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Bedeutung die Bürgerlichen noch immer die MeTJrljeii ffaben und davon gegenüber der sozialdemokratischen Arbeiterschaft riüksichts- losen und ausschließlichen Gebrauch machen, zum erstenmal ein Sozialdemokrat in der Person des Genossen Conzett in den Züricher  Kantonsrat gewählt. In einem Wahlkreise der Stadt Bern   wurde ebenfalls ein neuer Sitz im Kantonsrat erobert durch die Wahl des �Genossen Thomet, Verwalter des Konsumvereins. In Neu- Hausen bei Schaffhausen   wurde der Genosse Redakteur Müller in den Gemeinderat gewählt und damit ebenfalls ein neuer Sitz er- obert. In allen� drei Fällen handelt es sich um erkämpfte Siege über die dereinigten Gegner. In der ländlich-induftriellen Ge- meinde Aadorf  (Kanton Thurgau  ) ist der Genosse Oswald, Metall- arbeiter, zum Bürgermeister gewählt worden. Diese Gemeinde ist durch wilde Spekulationen der herrschenden Kreise mit der Spar- lasse an den völligen Ruin gebracht worden. In dieser verzweif- lungsvollen Lage erschien der ehrliche und nichtspekulierende Mann aus dem Volke als der helfende und rettende Engel. Gewerkschaftliches. die /lrbeitslosenfürsorge üer Hewert- schaften. Wiederholt wurde schon während des Krieges die Ar- beiterfiixsorge der Gewerkschaften lobend hervorgehoben. So schrieb dasReichsarbeitsblatt" in seiner Januar-Nummer: Die Erfahrung der ersten Kriegsmonate hat gezeigt, daß die Arbeiterverbände den ganz außerordentlichen Anforderungen, die durch den Krieg namentlich an ihre materielle Leistungsfähigkeit gestellt werden, im wesentlichen vollauf gewachsen sind, und daß ihr Bestand über die Kriegsdauer hinaus im ganzen als gesichert angesehen werden kann." Das Blatt stellt dann auch weiterhin in demselben Auf- satze noch fest, daß die Arbeiterverbände in der nachhal- tigen Unter st ützung ihrer Arbeitslosen aus eigenen Mitteln Hervorragendes geleistet haben. Recht bemerkenswert sind ferner auch die Ausführungen des Gewerbeinspektors M o r g n e r in der ZeitschriftTechnik unr Wirtschaft", in der er bei einer Betrachtung über die Arbeiterfürsorge in Kriegszeiten schreibt: Man mag, ganz abgesehen davon, daß die schwere Kriegszeit keine Parteien kennen darf, in Friedenszeiten eine verschiedene Stellung zur Gewerkschaftsbewegung eingenommen haben, jedenfalls verdienen sie für ihre Betätigung auf dem Gebiete der Arbeitslosenfürsorge An- e r k e n n u n g, und es ist nur zu wünschen, daß sie sich nach ihren bisherigen Grundsätzen weiter ausbauen. Es ist daher der Kricgszeit völlig angemessen, wenn Stadtverwaltungen usw. den Arbeiterorganisätioncn, wie dies jetzt vielfach geschehen ist, einen Zuschuß zur Unterstützung dieser arbeitslosen Mitglieder ge- währen." Die Anerkennung, die hier den Gewerkschaften auf dem Gebiete der Arbeitslosenfürsorge während der Kriegszeit ge- zollt wird, gebührt ihnen schon von jeher. Sie sind überhaupt die ersten gewesen, die ihre Arbeitslosen in nachhaltigster Weise unterstützt haben. Und daß dabei unsere freien Gewerk- schaften unter den drei in Frage koinmenden Gewerkschafts- richtungen eine weitllberragende Stellung einnehmen, geht Wohl am deutlichsten aus folgenden Zahlen hervor. Es ver- ausgabten für die Arbeitslosen am Ort und auf der Reise: Nicht nur in der gesamt bezahlten, sondern auch in der pro Kopf geleisteten Summe zeigt sich hier die Ueberlegenheit der freien Gewerkschaften. Leider liegen für das Jahr 1914 diese Zahlen noch nicht vor. Nach allgemeinen Berechnungen dürfte aber die von den freien Gewerkschaften für diese Zwecke aufgewendete Summe 23 