Einzelbild herunterladen
 
die Politik öer neuen englischen   Regierung vor üem Unterhause. London  , 8. Juni. T. B.) In der gestrigen Unterhaus sitzung fragte JoynsonHicks(Unionist) den Kolonialsekretär, ob er über den in Hongkong   entdeckten Plan Mitteilung machen könnte, der von der deutschen   Regierung unter st ützt würde, um den britischen Handel im fernen Osten völlig zu untergraben. Bonar Law   antwortete, solche Gerüchte liefen in Hongkong   um; er stehe mit dem Gouverneur in Verbin- düng, könne jetzt aber nicht mehr sagen. Bonar Law  sagte weiter auf eine Frage: Das Geschäft der hauptsäch- lichsien deutschen   Firmen in Nyassaland wird zwangsweise liqui- diert; die Angelegenheiten zweier anderer Geschäfte befinden sich in der Prüfung. R e d f o r d(liberal) fragte den Unterstaatssekretär des Krieges, was er gegen die.Times" und dieDaily Mail" zu unternehmen gedenke, die den Aufruf KitchenerS um 300000 Rekruten zn veröffentlichen abgelehnt hätten. Tennant erwiderte, diese Haltung der beiden Blätter habe die Werbung nur gefördert. Kellaway fragte, ob nichts gegen die beiden Blätter geschehen würde, da die Deutschen   ihre boshaften Artikel ab- druckten, in neutralen Ländern verbreiteten und da- durch großen Schaden anrichteten. Tennant erklärte sich be- reit, Beweismaterial entgegenzunehmen. Asquith   sagte auf eine Anfrage wegen der britischen Titel und Privilegien der Herzoge von Cumberland und von Albany. diese Frage sei sehr kompliziert; sie werde erwogen. Johnson Hicks(Unionist) fragte, ob der Premier beabsichtige, eine Erklärung über die Politik der �neuen Regierung abzugeben. Asquith  sagte, er habe augenblicklich seinen früherenErklärungen nichts hinzuzufügen; wenn jedvch ein allgemeiner Wunsch nach einer Debatte bestehe, solle Gelegenheit dazu gegeben werden. Qbrien(unabhängiger Nationalist) fragte, ob der Premier den Wuusch der irischen Vertreter in dieser Sache kenne, und ob nicht die Meinung Irlands   in der Frage der Unterdrückung einer Debatte hinsichtlich eines der grausamsten Schläge, die Irland   jemals erlitten habe, maßgebend sein müßte. Asquith   sagte, er begünstige nicht eine Unterdrückung der Debatte, eine umfassende Erklärung über die Politik der R e gierung werde dem nach st gegeben werden. Sir John Simon brachte eine Bill über die Errichtung eines Ministeriums für Kriegsmünition ein, dessen Aufgabe die Lieferung von Munition im gegenwärtigen Kriege sein würde; der Minister werde die Pflicht haben, sich mit allen Arbeiterfragen, die in Verbindung mit allen Arten von Munition entstehen konnten, zu beschäftigen. Das Ministerium sei ein vorüber- gehendes Amt und werde 12 Monate nach Schluß des Krieges aufgehoben werden; die Beamten des Ministe- riums wurden teils aus Geschäftsleuten, teils ans abkommandierten Beamten anderer Ministerien bestehen. Eine Kommission, in der Vertreter der Admiralität und des Kriegsamtes sowie Industrielle sitzen würden, werde dem Minister zur Seite stehen. Der neue Minister werde, sobald er seinen Sitz im Hause ein- nehmen könne, eine Erklärung üb er Organisation und Politik seines Ministeriums abgeben. Simon sprach sich gegen eine Debatte über die Schaffung dieses Ministeriums aus. C h a p l a i n(Unionist) und Cornwall  (Liberal  ) erklärten ihre Zustimmung zu der Bill. Pringle (Liberal  ) sagte, diese- Bill Überträge dem neuen Minister eine ab- f 0 l u t u n b e s ch r ä n k t e M a ch t; da die Kompetenz deS Ministers erst durch Königliche Verordnung-bestimmt werden solle,' so werde er die Macht eines Diktators erlangen. Der Redner kündigte an, daß er die Komnussionsberatung beantragen werde, daß die Kompe- tenz des Ministers nicht durch Königliche Verordnung, sondern durch Gesetz festgestellt werden solle. Wenn ein staatlicher Zwang für die Arbeiter eingeführt werden solle, so