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Nr.34.- 33. Jahrg.

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Telegramm- Abreffe: Sozialdemokrat Berlin  ".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Ami Morisolas, Nr. 151 90-151 97.

Freitag, den 4. Februar 1916.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Neruivrecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.

Fliegerangriffe auf Durazzo und Balona.

Russische   Stimmungen.

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Ein Mitarbeiter des New Statesman  " schrieb vor kurzem in einem Bericht über die Stimmung Rußlands   gegen Eng­land und Deutschland   folgendes: Wer in Rußland   deutsch­feindlich ist, braucht deswegen durchaus nicht ein Freund der Engländer oder des Verbandes zu sein. Tatsächlich ist die Striegspartei in Rußland   geteilt in einen englandfreundlichen und einen englandfeindlichen Flügel.

Unglücklicherweise ist die ausgesprochen deutschfeindliche englandfreundliche Partei sehr klein, während die deutsch­freundliche Partei, obwohl nicht sehr zahlreich, außer ordentliche Macht befitt. Zur letteren gehören die Bureaufraten, die fürchten, daß eine Schwächung des Thrones in Deutschland   unmittelbare Rückwirkungen auf die russische Dynastie haben könnte. Sie erinnern daran, daß das regierende Haus in Rußland   aus deutschem Blute stammt und glauben, daß ein fiegreiches Deutschland   die einzige Hoffnung biete, Rußland   vor gänzlicher Anarchie zu retten.

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Auch gibt es eine große Partei, die aus einem Sonder­frieden mit Deutschland   Vorteile zu ziehen hofft und zu der manche einflußreiche Personen deutscher oder baltischer Ab­ftammung am Hofe gehören. Der Einfluß der Zarin ist be­deutend, und es ist kein Geheimnis, daß sie und manche Damen am Kaiserhofe ganz im Banne Rasputins  ( des bekannten Wundertäters") stehen, der von den deutsch­freundlichen Kreisen stets mit Wohlwollen betrachtet worden ift. Des garen bekannte Bemerkung: Besser Rasputin, als jeden Tag hysterische Anfälle erleben müssen", zeigt die außer ordentliche Stellung Rasputins  .... Das Bünglein an der Wage bildet jedoch der Teil der deutschfeindlichen Partei, der gleichzeitig englandfeindlich ist. Ihn Ihn muß man daher be­fonders sorgfältig im Auge behalten

Wohl in Anlehnung an diesen Bericht schreibt Professor Hoesch in seiner lezten Wochenübersicht über die aus­wärtige Politik in der Kreuz- Zeitung  ":

" Der englische Argwohn sieht auch ganz deutlich, daß die Deutschfeindlichen in Rußland   deshalb noch nicht unbedingt englandfreundlich zu sein brauchen, daß die russische Striegs­partei in einen englandfreundlichen und einen englandfeind­lichen Flügel zerfällt und daß den englichen Einflüssen nicht unerhebliche deutschfreundliche Einflüsse am Hofe, in der höchsten Aristokratie und Beamtenschaft entgegenarbeiten."

B

In seinen weiteren Ausführungen nennt Professor Hoeksch verschiedene Stimmen russischer Zeitungen, die Belege für die oben dargelegte Anschauung erbringen, so eine Veröffent­lichung des Blattes Utro Rossii" und Aeußerungen der großen liberalen Petersburger Blätter Djen   und Nietsch", die die Existenz der erwähnten Strömungen bestätigen. Wir können diese Blütenlese von Aeußerungen um einige besonders marfante und oft erörterte Stimmen vermehren, die für die Einschätzung der politischen Stimmungen und Strömungen in Rußland   nicht ohne Interesse sein dürften. So gilt als tlassisches Betenntnis der Deutschfreundlichkeit folgende Aeuße­rung des echtrussischen Hauptorgans Rußtoje Snamja" in der Nummer vom 30. September 1914:

" Vor dem Kriege ist die rechtsstehende Bresse   für die Aufrechterhaltung guter Beziehungen zu den Deutschen   des­halb eingetreten, weil Deutschland   infolge der gefunden Grund­fäße seiner Staatsverwaltung, die de facto monarchisch- absolut ist, wie auch dank der patriotischen Erziehung in Schule und Heer der Träger der staatlichen Macht ist... Die rechts­stehende Presse ist stets dafür eingetreten, daß Rußland   mit dem monarchischen Deutschland   sich grundsäglich nicht streiten dürfe... Dies waren die Anschauungen der rechtsstehenden Presse vor dem Kriege, dies find sie auch jetzt und werden es auch nach dem Kriege bleiben; mit dem de facto monarchischen Deutschland   muß man in Frieden und Freundschaft leben."

