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eZ aber, wenn wirklich auch die Liberalen sich mit der Ab­stufung des Wahlrechtsabfinden" wollten. Wir vermögen das trotzdem der Krieg imUmlernen" geradezu über- raschende Ergebnisse gezeitigt hat noch nicht recht zu glauben.
Bestrafungen wegen deutschfeindlicher Gesinnung. DieKreuz-Zeitung  " schreibt: Aus den Berichten der elsatz-lothringischen Zeitungen über die Tagungen der außer- ordentlichen Kriegsgerichte geht hervor, daß Bestrafungen wegen Bekundung deutschfeindlicher Gesinnung n a ch w i e vor in sehr großem llm fange stattfinden. Mit Rück- ficht auf die Häufung derartiger Fälle hat kürzlich der Vor- sitzende eines Kriegsgerichts verkündet, daß in Zukunft für derartige Vergehen nur noch die höchst zulässige Strafe ausgesprochen wird.
Das Gemeindebudget abgelehnt. In Offenburg   sVaden) stimmten unsere Genossen, die im Stadt- parlanient sitzen, gegen den städtischen Voranschlag für ISIS. Sie protestierten damit gegen die der Arbeitervertretung durch die bürger- liche Mehrheit zuteil gewordene Beschränkung ihre» Rechts als Stadtverordnete.
Kurze Anfrage im Reichstag. Einige Zentrumsabgeordncte, Vertreter von Weinbaugebieten, haben im Reichstag folgende Anfrage eingebracht: Der deutsche Weinbau ist durch den Einzug seiner brauchbarsten Arbeitskräfte zum Heeresdienst in seiner Existenz gefährdet, weil nicht genügender Arbeitsersatz sich findet, da zu den in den Monaten Mai und Juni nötigen Umgrabungen und mehrmaligem Bespritzen der Weinberge gegen Schädlinge ältere Männer und Frauen nicht verwendet werden können. Wäre der Herr Reichskanzler nicht ge- willt, mit der Heeresleitung ins Benehmen zu treten, daß ein- gezogenen Landwehr- und Landsturmmännern, wenigstens solchen, die eigenen Weinbergbesitz haben und zur Durchführung dieser Arbeiten keinen oder nicht genügenden Ersatz finden können, auf Ansuchen hin für den Monat Juni Urlaub gewährt werde? Bei der Geschäftslage des Hauses erbitten wir schriftliche Beantwortung."
Landtagsersatzwahleu. Bei der Landtagsersatzwahl im 8. nassauischen Wahlkreise (Wiesbaden  - Land- H ö ch st) wurde an Stelle des verstorbenen nationalliberalen Abgeordneten Wolff-Biebrich von den 211 er- schienenen Wahlmännern Justizrat Adolf Häuser, Vorstands- Mitglied der Höchster Farbwerke, einstimmig gewählt. Die gegnerischen Parteien, Zentrum, Fortschrittliche Volkspartei   und Sozialdemokraten hatten sich der Wahlbeteiligung enthalten. Im Wahlkreis Frankfurt  -Lebus   ist der fortschritt- liche Stadlrat Meyer- Charlottenburg in den preußischen Land- tag gewählt worden. Konservative und Sozialdemokraten hatten Wahlenthaltung geübt._
