Nr. 302. 33. Jahrg.
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Aufforderung.
Der Artikel Scheidemanns, den wir vorgestern hier
Donnerstag, den 2. November 1916.
Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Amt Moritplat, Nr. 151 90-151 97.
Angriffe der Engländer und der Italiener.
veröffentlichten, hat in der Presse lebhafte Stommentare ge- ge
Wir er
zeitigt, von denen wohl jener der ,, Deutschen Tageszeitung" der bemerkenswerteste ist. Das agrarisch- konservative Blatt nennt den Artikel eine Drohung; es meint, Scheidemanns Verlangen laufe darauf hinaus, die Oberherrschaft der dem Parlament verantwortlichen Zivilgewalt über die Militärgewalt herzustellen, und es findet dieses Verlangen unbereinbar mit einer wirklichen Monarchie". fahren auf diese Weise, daß die deutsche Reichsverfassung mit einer wirklichen Monarchie" unvereinbar ist, denn es ist der Sinn der Reichsverfassung wie jeder bürgerlichen Staatsverfassung, daß die dem Parlament verantwortliche Zivilgewalt der Regierung über die Militärgewalt gestellt sein soll; alles andere wäre Militärdiktatur und Absolu tismus . Scheidemann will einen Reichskanzler, der etwas zu sagen hat und der, auf das Vertrauen der Volksvertretung gestützt, feinen Willen auch durchsetzen kann. Die„ Deutsche Tageszeitung" ist dagegen mit einem Kanzler zufrieden, der nichts zu sagen hat, und für höhere Gewalten nur den Handlanger und den Prügelknaben abgibt.
Die Deutsche Tageszeitung" bleibt nach mancherlei Hin und Her dabei, daß Scheidemanns Artikel eine„ Drohnote" sei. Es handle fich außerdem auch um eine erste Rechnung" und um " Forderungen, deren Endziel noch sehr start verhüllt ist", aber die Regierung werde vor die Entscheidung gestellt werden, ob sie eine neue feste Grundlage suchen oder fich auf einen Weg begeben soll, der sie in immer stärkere und dauernde Abhängigkeit von der Sozialdemokratie bringen müßte".
"
Der freundliche Leser errät, daß diese besorgte. Frage in ihrem zweiten Teil eine verneinende Antwort finden wird. Denn die, Deutsche Tagesztg.", die in ihrer Schreckensphantasie schon Juden und Sozialdemokraten obenauf" sieht, will natürlich) feine a ndere Abhängigkeit als die gottgewollte, und das ist die von den Konservativen. Auf diese neue feste GrundTage"( fo neu wie feft!) fann der Reichskanzler nach ihrer Meinung ruhig treten sie riskiert ja nichts dabei. Sie redet darum dem Kanzler, um dessen Schicksal sie sich sonst weniger besorgt zeigte, Mut zu. Und die Begründung dieses Zuredens ist so eigenartig, daß man sie im Wortlaut genießen muß:
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Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, 1. November 1916.( W. T. B.):
Weftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Mit besser werdender Sicht sette im Sommegebiet in mehreren Abschnitten lebhafte Artillerietätigkeit ein. In den Abendstunden gingen die Engländer aus der Gegend von Courcelette und mit starken Kräften aus der Linie Guendecourt- Lesboeufs zum Angriff vor. Nördlich von Courcelette kam in unserem Abwehrfener der Angriff nicht vorwärts, westlich von Le Transloy brach er verlustreich, an einzelnen Stellen im Nahkampf, zusammen. Heeresgruppe Kronprinz.
Der Geschützkampf auf dem Oftufer der Maas war nur zeitweilig lebhaft.
Deftlicher Kriegsschauplah. Front des Generalfeldmarschalls Brinz Leopold von Bayern .
Gegen die am 30. 10. von uns genommenen Stellungen auf dem östlichen Narajowka- Ufer führte der Russe nach starker Artilleriewirkung bei Einbruch der Dunkelheit heftige Gegenangriffe, die 5mal wiederholt unter blutigen VerInften scheiterten.
Auch die ottomanischen Truppen hielten das gewonnene Gelände gegen starke Angriffe und warfen an einer Stelle eingebrochenen Feind durch schnellen Gegenstoß zurüd.
An der Bistrycza Solotwinska wiesen österreichischungarische Truppen feindliche Abteilungen durch Fener ab. Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Carl
Jn Siebenbürgen ist die Gesamtlage unvers ändert.
Einen wichtigen Erfolg errangen westlich der PredealStraße österreichisch- ungarische Regimenter, die in die rnmänische Stellung einbrachen und 10 Infanterie- Geschüße und 17 Maschinengewehre erbeuteten.
Südöstlich des Roten- Turm- Passes machte unser Angriff Fortschritte.
Heeresgruppe des Generalfeldmarshalls von Mackensen.
