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mühungen müssen aufgeboten werden, um den hinterlistigen Feind zu bekämpfen, der gefährlicher ist als alle anderen.

Die Gewerkschaften müssen aufhören, wegen mehr oder weniger geringen Nichtigkeiten unter sich zu streiten, und sie müssen ihre Streitkräfte ordnen, um den schrecklichen Zeiten, die der organisierten Arbeit bevorstehen, wirksam entgegentreten zu fönnen.

Wir können leider nicht beurteilen, wie weit der Monthly Report" die Stimmung der Gewerkschaftsmitglieder wiedergibt.

Er wendet sich in der Form gedämpft, in der Sache aber mit einer ganz außerordentlichen Schärfe gegen die Konferenz, in der es den Ministern gelang, die Gewerkschaftsvertreter gefügig zu machen. Vieles deutet freilich darauf hin, daß die Zeit des Krieges eine Periode des Erwachens der englischen Arbeiterklasse ist und daß diese den Grundsätzen der Arbeiterschaft auf dem Kontinent durch den Krieg nähergebracht wird. Freilich wäre dieser Gewinn für die Internationale gar teuer und schwer erkauft. Doch darüber haben wir nicht zu rechten, wir haben dieses Mittel nicht getvollt, wir müssen ohne Beziehung auf die Ursachen seine Wirkung würdigen, die früher, als man sonst erwartet hatte, zur Verflechtung der Arbeiterinteressen diesseits und jenseits des Kanals zu führen ver­spricht. bes Krieges bie G

Kann nun während des Krieges die Gleichheit der Interessen der Arbeiterklasse der sich bekämpfenden Völker nicht zum Ausdruck gelangen wie im Frieden, so gilt es doch, in der Schulung der Mit­

Arbeiterklasse sein wird.

genden Betriebent; Verbot der Nachtarbeit für Frauen und männ liche Arbeiter unter 18 Jahren; ununterbrochene Ruhepause von mindestens 36 Stunden die Woche; Verbot solcher Industrie­zweige und Betriebsweisen, welche besonders gesundheitsschäd= lich für die Arbeiter sind; Aufhebung des Truc= systems; eine alle industriellen Betriebe, einschließlich der Hausindustrie umfassende leberwachung durch staatlich besoldete Inspektoren, welche mindestens zur Hälfte von den Arbeitern selbst zu wählen sind.

Außerdem erklärte der Kongres:

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Es ist Pflicht aller Arbeiter, die Arbeiterinnen als gleichberechtigte Mitkämpferinnen anzusehen und dem Grundfaze:" Gleicher Lohn für gleiche Lei stungen" auch in bezug auf die Arbeiterinnen zur Geltung 8 verhelfen. Als ein wesentliches, zum Ziel führendes Mittel hierfür... erachtet der Kongreß die Organisation der Arbeiterklasse und fordert demnach volle koalitions= und Vereinigungsfreiheit.

Wie aber find diese Arbeiterschutzbestimmungen zu erreichen? Darüber beschlossen die Arbeiter aller Länder in Paris  :

Als Mittel zur internationalen Durchführung des Acht­ stundentages   empfiehlt der Kongreß:

die gewerkschaftliche und politische Organi sation der Arbeiterklasse auf nationaler und internationaler Grundlage und die Agitation und Propaganda für den Acht­stundentag durch die Organisation..

Die Gewerkschaftsorganisation der Arbeiter hat den außer politischen, freien Kampf mit dem Unternehmertum für den Acht­stundentag zu führen, um dadurch der gesetzlichen Einführung des Achtstundentages für die ganze Arbeiterklasse den Weg zu bereiten.

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Auch in dieser Zeit vielleicht in ihr mehr als je- wird dem Arbeiter eindringlichst die Erkenntnis lebendig, daß es nicht Ruhe noch Raft auf dem Gebiete des Arbeiterschutzes geben darf.

Wie Jaurès   über die Ursachen des Krieges dachte.

ans Licht gezogen.

Angesichts der von Oesterreich an Serbien   gestellten Forderun gen hat Jaurès   den Krieg klar vor Augen gesehen.