Abg. Dr. Krüger-Marienburg   f. Der konservative Landtagsabgeordnete Professor Dr. Karl Krüger, Vertreter des Wahlkreises Elbing-Marienburg(seit 1S03) ist in Marienburg   im Alter von 66 Jahren gestorben. Der Verblichene war am 18. Februar 1849 in Tannebuhr im Hommerschen Kreise Kammin geboren._ Schlachtungen in Preusten. Nach der amtlichen Statistik sind im e r st en V i e r t e l j a h r ISIS die Rinderschlachtungen nennenswert nur bei Ochsen zurück- gegangen. Diese betrugen nur 44 072 Stück gegenüber 67 826 im vierten und 63 083 im ersten Vierteljahr 1914. Dahingegen haben sich die hohen Schlachtzahlen der anderen Viehgattungen, wie sie im letzten Vierteljahr 1314 erreicht wurden, durchaus behauptet, so daß die Gesamtrinderschlachtungen mit S68 493 Stück um nur 28 621 Stück hinter dem letzten Vierteljahr 1314 zurückbleiben. Dabei haben die Kälberschlachtungen aber einen außerordentlichen Umfang angenommen. Es wurden 614 800 Stück geschlachtet gegen nur 866 239 Stück im letzten und 803 694 Stück im ersten Vierteljahr 1314. Bei dem großen Rinderbestand kann indes auch diese Inanspruchnahme nicht etwa als eine Schwächung gedeutet werden. Außerordentlich groß waren weiterhin d i e S ch w e i n e s ch l a ch t u n g e n. Es wurden allein in Prerißen 8 Millionen Stück geschlachtet. Die Schweineschlachtungen waren noch etwas größer als im vierten Vierteljahr 1914 und über 700 000 Stück größer als im ersten Vierteljahr 1914. Sie waren überhaupt die größten bisher verzeichneten. Die Sckmsschlachtungen waren, der Jahreszeit angemessen, gering. Sie betrugen nur 224 314 Stück gegen 388 812 und 286 901 Stück im letzten und ersten Viertel- jähr 1914._ Zur allgemeinen Wehrpflicht in Holland  . Die anhaltende Mobilisation hat auch in Holland   die mili- täuschen Ansprüche geweckt. Davon zeugt in Aufsehen erregender Weise eine Petition an die Zweite Kammer, die von zweiundzwanzig der angesehensten Holländer, darunter drei Kriegsminister a. D., drei Generäle a. D., von den drei einflußreichsten Großindustriellen, einer Reihe von Professoren und von den Größen der Finanzwelt unterzeichnet ist und in welcher die sofortige Einführung derallgemeinen militärischen UebungSpflicht" gefordert wird mit der Begründung,daß das die Würde des Staats erfordere, daß man während dieses Krieges und bei den darauffolgenden Friedensverhandlungen in jedem gewollten Augenblick über alle gesunden und kräftigen Männer in wehrbarer Verfassung verfügen könne. Die großen liberalen Zeitungen unterstützten diese Forderungen schon am Tage nach der Publikation der Petition, die ganz nach dem Herzen des Groß- bürgertums zu sein scheint. Und am Dienstag hat der Kriegs- minister in der Zweiten Kammer auch Ordre pariert; er teilte mit, daß eine Gesetzesvorlage im Sinne der Petition schon in Vor- beieitung sei.
Zus   öer Partei. Eine unsinnige Behauptung. Genoffe Scheidemann   schreibt dem Pressebureau: In derGazette de Hollande vom 11. d. M. wird ein Inter­view mit dem holländischen Genossen Vliegen wiedergegeben. Da- nach soll Vliegen u. a. gesogt haben, ich hätte und zwar kurz vor dem Kriege(peu avaut la guerre) ihm gegenüber mich wie folgt geäußert: Wir werden Holland   doch bald annektieren und dann sind Sie aus Ihren Mühseligkeiten heraus." Vor den deutschen   Genossen brauchte ich nicht erst zu versichern, daß ich derartiges niemals gesagt habe. Wenn ich den Unsinn, von dem ich annehme, daß man ihn auch dem Genossen Vliegen fälschlicherweise in den Mund gelegt hat, dennoch ausdrücklich ab- schüttele, so deshalb, weil die ausländische Puffe damit krebsen geht.
