Einzelbild herunterladen
 
die wirkliche Lösung der irischen Frage nur gesunden werden könne, wenn die irischen Parteien sich über die Frage der Verwaltung Irlands   verständigten. Auch Lloyd George   hob mit Nachdruck hervor, es sei notwendig, daß alle Parteien in Großbritannien   und Irland die Streitfragen hintanstellten und sich zusammen der Arbeit für das gemeinschaftliche End- ziel widmeten. Die Lebensmittelfrage für Engianü. London  , 18. Oktober.  (W. T. B.)Daily News" schreibt im Leitartikel über die Unterhaus-Debatte über die Lebensmittelfrage, diese Frage sei von ausschlaggebender Bedeutung für den Aus- gang des Krieges. Die Deutschen   rechneten auf einen Sieg des Ausharrungsvermögens; sie rechneten darauf oder hofften, daß die Alliierten früher erschöpft sein würden als sie selbst, und man müsse offen zugeben, daß sich diese Auf- fassungen begründen ließen. Was Lebensmittel und Geld betreffe, sei die Stellung der Alli- isrten viel weniger sicher als militärisch. Die Alliierten könnten sich nicht, wie Deutschland  , selbst ver- sorgen; sie müßten den Krieg auf einer Goldbasis führen, und an dem Tag, wo sie das nicht mehr könnten, würden sie sich in Gefahr befinden. Ebenso ernst sei die Lebensmittel- frage. Die Alliierten seien von ihren überseeischen Liese- rungen und deshalb von den Transportmitteln abhängig und das Ziel des Feindes sei, den verfügbaren Schiffsraum so zu vermindern, daß die Lieferungen nicht mehr aus- reichten. Neue englische   Kriegsanleihe in /lmerika. London  , 16. Oklober.(SB. T. B.).Daily Telegraph  - meldet aus New Aort vom 17. d. 372.: In Bankkreisen von Wallstreet   heißt es, daß England eine neue Anleihe auf dem ameri- konischen Markt vorhabe. I. P. Morgan, der sich in London  befindet, soll mit dem Schatzamt verhandeln. Man glaubt, daß die Bedingungen dieselben sein werden wie bei der Anleihe im letzten Auguit. Der Belrag der Anleihe wird verschieden hoch geschätzt. Man glaubt, daß es sich um 2S0 Millionen Dollar handelt.
politische Ueberflcht. Zum Wahlkampf i« Oschatz  -Grimma  . Um die bürgerliche Kandidatur im 11. sächsischen Reichs- tagswahlkreis(Oschatz-Grimma-Wurzen), wo bekanntlich unsere Genossen beschlossen haben, in den Wahlkampf einzu- treten und den Genossen Lipinski als Kandidaten auf- stellten, ist es zwischen den bürgerlichen Parteien zu einer recht heftigen Auseinandersetzung gekommen. Die Konser- vativen, die bisher das Mandat inne hatten, haben den konser- vativen Fabrikbesitzer Dr. W i l d g r u b e als Kandidaten auf- gestellt und verlangen, gestützt auf den Burgfrieden, daß auch die übrigen bürgerlichen Parteien dem konservativen Kandi- baten ihre Stimme abgeben sollen. Dagegen hat selbst die nationalliberale Presse(Berliner Börsenzeitung",Deut- scher Kurier" usw.) Anwendungen erhoben, und in der frei- sinnigen Presse wurde hervorgehoben, daß Dr. Wildgrube zu den fanatischsten Vertretern der Alldeutschen und den eifrig- sten Mitgliedern der Kanzlerfronde gehöre. In der alldeutsch orientierten Presse wird nun in hef- kigster Weise gegen die Kritik an Dr. Wildgrube Front ge» macht und erklärt, die übrigen Parteien hätten bei der Auf- stellung der konservativen Kandidatur nichts hereinzureden, sondern müßten einfach für den Kandidaten ihre Stimme abgeben, den die bisherigen Inhaber des Mandats, d. h. die Konservativen, für gut befänden. Welchen Grab von Gereizt- heir diese Auseinandersetzung erreicht hat, zeigen beispiels- weise folgende Aeußerungen derTäglichen Rund- schau": .Wollen de?Berliner Tageblatt" und die.Börsenzeitung" die Verantwortung übernehmen, daß auf vereinzeltes frei- sinnige» und nationalliberales Verlangen das bisher bestandene Wahlabkommen endgültig erledigt wird? Was in Oschatz   für recht befunden wird, muß doch wohl für alle anderen Wahlkreise, vi« während des Krieges«riedigt