Am 25. Juli 1914 hielt Jaurès   in einer Wahlversammlung zu Der Rongreß erklärt es für notwendig, alle diese Maßregeln Baise bei Zhon eine Rede, in der er die tieferen Ursachen des Krieges durch Geseze beziehungsweise durch internationale Ver= träge zu sichern, und fordert die Arbeiter aller Länder auf, in aufzudecken suchte. Es war ihm nicht mehr vergönnt, die Ansichten der ihnen am geeignetsten erscheinenden Weise für die Ver- darüber selbst schriftlich niederzulegen, aber nach Notizen von Marius wirklichung dieser Forderungen einzutreten und ihre Durch- Montet wurden sie in der Lhoner Wochenschrift l'Avenir Sozialiste" führung zu überwachen. bom 1. August 1914 einem kleinen Streise mitgeteilt. Die Genfer  glieder das vorzubereiten, was die Aufgabe im Frieden für die wendigkeit der Arbeiterschuhgesetzgebung, insbesondere des Acht­Als die zweckmäßigste Form der Aufklärung über die Not- Monatsschrift" Demain" vom 15. April hat diese Bemerkungen jetzt Mehr noch als vor dem Kriege werden gleiche Tatsachen, Ur- stundentags, feßte der Pariser Kongreß eine internationale sachen, Wirkungen, Wünsche und Zielsetzungen, Hemmungen und Manifestation( Rundgebung) für den 1. Mai 1890 Gegnerschaften ein gleiches Streben der Arbeiter aller Länder her- fest. Der Beschluß lautete: beiführen. Wir können an diesem 1. Mai nicht die Einheit der Arbeiterklasse behaupten, wir können nicht einen Weltfeiertag be= gehen, aber wir können im Geiste wirken für Bereitung kommender Maifeiern, die größer und glänzender, in höherem Grade die Massen umfassen und mit kraftvollem Willen für die Gegenwart, mit Zukunftfreudigkeit erfüllen, damit bald zur Wahrheit werde, was 1889 zu Paris   und in den großen Zusammenfünften beschlossen wurde, die dieser proletarischen Jahrhundertfeier folgten, bis zum unvergeßlichen und doch heute in dichten Nebel gehüllten Tag vom Basler Münster  .

Es ist schwer, unter dem Donner der Geschüße diesen Gedanken nachzugehen, und doch werden sie von Millionen gehegt trotz alledem und alledem.

Trotz Tod und Grausen ist in uns die Hoffnung gesichert, daß sich die Arbeiter aller Ränder in nicht zu ferner Zeit die Hand reichen werden, um einer großen und stolzen Zukunft entgegen­

augehen.

Das sollte uns allen der 1. Mai sagen!

" In der gegenwärtigen Stunde stehen wir vielleicht am Vor­Es ist für einen bestimmten Zeitpunkt eine große inter  - abend des Tages, an dem Desterreich über Serbien   herfällt. Und nationale Manifestation zu organisieren, und zwar dergestalt, wenn Desterreich- Deutschland sich auf die Serben und die Russen. daß gleichzeitig in allen Bändern und in allen Städten an einem stürzen, das bedeutet Europa   in Brand, die Welt in Brand. bestimmten Tage die Arbeiter an die öffentlichen Gewalten( Be­In einer so ernsten Stunde, so voll von Gefahren für uns alle, hörden) die Forderung richten, der Arbeitstag auf acht Stunden für eines jeden Vaterland, will ich nicht lange nach Verantwortlich­festzusehen und die übrigen Beschlüsse des Internationalen Non­gresses von Paris   zur Ausführung zu bringen. In Anbetracht keiten suchen. Wir haben unser Teil, und ich betone vor der Ge­der Tatsache, daß eine solche Kundgebung bereits von dem Ameri- schichte, daß wir sie vorausgesehen haben, daß wir sie angekündigt kanischen Arbeiterbund( Federation of Labor) auf seinem im haben; damals als wir darauf hinwiesen, daß ein gewaltsames Vor­Dezember 1888 zu St. Louis abgehaltenen Kongreß für den gehen mit Waffen in Marokko   hieße, für Europa   eine Zeit der ehr­1. Mai 1890 beschlossen worden ist, wird dieser Zeitpunkt als Tag geizigen Bestrebungen, der Begehrlichkeiten und Streitigkeiten er­der internationalen Kundgebung angenommen. Die Arbeiter der öffnen. Man hat uns als schlechte Franzosen verleumdet und wir verschiedenen Nationen haben die Kundgebung in der Art und waren es doch, die um Frankreich   sorgten. Das ist unser Teil Ver­Weise, wie sie ihnen durch die Verhältnisse ihres Landes vor- antwortung und sie wird noch klarer, wenn man bedenkt, daß die geschrieben wird, ins Werk zu sehen.

