>>I5neH gekavt? Häven sie der fran�vsischen Parie� davon Mt- teilung gemacht? Und wie stellt sich die Partei jetzt, nachdem die Erodcrungsziele des Krieges offiziell verkündet und die Mitwirkung Frankreichs an der Eroberung Konstantinopels zugunsten Rußlands bestätigt wurde, zu diesen Tatsachen? Uns scheint die Antwort gar nicht so schwer. Es genügt, daran zu erinnern, daß die französischen Minister-Sozialisten ja schon seit Jahr und Tag offen für ihr eigenes Land die Annexion E l s a ß- L o t h r i n g e n s als Kriegs- ziel erklärt haben. Wenn sie die russischen Annexionspläne auf Konstantinopel unterstützen, handeln sie nur konsequent. Dietrich Schäfers Lockungen. In der„Täglichen Rundschau" veröffentlicht der durch seine �U-Boot-Petition zu größerer Bekanntheit gelangte Professor Dietrich Schäfer einen Artikel„Verteidigungs- krieg", der den offensichtlichen Zweck verfolgt, die Sozial- demokratie für sein alldeutsch-annexionistisches Kriegsziel zu gewinnen. Wir sollen davon überzeugt werden, daß dieses Kriegsziel durchaus nicht mit unserem Programm und unseren Prinzipien in Widerspruck steht. Wir müssen Herrn Schäfer trotz aller einschmeichelnden Höflichkeit, mit der er uns begegnet, ein glattes„Nein" entgegensetzen. Seine Argumentation ist keineswegs neu für uns; sie lautet: Wir sind die Angegriffenen. Haben wir unserer Selbst- erfialtungspflicht genügt, wenn wir nickits tun, als den Angriff ab- schlagen? Wer so urteilt, der muß des Glaubens leben, daß die An- greiser, einmal«bewehrt, nie auf den Gedanken kommen werden, den Versuch zu wiederholen... Muß man aber erneuten Angriff in Rechnung� stellen, so erwächst auch die unabweisbare Pflicht, ihm nach Kräften vorzubeugen. Möglich ist das nur, wenn man dem Angreifer tunlichst die Waffen aus der Hand nimmt. Ach, wie oft haben wir das gehört und wie oft darauf erwidert, daß erst durch solche Annexionen„zur Schwächung des Gegners" das Gespenst des Revanchekrieges mit Gewalt heraufbeschworen, die neue Koalition gegen Deutschland unseren Feinden fast aufgezwungen wird. Und daß andererseits auch das ausschweifendste Annexionsprogramm die vereinigte Macht Englands, Rußlands , Frankreichs , Italiens und der kleineren Satelliten nicht so schwächen könnte, daß diese aufhörte, furchtbar zu sein. Wir wollen nicht den nächsten Weltkrieg vorbereiten, sondern ihm vorbeugen. Mit Belgien sucht uns Prof. Schäfer weiter zu ködern. Was denn,— wer wolle denn Belgien gleich annektieren? Hat daran irgend jemand in Deutschtand im Ernste gedacht? Wohl aber hat der Reichskanzler erklärt, daß Belgien nicht als Vorwerk gegen Deutschland ausgebaut werden, nicht ein Ein- sallstor für die Feinde bleiben solle, dem reichbegabten vlämischen Volke auch die Möglichkeit gegeben werden müsse, sich in seiner alten und reichen Kultur neu auszuleben. Und nun malt uns Prof. Schäfer das Zukunftsbild eines besonderen Vlamenstaats als westliches Pendant zu dem neu errichteten Königreich Polen, um dann triumphierend auszurufen: Es ist hier nicht zu untersuchen, warum die Vertreter der Sozialdemokratie zugleich treue st e Kampfgenossen sind und doch glauben,„Annexionen" ablehnen und vom„Ver- teidigungskriege" reden zu sollen. Geht man von den Worten auf die Sache, so schwindet der Gegensatz dahin wie ein Schatten. Gemach, Herr Professor Schäfer, so schnell schwindet der Gegensatz