werben, billig sein. Wir finden es unverständlich, baß nationalliberale Blätter an diesem ge- meinschädlichen Beginnen sich in unzeitgemäßer Parteigehäsng- keit beteiligen und den Zeitpunkt für gekommen erachten, die konservative Parteileitung in so anmaßlicher und unbegründeter Weise herauszufordern. Beim»B. T.", das ja immer auf der Suche nach deminneren Feind" ist, finden wir die Entgleisung nicht verwunderlich, halten sie auch nicht für schädlich, da die Freisinnigen in Oschatz  -Grimma   erfreulicherweise an dem Ab» kommen festhalten. Das.B. T." freilich würde bei der Wahl zwischen einem Liebknechtgenossen und einem Konservativen oder »Alldeutschen  " sich mit Begeisterung für das Mitglied der Sozial- demokratischen Arbeitsgemeinschaft entscheiden, auch wenn der ZSahl-Burgsriede darüber zum Tebfel ginge. Der nächste frei- finmge Kandidat mühte dann die Zeche bezahlen." In heftiger Weise äußert sich auch eine Zuschrift in der gestrigen Morgenausgabe derKreuz-Zeitung  ", die auf die Bemerkung desBerliner Tageblatts". Dr. Wildgrube sei ein scharfer Gegner der gegenwärtigen Reichspolitik, zuerst höh- nisch fragt, seit wann denn dasB. T." das Eintreten für die Regierungzu einem Bestandteil liberaler Gesinnungs- tüchtigkeit" macht, um in demselben Atemzuge nach der Unterstützung der Regierung zu rufen l Der Einsender der Zuschrift schreibt: .Der Bruch des Burgfriedens in Oschatz  -Grimma   durch die Sozialdemokratie unter gütiger Assistierung durch die bürgerliche Demokratie sollte meines Erachtens der Regierung nicht ganz gleichgültig bleiben, wenn anders ihr ernstlich daran gelegen ist, den Burgfrieden während des Krieges auftechtzu- erhalwn. Die Konservativen werden sich eine Auslegung des BurgprlMenS dahin, daß die von ihnen präsentierten Kandi- daten von den gegnerischen Parteien auf ihr politisches Wohlver- halten hin zu prüfen seien, während die Kandidaten der anderen Parteien von den Konservativen anstandslos hingenommen wer­den müssen, nicht gefallen lassen können. Entweder hält dix Regierung dte anderen Parteien zur wirk- lichen Wahrung des Burgfriedens an, oder wir müssen unsererseits die Freiheit unserer Eni- fchliehung uns bei künftigen Wahlen vorbe- halten." Diese erregten Ausführungen in ber konservativen Presse lUckjt nun derDeutsche Kurier" mit dem Hinweise zu be- l�pichtigen, baß es sich barum handele, durch Auswahl eines keeigneten Kandidaten eine geschlossene bürgerliche Front her- Zustellen, um den Sozialdemokraten aus dem Sattel zu rfl« Angesichts der Zugehörigkeit des sozialdemokra- Kandidaten zur Sozialdemokratischen   Arbeitsgemein- 1 r?-.für ganz Deutschland" die Frage, ob die erste Wahlschlucht während des Weltkrieges mit einem«rege eines sozialdemokratischen K r ed itv e r w e i- Me-. Aach   sei zu berücksichtigen, daß der Lay.kras Oschatz-Grimma eine starke lrnksliberale Wahler-
schast umfasse, die für eine Wahl Dt. Wildgrubes schwer mobil zu machen sei. Wenn man bedenkt, daß die gesamten bürgerlichen Parteien ihren letzten Wahlsieg in Oschatz  -Grimma   nur mit einer Mehr- heit von wenigen hundert Stimmen errungen haben, so erscheint es uns kein unnötiges Hineinreden, sondern ei» freund nachbarlicher Vorschlag, wenn wir darauf hin- weisen, durch geeignete Auswahl des Kandidaten alles zu tun, um bei der ersten Wahlschlacht innerhalb dieses Weltkrieges die mehr als formelle Gemeinwirtschaft der bürgerlichen Parteien und da- mit den Sieg dieses genieinsamen bürgerlichen Kandidaten gegen. über der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft zu sichern." Wir geben diese Ausführungen wieder, weil sie ungemein bezeichnend sind sowohl für die Haltung der bürgerlichen Parteien der Sozialdemokratie gegenüber wie für die Be- klemmnungen, mit denen die bürgerlichen Parteien derersten Wahlschlacht während des Weltkrieges" entgegensehen.