müsse dies durch ein Gesetz geschehen. S n 0 w d e n(Arbeiterpartei) fragte, ob die Annahme dieser Bill den Minister für Munition ermächtigen würde, die in Manchester  angekündigte Politik auf Grund Königlicher Verordnung ohne Kontrolle deS Parlaments durchzuführen. Wenn versucht werden sollte,- den Arbeitern einen Arbeitszwang auf- zuerlegen, könne er der Regierung energischeOpposi tion in Ausficht stellen. D i l l 0 n(Nationalist) verlangte eine offene Erklärung, welche Machtbefugniffe die Regierung dem neuen Mi- nffter übertragen wollte: Sie könnte offenbar benutzt werden, um die Sklaverei einzuführen. Es wäre schrecklich, wenn ein Preußentum in diesem Lande eingeführt würde. Crooks(Arbeiterpartei) sagte, wenn die Bill dazu benutzt werden sollte einen staatlichen Zwang für die Ar- deiter einzuführen, würde das Land sie nicht dulden. Hollhüse(Liberal  ) wandte sich ebenfalls gegen die Einführung staatlichen Zwanges. Staatssekretär Simon erklärte mit Zu- snmmung Asquiths, daß die Bill nichts Derartiges beab- sich-tige. Jones(Liberal  ) sagte, diese Debatte habe der Re- gierung eine gute Lehre gegeben, und verlangte häufigere Debatten. Duke(Unionist) wandte sich entschieden gegen eine Erörterung der Bill. Lough(Liberal  ) betonte, daß das Haus das Recht habe, die Bill zu erörtern. Dalziel(Liberal  ) trat ebenfalls für eine Debatte ein und sagte: Wenn in den letzten 10 Monaten mehr Debatten stattgefunden hätten, würden die Umstände jetzt anders sein und die Notwendigkeit einer solchen Bill niemals hervorgetreten sein. Die setzte Regierung hat an zu viel Vertrauen und zu wenig Kritik gelitten. In der nun folgenden Debatte sprachen Thomas(Arbeiterpartei), T e r r e I l und Sanderson(Unionisten) gegen die Einführung staat­lichen Zwanges in den Munitionsfabriken. Die englischen   /lrbeitervertreter gegen öen ,(. firbeitszwang. Amstcrda«, 9. Juni 1915.(Privattelegramm des V 0 r w ä r ts".) Die am Montag im englischen Unterhaus stattgehabte Debatte über eine Vorlage des Ministeriums betreffs Munitions- b e s ch a f f u n g bewies, daß die Mehrzahl der Arbeiterparteiler ihre Freiheit der Kritik nicht gegen ihre Portefeuilles verkauft haben. In die Debatte griffen mehrere Arbeiterparteiler ein, um gegen etwaige Arbeitszwangsprojekte zu protestieren. Snow dezr.erklärte sich für Annahme der Forderung, wenn die Regierung eine befriedigende Erklärung bezüglich deS Arbeits- zwange» abgebe.( Der Woolwicher Abgeordnete Croocks sagte, die Bewilligung des Arbeitszwanges würde der größte Fehler in der Geschichte des Unterhauses sein. Der Liberale Outhwaite erklärte, daß die Antastung der Gewerkfreiheit eine Revolte in der Arbeiterschaft hervorrufen würde, die natürlich ihre Wirkung auch in den Schützengräben nicht verfehlen würde. Der Nationalist Dillon legte dar. daß man ein sechzigjähriges liberales Werk nicht zerstören und zur Bekämpfung des preußischen
Militarismus diesen selben Militarismus nicht in England ein- pflanzen dürfe. John Simon vom Ministerium des Innern antwortete in Asquiths Vollmacht, daß die Vorlage nichts von einem Arbeitszwang enthalte. Wenn die Regierung Spezial- vollmachten für notwendig halte, werde sie diese dem Parlament unterbreiten. Freisprechung eines öeutschfreunülichen irischen pamphletiften. London  , 9. Juni.  (W. T. B.)Daily News' melden: Ein an- geklagter Ire ist von der Jury freigesprochen worden. Er hatte auf einem Plakat und in Flugschriften gesagt: Wenn die Deutsch e n konrmen, werden sie als Freunde kommen und die englische Herrschaft in Irland   beenden. Unterstützt die deutschen Truppen, soweit ihr könnt. Die deutsche   Regie- rung wünscht die Wohlfahrt des irischen Volkes. Deutschland   kämpft für die Befreiung des Meeres, und wenn es siegt, wird es auch Irland befreien. Erhöhung üer Kinöerfterblichkeit üurch öen Krieg. London  , 3. Juni.  (W. T. B.) Die Kindersterblichkeit in London   ist während des letzten Vierteljahres um 200 Fälle wöchent- lich im Vergleich zum Vorjahre gestiegen. Die Geburtenziffer ist um 400 bis 500 wöchentlich gegen den Durchschnitt der letzten fünf Jahre gesunken. Eine Ursache ist der Mangel an Zivilärzten und Pflegerinnen, die andere ist die stärkere Beschäftigung der Frauen in der Industrie. �ervs für öas»Recht auf Wahrheit*. Paris  , 8. Juni.  (W. T. B.) In einemDas Recht auf Wahrheit" überschriebenen Artikel tritt H e r v 6 in der Guerre Sociale  " gegen die Art auf, wie das fran» zösische Publikum über die Ereignisse unterrichtet wird. Er bedauert, daß die Zensur nur Günstiges für die Alliierten und Ungünstiges für die Zentralmächte- zulasse, be- sonders aber, daß der Abdruck der deutschen  , österreichisch- ungarischen und türkischen Tagesberichte untersagt sei. Man hätte sonst vermeiden können, daß der Fall von Przemysl  Ueberraschung und große Bestürzung hervorriefe. Er könne nur die Achsel zucken, wenn er sehe, wie die französischen  Agenturen phantastische deutsche Verlustziffern veröffentlichten, und wenn er dem gegenüberstelle, daß seit Kriegsausbruch die französischen   Verluste systematisch verheimlicht würden. Ein großer Fehler sei auch die Abfassung der französischen   anit- iichen Berichte. Es vergehe kaum ein Tag, wo nicht eine schwere Schlappe der Deutschen  , die Gefangennahme zahlreicher Deutscher, die Eroberung feindlicher Schützengräben, Häuser und Mühlen gemeldet»verde, aber nur selten finde man ein Eingeständnis französischer Verluste. Allmählich erkenne die Oeffentlichkeit, daß die französischen   Verluste schwer fem müßten, und daß man ungefähr auf demselben Flecke stehe, wie im November. Durch solches Verfahren»verde man end- lich erreichen, daß kein Mensch mehr ein Wort der amtlichen Berichte glaube, und daß das Vertrauen des französischen  Volkes getötet»verde. Eine Schwinöelnachricht.; Bern  , 9. Juni.  (W. T. B.) Meldung der Schweize­rischen D cp es ch e n a gen tu r.-- Von erm ä ch t i gier Seite wird bestätigt, daß die von einigen Zeitungen gebrachte Nachricht über einen Anschlag auf das Ge- bäude der deutschen Gesandtschaft in Bern  kein»vahres Wort enthält. Internierung erholungsbeöürstiger Kriegs- gefangener in öer Schweiz  ! Bern  , 9. J»lni. HW. T. B.) Zu der Meldung über die Jnternierung erholungsbedürftiger Kriegs- gefangener in der Schiveiz erfährt derBund": Die Nachricht, welche in der Hauptsache dem Blatte L a'C r 0 i x" in Paris   entnominen ist, ist t e i l»v e i s e ungenau, teiliveise unrichtig. Richtig ist,. daß der Bundesrat der Idee günstig gegenübersteht. Keine Einzelfrage war bisher Gegenstand irgendwelcher diplomatischer Verhandlungen. Keine Ausschreitungen gegen Italiener  in Stuttgart  . Stuttgart  , 9. Juni.  (W. T. B.) Italienische Blätter haben der- breitet, daß hier Häuser von Italienern   angezündet Ivorden seien. Augenscheinlich»vird diese Behauptung ausgestreut, um italienische Ausschreitungen gegen deutsches Eigen tun» in Italien   zu rechtfertigen, vielleicht, auch, um zu solchen Aus- schreitungen zu ermuntern. Demgegenüber ist festzustellen, daß die von den italienischen Blättern gemeldete Beschädigung italienischer Häuser in Stuttgart   nicht st a t t g e f u n d e n hat.- wirtschaftliche Kriegsfürsorge in Gesterreich. Wien  , 8. Juni.  (W. T. B.) Der Ausschuß des Beirates der Kriegsgetreideverkehrs an st a l t für Vorsorgen betreffend die neue Ernte hat einstimmig einen A n- trag angenommen, nach»velchcm die neue Ernte für die Bedürfnisse der' Bevölkerung gesiche-rt und jeder Spekulation und unrationellen Vertvertung entzogen»verden   soll. Hierzu»väre die gesamte Ernte von Staatsivegen zu beschlagnahmen, mit Ausnahme des Eigenbedarfs der landwirtschaftlichen Bevölke- rung. Zur.Durchführung dieser Aufgabe. sei die Kriegs- gctreideverkehrsanstalt berufen. Es sei-dringend notwendig, daß auch-der- Heeresbedarf bei der Kriegsgetreideverkehrs- anstalt angesprochen und durch sie aufgebracht»verde. Eine zweckmäßig durchgeführte individuelle Aufnahme. der Ernte- flächen und Ernteerträge wäre ehestens einzuleiten. Die Re- gierung wird aufgefordert, Ve r h an d l un g mit Ungarn   einzuleiten, um den Reichsratsländern den statistischen Durchschnitt der Importe des letzten Jahres zu sichern. Die Vcrbrauchsreg elung sei aufrech t- u e r h a l t e n und die tägliche Verbrauchsmenge m Rahmen des Ernteertrages zu erhöhen. Die K l ei e sei für die-V i e h halt.u'n g zu sichern. Die neue hollänöische Wehrvorlage. Der Kriegsminister hat jetzt die Gesetzesvorlage zur Erweiterung der Armeereserve eingereicht, die er vor einigen Wochen schon in der Zweiten Kammer ankündigte und die Antwort ist auf die Adresse der vornehmen Bürger"(Generäle, Bankiers, Industriellen), welche-die allgemeine Uebungspflicht forderten. Die Vorlage geht nicht so weit; sie gibt der Regierung aber große Machtmittel in die Hand,
in der erstrebten Richtung zu wirken.-So verleiht sie der Regierung die Befugnis, alle Männer zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr, die bisher von der Militärpflicht befreit loaren und sich bei ärzt- licher Prüfung, als tauglich erweisen, zur Uebung einzuziehen.. Die Regierung teilt mit, sie beabsichtige nicht, sogleich für alle Betroffenen diese Befugnis auszunützen, sondern mit den jüngeren anfangend die verschiedenen Jahrgänge nacheinander aus- zurufen,in dem Maße, als die Umstände es möglich machen", d. h. soweit genügend Uebungspersonal und genügend Gewehre vor- Händen sind. Je nachdein neue Soldaten in dieser Weise in genügender Zahl ausgebildet sind) werden dann die ältesten Jahrgänge der jetzt mobilisierten Truppen nach Hause geschickt. Diese letztere Bestinrmung ist gewiß ein starker Anziehungspunkt der Vorlage, die aber trotzdem die Möglichkeit einer großen Erlveiterung der Armee offen hält und auch eine große Erhöhung der finanziellen Lasten bedeutet,»venn nicht die Uebungszeit, die jetzt acht Monate beträgt, erheblich herab- gesetzt»vird. Darüber aber steht nichts in der Vorlage, die über- Haupt so kurz und trocken ist, daß man sich über ihre Wirkung noch kaum eine Vorstellung machen kann. 5oröerungen zur Hebung öer rujftschen wlrtschaftslage.' Petersburg, 8. Juni.  (W. T. B.) Der Kaiser l.i che Technische Verein überreichte dem Ministerium eine Denkschrift, in der der T i e f st a n d der russischen Industrie und ihre Unfähigkeit/den Bedürfnissen des Heeres uüd der Bürgerschaft gerecht- zu werden, ausführlich dargelegt wird. Hierzu käme die Desorganisation deS russischen Handels und das völlige Versagen der russischen Verkehrsmittel. Die Denkschrift verlangt, um die Mängel zu beseitigen, freie Betätigung aller Bürger ohne Rücksicht auf den Glaubensunterschicd so- wie persönliche, gesellschaftliche und»virt-- schaftliche Betätigung auf festen rechtlichen Normen, die Rußland   fehlten. Eine Reform der Industrie sei nur möglich durch allgemeine Schulbildung, Hebung des allgemeinen Wohlstandes, Verbesserung der Finanzlvirtschäft des Staates und Vermehrung der landwirt  - schaftlichcu Produktion. Dünönis Rumäniens   mit öen Zentral- mächten. Ueber das von uns bereits gemeldete Bündnis Rumäniens   mit den Zentralmächten schreibt Professor O. H 0 e tz s ch in derKreuz- Zeitung  ",. es sei 1883 vom König Karl und seinem Minister Jon Bratianu, dem Vater des heutigen Ministerpräsidenten, nach den Septemberverhandlungen des letzteren»nit Bismarck   und Kalnoki ge schloffen'worden. Die folgenden rumänischen Machthaber haben an diesem Vertrage festgehaltei», der bis 1920 läuft; die letzte Erneuerung ist von Majoreseu unterschrieben. Authentisches über den Inhalt dieses Vertrages ist noch nicht bekannt geworden. Er dürfte eine reine Defensivallianz »ein, deren Artikel 1 im Kriegsfalle zu»vohlwollender Neutralität verpflichten soll. Ob dieser Vertrag, durch denRumänien imSystem der europäischen   Mächte die vom König Karl für richtig gehaltene und gewünschte Stelle einnahm, heule noch zu halten sei, darum geht eben der Streit der Parteien. Wir glauben natürlich nicht, daß er an sich übermäßig viel bedeuten wird, Aber üvmerhin.ist es.