Wahre" Sozialisten und wahrer Sozialismus. In England hat sich, wie schon kurz in der deutschen   Preffe mit- geteilt wurde, ein Nationales Verteidigungskomitee von Sozialisten(Locialist National Defence Committee) ge­bildet, das eine ausgesprochen deutschfeindliche Politik verfolgen will. Nichts Deutsches   findet vor den Augen dieser neuen Organisation Gnade, selbstverständlich auch nicht der deutsche Sozialismus.Der deutsche Sozialismus", heißt es in ihrem Aufruf,ha: allezeit seine Grenzen gefunden in politischer Unreife und bureau- kratischen Idealen. Welches ist die klare Wahl, vor die jeder Sozialist durch diesen schrecklichen Krieg, den entscheidendsten Krieg und gleichzeitig den verheerendsten Krieg aller Zeilen gestellt ist? Es ist die Wahl zwischen organisierter Freiheit und reiner Organisation". Fast so verächtlich wie der deutsche   Sozialismus ist dem nationalen Verteidigungskomitee die Unabhängige Arbeiterpartei Englands. Sie wird' nicht ausdrücklich genannt, aber der Aufruf zielt auf sie, wenn er sagt: In dieser Stunde äußerster nationaler Gefahr, in der die Unabhängigkeit der Völker brutal bedroht und das öffentliche Recht und die Freiheiten Europas   erbärmlich verletzt werden, brechen eine Handvoll Pseudosozialisten in diesem Lande die nationale Solidariiät und schwächen angesichts des Feindes die nationale Stoßkraft. Es ist Pflicht der wahren britischen Sozialisten geworden, die Irrtümer dieser Träumer darzulegen und zurückzuweisen. Einige von ihnen sind extreme Pazifisten, andere sind ihrer Geburt, ihrem Blute und ihrenr Empfinden nach Fremde, alle sind, bewußt oder unbewußt, Agenten des deulschen Kaisertums und Verräter an den unvergänglichen Idealen der Freiheit und der Demokratie, die das freie Britannien, das unabhängige Belgien   und das republikanische Frankreich   zu einem unlöslichen und ruhmreichen Bunde vereinigt haben." Es ist ein recht merkwürdiger Sozialismus, der von den Leuten der Nationalen Verteidigung gepredigt wird. Aber wenn wir uns die Unterzeichner des Aufrufes näher ansehen, so erkennen wir als- bald, daß wir von diesenwahren Sozialisten" Englands für die Internationale nicht allzuviel zu fürchten haben. Die bekanntesten unter den Unterzeichneten sind Robert Blatchford   und H. G. Wells, jener der Herausgeber desClarion", dessen Chauvinismus beinahe sprichwörtlich ist, dieser der moderne Utopist, der weder dem wissenschaftlichen Sozialismus noch der sozialistischen  Politik jemals besonders nahe gestanden hat. Die Literatur spielt in diesem Kreis überhaupt eine recht große Rolle. Eine Reihe mehr oder weniger unbekannter Novellisten, die nebenbei mit dem Sozialismus ein wenig kokettieren, haben dem Aufruhr ihre Namen geliehen. Dazu kommen noch ein paar Leute, die aus dem geistlichen Stande hervorgegangen sind, ferner A. M. Thompson, ein Redakteur desClarion", der den Vorsitz der Organisation übernommen hat, und endlich auch ein paar Mitglieder der parlamentarischen Labour Party  (Chas Duncan, John Hodge  und Geo. H. Roberts), deren Namen auch nicht über einen gewissen beschränkten Kreis hinausgedrungen sind. Da hat die Unab- hängige Arbeiterpartei doch schon andere Kerls aufzuweisen, und wir können vom Standpunkt der Internationale aus den Aus- einandersetzungen zwischen denwahren" Sozialisten und denen, die wahren Sozialismus vertreten, unbesorgt entgegensehen.