Meldung des Großen Hauptquartiers. Fliegerangriff auf das Lager von Petritsch.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 3. Februar 1916.( W. T. W.)

Weftlicher Kriegsschauplah.

Ja Flandern   antwortete die gegnerische Artillerie lebhaft auf unsere in breiterer Front durchgeführte starte Beschießung der feindlichen Stellungen.

Nordwestlich von Hulluch besesten wir zwei vor unferer Front von den Engländern gesprengte Trichter.

In der Gegend von Neuville steigerte der Feind in den Nachmittagsstunden sein Artilleriefener zu großer Heftigkeit.

Auch an anderen Stellen der Front entwickelten sich lebhafte Artillerie-, in den Argonnen   Handgranatenfämpfe.

Unsere Flieger schoffen ein englisches und ein französisches Kampffingzeng in der Gegend von Peronne  ab. Drei der Jusassen sind tot, der französische   Beobachter ift schwer verwundet.

Deftlicher und Balkan  - Kriegsschauplah. Die Lage ist im allgemeinen unverändert.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Bien, 3. februar.( 28. 2. B.) mtlich wird ver lautbart, 3. Februar 1916:

Russischer Kriegsschauplat Norböstlich von Bojan scheiterte ein gegen unfere Sor pofitionen gerichteter russischer Handstreich. In Ostgalizien   und an der wolhynischen Front wurde beiderseits rege Fliegertätigkeit entfaltet. Eines der russischen Geschwader warf sechs Bomben auf Buczacz   ab, wobei zwei Einwohner getötet und mehrere ver­legt wurden, ein anderes verwundete durch eine Bombe nordöstlich von Luck brei eben eingebrachte russische Kriegsgefangene. Unfere Flugzenggeschwader belegten mit Erfolg die Räume weftlich von Czortlow and nördlich von 8barag mit Bomben. Sonft ftellen weise Geschäslampf.

Italienischer Kriegsschauplas.

An der Küstenländischen Front waren die Geschäskämpfe wieder an mehreren Punkten recht lebhaft. Am Tolmeiner Brückenkopf erweiterten unsere Truppen durch Sappenangriff ihre Stellungen westlich von Santa Lucia. In den vom Feinde ver­laffenen Gräben wurden zahlreiche Leichen und viel Kriegs­material vorgefunden.

Südöstlicher Kriegsschauplay.

Die in Albanien   vordringenden österreichisch- mngarischen Streitkräfte haben mit ihren Bortruppen die Gegend westlich von Kruja   gewonnen. In Montenegro nichts Neues.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: Bon oefer, Feldmarschalleutnant. Ereignisse zur See.

Am 25. Jannar   haben fünf, am 27. Januar zwei und am 1. Februar drei unserer Seeflugzeuge Durazzo   und namentlich die Zeltlager nächst der Stadt mit verheerenber Wirkung bombardiert und find tros heftiger Befchießung durch Landbatterien und Kriegsschiffe jedesmal unbeschädigt zurück­gefehrt. Am 2. Februar wurde Valona   von drei Seeflugzeugen bombardiert, dort Hafenanlagen, Flottanten und Zeltlager mehrfach getroffen. Im heftigen Feuer der Land- und Schiffs­batterien erhielt eines der Flugzeuge in dem Motor zwei Treffer, durch die es zum Niedergehen auf das Meer gezwungen wurde. Der Führer der Gruppe, Linienschiffsleutnant Konjovic, ließ sich ohne Zögern neben das beschädigte Flugzeug auf die durch Bora bewegte See nieber, und es gelang ihm, tres des Feuers der Batterien auf Saseno und zweier mit voller Kraft heran­fahrenden Zerstörer, die zwei unversehrt gebliebenen Flieger­offiziere in seinem Flugapparat zu bergen, das beschädigte Flug­zeug gründlich unbrauchbar zu machen, mit der doppelten Be mannung gerade noch zurecht wieder aufzufliegen und nach einem Flug von 220 Kilometer in den Golf von Cattaro   heil zurück zukehren Flottenkommando.

