M 93. El«mde»d, int 18. November. 1871. E>schnnt wiichentlich 2 mal m Let»ji>. Bestellungen nehmen alle Postanstalten und Buchhand- lungen dei In- und Aus- landeS an. Für Leipzig nehmen Bestellungen an: Bebel, PeterZstraße 18, F.Thiele, Emilienstraße 2. Erscheint wöchentlich 2 ma in LetHjti. Abonunueurvprets: Kür Preußen incl. Stempel- fteuer lSNgr.,für die übrigen bauschen Staaten 12 Ngr. per Quartal. Filialerpedttio» für die Per- einigten Staaten: ?. X. Soras, vor 101 Lodoilvn N.J. riaNewyork Organ der sozial-demokratischenArbeiterpartei und der Internationalen Gewerksgenossenschaften. A« die Parteigenoffe«. Unserer Aufforderung in Nr. 76 d. Bl., uns die Namen resp. Adressen der nach§ 5 der Geschäftsordnung vorzuschlagenden Vertrauensmänner einzusenden, sind ferner nachstehende Orte nachgekommen, deren vorgeschlagene Vertrauensmänner hierdurch als bestätigt bekannt gemacht werden Für Hawiche«: Herr Wilh. Marti«. Waldenburg i. s.:„ Carl Müller. Forst: Herm. Arnold. Luuzeua«:„ Franz Kühn. Döbeln:„ Anton Dietrich. Pforzheim:» Lud. Scholl. Connewitz- W. Rasch. Weimar: H. Jhlig. Giengen. Stuttgart:„ H. Fleddermann. Colditz:„ M. Radestock. Stollberg:„ Ernst Fischer. Dessau:„ Wilh. Polling. München:„ Franz Schneider. Der Strike in Chemnitz ist noch nicht zu Ende, obgletch ew namhafter Thetl der Ausständige« die Arbeit wieder aufgenommen hat. Unter alle« Umstände« ist es drtu »end nothwendig. dast mit der Sammlung und Sinsendung von UuterftützungSgeldern fortgefahren wird; den« die noch Stritende«, die eine« festen»er« bilden, find entschlossen� nicht zu weichen. Namentlich ist«S Pflicht der Parteigenof- seu, den zahlreichen Gemahregelteu, welche in Ehemntiz oder in Sachsen überhaupt keine Arbeit mehr bekommen, zur Ab- reise von dort zu verhelfen und sie in der Bemühung des Arbettfucheus zu unterstützen. Die Sematzregelten find die Opfer unserer gemeinsameil Sache und werden auch in aude- re» Orten ihr zu dienen suche«. Die passende Unterbringung der«evachten ist also von grotzer agitatorischer Wichtigkeit für uns. Möge« die Parteigenosse« allerwärtS«ach dieser Richtung hin bald«nd enerßisch ihre Zhätigkeit entfalten und fich mit de« Offerten, ebenso wie mit den Unterstützungen, im den vorsitzendru de» Zentralkomitees, Frtedr. Hu»man« Strellers Restauration,«hemnttz, wenden. Also fortgefahren mit der Unter- stützung, was fürNachrichtenauch die nächsten Tage bringen mögen! Die Lehre des Chemnitzer StrikeS. Als am 28. Oktbr. d. I. 8000 Deutsche Maschinenbauer in Chemnitz den Kampf mit dem Kapital aufzunehmen be- schloffen, da fehlte es ihnen fürwahr nicht an Begeisterung und Opferwilligteit. Die 6000 Englischen Maschinenbauer, welche ein halbes Jahr vorher zu Newcastle in einen ähn- lichen Kampf eingetreten waren, sie können unmöglich sich ihres Ziels klarer bewußt, von mannhafterer Gesinnung beseelt gewesen sein. Aber dennoch, welch' verschiedener Ausgang. Die Ma- schinenbauer von Newcastle, obgleich ebenso wenig im Besitz von Ersparnissen wie ihre Chemnitzer Brüder, vermochten es, fünf volle Monate auszuharren und sie errangen einen glänzenden Sieg. Von den Chemnitzer Maschinenbauern da gegen mußten nach Ablauf von 15 Tagen schon volle zwei Drittel bedingungslos die Waffen strecken. Und der Grund dieses verschiedenen Ausgangs? Die Newcastlcr hatten eine Organisation, und die Chemnitzer hatten keine Organis ation. Die Newcastler hatten hinter sich ihre eigene, trefflich verwaltete, mit einer gefüllten Kriegskassc versehene Gewerk- sch.aft, und hinter dieser Gewerkschaft standen als Reserve die übrigen Gewerkschaften Englands. Dank dieser mächtigen Or- ganisation tonnte während der ganzen Dauer des Strikes den strikenden Arbeitern und deren Familien eine zur Bestreitung der nothwendigstcn Ausgaben hinreichende Unterstützungssumme verabreicht, und der Hunger, auf dessen sichere Bundesgenossen- schaft die Fabrikanten gerechnet hatten, von den Thoren abge- halten werden. Was hatten aber die Chemnitzer hinter sich? Das Be- 1*? �ret guten Sache, die Sympathien der Arbeiter -Deutschlands und— sonst nichts. Nun ist allerdings das Be vusztsem, einer guten Sache zu dienen, etwas sehr schönes, allem man kauft sich dafür kein Stück Brot, und so angenehm Sympathien find, sie bringen kein Fleisch in den Kochtopf, nicht einmal Kartoffeln. Freilich, die Sympathie der Arbeiter ist mcht blos Phrase, sie ,st werkthätig. Aber der Arbeiter kann vch nicht geben, was er nicht hat, und er hat so wenig, daß er beim besten Wlllen nur wenig zu geben vermag. Ueberdies 'st dies Wenige in jüngster Zeit so vielfach in Anspruch ge- nommen worden, dast der Arbeiter in der That kaum weiß, wohin er sich mit seinem Schärflein zu wenden hat. Seit dem Ende des Französischen Krieges haben wir in Deutschland eine ununterbrochene Reihe von Strikes, oft Dutzende zu gleicher Zeit. Und in keinem Fall hatten die Strikenden genügende Mittel, sie mußten regelmäßig die Hülfe der übrigen Arbeiter anrufen. Ja, in den meisten Fällen waren sogar die einfach- sten Vorbereitungsmaßregeln verabsäumt worden. Die Folge war, daß ein großer Theil der Deutschen Strikes, wenn die Forderungen nicht im Sturm durchgesetzt wurden, gleich in den ersten Tagen aus Mangel an Geld wieder rückgängig gemacht werden mußten, und daß nur diejenigen Strikes gelungen sind, welche entweder die Kapitalisten überrumpelten, oder ihnen Be- dingungen stellten, in welche sie ohne wesentliche Schädigung ihrer Profite willigen konnten. Der Chemnitzer Strike hatte, wie kaum ein zweiter, die Sympathieen der deutschen Arbeiter: es handelte sich um die Durchsetzung des 10 stündigen Arbeitertags; es galt die von den Berliner Maurern bereits geschossene Bresche zu erweitern und den Widerstand des Kapitals gegen eine, den Arbeitern durch die Selbsterhaltung aufgezwungene Forderung endgültig zu brechen. Siegten die Chemnitzer, so war der 10 stündige Normalarbeitstag für Deutschland errungen:— das wußte jeder deutsche Arbeiter, der das Arbeiterinteresse erfaßt hat. Ueberall bildeten sich Unterstützungskomitees, überall wurde ge- sammelt, trotz polizeilicher Hindernisse: in 2 Wochen kamen dritthalbtausend Thaler zusammen, eine bewundernswürdig hohe Summe, wenn wir bedenken, daß sie aus Groschen besteht, welche die Arbeiter sich vom Mund abdarben mußten— eine lächerliche Kleinigkeit, wenn wir bedenken, daß damit der Lebensunterhalt von 8000 feiernden Arbeitern bestritten werden sollte. Die deutschen Arbeiter haben gethan, was sie thun konnten Fern sei es von uns, sie der Lässigkeit anzuklagen. Aber auch die Chemnitzer Strikenden haben gethan, was sie thun konnten und fern, sei es von unS, Diejenigen von ihnen der Feigheit anzuklagen, welche sich momentan wieder dem Kapital unter worfen haben. Wie auf dem Schlachtfeld die persönliche Tapfer keit nichts ist ohne Disziplin, ohne Organisation, so in dem Kampf zwischen Kapital und Arbeit. An Tapferkeit hat es beim Chemnitzer Strike nicht gefehlt; das, woran es gefehlt hat, ist die Disziplin, die Organisation. Hätten die Chem- nitzer Arbeiter nur annähernd die Organisation der Newcastler Arbeiter besessen und hätte das deutsche Proletariat nur an- nähernd die Organisation des englischen Proletariats, so wäre der Sieg' des Chemnitzer Strikes sicher gewesen. Wer eine Niederlage erlitten hat, muß sich klar werden über die Ursachen der Niederlage— damit ebnet er sich den Pfad des künftigen Sieges. Versäumt er es, s» schneidet er sich die Möglichkeit des Siegs ab. Wiegen wir uns nicht in Illusionen! In der Erkenutniß des Uebels haben wir dessen Heilung. Der Mangel an Organisation hat den Chemnitzer Mißerfolg herbeigeführt. Wohlan: Organisiren wir unsl Gestehen wir ein: unsere bisherige Organisation war ungenügend, unsere Gewerkschaften sind im Großen und Ganzen nur auf dem Papier vorhanden, wir haben Organisationsrahmen, allein die Rahmen sind nicht ausgefüllt. Machen wir die papierene Organisation zu einer wirklichen! Werfen wir uns mit aller Kraft in die gewerk- schaftliche Bewegung! Schrecken wir vor keiner Schwierige keit zurück! Begreifen wir, daß die Arbeiterklasse bloß dieWahl hat zwischenNiederlage undOrganisation. Ein Leipziger Parteigenosse, welcher jüngst in Chemnitz war, um sich über den Stand des Strikes zu informiren, er- zählte uns über Chemnitzer Zustände unter Anderem Fol- gendes: „Ein so gewaltiger Unterschied, wie Mischender Dresdener und Leipziger Bourgeoisie bemerkbar ist, läßt sich andererseits auch zwi- schen derLeipziger und Chemnitzer*) herausfinden. In Dresden wird die Sozialdemokratie von der Bourgeoisie natürlicherweise auch bekämpft, aber von der gehässigen Stimmung, welcher die Leipziger Bourgeoisphilister am Biertisch Je häufig Lust machen, merkt man in Dresden nur wenig. Andererseits aber giebt eS unter der Leipziger Bourgeoisie doch noch eine Anzahl(wenn auch eine geringere Anzahl als unter der Dresdener) von Leuten, welche wenigstens ihre geistige Un- fähigkeit, die Sozialdemokratie zu bekämpfen, durch einen gewissen äußeren„Schliff" halb und halb verdecken können. Selbst dieser „Schliff" nun fehlt der Chemnitzer Bourgeoisie fast ins esammt. Es dürste kaum in' einer zweiten größeren Stadt— hemnitz hat über 75,000 Einwohner— ein so ungebildetes, zum Tyeil rohes Fabrikantenthum gefunden werden, wie hier. Das kennt, zeschweige denn pflegt weder Literatur noch Kunst, weder Wissen- chaft noch Politik— das ganze Sein konzentirt sich bei ihm in der Dampfesse. Wenn die Presse und das Theater einen ungefähren Maßstab für die Bildung, die in einer Stadt zu Hause ist, abgeben dürfen, so kann man sich von Chemnitz eine annähernd richtige Vorstellung machen, wenn man sieht, daß jene beiden Institute auf dem Niveau einer Stadt von 20,000 Einwohnern stehen*').— .Ich weiß nicht, ob eS wahr ist, aber ich habe eS einmal gehört, daß noch in den 30er Jahren in Chemnitz an gewissen Plätzen ange- chrieben stand:„Juden und Schweine dürfen hier nicht passiren". Diese Inschrift— selbst wenn sie nicht vorhanden gewesen, sondern nur eine Erfindung sein sollte— charakterisirt das Chemnitzer Fabrikantenthum treffend. Wer da weiß, mit welch seinen Reden»- arten der zweitgrößte Chemnitzer Fabrikant, Herr Millionär Zimmer- mann um sich wirft; wer da weiß, daß man von dem Direktor dieses Großindustriellen im Publikum glaubt, er könne bloß seinen Namen unterschreiben; wer serner weiß, daß gebildete Ingenieure, denen bei Zimmermann das Doppelte des Gehalts angeboten wurde, welcher anderwärts üblich ist. trotzdem das Sklavenjoch der Zimmer- mann'schen Fabrik nicht ertragen konnten,— der wird sich über das: „Juden und Schweine" nicht gar zu sehr verwundern. Und er wird sich auch nicht darüber verwundern, daß Herr Großmann, Besitzer einer mechanischen Weberei, sein Erstaunen über den Maschinenbauer- strike in den Worten kundgab:„Aber was wollen denn diefe Leute? Sie sind ja zum Arbeiten(d. h. Tag- und Nachtarbeiten) geboren!"