Bedeutung die Bürgerlichen noch immer die MeTJrljeii ffaben unddavon gegenüber der sozialdemokratischen Arbeiterschaft riüksichts-losen und ausschließlichen Gebrauch machen, zum erstenmal einSozialdemokrat in der Person des Genossen Conzett in den ZüricherKantonsrat gewählt. In einem Wahlkreise der Stadt Bern wurdeebenfalls ein neuer Sitz im Kantonsrat erobert durch die Wahldes �Genossen Thomet, Verwalter des Konsumvereins. In Neu-Hausen bei Schaffhausen wurde der Genosse Redakteur Müller inden Gemeinderat gewählt und damit ebenfalls ein neuer Sitz er-obert. In allen� drei Fällen handelt es sich um erkämpfte Siegeüber die dereinigten Gegner. In der ländlich-induftriellen Ge-meinde Aadorf(Kanton Thurgau) ist der Genosse Oswald, Metall-arbeiter, zum Bürgermeister gewählt worden. Diese Gemeinde istdurch wilde Spekulationen der herrschenden Kreise mit der Spar-lasse an den völligen Ruin gebracht worden. In dieser verzweif-lungsvollen Lage erschien der ehrliche und nichtspekulierende Mannaus dem Volke als der helfende und rettende Engel.Gewerkschaftliches.die /lrbeitslosenfürsorge üer Hewert-schaften.Wiederholt wurde schon während des Krieges die Ar-beiterfiixsorge der Gewerkschaften lobend hervorgehoben. Soschrieb das„Reichsarbeitsblatt" in seiner Januar-Nummer:„Die Erfahrung der ersten Kriegsmonate hat gezeigt, daß dieArbeiterverbände den ganz außerordentlichen Anforderungen, diedurch den Krieg namentlich an ihre materielle Leistungsfähigkeitgestellt werden, im wesentlichen vollauf gewachsen sind, und daßihr Bestand über die Kriegsdauer hinaus im ganzen als gesichertangesehen werden kann."Das Blatt stellt dann auch weiterhin in demselben Auf-satze noch fest, daß die Arbeiterverbände in der nachhal-tigen Unter st ützung ihrer Arbeitslosen auseigenen Mitteln Hervorragendes geleistethaben.Recht bemerkenswert sind ferner auch die Ausführungendes Gewerbeinspektors M o r g n e r in der Zeitschrift„Technikunr Wirtschaft", in der er bei einer Betrachtung über dieArbeiterfürsorge in Kriegszeiten schreibt:„Man mag, ganz abgesehen davon, daß die schwere Kriegszeitkeine Parteien kennen darf, in Friedenszeiten eine verschiedeneStellung zur Gewerkschaftsbewegung eingenommen haben,jedenfalls verdienen sie für ihre Betätigungauf dem Gebiete der Arbeitslosenfürsorge An-e r k e n n u n g, und es ist nur zu wünschen, daß sie sich nachihren bisherigen Grundsätzen weiter ausbauen. Es ist daher derKricgszeit völlig angemessen, wenn Stadtverwaltungen usw. denArbeiterorganisätioncn, wie dies jetzt vielfach geschehen ist, einenZuschuß zur Unterstützung dieser arbeitslosen Mitglieder ge-währen."Die Anerkennung, die hier den Gewerkschaften auf demGebiete der Arbeitslosenfürsorge während der Kriegszeit ge-zollt wird, gebührt ihnen schon von jeher. Sie sind überhauptdie ersten gewesen, die ihre Arbeitslosen in nachhaltigsterWeise unterstützt haben. Und daß dabei unsere freien Gewerk-schaften unter den drei in Frage koinmenden Gewerkschafts-richtungen eine weitllberragende Stellung einnehmen, gehtWohl am deutlichsten aus folgenden Zahlen hervor. Es ver-ausgabten für die Arbeitslosen am Ort und auf der Reise:Nicht nur in der gesamt bezahlten, sondern auch in derpro Kopf geleisteten Summe zeigt sich hier die Ueberlegenheitder freien Gewerkschaften. Leider liegen für das Jahr 1914diese Zahlen noch nicht vor. Nach allgemeinen Berechnungendürfte aber die von den freien Gewerkschaften für diese Zweckeaufgewendete Summe 23 Millionen Mark weit über-schreiten. Wurden