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Nr. 303. 32. Jahrgang.

Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

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Jugendpfleger über die gesetz- Schlefien beſtehenden liche Jugendwehr.

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Dienstag, 2. November 1915.

Boltstribüne" für Ost- und Westpreußen   und der Märkischen Parteiförper müsse die ihn schädigenden Krankheitsstoffe selbst aus­Volksstimme" in Frankfurt   a. D. etwas eingeengt. Von den heute scheiden und werde dazu auch noch die Kraft besitzen. in Partetblättern find die ,, Görliger Wie nun die Aenderung der schweizerischen Parteiorganisation Volkszeitung" und die Schlesische Bergwacht" aus der herbeigeführt werden wird, bleibt abzuwarten. Die Herren Möchte­ Volkswacht" hervorgegangen. 5600 und 11 000 Leser fonnte gern und könnte sind wie immer für das Hinauszögern und Er­sie diesen Blättern gleich am Beginn mit ins Leben geben. Sauern", doch scheint gerade in den Hauptorten des Landes der an neugegründete Blätter ab- Wille zu bestehen, die Aenderung sogleich zu vollziehen, damit dic Die Zentralstelle für Volkswohlfahrt hatte, wie wir bereits be- aber so viel Leser sie auch richtet haben, eine Jugendpflegekonferenz, die sechste, einberufen. trat, wachs doch die eigene Referzahl immer noch rascher. Die Partei in den kommenden kritischen Zeiten schon in besserer Ge­Wir wollen hier nur noch einmal auf die dort gemachten" Volkswacht" steht damit heute in der Reihe unserer Parteiblätter fchloffenheit dastehe. Aeußerumgen über die militärische Vorbereitung der Jugend an zehnter Stelle. Als Stopfblatt gibt sie noch die Liegniger Volks­

zurückommen. Nach der Stimmung der Versammlung zu urteilen geitung heraus. Die Feier des 25 jährigen Bestehens ihres Organs hatten sich

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Aus

Industrie und Handel.

Kriegsgewinne.

wird von 10 auf 18 Proz. erhöht.

es famen nur einige Richtungen zum Wort halten die Breslauer Genossen anders gedacht. Die Errichtung einer eigenen alle Jugendpfleger die Einführung der gejeblichen Jugedwehr Druderei war geplant, und an diesem Tage sollte sie eröffnet werden. als eine selbstverständliche Notwendigkeit. Nur soll ihre Arbeit Das Grundstüd war erworben, alle Pläne fertig, als plöglich der darunter möglichst keinen Schaden erleiden. Der Vertreter des Kriegsministers, Major Strieg hereinbrach. Nun mußte die Ausführung des Planes bis zum Die Buhl u. Nölte A.-G. für Zündwarenfabrikation in Karwiese Berlin  , wies einleitend auf den letzten der Grlasse Frieden verschoben werden. des Kriegsministers zu dieser Frage hin, wonach im Interesse der Boden und in ihrem Jubiläums- Artikel weist die Volkswacht" denn Arbeiter- Unterſtüßungsfonds 1235 M.; an Aufsichtsrat, Borſtand Breslau galt in unserer Partei stets als befonders heißer Staffel überweist aus ihrem Reingewinn von 388 220 M. an deit Jugendpflege jeder Uebereifer bei den militärischen auch darauf hin, daß in den 25 Jahren rund sechzehn Jahre Ge- und Beamte werden dagegen 73 667 W. Vergütungen gezahlt! Uebungen zu dämpfen sei. Die militärische Vorbereitung fängnis über ihre Redakteure verhängt wurden, neben ungezählten fonnte frog doppelt hoher Abschreibungen ihren Reingewinn faſt Die Telephon- A. G. vorm. J. Berliner in Hannover  der Zukunft eine Notwendigkeit. Jeder Soldat müsse bei seinem Ein- Geldstrafen. Aber auch das hat der Entwicklung eher genügt als verdreifachen; er stieg von 828 000 auf 2010 000 m. Die Dividende tritt in die Kaserne bestimmte Borkenntnisse mitbringen. Die geschadet. militärische Vorbereitung der Jugend sei weder Soldatenspielerei noch Massendrill. Es handele sich um ernste Arbeit als Vorbereitung für den Militärdienst. Der militärische Einschlag müsse der Aus­bildung vorbehalten bleiben. Die Jugendpflege soll durch die militärische Jugendvorbereitung nicht beeinträchtigt werden. Diese soll ein Bindeglied zwischen Schule und Jugendpflege einerseits und Heer andererseits sein. Jugendpflege und Jugendwehr unter­scheiden sich in ihrer Arbeit und ihren Methoden grundsätzlich von einander. Die Jugendpflegearbeit beruht auf freiwilligkeit. Bei der militärischen Jugendvorbereitung könne man fich nicht danach richten, was den Jungen Spaß macht, sondern danach, was nötig ist. Darum wird man ohne den 3wang nicht auskommen. Man rechne auf die Mithilfe der Jugendpfleger. Die Ausführungen fanden bei der Versammlung starten Beifall.