— Die Hartmann'sche(jetzt Sächsische) und die Zimmermann'sche Ma- schinenfabrik— die erstere beschäftigt circa 3000, die letztere circa 1600 Arbeiter— sind diejenigen, in welchen die Arbeiter am schlimm- sten behandelt werden, und in denen sie doch zuerst die Arbeit wie- der ausgenommen haben. Dieses scheinbare Räthsel löst sich dadurch, daß die Insassen jener modernen Zuchthäuser bereits so entnervt und versklavt sind, daß sie zu einer kräftigen Aktion sich kaum noch an- spannen können.— Am Montag, dem Tage, an welchem die Hälfte der Arbeiter jener beiden Fabriken„ausgestrikt" hatte, ging ich vor die Fabriken hin, um mir das Schauspiel des Ein- und Auszugs der Arbeiterbataillone anzusehen. Wahrhastig Arbeiterbataillone! So groß war die Schaar, welche mit dem Pfiff 12 Uhr aus den Fabriken herausströmte. In der Zimmermann'schen Fabrik konnte ich um 1 Uhr auch dem in corpore stattfindenden Einmarsch beiwohnen, denn gegenüber der Fabrik befindet sich ein für die Zimmermann'schen Arbeiter eingerichteter„Speisesaal"— lucus a non lucendo*)— in dem die Arbeiter, welche in der Vorstadt wohnen oder überhaupt den Weg nach Hause während der Mittagspause— eine Stunde bloß— nicht zurücklegen können, ihr mitgebrachtes Mittagsmahl verzehren. Da sah ich, wie mit dem Pfiff 1 Uhr die Hunderte von Er-Strikern— ich gestehe: sehr gleichgiltigen Blicks— in die Fabrik hinein- marschirten; einen Verdruß über die Niederlage konnte ich ihnen vom Gesichte nicht ablesen; es schien ihnen eben ein unabänderliches„Muß" zu sein. Als ich meine Verwunderung ausdrückte, unter den Zimmermann'schen Arbeitern so unverhältnißmäßig viel junge Leute von 14— 18 Jahren zu bemerken,»mrde mir fpäter von andern Arbeitern gesagt, dies sei sehr natürlich, denn Zimmermann, der über- Haupt viel Lehrlinge annehme, behalte dieelben fünf Jahre in der Lehre.— „Ich habe oben vom Zustand der Presse in Chemnitz gesprochen, und ich inuh- da ich von diesem Thema abgewichen— es wieder aufnehmen.— Während jede größere Stadt in Deutschland mehrere Preß-Organe oder doch wenigstens eins hat, welches in der deutschen Journalistik einen gewissen Rang— gleichviel ob mit Recht oder Unrecht— einnimmt, liegt die Chemnitzer Journalistik— infolge der Stagnation(Versumpfung) des geistigen Lebens daselbst— so dar- nieder, daß man das ganze Jahr lang kaum ein beachtenSwerthes, raisonnirendes Citat aus den konservativen und nationalen Chemnitzer Blättern in den größeren Zeitungen findet. Es wäre überhaupt interessant,— wenn es ginge— einmal nachzufragen, wie viele deutsche Redaktionen(außerhalb Sachsens) auf ern konservativ- nationales Chemnitzer Blatt abonnirt sind.— Da habe ich z. B. das „Chemnitzer Tageblatt" vom 12. d. M. vor mir. Der Redaktions- theil enthält außer Lügen über den Strike nichts Originale» und der Annoncentheil beschäftigt sich mit— Most. Man kann sich gar keine Vorstellung von dem Hasse machen, den die Chemnitzer Fabrikanten gegen Most haben. Zu ungebildet, um einen geschichtlichen und so- zialen Entwicklungsprozeß zu begreifen, ist ihnen„der nicht arbeiten wollende Buchbinder") Most" die Ursache alle» Unglücks, als ob die Welt auf den zwei Augen Eines Menschen beruhte. Ich habe Most auf's Gewissen gefragt, welchen Antheil er an der Entstehung deS Strikes habe. Darauf sagte er mir:„Ich hatte den Leuten bislang nur zugerufen, sich in Gewerkschaften zu organisiren und Kassen zu gründen. Statt dessen fingen sie gegen meinen Willen einen, Strike an ohne Organisation und ohne Kasse. Ich habe vor dem Ausbruch deS Strikes abzuwiegeln gesucht, aber es half nichts. Nach- dem aber die 8000 Mann so einmüthig und begeistert— voran die 3000 aus der Sächsischen Maschinenfabrik— den Kamps aufgenom- men hatten, war es meine Pflicht, sie zu unterstützen, und das habe ich nach Kräften gethan."— Ich habe diese Aeußerung Most'S aus dem Munde Mitwissender bestätigen hären und hege»ichr den geringsten Zweifel an der Wahrheit derselben.*—)— Für die Plattschädel ge- wisser Chemnitzer Fabrikanten ist die» freilich unbegrefilich; sie halten eben Most für den alleinigen„Macher". ES ist interessant, zu sehen, wie viel Geld sich'S diese Leute kosten lassen, um Most in drastischen Reimen und schlechte» Versen im Annoncentheil der Chemnitzer Blätter zu feiern, allerdings in einer Weise mitunter, die, wenn sie unserer- seits gegen die Bourgeoisie angewendet würde, den Staatsanwalt zum Einschreiten veranlassen würde. So befindet sich z. B. in der Nummer vom 12. d. M. neben vielen andern schlechten Witzen auf Most ein Gedicht, dessen fettgedruckte Anfangs- und Endbuchstaben, nebst 2 Worten in der Mitte der Anfangs- und Endzeile, den Satz ausmachen:„Most kriegt zuletzt Haue". Ist das nicht e ne indirekte Aufforderung zu Gewaltthätigkeiten?— Mit solchen Gegnern zu kämpfen, ist wahrhaftig keine leichte Sache, und ich kann mir'S ehr gut erklären, daß Most, dessen Ausdrucksweise in der„Chemnitzer reien Presse" mitunter den Patteigenossen mißsallen hat, bisweilen die Geduld verloren hat, wenn er von den Gegnern»n einer Weise gereizt worden ist, die alles Maß überstieg.— Das erwähnte„geistreiche" Gedicht:„Most kriegt zuletzt Haue" soll sogar von dem Thäler oder Attentäter selber verfaßt und bezahlt sein, dessen meuchlerischer Ueberfall auf Most darin gefeiert wird. Es hat nämlich Freitag Abend Jemand im Verein mit 20 KommiS, Kaufleuten u. f. w. den Mulh gehabt, den nichts ahnenden Most in einer Restauration zu überfallen-f) und sich an dem Wehrlosen zu vergreisen. Der Name des Helden ist Rentier Julius Müller. Die Sache ist bereits bei der Staatsanwaltschaft anhängig gemacht. Es sind sogar Zeugen vorhanden, welche gehört haben, wie einige der Mitstrolche vor und nach der That da« Geschehene ausplauderten, und zum Theil sich dessen berühmten.— Nach dem Gesagten wird es auch nicht aussallen, wenn ich erzähle, daß die Chemnitzer Blätter mit Triumph den Räuberanfall berichteten. Möge man sich schließlich von dem morali- *> Dresden ist Residenz-, Leipzig Handels- und Chemnitz Fabrikstadt— das bedingt den Unterschied. **) Dagegen möchten wir denn doch im Namen der Städte von 20,000 Einwohnern protestiren. Was speziell das Theater betrifft, so wäre ein Vergleich m,t den Musterbühnen von Darmstadt und Weimar z. B. geradezu beleidigend für letztere. Die einzigen Institute, an welche die Chemnitzer Anstalt uns erinnert, sind die Meßbudentheater, denen man hier und da noch begegnet. Red. d. Volksstaat. *) So genannt,«eil der Name nicht paßt. *•) Den Leipziger national-servilen Blättern, welche diese Bezeich- nung mit ganz besonderer Borliebe nachdrucken, zur gefälligen Er- wägung, ob es nicht besser wäre, daß sie vor ihrer-eigenen Thür kehren. Wir kennen in Leipzig einen„nicht arbeiten wollenoen Buchbinder", welcher sich durch Wuchergeschäfte ein recht ansehnliches Vermögen erworben Hai, dabei heute ein Amt bekleidet, welches den 10 fachen Ge- halt des Most'schen einbringt, und welcher außerdem so wichtige tädtische Ehrenämter bekleidet und so einflußreich ist, daß man von ihm sagen kann: er hat das Leipziger Spießbürgerthum in der Tasche. **') Wir können zufälligerweise aus Briese» Most's beweisen, daß er den Strike nicht gewollt hat. Die Red. d. VolkSst. f) Freue dich Laster! (Fortsefinug auf Seite 4.) Ei« Geschichtsschreiber'). Latter-Day Pamphlets. Edited by Thomas Carlyle. No. 1: The Present Time.— No. 2: Model Prisons. — London, 1850. (Pamphlete des Jüngsten Tags. Herausgegeben von Thomas Carlyle. Zki. 1: Die Gegenwart. Nr. 2: Musterge- fängnisse.— London 1850.) Thomas Carlyle ist der einzige englische Schriftsteller, auf den die deutsche Literatur einen direkten und sehr bedeutenden Einfluß ausgeübt hat. Schon aus Höflichkeit darf der Deutsche seine Schriften nicht unbeachtet vorübergehen lassen. Wir haben an der neuesten Schrift von Guizot(1. Heft Hl. der N. Rh. Z.) gesehn, wie die Kapacitäten der Bourgeoisie im Untergehn begriffen sind. In den vorliegenden zwei Bro- schüren von Carlyle erleben wir den Untergang des literarischen Genies an den akut gewordenen geschichtlichen Kämpfen, gegen die er seine verkannten, unmittelbaren, prophetischen Jnspiratio- neu geltend zu machen sucht. Thomas Carlyle hat das Verdienst, literarisch gegen die Bourgeoisie aufgetreten zu sein, zu einer Zeit, wo ihre Anschauungen, Geschmacksrichtungen und Ideen die ganze offizielle englische Literatur vollständig unterjochten, und in einer Weise, die mitunter sogar revolutionär ist. So in seiner französischen Revolutionsgeschichte, in seiner Apologie Cromwells, in dem Pamphlet über den Chartismus, in„Past and Present8)." Aber in allen diesen Schriften hängt die Kritik der Gegenwart eng zusammen mit einer seltsam unhistorischen Apotheose8) des Mittelalters, auch sonst häufig bei englischen Revolutionären, z. B. bei Cobbett und einem Theil der Chartisten. Während er in der Vergangenheit wenigstens die klassischen Epochen� einer bestimmten Gesellschaftsphase bewundert, bringt ihn die Gegen- wart zur Verzweiflung, graut ihm vor der Zukunft. Wo er die Revolution anerkennt oder gar apotheosirt�), konzentrirt sie sich ihm in ein einzelnes Individuum, einen Cromwell oder Danton. Ihnen widmet er denselben Heroenkultus, den er in seinen„Lectures on Heroes and Hero-Worship"6) als einzige Zuflucht aus der verzweiflungsschwangeren Gegenwart als neue Religion gepredigt hat. Wie die Ideen, so der Styl Carlyle's. Er ist eine direkte, gewalffame Reaktion gegen dm modern-bürgerlichen engli- scheu Pecksnisf-Styl8), dessen gespreizte Schlaffheit, vorsichtige Weit- schweisigkeit und moralisch-smtimmtale zerfahrene Langweiligkeit von dm ursprünglichen Erfindern, den gebildeten Cockneys'), auf die ganze englische Literatur übergegangen ist. Ihr gegenüber behandelte Carlyle die englische Sprache wie ein vollständig rohes Material, das er von Grund aus umzuschmelzen hatte. Ver- altetc Wendungen und Worte wurden wieder hervorgcsucht und neue ersunden nach deutschem und speciell Jean Paul'schem Muster. Der neue Styl war oft hinimelstürmend und geschmacklos, aber häufig brillant und immer originell. Auch hierin zeigen die Latter-Day Pamphlets einen merkwürdigen Rückschritt. Uebrigens ist es bezeichnmd, daß aus der ganzen deuffchen Literatur derjenige Kopf, der ani meistm Einfluß auf Carlyle geübt Hat, nicht Hegel war, sondern der literarische Apotheker Jean Paul. Deur Kultus des Genius, den Carlyle mit Strauß thcilt, ist in den vorliegenden Broschüren der Gmius abhanden ge- kommen. Der Kultus ist geblieben. „The Presens Time"8) beginnt mit der Erklärung, daß die Gegenwart die Tochter der Vergangenheit und die Mutter der Zukunft, jedenfalls aber eine neue Aera ist. Die erste Erscheinung dieser neum Aera ist ein r e f o r- mirender Papst. Das Evangelium in der Hand, wollte Pius IX. vom Vatikan herab der Christenheit„das Gesetz der Wahrheit" verkünden.