Aus den Organisationen. In der Generalversammlung des Wahlkreises H ö ch st- H o m- bürg- Usingen teilte der Kreissekretär Genosse Walter mit, daß bereits neun Filialen eingegangen, von einer sämtliche Mit- glieder, von 38 Filialen 80 bis 96 Proz. zum Heeresdienst ein- berufen worden seien; nicht mehr als 20 Filialen hätten so gut wie gar kein Parteileben mehr aufzuweisen. Durch Wegzug, Arbeitslosigkeit, Verweigerung der Beitragszahlung usw. habe die Organisation rund 300 Mitglieder verloren, darunter allein 300 weibliche. Im' Bericht wurde festgestellt, daß die Organisation noch 1800 männliche und 360 weibliche Mitglieder besitzt; 2800 sind bei den Fahnen. Bis jetzt sind von den zum Heeresdienst einberufenen Genossen 100 als gefallen gemeldet. Trotz dieser schweren Verluste sei das Vermögen der Organisation seit 1. April 1914 nur um 300 M. geringer. Mit Rücksicht auf den Verlust der vielen weiblichen Mitglieder soll denjenigen, die nicht in der Lage sind. Beiträge zu zahlen, die Gleichheit" für die Folge unentgeltlich geliefert werden. Da- mit hofft die Generalversammlung das geistige Band, insbesondere auch mit den Frauen der im Felde stehenden Genoffen aufrecht zu erhalten. An den Bericht schloß sich eine längere Diskussion, in der be- sonders der Lebensmittelwucher besprochen wurde. Einstimmig angenommen wurde eine Resolution, in der sich die Versammelten scharf gegen den Lebensmittelwucher wenden und vom Reichstag energisch Abhilfe verlangen.
Gerichtszeitung. Ehrengeschenk" oder Schweigegeld. Vor der 8. Zivilkammer des Landgerichts München I klagte der Schriftsteller Ludwig Klebinder gegen die Prin- zessin Louise von Belgien auf Zahlung eines Honorars von 10 000 Krönen. Da sich die Prinzessin seit längerer Zeit in München   aufhält, erwirkte Klebinder Arrestbeschluß über das Vermögen der Prinzessin. Als der Gerichtsvollzieher der Prinzessin, die mit ihrem Gefolge im Parkhotel eine Flucht von 18 Zimmern bewohnt, einen Besuch abstaltete, mußte er unverrichteter Dinge wieder abziehen mit dem Vermerk im Pfändungsprotokoll: Pfändung erfolglos. Die Prinzessin erhob gegen den Arrestbeschlutz Widerspruch. Deshalb wurde über die Sache mündlich verhandelt. Seinen Älagcanspruch auf 10 000 Kronen be- gründet der Kläger   wie folgt: Er sei im Jahre 1911(als die Prinzessin um das Erbe ihres verstorbenen Vaters, des Königs Leopold prozessierte) beauftragt worden, Artikel gegen die Be- klagte und ihren Begleiter Geza Mattachich zuschreiben. Die Prinzessin habe davon erfahren und habe ihm nach Paris   berufen. Dort sei er auf verschiedene Weise für die Prinzessin tätig gewesen, die ihm dafür ein Honorar von 10 000 Kronen versprochen habe. Ihr Begleiter Geza M a t t a ch i ch habe darüber später eine Urkunde ausgestellt, worin die 10 000 Kronen allerdings alsEhrengeschenk" bezeichnet sind. Bisher seien ihm auf diese Forderung nur 800 Kronen bezahlt worden. Die Prinzessin Louise beantragte durch ihren Vertreter, den Arrestbeschluß aufzuheben. Richtig sei. daß sie den Kläger nach Paris   berufen habe, für seine Tätigkeit sei er aber bereits mit 3200 Fr. entlohnt worden. Später, als sie sich in Wien   aufgehalten habe, sei der Kläger an sie heran- getreten alsKomponist" und habe sie um ihre Protektion gebeten. Sie babe sich hierauf herbeigelassen, ihm einEhrengeschenk" von 10 000 Kronen in Aussicht zu stellen, sobald ihre Geldangelegen- heilen mit dem belgischen Staat geordnet seien. Ausländerin sei sie als die geschiedene Gattin des Prinzen von Koburg nicht, der deutscher   und ungarischer Staatsangehöriger sei. Der Vertreter des Klägers erklärte, daß dieser nur geringfügige Beträge erhalten habe, die lange nicht seine Kosten gedeckt hätten. Er