doch bekanntlich schon im ersten Kriegs-Halbjahr, wovon gerade die fünf ungünstigsten Monate aufdas Jahr 1914 entfallen, insgesamt 17 783 9 00 Markzur Unterstützung der Arbeitslosen ausgegeben. Die gesaniteseit 1891 von den freien Gewerkschaften verausgabte Arbeits-losenunterstützung wird also demnach 104 Millionen Markbetragen. Das ist eine Leistung, die auf diesem Gebiete einzigdasteht und die nicht oft genug hervorgehoben werden kann,weil sie nur durch das Auferlegen größter Opfer möglich war.Höchst bedauerlich ist es deshalb, daß jetzt vielfach die Gewäh-rung von öffentlicher Unterstützung die erhaltene GeWerk-schaftsunterstützung in Abzug gebracht wird. Nach den Fest-stellungen der Generalkommission sind es unter den 627 Ge-meinden, die eine Arbeitslosenfürsorge eingeführt haben, nichtweniger als 99 Orte, die die Gewerkschaftsunterstützung zumTeil und 29 Orte, die sie voll in Abzug bringen. Zu letzterengehören sogP Großstädte wie Altona, Lichtenberg und Stettinund die mittleren Städte Bonn, Fürth, Hagen, Reichenbachi. Bogtl. und Worms. Die Maßnahmen dieser Orte könnennicht scharf genug verurteilt werden, noch zumal in einer Zeit,wo die Preise unserer notwendigsten Lebens- und Bedarfs-artikel ganz enorm gestiegen sind. Auch dem organisierten Ar-bester gehört die Unterstützung aus öffentlichen Mitteln, wennsie anderen zuteil wird._Serlin und Umgegend.Teuerungszulage« für die Tabakarbeiter.Es ist bekannt, daß die in der Tabakindustrie Beschäftigten zuden am schlechtesten entlohnten Arbeitern gehören. Wenn es ihnendeshalb schon in normalen Zeiten nur unter ollen möglichen Eni-behrungen möglich ist, ihr Leben zu fristen, so erscheint eS bei dergegenwärtigen Teuerung aller Lebensmittel geradezu unmöglich, daßdie Tabakarbeiter und Arbeiterinnen mit ihren niedrigen Löhnenauskommen können. Auf der anderen Seite machen die Unter-nehmer in der Tabakindustrie jetzt � glänzende Geschäfte infolgegroßer Aufträge für den Heeresbedarf. Der Geschäftsgang ist sogut, daß in allen Betrieben Ueberstunden- und Sonntagsarbeit ge-leistet wird. Die Unternehmer würden also ganz gut in der Lagesein, den Arbeitern und Arbeiterinnen eine den Teuerungsverhält-nissen entspreckiende Lohnzulage zu gewähren. Mit Rücksicht aufdiese Verhältnisse hat der Deutsche Tabakarbeiterverband gemeinsamniit den Hirsch-Dunckerschen und den christlichen Organisationen andie Unternehmerverbände in der Tabakindustrie das Ersuchen umGewährung einer Teuerungszulage gestellt.In der am Freitag abgehaltenen Berliner Mitgliederversammlungdes Deutschen Tabokarbeiterverbandes wurde mitgeteilt, daß derArbeitgeberverband in der Zigarettenindustrie geantwortet hat, erhabe diese Angelegenheit seinen Mitgliedern übermittelt und werde,wenn deren Aeußerungen dorliegen, darauf zurückkommen.— DerArbeitgeberverband in der Tabalindustrie ist der Meinung, derAntrag der Arbeiter könne nicht für die ganze Industriegleichmäßig behandelt werden, deshalb bleibe die Regelung derAngelegenheit den Bezirksvereinen der Unternehmer überlasten.Weiter wurde in der Versammlung ausgeführt, daß den einzelnenFabrikanten nun bestimmte Forderungen eingereicht werden sollen.Durch Annahme einer Resolution erklärte sich die Versammlungmit dem Vorgehen der Arbeiterorganisationen einverstanden und be-auftragte den Gauleiter und die Ortsverwaltung, die zur Durch-führung der Bewegung erforderlichen Maßnahmen zu treffen.Eine sonderbare„Kriegszulage" hat die Darmstädter Bank,wie wir dem„Deutschen Bankbeamten", Organ des AllgemeinenVerbandes �der Deutschen Bankbeamten, entnehmen, ihren Beamtengewährt. Sie beträgt 25 Proz. der üblichen Abschlußgratifikation.