Ein Anspruch auf Durchzugsrecht durch Delgien. Wie aus Rotterdam gemeldet wird, teilte der englische Minister des Acuszern folgendes mit: In einer deutschen Beroffentlichung an die Neutralen, die am 13. Januar veröffentlicht wurde, ist gesagt: Es ist bekannt, daß die Königliche Regierung von Großbritannien im Jahre 1 887 entschlossen war, sich unter den angegebenen Borbe- halten lVerbürgung völliger Integrität und Unabhängigkeit des belgischen Gebietes, Vergütung eines jeden Schadens, der durch den Durchzug deutscher Truppen verursacht werden könnte) einem A n- spruch auf Durchzugsrecht durch Belgien nicht zu widersetzen. Diese Erklärung ist durchaus unrichtig und wird in bestimmtester Weise abgeleugnet. Dazu bemerkt der„Lokalanzeiger": Diese Ablcugnurig wird kurze Beine haben. Es ist selbstverständlich, daß die Reichsrcgierungrn einer an das neutrale Ausland ge- richteten Rote eine so schwerwiegende Behauptung nicht mit solcher Bestimmtheit aufgestellt hätte, wenn sie sich nicht i m Besitz des urkundlichen Materials befände, durch das sie erhärtet werden kann. Wir glauben, vermuten zu dürfen, daß d i e s e s M a t e r i a I n u n m e h r v e r ö f f c n t- licht werden loird._ Der Wolf im Schafspelz. BriandS Tekret-Antrag. Bern , 19. Januar.„Depdchc de Lyon" meldet aus Paris : Der für den Dekretantrag zuständige Kammerausschuß er- örterte gestern die Grundzüge des Dekrets. B r i a n d er- Härte, es sei eine polittsche Notwendigkeit, sowohl für die Unabbängigkeit des Parlaments wie für die HanMungs- 'reiheit der Regierung, daß gewisse Probleme und Fragen von allgemeinem Interesse auf dem Wege des Erlasses gelöst werdcns Der Ministerpräsident legte dem Ausschusse eine Aufstellung dieser Fragen vor, unter denen sich auch das Verbot des A l k o h o l g e n u s s e s befindet. Der A u s s ch u ß ließ in einer Mitteilung an die Presse erklären, daß gewisse Fragen, deren Regelung durch einen Erlaß Briand gefordert hatte, bereits durch bestehende Ge- ietze gelöst worden seien. Andere hätten nur nebensächliches Interesse, so die Herabsetzung der Altersgrenze für die Au- gestellten der großen Eisenbahnlinien. Der Ausschuß beauf- tragte den Berichterstatter, Abg. V i o l l e t t e, zu unter- suche», in welchem Maße für jedes einzelne der von Briand angeführten Projekte die bestehenden Gesetze ungenügend seien. Briands Vorlage, die auf Diktaturbefugnisse ausgeht und nun einen so harmlos klingenden Namen fiihrt, ist dem Ausschuß so unsympathisch wie Gift. Er traut dem sanften Felle wicht. Die Beliandiung, die er der Vorlage zuteil wer- den lassen will, ist so gründlich, daß Brianh, der es sehr ciRg hatte, schwerlich dabei auf seine Kosten kokmnen kann. Das neue polen . ReichSrat und Armee. Warschau , 18. Januar. In der gestrigen Sitzung des Staats- ratcs erfolgte die Verlesung einer Adresse der polnischen .A i l i t ä r o r g a n i s a t i o n. in welcher die EntWickelung der Armeefrage geschildert und auf die Verdienste des Kommandanten VilsudSki hingewiesen wird. Zur beschleunigten Organisation der polnischen Armee wurde einstimmig die Bildung einer A? i l i t ä r k o m m i s s i o n beschlossen, die aus dem Krön- Marschall und sechs Mitgliedern besteht. Die Kommimon soll sich mit den Besatzungsbchörden und dem Legionskommando verstän- digen und die Organisation einer Militärkommission des Staats- rates ausarbeiten. In die Kommission wurden gewählt: Dzierz- bicki, Gorski. Lcmpick!, Pilsudski , Prinz Radziwill, Gras Rost- worowski. Ferner wurde die baldige Einberufung einer Kom- Mission zur Ausarbeitung eines Entwurfes für die Landtagssatzung und die Verfassung des Königreiches sowie die Schaffung einer Organisation zur Bearbeitung von Kultus- und Unterrichtssragcn vcschlosscn. Die Annahme sämtlicher Anträge erfolgte einstimmig.