habe dann ein Honorar von 10 000 Kronen verlangt, die ihm von Mattachich ausdrücklich zugesichert worden seien. Als er dann Mattachich einen Wechsel über diese Summe vorlegte, habe sich M. geweigert, ihn von der Prinzessin unterschreiben zu lassen. Hierauf sei vereinbart worden, eine Urkunde auszustellen, in der der Betrag nicht als Honorar, sondern als Ehrengeschenk bezeichnet wird. Das Gericht bestätigte den Arrestbeschluß. Es ist der Anschauung, daß der Kläger   seine Arreslforderung genügend glaubhast gemacht habe. Es dürfe angenommen werden, daß die Prinzessin Wert daraus gelegt hat. den Kläger für sich zu ge- Winnen und davon abzuhalten, gegen sie zu schreiben. Die Summe von 10 000 Kronen erscheine ja
auf den ersten Blick etwa» hoch. Es sei aber zu berück- sichtigen, daß gerichtsbekannt die Beklagte und ihr Begleiter Matiachich sehr verschwenderisch mit dem Gelde umgehen. Bei der Prüfung des Arrestgrundes sei berücksichtigt, daß sich bei der Vollstreckung des Arrestbefehls gezeigt hat, daß die Beklagte in der Tat darauf aus- geht, ihrem Gläubiger die Zwangsvollstreckung unmöglich zumachen. Die Beklagte bewohnt mit ihrer Begleitung im Parkhotel in München  18 Zimmer. Der Gerichtsvollzieher fand in dielen 18 Zimmern nichts Pfändbares. Es sei nun ausgeschlossen, daß die Beklagte monatelang in einem guten Hotel wohnen kann, wenn sie ihre Woh- nung und ihre Zehrung nicht bezahlt. Sie müsse also Geldmittel zur Verfügung haben, und es sei zweifellos, daß sie diese in einer Weise versteckt, daß sie dem Zugriff des Gläubigers eingehen. Bei der Entscheidung im Hauptprozeß wird wohl ein- gehend die Frage geprüft werden, ob der vom Kläger   be- hauptete Vertrag nicht gegen die guten Sitten verstößt und deshalb nichtig ist._
Kriegsschwindler. Als angeblicher ostpreußischer Flüchtling hatte der Friseur Gustav Narusi, der gestern unter der Anklage des Dieb- stahls vor der vierten Strafkammer des Landgerichts Berlin I stand, sich auf eine Annonce des Theaterfri'seurs Hoffmann hin bei diesem als Aushelfer eingeschmuggelt. Herr Hoffmann ist Thealerfriseur für das Luisentheater; er nahm den Angeklagten an, wobei dessen rührsame Erzählung von der Ermordung seiner Frau durch die Russen und seine Flucht aus Ostpreußen   befürwortend mitwirkten. In Wahrheit aber hat Narusi weder Ostpreußen   noch die Russen gesehen, er ist vielmehr ein wegen Bodendiebstähle und anderer Verbrechen schon wiederholt vor- bestrafter, arbeitsscheuer Mensch. Als der Theaterdireklor Ritterfeldt eines Abends seine Garderobe verlassen halte, mußte er die unan- genehme Entdeckung machen, daß seine goldene Uhr nebst Kette, die er in der Garderobe zurückgelassen halte, verschwunden ivaren. Gleichzeitig war der Angeklagte, der an jenem Abend aushilfsweise im Thealer tätig war, verschwunden. Der Angeklagte konnie nur der Dieb ge- Wesen sein, doch bestrüt er bei seiner Festnahme hartnäckig, von der ganzen Angelegenheit irgend etwas zu wissen und behauptete, daß hier überhaupt eine vollständige Verwechselung seiner Person mit einem andern, der bei Herrn Hoffmann tätig gewesen sein müsse, vorliege. Im gestrigen Termin wurde er jedoch von den Angcstelllen des Luisentheaters, die als Zeugen vernommen wurden, mir Be- stimmtheit wiedererkannt. Der Gerichtshof verurteilte ihn zu lstz Jahren Zuchthaus und 3 Jahren Ehrverlust. Zwei andere Angeklagte, die die Kriegslage zu Schwindeleien benutzt hatten, wurden zu Istz Jahren Gefängnis respektive 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Ter eine hatte den Vaterländischen Frauenverein betrogen und sonstiges alsHeils- armeesoldat" zusammengescharrt, der andere halte sich in Bettel- bliesen Söhne, die im Felde ständen, zugelegt.