nicht. Es ist ein Unterschied, ob man ein Volk, das seit 125 Jahren mit immer erneuten Opfern um die verloren gegangene staatliche Selbständigkeit ringt, wieder auf seine Beine stellt und damit seinen heißesten Wunsch erfüllt, oder ob man ein Volk, das sich trotz einzelner Zurücksetzungen im ganzen durchaus nicht als geknechtet und unterdrückt fühlt, gegen seinen Willen aus dem bisherigen Staatenverband her- ausreißt. Mehr wollen wir hier nicht sagen. Aber Herr Schäfer hat noch ein letztes Lockungsmittel, er lvinkt uns mit der innerpolitischen Freiheit, die nur zu erreichen sei, wenn sein Programm der nationalen Erweiterung siegreich bleibt: Es kommt darauf an, daß wir aus diesem Kriege hervor- gehen als ein anerkannt starkes Volk, das anzugreifen auch un- versöhnliche Gegner nicht so leicht wieder wagen möchten. Sind wir stark, so sind wir auch frei. Das Volk, das diesen Krieg siegreich durchfocht, kann auch im Frieden nur nach seinem Willen regiert werden. Eine Niederlage aber begräbt uns alle; der Freiheit, die wir nach ihr etwa genießen möchten, wird sich keiner freuen können. Eine Niederlage aber wäre es, wenn wir in den alten Grenzen fortleben sollten, gedrückt von der ganzen Last der Kriegskosten und in steter Gefahr, von der unaufhaltsam wachsenden Macht der Weltreiche völlig zermalmt zu werden. Also Verteidigung, auch in der Zukunft, außerhalb, nicht innerhalb der eigenen Grenzen. Auch die demokratische Lockflöte verlockt uns nicht. Ge- wiß, auch uns Sozialdemokraten reizt nicht die Aussicht auf freiheitliche Zustände in einem zertrümmerten, ohnmächtigen Deutschland . Wir wissen ebenso lange, wenn nicht noch länger als Herr Schäfer, daß wirkliche innere Freiheit äußere Unabhängigkeit voraussetzt. Das ist ja der Hauptgrund, warum wir energisch und aktiv an Deutschlands Verteidigung nütwirken. Aber wenn Herr Schäfer erklärt, dieses Verteidi- gungsziel, das uns vorschwebt, wäre nicht erreicht, es be- deute vielmehr die komplette Niederlage, wenn wir in unseren bisherigen Grenzen fortleben, so richtet sich die Maßlosigkeit einer solchen Behauptung von selber. Wir, Herr Schäfer, halten eine solche Abwehr der feindlichen Eroberungs- und Vernichtungsgelüste, erkämpft gegen die ganze Welt in Waffen, für einen herrlichen unvergänglichen Sieg, gleich ruhmvoll dem Sieg Friedrichs im Siebenjährigen Kriege I Und noch eins: Was Herr Schäfer verheißt, ist erst die Möglichkeit einer innerlich freiheitlichen Regierung, nicht diese selber. Und da meinen wir, daß der Kampf für die Freiheit um so leichter zu gewinnen ist, je weniger das Staats- ganze belastet wird durch Nationalitätenstreit und ewigen Hader mit fremdländischen Gebietsteilen. Deswegen erscheint unser Weg zur Freiheit uns als der richtige. Stich gelassen, indem sie allein gegen das Gesetz betreffend den vaterländischen Hilfsdienst gestimmt hat. Gegen verschiedene Mitglieder der sozialdemokralischen Arbeitsgemeinschaft hat der Staatssekretär des Innern Dr. Helfferich den vernichtenden Vorwurf erhaben, daß sie die Geschäfte unserer Feinde besorgten! Dazu kommt endlich noch, daß sich das sozialdemokratische Wahl- komitee des Kreises sogar für die Aufstellung eines Kandidaten der sogenannten Spartakuspartei, d. h. eines Vertreters der- selben Richtung, der Dr. Liebknecht angehört, entschieden hat, ohne den Einwänden, die seitens der