Millionen Mark weit über- schreiten. Wurden doch bekanntlich schon im ersten Kriegs- Halbjahr, wovon gerade die fünf ungünstigsten Monate auf das Jahr 1914 entfallen, insgesamt 17 783 9 00 Mark zur Unterstützung der Arbeitslosen ausgegeben. Die gesanite seit 1891 von den freien Gewerkschaften verausgabte Arbeits- losenunterstützung wird also demnach 104 Millionen Mark betragen. Das ist eine Leistung, die auf diesem Gebiete einzig dasteht und die nicht oft genug hervorgehoben werden kann, weil sie nur durch das Auferlegen größter Opfer möglich war. Höchst bedauerlich ist es deshalb, daß jetzt vielfach die Gewäh- rung von öffentlicher Unterstützung die erhaltene GeWerk- schaftsunterstützung in Abzug gebracht wird. Nach den Fest- stellungen der Generalkommission sind es unter den 627 Ge- meinden, die eine Arbeitslosenfürsorge eingeführt haben, nicht weniger als 99 Orte, die die Gewerkschaftsunterstützung zum Teil und 29 Orte, die sie voll in Abzug bringen. Zu letzteren gehören sogP Großstädte wie Altona  , Lichtenberg und Stettin  und die mittleren Städte Bonn  , Fürth  , Hagen  , Reichenbach i. Bogtl. und Worms  . Die Maßnahmen dieser Orte können nicht scharf genug verurteilt werden, noch zumal in einer Zeit, wo die Preise unserer notwendigsten Lebens- und Bedarfs- artikel ganz enorm gestiegen sind. Auch dem organisierten Ar- bester gehört die Unterstützung aus öffentlichen Mitteln, wenn sie anderen zuteil wird._ Serlin und Umgegend. Teuerungszulage« für die Tabakarbeiter. Es ist bekannt, daß die in der Tabakindustrie Beschäftigten zu den am schlechtesten entlohnten Arbeitern gehören. Wenn es ihnen deshalb schon in normalen Zeiten nur unter ollen möglichen Eni- behrungen möglich ist, ihr Leben zu fristen, so erscheint eS bei der gegenwärtigen Teuerung aller Lebensmittel geradezu unmöglich, daß die Tabakarbeiter und Arbeiterinnen mit ihren niedrigen Löhnen auskommen können. Auf der anderen Seite machen die Unter- nehmer in der Tabakindustrie jetzt glänzende Geschäfte infolge großer Aufträge für den Heeresbedarf. Der Geschäftsgang ist so gut, daß in allen Betrieben Ueberstunden  - und Sonntagsarbeit ge- leistet wird. Die Unternehmer würden also ganz gut in der Lage sein, den Arbeitern und Arbeiterinnen eine den Teuerungsverhält- nissen entspreckiende Lohnzulage zu gewähren. Mit Rücksicht auf diese Verhältnisse hat der Deutsche   Tabakarbeiterverband gemeinsam niit den Hirsch-Dunckerschen und den christlichen Organisationen an die Unternehmerverbände in der Tabakindustrie das Ersuchen um Gewährung einer Teuerungszulage gestellt. In der am Freitag abgehaltenen Berliner   Mitgliederversammlung des Deutschen Tabokarbeiterverbandes wurde mitgeteilt, daß der Arbeitgeberverband in der Zigarettenindustrie geantwortet hat, er habe diese Angelegenheit seinen Mitgliedern übermittelt und werde, wenn deren Aeußerungen dorliegen, darauf zurückkommen. Der Arbeitgeberverband in der Tabalindustrie ist der Meinung, der Antrag der Arbeiter könne nicht für die ganze Industrie gleichmäßig behandelt werden, deshalb bleibe die Regelung der Angelegenheit den Bezirksvereinen der Unternehmer überlasten. Weiter wurde in der Versammlung ausgeführt, daß den einzelnen Fabrikanten nun bestimmte Forderungen eingereicht werden sollen. Durch Annahme einer Resolution erklärte sich die Versammlung mit dem Vorgehen der Arbeiterorganisationen einverstanden und be- auftragte den Gauleiter und die Ortsverwaltung, die zur Durch- führung der Bewegung erforderlichen Maßnahmen zu treffen. Eine sonderbareKriegszulage" hat die Darmstädter Bank, wie wir