Die Zensur. DieNorddeutsche Allgemeine Zeitung" brachte am Dienstag die Mitteilung, daß die Zensurbehörden bereils i'eit dem 1. August angewiesen worden sind, die Erörterungen innerpolitischer Angelegenheiten keiner Beschränkung zu unterwerfen, daß aber gehässige oder die Gesinnung anderer Parteien und Erwcrbsstände herabwürdigende Auseinandersetzungen zu vermeiden sind. Die Presse aller Parteirichtmigen drückt ihre Ueberraschung über dieie bisher unbekannte, vor Monaten erlassene Verfügung aus und will in der Praxis von einer Milderung der Zensur bisher nichts bemerkt haben, So schreibt die»Deutsche Tageszeitung": »Die hier erwähnte Anweisung hat ganz vorwiegend nur einen Scheinfortichritt dargestellt; denn die Erörterung der inner- politischen Fragen in engerem Sinne war auch vorher mit der« selben Maßgabe tatsächlicb frei; und gewisse wirlschastliche Fragen sind nach wie vor zur Erörterung nickt freigegeben, sehr zum Sckaden der Socke. In den großen Lebensfragen der Nation vollends ist die Zensur, wenigsten» teilweise, noch schärfer und unerträglicher geworden." Der gleichen Ansickt ist die»Post", die noch hinzufügt: »Solange der Reickstag tagt, tritt die Zensur allerdings nicht so stark in den Vordergrund; sobald der Reichstag   wieder auseinandergegangen sein wird, ist wieder mit den schärferen Maßnahmen zu rechnen. Diese auf eine bestimmte Zeit be- schränkte Milderung ändert an dem Grundzug in der Handhabung der Zensur nichts." DieBerliner Volkszeitung" bemerkt: Das ist gewiß ganz gut gemeint, aber wenn eS dem sirb- jektiven Ermessen des Zensors anheimgestellt bleibt, zu beur- teilen, wann und wo einegehässige Auseinandersetzung" vor- liegt, dann wird es im großen und ganzen bei den zahlreichen Menschlichkeiten bleiben, mit denen die Zensur uns seither be- glückte."_
Politische Besprechungen im Großen Hauptquartier  . Wolffs Telegraphenbureau meldet vom. Oktober: Der öfter- reichische Minister des Aeußern, Baron B u r i a n verbrachte den gestrigen Tag im deutschen   Hauptquartier, wo er mit Reichskanzler v. Bethmann Hollweg   eine Zusammenkunft hatte. Am Donners- tag ist der Reichskanzler wieder nach Berlin   zurückgekehrt. Auch der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staatsminister v. I a g o w, ist au? dem Großen Hauptquartier   nach Berlin  zurückgekehrt._ Eiue Auseiuauderfetzung über KriegSgcwinne und Reichsanleihe. In zwei interesianten Artikeln hat dieser Tage der konservative., R e i ch s b o t e" die auch hier ausführlich er- örterte Frage der Kriegsgewinne angeschnitten und sich energisch gegen die Ausführungen des nationalliberalen Abgeordneten Stresemann   gewandt, der bekanntlich in der.Vossischen Zeitung" dieisolierte Industrie" warm in Schutz genommen hat. lieber den Dividendensegen der Kriegsindustrie schreibt derReichsbote": »In den hohen Dividenden kommt die außerordentliche Ge- winnsteigerung noch längst nicht immer zum vollen Ausdruck, da enorme Abschreidungen, Rücklagen usw. gemachtwerden, um dieHöhe der Dividenden nicht ins Maßlose steigen zu lassen. Hat die In- dustrie da nock Grund zur Klage? Macht es nicht vielmehr der ernsten, vaterländischen Pflichtauffassung einen niederschmetternden Eindruck, wenn man selbst jetzt in dieser furchtbaren Schicksals- stunde unseres Volles, wo es ohne jede Uebertreibung und Phrase um Sein oder Nichtsein, um