sozialdemokratischen Mehr- heitsgruppe erhoben wurden, Beachtung zu schenken. Unter diesen Umständen könnte es nicht wundern, wenn für den Fall der Aufrechterhaltung einer Kandidatur der sozialdemokrati- scheu Arbeitsgemeinschaft von der bisherigen Uebung abge- wichen und ein gemeinsamer Gegenkandidat der anderen Par- tcien aufgestellt wird." Die„Berliner Politischen Nachrichten" sollten wenigstens ihren Appetit so lange zügeln, bis die Frage der Kandidaten- aufstellung definitiv seitens der Partei entschieden fft. Gesetz über de» Kriegszustand. Der„Reichsanzeiger" veröffentlicht das vom Reichstag be- schlossene Gesetz über den Kriegszustand, dessen einziger Artikel lautet: Bis zum Erlaß des in Artikel 68 der Reichsverfassung an- gekündigten Gesetzes über den Kriegszustand wird gegenüber den Anordnungen der Militärbefehlshaber eine militärische Zentralinstanz als Auffichtsstelle und Beschwerdestelle errichtet. Die näheren Anordnungen ergehen durch kaiserliche Verordnung. Diese kaiserliche Verordnung wird gleichzeitig mit- veröffentlicht, und sie besagt in ihrem§ 1: Aufsichts- und Beschwerdestelle gegenüber den Anordnungen, die die Militärbefehlshaber auf Grund des Kriegszustandes treffen, ist ein Obermilitärbefehlshaber mit dem Sitze in Berlin . § 2 sagt: Für die Beschwerden an den Obermilitärbefehlshaber gilt folgendes: Die Beschwerde ist zulässig gegen Verfügungen, die im Einzelsall zum Gegenstand haben: a) Beschränkungen der persönlichen Freiheit, soweit nicht das Gesetz, betreffend die Verhaftung und Aufenthaltsbeschränkung aus Grund des Kriegszustandes und des Belagerungszustandes vom 4. Dezember 1916 Anwendung findet. d) Zensurmaßnahmen gegenüber der Presse sowie gegenüber den Theatern, Lichtspieltheatern und anderen Schaustellungen; c) Beschränkungen der Vereins- und Vers cnnm lungSfteiheit. Das Beschwerderecht steht dem zu, gegen den die Verfügung des Militärbefehlshabers gerichtet ist. Die Beschwerde wird bei dem Militärbcfehlshaber eingelegt, der die Verfügung getroffen hat. Erachtet er die Beschwerde für begründet, so hat er ihr ab- zuhelfen, andernfalls ist sie sofort dem Obermilitärbefehlshaber vorzulegen. Die Beschwerde hat keine auffchiebende Wirkung, jedoch kann der Vollzug der angefochtenen Verfügung sowohl vom Militär- befehlshaber, als auch vom Obermilitärbefehlshaber ausgesetzt werden. Erachtet der Obermilitärbefehlshaber die Beschwerde für be- gründet, so kann er die erforderliche Verfügung selbst treffen oder dem Militärbefehlshaber übertragen. Der Lmidesrat nahm gestern den Entwurf einer Verordnung, beireffend Erhebungen über'Trocknungseinrichtungen mr Kabinettsänderungen in Bayern . Der Staatsminister des Innern Dr. Freiherr von Soden- Fraunhofer und der Kriegsminister Freiherr Kretz von Kressen st ein haben um Enthebung von der Leitung ihrer Ministerien gebeten. Der König hat ihrem Ansuchen entsprochen. Zum Staatsminister des Innern wurde der derzeitige Präsident der Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg , Staatsminister a. D. Dr. Ritter von Brettreich ernannt. Mit der einstweiligen Führung der Geschäfte des Kriegsministeriums wurde der General der Kavallerie z. D., Staatsrat Freiherr von Speidel betraut. Sie wittern Beute! Die konservativ gerichteten„Berliner Politischen Nach- richten" schreiben zu der bevorstehenden Nachwahl in Span- öou-Poisüam-Osthavelland: „Die seltsamen Vorgänge bei der Aufstellung eines Kandi- baten für die Nachwahl, welche in dem Wahlkreise Osthavelland- Potsdam-Spandau wegen MandatSerledigung infolge des gegen Dr. Liebknecht ergangenen Strafurteils notwendig geworden ist, legen die Frage nahe, ob gegenüber der sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft von einem Verzicht der anderen Parteien noch ernstlich die Rede sein darf. Die sozialdemokratische Ar- bcitsgemeinschäft hat sich nach der Auffassung großer Teile unseres Volkes durch die Ablehnung der Kriegs- kredite außerhalb der vaterländischen Gemeinschaft gestellt. Ebenso hat diese sozialdemokratische Gruppe da» Vaterland im werden, damit künftighin solche Unglücksfälle ausgeschlossen werden. Der Interpellant sowie das Abgeordnetenhaus nahmen die Antwor des Handelsministers zur Kenntnis. Sozialdemokratische Interpellationen. Im württembergischen Landtag, der am b. Dezember z» einer kurzen Tagung zusammengetreten ist, hat die sozialdemokratische Fraktion folgende Interpellationen eingebracht: Welche Maßregeln gedenkt die Regierung zu treffen,«n 1. den wilden Handel mit Nahrungsmitteln aller Art und die dadurch bewirkten Preistreibereien zu verhindern; 2. eine stärkereAnlieferungvonLebenSmi tt ein -nS an deren Bundes st aaten zu erreichen, auf die Württem- berg im Austausch gegen die von ihm abgelieferten Produkte An- pruch hat; 3. die Gemeinden zu einer umfassenden Organisation .er Massenspeisungen anzuhalten und bei der Beschaffung der erforderlichen Einrichtungen und Lebensmittel zu unterstützen? Ist die Regierung bereit, im Bundesrat für eine Erhöhung er Brot- und Mehlrationen zum Ausgleich für die ehlenden Kartoffelmengen einzutreten? Ist die Regierung bereit, 1. den staatlichen Beamten, Unterbeamten und Arbeitern vor dem Weihnachtsfest einmalige Zuschüsse im gleichen Umfange zu gewähren, wie solche von der Reichs« und der preußi- chen Regierung gewährt werden; 2. die den Familien der Arbeiter und nicht etatsmäßigen Unter- beamten des Staates, die zum Heeresdienst eingezogen find, ge- währten Beihilfen in Rückficht auf die hohen Lebensmittelpreise zu erhöhen? Die Interpellationen werden erst in der nächsten Woche be- handelt werden. Die Gewährung einer WeihnachtSzulage an die Arbeiter, Unterbeamten und geringbesoldeten Beamten ist, wie nach Einreichung der Anfrage bekannt wurde, in Aussicht genommen. Außer diesen Fragen hat der Landtag in der Hauptsache einen Nachtragsetat zu beraten, der vier Millionen Mark für die Zwecke der Kriegswohlfahrtspflege und zur Gewährung von Darlehn an hilssbedürftige Kreise des Mittelstandes anfordert. Das Eisenbahnunglück bei Herczeghalom. Interpellation im ungarischen Abgeordneten- Hause. Budapest , 7. Dezember. Im Abgeordnetenhaus erklärte Handelsminister Baron Harkanyi auf eine Interpellation wegen des Eisenbahnunglücks bei Herczeghalom, wenn behauptet werde, er habe zur Herbeisühnmg des Unglücks beigetragen, da auf einer Zwischenstation angeordnet worden sei, der zweite Teil es aus Wien in zwei Teilen abgelassenen Zuges sollte den r st e n überholen, so müsse er feststellen, daß er, der im weiten Teil gefahren sei, eine derartige Weisung .. i ch t erteilt habe. Man habe auch behauptet, daß eine allzu- große Anzahl Eisenbahner zum Frontdienst einberufen worden sei, wodurch Ueberanstrengungen der Zurückgebliebe- >. e