demDeutschen Bankbeamten", Organ des Allgemeinen Verbandes �der Deutschen   Bankbeamten, entnehmen, ihren Beamten gewährt. Sie beträgt 25 Proz. der üblichen Abschlußgratifikation. (In der Zentrale doppeltes, in den Filialen einfaches Monats- gehalt.) Zu diesem Zwecke kürzt die Bank aber zuvor die Abschluß- gratifikation um 2S Proz., so daß in Wirklichkeit die Kriegszulage aus den Taschen der Angestellten bezahlt wird. Nun erhalten aber die etwa 1000 Beamten, welche sich im Felde befinden, keine Kriegszulagen, so daß der Bank diese nicht nur nichts kosten, sondern nach demDeutschen Bankbeamten" ihr noch etwa 150 000 M. ein- bringen. Die Gehaltspolitik der Banken treibt sonderbare Blüten. deutsches Kelch. Beurlaubte Bergarbeiter. Vor Ostern wurden viele Bergarbeiter vom Heere in die Hei- mat entlassen unter dem Versprechen, in der Grube zu arbeiten. Gegen diese Anordnung ist nichts einzuwenden; sie wurde nicht nur von den Bergherren, sondern auch von so manchem Bergmann freudig begrüßt, der ganz gern zu Muttern zurückkehrte. Doch für manche in die Heimat Entlassene schlug die freudige Stimmung um, da sie nicht auf einer der in ihrer Heimat befindlichen Grube arbeiten konnten, sondern sich in ein anderes Revier be- geben mußten. So kam es vor, daß Bergarbeiter, deren Familie sich im Ruhrgebiet   befindet, zur Arbeit auf einer Grube im Wurm- gebiet oder in Lothringen   bestimmt wurden. Es wäre vielleicht doch möglich zu machen, daß Beurlaubte, die im Bergbau vor Ein- berufung zum Kriegsdienst beschäftigt waren, wieder auf der- selben Grube oder auch auf Nachbargruben anfahren könnten, so daß sie sich nicht von ihrer Familie zu trennen brauchen. Müssen die Leute die Arbeit in einem anderen Revier aufnehmen, so verschlingt das dort zu zahlende Kost- und Logisgeld schon den Hauptteil des Lohnes, so daß für die Familie daheim sehr wenig übrigbleibt und sich diese sinanziell bester stellte, als ihr Ernährer sich noch im Felde befand. Wir sind davon überzeugt, daß es nur dieses Hinweises bedarf, um die zuständigen Stellen zu veran- lassen, daß vom Heeresdienst zur Bergarbeit Beurlaubte die Arbeit auf solchen Gruben aufnehmen dürfen, die ihrer Heimatgemeinde am nächsten liegen. Die Mitglicderzahl des Schuhmacherverbandcs ging im ersten Quartal 1915 gegen das vierte Quartal 1914 um 3071 zurück; gegenwärtig beträgt sie 25 700. Nach den eingegangenen Berichten wurden im Laufe des ersten Bierteljahrs 1820 Arbeitslosenfälle fest- f stellt, die sich auf 816 männliche und 1010 weibliche Mitglieder rteilen. Reiseunterstützung erhielten im Quartal 457 männliche für 413 Tage 496,6 M. und fünf weibliche für 22 Tage 20,5 M.; zusammen 185 Mitglieder für 435 Tage 517,1 M. Die Gesamt­ausgabe für Arbeitslosen- und Reiseunterstützung betrug im ganzen Quartal 17 371,75 M. In den 8/4 Jahren der Kriegsdauer betrugen diese Ausgaben: im 3. Quartal 1914... 243 233.15 M. . 4.. 1914... 81055.25 , 1., 1915... 17 871.75. Zusammelt... 342160,15 M. Musland. Die freien Gewerkschaften in Lodz   während des Krieges. Im Norden des jetzt von den Verbündeten deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen besetzten Gouvernements Petri- kau in Rufst sch-Polen liegt der Kreis Lodz  , der Rahon der russisch- polnischen Textilindustrie. In Lodz   und der nächsten Umgegend konzentrieren sich zahlreiche Textilfabriken, nicht mit Unrecht wird Lodz   das polnische Manchester   genannt. Die Stadt entwickelte sich mit einer wahrhaft amerikanischen Schnelligkeit. Im Jahre 1872 zählte dieselbe erst rund 50 000 Einwohner, 1893 waren es 150 000, 1903 stieg die