(In der Zentrale doppeltes, in den Filialen einfaches Monats-gehalt.) Zu diesem Zwecke kürzt die Bank aber zuvor die Abschluß-gratifikation um 2S Proz., so daß in Wirklichkeit die Kriegszulageaus den Taschen der Angestellten bezahlt wird. Nun erhalten aberdie etwa 1000 Beamten, welche sich im Felde befinden, keineKriegszulagen, so daß der Bank diese nicht nur nichts kosten, sondernnach dem„Deutschen Bankbeamten" ihr noch etwa 150 000 M. ein-bringen.— Die Gehaltspolitik der Banken treibt sonderbareBlüten.deutsches Kelch.Beurlaubte Bergarbeiter.Vor Ostern wurden viele Bergarbeiter vom Heere in die Hei-mat entlassen unter dem Versprechen, in der Grube zu arbeiten.Gegen diese Anordnung ist nichts einzuwenden; sie wurde nicht nurvon den Bergherren, sondern auch von so manchem Bergmannfreudig begrüßt, der ganz gern zu Muttern zurückkehrte. Doch fürmanche in die Heimat Entlassene schlug die freudige Stimmungum, da sie nicht auf einer der in ihrer Heimat befindlichen Grubearbeiten konnten, sondern sich in ein anderes Revier be-geben mußten. So kam es vor, daß Bergarbeiter, deren Familiesich im Ruhrgebiet befindet, zur Arbeit auf einer Grube im Wurm-gebiet oder in Lothringen bestimmt wurden. Es wäre vielleicht dochmöglich zu machen, daß Beurlaubte, die im Bergbau vor Ein-berufung zum Kriegsdienst beschäftigt waren, wieder auf der-selben Grube oder auch auf Nachbargruben anfahrenkönnten, so daß sie sich nicht von ihrer Familie zu trennen brauchen.Müssen die Leute die Arbeit in einem anderen Revier aufnehmen,so verschlingt das dort zu zahlende Kost- und Logisgeld schon denHauptteil des Lohnes, so daß für die Familie daheim sehr wenigübrigbleibt und sich diese sinanziell bester stellte, als ihr Ernährersich noch im Felde befand. Wir sind davon überzeugt, daß es nurdieses Hinweises bedarf, um die zuständigen Stellen zu veran-lassen, daß vom Heeresdienst zur Bergarbeit Beurlaubte die Arbeitauf solchen Gruben aufnehmen dürfen, die ihrer Heimatgemeindeam nächsten liegen.Die Mitglicderzahl des Schuhmacherverbandcs ging im erstenQuartal 1915 gegen das vierte Quartal 1914 um 3071 zurück;gegenwärtig beträgt sie 25 700. Nach den eingegangenen Berichtenwurden im Laufe des ersten Bierteljahrs 1820 Arbeitslosenfälle fest-f stellt, die sich auf 816 männliche und 1010 weibliche Mitgliederrteilen. Reiseunterstützung erhielten im Quartal 457 männlichefür 413 Tage 496,6 M. und fünf weibliche für 22 Tage 20,5 M.;zusammen 185 Mitglieder für 435 Tage 517,1 M.— Die Gesamtausgabe für Arbeitslosen- und Reiseunterstützung betrug im ganzenQuartal 17 371,75 M. In den 8/4 Jahren der Kriegsdauer betrugendiese Ausgaben:im 3. Quartal 1914... 243 233.15 M.. 4.. 1914... 81055.25„, 1., 1915... 17 871.75.Zusammelt... 342160,15 M.Musland.Die freien Gewerkschaften in Lodz während des Krieges.Im Norden des jetzt von den Verbündeten deutschen undösterreichisch-ungarischen Truppen besetzten Gouvernements Petri-kau in Rufst sch-Polen liegt der Kreis Lodz, der Rahon der russisch-polnischen Textilindustrie. In Lodz und der nächsten Umgegendkonzentrieren sich zahlreiche Textilfabriken, nicht mit Unrecht wirdLodz das polnische Manchester genannt. Die Stadt entwickelte sichmit einer wahrhaft amerikanischen Schnelligkeit. Im Jahre 1872zählte dieselbe erst rund 50 000 Einwohner, 1893 waren es 150 000,1903 stieg die Einwohnerzahl auf 