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Arbeiterschuh und erster Mai. feit 1890 für Arbeitericus, für den Acht it unbentag Europa   wollte sein Teil bekommen- daher der Brand. Ein wichtiges welthistorisches Ereignis war die Bekundung der und für das Koalitionsrecht von den Arbeitern geführt andern verdeden. Wir haben Recht und Pflicht hinzuweisen auf die Uebereinstimmung der Arbeiter aller Länder nach dem Ziele des wurden, oder auf die Ergebnisse der Kämpfe. Arbeiterschußes auf dem Internationalen Kongre B, der vom 14. bis 21. Juli 1889 in Paris   abgehalten wurde. Dort be­schlossen die Vertreter der Arbeiter aus allen Ländern

die Schaffung einer wirksamen Arbeiterschutzgesetzgebung für alle Länder mit moderner Produktion ist eine unabweisbare Not­wendigkeit.

Der Kongreß formulierte dann die Grundlagen einer solchen Arbeiterschutzgesetzgebung und bezeichnete als die wesentlichste Grundlage: den achtstündigen Normalarbeitstag. Er forderte ferner:

Verbot der Arbeit von Kindern unter 14 Jahren; Be­schränkung der Arbeit aller Minderjährigen von 14 bis 16 Jahren auf sechs Stunden pro Tag; Verbot der Nacht­arbeit mit Ausnahme für jene Betriebe, welche ihrer Natur nach nicht zu unterbrechen sind; Ausschluß der Frauen­arbeit in allen den weiblichen Organismus besonders schädi­

Zwei Bücher über Feinde.

Von Ed. Bernstein.

I:

Es ist eine oft umstrittene Frage, ob die Völker einander mehr hassen oder mehr als Freunde betrachten würden, wenn sie sich näher kennten. Die Wahrscheinlichkeit spricht für das legtere. Denn so sehr auch Sitten und Einrichtungen von Land zu Land sich unterscheiden mögen, so überwiegt wenigstens bei den Kulturvölkern das Gemeinsame der Lebensauffassung und Lebensführung in so hohem Grade die trennenden Momente, daß in ihrem Bereich jeder, der in ein anderes Land kommt, bald den Begriff der Einen großen, im Grunde zusammengehörenden Böllerfamilie empfängt. Es find denn auch meist nur besondere Erfahrungen einzelner, die diese das Trennende dauernd stärker empfinden lassen, als das die Völker Ver­bindende, wie das aber gar manchem auch daheim geschieht. Im großen ganzen gleichen sich üble und gute Einzelerfahrungen jedoch aus, und es bleibt bei der Mehrheit der Gereisten als gemeinsame Erfahrung die Erkenntnis von der Stulturgemeinschaft der Nationen.

Ganze Völker lernen aber einander nicht fennen, die große Masse ist überall auf die Berichterstattung durch dritte angewiesen, und die liegt oft genug sehr im Argen. Vor allem natürlich in Kriegszeiten, to geschäftsgewandte, auf die angestachelten Leiden­schaften spekulierende Stribenten schnell bei der Hand sind, dem eigenen Volt das andere Volk und dessen Geschichte in den schwärzesten Farben zu malen. Berufung auf den Patriotismus muß ihre are decken. Es ist aber ein sehr zweifelhafter und jedenfalls ein sehr furzsichtiger Patriotismus, der sich in solchen Fabrikaten fundgibt. Denn nichts macht sich in der Politik, und ganz besonders bei einem Striege, teurer bezahlt, als falsche Ein­schäzung des Geistes der Nationen, mit denen man zu tun hat.

Wie leicht Völker, die sich im Grunde nur vom Hörensagen kennen, über sich selbst und über einander zu falschen Urteilen kommen, beleuchtet sehr anschaulich ein Büchlein, das soeben im Verlage von Eugen Diederichs  - Jena   erschienen ist und in furzweiliger Form viel Stoff zum Nachdenken darbietet.*)