nicht weniger als alles geht, wenn man da in weiten Kreisen der Industrie und teilweise auch Land- Wirtschaft der Auffassung begegnet, die Produktionsfreudigkeit müsse durch immer größere Steigerung der Gewinne, durch immer höhere Preise und immer mehr Geldprämien erhalten und an« gestachelt werden? Ist unser Voll als Ganzes schon so weit von Gewinnsucht zerfressen? Nein und abermals nein." Noch bemerkenswerter erscheinen die Aeußerungen des ReichSboten" anläßlich der beweglichen Klage deS Herrn Stresemann  , daß von einzelnen Behörden Theorien ausgc- sprochen werden, wonach man Höchstpreise unter dem Gesichts- Punkte aufzustellen gedenke, daß die Verzinsung eines Werkes mit 5 Proz. nach oben begrenzt werde. »Nun meint dazu der.Reichsbote' die»Theorien" der »einzelnen Behörden" über einen Höchstgewiim von v Proz. werden sckwerlich verwirklicht werden; darüber kann Herr Stresemann ganz beruhigt sein. Vielleicht haben jene Behörden damit nur durch die Blume zu verstehen geben wollen, daß es die Pflickt der Industrie sei, von ihren Kriegsgewinncn tüchtig aus die .nur" ö. v. H. abwerfende Kriegsanleihe zu zeichnen. Hätten hier die Industrie und alle anderen Kreise, namentlich die, welche am Kriege große Summen verdient haben, ihre volle Pflicht und Schuldigkeit getan, so wäre daS schöne Ergebnis der Anleihe auch ohne den großartigen Reklameapparat erzielt und dem Neichssäckel viel Geld erspart worden. Die Sparkasicn haben wie bei den früheren so auch bei dieser Anleihe große Opferwilligkeit bewiesen. Sollte noch eine Anleihe nötig werden, so wird Industrie und Kapital sich ganz besonders hervorragend beteiligen müssen." Diese Aeußerungen haben nun den besonderen Zorn des nattonalliberalenDeutschen Kuriers" erregt, der dem ReichSboten" entgegnet: Einen Beweis für diese Behauptung gibt daS konservative Blatt nicht und wird ihn auch Wohl nickt geben können. Jeden- falls hat die deutsche Industrie ohne Unterschied ihre Pflicht getan. Eine Tatsache, die auch von zuständiger Stelle anerkannt wird. Es bleibt deshalb äußerst bedauerlich, daß ein konservatives Blatt in leichtfertiger Weise der Industrie Vorwürfe von solcher Bedeutung macht. Wir sind überzeugt, daß die Ausführungen desReichs- boten" die Mißbilligung der weitesten Kreise der konservativen Partei finden." DerReichsbote" wird nun wohl etwas deutlicher werden müssen; er wird offenbaren müssen, inwieweit die Kriegs- Industrie ihrevolle Pflicht" bei der Zeichnung der Kriegs- anleihe nicht getan hat._ Geschmiert! Schmiergeldgeber und Schmiergeldnehmer haben demVer- ein gegen das Bestechungsunwesen' auch während der Kriegszeit zu sckaffen gemacht. Auf seiner diesjährigen Haupt« Versammlung, die am 14. Oktober in Berlin   stattfand, erfuhr man
darüber allerlei aus dem vom Generalsekretär erstatteten Jahres« Bericht. Die Tätigkeit des Vereins erstreckt sich über daS ganze Reich. In 10 Strafprozessen des letzten Jahres, zu deren Durchführung das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb eine Handhabe bot, wurden 17 Personen verurteilt. Der Verein hat bisher im ganzen 72 Personen Schmierer und Ge'chmierte zur Verurteilung ge­bracht, wobei in 6 Fällen auf Gefängnisstrafen bis zu 1 Jahr und im übrigen auf Geldstrafen von zusammen rund 2S000 M. erkannt wurde. Bei 32 der bisher verurteilten Angestellten ließ sich dieHöhe der