„Vor mehr als dreihundert Iah- rm erhielt der Thron Sankt Peters peremptorische8) genchtliche Auftündigimg, authentische'8) Ordre, registrirt in der Kanzlei des Himmels, und seitdeui lesbar in den Herzen aller wackern Männer, sich auf und davon zu machm, zu verschwindm, und uns nichts mehr zu thun zu machen mit ihm und seinen Täu- schungeu und gottlosen Delirien");— und seitdem blieb er stehn auf seine eigne Gefahr, und wird exakten88) Schadenersatz zu leisten haben für jeden Tag, den er so gestanden hat. Gesetz der Wahrheit? Was dieses Papstthum dem Gesetz der Wahrheit gemäß zu thun hatte, das war, aufzugeben sein faules galva- nisirtcs Leben, diese Schmach vor Gott und den Menschen, ehr- bar zu sterben und sich begraben zu lasim. Fern hiervon war, was der arme Papst unternahm; und doch war es im Ganzen wesentlich nur das..... Ein reformirender Papst? Turgot und Necker waren nichts dagegen. Gott ist groß, und wenn ein Aergerniß enden soll, beruft er dazu einen gläubigen Mann, der Hand ans Werk legt in Hoffnung, nicht in Verzweiflung." p. 3. Mit seinen Reformmanffesten hatte der Papst Fragen auf- erweckt.„Mütter von Wirbelwinden, Weltbränden, Erdbeben," „Fragen, welche alle osfiziellm Männer wünschten und meist auch hofften aufzuschieben bis zum jüngsten Tag. Der jüngste Tag selbst war gekommen, das war die schreckliche Wahrheit." p. 4. Das Gesetz der Wahrheit war proklamitt. Die Sizilia- ner„waren das erste Volk, das sich daran gab, diese neue, vom heiligen Vater sanktionitte Regel anzuwenden: Wir gehören nicht durch das Gesetz der Wahrheit Neapel an und diesen neapolitanischen Beamten. Wir wollen, mit der Gunst des Himmels und des Papstes, uns von diesen befreien." Daher die sizilische Revolution. Das französische Volk, das sich selbst als eine„Art von Messiasvolk" betrachtet, als der„auserwählte Soldat der Frei- ') Die nachstehende Kritik Carlyle's ist dem vierten Heft(April 1350) der„Neuen Rheinischen Zeitung, politisch- ökonomische Revue, redigirt von Karl Marx" entnommen. Sie erhält durch den jetzt grassirendcn Heroenkultu« noch ein besonderes Zeitinteresse, welches dadurch erhöht wird, daß Carcht«!« neueste„Helden" der Amentauische Sklavenpeitscher- Hauptmann Jefserson Davis und der„genial« deutsche Staatsmann" Bismarck sind, was ivenigstens eine gewisse Consequenz in der Auswahl»erräth. Die hier charat- terisirte Manier der sog. Geschichtsschreibung wird in Deutschland hauptjächluh von Zochauues Scherr lultivirt, d«n wir schon früher mit Fug und Rcchr als den Affen Carlyle's bezeichnet haben. ■*) Vergangentzeit und Gegenwart. a) Berqötterung. *) vergöttert,'s Vorträge über Helden und Helden-EultuS. ') pharisäerhaft, heuchlerisch selbstzufrieden. Pecksniff ist eine der berühmtesten Romanfiguren von Dickens. ') Spitzname der Londoner Philister.•) Die Gegenwart. ') unwiderrufliche. ,0) ächte, nicht nachgemachte. u) iSwteebdui««. wj-Dmamo. hcit," fürchtete, daß die armen verachteten Siziliatftst�fsrn diesen Industriezweig(trade) aus der Hand nehmen möchten— Februarrevolution.„Wie durch sympathetische unterirdische Elektri- citäien erplodftte ganz Europa, schrankenlos, unkonlrollirbar; und wir halten das Jahr 1848, eins der seltsamsten, unheil- vollsten, erstaunlichsten und im Ganzen deniüthigendsten Jahre, welche die europäische Welt jemals sah..... Die Könige überall und die regierenden Personen stierten in plötzlichem Schrecken, als die Stimme der ganzen Welt in ihre Ohren bellte: Hebt euch von bannen, ihr Schwachköpse, Heuchler, Hif ftrioncn18), nicht Heroen! Weg mit euch, weg! Und was eigen- thümlich war, und in diesem Jahr zuerst erhött: die Könige alle beschleunigten sich zu zehn, als wenn sie ausriefen: Wir sind arme Histrionen, das sind wir— braucht ihr Heroen? Bringt uns nicht um, was können wir dafür!.— Nicht Euter von ihnen wandte sich rückwärts und stand fest aus seinem Königthum als auf einem Recht, wofür er sterben oder seine Haut riskiren könne. Das, wiederhole ich, ist die beängstigende Be-- sonderheit der Gegenwart. Die Demokratte, bei dieser neuen Gelegenheit, findet alle Könige bewußt, daß sie nichts Andres sind als Komödianten. Sie flohen jählings, Einige von ihnen mit sozusagen ausgesuchter Schmach— in Angst vor dem Zucht- Haus oder Schlimmerem. Und das Volk, oder der Pöbel übertrug allerorten seine eigene Regierung sich selbst, und offne Königslofigteit(Kinglessness), was ivir Anarchie nennen— glücklich, wenn Anarchie plus einem Sttaßenkonstabler— ist überall an der Tagesordnung. Solches war die Geschichte vom baltischen bis zum Mittelmeer, in Italien, Frankreich, Preußen, Oesterreich, von einem Ende Europas bis zum andern in jenen, Märztagen von 1848. Und so blieb kein König in Europa, kein König, außer dem öffentlichen„Haranguer88)," haranguirend auf dem Bierfaß, im Leitartikel, oder sich mit seines Gleichen versammelnd im Nattonalparlament. Und für ungefähr vier Monate war ganz Frankreich und in einem hohen Grade ganz Europa, abgehetzt durch jede Art von Delirium, ein auf und .nieder wogender Pökel, präsiditt von Herrn von Lamarttne auf dem Hotel de Bille. Ein sorgenschwangeres Schauspiel für den- kende Männer, so lange er wähtte, dieser arme Herr von La- marttne, mit nichts in ihm, außer melodischem Wind und �weichlichem Speichelfluß. Traurig genug: Die beredteste, letzte Verkörperung des rehabilittrten88)„Chaos," sähig für sich selbst zu sprechen und mit glatten Worten einzureden, es sei„Kosmos!"88) Aber Ihr braucht nur kurze Zeit zu harren in solchen Fällen; alle Luftballone müssen ihr Gas von sich geben unter dem Druck der Dinge und fallen widerlich schlaff zusammen, bevor lange." p/ 5— 8. Wer war es, der diese allgemeine Revolutton schürte, zu der der Stoff allerdings vorhanden war?„Studenten, junge Literaten, Advokaten, Zeitungsschreiber, heißblütige unerfahrene Enthusiasten und wilde, mit Recht bankrotte Desperados88). Nim- mer bis jetzt haben junge Leute und beinahe Kinder solch' ein Kommando geführt in den menschlichen Dingen. Veränderte Zeit, seit das Wort senior, seigneur oder Aeltermann zuerst erdacht wurde, um Herr oder Vorgesetzter zu bedeuten, wie wir es in den Sprachen aller Menschen finden!... Wenn Ihr genauer zuseht, werdet Ihr finden, daß der Alte aufgehört hat, ehrwürdig, und daß er begonnen hat, verächtlich zu sein, ein thörichter Knabe noch, aber ein Knabe ohne die Anrnuth, den Großsinn und die üppige Kraft der jungen Knaben.— Dieser wahnsinnige Stand der Dinge wird natürlich binnen Kurzem sich selbst Erleichterung verschaffen, wie er das überall schon zu thun begonnen hat; die gewöhnlichen Nothwendigkeiten des täg- lichen Lebens können nicht mit ihm bestehn und diese, was sonst auch bei Seite geworfen werden mag, zehn ihrm Weg sott. Eine beliebige Reparatur der alten Maschine unter neuen Far- ben und veränderten Formen, wird wahrscheinlich bald in den meisten Ländern erfolgen; die alten Theaterkönige werden wie- der zugelaffen werden unter Bedingungen, unter Konstitutionen mit nationalen Parlamenten oder dergl. fashionablem88) Zubehör, und allerorten wird das alte tägliche Leben versuchen, von An- fang wieder anzufangen. Aber dermalen ist keine Hoffnung, daß solche Ausgleichungen Dauer haben könnten.— In solchen fluchbringenden Schwingungen, treibend wie unter abgrundlos tobenden Strudeln und sich bekriegenden Seeströmungen, nicht stehend auf festgegründeten Fundamenten, muß di« europäische Gesellschaft fortfahren zu taumeln,— bald heillos stolpernd, dann wieder mühselig sich auftaffend in immer kürzeren Intervallen88), bis endlich einmal die neue Felsenbasis ans Ta- geslicht kommt und die auf- und niedenvogeitden Sündfluthen der Meuterei und der Nothwendigkeit der Meuterei sich wieder verlausen." p. 8— 10. Soweit die Geschichte, die auch in dieser Form wenig iröst- lich ist für die alte Welt. Jetzt kommt die Moral: „Die allgemeine Demokratie, was man auch von ihr denken möge, ist das unvermeidliche Faktum der Tage, worin wir leben." p. 10. Was ist die Demokratie? Eine Bedeutung muß sie haben, oder sie wäre nicht da. Es kommt alles dar- auf an, die wahre Bedeutung der Demokratie zu finden. Ge- lingt uns dies, so können wir mit ihr fertig werden; wo nicht, sind wir verloren. Die Februarrevolution war„ein allgemei- ner Bankerutt des Betrugs; das ist ihre kurze Erklärung." p. 14. Der Schein und Scheingestalten,„sharns,"„delu- sions,"„phantasms," bedeutungslos gewordene Namen anstatt der wirklichen Verhälkniffe und Dinge, mit einem Wort: der Lug anstatt der Wahrheit hat in der modernen Zeit geherrscht. Die individuelle und soziale Ehescheidung von diesen Scheinge- stalten und Gespenstern, das ist die Ausgabe der Reform, und die Nothwendigkeit, daß aller sham, aller Betrug aufhöre, ist unläugbar." Allerdings mag dies Manchem befremdlich erschei- nen;„und manch einem soliden Engländer, der mit gesundem Behagen seinen Pudding verdaut unter den sogenannten gebil- deten Klaffen, scheint es über die Maßen befremdlich, eine ver- rückte unwissende Vorstellung, durchaus Heterodox80) und schwanger nur mit Ruin. Ihm sind angewöhnt worden Formen des Anstands, denen seit langer Zeit ihre Bedeutung abhanden ge- kommen ist, plausible88) Verhaltungsweisen, rein ceremoniell ge- 13) Schauspieler.") Redenhalter, VolkSversammlungS- und Par- lamcntsschwäoer. ,5) wiedechergestellten, wieder zu Ehre gebrachten. '«) Kosmos, da« geordnete, harmonisch schöneWeltall— dem die Mythologie ein wüsteS Durcheinander der Elemente(das Chaos) vor- hergehn läßt. ") Verzweifelte Charaktere.'») modischem. �Zwischenräumen. M) irrgläubig.") gut scheinende. wordene Feierlichkeiten— was Ihr in Eurem hilderstürmen- den Humor sharns nennt— sein ganzes Leben durch; nimmer hörte er, daß irgend ein Harm in ihnen wäre, daß irgend ein Vorankommen.Mire ohne sie. Spann nicht die Baumwolle sich selbst, mästete sich nicht das Vieh, und Kolonialwaaren und Spezereien kamen sie nicht von Osten und Westen herein durch- aus comfortabel M der Kette der sharns?" p. 15. Wird min die Demokratte, diese nokhwendige Reform, die Bcsreimtg von den sharns vollbringen?