Einwohnerzahl auf 329 000, 1909 auf 394 000 und Anfang 1913 belief sich die Bevölkerung nach Angaben des städti- scheu Adreßbuveaus auf rund 506 000. Lodz   ist von einem Kranz kleinerer Städte und Ortschaften umgeben, wp ebenfalls die Textil- industrie im besten Schwünge ist. Im Jahre 1909 zählte der ganze Kreis insgesamt 580 000 Menschen, wovon guf die Städte allein rund 512 000 entfallen, mithin 88,6 Proz., so daß die Landbevölke- rung kaum 11,4 Proz. ausmachte. Ter Kriegsausbruch stürzte die Arbeiterschaft dieses wichtigen russisch-polnischen Jndustriebezirks in eine bitterböse Situation hinein. Sie mußte alle Bitternisse des DaniederliegenZ des wirt­schaftlichen Lebens infolge der kriegerischen Ereignisse durchkosten. Es genügt bloß darauf hinzuweisen, daß die Textilindustrie des Lodzer Bezirks auf überseeische Zufuhren der Rohstoffe angewiesen war. Mit dem Augenblicke des Kriegsausbruchs hörten sie gänzlich auf. Außerdem muß noch bemerkt werden, daß die vorhandenen und von den. operierenden Armeen vorgefundenen Rohstoffbestände natürlich beschlagnahmt worden sind._ Außerdem wurden der Lodzer Industrie die russischen Absatzmärkte, für die sie fast aus- schließlich arbeitete, abgeschnitten. Der Mangel an Rohstoffen ging demnach Hand in Hand mit Absatzstockung. Was Wunder, daß angesichts einer solchen Situation die Ar- beitslosigkeit schreckliche Dimensionen annehmen mutzte. Dabei stand die Arbeiterschaft derselben fast gänzlich schutzlos gegenüber. Das zarische Knutenregiment ließ die in den Jahren 1906 bis 1907 schön aufblühende freie Gewerkschaftsbewegung unter den wuchtigen Hieben der Konterrevoultion ersticken und verhinderte auch in den letzten Jahren das Aufkommen einer nennenswerten Gewerkschafts- bewegung. Zum Glück sind noch manche Verbände erhalten geblieben, als der Krieg ausbrach. Nun hieß es für die führenden Genossen alle verfügbaren Kräfte zusammenzuschließen und an die Arbeit zu gehen. In welcher Weise das geschehen ist, darüber gibt uns Auskunft das am 1. November 1914 in Lodz   während der Russenherrschaft illegal erschienene ArbeiterblattGlos Robotniczy"(Arbeiter- stimme). In einem mitDas Arbeiterleben in den Verbanden' über- schriebenen Artikel heißt es: Die schrecklichen politischen Bedingungen des sozialen Lebens überhaupt und der Klassenbewegung der Arbeiterschaft insbesondere haben die Existenz irgendwelcher öffentlichen Formen des Arbeiter. lebens ungemein erschwert. Die Gewerkschaften, diese nicht zahl- reichen legalen Posten der Arbeiterschaft, begegneten auf jedem Schritte ihrer bescheidenen Tätigkeit unüberwindlichen Hinder- nissen. Vor allem schwebte über ihnen fortwährend das Grauen der brutalen Gewalt der Spitzel und der Gendarmerie, welche in jedem Augenblicke, sogar ohne wichtigere Gründe, das Leben der sich entwickelnden Organisation durchschneiden� konnte. Die Ein- berufung von Vcrbandskongressen und Versammlungen begegnete immer vielen Schwierigkeiten polizeilicher Natur. Zahlreiche Haussuchungen und Verhaftungen von Mitgliedern verwüsteten ständig die Reihen der Organisation. Mit smem Worte, das Ver- fahren der Behörden schloß im voraus wirkliche Tätigkeit der Ge- werkschaften aus. Zwar schöpften die Verbände, welche diese Hölle der Drang- salierungen überstanden haben, eiserne Unbeugsamkeit in dem Kampfe um ihre Existenz. Und vielleicht haben sie dieser Ausdauer gerade zu verdanken, daß sie die kritischen Augenblicke, welche für sie die ersten Wochen des Krieges waren, überstanden. Es waren fürwahr schwere Augenblicke. Viele Mitglieder der Gewerkschaften sind in