um gemeinsame 14. Juli. Die neuen Verhandlugen zur Lohnregelung für die Woche Tarife handelt, zu besonderen Tariffartellen unter Federführung vom 16. bis 21. Juli ergaben einen Stundenlohn von 18 570 m. eines hierzu bestimmten Berbandes zufammengeschlossen haben. Gestern abend waren die Vertrauensmänner und Betriebsräte der Die AfA- Mitglieder und AfA- Funktionäre wollen sich in Larifdem Reichsmanteltarif unterstehenden Betriebe auf Einladung der angelegenheiten von jetzt ab also nicht mehr an uns, fondern an Berwaltungsstelle Berlin des Deutschen Holzarbeiterverbandes bei ihre Gewerkschaften wenden. Aliem in der Hasenheide zahlreich versammelt, um zu dieser neuen Lohnregelung Stellung zu nehmen. Bevollmächtigter Böse be richtete über den Verhandlungsgang. Auf Grund sorgsamer Berech nungen reichte die Ortsverwaltung bei den Arbeitgebern eine Forde rung ein, die auf 20 000 m. lautete. Und zwar sollten die 20 000 nächst eine Zulage von 43 Proz, was Mart nur für die laufende Woche gelten. Die Arbeitgeber boten zueinem Stundenlohn von 12 214 m. gleichläme. Bei den Verhandlungen spielten sich wieder die bekannten Dinge ab. Die Arbeitgeber beriefen sich darauf, daß andere Industriegruppen nach der neuen Lohnregelung nicht so viel verdienten wie die in der Holzindustrie beschäftigten Arbeiter. Am Dienstag fonnten die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen werden, da die Berhandlungskommission das bis dahin erzielte Ergebnis von 18 320 m. nidyt annehmen fonnte. Am Mittwoch gelang es dann, eine weitere Aufbesserung zu erwirken, so daß der Lohn fich auf 18 570 m. erhöht. Die Ortsverwaltung empfahl die Annahme dieses Abkommens. Wirtschaft Ehrlicher Lohn und Betriebskalkulation. beständigen Lohnes auf die Betriebsfaltulation macht Direktor Wertvolle Ausführungen zu der Frage des Einflusses des wert. Hans Martin im Berliner Lageblatt. Er weist darauf hin, daß der Lohn in der Betriebsfaltulation nicht den mertbeständigen Faktor darstellt wie bisher. In der Diskussion wurde darüber Klage geführt, daß das Papie:- Man talutuliert z. B. den Materialanteil für einen geld, das man am Wochenende ausbezahlt bekomme, lange nicht ge- Motor zu dem Materialpreis, wie er fich für Kupfer oder Baum= müge, um auch nur die notwendigsten Bedarfsartikel einzukaufen. wolle am Tage der Kosten errechnung auf Grund der amtlichen NoAuch forderten einzelne Diskussionsredner den Kampf. Nach einem tierungen ergibt, für die Kalkulation des Lohnanteils verwendet man furzen Schlußwort Böses, worin der Referent auf verschiedene ta aber Zahlen, die acht Tage und mehr hinter der Wertbeständigkeit der Diskussion behandelte Dinge einging, und dabei gleichzeitig un- des Materialanteils zurüdliegen. Hieraus resultieren dann Nach= berechtigte Angriffe abwehrte, nahmen die Versammelten das forderungen der Arbeitnehmer, die für die folgende Selbstneue Lohnablommen mit Mehrheit an. toftenberechnung des Arbeitgebers den Generaliensatz( den Satz für Generaluntoften) unnatürlich hochtreiben und in ben Kreisen der Arbeitnehmer sich in unzufriedenheit und legten Endes in einem Streit auswirken. * stehenden Tariflöhne erhöhen sich für die Woche vom 15. bis 21. Juli Hierzu wird noch mitgeteilt: Sämtliche am 14. Juli 1923 be, um 52 Broz, so daß der Durchschnittstariflohn eines Facharbeiters über 22 Jahre 18 570 m. beträgt. Die wird der Tert des 16. Lohnabkommens finngemäß für das 18. 2ohn Montagsäke erhöhen sich um den gleichen Prozentsatz. Im übrigen Für die Arbeitnehmer: Karl Boese. Für die Arbeitgeber: Theodor Baeth. abtommen übernommen. Durch dieses Nachhinten tommt es dann auch vor, daß wir bei dem Vergleich unserer heutigen Lages selbsttoften zu denjenigen norwird gewiffermaßen zum Spetulations objekt des Han maler Zeiten feststellen: Wir verschleudern unsere Waren. Der nicht wertbeständige Lohnanteil unserer Selbsttostenermittelung dels. Durch den heutigen Zustand des faufschwachen Lohnes werden die Preise für die Artikel des täglichen Bedarfs vom Handel diftiert, während ein aufträftiger Lohn den Handel zum Der Herrenstandpunkt bei der Reichspoftverwaltung. Angebot drängt. Hier fann Abhilfe geschaffen werden dadurch, Die Allgemeine Deutsche