„Die Demokratte, wenn sie crganisirt ist vermittelst des allgemeinen Stimmrechts, wird ffic diesen heilenden allgemeinen Uebergang von der Illusion zum Wirklichen, vom Falschen zum Wahren durchführen und nach und nach eine gesegnete Welt schaffen?" p. 17. Carlyle läugnel dies. Er sieht überhaupt in der Demokratie und in dem all- i gemeinen Stimmrecht nur eine Ansteckung aller Völker durch den englischen Aberglauben an die Unfehlbarkeit der parlamen- tarischen Regierung. Die Bemannung jenes Schiffs, das den■ Weg um Cap Horn verloren hatte, und statt nach Wind und! Wetter auszuschauen und den Sextanten zu gebrauchen, über i den einzuschlagenden Weg �stsmufte uyd hie Entscheidung der Majorität für unfehlbar erklärte— das ist das allgemeine � Stimmrecht, das den Staat lenken will. Wie für jeden Ein- zelnen, so für die Gesellschaft kommt es nur darauf an, die wahren Regulattonen des Universums88), die ewig währenden Ge- setze der Natur mit Bezug aus die jedesmal vorliegende Aufgabe zu entdecken und darnach zu handeln. Wer uns diese ewigen Gesetze enthüllt, dem folgen wir,„sei es der Czar von Ruß- land oder das charttstische Parlament, der Erzbischof von Can- tcrbury oder der Dalai-Lstma." Wie aber ezstd�chen wir diese ewigen Vorschriften Gottes? Jedenfalls ist das allgemeine Stimmrecht, das Jedem finen Stimmzettel giebt und die Köpfe zählt, der schlechteste Weg dazu. Das Universum ist sehr er- clusiver88) Natur, und hat von jeher seine Geheimniffe nur weni- gen Auserwählten, nur einer kleinen Minorität van Edlen und Weisen mitgetheilt. Es chat daher auch tue eive.Nation auf der Grundlage der Demokratie eristiren können. Griechen und Römer? Jeder weiß heutzutage, daß sie.keine Dcmokratieen bildeten, daß die Sffapcrei die Grundlage ihrer Staaten war. Bon den verschiedenen französischen Republiken jst es ganz über-! flüssig, zu sprechen. Und die nordamerikanische Musterrepublik? Bon den Amerikanern kann bis jetzt nicht einmal gesagt iverden, daß sie eine Nation, einen Staat bilden. Die amerikanische Bevölkerung lebt ohne Regierung; was hier konstituitt, ist die Anarchie plus einem Sttaßenkonstabler. Was diesen Zustand möglich macht, sind die enormen Strecken noch unbebauten Lan- dos und der aus England herübergebrachte Respekt vor dein Koustabtcrftock. Mit dem Wachsen der Bevölkerung hat auch das ein Ende.„Welche große menschliche, Seele, welchen gro- ßen Gedanken, welche große edle Sache, die man anbeten oder der man loyale Bewunderung zollen könnte, hat Amerika noch erzeugt?" p. 25.— Es hat seine Bevölkerung alle �ranzig Jahre verdoppelt--- voila tout84) Wso diesseits und jenseits des«tlantischm Oteqns ist die Demokratie für immer unmöglich. Das Universum selbst ist eine Monarchie und eine Hierarchie. Keine Nation,«orip ist« göttliche inimerwihrrude Pflicht der Leitung und G»»ttoliruug der Unwissende» nicht dem Edelsten mit seiner ausermähltm Reihe vo»r Edleren anvertraut ist, Hai das Reich Gottes, ent- spricht den ewigen Ratnrgesetzen. Jetzt erfahren wir auch das Geheienniß, den Ursprung und die Nothwendigkeit der modernen Demokratte. Es besteht.ein- fach darin, daß der falsche Edle(iharn-nohk)«rhöht und durch Tradition oder neuerfundene Täuschungen konsettttt88) worden ist. Und wer sop den wahren Edelstein entdecken ttzjt seiner ganzen Einfassung von kleineren Menschenjumelen und Perlen? Sicher nicht das allgemeine Stimmrecht; denn nur der Edle kann den Edle» ausfinden. Und so.erklärt Carlyle, daß Eng- land noch eine Menge solcher Edlen und„Könige" besitze und fordert diese p. 38 auf, sich bei ihm zu melden. (Schluß folgt.) Kinderarbeit. Das(amtliche) Dresdener Journal schreibt unterm 9. Nov.: „In einem Theile der Presse ist kürzlich darüber Klage geführt worden, daß die Bestimmungen der deutschen Gewerbeordnung über die Beschränkung der Kinderarbeit, zumal in Sachsen, nicht beobachtet würden, und seitens der Behörden nichts ge- schehe, um dem das Gesetz verhöhnenden Dreiben der Fabrikanten zu steuern. Wenn in den fraglichen Artikeln für diese anzeb- lich staltfindende Mißachtung der Gesetze insbesondere auch die � Regierung verantwortlich gemacht wird, so ist zuvörderst zu be- merken, daß das Ministerium des Innern nach dem Inkrafttreten der Gewerbeordnung von der im§ 133 des gedachten Gesetzes ihm eingeräumten Befugniß der Dispensation von den gesetz- lichen Bestimmungen über die Beschränkung der Kinderarbeit in den Fabriken keinen Gebrauch gemacht, sonvern alle Anträge auf solcbe Dispensationen mit Rücksicht darauf, daß bereits nach§ 32 des sächsischen Gewerb egeseyes die Verwendung von Kindern unter 12 Jahren in den Fabriken vom I.Januar 1865 an verboten gewesen, konsequent abgelehnt und damit bewiesen hat, daß es die fraglichen Bestimmungen streng durchgeführt wissen will. Es ist in dieser Beziehung auch mit den Gutachten der Handels- und Gewerbekammern in voller Uebereinstimmnng ge- wesen. Da es demnach nur auf nachlässiger Durchführung der gesetzlichen Vorschriften durch eiuzelue Unterbehörden liegen könnte, weizn an Fabrikorten die in der Presse gerügten Uebel- � stände vorgekommen sein sollten, so hat däs Ministerium des Innern Anlaß genommen, die Kreisdirektionen zu Erörterungen über die Begründung der in der Presse aufgestellten Behaup- s tungen. sowie zu Abstellung der etwa sich herausstellenden Mißstände anzuweisen, übrigens auch die Handels- und Gewerbe- kümmern aufgefordert, innerhalb ihres Wirkungskreises alles, was in ihren Kräften steht, zu thun, um den gesetzlichen Vor- schriften die gebührende Beachtung zu verschaffen." Recht schön. Wenn die„Erörterungen" aber den ange- gebenen Zweck erfüllen sollen, müssen die Behörden sich mit den Arbeitern in Verbindung setzen, und dürfen selbst nicht vor dem Verkehr mit„Sozialdemokraten" zurückzuschrecken. Einstweilen sei Denen, die über Beobachtung der Gesetze zu wachen haben, mit folgendem Auszug aus einem, im Crim- > Weltalls.») ausschließender.*♦) das ist Alles! 88) geheiligt. mitschauer„Bürger- und Bauern freund" vom 12. d. M. befind- Ischen Eingesandt von Arbeitern aufgewartet: „Trotz aller in der Pressesauch thcilweisesogar in der national-liberalen D. A. Z.) gebrachten Denunziationen, daß inGachsen Kinder unter 12Jabren immer- noch in den Fabri- ken beschäftigt sind, stören sich die Fabrikherren und deren Beamten nicht im Mindesten. Es ist erstaunlich, wie besorgt die hohe Polizei ist und zur allgemeinen Wohlfahrt sogar die Feste der- jenigen Vereine überwacht, von denen sie„glaubt", daß dieselben „sozial-demokratische Tendenzen" verfolgen, während es doch eben- falls Pflicht ist, das Gesetz, das vorschreibt: Kinder unter 12 Jahren dürfen nicht iy Fabriken beschäftigt werden, auch zu beachten und zu kontroliren; denn immer noch werden, und sogar hier in Crimmitschau, Kinder nicht nur unter 12, sondern unter 10. Jahren ausgebeutet und dem Fabrikantenthum geopfert." Wir dächten, da wäre gleich Stoff zn einer„Erörterung"! Viuigcs über Bildung. Das Wort„Bildung", das Heulzulage so ofl genannt aber so wenig verstanden wird, ist seinein Stamme nach von„bilden" abge- leitet, welches letztere Zeilwort wieder gleichbedeutend ist mit den Aus- drücken: formen, irgend einer Sache eine ihrem Zwecke entsprechende Gestaltung geben. „Bildung" nun auf den Menschen angewendet, wäre sonach der- jenige Zustand desselben, in welchem er eine, seiner großen menschlichen Ausgabe entsprechende Haltung, sowohl gegen sich selbst, als auch gegen seine übrigen Mitmenschen behauptet. Es tritt nun in erster Linie die Frage heran: was ist demnach des Menschen Ausgabe? um dann erst darüber urlheilen zu können, ob unsere heutigen Menschen in ihrer großen Mehrheit diese Aufgabe richtig fassen und derselben entsprechend ihr physisches und moralisches Leben einrichten. Bei der gerade in diesem Punkte noch heutigen Tages herrschen- den Begriffsverwirrung ist es äußerst schwer, diese Frage so zu lösen, daß die Gemüther allseilig befriedigt werden; eS ist mitunter einzig und allein der Standpunlt maßgebend, den Derjenige, an den die Frag« gerichtet ist, in der mcnschl cheit Gesellschaft, in sozialer und geistiger Beziehung, einnimnit und werden hiedurch natürlicherweise auch die Ansichten über„Ausgabe de«-Menschen" äußerst verschieden ge- artet sein; hierzu kommt noch weiter, daß der einzelne Mensch seinen Beruf, welcher ihm als Folge seiner sozialen Stellung zugesallen ist, in einseitiger Weise maßgebend auf seine Anschauungen über den Bc- ruf de« Menschen im großen Allgemeinen einwirken läßt, wodurch eine beschränkte LedenSanschauung eulsteht, aus welcher dann die einseitige oberflächliche Bildung resuliirt, wie sie sich gerade heutzutage in fast allen Gesellschaflsschichten vorfindet. Au« diesem Grunde ist es auch erklärbar, warum man oft Hand- lungen, ausgeübt von den sogenannte» Gebildeten, für„gebildet" hält, obschon der vielseitig gebildete, humane Mensch diese Handlungen als durchaus nicht im Einklänge mit wahrer Bildung stehend bezeichnen muß. ES würde z. B. heutzutage gegen die sogenannte Bildung, gegen „Charakter," verstoßen, wenn inan- einen, aus einer niederen Gesell? schasisstuse Stehenden, nicht in jedem Wor'e, in jeder Bewegung fühlen ließe, daß er den, sozial besser Gestellten nicht„ebenbürtig" ist. Unsere heutige an der Spitze deS Staates stehenoe Gesellschaftsklasse kennt eben nur Bildung und Benchmen unter sich, unwürdige Kriecherei nach oben und Verachtung nach unten— ohne auch nur im Geringslen einen Begriff oon wahrer Bildung des Herzens und des Gemüthes zu besitzen. Die sogenanilt« gebildete Klasse verräth bis in ihre höchsten Schichten, trotz aller äußern Bildung, alles äußerlichen Abschlisse«, in Wirklichkert eine erschreckende Rohhen des Herzens und Verkommenheit de« Gemüthes,— ich verweise hier auf die„gebildeten" Gesellschaft« «tter an.der Seine. Dabei ist diese Nohheit des Gemüthes gepaart« mit grenzenlosem Egoismus, der die Gejammtheil dieser„gebildeten"! Klasse für wirklich menschenbiidende Ideen nicht zugänglich macht, und welcher sie antreibt, trotz aller„Bildung" die unlaulersten Mittel zur Befriedigung ihrer Wünsche ausziisuchen und anzuwenden; ich erinnere hier an diez„gebtldeleii" Börsenschwindler, Wucherer und Groß- Utdustriellen, die e« trotz ihrer„Bildung" nicht verabscheuen, aus dem Marke des„ungebilditen" Volkes, de«„rohen" Arbeiters Schätze zu erringen, und die es dann gleichwohl mit ihrer Bildung nicht mehr im Einklang finden, wenn ihre ausgesaugten Opfer es wagen, einem solchen Begriff von Bildung und deren Anwendung mit allen Mitteln enigcgenzuarbeit n. .Ungebildet und Jwh nennt die Bourgeoisie den Arbeiter, das Pro- letariat. Warum? Well der Proletarier den äußerlichen Schein, den äußerlichen Firlejanz nicht kennt, um« dem die Bourgeoisie die Roh- heil uud Leere ihres Gemüthes zu verbergen versteht. In keinem Falle darf sich die Bourgeoisie ihrer größer» menschlichen Bildimg dem Proletariat gegenüber brüsten, und im schlimmsten Falle ist das Pro- �tariat nicht viel roher als die„Gebildeten," die eben den rohen innerit Kern zu übertünchen verstehe»; und darin eben liegt das ganze Biesen ihrer seichten Bildung, daß sie dies können. Wehe aber Demjenigen, der eines„Gebildeten" Bildung ihrem wahren Wesen nach zu fühlen bekömmt! Es ist allerdings richtig und soll hier auch nicht beschönigt wer- den, daß leider ein großer Theil der Massen in Rohheit und Unwissen- Heu schmachtet; an wem wäre es denn nun, diese Massen zu bilden, sie aus ihrem Stumpfsinn zu erlösen? Doch gewiß an Densenigen, bu sich„gebildet" nennen, die ab« thatsächlich in Folge der Einseitig- Kit thiet Bildung, statt sich den nied«ii Volksschichten zu nähern, von denselben in eitler Ucbuhebung sich absondern, weil sie eine Be- lehrung,«ine Annäherimg nicht mit„ihrer" Bildung vereindaren können, und weil sie eben selbst jenen hohen Geist wahrer Bilvung nicht be- sitzen, welch« überall hm das Banner des Vernünstigen, des freien Denker« trägt uud d« keine sozialen Schrailken kennt. Daß auch«svenllche Ausnahmen«tstiten, ist, wie bei jeder Regel, si? auch hier der Fall und soll durchaus nicht bestritten werden, wie hier auch nicht Persönlichkeiten, sondern die angezogene:« Parteien rcsp. deren Systeme in ihrer Gesammcheit ins Auge gefaßt sind. _.