n eingetreten seien, welche die gegenwärtig ungemein hohen An« ordcrungen des Transportdienstes kaum bewältigen können. Der Minister bemerkte hierzu, daß letzthin ein nicht unerheblicher Teil der Einberufenen wieder zum Eisenbahndienst rückbeordert worden sei und daß der Dienst mit der größten Hingebung versehen werde. Was eine Entschädigung der An« gehörigen der Verunglückten betreffe, so werde entsprechende Vor« 'vrge getroffen werden. Eine umfassende Untersuchung über die Ur- fache der Katastrophe sei eingeleitet und es werde alles aufgeboten Mus Groß-öerlin. Tiphtherievcrbreitung durch die Schule. Au der Weiterverbreitung ansteckender Krankheiten des Kindesalters ist die schule stark beteiligt. Die Aerzte wußten das seit langem, und immer wieder haben sie durch ihre Be- obachtungen und Untersuchungen den Beweis dafür erbracht. So nianche Mutter von schulpflichtigen Kindern ist erst durch eigene und bitterste Erfahrungen darüber belehrt worden. Zu sorgsamster Vorsich! mahnt die Gefahr, die den Kindern aus den in Berlin sich jetzt wieder häufenden Diph- therieerkrankungen droht. Ein Fall von Diphtherie - Übertragung, die in diesem Herbst sich in einer Berliner Gemeinde schule unter besonderen Umständen vollzogen hat, wird bekannt aus einer kürzlich ergangenen Verfügung der städtischen Schuldeputation. Am 24. November dieses Jahres richtete die Schuldcputation an alle Gemeindeschul- rektoren folgendes Schreiben: „Das städtische Medizinalamt hat uns mitgeteilt, daß in einer Schule eine größere Anzahl von Kindern dadurch an Diphtherie erkrankt ist, daß mehrere von ihnen hintereinander aus einer der Milchflaschen ge- trunken haben, die für sie zum ersten Frühstück bereit gehalten werden. Es ist mit Sicherheit anzu- nehmen, daß eins von den Kindern Bazillenträger gewesen ist und die übrigen Kinder angesteckt hat; bedauerlicherweise sind hier- durch sogar zwei Todesfälle zu verzeichnen gewesen. Um derartige Vorkommnisse für die Folge nach Möglichkeit zu ver- meiden, ersuchen wir. dafür Sorge zu tragen, daß die Kinder, die des Morgens Milch erhalten, sich von Hause einen Trinkbecher mit- bringen; ein Trinken aus der Flasche ist unter allen Umständen zu verbieten." Es handelt sich hier um bedürftige Kinder, denen in der Gemeindeschule vor Unterrichtsbeginn ein warmes Frühstück unentgeltlich verabreicht wird. Der Mißgriff, daß dabei mehrere Kinder einfach aus der Milchflasche tranken, hätte bei hinreichender Aufsicht nicht vorkommen können. Die Ver- fügung der Schuldeputation erinnert an den Brunnen, der zugedeckt wurde, nachdem das Kind hineingefallen war. Daß die Diphtherieübertragungen tatsächlich auf die geschilderte Art zustande gekommen sind, wird man gegenüber der vom Medizinalamt so bestimmt ausgesprochenen Annahme kauni bezweifeln dürfen. Die Gefährlichkeit der als Bazillen- träger bezeichneten Personen, die mit Austeckungs- keimen behaftet sind und sie auf andere Personen übertragen, ohne selber zu er- kranken, wird noch viel zu sehr unterschätzt. In dem Kampf gegen Diphtherieverbreitung durch die Schule, den seit Jahren das Medizinalamt der Stadt Berlin führt, wird alles Mögliche getan, auch eine rechtzeitige Erkennung und schleunigste Aussonderung der Bazillenträger zu erreichen. Das Ende des Kartoffelbrots und anderes. Vom 1. Januar ab soll das Brot keinen Kartoffel- z u s a