-g»>t...an. diese Beziehungen, zu erinnern, bis auf den Entschlüff des Königs, und seiner Berater doch von Eülfluß.sein werde»», und von denen wir heute NU r bedauern könne«., d a.ß sie im Laufe der letzten sechs Jahre von den Z en t r a l m ä cht e n nicht so ausgebaut und befestigt worden sind, daß die Haltung Rumäniens   bei Beginn de» Krieges gar nicht zweifel- Haft sein konirte." Wir teilen das Bedauern Prpf. HoetzschS, glauben aber nicht, daß der von ihm gerügte Mangel isoliert uird unabhängig von der gesamten äußeren Politik der Zentralmächte betrachtet werden kann »wir Reiten ftnö öoch bessere Menschen!* In.einer am Fronleichnamstage in Essen   stattgefundenen Kriegs-Missionsversainmlung wurde über die E i n»v i r k u n g des Weltkrieges auf bie Mifsionen in den Heidenländern berichtet. Es ist natürlich, daß durch den Krieg die Missionsarbeit schwer gefährdet �worden ist. Dafür brachtq Herr Universitätsprofessor Dr. Schmidlin eine Reihe von Beispielen vor." Die praktische Missionsarbeit sei so gut wie unterbunden. Noch tiefer sind die schweren geistigen und»noralischen Wunden, die der Krieg dem Mifsionslvesen geschlagen hat. Die Stoßkraft des Christentums wurde gelähmt durch den Krieg, der Widerstand des Heidentums.dagegen gestärkt. Die Japaner »vollen vom Christentum nichts mehr wissen, weil es den Welt- krieg nicht verhindern konnte. Ein Chinese äußerte sich einmal: Wenn die europäische   Zivilisation nichts anderes erreicht, als daß sie immer neue und immer schlimmere M o r d i n st r u m e n t e hervor- bringt, dann wollen wir lieber Barbaren bleiben." Als zweiter Redner sprach der Bischof Docrin.g S..J. von Poona in Indien  . Er behandelte die Heidenmission in Indien  , die in den letzten Jahren erhebliche Erfolge zu verzeichnen hatte: Da-kan, der Krieg und warf uns um Jahre, ja, um Jahr- zehnte zurück. Groß sind die moralischen Schäden des Krieges. Die Bekehrung der Heiden   knüpfte sich gewöhnlich an eine Liebes- tätigkeit unter ihnen an. Wenn z. B. in der Zeit der Pest die Heiden sahen, daß die katholischen Missionare allern bei ihnen ausharrten, wenn alle sie verließen, dann wurden sie durch dieses Verhalten der Missionare zur katholischen Religion hingezogen und schließlich für sie gewonnen. Im Kriege sehen sie nun das Gegenteil von Liebe, sie sehen, wie die europäischen   Mächte, diese Kulturvölker, sich gegenseirig zerfleischen und immer neue und grauenhaflere Mordiverkzenge erfinden. Das muß Eindruck- auf die Heiden rnachey. Wenn»vir nach dem 5triege zurückkehren, werden wir Missionare ganz sicher hören nrüffen: Reformiert ihr Christen nur zuerst euch selber, wir Heiden  sind besfer als ihr."
Letzte Nachrichten. Zum Untergang derCasablanca". Srnyrna, 9. Juni.  (W. T. B.) Das türkische BlattKoejlue" gibt eine Schilderung des Unterganges des französischen   Minen- legersCasablanca", der zwischen den Inseln Koestem und Hekiin vor der Einfahrt in den Golf von Smhrna versank. Das Blatt erklärt, daß das Schiff wahrscheinlich auf eine der Minen geraten sei, die es Mischen den beiden. Inseln ausgestreut habe und so ein Opfer der von ihm selbst gelegten Fallen gelvorden sei. Ein Leichnam sei an die kleinasiatische Küste gespült worden. Von Gefangenen spricht der Bericht nicht.