Schmiergelder ermitteln, so daß ein Betrag von zusammen 38 463 M. für den Staat beschlagnahmt werden konnte. Die Bestechungen sind besonders arg im Baugewerbe, wo man die bauleitenden Architekten mit in der Regel 10 Proz. der An- gebotspreise zu sckmieren sucht. Das Schmiergeld dient hier nicht nur zur Erlangung von Auströgen, sondern auch zur Unterdrückung unbequemer Bemängelungen. Auch technische und chemisch- technische Betriebe sind unter den Schmiergeldspendern stark vertreten. Eine zur Verantwortung gezogene Firma hat vor mehreren Jahren erklärt, daß in diesem Industriezweig ohneTrink- gelber" nichts zu machen sei. Indem sie selber nach diesem Grund- satz ihr Geschäft betrieb, gab sie pro Jahr 24000 M. für Schmier­kosten aus. Vor Gericht entschuldigen sich Sckmiercr und Gesckmierte immer wieder damit, daßProvisionen" allgemein üblich sind und selbst große Geschäfte keine Ausnahme bilden. Der Bericht sprach unter anderem von einergroßen Elekrizitätsges ellschaft", zu deren Gunsten aus einem ihrer auswärtigen JnstallationsbureauS zweimal versucht worden sei, einen bauleiiendcn Architekten zu be« siechem Auch gegen Schmiergelder im Beerdigungswesen, die man Angestellten und Beamten von Kranlcnhäusern, Standes- ämtern, Polizeiämtern und Friedhöfen für rasche Meldung von Todesfällen anbietet, kämpft der Verein. Gegen eins Firma, die das in 43 Fällen getan hat, schwebt ein Straf- verfahren. Eingehende Angaben machte der Jahresbericht über eine sehr ausgiebige Schmiererei, die in einer der KricgSwirtichasts-Gcsell- schaffen getrieben worden sein soll. Es handelt sich um die Krieg?- Lederakticngesellschast, deren Aufgabe die Beschlagnahme sämtlicher Häute und Gerbstoffe und die Zuteilung an die Gerbereien und Lederfabriken ist. Unter den hierzu An- gesielllen Fachleuten aus den Kreisen der Lederkommissionäre soll einer es fertig gebracht haben, in dieser Vertrauensstellung während seiner Jahr dauernden Tätigkeit von Anfang 1913 bis März 1916 nicht weniger als 210 000 Mark Schmiergelder einzu- nehmen. Er habe behauptet der Bericht, dem wir die Verantwortung für alle diese Angaben überlassen müsse» bei der Zuteilung von Häuten und Gerb- st offen 23 Lederfabriken bevorzugt, wofür diese ihm durchschnittlich 1 Proz. ihres mit der KricgS-Lederakliengesellschaft erreichten Umsatzes gezahlt haben sollen. Der betreffende Angestellte habe die Begünstigungen und Bevorzugungen schmierender Firmen sogar in völlig geschäftsmäßiger Meise durch seine eigene vorher sehr bescheidene Lederkommissionsfirma bearbeiten lassen. Diese habe schon in den ersten Monaten seiner für die Kriegs-Lederaltien- gesellschast ausgeübten Tätigkeit an eine Lederfabrik geschrieben: Liebe erweckt Gegenliebe", und habe später einer anderen Lederfabrik mit Bezug auf die gewünschte Warenzuteilung ganz offen erklärt:»Für unsere Bemühungen berechnen wir 1 Prozent und dürfen Sie überzeugt sein, daß wir Ihr Interesse nach jeder Richtung hin wahrnehmen." Starke Erregung habe sich der nicht begünstigten Firmen bemächtigt, aber mangels sicherer Beweise habe man schweigen müssen. Der Verein hat schließlich gegen 28 Lederfabriken Strafantrag gestellt. Nach Mitteilungen, die neuerdings gemacht werden, hat das Kriegsministerium vor einiger Zeit selbst den oben geschilderten Fall der Staatsanwaltschost zur weiteren Verfolgung übermittelt.