*...nr.n?..-..... tzgß aller ___ BWBWWWHWBWIlHIjwirl einseitig in ihren Aiisicht'eu' und Anschauungen, eiuseitig tiur die khhsischen oder geistigen Bedürsisijse der Menschheit kennend, unmöglich iinen richtigen Begriff vdn der hohen Ausgabe der Menschheit besitzt, 1» diese Ausgabe in ihrer egoistische» Geistesrichtuna nicht zu verstehe» und z» begreifen vermag, weil sie nicht faffen will, daß die Mensch- ?t>l. wie in politisch«, so auch in sozialer Hinsicht fortschreitet, und trotz aller Emdchniming und alle« HsmMie.fortschv-rlen muß, uud venu auch tk« himernbe Damm durchbrochen»Nd das Hemmniß mir wrtgensien würde; weil ferner die Bourgeoisie nicht begreifen will, daß Menschpeil ch. eine Gesellschaslsorduung zu '» welch«- abgesehen von vielfachen an- "Ä! äU«°rt«,.den Nebeln.- der größere Theil der Mm- nn imb dah�'®ncroe von Morgens bis spät Abends zu die Minder-abl Ul!b �echt in» Eluale zu vegeliren, während lmb mit Hohn und Verachtung.... Ge- Äv?'�walt auf Die Massen niederblick.;- j. mä iür hK Lndenschaften der Massen in reinere Bchu u m rn m�ünd dab i m. wahren Srnne des Wortes vielfeirig�'�Au Tie wird b fcrfrt fem. m Wnktlchk-ät die Menschen«V« und bch«-n er ichen Ma?«.""5 tt[¥ iUÜ*?' dutch Emzelne die Le,d-nscha!.e>. d« Masten für deren egoistische Zivecke aufgestachelt und ge.chü« werben und auch nicht, daß durch dl« MurdezHeit es möglich gemacht werden um paß der Producent keinen Anlheil an dem Produkte hat, welZies m cha«« Arbeit«zeugte. di, q- nicht Ideale der Bourgeoisie sind,- ist klar: es sind dies Pnuzipieu der so vielfach»«lästerten Sozialdemokratie. Erst dann aber auch, wenn die Gesammtmeuschheit in diese Bahnen einge- lenkt haben wird, wenn diese Ideale sich verkölperi haben, erst dann wird man die Sozialdemokratie, die es heute als ihre Aufgabe be- trachtet, statt altem Firlesan, menschliche Bildung unter die Menschen zu verbreiien, wirklich zu begreifen verstehen, dann erst dürfte es auch Jenen, die unbewußt und unwillkürlieb von dem«troin der Zeit ersaßt werden, zum Berständniß werden, daß der Sozialismus Besseres und Edleres zu«zeugen fähig ist, als der heute auf der breitesten Bans des Egoismus stehend? schranke n lose Individualismus. Schließlich sei noch zu bemerken, daß wir es in gegenwärtiger Abhandlung nur mit dem Begriff rein menschlicher Bildung des Ge» mülhes und des Herzens zu thun hatten, dagegen nicht die„wissen- schastliche" Ausbildung in Bewacht- gezogen haben, aus dem cinfachen Grunde, weil Wissmschast eben nur ein Zweig allgemeiner Bildung und, wenn richtig verstanden, Mittel zur Bildung wird, durch den bloßen Besitz von Wlsseiischafl aber noch immer ii.cht der Nachweis wahrer Menschenbildung erbracht ist, wie denn auch die alten Griechen und Römer, deren Geislesprodukte wir heute noch staunend in literari- scheu und künstlerischen Denkmälern bewundern, trotz aller„Bildung" — in vieler Hinsicht Barbaren waren. E. K. Mainz Wie Bahnverwaltungsräthe sich neben ihren hohen Einuahmen noch nebenbei auf Kosten Unbemittelt« bereichern, de- weist Folgendes: Der Berwaltungsrath der Hessischen Ludwigsbahu veröffent- lichte Ansaiigs September den Rechenschaftsbericht pr. August, wonach sich t.otz einer neuen Bahnstrecke nur eine Me!»r«nnahme von 4800 Gulden gegen gleichen Monat des vorigen Jahres(Kriegsjahr) heraus-- stellte; natürlicher Weise fielen die Aktien dies« Gesellschaft in Folge dessen um mehre Gulden: Leute, die sich mit sauer ei wordenem Geld« ein solches Papier gekauft hauen, und nicht sonderlich iu Börsengeschäft ein- geweiht sind, hatten Furcht, noch mehr zu verlieren uild verkaufleu mit vielen Gulden Verlust. Da erschien aus einmal vor einigen Tagen der Rechenschaftsbericht pr. September; und siehe da mit einer Mehr- einnähme von 184,000 Gulden gegen denselben Monat des Jahres 1870. In letzterem Bericht war bemerkt, daß ein Theil dieser Ein- nähme noch aus dem Monat August herrühre, da nicht alle Stattons- Kassen damals ihre Abrechnungeil pünktlich eingesandt hätten. Wie gar nicht anders zu erwarten, stiegen die Aktien ungeheuer,— um 22 Gulden das Stück. Wer wird wohl die dumme Vorspiegelung die- ser Herren glauben, daß die Zlbrechnungen von verschiedenen Stationen noch ittchl dagewesen wären? Denn wenn keine Abrechnungen da sind, so macht man auch noch keinen Rechenschaftsbericht. Das Ganze ist weit« gar nichts als ein gemeiner Börsenschwindel; erst macht man Manipulationen, daß die Aktien fällen und kauft zum billigen Kourse so viel zu baben sind, dann läßt man die Papiere steigen, und steck« fchnell einige Tausend Gulden in die Tasche; man fragt nicht danach, yb Leute, die sich den Pfennig voin-Munde abgespart, damit sie, wenn sie arbeitsunfähig geworden, nicht iiö.hig haben, den Bettelstab zu nehmen, ihr Geld verlieren! Das hat ja auch nichts zu sagen, weilii mir die Herren Bcrwaltnngsläthe sich die Taschen füllen, um Offiziers-Bälle:c.-c. besuchen zu könne». Was noch dabei bemerkt werden mllß, ist, daß diese sauberen Herren ihren Arbeitern zumuthen, bei 12 stiindiger Arbeil täglich sich mit 7 Gulden und noch weniger die Woche beruintuvlacken, während sie selber nur Spazierfahrten machen, und dafür einige Tausend monatlich ein- stecken. Aus dem Posenschen. Prügelei im„Dienste des Herrn". Am 27. Oktbr. d. I. Nachmittags sollte die Leiche einer alten Dame von über 100 Jahren in Schildberg bestattet werden. Zahlreich fan- den sich die Leidtragenden auf dem Kirchhof ein; etwas im Hinter» gründe stand de Gorski, ein Schildberger Bürger, entblößten Haup- tes, ein ruhiger und anständiger Mann, viel zu gebildet, um Gele- genheit zum Aergerniß zu geben. Der Stadtpfarrer Majewski beginnt die Leichenprediqt; plötz- lich nnterbricht er sich mit dem Rufe:„Führt mir den Schuft dort sToti) vom Kirchhofe weg!" Als sich Nieniand�rührte, ließ sich Majewski weiter vernehmen:„Will Niemand den Schuft hinausiverfen? Reymanns, Wodniakowskisl Ihr Getreuen, wo bleibt ihr? Ich bin hier der Staatsanwalt/ ich bin hier die Polizei, wer mir hier den Gehorsam versagt, den werde ich sofort einsperren!" Niemand rührt sich; im Gegentheil, ein allgemeines mißbilligen- des Murren läßt sich vernehineit. Probst Majewski weiter:„Kirchendiener und Todtengräberl Werft mir den Schuft dort heraus!' Die beiden Aufgeforderten inachen einen schwachen und leicht vom angegrisfenen de Gorski ziirückzuwei- senden Versuch. Da wirst Probst Majewski seine» Ornat zu Boden und stürzt wie wüthend auf de Gorski los mit den Worten: „Du Schuft, ich werde Dich selbst vom Kirchhofe bringen." Frau de Gorski, die Gattin des Angegriffenen, stellte sich zwischen Beide und verhinderte durch ihre Geistesgegenwart das Aeußerste. Majewski und Leidtragenbe verschwanden uns die nächsten An- gehörigen der Verstorbenen hatten die traurige Aufgabe, den Sarg so gut wie's eben ging, zu versenken. — L Aus Bayenr. EinBeitraa zur Humanität des 19. Jahrhunderts. Ein im vorigen Jahre au« Straßburg aus- gewiesener Arbeiter, setzt in unser«„reichen" Stadt Nürnberg in eilt« Fabrik als Taglöhn« beschäftigt, hatte vor einem Bierteljabre das Unglück, krank zu werden und war in Folge dessen nicht im Stan- de, seine Miethe zu entrichten. Die unbarmherzige Vermietherin, Frau Registrator Kaufmann, übergab den armen Teufel ohne B«zug einem Gerichtsvollzieher(im Volksmunde„Leuteauszieher") zur AuSpfäU- düng, welche auch erfolgen sollte; allein der Arme hatte nichts, als einen alten Tisch, i ditto Stühle, ein noch nicht vollständig bezahltes Bett und— eine kranke Frau mit einem 3 Wochen allen Kinde. Da nach dem Gesetze das einzige Bett nicht gepfändet werden darf, so mußte der sonst nichts weniger denn als human bekannte Äerichtsvoll- zieher N— e mit langer Nase abziehen. Nun bestellte aber die, christ- liche" Vermietherin einen Packträger, welcher es auch fertig brachte, der kranken Wöchnerin das Bett förmlich unterm Leibe wegzuziehen! Vier Tage mußte nun dieArme mit ihrem schwachen, eleu- den Kinde im Verein mit ihrem der Verzweiflung nahen Manne auf dem nackten Fußboden, mit einigen Lumpen bedeckt, zubringen!!-- In solcher gräßlichen Lage eilte der Mann zu seinem«chwager, ihn um Rath und Hilfe anzuflehen; dieser, selbst ein»inbemittelter Proletarier, machte ihm den Vorschlag, vorerst zu dem hiesigen ersten Bürgermeister, Herrn von Strom er zu gehen, um ihm feine mißliche Lage darzustellen. Gesagt, getha»! Der in völliger Desperation befindliche, etwas unbeherzte Mann eilte auf das Rathhaus, in der Meinung, der Herr Bürgermeister,(der sich am Friedensfeste seinen nationalmiserableit Wähler, i mit den bochtrabenden Worten in Erinnerung brachte:„Guten Morgen, Deuts ch laiid!"l müßte Hilfe od« wentgstens Rath schaffen. Er trug seine Sache in schlichttii ungekünsteltsii Worten vor und erhielt schließlich zur Ant- wort, daß ihm nicht zu helfen sei, daß er hätte vorher sparen sollen, und d« Miethzins vor Allem gehe n. s. w. Zu guter Letzt machte der Vater der„reichen" Stadt Nürnberg die Thüre aus und sagte barsch:„Sie können abtreten!"