Postgewerkschaft, Bezirk Berlin, wollte daß man bei eintretender Martentwertung oder verbesserung den in Fragen im Interesse ihrer Mitglieder bei dem Herrn Präsi- Lohnanteil in demselben Berhältnis wie den Materialanteil der denten der Oberpostdirektion Berlin vorstellig werden. Geldentwertung oder verbesserung anpaßt. Dann holen wir mit Der Herr ließ durch seinen Borzimmerbeamten den Organisations- einem Male den Rückstand auf und sind an der Wertbeständigkeit vertretern, die hier in Berlin Tausende von Mitgliedern vertreten, angelangt. mitteilen, daß er es aus grundsäglichen Erwägungen Setzt also eine Firma oder ein Arbeitgeberverband heute infolge ablehnt, mit den Bertretern der Allgemeinen der Geldentwertung oder verbesserung, die jeweils an der EdelDeutschen Postgewertschaft zu verhandeln. Die valuta und der Wettbewerbsfähigkeit gemessen werden, den VerkaufsOrganisationsvertreter wollten nun die grundsäglichen Erwägungen preis neu fest, so wird in diesen Grenzen der Lohn ebenfalls heute des Herrn Präsidenten erfahren; jedoch gelang dies nicht. Sollten entsprechend geregelt. Wir haben also mit dem wertbes die grundsäglichen Erwägungen des Leiters der Oberpoftdirektion ständigen Bertaufspreis den wertbeständigen Berlin darin bestehen, daß ihm die Allgemeine Deutsche Postgewerk- 2ohn. Bei den Verkaufspreisfeftfegungen könnten dann jeweils schaft, die auf dem Boden der freien Gewerkschaften steht und in die Arbeitnehmervertreter mit herangezogen werden, so daß nach energischer Weise versucht, die Intereffen ihrer Mitglieder zu ver- trägliche Sonderverhandlungen zwischen Arbeitgeber und Arbeit treten, nicht genehm ist? Das notwendige Auftreten unserer Ge- nehmer ausgeschaltet würden." wertschaft past ja einigen Herren nicht; bie Organisation wird sich aber auch ohne diese Beamten, die vom nichtverstandenen Herren ftandpunkte aus versuchen, alles in ihrem Sinne zu regeln, Gehör verschaffen. " Zwecks Ausnutzung billiger Arbeitskräfte". Sinn und 3med der tapitalistischen Produktionsweise ist der Brofit, die Erzielung von Mehrwert, die Ausnutzung billiger Ar beitsträfte. Die Unternehmer suchen diese Tatsache gewöhnlich zu bemäntein, weil sie etwas brutal flingt, toch wo es der Zwed erheischt, fprechen fie fie auch unverblümt aus, wie die folgende Chiffre- Anzeige im B. T." am 15. Juli zeigt: Kleine Mafchinen- Fabrit mit Eisengießerei und Elettromat.- Widebet, sucht Berbindung mit größerer Maschinenfabrit zweds Aus. nugung billiger Arbeitsträfte u. großer Räumlichkeiten. Den Ort, wo die besonders billigen Arbeitsträfte zu finden sind, verrät der betreffende Unternehmer leider nicht. Das ist sein Geschäftsgeheimnis. Zum Leberarbeiter- Induftrieverband". Bon Bedeutung sei es, daß diesmal der Reichsfinanzminister In Nr. 328 des„ Borwärts gaben wir in dieser Frage die Dr. Hermes und Staatssekretär Schröder an den Beratungen Stellungnahme der Lederarbeiter- Zeitung" wieder. Die„ Sattteilgenommen haben. Die Gewerkschaftsvertreter forderten grund- ler, Tapezierer und Bortefeuiller- 3eitung säglich, die Lohnhöhe nach dem allwöchentlich zu errechnenden Inder führt hierzu in ihrer jüngsten Ausgabe, Nr. 28, aus, daß diese zu bemessen. Außerdem beantragte man eine Geldentwer Stellungnahme der Lederarbeiter- Zeitung" auf Grund einer irrigen fungszulage und einen anderen Zahlungsmodus für die An- Auffassung erfolgt ist. Der tatsächlich gefaßte Beschluß gehe dahin, gestellten. Damit glaubt man eine Grundlage für den Real- daß der Borstand des Sattler- usw. Verbandes mit den in Betracht Lohn geschaffen zu haben, den es dann weiter zu heben gilt. Bon kommenden Verbänden der Lederindustrie in Unterhandlungen treten Regierungsseite wurden verschiedene Einwände geltend gemacht. muß und daß die endgültige Entscheidung über das Schicksal des Diefe Bereinbarungen sollen nur auf alle in Gfaat und Gemeinden iezigen Sattler, Tapezierer und Portefeuiller Berbandes den MitBediensteten Anwendung finden. Eine endgültige Erklärung der gliedern durch Urabftimmung vorbehalten bleibt. Mag fich die Regierungen steht noch aus. Bolenste verbreitete sich dann Mehrheit entscheiden wie sie will, wir haben uns zu fügen." über die ebenfalls noch nicht zum