" Auf die Frage, wie weit die Regierung Herrn Scheidemann feine Politik erleichtert hat, möchten wir heute nicht näher eingehen, sondern nur noch ein kurzes Wort darüber sagen, ob hinter der Drohung des Abgeordneten Scheidemann wirklich eine Macht steht, die auf die Regierung einen ernsten Druck ausüben könnte. Diese Frage müssen wir rundweg verneinen. Gine monarchische Regierung ist in Deutschland so start, wie sie sein will vorausgesezt freilich, daß sie sich auf die natürlichen Grundlagen der monarchischen Staatsgewalt stüßt. Im Kriege gilt das nicht in geringerem, sondern noch in höherem Maße als im Frieden; in diesem Kriege noch um so mehr, als schon befannte Vorgänge innerhalb der Sozialdem o- fratie selber deutlich gezeigt haben, daß hinter den alten sozialdemokratischen Parteiführern längst nicht mehr der tatsächliche Rüdhalt in der Bevölkerung steht, auf den sie sich in Friedenszeiten berufen konnten. Herr Scheidemann ist, sobald die Regierung will, nur noch der augenblickliche Führer einer parlamentarischen Gruppe, die zwar noch einen erheblichen zahlenmäßigen Einfluß Das sieht nicht danach aus, als ob die Elemente, die im im Reichstag hat, deren Macht grundlagen aber dur d) Kampfe gegen den von Herrn v. Sedlik so genannten Kriegsden Krieg auf das stärkste in Frage gestellt sind. Ganz abgesehen davon, daß die Staatsmacht im Kriege ganz absolutismus vorangehen, und das sind nun einmal die andere und unvergleichlich festere Fundamente hat als im Frie- Sozialdemokraten, im Begriffe ſeien,„ den tatsächlichen Rück ten. Aus der Erkenntnis dieser Sachlage braucht die Regierung halt in der Bevölkerung" zu verlieren, auf den sie sich im nur die selbstverständlichsten Folgerungen zu ziehen."
Keine Ereignisse von wesentlicher Bedeutung.
Mazedonische Front.
Im Cerna- Bogen und zwischen Butkovo- und TahinosSee nahm die Artillerietätigkeit wieder zu.
Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.
Der österreichische Generalstabsbericht.
Wien, 1. November 1916.( W. T. B.) Amtlich wird berlautbart: Deftlicher Kriegsschauplah. Heeresfront des Generals ber Ravallerie: Erzherzog Carl
Westlich des Predeal- Tales gelang es unseren Truppen in die feindliche Stellung einzudringen, wobei 10 Infanteriegeschütze und 17 Maschinengewehre erbeutet wurden. Südöstlich des RotenTurm- Passes wurde Gelände gewonnen.
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern.
Nach heftiger Artillerievorbereitung versuchte der Feind bei Einbruch der Dunkelheit sich der am 30. Oktober von ihm verlorenen Stellungen am östlichen Narajowka- Ufer wieder zu bemächtigen. Trok fünfmaligem Massenanlauf wurden unsere Stellungen restlos behauptet.
Ebenso scheiterten starke Angriffe gegen die ottomanischen Truppen. An der Bistryeza Solotwinska wurden feindliche Abteilungen burch Feuer vertrieben.
Italienischer Kriegsschauplak.
Auf dem Südflügel der füstenländischen Front steigerte sich im Laufe des gestrigen Tages das feindliche Artillerie- und Minenfeuer wieder zu großer Kraft. Bon 3 Uhr nachmittags an begann feindliche Artillerie im Wippach- Tale und auf der Karst- Hochfläche gegen unsere Stellungen vorzufühlen. Wo fie unsere zerschossenen Gräben für sturmreif hielt, setzte sie auch zu Angriffen an, die jedoch durch Sperrfeuer oder durch Gegenstoß abgeschlagen wurden.
Abends flaute das Feuer ab, sette jedoch nachts ernent mit großer Heftigkeit ein.
Italienische Flieger warfen auf Duttonlo, Sefana und Miramar zahlreiche Bomben ab, ohne nennenswerten Schaden zu verursachen. Hauptmann Schuenzel schoß über der Bucht von Panzano einen Caproni ab.
Südöstlicher Kriegsschauplak. Bet ben 1. und 1. Truppen feine Ereignisse.
Der Stellvertreter des Chefs des. Generalstabes. v. Hoefer, Feldmarschalleutnant."
schwellen, der den Kriegsabfolutismus megan- gegen. Die Preispolitik bewegte sich ganz im alten Gleise der fegen und zum Parlamentarismus im wahrsten Sinne des Wortes zu führen droht."
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Verordnungen, es ist mehr nach oben als nach unten revidiert worden. Nur hier und da sind einige fleine Vergünstigungen für den Konsumenten abgefallen, die aber gegenüber den Nachteilen recht bedeutungslos sind.