� Da fiel dem Unglücklichen das Herz vollends in die Hosen, er blieb zögernd stehen, stainmette einige unverständliche Worte, wie:„Bitte— doch— in— meiner— Lage — mmdeftens— um— einen— guten Rath.—" Aber jetzt schrie der Bürgermeister wild:„Was, widerspenstig find Sie auch noch?" Schellte und besghl dem eintretenden Polizeisobateu, den armen Fa- inilieuvat« als„widerspenstig" einige Stunden in's Loch zu stecken. Wäbrcnd er hier zwei qualvolle Stunden in schwerer Sorge um sein darbendes Weib und Kind zubrachte, schaffte sein Schwager Mittel und Wege, ihm das einzige Bett zu erhatten. Wir hatten es für Pflicht, eine solche barbarische Handlungsweise der OesjenlUchkeu zn übergeben. Mehrere Nürnberger Parteigenossen. Stuttgart, 7. Novbr. Die Lage der Pattei in Württemberg beginnt sich z» bessern, der Siegesrausch läßt nach, Katzenjaininer stellt sich ein, die preußlschen Errungenjchafteli sind auch gar zu schön: Die Uniero sfi ziere lausen scbaarenweise davon, seil die preußischen Generale hier hausen, Soldaten mit 5 Monat Präsenz»«treten jetzt ihre Stelle.—_ Am 29. Oktbr. feierten wir unser«tiflungsfefl, es war stark besucht und verlies iu schönst« Ordnung. In Sachen der Chemnitzer haben wir Volks- und Me tallarbeiter-V ersamml unge n aus- geschrieben, den Ertrag der Kolleklen haben wir bereits an das Slrite- komitee abgeschickt, weitwe folgen, die Stimmung für die Chemmtzer ist sehr gut. Die Schneidergehllsen haben Versammlung gehalten, sogleich Forderungen gestellt und einen Tarif aufgestellt; unorganisirt, wie sie waren, haben sie wenig erreicht, das haben sie denn auch eingesehen und eine Internationale Genossenschaft, trotz Polizei-Stieberei, gegründet. Vorstand und mehrere Mitglieder wurden verhaftets!!) um deil anderen Angst einzujagen, mußten natürlich denselben Tag freige- geben werden, notabene nachdem sie 4 1 1r. Heizu ngskoste n bezahlt.(!) Mehrere Maschineiisabriken in hiesiger Gegend haben die Arbeits- zeit freiwillig um eine Stunde herab gesetzt, wohl nur, um keinChem- nitz in zweiter Auflage zu bekommen. Die Stuttgarter Parteigenossen. Lffenbach. Durch Fabrikanten erzwungene Arbeits- einstellung der hiesigen Maschinenarbeiter.— Einige der Ma- schinenfabrikanten hatten ihre» Arbeitern die lOstündige Arbeitszeit mit Lohnerhöhung„freiwillig" genehmigt, mit Ausschluß von Dreien. Besonders hatte der Maschiii enfabrikant Heim, durch sein humanes Betragen l Arbeiter sind bei demselben„Lumpen") bekannt, Samstag Abend (26. Oktober) seinen Leuten sormweis die lOstündige Arbeitszeit mit etwas Lohnerhöhung genehmigt. Montags früh(28. Oktober) sperrte er aber um'/J Uhr seinen Leuten die Thüre. Die Arbeiter, gezwungen durch dieses Vergehen, gingen um 8 Uhr Morgens nicht mehr in die Fabrik. Dadurch veranlaßt, vereinigten sich die Maschinensabrikauten und entließen ihre sämintlichen Arbeiter. Es wurden dadurch etwa 600 Maschinenarbeiter auf die Straße gesetzt. Wir appelliren daher an alle Arbeiter und Geschäftskollegen, da die Gemaßregelteu iiieistens Familienväter sind, uns schnelle Hülfe zukommen zu lasten. Alle Maschinenarbeiter stellen jetzt die Forderungen: lOstündige Arbeits- zeit, 25Proc. Lohnerhöhung, 33 Proc. für lieber- oder Feierabeildsttmden und eitle entsprechende Entschädigung sür alle Arbeiter, denen man das Thor schloß. Unierstützungen beliebe man zu senden an unser Bureau im Gast- haus zum grünen Baum in Ossenbach a. M. Ludwig Ungeheuer, d. Z. Präsident. Zwickau, 12. Nov. Gegenüber der sich überall in breiteren Wogen vorwärtsdrängenden Arbeiterbewegung herrschte bis jetzt hier ein flaues, fast möchte man sagen: faules Partelleben. Doch das soll nun anders werden! Die Partei hat hier recht einflußreiche Uitterstützung in der Agita- tion für die Verbreitung der social-demokratischen Ideen gefunden, und zwar in der hiesigen Polizeibehörde, die es sich— zwar wider Willen— angelegen sein läßt, die hiesigen Arbeiicrmaffen für unsere Bewegung empfänglich zu machen. Um den Strike der Chemnitzer Maschiiienbauer moralisch und materiell zu unter- stützen, wurde vom Volksvereiu eine Volksversammlung für Donnerstag'Abend einberufen. Trotz der rechtzeitigen Anmeldung bei der Polizei und der darüber ertheilten Bescheinigung fand sich die Po- lizeibehörde im letzten Augenblick doch noch bemüßigt, die betreffende Versammlunq zu verbieten. Ein Protest gegen diese Ungesetzlichkeit an die königl. Kreisdirektion hatte nur den Erfolg, daß dieselbe das Versammlungsverbot bestätigte. Heitere Zustände im„Reich der Gottesfurcht und frommen Sitte"! Doch es kommt noch besser. Ein Kampf mit den Arbeitern ist nicht so ganz leicht, wie manche Herren glauben. Es ward Freitag sofort eine neue Versammlung für Sonu- abend einberufen, die aber ebenfalls im Lauf des Sonnabend Vor- mittag wieder verboten ward. Aber die Arbeiter, die dies nicht recht- zeitig erfahren hatten, kamen, und kamen in Massen, und so viele ihrer in der großen, geräumiacu Gaststube Platz finden konnten, blieben; es mögen dies ungefähr 300 Persoiieii gewesen sein. Man ward nun schnell darüber einig, sich sür den heutigen Abend gemeinsam zu unlerhalten; einige zufällig aus Chemnitz anwesende Parteige- nossen Übernahmrn es, Arbeitergedichte und eine Betrachtung üb« den Normalarbeitstag vorzulesen, der die Anwesenden ausmerksam zuhörten. Währenddem kommt der Herr Polizeistadtrath Urban ins Zimmer, und nachdem er ein Weilchen ruhig zugehört, hat, fängt er auf eliimal an, die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf das Vorlesen zu stören, indem er sich als Vertreter der Polizeibehörde vorstellt uud die hi« entrirte„Versammlung" im Namen des Gesetzes auflöst und Jeder- mann auffordert, das Lokal sofort zu verlassen. Herrliche Gesetzkenntniß das! Der Herr Stadtrath meint wahrscheinlich, daß eine Anzahl Men- scheu, die sich üb« irgend ein politisches Thema unterhalten, und von denen nur Einer spricht oder liest und die Andern zuhören, eine„Ber- sammlung" sein niüsse. Dieser Ansicht aber huldigten die anwesenden Biergäsie durchaus nicht, und«klärten dem Herrn Stadtrath, daß nur der Wirth hier etwas zu befehlen habe. Der Raum dieses Blattes gestattet nicht, alle Borkommnisse hier zu erzählen; bemerkt sei nur noch, daß sich der Herr Stadtrath zuletzt zurückzog. Was wohl die Behörden mit einem solchen ungeschickten Borgehn beabsichtigen mögen? Wollen sie die Arbeiter reizen,.sie förmlich zu Gewalttbätigkeiten zwingen, um dann berechtigt zu sein, A u s- nahmezustäiide eintreten zu lassen? Oder wollen sie dadlirch ibre Sympathie für die Chemnitz« Fabnkanlen bekunden, und'»«- hindern, daß ein Appell an die hiesigen Zlrbeiter für Unterstützung kos Chemnitzer Strikes gerichtet werde? Geyer, 12. November. Maßregelung. Am 5. d. M. con- stitiiine sich hier in Ermangelung einer Gewerksgenvsienschaft eine Strike-Unterstützungs-Comitee. Die erste Sammlung desselben unter uns Parteigenosse» entsandte der Kasstrn sofort an das Zentral- Comitee der strikenden Chemnitzer Maschinenbauer. Am 8. erließen wir im hiesige» Lokalblatt(konfusionSräthlicher Farbenmischung) sol- genden Zluftuf: „An alle Arbeiter und Freunde der Arbeitersache, denen eS um eine menschenwürdigere Lebensstellung de« Arbeiterstandcs voll« und wahrer Ernst ist, die dringliche Bitte, der Arbeitseinstellung der 8000 Chemnitzer M as chinenbauer ihre Aufmerksamkeit und Thnlnahme zuzuwenden und, durch rasche und thatkräftigc Unterstübung derselben das Ihrige zur allgemeinen Förderung der Interessen des Arbeiterstandes beizutragen. List?,« zum Einzeichnen von Beiträgen liegen bei Unterzeichneteil aus. Seiner Zeit erfolgt Rechenschaftsbericht. Geyer, den 5. November 1871. Das Strike-Unlerstützungs-Comitee. Carl Demmler. August Stopp. Carl Richter. Wilh. Morgenstern. Herrm. Reppmann. Louis Hänel." Noch an demselben Tage wurden sämmtliche Unterzeichnete' auf's Gerichtsamt zitirt und ihnen unter Nachforschung aller bezüglichen Nebeniimstände, ein§ aus irgend einem Gesetzbuchc im Reiche der ..Gottesfurcht und frommen Sitte" verlesen, laut welchem ein Aufruf vor der Veröffentlichung der amtlichen Genehmigung bedürfe, und das Comitee wegen dieses Formfehlers zur Rüge zu ziehen sei. Unser Ersuchen geht nun dahin: Sie'wollen uns gefälligst unter- richten, ob diese Maßregelung gesetzlich berechtigt ist, od« nicht. (Das Geyer'sche Gerichtsamt legt das Gesetz ebenso aus, wie die Leipziger Polizei, die den„Volksstaat" gleichfalls wegen„Veröffent- lichung eines Aufrufs zu Sammlungen" in Untersuchung gezogen hat. Die Frage ist, ob die betreffenoen Aufrufe unter das Gesetz über Kollekten fallen, die allerdings in Sachsenohue behördliche Erlaubniß nicht vorgenommen werde» dürfen. Wir werden den Entscheid der Polizei seinerzeit unverzüglich mittheilen.) Leipzig. Nationalliberal. Das hiesige„Tageblatt" brachte vor einigen Monaten einen(natürlich sehr zahmen) Art! el über die schlechte Behandlung der Soldaten und wurde deßhglb vom sächsischen Kriegsministerium' verklagt. In erster Instanz zu 20 Thlr. Strafe verurtheilt, appellirte der Herr Rechiskaudidat Broda, der sich als Verfasser genannt hatte. Am vorigen Donnerstag fand die öffentliche Verhandlung im Bezirksgericht statt und endigte damit, daß das Ur- theil erster Instanz bestätigt wurde. Als charakteristtsch sei erwähnt, daß der nationalliberale Hr. Broda die Naivetät hatte, die Behörden der Parteilichkeit für die sozial-demokratische Presse(!) zu beschuldigen, die ungestraft weit heftigere Artikel gebtacht habe. Um seinen Wor- ten den gehörigen Nachoruck zu geben, verlas der ehrenwerthe junge Mann aus dem„Voiksboien" und„Volksstaat" eine Anzahl Stellen, dieselben der Aufmerksamkeit des Herrn Staatsanwalts empfehlend. Das Bürschchen hat Talent zum Deuunziren, und kann es bei guter Pflege desselben noch zum Redakteur der„Deutschen Allgemeinen Zei- tung" bringen. schen Gehalt der Chemnitzer nationalen Blätter einen Begriff machen, wenn ich fage, daß Biedermann im Vergleich mit seinen dortigen Co liegen faktisch eine„Anstandsdame"*) ist.— „Das Centralkomilee(Vmsitzender: Husmann) wandte sich zu Ende der vorigen Woche an den Stadtrath, um dessen Vermiitelung mit den Fabrikanten ersuchend. Dieses Gesuch war in der würdigsten Weise abgefaßt und sah keineswegs wie eine Bettelei um Hilfe aus; es sollte lediglich bekunden, daß das Centralkomilee nicht— wie die Gegner in die Welt posaunten— leichtfertig den Strike in die Länge ziehen, sondern vielmehr rasch beendigt wissen wolle. Doch der sehr gewissen- haste Stadtrath, dessen Mitglieder, die„Bäter" der Stadl, ein mit- suhlendes Herz sür das Unglück der Mitbürger haben sollen, ver- weigerte iede Vermittelung, so lange nicht auch die Fabrikanten ein dem der Arbeiter ähnliches Gesuch an ihn richteten. Durch Ein- gehen auf das„einseitige" Verlangen der Arbeiter— meinte der Stadtrath— würde.des Letzleren neutrale Stellung alterirt. Hat denn aber der Chemnitzer Stadtrath, als er im vorigen Jahre die schweifwedelnde Adresse an den Reichstag schickte, enthaltend die Billigung der Fortführung des Krieges nach Sedan, gewarlet, bis die Arbeiter ihn darum ersuchten, oder hat er es nicht vielmehr auf den„ein- seitigen" Wunsch der Bourgeoisie gethan? Warum fürchtet sich der Stadtrath gerade in dem vorliegenden Falle vor dem eventuellen Vor- wurs der„Einseitigkeit"?