die aktive Armee einberufen worden, andere wiederum, nachdem sie in den Fabriken der Arbeit verlustig wurden, reisten nach verschiedenen Gegenden ab. Die Zurückgebliebenen unterliegen einer augenblicklichen Erstarrung und Apathie. Manche sogar, wie die Kellner, da sie vorerst keinen Ausweg sehen, schließen den Ver- band auf unbestimmte Zeit. Zum Glück dauerte die Konsternation nicht lange. Nachdem der erste Eindruck vorbei ivar, hat sich die Arbeit in den Verbänden von neuem belebt. Es fand eine Reihe allgemeiner und Vorstandsversammlungen statt, deren Beschlüsse fast einmütig lauteten. Es wurde von den Arbeitern beschlossen: die Tätigkeit der Verbände energisch aufzunehmen sowie eine Aktion, um der Not unter den Arbeitern vorzubeugen und das mit den im ge« gebenen Augenblicke vorhandenen Kräften, wenngleich diese Kräfte auch minimal sein sollten, in der Hoffnung, daß eine gemeinsame und energische Arbeit breitere Kreise der Arbeiterschaft um die eigenen Organisationen zusammenscharen wird. Zwecks Koordination der Kräfte und der Vereinheitlichung der Tätigkeit der Verbände wurde eine intergewerkschaftliche Kom- Mission gebildet; es traten in dieselbe Vertreter von sechzehn Lodzer Gewerkschaften ein. Eine der ersten Sorgen der Gewerkschaften war die Organi- sierung der materiellen Hilfe für die Arbeitslosen. Natürlich er- laubten die geringen Barbestände der Gewerkschaften, dazu in den Sparkassen deponiert, nicht, irgendwelche radikale Hilfe ins Leben zu rufen. Es wurde sonach beschlossen, aus den bescheidenen Summen, die es vorerst gelang bei den Banken abzuheben, eine Reihe von Küchen zu eröffnen, wo es den Arbeitern möglich wäre, für ein minimales Entgelt und sogar unentgeltlich warme Speisung zu erhalten. Die Gewerkschaften haben auch noch andere Arbeiten, wie die Organisierung einer unentgeltlichen ärztlichen Hilfe für die Arbeitslosen, Errichtung von Kinderhorten für die Dauer des Krieges und dergleichen aufgenommen. Die Selbsthilfeaktion der Arbeiterschft fand einen Widerhall in den Kreisen der fortschrittlichen Lodzer Intelligenz. Die Aerzte boten den Gewerkschaften unentgeltlich ihre Hilfe an, andere wiederum beeilten sich, mit barem Gelde oder mit Naturalien be- hilflich zu sein. Das Bürgerkomitee für Lebensmittel versorgt die Arbeiterküchen mit Feuerungsmaterial. Die Vertreter der Jntergewerkschaftlichen Kommission beteili- gen sich auch an den Arbeiten des Bürgerkomitees für Lebensmittel. Mit einemmal waren die Gewerkschaften genötigt, eine Reihe von Angelegenheiten sowohl wirtschaftlicher wie auch allgemeiner Natur, die das Arbeiterleben betreffen, in ihre Hand zu nehmen. Natürlich werden die Gewerkschaften diese im gegenwärtigen Augenblicke sehr schwierige Aufgabe insofern erfüllen, wenn sie in ihrer Arbeit eine weite und bewußte Unterstützung seitens der Ar- beitermassen finden werden. Wir fordern Euch deshalb, Arbeiter und Genossen, zur Arbeit in den eigenen Organisationen auf." Soweit der Bericht der.Arbeiterstimme". Nach der Wiederbesetzung der Stadt Lodz   im Dezember 1914 durch die deutschen   Truppen wurde auf ausdrückliches Verlangen der deutschen   Militärbehörden seitens der Stadt ein Arbeitsver- mittelungsamt errichtet, wobei die deutschen   Militärbehörden darauf bestanden, daß die am Orte bestehenden Gewerkschaften sich mit der Sache befassen sollen. Auf diese Weise ist es dahin gekommen, daß das Bureau des Arbeitsnachweises aus den Kreisen der Vertrauensleute der Ar- beiterschaft besetzt wurde(5 Personen). In den Monaten� Januar und Februar wurden in die Listen des Arbeitsnachweises