Die russische liberale Presse hat den Echtrussen aus dieser Sundgebung ihrer herzlichen Sympathie für das monarchische Deutschland   mehrfach einen Vorwurf gemacht, obwohl es eigentlich der Ueberzeugungstreue der extremen russischen Monarchisten nur ein ehrendes Zeugnis ausstellt, daß sie die Anschauungen, die sie vor dem Kriege theoretisch und praktisch vertraten, nach Ausbruch des Krieges nicht völlig verleugneten. Den Liberalen war es eigentlich auch nur darum zu tun, durch den Hinweis auf die Deutschfreundlichkeit der Rechten deren politischen Einfluß einzudämmen und ihren eigenen Patriotismus in ein besonders helles Licht zu rücken. Die natürliche Folge hiervon war, daß die russische konservative erklärte: Lieber ist mir Schingarew( Führer der Liberalen) Presse in ihren Sympathiekundgebungen für das monarchische als ein Sieg Deutschlands  ," schrieb ein echtrusfischer Adliger Deutschland  " fortan zurüdhaltender wurde. Erft als die Barlow in den Moskowskija Wedomosti":" Reformbewegung im Sommer und Herbst vorigen Jahres Das Volt weiß noch nicht, was schlimmer sein wird: einen bedrohlichen Umfang annahm, Umfang annahm, erhielt die rechts- ein Sieg Deutschlands   oder eine Republit nach dem Siege stehende Presse, auf die sich die Regierung nach einer der Liberalen!" furzen Beriode der Schwankungen mehr und mehr Diefer feineswegs vereinzelt dastehende Ausspruch eines stüßte, Gelegenheit, offen zu erklären, lieber sei ihr schon ein der führenden tonservativen Drgane Rußlands   zu einer Ausgleich mit Deutschland   als ein Sieg der Reformbewegung. bolitisch so bewegten Zeit wie der jegigen wirft ein grelles Während selbst ein Burischkewitsch, der im Intereffe des Schlaglicht auf die Sympathien und Antipathien der zurzeit Arieges seinen Frieden mit den Liberalen gemacht hat, offen einflußreichsten politischen Streise Rußlands  .

London  , 8. Februar.( 2. T. 8.) Daily Chronicle" meldet aus Salonifi: Als Vergeltungsmaßregel für den Seppelinangriff auf Salonili, bewarfen 14 französische Weroplane das feindliche ager bon Petrits heute früh mit Bomben. Es wurde beträchtlicher Schaden angerichtet.

Rumänischer Heereskredit von

200 Millionen.

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Bukarest  , 3. Februar.  ( W. T. B.) Das Parlament tagi fett gestern wieder; nach der Independance Rou­maine" wird in den nächsten Tagen unter anderem ein Gesezentwurf über einen Heereskredit von 200 Millionen Rei eingebracht werden.

Zum Zeppelinangriff auf England.