329 000, 1909 auf 394 000 undAnfang 1913 belief sich die Bevölkerung nach Angaben des städti-scheu Adreßbuveaus auf rund 506 000. Lodz ist von einem Kranzkleinerer Städte und Ortschaften umgeben, wp ebenfalls die Textil-industrie im besten Schwünge ist. Im Jahre 1909 zählte der ganzeKreis insgesamt 580 000 Menschen, wovon guf die Städte alleinrund 512 000 entfallen, mithin 88,6 Proz., so daß die Landbevölke-rung kaum 11,4 Proz. ausmachte.Ter Kriegsausbruch stürzte die Arbeiterschaft dieses wichtigenrussisch-polnischen Jndustriebezirks in eine bitterböse Situationhinein. Sie mußte alle Bitternisse des DaniederliegenZ des wirtschaftlichen Lebens infolge der kriegerischen Ereignisse durchkosten.Es genügt bloß darauf hinzuweisen, daß die Textilindustrie desLodzer Bezirks auf überseeische Zufuhren der Rohstoffe angewiesenwar. Mit dem Augenblicke des Kriegsausbruchs hörten sie gänzlichauf. Außerdem muß noch bemerkt werden, daß die vorhandenenund von den. operierenden Armeen vorgefundenen Rohstoffbeständenatürlich beschlagnahmt worden sind._ Außerdem wurden derLodzer Industrie die russischen Absatzmärkte, für die sie fast aus-schließlich arbeitete, abgeschnitten. Der Mangel an Rohstoffen gingdemnach Hand in Hand mit Absatzstockung.Was Wunder, daß angesichts einer solchen Situation die Ar-beitslosigkeit schreckliche Dimensionen annehmen mutzte. Dabeistand die Arbeiterschaft derselben fast gänzlich schutzlos gegenüber.Das zarische Knutenregiment ließ die in den Jahren 1906 bis 1907schön aufblühende freie Gewerkschaftsbewegung unter den wuchtigenHieben der Konterrevoultion ersticken und verhinderte auch in denletzten Jahren das Aufkommen einer nennenswerten Gewerkschafts-bewegung.Zum Glück sind noch manche Verbände erhalten geblieben, alsder Krieg ausbrach. Nun hieß es für die führenden Genossen alleverfügbaren Kräfte zusammenzuschließen und an die Arbeit zugehen.In welcher Weise das geschehen ist, darüber gibt uns Auskunftdas am 1. November 1914 in Lodz während der Russenherrschaftillegal erschienene Arbeiterblatt„Glos Robotniczy"(Arbeiter-stimme).In einem mit„Das Arbeiterleben in den Verbanden' über-schriebenen Artikel heißt es:„Die schrecklichen politischen Bedingungen des sozialen Lebensüberhaupt und der Klassenbewegung der Arbeiterschaft insbesonderehaben die Existenz irgendwelcher öffentlichen Formen des Arbeiter.lebens ungemein erschwert. Die Gewerkschaften, diese nicht zahl-reichen legalen Posten der Arbeiterschaft, begegneten auf jedemSchritte ihrer bescheidenen Tätigkeit unüberwindlichen Hinder-nissen. Vor allem schwebte über ihnen fortwährend das Grauender brutalen Gewalt der Spitzel und der Gendarmerie, welche injedem Augenblicke, sogar ohne wichtigere Gründe, das Leben der sichentwickelnden Organisation durchschneiden� konnte. Die Ein-berufung von Vcrbandskongressen und Versammlungen begegneteimmer vielen Schwierigkeiten polizeilicher Natur. ZahlreicheHaussuchungen und Verhaftungen von Mitgliedern verwüstetenständig die Reihen der Organisation. Mit smem Worte, das Ver-fahren der Behörden schloß im voraus wirkliche Tätigkeit der Ge-werkschaften aus.Zwar schöpften die Verbände, welche diese Hölle der Drang-salierungen überstanden haben, eiserne Unbeugsamkeit in demKampfe um ihre Existenz. Und vielleicht haben sie dieser Ausdauergerade zu verdanken, daß sie die kritischen Augenblicke, welche fürsie die ersten Wochen des Krieges waren, überstanden. Es warenfürwahr schwere Augenblicke. Viele Mitglieder der Gewerkschaftensind