— In der Stadt hat die ablehnende Ant- wvrt dei Stadlralhs— nicht sowohl beiden Arbeitern, welche aus dieses Resultat gesaßt waren, als— bei allen, nicht von den Fabrikanten beeinstußten Bürgern, welche im Interesse der Gesammtbeit einen baldigen deftiedigenden Ausgleich wünschten, eine ungeheure Entrüstung hervorgerufen. Der Stadtrath hat es sich selbst zuzuschreiben, wenn man»m Publikum von„Vetterschaft" u. s. w. munkelt.— „Was nun den Ausgang des Strikes anbetrifft, den ich trotz alle- und aUedem nicht so schwarz zu sehen geneigt bin, wie Andere, so meine ich, daß, wenn zu den 2800 Thalern Unterstützung, die bis Montag Früh eingelaufen waren,— davon sind aber 2 Tage vorher 1900 Thaler an die Sinkenden ausgezahlt worden— in den darauf folgenden Tagen noch 2000 Thaler einkommen, ein siegreiches Ende nach wenigen Tagen beoorstebt.(Die Gründe hierfür sind bereits in voriger Rummer entwickelt worden.) Wären am Sonnabend, dem «rstenZ Zahltage, statt"ttt 1900.Thaler, 3000 in Kassa gewesen, .so daß mehr Unterstützung hätte ausgezahlt werden können,—> es hätte am Moniag, dem Entscheidungstagc, Niemand die Arbeit aus- genommen und der Strike wäre heute schon siegreich beendet.„Die unserer Partei angehörigcn oder mit ihr sympathisirenden Arbeiter— sagte man mir in Chemnitz— haben Alles gethan, was sie lhun konnten. Die Opferwilligkert der Partei hat sich auss Glänzendste bewährt;(die Organisation der Unterstützungen ist, soweit es in der kurzen Zeit mög- llch war, überall nach Kräften betrieben worden. Bedenkt man, daß die eingelaufenen Gelder so zu sagen aus deni Stegreif gegeben wurden, und ohne daß die Gewerkschaften so organisirt sind, wie sie es sein sollten— welch großartige Erwartungen darf man dann an die in Bälde zu erhofsende Ausbreitung der Gewerkschaften knüpfen, und welche Hochachtung verdient die in diesem Strike bewiesene Opferwillig- keil der deutschen Arbeilerl Eine Opserwilligkeit, zu der im grell- slen Konirast das Verhallen des„Reuen Sozial- Demokrat" steht. Derselbe hat nnS durch systematisches Todlschweigen unseres StrikeS um die Beitiäge gebracht, die wir von den Lesern des genannten Blattes sicher erhalten hätten, wenn die Herren Hasenklever und Hassel- mann, die Redakteure des„Nenen-Sozialdemokrat", den Willen gehabt hätten, uns zu unterstützen. Wir haben an die Redaktion des„Neuen So- zialdemokrat" außer 80 Eremplaren uiiseres Aufrufs einen Brief abgehen lassen, worin wir sie auf das dringendste baten, unsere Sache, so weit an ihr liege, zu fördern. Aber die,e elenden Verräther an der Ar- deltersache haben unseren Ausruf nicht eintual abgedruckt. Nur ein Mal iu den 2—3 Wochen wurde, und zwar ganz nebenbei, unseres Strikes in einer Notiz des Herrn Stiegler von hier Erwähnung gethan.— Mögen unsere Berliner Parteigenossen bei dem ersten öffentlichen Zusammentreffen mit den würdigen Herren Hasenklever und Hassilmann die vorstehenden Thatsachen wenigstens bekannt machen.— „Die Chemnitzer Freie Presse" hat jetzt eine Auflag« von 3000 Eremplaren und die Internationale Metallardeiterschast in Chemnitz eine Mitgliedschaft von über 2000 Mann. Dies der wesentlichste Ersolg des Strikes bis jetzt."— An neuesten Nachrichten entnehmen wir der„Chemnitzer freien Presse" Folgendes: „Vor Allem ist zu erwähnen, daß die Zahl der jetzt noch Striken- den mehr als 2000 beträgt; ferner ist es eine feststehend« Thatsache, daß der größte Theil darunter aus denitüchtigslenArbeilern besteht, während unier Jenen, welche die Arbeit«iever aufnahmen, die große Mehrheit Handarbeiter find, welche hervorragendere Leistungen nicht voll- dringeu können, mit deneir also nie und nimmermehr die Maschinen- fabrilmion so betrieben werden kann, wie sie betrieben werden mutz, wenn sie Bortheil bringen soll. Werter darf auch nicht außer Augen gelassen werden, daß ja in 5 Fabriken während des Strikes die ge- stellten Forderungen bewilligt worden sind. „Wenn jedweder Zuzsug verhindert wird, was doch sehr leicht ge- schehen kann, wenn Alle die größte Thäligkeit iu diesem Sinne ent- wickeln; wenn die Opserwilligkeit, welche sich bisher bekundete, auch in der Zukunft an den Tag gelegt wird, kann trotz alledem und alledem der endgiltige Sieg nicht ausbleibe». „Wie bekannt, haben sich die Fabrikanten durch ganz fjSachsen dahin geeinigt, daß keiner der strilenden Arbeiter ausgenommen wird und scheuten sie selbst vor einer. ganz direkten Gesetzesübertretunz (Beeinllächtigung des Broderwerbes) nicht zurück, indem sie die Ent- lassungsjcheine der strilenden Arbeiter an bestimmten Stellen mit Vadelftiche« versahen, um so eiue Bezeichnung zu bewerkstelligen, welche von dem Uneingeweihten nicht leicht wahr genommen werden kann. Es kam diese erbärmliche Handlungsweise jedoch au den Tag und hat die größte Erbitterung hervorgcrusen. Die Aibeiier beabsichtigen in Masse Klagen einzureiche».— Außerhalb Sachsens haben dieFabrikan- ten mit dem Angebot einer Berbindung schlechte Geschäfte gemacht. So schreibt z. B. die„Hildesheimer Zeüung":„Von Seiten der Chemnitzer Fabrikbesitzer wird dekanmltch eine Koalition der Arbeitgeber gegen die Arbeiter in'S Leben gerufen. Eine solche Einladung hierzu, deren Hauprbcstimmung die ist, daß sich die Fabrikanten verpflichten, keinen bei dem dortigen Strike betheiligtci Arbeiter auszunehmen, wurde auch einigen Fabritantep in Hildesheim vorgelegt; dieselben haben jedoch jede Betyeiligung abgelehnt. „Gehen Euch Arbeitern jetzt noch nicht bald die Augen auf? «egrelst Ihr jetzt immer noch nicht, daß wir Euch die Wahrheit sagten, als wir Euch schon vor einiger Zeit dasselbe begreiflich zu mache» suchten, was jetzt in auswärtigen Blättern zu lesen ist? Wahrlich, man sollte denken, nun müßte es einem Jeden klar sei», daß vielleicht heute schon die Fordcrumgen ganz und voll bewilligt wären, wenn nur Montag noch kein Mensch gearbeitet hätte.- Jetzt solltet Ihr doch einsehen, warum gerade in den letzteren Tagen in den hiesigen Fabrlkanlen-Orgauen gar so fürchterlich und mit den elendesten Mttieln agitirt worden rst- es hing am letzten Faden; man pfiff, wie wir sagten, aus dem letzten Loche.— Und da solltet Ihr wanke», wo der Sieg so nahe lag? Das Herz möchte Einem bluten bei dem Gedanken, daß Ihr wegen ein paar Tagen Euch und Euren Mitarbeiter» neuerdings das Sklavenjoch aufzubürden Euch anschickt.— Haltet ein! noch ist es Zeit!"- Eine Nachtijchrede. In Enzland herrscht bekanntlich die Sitte der Nachtisch- reden, die sich von den Toasten nur durch die größere Länge auszeichnen, und für den in der angewandten Chemie starken John Bull**) deßhalb ein ganz besonderes Interesse haben, weil sich daraus,— nach dem famosen Moleschott'schen Satz:„der Menschist, was er ißt''(undnatürlichauch trinkt)— genauso!- gern läßt, was die Betreffenden gegessen und getrunken haben. ») Im Frankfurter Parlament, in dem viele lustige Brüder saßen, deren slaatsmännisches Talent im umgekehrten Berhaltniß zu ihrem Ipaßmacherijchen stand, erhielt fast jeder Abgeordnete einen Spitznamen; so hieß der ewig lächelnde Biedermann, wegen seines zierlichen Be- nehmen» und seiner geschniegelten und gebügelten Haltung, die„An- standsdame". **) Spitzname des Engländers. Marley's Geist in Dickens'„Christmas Carol" war ein Stückchen Käse, und die Perioden der after-dinner-speeches*) sind Rindfleisch, Kalbsbraten, Schildkrötensuppe, durch- geistet von Tokayer, Champagner, Bordeaux— je nach der Speisekarte oder dem Geschmack des Redners. Wie andere Englische Sitten, das Pferderennen, Wetten u. s. w. hat man sich neuerdings darauf verlegt, auch die interessante Einrichtung der Nachtischreden in Deutschland einzuführen, und zwar ge- bührt in dieser Beziehung das Hauptverdienst der Sächsischen Regierung. Nachdem schon Herr von Beust einige kräftige Versuche gemacht, hat der jetzige Ministerpräsident, Herr von Friesen, vor einigen Tagen bei einer Festlichkeit der ehrsamen Gilde der Bogenschützen(die mit ihren vorsündfluthlichen Gewehren im Stand sind, auf 50 Schritt beinahe die Scheibe zu treffen) einen regulären after-dinner-speech losgelassen, von dem das amtliche Dresdener Journal wie folgt be- richtet: „Der Redner ging von der Voraussetzung aus, daß zwi- schen der Staatsregierung und den weiteren Kreisen des Volkes(?) Uebereinstimmung herrsche, und fuhr dann fort: „Diese Uebereinstimmung voraussetzen zu können, sei sür die Regierung von sehr hohem Werth, zumal in einer Zeit wie die jetzige, die nach allen Richtungen hin eine Zeit der Gährung und des Ueberganges sei, wo in allen Gebieten des öffentlichen Lebens, in Staat und Kirche, in der Schule wie im gewerblichen Leben, ein Kampf des Alten mit dem Neuen herrsche— in einer solchen Zeit hätten die Regierungen kein leichtes Spiel, da könnten sie es in der Regel Niemandem recht mächen, dem Einen thäten sie zu viel, dem Andern zu wenig, dem Einen gingen sie zu weit rechts, dem Andern zu weit links, dem Einen hielten sie zu streng am Alten, dem An- dern stürzten sie sich in unbedachte Neuerungen! Ein Minister, der gewohnt sei, nur seine Pflicht zu thun und seiner gewissen- haften Ueberzeugung zu folgen, müsse sich das Alles ruhig ge- fallen lassen— die Ansichten wie die Interessen seien eben verschieden, und man dürfe daher nicht in jedem Widerspruche, in jeder abweichenden Ansicht gleich eine Gefahr erblicken. „Anders verhalte es sich aber, wenn Bestrcbun- gen auftauchten, um die Grundpfeiler der Gesell- schaft zu erschüttern, wenn die Axt gelegt werden sollte an das Fundamen:, auf dem der gesammte Wohlstand(?), ja die ganze Civilisation(?) der modernen Welt beruhe. Da dürfe keine Verschiedenheit der Ansicht herrschen, weder zwischen Regierung und Volk, noch zwischen den einzelnen Parteien des letzteren. Da müßten Alle(?!!) fest zusammenstehen und ver- eint die Regierungen uuterstlltzen. Leider dürfe man sich nicht verbergen, daß eine solche Nothwendigkeit vielleicht bald eintreten könne; kaum sei durch die vereinte Kraft der ganzen Nation ein mächtiger, äußerer Feind abgewehrt und niedergeschlagen worden, und