Mit der Preiserhöhung für Kartoffeln um 1,75 M. für den Zentner, gegenüber dem Höchstpreis im Vorfahr, führte sich das Amt ein, ohne damit das weitere VerFrieden berufen konnten". Und darum glauben wir, daß sprechen, nunmehr die Versorgung sicherzustellen, einzulösen, Hier wird also festes Zugreifen im Sinne des sprich- die geheimnisvolle Aufforderung der Deutschen Tages- es war dem ersten Ansturm der Produzenten erlegen. wörtlichen, starken Mannes" gefordert, und die Sorge vor den zeitung", etwas zu unternehmen weil ja unter dem Der sehr hohe Preis, wie freimütig zugegeben wurde, sollte Folgen eines solchen Experiments wird durch den Hinweis Kriegsabsolutismus alles zu machen ist mit einer die Abgabe dem Landwirt schmackhaft machen, aber es zeigt auf die inneren Streitigkeiten in der Sozialdemokratie zu zer gewissen Vorsicht aufgenommen werden wird von jenen, die sich wieder, daß der Versuch, durch hohe Preise dem Markt Streuen gesucht. Die Herren meinen, die Sozialdemokratie noch etwas zu riskieren haben. sei durch Zerrissenheit so ohnmächtig geworden, daß man vor eine erhöhte Zufuhr zu bieten, durchaus verfehlt ist, es gibt nur ein wirksames Mittel, das ist die Zwangsabgabe und teiner Tat zurückzuschrecken brauche.„ Eine monarchische NeSicherstellung für den Bedarf der städtischen Bevölkerung. gierung ist in Deutschland so start, wie sie sein will...", ganz besonders im Kriege.
Die Massen des werftätigen Volks aber, die sich um die Sozialdemokratie scharen, werden dafür sorgen müssen, daß die Spekulation auf ihre vermeintliche selbstverschuldete Ohnmacht an ihrem unerschütterlichen Zusammenhalt 31schanden wird!
Zur Ernährungsdebatte
im Reichstage.
In unserer Fleischversorgung sind wir über die Ungleichheiten der Rationierung nicht hinausgekommen; Wir sind dankbar für die Darlegung dieser guten Abwährend in einigen Städten noch 500 Gramm pro Woche zuficht. Ob die Regierung auf sie einzugehen bereit ist, geteilt werden, müssen sich andere mit 100 Gramm begnügen; stellen wir anheim. Sie wird dabei freilich überlegen müssen, eine gleichmäßige Einteilung ist erst für die nächste Zeit in ob die Rechnung der Deutschen Tageszeitung" ganz richtig Aussicht gestellt. Die Preislage für Vieh und Fleisch ist ist. Die Sozialdemokratie hat schon manchen inneren Streit nahezu unberührt geblieben; für Preußen nahm man zunächst ausgefochten und ist schon oft totgesagt worden und nacheine Erhöhung der Rindviehpreise von 10 bis 20 M. pro her war sie stärker als je zuvor. Vielleicht ist das, was das Zentner vor, dem dann eine spätere Herabsetzung von 5 M. Organ des Bundes der Landwirte rät, gerade das richtige Die deutsche Magenfrage steht auf der Tagesordnung des folgte. Sonst blieb es im wesentlichen bei der bisherigen Mittel, die Einheit der Volks massen herzustellen Reichstags. Im Haushaltsausschuß hat man wieder wie in Breisfestsetzung. Bald darauf setzte die Erhöhung der und aus der Glut neue Flammen zu blasen? Man könnte allen voraufgegangenen Tagungen sehr eingehend beraten, Wildpreise ein, um angeblich die Großstädte besser zu Beispiele erzählen, die lehrreich sind. wie die bisherigen Maßnahmen in der Lebensmittelversorgung versorgen, ohne daß wir bisher diese Wirkung spüren. Einer, der von der Machtlosigkeit der Sozialdemokratie gewirkt haben und welche neuen Anforderungen zu stellen Viel unangenehmer war die Preiserhöhung für Süßnicht ganz so fest überzeugt ist, wie die Deutsche Tages- find. Diesmal handelte es sich im wesentlichen um eine fri- wasserfische un 15 bis 50 M. pro Zentner. Weshalb zeitung" es zu sein vorgibt, meldet sich in der Post" zum tische Betrachtung der Tätigkeit des Kriegs ernäh- wir für Fische aus inländischen Gewässern diese enormen Wort. Da schreibt der alte, vielerfahrene Herr v. Sedlib: rungsamtes, das über fünf Monate seiner Tätigkeit Be- Preiszuschläge bezahlen müssen, bleibt uns unverständlich. Von der Stimmung, die so( durch die Handhabung der richt erstatten konnte. Die Folge dieser Preispolitik ist, daß die ärmere Bevölkerung,
Zensur Red. d. V.".) in weiter Kreisen der Bevölkerung aus
gelöst ist, geben die Reichstagsverhandlungen der letzten Tage Eine gleichmäßige Wertschätzung hat das Kriegsernäh- die vielfach ihre Fleischfarten gar nicht ausnuten konnte, weil einen Vorgeschmack. Unter der Herrschaft des Belagerungs- rungsamt nicht gefunden, die Gegensäße in der Beurteilung Fleisch zu teuer ist, nun auch keine Fische kaufen kann. Dieser sustandes muß sie sich auf gesetzgeberische Notbehelfe beschränken; vom Standpunkte der Interessen der Produzenten, des Bustand ist um so übler, als es uns sehr an Nahrungsmitteln nach Friedensschluß aber wird sie sicher zum Sturm an Handels und der Konsumenten standen sich oft schroff ent- fehlt, die stark eiweißhaltig sind.