Forderunge» der Staatsarbeiter. Der Bund deutscher   Telegraphenarbeiter fordert für seine Mit- glieder eine anderweite Festsetzung der Löhne und führt zur Le- gründung aus: Die Telegraphenarbeiter, Vorarbeiter und Handwerker sind derzeit ganz einfach außerstande, sich auch nur die ihnen durch die Rationierung zugeteilten bescheidenen Mengen an Fleisch und den sonstigen zur Erhaltung ihrer Dienstfähigkeit und der Gesund« heit von Weib und Kind notwendigen Nahrungsmittel zu beschaffen. DaS Mißverhältnis zwischen den Preisen dieser Dinge_ und den seitens der Reichs-Postbehörde gezahlten Löhnen schließt dies schlechterdings aus!" Zu den an sich recht niedrigen Löhnen sindwiderruflich und längstens für die Dauer des Krieges" Zuschläge bewilligt worden, und zwar für Unverheiratete 2 0 Pf. pro Tag, für Verheiratete ohne Kinder 30 Pf. pro Tag! Sind Kinder vorhanden, dann werden, abgestuft nach der Zahl der Kinder, Zuschläge von 5 bis lik Pf. pro Kind und Tag gegeben. Daß man mit einer der- artigen Entlohnung bei den heutigen Lebensmittelpreisen eine Fauiilie nicht mehr ernähren kann, bedarf wohl nicht erst eines besonderen Beweises. In der gleichen Lage befindet sich aber das ganze Heer der Reichs- und Staatsangestellten. Die Pflicht des Reiches ist es, hier unter allen Umständen helfend einzugreifen, und zwar so rasch als möglich.
Staatliche Kohkenversorgung in Sachsen  . Ein von sämtlichen Fraktionen der Zweiten sächsischen Stände« kammer im Landtage eingebrachter Antrag, der von den Fraktion«- Vorsitzenden Hofmann tk.), Heitner tnatl.), Günther(Fottschr. Vp.) und Fräßdorf<Soz) unterzeichnet ist, ersucht die StaatSregierung. umgehend einen Gesetzentwurf an die Stände zu bringen, durch welche daS ausschließliche Reckt des Staates eingeführt wird, Kohlen aufzusuchen und, soweit der Abbau noch nicht begonnen hat, zu ge- Winnen und zwar unter Wahrung der berechtigten Interessen der Grundeigentümer und unter Bekämpfung oller spekulativer Reckts- geschäfte, diesem Gesetz auch rückwirkende Kraft vom 8. Oktober 1916 an zu geben._
Letzte Nachrichten. Einstellung der italienischen Segelschiffahrt. Frankfurt   a. M., 19. Oktober.  (W. T. B.) DieFrankfurter Zeitung  " meldet aus Lugano  , der italienische Ministerrat hat den Verkehrsminister ermächtigt, wegen der Tauchbootgefahr die Segel- schiffahrt im Mittelmeer   ganz oder teilweise einzustellen.
Die Unruhen in Niederländisch-Judlen. Amsterdam  , 19. Oktober.  (W. T. B.)_ DemHandelsblad" wird auö Holländisch-Jndien gemeldet: Alach   offiziellen Mitteilungen kam es in den Tagen vom 6. bis zum 8. Otober zu Kämpfen zwischen einer holländischen Truppenkolonne und Aufständischen im Gebiet von Ajer Hitam. Der Feind hatte fünf Tote. Die Lage im Bezirke Pemajoeng wird als günstig geschildert. Es wurden dort mehrere Personen verhaftet. In der Tabisstrecke sind 12 Aufständische ge- tötet worden. Haag, 19. Oktober. sW. T. B.) Amtlich wird berichtet, daß in Rawas die Ruhe wiederhergestellt ist. Bei einem Angriff auf die Abteilung, die in Paötöa am Tambesi stationierte, sind sechs Auf- ständische gefallen.