in die aktive Armee einberufen worden, andere wiederum,nachdem sie in den Fabriken der Arbeit verlustig wurden, reistennach verschiedenen Gegenden ab. Die Zurückgebliebenen unterliegeneiner augenblicklichen Erstarrung und Apathie. Manche sogar, wiedie Kellner, da sie vorerst keinen Ausweg sehen, schließen den Ver-band auf unbestimmte Zeit.Zum Glück dauerte die Konsternation nicht lange.Nachdem der erste Eindruck vorbei ivar, hat sich die Arbeit inden Verbänden von neuem belebt. Es fand eine Reihe allgemeinerund Vorstandsversammlungen statt, deren Beschlüsse fast einmütiglauteten. Es wurde von den Arbeitern beschlossen: die Tätigkeitder Verbände energisch aufzunehmen sowie eine Aktion, um derNot unter den Arbeitern vorzubeugen und das mit den im ge«gebenen Augenblicke vorhandenen Kräften, wenngleich diese Kräfteauch minimal sein sollten, in der Hoffnung, daß eine gemeinsameund energische Arbeit breitere Kreise der Arbeiterschaft um dieeigenen Organisationen zusammenscharen wird.Zwecks Koordination der Kräfte und der Vereinheitlichung derTätigkeit der Verbände wurde eine intergewerkschaftliche Kom-Mission gebildet; es traten in dieselbe Vertreter von sechzehnLodzer Gewerkschaften ein.Eine der ersten Sorgen der Gewerkschaften war die Organi-sierung der materiellen Hilfe für die Arbeitslosen. Natürlich er-laubten die geringen Barbestände der Gewerkschaften, dazu in denSparkassen deponiert, nicht, irgendwelche radikale Hilfe ins Lebenzu rufen. Es wurde sonach beschlossen, aus den bescheidenenSummen, die es vorerst gelang bei den Banken abzuheben, eineReihe von Küchen zu eröffnen, wo es den Arbeitern möglich wäre,für ein minimales Entgelt und sogar unentgeltlich warme Speisungzu erhalten. Die Gewerkschaften haben auch noch andere Arbeiten,wie die Organisierung einer unentgeltlichen ärztlichen Hilfe fürdie Arbeitslosen, Errichtung von Kinderhorten für die Dauer desKrieges und dergleichen aufgenommen.Die Selbsthilfeaktion der Arbeiterschft fand einen Widerhallin den Kreisen der fortschrittlichen Lodzer Intelligenz. Die Aerzteboten den Gewerkschaften unentgeltlich ihre Hilfe an, anderewiederum beeilten sich, mit barem Gelde oder mit Naturalien be-hilflich zu sein. Das Bürgerkomitee für Lebensmittel versorgt dieArbeiterküchen mit Feuerungsmaterial.Die Vertreter der Jntergewerkschaftlichen Kommission beteili-gen sich auch an den Arbeiten des Bürgerkomitees für Lebensmittel.Mit einemmal waren die Gewerkschaften genötigt, eine Reihevon Angelegenheiten sowohl wirtschaftlicher wie auch allgemeinerNatur, die das Arbeiterleben betreffen, in ihre Hand zu nehmen.Natürlich werden die Gewerkschaften diese im gegenwärtigenAugenblicke sehr schwierige Aufgabe insofern erfüllen, wenn sie inihrer Arbeit eine weite und bewußte Unterstützung seitens der Ar-beitermassen finden werden.Wir fordern Euch deshalb, Arbeiter und Genossen, zur Arbeitin den eigenen Organisationen auf."Soweit der Bericht der.Arbeiterstimme".Nach der Wiederbesetzung der Stadt Lodz im Dezember 1914durch die deutschen Truppen wurde auf ausdrückliches Verlangender deutschen Militärbehörden seitens der Stadt ein Arbeitsver-mittelungsamt errichtet, wobei die deutschen Militärbehördendarauf bestanden, daß die am Orte bestehenden Gewerkschaftensich mit der Sache befassen sollen.Auf diese Weise ist es dahin gekommen, daß das Bureau desArbeitsnachweises aus den Kreisen der Vertrauensleute der Ar-beiterschaft besetzt wurde(5 Personen). In den Monaten� Januarund Februar wurden in die Listen