Gastwirte und Krieg. Gegen Gastwirte, welche gegen die Kriegsgesetze verstoßen, wird seit einiger Zeit von den Gerichten mit unnachsichtlicher Strenge vorgegangen. In fast allen Fällen wird, auch wenn das Gesetz Geldstrafe zuläßt, auf Gefängnis erkannt. Vor der 8. Strafkammer des Landgerichls I hatte sich gestern der Schanklvirt Paul Brunn wegen Vergehens gegen die Ver- ordnung des Oberbefehlshabers in den Marken vom 12. Februar d. I. betr. das Verbot des Schnapsausschanks an Mili- tärpersonen zu verantworten. Der Angeklagte hatte an einen aus dem Felde zurückgekehrten Soldaten auf dessen Bitten hin einen Kognak verkauft. Die Sache kam zur Anzeige und die Folge war die jetzige Anklage. Da das Gesetz nur Gefängnisstrafe zuläßt, erkannte die Strafkammer gegen B. auf zwei Tage Gefängnis. Wegen eines anderen Verstoßes gegen eine Kriegsverordnung war die Schankwirtin Emma Neubauer aus Lichtenberg  vor der 4. Strafkammer angeklagt. Die Angeklagte, welche in der Gryphiusstraße eine Schankwirtschaft betreibt, war schon einmal von Polizeibeamtcn abgefaßt worden, wie sie ihr Lokal noch lange nach 12 Uhr geöffnet hatte, obwohl sie nur bis 11 Uhr Konzession hatte. Die ihr erteilte Warnung fruchtete jedoch nichts. Einige Tage später stellte ein Schutzmann sest, daß sich auch noch nach 1 Uhr in dem Lokal Gäste befanden. Die Folge war die zeitweise Schließung und die Erhebung der jetzigen Anklage.   Die Strafkammer ver­urteilte die Angeklagte zu zwei Tagen Gefängnis.
Eingegangene Druckschristen. Heft 8 derNeuen Keit-- vom Lt. Wai hat solgcnden Inhalt: WI. Kossowsky: Zur Wiederherstellung der Internationale. K. K a u t s k y: Nochmals unsere Illusionen. E. Varga: Der Plan eines deulsch-österreichisch-ungarichen Zollverbandes. Heinrich C u n o w: Lamprecht als Historiker. Literarische Rundschau: Guglielmo Ouadrotta, II Papa, l'Italia e Ja Guerra. Notiz. Arbeitsloseufürsorge. Die Unterstützung der Erwerbslosen durch das Reich, die Bundesstaaten, Versicherungsanstalten sowie durch die®e> meindcn. Bearbeitet und herausgegeben vom Vorstande des Deutschen Metallarbeiterverbande-?. L24 S. Verlag: A. Schlicke u. Etc., Stuttgart  . Das österreichische Wunder. Von H. Bahr  . 60 Pf. Unsere koloniale Zakunftsarbeit. Von P. Robrbach. 80 Ps. Um den Völkerfrieden. Von H. Lhotzky. 80 Ps. Verlag:Die Lese", Stuttgart  . lieber die Benutzung von Blut als Zusatz zu Nahruugs- Mitteln. Von Prof. R. Kobert. 56 S. H. Warkentien, Rostock  . Sonntagskinder. Novelle von Heoda o. Schmid.(Büchersch. 1006.) 20 Ps. H. Hillger, Berlin   W. 9. Urber den Sinn des Krieges. Vortrag, gehalten vor der Züricher  Freistudentenschast von Professor L. Ragaz  . 80 Ps. Art. Institut Orell Füßli, Zürich  . Transte» im Felde. Neue ZWegsgedichte von H. Bredow. 20 Ps. E. E. Behrens, Hamburg  .