schon begönnen gewissenlose oder fanatische Agitatoren, die kein Bedenken trügen, mit dem Glück und Wohle der arbeitenden Klassen ein leicht- sinniges und freventliches Spiel zu treiben, in den unteren Schichten des Voltes zu wühlen und, leider, nicht ohne Er- folg— da es ihnen doch an vielen Orten schon gelungen sei, die Arbeiterbcvölkerung zu ihrem(der„gewissenlosen oder fa- natischen Agitatoren"?) eigenen Schaden zu bethören und zu verführen. „Aber man dürfe, indem man der Gefahr klar in das Auge blicke, doch auch nicht zu schwarz in die Zukunft sehen! Er habe die feste Hoffnung, daß es den Verführern nicht ge- lingen werde, die Sache bis zum Aeußersten zu treiben und gewaltsame Erschütterungen hervorzurufen, die dann gewaltsam unterdrückt werden müßten, aber auch gewiß unterdrückt wer- den würden. Er hoffe, daß es vorher gelingen werde, die arbeitenden Klassen durch eine liebevolle Belehrung, wenn nöthiz, durch trübe Erfahrungen(!) darüber aufzuklären, wie falsch und haltlos die ihnen von den Verführern vorgehaltenen Grundsätze, wie trügerisch die ihnen vorgespiegelten Hoffnun- gen sind! „Allein, meine Herren", fuhr der Redner fort,„dabei können die Regierungen überhaupt nur sehr 'wenig und sie können gar Nichts thun, wenn sie nicht von Ihnen, von den gewerbteibenden Klassen der Ge- sellschaft fest und treu, muthig und intelligent(durch die Las- kcrsche Knüppelgarde?) unterstützt werden. An Ihnen ist es in erster Linie, diesen friedlichen Kampf mit den Waffen werk- thätiger Liebe und wohlwollender Belehrung zu kämpfen, an Ihnen ist es, auf der einen Seite durch ein liebevolles Ein- gehen auf die Interessen und Bedürfnisse und auf die billigen Wünsche Ihrer Arbeiter denselben thatsächlich zu beweisen, daß Kapital und Arbeit sich nicht feindlich entgegenstehen(!) und stehen können(!!), daß sie vielmehr die besten Freunde sein müssen, weil keines(?) ohne das andere bestehen kann; an Ihnen ist es aber auch endlich, allen ungerechten und drohen- den Verlangen und Zumuthungen beharrlich und entschieden entgegen zu treten, um den Verführten zu beweisen, daß die Rathjchläge und Lehren der Verführer nie zu ihrem Besten gereichen können. Wenn Sie in diesem Sinne vorgehen,— der Unterstützung der Regierung können Sie sicher sein; sie wird auch selbst ihre Pflicht zu thun nicht unterlassen. Also, meine Herren, der Toast, den ich ausbringe, er gilt: dem ein- trächtigen Zusammenstehen von Volk und Regierung, wie in dem eben beendeten auswärtigen, so auch in dem bevorstehen- den innern, mit anderen Waffen zu führenden Kampfe!" Dies der Bericht des„Dresdner Journals". Wir überlassen es den Anhängern der Moleschott'schen Theorie, zu erforschen, welche Speisen und Getränke in dieser Bogen-(n ischt A-B-C-) Schützenrede vertreten sind,— uns will es bedünken, wir entdeckten Spuren von Krebssuppe, hoeuk h lamode(von den nationalliberalenChinesenKaiserbraten genannt) und Daor�rnae Christi**)—, und wollen Hrn. von Friesen heute nur ein paar Fragen vorlegen: 1) Wenn„Alle fest zusammen- stehn", um die Regierung zu unterstützen,— gegen wen sollen sie denn zusammenstehn? Etwa gegen sich selbst? Oder sind„Alle" nicht Alle, sondern bloß ein Theil? Und seit wann heißtder Theil„Alle"? 2) Wenn Sie nicht„mit Gewalt unterdrücken" wollen, wie wollen Sie denn„unter- drücken", Herr von Friesen? Und 3)wenndieRegierungen gegen die Sozialdemokratie„nur sehr wenig, ja gar nichts thun können", was, zum Kuckuk, sollen sie denn thun, Hr. v. Friesm? Doch, wir hätten fast vergessen— es war ja nur ein after- dinner-speech. Internationale«ewerksgenossrnschast der Holzarbeiter. Abrechnung der Hauptkasse pro lll. Quartal 1871. Eingang: Kassenbestand am Schluß des II. Quartals 1871 Thlr. 121. 5. 3. Aliona Thlr. 34. 15. 6. Stade Bettag am Orte verrechnet, Crimmitschau Thlr. 2. 8. 7. Bon Herrn Schoch Thlr. 3.—.—. Braunschweig Thlr.—. 8.—. Nürnberg Thlr. 2. 17. 4. Luzern') Zwickau Thlr. 6. 2. 3. Hannover Betrag am Orte ver- rechnet, Dresden Thlr. 10. 22. 8. Erfurt Thlr. 19. 14.—. Leipzig Thlr. 6. 4. 3. Summa Thlr. 206. 7. 10. Ausgang: An Herrn Uorck zum Congreß und zur Agitation»- reise nach Sachsen Thlr. 18.—.— für(einen Sterbesall in Altona Thlr. 12.—.—. für Verwaltung an Herrn Vorck lll. Quartal Thlr.. 20.—.—. für Schreib- und Packmaterial Thlr.—. 13. 6. für Porto- Auslagen Thlr. 2. 5. 5. für ein Eonttol-Buch nebst Stempel-Apparat Thlr. 1. 25.—. für Verwaltung der Hauptkasse incl..Bries-Porto und Schreibmaterialien Thr. 6. 15.—. Summa Thlr. 60. 28. 11. Bilanz Gesammteinnahme Thlr. 206. 7. 10. Gesammtausgabe„ 60. 28. 11. In Kasse Thlr. 145. 8. 11.. Abrechnung der lln terstützungskasse. Eingang: Kassenbestand am Schluß des ll. Quartal» 1871| Thlr. 16. 29. 9. Stade Thlr. 4. 24.—. Braunschweig Thlr. 3. 5. 6.' Nürnberg Thlr. 3. 23. 6. Luzern*) Zwickau Thlr. 4. 24.—. Hau- nover Betrag für einen Sterbe fall am Orte verrechnet. Dresden Thlr. 4.26.7. Erfurt Thlr. 7. 25.—. Leipzig 12. 20.—. Summa Thlr. 58. 28. 4- Ausgang: Für einen Sterbesall in Altona Thlr. 15—.—. Zuschuß nach Magdeburg Thlr. 10.—.—. 2000 Ouittungsbücher in blauen Aktendeckel geheftet 25 Thlr. Summa Thlr. 50.-.—. Bilanz Gesammteinnahme Thlr. 53. 28. 4. Gesammtausgabe„ 50.—.—. Bleibt Bestand„ 8. 28. 4. Guthaben von Altona Thlr. 22. 2. 8. H. Somanu. Revidirt und sür richtig befunden B. Eckstein. C. Marwedel. Altona, den 1. November 1871. •) Englisch, Nachüschreden.„ **) Ein berühmter italienischer Wein, wörtlich: Thränen Christi. *) Da» eingesandte Geld scheint an eine unrichtige Adr. gekommen zu sein, wir haben bereits 2 Briese geschrieben, ohne Antwort zu erhalten. Für die strikeuden Maschtnenba«er i« Ehemnitj Von den Arbeitern der Dietz'jchenSchneiderwerkstatt Thlr.—. 24.— von Schäding(durch die Red. d. V.)Thlr. 3. 10.— von Schlegelm- f. St. Thlr.—. 5.—., von Parteigenossen in Connewitz Thlr. 2. 11. —., von den Arbeitern der Mannseld'schen Ztähmaschinenfabrik Thlr. 4. 26.— von R. C.... r Thlr. 1.—.—., von den Holzarbeiter» und einem Theil der Dreher und Schlosser der Fabrik von Götjes, Bergmann und Comp. Thlr. 8. 7. 5. durch d. R. d. V. von Darm- stadl(5. Sendung) Thlr. 10: Thlr. 3 von der Jnter. Genossenschost der Schuhmacher zu Leipzig; Thlr. 3. 25. Turuerverein Stötteritz; fl. 2 v. E. Sp. in Bruchsal.— Hadlich. vriefkaftrn der Redaktion: Cassel: Ihr Wunsch beim besten Willen unsrerseits unerfüllbar, zumal die Berichtigung bereit» in Blatt war. Ihre Briest � gehen an den Ausschuß. der Expedition: W.Kassel: Marx Kapital' in Lieferungen nicht zu haben. T. Sp. in Rheinbrohl: durch die Erped. d. B. ist da» Hojfmanu'sche Fremdwörterbuch gebunden um 12'/, Gr. zu beziehe». S. Hoboken: wird befolgt, Abrechnung geht nächster Tage an Sie ab! F. Cöln: 1 Thlr. 10 Gr. erh.,(wofür?) Für Breslau. Lozial-demolratische Arbeiter-Partei. Montag den 20. d.M. Abends 8'/, Uhr öffentliche Verfamw' lung in der Restauration de» Hrn. Gnehl, Breitestraße 4 und 5 Tagesordnung:„Die VolkSwehr an Stelle der stehenden Heere." Vor' trag von M. Kayser. Die Parteigenossen werden ersucht, zahlreich pt erscheinen. Gäste sind gern gesehen._ H. Oehme. � In der SKollberg'scbem V i» Gotha ist erschienen: | Freireligiöser Kalender. für 1872 erausgeaeben von»r. Aug. Specht. weis 5 Sgr. ohne Kalenderstempel, 7 Stück für 1 Thlr. gege» Berlin. Berichtigung. Vor einiger Zeit las ich in einer Nummer des„Volksstaat", die Bildhauer Berlins hätten eineLohn- erhöhung auf friedlichem Wege erlangt. Doch dem ist nicht f». Obgleich ich die Absicht hatte, diesen Jrrthum sofort nachzuweisen, verzichtete ich damals, um jetzt ein kleines Bild, so gut es sich in der Kürze herstellen läßt, von der Entwickelung unserer Bewegung zu geben. Vor ungefähr 4 Monaten erwachten die Bildhauer aus ihrem vergnügungssüchtigen Schlendrian, und der Verein der Bildhauer (sachlicher FortbildungSvercin) und derOrtsverein derBildhauer (Musterknabe Hirsch» unternahmen es, gemeinschaftlich am 26 August d. I. eine Versammlung einzuberufen. Natürlich in der Absicht, sür sein Programm Propaganda zu machen, setzte jeder Verein Lohner- höhung aus die Tagesordnung. Diese propagandistische Absicht wurde aber durchkreuzt. In das aus der Versammlung gewählte, aus 9 1 Personen bestehende Komitee, wurden drei Sosial-Demokraten gewählt. Di« langweilige und lächerliche„friedliche Vereinigung", durch welche die Ortsverernler die Forderung durchsetzen wollten, scheiterte, wie voraussichtlich, an der Engherzigkeit und Lauheit der Prinzipale; j obgleich ihnen nachgewiesen wurde, daß sie selbst größtentheil« Skla- ven des Kapitals seien, und wir sie aufforderten, mit uns gemein- schastlich gegen dai Großkapital vorzugehen, traten sie mit dem Orts- verein zurück und räumten uns so das Feld. Nun wurde ein Komitee aus lauter energischen Männern, größtentheils aus Sozial-Demokra-> ten gewählt, das sich zur Ausgabe machte, nicht eher zu ruhen, bis wir unsere Forderung(25% Lohnzuschlag) vollständig durchgesetzt. Doch durch die langweilige Verzögerung des ersten Komitee'i trat eint Theil- »ahmlosigkeit ei», der wir jedoch in kurzer Zeit durch eifrige Agitation' abhalfen, um das einmal begonnen« Werk energisch fortführen[zu können. Die Zahl der hiesigen Bildhauergehilfen beläust sich aus 5—600,! davon sind in einigen Wochen, seitdem das neue Komitee besteht, ein volles Drittel zahlende Mitglieder der Strikekasse gewor-! den und die Fortentwickelung eine gute; überhaupt ist sehr günstiger Boden sür die Sozial-Demokratie vorhanden. Die Versammlung beschloß den Anschluß an dieEentralisa- ion der Berliner Arbeiter, und wurden zu dem Zwecke Delegirt« gewählt. Allen unsern Kollegen rufen wir noch zu, die bisherige Theilnahmlosigkeit in eine rege Thätigkeit für unsere gemeinsame Sache zu verwandeln. Paul K ersten, Borsitzender _ der Bildhauer-Strike-Kommifipn. baar. Den Parteigenoßen kann dieser 100 Seiten enthaltende Kalender empfohlen werden, da er mit großer Umsicht redigirt ist und eine freie Richtung besonders in religiöser Hinsicht verfolgt. Statt der Kalender- Heiligen sind Geburts- oder Todestage von Männern, die sich um das Voll verdient gemacht haben, wie Lassallc, Thomas Mü»' zer P. s. w. aufgeführt. Er enthält ferner Mondwechsel, Geschichts' kalender, Lcsefrüchle, Zeitrechnung der wichtigsten Erfindungen un°' Weltbegebenheiten w. Die Partetmttfllteder, welche Schriften zum Ber- schleife in Händen haben, werde« ersncht, Abrechnung wie übrige Schriften, für die sie keine» Absatz habeu einzusenden. Leipzig, de« 15. November 1871. Die Vxpeditio» oes Vollsstaat. Leipzig: Verantw. Redaueur A. Hepuer(Rdacrion: Peterssttw' weg 13.) Druck u.«erlag F. Thiele(Expedition: Petertstr.»