des Arbeitsnachweises etwa15 000 Arbeitlose eingetragen, davon ist an etwa 7000 Leute Beschäftigung vermittelt worden.Mus Industrie und Handel.Wer beherrscht die amerikanische Kupferausfnhr?In Anbetracht der Wichtigkeit der Ergänzung unseres KupferSfür Kriegsmunition, so schreiben die.Times" vom 13. April, ist esbemerkenswert, daß wir aus den Vereinigten Staaten, unsererHauptquelle, während der 8 Kriegsmonate bis Ende März eingeführthaben 75 308 Tonnen gegen 44 162 Tonnen im gleichen Zeilraumdes Vorjahres. Wir hören nun von unserem New Aorker Bericht-erstatter, daß das Anwachsen der Kupferverschiffung zu einer Er-örterung geführt hat, wer denn eigentlich die Kupfenndustrie in denVereinigten Staaten beherrsche.Offenbar sind nach New Jork Stimmen gedrungen, die sich überdiesen Punkt kritisch äußern. Vor allem gehört dazu die Behauptung,daß die amerikanische Kupferindustrie tatsächlich in den Händen vondrei großen Firmen deutschen Ursprungs fei. Unser Bericht-erstatter sendet uns darüber die folgenden interessanten Einzelheiten.Legt man das Jahr 1913 als das letzte normale Jahr zugrunde,so bcirug die Kupferausfuhr aus den Vereinigten Staaten435 000 Tonnen und verteilte sich wie folgt:American Smelting and Refining Co. 165 000Amalgamated Copper Co.«.... 120 000Phelps Dodge Co......... 60 000Calumet Hecla Co........ 25 000American Metal Co........ 20 000L. Vogelstein Co......... 20000Verschiedene.......... 35 000Auf die ersten vier Firmen fallen also 80 Pro,.der Gesamtausfuhr. Keine von ihnen ist deutschen Ur-sprungs oder steht unter deutscher Kontrolle. Die AmericanSmelling and Refining Co.. der größte Erzeuger und Verteilerdes Kupfers der Welt, steht unter der Kontrolle derGuggenheims, einer Familie, deren Mitglieder seit vierGenerationen Bürger der Vereinigten Staaten sind. Diebeiderseitigen Vorfahren der Familie sind Anfang desvorigen Jahrhunderts aus der Schweiz, nicht aus Deutschland, ein-gewandert. Die Amalgamated Copper Co. ist der zweitgrößte Er-zeuger und Verteiler. Sie wird von den Rockefellers beherrscht. Auchdiese sind nicht deutschen Ursprungs. Die Phelps Dodge Co. steht andritter Stelle und unter eigener Leitung. Ihr Geschäftssitz ist inNew Aork; sie hat seit Generationen eine Vertretung in London,und die Mitglieder der Firma sind wohlbekannte Amerikaner. DieCalumet Hecla Co. steht seit Generationen unter Leitung der Agazzi,Shaw und anderer bekannten Familien Neuenglands.Die anderen namentlich aufgezählten Firmen— die AmericanMetal Co. und L. Vogelstein Co.— haben, wie wohl bekannt ist,deutsche Verbindungen, aber keine dieser Firmen ist Kupfer-Produzent. Unter den übrigen Firmen befindet sich noch das Hausvon Beer. Sondheimer u. Co., also mir deuticher Verbindung, dasindessen Metall nicht erzeugt, sondern nur damit handelt.Eingesessene amerikanische Firmen erzeugen und verkaufen alsoin der Tat mehr als 76 Proz. der ganzen amerikanischen Produktion.Englands Knpfereinfnhr.London, 24. April.<W. T. B.) Die.Morning Post" meldetaus Washington: Großbritannien hat ein Uebereinkommenmit der Amalgamated Copper Company, der größtenKupferproduzentin der Vereinigten Staaten, ge-troffen, das darauf hinausgeht, die gesamte amerikanische Kupfer-Produktion unter englische Kontrolle zu bringen. Andere Kupfer«gesellschasten haben ein gleiches Abkommen getroffen. Die BlockadeDeutschlands wird effektiv sein, sobald es Deutschland nicht mehrmöglich ist, Kupfer zu erhalten. England ist nunmehr Herr über dieKupferversorgung der Welt.