tz mehr erhalten. Die Brotstreckung soll durch stärkere Ausmahlung des Roggens: 93 statt 81 Proz., erreicht werden. Infolge der jetzigen Kartoffelknappheit verliert die Streckung des Brotes durch die rarer gewordene Erdfrucht ihren Sinn. Wie das Kriegsernährungsamt mitteilt, wurde die ur- sprünglich umfangreich in Aussicht genommene Kartoffel- trocknung bereits wesentlich herabgesetzt. Auf Brotstreckung mit Trockenkartoffeln soll ganz verzichtet werden, und die Fabriken sollen möglichst unter Verwendung anbrüchiger Kartoffeln nur so viel herstellen, wie für die Heeresverwaltung und einige technische Bedürfnisse nötig ist. In den Monaten Januar bis Mai soll die Bevölkerung größere Mengen der aufgestapelten Vorräte von Teigwaren, Grieß, Graupen und Haferpräparate erhalten. Die Neuerung ist zuerst von Herrn Stegerwald bei einem Vortrage in Recklinghausen mitgeteilt und dann auf Anfrage der Presse vom Kriegsernährungsamt be- stätigt und ergänzt worden. Warum überläßt man derart wichtige Bekanntgaben dem Zufall oder dem Gut- dünken der im Ernährungsamt sitzenden Herren, die von ihrer Wissenschaft bei mehr oder weniger privaten Veranstaltungen Gebrauch machen? Herr Stegerwald versicherte, daß die Lage des Lebensmittelmarktes im allgemeinen so sei, daß wir mit dem Vorhandenen' auskommen könnten. Auch wir sind der Ansicht, daß der Fehler bei weitem mehr in der mangel- hast organisierten Verteilung und Heran- schaffung liegt. Wie wäre es sonst denkbar, daß jetzt wieder bei manchen Berliner Bäckern zahlreiche Familien mit vier Köpfen nur ein Brot und die mit mehr als vier An- gehörigen zwei Brote bekamen. Kartoffeln gab es nur auf eine Karte für jede Familie oder gar keine. Viele Familien haben Kartoffelkarten verfallen lassen müssen, obwohl die Frauen stundenlang gestanden haben. Dabei kann nicht bestritten werden, daß die Versorgung der von den ärmeren Schichten bewohnten Viertel schlechter ist als die der anderen. Wie lange noch wollen die Konsuln ge- warnt werden, bis sie mit dem dem bitteren Ernste der gegenwärtigen Zeit angepaßten Maß von Tatkraft und lieber- legung handeln werden?!_ Keine Freigabe des Verkaufs von Gemüsekonserven. Durch einen Teil der Presse ging dieser Tage die Nach- richt, daß von Mitte dieses Monats ab der Handel mit Spargel- und Erbsenkonserven fteigegeben werden solle. Wie wir mitteilen können, ist diese Nachricht verftüht. Wir möchten aber bei dieser Gelegenheit darauf hinweisen, daß eine unbeschränkte Freigabe des Gemüsekonservenverkaufs zu den bereits festgesetzten Höchstpreisen zweifellos belebend auf die H a m st e r i n st i n k t e gewiffcr Bevölkerungskreise einwirken wird. Den hieraus entstehenden Gefahren vorzu- beugen, gibt es keinen anderen Weg als den von der sozial- demokratischen Partei seit nunmehr 21/ä Jahren immer wieder empfohlenen: geregelte Verteilung auch der Gemüsekonserven durch Lebensmittel- karten. Durch den Aufschub der Freigabe des Verkaufs ist hinlänglich Zeit gewonnen, die hierfür notwendigen Maß- regeln zu treffen. Wir erwarten außerdem mit Bestimmtheit, daß nichts versäumt werden wird und daß die zuständigen Behörden es uns ersparen werden, neben den anderen ge- wohnten Reigentänzen vor den Lebensmittelläden später auch noch das Schauspiel des AnstchenS nach Gemüsekonserven zu erleben.
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