Abschluß gefommenen Berhand- Weiter wird ausgeführt, daß es sich darum handle, ob zu lungen mit dem Berliner Magistrat über die Einführung nächst überhauptverschmolzen werden soll und muß. mertbeständiger Löhne. Der Lohn soll immer möglichst In zweiter Linie, ob mit den Lederarbeitern allein, schnell zur Auszahlung gelangen, wobei allerdings einige technische oder auch zugleich mit den Schuhmachern." Schwierigkeiten zu beachten find. Eine von der großen Tariffommiffion vorgelegte Entschließung, melche mir die Er. Es ist unbedingt zutreffend, daß die Niedrighaltung der Löhne eine Barenverschleuderung zur Folge hat und die Speku Tation begünstigt und es ist auch richtig, wenn der Verfasser des Artikels darauf hinweist, daß mit der Einführung des wertbestän digen Lohnes eine größere Rauftraft der breiten Maffe herbeigeführt und ein gesunder Wettbewerb geschaffen werden würde. Der Wett. bewerb aber ist in der kapitalistischen Wirtschaft der einzige regulierende Fattor; er wurde in der Zeit der Geldentregulierende Faktor; er wurde in der Zeit der Geldentwertung von dem Monopol der Sachwert befizer abgelöst und hat zu den unehrlichen Wirtschaftsverhältnissen geführt, die mir heute verzeichen. Aus diesem wirtschaftspolitischen Grunde ift die allgemeine Einführung wertbeständiger Löhne eine notwendige Borbedingung der Gesundung der Produktion. Der Direktor der AEG., Dr. Felir Deutsch, der sich gegenwärtig in London befindet, hat der Preffe eine Erflärung abgegeben, worin gesagt wird, daß, noch bevor der Krieg beendet wurde, die weit blickenden Industriekapitäne vorausgefagt hätten, daß nach dem Kriege die Geschäfte einen guten Aufschwung nehmen würden. Diese Prophezeiung habe sich bisher nicht erfüllt, weil der Bersailler Vertrag den Boden zur Untätigkeit und Unsicher heit in Europa gelegt habe. Dies hindere aber niemand daran, daß große Arbeiten erfüllt werden könnten, sobald in Europa die Sicherheit und Ruhe wiederhergestellt fet. In Frankreich, Deutschland und Stalien feien große Gleftrifierungsarbeiten möglich, die nicht nur vernünftig wären, sondern auch Gewinn abwerfen würden. In diesen Ländern seien die Eisenbahnen noch nicht elektrifiert. Ferner seien in London in den nächsten Jahrzehnten ungeheure Arbeiten auf dem Gebiet der Elektrizität möglich. Der größte Teil der Finanzwelt sei bereit, die nötigen Kapitalien für diese Arbeiten aufzubringen, aber nur, wenn die Ruhe in Europa wiederher gestellt sei. Große Bermögenssteuer in Polen. Nach dem neuen polnischen Geseg über die Vermögenssteuer werden in den nächsten fünf Jahren und zwar angefangen vom Jahre 1924 bis zum Jahre 1928, in zehn Halbjahren einmalige Bermögenssteuern erhoben, deren Gesamtsumme eine milliarde Goldfranten erreichen soll. Berantwortlich füte Bolitik: Bietor Schiff, Berlin; Wirtschaft: Artur Saternus, reichung eines Friedensreallohnes als zweckmäßig ansieht, Für die Hausangestellten in Geschäfts- und Industriehäusern Friedrichshagen: Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner, Berlin: Feuilleton: purde mit großer Mehrheit angenommen, besgleichen ein Zu- murden durch Schiedsspruch des Schlichtungsausschusses Groß- Berlin Dr. John Schilomsti, Charlottenburg; totales und Sonstiges: Frik Karstadt, Berlin- Wilmersdorf; Anzeigen: Th. Glode, Berlin. fazantrag, betreffend die Anwendung der letzten gewerkschaftlichen die Löhne für die Woche vom 15. bis 21. Juli um 3200 bis 5000 M. Berlag: Borwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin. Drud: Borwärts- Buchdru.teret Rampfmittel bei einem unbefriedigenden Resultat. In der Dis pro Stunde erhöht. Tarifabzüge find beim Deutschen Portierver- und Verlagsanstalt Baul Singer u. Co., Berlin SW. 68. Lindenstraße 3. Anzüge Wirklich gut und preiswert Paletots kaufen Sie noch im Volksschuhhaus ( i. Hause des Neuen Volkstheaters) Hosen fertig und nach Maß Gummimantel Manchester- Loden Knaben Garderob. ISMA Köpenicker Wäsche, Hüte Straße 68 Riesige Auswahl In schwarz. u. farbig. Herren- u. Damenstiefein sowie Halbschuhen, Kinderstiefeln, Leinenschuhen und Sandalen. Berliner Juwelen- Verwertungs- Haus Erna Masuch Handelsgerichtlich eingetr. 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