Pfarrer Jäger, Reiter des in der evangelischen Jünglings­bereinsbewegung links stehenden Wartburg  - Vereins in Frankfurt am Main  , richtete die herzliche Bitte an die Militärverivaltung", die regelmäßige Inanspruchnahme des Sonntags und der Wochen­tagabende nicht vorzusehen. Militärisches Kommando und freie Tätigkeit der Jugendvereinspfleger lasse sich in einer Person schwer bereinigen.

Das Ende eines Presprozesses.

In Bayreuth   hatte vor Beginn des Krieges der Vorsitzende des liberalen ablvereins, Reallehrer Dr. Siendlmayr, den verantwortlichen Redakteur des dortigen Parteiblattes( Frän­lische Boltstribüne"), Genossen Hade, wegen Beleidigung verklagt. Der Prozeß wurde vertagt, weil der Beklagte sowohl wie der Kläger   zum Kriegsdienste einberufen wurden. Inzwischen sind zwei wichtige Beugen des Beklagten und auch der Kläger   im Felde gefallen. Das Verfahren wurde daher jetzt eingestellt und die Kosten haben die Erben des Privatflägers zu tragen.

Organisationsfragen in der schweizerischen Sozialdemokratie.

Aus der Schweiz   wird uns geschrieben:

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Die Wotan Werte A.-G. in Leipzig   erzielten einen Rein­gewinn von 414 605 M. gegen 370 670 M. im Vorjahre. Aus dem eingewinn von 213 295 M.( im Vorjahre 163 190 M.) gelangen 20 Proz. Dividende( im Vorjahre 15 Broz.) zur Ausschüttung. Die Archimedes" A. G.   für Stahl- und Eisen­industrie in Berlin   und Breslau   konnte ihren Fabrikations­gewinn von 0,79 auf 1,27 Millionen Mark steigern. Aus dem Rein­gewinn von 689 780 m., der doppelt so hoch ist als im Vorjahre, werden 12 Proz. Dividende( gegen 5 Proz. i. 2.) gezahlt.

Stenern und Kriegsgewinne in England.