Wctteraussichten für das mittlere Norddeutschland bis Sonnabendmittag. Im Norden, besonders an der Küste, vorwiegend heiter, im Süden noch meiil bewöllt� in den Tage- stunden überall ziemlich warm; nirgends erhebliche Niederschlage.
Amtlicher Marktbericht der städtischen Markthallen-Direltion über den Großhandel in den Zentral-Martthallcn.(Ohne Verbindlichkeit.) Donnerstag, den 20. Mai 1915. Fleisch: Rindfleisch per 50 Kg, Ochsen- fleijch la 96112, do. IIa 85-95, do. lila 70-84; LullenNeisch la 98105, do. Öa 8595; Kühe, seit 8398, do. mager 7082, do. dünische 0000, Fresser 80100, Fresser, dänische, 0000; Bullen, dänische, 85 95; Kalbfleisch, Doppellender 165 185; Masttälber Ja 130145, do. IIa 120 130; Kälber ger.   gen. 75 100, do. dän. 0000, do. Holl. 110 130. Hammelfleisch: Masliäinmer 120 130; Hammel la 110 119, do. IIa 100109; Schafe 105 118. Schweinefleisch: Schweine, sette 0000, sonstige 110155. dän. Sauen 0000, dän. Schweine 120 128, do. holländische 120130. Gemüse, inländisches: Kartoffeln, Dabersche 50 bg 0,00; weiße Kaiserlronen 0.00; Magnrun bonum 0,00 Wolt- mann 0,00; Porree, Schock 0,801,50; Sellerie, Schock 5,0012,00; Spinat 50 kg 5,008,00; Mohrrüben, 50 kg 7,00 9.00; Kohlrüben, Schock 0,00 0,00; Petersilienwurzel, Schockbund 4,006,00; Zwiebeln 50 kg 00,0000,00; Radieschen, Schockbund 0,751,00; Waldmeister, Mandel 0,40. Morcheln, 50 kg 0,00 0,00. Gurten, Gorgaster, 100 Stck. 0000. Rhabarber, Hamburger, 100 Bund 2,50 3.00, do. 100 Stangen 6,00 11,000, do. hiesiger 100 Bund 1,00 2,00, do. Vierländer  , 100 Bund 1,50 2,50. Spargel, Beelitzer I l/, kg 0,40 0,45, do. Beelitzer II'/, kg 0,25 0,30, do. Beelitzer   III kg 0,100,18, do. unsortiert'/, kg 0,00, do. Märkischer I*1, kg 0,400,45, do. II kg 0,200,25, do. III'/, kg 0,100,15. Spruten 50 kg 1015. Salat, Schock 1,502,50. Rettiche, bayeiische, 100 Stück 10,00. Apfelsinen: ital, 50 kg 23 28, do. 200 Stck. 1314, do. 300 Stck. 1316, Murcia   200 Sick. 17,0020,00, do. 300 Stck. 18,00 20,00, Melsiua 160 Stck. 11,00-14,00, do. 200 Stck. 12,00-14,00, do. 300 Stck. 12,0015,00. Mesfina. Blut 80 Stck. 8,509,00, do. 100 St. 8,00-10,00, do. 150 Stck. 8,0011,00. Spanische, 420 Stck. 30,00-35,00, do, 714 Sick, 38,00-46,00, do. 1064 Stck. 40,00-43,00, do. 420 Stck. karge 40,0045,00.