etwa 15 000 Arbeitlose eingetragen, davon ist an etwa 7000 Leute Be­schäftigung vermittelt worden. Mus Industrie und Handel. Wer beherrscht die amerikanische   Kupferausfnhr? In Anbetracht der Wichtigkeit der Ergänzung unseres KupferS für Kriegsmunition, so schreiben die.Times" vom 13. April, ist es bemerkenswert, daß wir aus den Vereinigten Staaten  , unserer Hauptquelle, während der 8 Kriegsmonate bis Ende März eingeführt haben 75 308 Tonnen gegen 44 162 Tonnen im gleichen Zeilraum des Vorjahres. Wir hören nun von unserem New Aorker Bericht- erstatter, daß das Anwachsen der Kupferverschiffung zu einer Er- örterung geführt hat, wer denn eigentlich die Kupfenndustrie in den Vereinigten Staaten   beherrsche. Offenbar sind nach New Jork Stimmen gedrungen, die sich über diesen Punkt kritisch äußern. Vor allem gehört dazu die Behauptung, daß die amerikanische   Kupferindustrie tatsächlich in den Händen von drei großen Firmen deutschen   Ursprungs fei. Unser Bericht- erstatter sendet uns darüber die folgenden interessanten Einzelheiten. Legt man das Jahr 1913 als das letzte normale Jahr zugrunde, so bcirug die Kupferausfuhr aus den Vereinigten Staaten  435 000 Tonnen und verteilte sich wie folgt: American Smelting and Refining Co. 165 000 Amalgamated Copper Co.«.... 120 000 Phelps Dodge Co......... 60 000 Calumet Hecla Co........ 25 000 American Metal Co........ 20 000 L. Vogelstein Co......... 20000 Verschiedene.......... 35 000 Auf die ersten vier Firmen fallen also 80 Pro,. der Gesamtausfuhr. Keine von ihnen ist deutschen   Ur- sprungs oder steht unter deutscher Kontrolle. Die American Smelling and Refining Co.. der größte Erzeuger und Verteiler des Kupfers der Welt, steht unter der Kontrolle der Guggenheims, einer Familie, deren Mitglieder seit vier Generationen Bürger der Vereinigten Staaten   sind. Die beiderseitigen Vorfahren der Familie sind Anfang des vorigen Jahrhunderts aus der Schweiz  , nicht aus Deutschland  , ein- gewandert. Die Amalgamated Copper Co. ist der zweitgrößte Er- zeuger und Verteiler. Sie wird von den Rockefellers beherrscht. Auch diese sind nicht deutschen   Ursprungs. Die Phelps Dodge Co. steht an dritter Stelle und unter eigener Leitung. Ihr Geschäftssitz ist in New Aork; sie hat seit Generationen eine Vertretung in London  , und die Mitglieder der Firma sind wohlbekannte Amerikaner. Die Calumet Hecla Co. steht seit Generationen unter Leitung der Agazzi, Shaw und anderer bekannten Familien Neuenglands  . Die anderen namentlich aufgezählten Firmen die American Metal Co. und L. Vogelstein   Co. haben, wie wohl bekannt ist, deutsche Verbindungen, aber keine dieser Firmen ist Kupfer- Produzent. Unter den übrigen Firmen befindet sich noch das Haus von Beer. Sondheimer u. Co., also mir deuticher Verbindung, das indessen Metall nicht erzeugt, sondern nur damit handelt. Eingesessene amerikanische   Firmen erzeugen und verkaufen also in der Tat mehr als 76 Proz. der ganzen amerikanischen   Produktion. Englands Knpfereinfnhr. London  , 24. April.<W. T. B.) Die.Morning Post" meldet aus Washington  : Großbritannien   hat ein Uebereinkommen mit der Amalgamated Copper Company, der größten Kupferproduzentin der Vereinigten Staaten  , ge- troffen, das darauf hinausgeht, die gesamte amerikanische   Kupfer- Produktion unter englische Kontrolle zu bringen. Andere Kupfer« gesellschasten haben ein gleiches Abkommen getroffen. Die Blockade Deutschlands   wird effektiv sein, sobald es Deutschland   nicht mehr möglich ist, Kupfer zu erhalten. England ist nunmehr Herr über die Kupferversorgung der Welt.