Der Tee­

Das Budget des Schazkanzlers Mc Kenna belastet nicht nur schwer die Vermögenden, sondern auch die Arbeiterschaft des Insel Am 20. und 21. November wird die schweizerische Sozialdemo- reiches und diese weit mehr als jene. 3war muß ein armer fratie in Aarau  , der Hauptstadt des Kantons Aargau  , ihren dies- Schlucker", der nur 100 000 Pfund Sterling im Jahre zu verzehren jährigen ordentlichen Parteitag abhalten. Im Mittelpunkt der Ver- hat, fünftig mehr als ein Drittel davon als Einkommensteuer an die handlungen steht wieder einmal die Aenderung der Parteiorgani- Staatstaffe abführen, aber was bedeutet dieses Opfer gegenüber den fation, da die 1911 in Diten beschlosseue Barteieinheit als Kom- Lasten, die das Budget direkt und indirekt der Volksmasse auf­promißwerk leider doch die Zweiheit Partei und Grütliverein erlegt? Namentlich die erhöhte Steuer auf Tee und Tabak wird Der Generalpräses der katholischen Jugendvereine Deutsch  - fortbestehen ließ. Der Umstand, daß die Sektionen des Grütli von den armen Schichten schwer empfunden werden. Lands, Mosterts- Düsseldorf, nahm von der Erörterung des bon vereins nach Art. 4 der Parteiorganisation durch ihren Gesamtverband und Tabakhandel befindet sich in England in den Händen ihm gewählten Themas:" Zukunftsforderung an die Jugendpflege" der Partei angehören, während die allgemeinen sozialdemokratischen von Trusts. Einige Riefenfirmen besorgen den Handel mit wegen angeblicher Beschränkung der Nedezeit Abstand und sprach Mitgliedschaften der Partei unmittelbar angehören, führt immer Tee, diesem Getränk, das im Leben der unteren Boltsschichten ebenfalls zur militärischen Jugendbildung. Er meinte: Jit bie wieder zu unangenehmen Auseinandersezungen in den lokalen eine äußerst wichtige Rolle spielt. Der Tabaktrust, der sein Entstehen militärische Vorbereitung der Jugend eine Notwendigkeit, wie ge- Organisationen. Mit Recht sind die Genoffen allerwärts be- einer patriotischen Propaganda gegen den amerikanischen Tabaktrust, fegt worden ist, so fügen wir uns dieser. Man sollte aber auch strebt, die Doppelspurigkeit, die unnüz Kraft und Geld der sich vor etlichen Jahren in England häuslich einrichten wollte, allgemeine Maßnahmen zur sittlichen und religiösen Sträftigung tostet, durch Fusionen möglichst zu beseitigen. Gebt eine fozial berbantt, hat fo ziemlich das ganze Geschäft an sich gerissen. der Jugend treffen, so vor allem die Schundliteratur bekämpfen demokratische Mitgliedschaft in einer Seftion des Grütlivereins auf, und den Religionsunterricht in die Fortbildungsschulen allgemein dessen Vereinsstatuten übrigens in der Parteiorganisation neben einführen. Gegen die Benutzung des Sonntags für militärische dieser vorbehalten blieben, io bat die Zentralleitung des Grütli Uebungen beständen große Bedenken. Familien- und religiöse Erziehung müßte darunter empfindlich leiden. Schon jetzt, wo die Teilnahme an den Uebungen noch freiwillig ist, suchen sich die Jugendlichen für den verlorenen Sonntagvormittag durch Wirts­Hausbesuch und Tabakrauchen nach den Uebungen zu entschädigen. ( Widerspruch.) Höchstens dürfe ein Sonntag im Monat von der Jugendwehr in Anspruch genommen werden. Am besten geeignet für militärische Uebungen erscheine der Montagvormittag. ( Seiterkeit.) Es bestehe auch die Gefahr, daß innerhalb der Jugendwehr sich Freundschaftsklubs bilden, in denen Nörgler und Heber willige Ohren finden würden.

E

Der evangelische Pastor Wattmann begrüßte als einen Erfolg der großen Zeit die Erkenntnis, daß Jugendpflege nicht der Jugend wegen, sondern des Staates wegen betrieben werden müsse. Pastor Dehn- Berlin beklagte es, daß die sozialistische Ar­beiterjugend fait ausnahmslos der militärischen Jugendvorbereitung ferngeblieben sei. Es werde auch nicht gelingen, die Arbeiter­jugend später herumzubringen", wenn die alten Widerstände wieder eintreten. Trotzdem glaube er an den berborgenen Patrio­tismus der Arbeiterschaft". Man müsse sich befleißigen, ihn zur Blüte zu bringen.

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Aus der Partei.

Pressejubiläum.

Auch die Volkswacht" in Breslau   blidt in diesen Tagen auf ein 25jähriges Bestehen zurück. Am 1. November 1890 löfte sie als täglich erscheinendes Blatt die bereits bestehenden Schlesischen Nach richten" ab, die wöchentlich erschienen. Mit knapp 3000 Lesern, denen sich noch 5000 Refer einer Wochenausgabe zugefellten, begann die Boltewacht" ihr Dasein. Ihr Verbreitungsgebiet reichte über ganz Oftdeutschland. Epäter wurde es durch die Gründung der

Am Tage nach der Bekanntmachung des Budgets erhöhte der Tabaltrust seine Preise, und zwar weit über das Ausmaß der neuen Steuer hinaus. Die neue Steuer beträgt 11% Penny auf die Unze, der Preisaufschlag des Trusts jedoch 2 Pence die Unze, so daß er an jedem Pfund fortan 8 Bence( 68 f.) mehr verdient. Noch größer ist der Preisaufschlag für Sigaretten. Den Preis der Bafetchen, die weniger als eine Unze wiegen, hat man um 25 Proz. erhöht. Die meisten Verkaufsfirmen berechnen 2 Bence mehr für ein Paketchen mit zehn Zigaretten, von denen zwölf auf eine halbe Unze fommen.