London  , 3. Februar.  ( W. T. V.) Meldung des Reuterschen Bureaus. Aus den nichtamtlichen Mitteilungen über den Zeppelinangriff auf England geht hervor, daß die Luftschiffe an der Küste von Norfolk   um 5 Ubr nachmittags an famen. Eins der Luftschiffe ließ die Botschaft fallen: Wir kommen fpäter zurüd. Es tvar Dienstag früh 5 hr, ehe der lezie Zeppelin wieder abfuhr. Der meiste Schaden wurde in Staffordshire im Industriegebiete angerichtet. Hier wurden neun Menschen getötet und verwundet. Auf die erste Warnung vou der Annäherung der Luftschiffe hin wurden die Lichter in ben Theatern und Bioskopen verbunkelt. In einigen wurde die Vorstellung bei Kerzenlicht fortgefegt. Unter der Bevölke rung herrschte teine Panit. Eine Bombe fiel mitten in eine religiöse Versammlung; drei Frauen wurden hier getötet und viele verwundet. Eine andere Bombe fiel in einen Billardsaal und tötete einen der Spieler. In einer der Städte der Midlands   wurden in einer Straße fast alle Häufer zerstört. Fünf Mitglieder einer Familie, Großvater, Stoßmutter, Tochter und zwei Entel wurden getötet. Ueber eine andere Stadt in den Midlands  , die sofort in Finsternis gehüllt wurde, fuhr der Zeppelin hin, ohne Bomben abzuwerfen. Die Ein­wohner dachten, daß die Gefahr vorüber sei, und nahmen hierauf ihre normale Tätigkeit wieder auf. Aber um Mitternacht erschienen die Zeppeline wieder und ließen Bomben fallen, die jedoch nur ge< ringen Schaben anrichteten. Bei der Untersuchung vor dem Toten gericht in einem der Drte von Lincolnshire   wies der Richter darauf hin, daß 50 Bomben abgeworfen, aber nur drei Personen getötet wurden.

Aus einer anderen Depesche geht hervor, daß der Zeppelinangriff auch auf den Zugverkehr Einfluß hatte. Der Lokomotivführer eines Schnellzuges ließ feinen Bug eine Stunde lang in einem Tunnel still stehen. Ein anderer Zug hatte mehrere Stunden nötig, um einen Abstand von 20 Meilen zurückzulegen. Wieder ein anderer Rug brauchte zwölf Stunden für einen Abstand von 100 Meilen. Der Lokomotivführer eines Juges sab, wie ein Zeppelin immer wieder. auf die Eisenbahnlinien Bomben warf; der Zug wurde aber nicht beschädigt.

Der französische   Tagesbericht.

Baris, 3. Februar.  ( W. T. B.) Amtlicher Bericht box Mitwoch nachmittag. Zwischen der Avre und der Aisne  richtete unfere Artillerie ihr Feuer auf Trainkolonnenn in der Ge gend des Gehöfts Moulin- fous- Touvent sowie auf einen aus dem Bahnhof Laffigny kommenden Eisenbahnzug. In den Argonnen brachten wir auf der Höhe 185 bei Haute- Chevauchée eine Mine zur Explosion. Im Elsaß   brachten unsere Batterien ein Munitionslager in der Nähe von Orbey, südöstlich von Bonhommepaffe zur Ent­zündung. In der Gegend von Sondernach( füblich von Münster  ) er­oberten die Deutschen   einen unferer Horchposten. Ein Gegenangriff berjagte fie fofort.

Paris  , 3. Februar.( 8. T. B.) Amtlicher Bericht vom Mittwochabend. Im Artois   ziemlich lebhafter Wlinenkampf. In der Nähe der Straße nach Lille   rief das Feuer unserer Artillerie drei Exploftonen bei den feindlichen Batterien in der Gegend von Vimh hervor. Nordwestlich von Berry au Bac   wurden auf dem Marsch befindliche deutsche Truppen durch unser Geschütfener über­rascht. In der Champagne haben wir die Werke des Feindes nördlich von Souain   bombardiert. Jm Woevre wirksames Feuer auf zwei Minenwerfer nordwestlich von Flirey. In Lothringen   zer­störten unsere Batterien auf der Höhe 423 östlich von Senones   ein feindliches Blockhaus. Auf dem übrigen Teil der Front Geschüß­feuer.

Belgischer Berit. Nacht und Tag waren verhältnis. mäßig ruhig, außer bei Digmuiden, wo sich ein heftiger Artillerie­tampf entwidelt hat und in der Richtung auf Steenstraete, two leb haft mit Bomben geworfen wurde.

Orientarmee. Bericht vom 1. Februar. In der Nacht zum 1. Februar warf ein Zeppelinluftschiff mehrere Bomben auf Hafen und Stadt Salonili ab. Zwei Gefchoffe fielen auf die griechische Bräfeftur, ein drittes auf die Hauptkaffe der Bank von Salonili, die bottommen in Flammen aufging. Die anderen Bomben verursachten nur wenig Sachichaden. Die Zahl der Opfer unter der Zivil­beböllerung beträgt 11% ote und 15 Berlegte, zu denen zwei getötete