Ein geistreicher Schriftsteller hat vor einiger Zeit den Ausspruch getan, daß, wenn zwei Leute sich miteinander unterhalten, es in Wirklichkeit sechs Leute sind, die das Gespräch führen. Nämlich 1. jeder der beiden, wie er wirklich ist, 2. jeder der beiden, wie er glaubt, daß er ist und wie er erscheinen will, und 3. jeder der beiden, wie er dem andern wirklich erscheint. An diesen Ge­danken, der vor Jahren den anglojüdischen Humoristen J. Zangwill zu einem Einafter von jener Gattung angeregt hat, die man in Frankreich   Vorhangs- Aufzüger( lévers du rideau) nennt, knüpft der Verfasser an, um Engländern und Deutschen   einen Spiegel vorzu­halten. Er läßt einen Deutschen  , den er Huber nennt, und einen Engländer, Cer genannt, auf einer Bank im prächtigen Busch Besch". der holländischen Residenzstadt Haag Play nehmen und, da jeder den andern als Angehörigen des Landes erkennt, mit dem das seine im Krieg liegt, sich möglichst weit getrennt von einander segen und sich gegenseitig stola ignorieren, als zwischen ihnen die vier Personen auftauchen, die sie nicht wirklich sind, aber zu sein glauben oder zu sein scheinen, und gemäß der ihnen beige­legten Charaktere, also mit hüben und drüben landläufigen Ueber­treibungen der verschiedensten Art, das Gespräch einleiten und eine *) Bernhard Guttmann  , Huber und Ceg. Ein zeitgemäßes Ge­spräch. Jena   1916, Eugen Diederichs  . 64 S. 8%.

Der jubelnd gefaßte Beschluß hat der Ueberzeugung von der bosnische Frage der Anlaß für den Streit zwischen Oesterreich   und Notwendigkeit eines ausgedehnten wirksamen Arbeiterschutzes in Serbien   ist, und daß wir Franzosen, als Desterreich Bosnien und allen Rändern Bahn gebrochen. Lebhaft vielgestaltig wurde seit die Herzegowina annektierte, weder Recht noch Macht hatten den ge­1890 von Jahr zu Jahr in allen Ländern der Weltfeiertag be- ringsten Einspruch zu erheben, weil wir in Marokko   beschäftigt waren." gangen, um für Arbeiterschutzbestimmungen, für Or- ir gaben Oesterreich   freie Hand gegen freie Hand in Maroffo, ganisation und für Frieden einzutreten. Es fann heute und so ging das weiter, Italien   durfte in Tripolis   räubern, weil nicht unsere Aufgabe sein, auf die Kämpfe zurüdzuschauen, die wir es am andern Ende derfelben Straße taten. Jedes Volk in Wir haben unsere Verantwortung, aber sie darf nicht die der Sinterhältigkeit und Roheit der deutschen   Diplomatie und anderer­seits auf die widerspruchsvolle Haltung der russischen." Die Russen, die vielleicht für die Serben Partei nehmen, sind es selbst, die 1877 Serbien   ins Herz trafen, als sie Bulgarien   schufen, das sie eingu ſteden beabsichtigten und Oesterreichs   Einverständnis durch die Ueber­lassung Bosniens   erkauften. Oesterreich   hat dann später das Zu­geständnis eines Bugangs zum Schwarzen Meer nahe Konstantinopel  nicht Wort haben wollen, und dadurch kam es zur Entzweiung zwischen ihm und Rußland  . Aber Rußland   war Desterreichs Spießgeselle, als die Slawen in Bosnien und Herzegowina   ausgeliefert wurden und Serbien   tödlich getroffen wurde."

Der Kongreß in 3ürich beschäftigte sich im Jahre 1893 mit der Notwendigkeit der Einführung des Achtstundentages. Er faßte hierüber folgende Entschließung:

Der Achtstundentag ist... die wichtigste Maßregel zur Verbesserung der Lage der Arbeiter. Durch den Achtstundentag wird die Arbeitslosigkeit geringer, die Arbeitstüchtigkeit größer, der 2ohn höher und die auffähigkeit des arbeitenden Volkes stärker. Durch den Achtstundentag wird das vom Kapitalismus ge­störte Familienleben gehoben und eine bessere Fürsorge für die Kinder ermöglicht.

Durch den Achtstundentag steigt die Gesundheit, raft, Intelligenz und Sittlichkeit des Voltes....

Der Kampf für den Achtstundentag muß in allen Ländern geführt werden, denn nur die internationale gejet. liche Durchführung des Achtstundentags sichert seinen Be stand und seine segensreiche Wirksamkeit.