vereins nichts dagegen. Löst sich aber umgekehrt eine schwache Sektion des Grütlivereins gegenüber einer stärkeren örtlichen Mit gliedschaft auf, dann erhebt die Zentralleitung des Vereins ein großes Lamento und geht wohl gar so weit, die eingegangene Sektion zum Schaden der Parteieinheit wieder neu aufleben zu lassen. Zu diesen mehr äußerlichen Reibereien gefellen sich innere. Die Geschäftsleitung der Partei, die wie das Grütlizentralfomitee ihren Sitz in Zürich   hat, besteht aus elf Mitgliedern, von denen aber nur fechs, je für drei Für die Preiserhöhung des Tees ist das Vorgehen der Firma Jahre, vom Parteitag gewählt werden. Die andern fünf Mit Lyons bezeichnend, die in London   allein Hunderte von Teewirt­glieder werden vom Grütli- Zentralfomitee aus feiner Mitte ab ichaften und überall die Bahnhofswirtschaft in Händen hat. Diese geordnet. Zu ihrer Wahl hat die Gesamtpartei nichts zu sagen. Riefenfirma war von jeher die wütendste Gegnerin der Arbeiter Man steht hingegen vor der Tatsache, daß die Mitglieder des Grütli organisationen und zeigt sich jetzt auch als eine Riefenausbeuterin vereins ein doppeltes Wahlrecht haben. In ihrer geschlossenen Dele- des Publikums. Die Leesteuer ist um vier Pence das Pfund erhöht giertenversammlung wählen sie ihre Zentralleitung, die hernach von worden, und das hat die Firma Syons bewogen, ihren Kunden für fich fünf Mitglieder in die schweizerische Partei- Geschäftsleitung ab- jede Tafie Tee/ Benny mehr abzunehmen. Früher verkaufte fie ordnet, und dann nehmen die gleichen Grütlivereins delegierten als die Tasse zu zwei Pence, jetzt koster die Tasse Pence. Da man bollberechtigte Teilnehmer des schweizerischen Parteitages wiederum nun aus einem Pfund Tee mindestens 100 Taffen brauen kann, teil an der Wahl der übrigen sechs Mitglieder der Geschäftsleitung. werden die bescheidenen Lyons ihren Kunden für jedes Pfund Tee Eine auf solche Weise zusammengefeßte Geschäftsleitung läßt etwa vier Schilling mehr abnehmen. Die Kunden der Firma und nun die gerade in der gegenwärtigen, alles ins Banten bringenden anderer großen ähnlichen Geschäfte sind meistens männliche und Zeit die notwendige Homogenität vollständig vermissen. Mit dem weibliche Arbeiter und Angestellte, denen Tee ein Hauptbedürfnis ist. Produkt ihrer emfigen Tätigkeit sind daher die Genossen im Lande Man kann sich leicht die Millionen ausrechnen, die der Tec nur in den seltensten Fällen zufrieden, wenngleich der unvorein- und der Tabaktrust aus der Preiserhöhung, zu der die Steuer­genommene Beobachter auch zugeben muß, daß die Geschäftsleitung erhöhung einen so willkommenen Anlaß gegeben hat, herausschlagen bon gewisser Seite nur deshalb start angefeindet wird, weil sie es werden. Dabei ist nicht zu vergessen, daß der Steuerzuschlag auf bisher nahezu einstimmig ablehnte, die oppositionellen Minderheiten lange Zeit nicht bezahlt werden wird. Denn furz vor der Bekannt der friegführenden Länder als Vertreter der Partei und Vollstrecker machung des Budgets im Parlament zogen beide Trusts große des Willens der betreffenden Glieder der Internationale anzu- Massen Waren aus den Lagerhäusern der Zollbehörde, so daß sie erkennen. Die schweizerische Geschäftsleitung steht auf dem Stand- mit Waren, die zu dem alten Eat versteuert wurden, gut versorgt punkt, daß die Arbeiterklasse nach dem Kriege zur Abwehr und sind. Zwar versuchte der Schazkanzler diesem Treiben in der Niederfämpfung der Reaktion ihrer Geschlossenheit mehr denn je be- legten Stunde Einhalt zu gebieten, aber er fam, wie es heißt, dürfen wird, und es daher eine schwere Versündigung an der Inter  - etwas zu spät. Der Staat wird auf seine Steuern warten müssen, nationale wäre, die vorhandenen Gegensäge innerhalb der Bruder während die Großkapitalisten das Publikum ungestört brandschatzen parteien vom neutralen Auslande aus noch zu vertiefen. Jeder fönnen. |

Aus der Arbeiterbewegung Wilnas. Unterrichtsplan umfaßt das elementare Wiſſensgebiet, räumt aber 700 Mitglieder. Faſt die Hälfte davon, ein ſehr großer Teil Arbeite­

II.

Ditpreffequartier, den 8. Oftober.

auch der Muttersprache, ferner theoretischer und praktischer National rinnen, hatte sich in das nicht allzugroße Lokal hineingepreßt. Mit ökonomie den notwendigen Plaz ein. Die Schule bedarf der Er- gespannter Aufmerfiamkeit nahm man die Verwaltungsberichte. gänzung. Um nicht Analphabeten darin aufnehmen zu müssen, ferner die Mitteilungen über die Arbeiten der Zentralfommission Im Traumne sab ich ein fünfpfündiges Weizenbrot; früber follen Kinderschulen ins Leben gerufen werden. Mit diesen Fragen entgegen. Impulsiv, sprudelnd sprachen die Berichterstatter träumte ich nur von der Polizei." Mit diesen Worten begrüßte mich beschäftigte sich das Zentralfomitee ebenfalls in den letzien und Diskussionsredner. Die große Arbeitslosigkeit heute früh Gen. M. Der Wechsel feines Traumbildes reflektiert die Sigungen. Eine Verständigung über die Aufbringung der Mittel und Teuerung erflärt es zur Genüge, daß man sich sehr veränderten Verhältnisse, die Stimmungen, Wünsche und Sorgen der und Wedung des Interesses für die Kultureinrichtungen der viel mit der Frage der Vergrößerung der Küche und der Ein­Arbeiterschaft. Das Schredgespenst der allmächtigen brutalen politis profeffionellen Vereine war der praktische Niederschlag der Errichtung einer Produktivgenossenschaft beschäftigte. Aber niemand schen Bolizei des Zaren tritt in den Hintergrund, Frau Sorge örterungen. sprach von seinen eigenen Sorgen. In diesen Fragen war man fdwingt das Bepter der Lebensmittelteuerung. Gen. M. war lange Wie weiter mitgeteilt wird, besteht augenblicklich feine Aussicht, ganz fachlich. Die allgemeine Not blieb das einzige Thema. Aber Jahre in Sibirien  . Ohne Urteil, ohne Verhandlung gelangte er als durch das Gäßlein der Kooptation( 3uwahl) eine Vertretung in die auch ohne persönliche Noten waren die Schilderungen anschaulich Berbannter nach dort. Dazu genügte, daß ihn ein Polizist der Ber- Stadtduma hineinspazieren zu lassen. Nach Auskunft des deutschen und farbenreich. Schon in normalen Zeiten ist das Los der Berufs­fafferichaft eines legalen Auffages in einer legalen Beitung be- Bürgermeisters ist die ganze Duma ausgeschaltet. Die deutsche Ver- angehörigen durchaus nicht rosig. Bei voller Beschäftigung erzielen schuldigte, der lediglich das Unglück hatte, das Mißfallen des Polizei- waltung arbeitet jezt nur mit dem Magiftrat. Die Duma sei unter Schneiderinnen wöchentlich 5 bis 6 Rubel, Schneider bringen es im mannes erregt zu haben. Der begreifliche Haß gegen die Volksgeißel den gegebenen Verhältnissen, wo schnell reformierend eingegriffen Durchschnitt auf 10 bis 12 Rubel. Das ist für Wilnaer Lebens­hat aus dem Wunsch den Glauben geboren, die geflüchtete Polizei werden müsse, zu schwerfällig und schwierig, um mit ihr Erfprieß bedingungen wenig. Einmal sind die Ertverbsgelegenheiten sehr un­mritſamt dem Gouverneur sei nachträglich doch noch von den Deutliches leisten zu können. Schnelle Arbeit in sanitärer und sozialer regelmäßig und zweitens ist die Lebenshaltung teuer, wenn man fchen gefangengenommen worden. Nun atmet man erleichtert auf, Hinsicht sei jedoch dringend erforderlich. Zudem wolle man an den über die allerbescheidensten Bedürfnisse hinausgehen will. Die An­weil die gefürchtete Erscheinung des Polizisten von der Straße ver- bestehenden gefeßlichen Bestimmungen vorläufig nichts ändern. Eine sprüche, die ein Lohnarbeiter in Deutschland   zu befriedigen gewohnt schwunden ist. Neuordnung der städtischen Verwaltung sei zu erwarten, wenn der ist, namentlich in bezug auf seine Wohnung, Kleidung, Erholung, Trotzdem fann sich die Arbeiterschaft noch nicht so bewegen, Obertommandierende eine Städteordnung für dieses Gebiet erlasse. Fortbildung, fann man sich hier nicht mit demselben Einkommen er­nicht so die soziale Initiative ergreifen, wie es ihrem inneren Drange Man einigte sich dahin, die Ansichten der Arbeiter über Miß- lauben. Nun sind die meisten Schneider und Schneiderinnen arbeitslos. entspricht. Die illegalen Verbindungen sind noch nicht anerkannt, öffent stände und erforderliche Maßnahmen dem deutschen Bürgermeister Die von den professionellen Vereinen eingerichtete Küche ist daher liche Verhandlungen nicht gestattet, das Binde- und Verständigungsmittel von Fall zu Fall vortragen zu lassen. In der Aussprache machte als eine außerordentlich segensreiche Einrichtung zu begrüßen. der Preffe fehlt. Das ist ein großer Mangel. Früher erschienen in Wilna   sich wohl die gewohnte Neigung zu theoretischen Tüfteleien bemerk- Die Mitteilung, daß eine zweite Küche in einem anderen ungefähr 50 Zeitungen und Zeitschriften. Die Nedakteure und Journalisten bar, aber doch nur als Einzelstimmen und fleine Seitensprünge; Stadtteil, wo vorwiegend polnische Arbeiter wohnen, eingerichtet haben an den Oberkommandierenden petitioniert, um die Zulassung der Wille zu praktischer iozialer Arbeit beherrschte die Stimmung werden soll, wurde mit Genugtuung zur Kenntnis genommen. Die des Wiedererscheinens der Blätter zu erwirken. In dem engen und wies die zu wandelnden Wege. jüdische Arbeiterschaft liefert damit einen schönen Beweis ihrer Soli­