Weile führen, dann infolge einer Explosion verschwinden, worauf nun der wirkliche Huber und der wirkliche Ceg, jeder als Stimme der Denkenden seines Landes einander allerhand Wahrheiten ernster Natur fagen. Die Schilderung, die der Verfasser sowohl von den wirklichen wie von den Schein- Persönlichkeiten gibt, zeugt von guter Kenntnis der nationalen Besonderheiten und die Gespräche atmen bald treffende Satire und bald bitteren Ernst.

Hören wir zur Probe zunächst die Scheinpersönlichkeiten:

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Sir Ralph( der Engländer nach dem Schema der engli­fchen Ueberpatrioten): Beleidigen Sie meinen Freund Duckmauski nicht. Dieser Deutsche   ist mir ans Herz gewachsen, obwohl er fo unappetitlich aussieht und beständig nach Wurst und Halfpenny­Guter, fleiner Duckmausti! Um ihn von dem Bigarren riecht. feelentötenden Joche des preußischen Militarismus zu erlösen, zog ich ja in diesen Krieg.

Dudmausti( der Deutsche  , wie ihn der Gläubige gewisser englischer Zeitungen sieht): Ja, Pferdefleisch essen wir bis auf den heutigen Tag.

delhuber( der Deutsche   nach dem Schema der deutschen  Ueberpatrioten): Du lügst, Erbärmlicher! Wer bist Du, mit briti­schen Silberlingen gekaufter Judas?

" Die Kolonialpolitik Frankreichs  , die hinterhältige Politik Ruß­ lands   und der brutale Wille Oesterreichs   haben dazu beigetragen, Die schreckliche gegenwärtige Lage zu schaffen."

Jaurès   erwartete allein von der Internationale der Sozialisten die Möglichkeit zur Erhaltung des Friedens.

Münze in Jamnose hineingesteckt hatte, hielt dieser den rechten Arm steif von sich, sperrte die Kinnbacken auseinander und ließ aus seiner Kehle ein ratterndes Geräusch vernehmen.)

Jamnose( wörtlich: Marmeladennafe, der Engländer, wie ihn der deutiche Ueberpatriot schildert): Ratt- Matt Fifth Percent! Damned Germans! Wisty and Soda! Football! Roastbeef! Ratt­Ratt

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Huber: Ist das alles, was er fagen kann?

Edelhuber: Erwarteten Sie mehr? Es ist der Inhalt des englischen Seelenlebens.

Cer( der wirkliche Engländer): Vielleicht ist das ein wenig übertrieben, Sir. Ich erinnere mich wenigstens, gelegentlich an etwas anderes gedacht zu haben.

Edelhuber: Irrtum! Sie bildeten fich ein, Sie dächten an Höheres, in Wirklichkeit aber meinten Sie, wie die deutiche Wissenschaft einwandfrei nachgewiesen hat, immer nur die Prozente. Die Jdee findet nämlich keinen Blazz in der englischen Hirnschale, sie gedeiht dort ebenso wenig wie Kirschen in Grönland  . Von Geist, Freiheit und Staat versteht ihr nicht das mindeste. Ihr habi teine Stultur, sondern Komfort; feinen Staat, sondern Blau­bücher. Der Engländer, schreibt der tiefgründige Professor Ton­zylinder, hat ein Homo, aber kein Vaterland. Kein Vaterland, ich bitte Sie! Wir dagegen-"

Dudmausti: Wer ich bin, mein gutester Herr Edelhuber? Ei Herrjeses, ein naher Verwandter von Ihnen! Ihrem Vater feinem Vater sein Bruder und meiner Mutter ihrer Mutter ihre Muhme waren Geschwisterkinder. Ihr Großvater, das war noch ein richtiger Voltsmann und Ferschtefiller, Müzenmacher seines Zeichens; der hat acht Tage Arrest bekommen für die deutsche eine Explosion herbeiführen, die ihnen, Jamnose und Duckmausti Republik und das öffentliche freie Zigarrenrauchen auf der Straße, und die Parlamentsmajorität hätten wir eingeführt und die Volts­souveränität und den Freihandel, wenn nicht die Preußen ihre spizige Nase hineingesteckt hätten.

In dieser Tonart tragen die Schein- Persönlichkeiten noch eine Weile ihre Lesefrüchte aus der bösartigen Kriegsliteratur vor, bis Sir Ralph und Edelhuber wütend aufeinander losgehen und dadurch

Sir Ralph: Und wie hatten wir euch Deutsche   geliebt! Wir achteten Hannover  , wir spielten in Homburg   und Baden­Baden, wir schwärmten für Hessen- Nassau  - Ufingen- Schnippichned. Frei und klein wollten wir euch erhalten, weil wir fleine freie Völker gern haben. Darum hat schon unser großer Wellington  auf dem Wiener Kongreß   heldenhaft für die Rechte der sächsischen Nation gegen Preußen gestritten. Wir hassen die Sklaverei, auss genommen in einigen Gebieten Westafrikas  , wo sie auf den Plantagen unserer liberalen Kataofabrikanten, der Freunde von Asquith   und Lloyd George  , noch heute gänzlich unentbehrlich ist. Was jedoch haben die Preußen in Deutschland   zu suchen? Sie find gar kein deutscher Stamm, wie Professor Ditchwater in Orford bewiesen hat. Die alten Preußen brachten sogar Menschenopfer. Herrible!

Edelhuber: D ihr angelsächsisches Heuchelgezücht! Euere ganze Geschichte ist, wie unser Professor Tranfisch mit Zitaten aus eueren eigenen Historikern schlagend gezeigt hat( hierbei zog Edelhaber eine Anzahl Eine- Mark- Bücher aus der Tasche) nichts als Blutdurst, Geldgier und Lüge. Euer Geschichtsschreiber Seeley selbst bemerkt, wie der tiefgelehrte Tranfisch in seinen unermüd lichen Forschungen aufgedeckt hat, daß bei euch Krieg und Handel unlösbar mit einander verflochten gewesen seien. Mit einem Worte, eure Machthaber führten Krieg aus Gewinnsucht. Pfui!

Huber: Ich möchte wohl wissen, was Mr. Jamnose zu alledem sagt. Warum sizt er immer schweigend da?

Edelhuber: Weil er ein Automat ist und gar nicht redet, wenn man ihm nicht ein Geldstück in die Deffnung am Hals­fragen hineinwirft. Haben Sie schon einmal einen Engländer gesehen, der etwas umsonst tut? Geben Sie mir einen Nidel, Suber; ich selbst besige kein Vermögen.( Nachdem man eine

den Garaus macht. Nun sezen Huber und Cer den Streit fort, wie ihn gebildete Leute führen würden, die ihres und des gegnerischen Landes Wefen und Geschichte wirklich kennen. Im ganzen kommt diesmal, was bei einem deutschen   Schriftsteller nicht wundernehmen kann, der Deutsche   dabei besser fort, als der Engländer; aber aller­hand bissige Kritik muß auch er hören. An einer Stelle läßt der Verfasser uber, den Deutschen  , fagen:

So wollen wir auch den Staat immer objektiver machen, damit der Mensch wohlgemerkt als Kollektivum mehr und mehr Herr seines Schicksals werde. Die einzelnen hingegen haben in diesem Zeitalter nur die Dignität von fleinsten Teilen. Sie find Glieder und müssen Glied halten. Sittlichkeit ist es heute, einzuordnen, den als Erbteil von der Natur überkommenen Selbstbehauptungsdrang zu projigiren in das ungeheure Ideelle des Staates. Dies ist die wahrhafte deutsche Ethik und der Punkt, in dem sich der altpreußische Autoritätsgedanke und der sozial­demokratische Massengedanke schneiden."

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Und Cer, der Engländer, antwortet:

Wenn dies so ist, dann begreifet auch den Schrecken, den die Völker vor der deutschen   Herrschaft empfinden. Denn es geht vor euch ber ein geistiges Grauen, als hörte die Welt noch einmal vom Sterben des großen Pan. Einen Menschheitswinter fünden uns diese Millionen grauer Schatten an, die unerbittlich über die Erde vorrücken. Ihr solltet zu eurem Wappenbilde den Leviathan  nehmen. Uns wurde er schon vor zweihundertfünfzig Jahren von dem Thomas Hobbes   empfohlen, aber wir verwarfen ihn und schrieben auf unsere Fahne Freiheit der Person  ". War die Idee wertlos, weil wir sie unvollkommen zur Wirklichkeit machten? Ja, wäre sie auch bloße Jllusion, dieses Haschisch der Freiheit macht den Menschen stärker, nicht schwächer. So gut wie ihr hatten wir gewußt, daß eine rohe Menge noch kein Volt ist, allein wir dachten uns, es stehe desto besser darum, je mehr treffliche einzelne sich fänden, um den fnolligen Teig zu säuern. Die