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Rahmen der Bewegungsmöglichkeit versuchen die professionellen Ein Zusammenarbeiten mit der deutschen Verwaltung ist auch barität. Den Schluß der Zusammenkunft bildete die Neuwahl des Vereine die dringenditen sozialen Aufgaben zu erfüllen. Die Kultur- bereits erfolgt. Oberbürgermeister Bohl besuchte die Küche, ließ sich Borstandes, die halbjährlich erfolgt. Dabei zeigte sich, daß die Ar­( Bildungs) arbeit steht dabei nicht an letzter Stelle. Mit dem Schul- alle Einrichtungen zeigen, foftete die Speisen und sprach fich beiterinnen als durchaus vollberechtigt und gleichwertig betrachtet tveien für die Armen war es bisher traurig bestellt. Die offiziellen anerkennend über das von den Arbeitern Geschaffene aus. Ver- werden. Die meisten der Borgeschlagenen waren weibliche Vereins­Schulen standen gänzlich in dem Dienst der Ruffifizierungs- trauensleute der professionellen Vereine werden legitimiert, Waren mitglieder. Alle Borgeschlagenen stellten sich den Anwesenden vor. bestrebungen. Die Muttersprache der Nichtrussen war darin berpönt. von auswärts her anzuholen; für die neueinzurichtende Küche garan- Dann wurden die Stimmzettel verteilt. Jeder schrieb seine Kandi­Die zahlreichen Privatschulen unterwerfen sich willig den Einflüssen tiert die Verwaltung tostenlose Hergabe der erforderlichen Näume. daten auf und gab den Zettel beim Verlassen des Lokals ab. Troz der russischen Polizei, dem Gebot der Neaktion im zarischen Geiste. In den geschlossenen Zusammenfünften der legalen profeffio- der drangboll fürchterlichen Enge entfernte sich niemand, ehe nicht Die Folge diefer Mißstände war, daß sogar viele Kinder von Juden nellen Vereine pulsiert ein starkes Leben. Selbst die Erledigung alle geschäftlichen Angelegenheiten erledigt waren. Dann ergoß sich als Analphabeten aufwuchsen. Um die arbeitende Jugend aus der von Verwaltungsangelegenheiten nimmt das Interesse der An- ein breiter Strom von dem Zofal zur Küche, um dort das frugale Tiefe der Finsternis herauszuheben, gründeten die profeffionellen wesenden vollständig in Anspruch. Davon war ich Zeuge bei den Abendbrot einzunehmen. Vereine schon vor zwölf Jahren eine legale Arbeiterschule. Ihr Schneidern und Schneiderinnen. Die Drganisation zählt annähernd Düwell, Kriegsberichterstatter.