Der Krieg auf öen Meeren. Oer üeutsche Kaper im �Ulatt tischen Ozean. Tie Prise„Darrowdale". »Wolfis Bureau meldet: Am 31. Dezember 191tt ist der eng lische Dampfer„Zyarrawdale"(4600 B r.- R e g.- T».) als Prise in d en Haft»»an Swinemünde eingebracht worden. Der Dampfer hatte»!» deutsches Priseukommand« in Stärke von 16 Mann und 469 Gefangene, nämlich die Besatzungen von eine« norwegischen und siebe» englischen Schiffen an Bord, die von einem unserer Hilfskreuzer imAtlanti scheu Ozean nusgebracht waren Dir Ladung der aufgebrachten Schiffe be- stand vorwiegend ans Kriegsmaterial, das von Amerika kam nn» für unsere Zemde bestimmt war, und aus Lebens- mittel», darunter 6900 Tonnen Weizen, 2000 Tonnen Mehl, ferner aus 1900 Pferden. Der eingebrachte Dampfer „Zarrowdale" hatte 117 Laftautomobile, ein Personen- automobil, 6300 Kiste» Gewehrpatronen, 30000 Rollen Ztacheldraht, 3300 Tannen Stahl in Knüppeln. außer- dem viel Fleisch. Speck und Wurst an Bord. Bon de» venenkten Dampfern waren drei englisch « de- w a s f n e t. Unter den Besatzungen der aufgebrachten Schiffe de- ianden sich insgesamt 103 Angehörige neutraler Staate», die ebenso wie die feindlichen Staatsangehörige« i n Kriegs gesangenschaft abgeführt sind, soweit sie auf den bewaffneten feindliche» Dampfern Heuer ge- aommeu hatten. Führer drS Prisenkommandos war der Offizier- srellverrrcter Badewitz. Tie Einbringung der Prise„Jarrowdalc" wurde bisher aus militärische» Gründen geheim gehalten. Diese sind, nachdem die Erklärung der britische» Admiralität vom 17. Januar 1017 erschiene» ist, sortgefallen. Bemerkenswert ist, daß die eng lisch « Admiralität sich erst dann entschloffeu hat, die bereits längere Zeit zurückliegenden Berluste dem englischen Publikum bekannt zu geben, als diese durch das Einlaufen der japanische» Prise „Hudson Mar»' in einen brafiliauischrn Hafen auch dem neu- (taten Ausland bekannt geworden waren. » Zur Abführung der auf den genommenen Schiffen in Dienst stehenden Angehörigen neutralerStaatenin Kriegt-
gefangeuschaft sei daran erinnert, daß vor kurzem der Staatssekretär Lanfing die Erklärung abgab, Amerikaner, die in den Dienst der Kriegführenden träten, begäbe» sich damit des Anspruches au Schutz, der ihnen sonst von seitcn der Regierung ihre? Landes von Rechts wegen zustehe. Ob Angehörige der Vereinigten Staaten au ' den genommenen Dampfern angeheuert waren, ist in der Wolffschcn Mitteilung nicht gesagt, aber den Standpunkt LanfingS werden auch die anderen neutralen Staaten als richtig und selbst« verständlich anerkennen. Das Besondere des Falles, der jetzt gegeben ist, besteht darin, daß die Anheucrung nicht au Kriegsschiffen, sondern auf Handelsdampfern, die bewaffnet waren, geschah. » Amsterdam , 19. Januar. Die Londoner Zeitungen vom 13. er- örtern ausführlich die Nachrichten über die S ch i f f S v e r l u st e, die die Kaperfahrt der„neuen Möwe� verursacht hat. Da weitere Nachrichten noch fehlen, so stellt man Vermutungen über die Fahrt und die Maskierung des Schiffe? an und frischt die Er- innerung an die Leistungen der„Appam" und„Möwe" wieder auf. Einige Blätter bemühen sich, die Schiffsverluste als ziemlich gering- iiigig hinzustellen, da die„Möwe" eine größere Beute gemacht habe. Zu gleicher Zeit wird die Admiralität entschuldigt, daß sie diese Kreuzerfahrt nicht verhindert hat. Es sei nahezu unmöglich, ein einzelnes Schiff in i»em weiten Ozean aufzu'püren. Archibald Hurd teilt im„Daily Telegraph " mit, daß die britischen Krenzergeschwader wöchentlich 80 Schiffe anhielten und durchsuchten. „Daily Mail" schreibt, der Beutezug wäre an sich nicht ge- fährlich, aber er werde eS in Verbindung m i t der Tätigkeit der deutschen U-Boote. Der Feind zerstöre Tag für Tag etwa 10 090 Tonnen der Handelsflotte der Alliierten, und die einfachste Berechnung zeige, daß dies im Jahre eine gewaltige Totalsumme ergibt. Da» Blatt schiebt die Schuld aus da? friibere Admiralskollegium. Kation müsse die U-Boot- gefahr durch neue Schiffsbauten, durch Bewaffnung der Handels- flotte und durch andere Mittel bekämpfen, deren Geheimnis das Blatt nicht enthüllen will. Aber England dürfe I e I l i c o e s Warnung keinen Augenblick außer Augen lasten. daß die U-Bootgefahr jetzt größer fei. als in irgend eine r...sxiüj«ren Periode d e S Krieges. Der Washingtoner Korrespondent der„Times" meldet: Die Taten des neuen deutschen Kaperschiffes hätten die Mitteilung Balfours an den britische» Botschafter in Washington in den Schatten gerückt; die Talen des Kaperschiffes wurden natürlich be- wundert. In Pernambuco wurden auch 13 Amerikaner an Land gesetzt. DaS Staatsdepartement warte nähere Mit- teilungen ab. Wirkungen der neuen„Möwe"'. Weiter wird gesagt: Man legt sich im allgemeinen die Frage vor, ob nicht mehrere solcher Kaperschiffe die Wachsamkeit der britischen Flotte überlistet hätten, während man sehr gut einsehe, daß eS sehr schwierig sei. nur ein Schiff über eine solche Aus- dchnung auSzuivüren'und zu vernichten. Roch einer Rotterdamer Meldung des„B. T." schreibt der Mit- arbeiter der„Times" über das Auftreten des neuen deutschen Kaper- schiffes:„ES wird für SchiffahrlSkreise wohl nicht« ReueS sein, daß sich wieder ein deutsches Kaperschiff auf See be» findet, seitdem die Admiralität am 8. Dezember bekanntgab, daß ein bewaffnete« und unkenntlich gemachtes Schiff am 4. Dezember signalisiert worden sei. Im Allanlnchen Ozean wurde eine große Anzahl von Schiffen als verloren gemeldet". Im Hinblick auf die lange Zeil, während der das Kaperschiff angeblich tätig war, hält der„Times"- Mitarbeiter die bekannt gewordenen Bertuste nicht -ür überraschend groß. Sie seien nicht so groß wie die Beute. die die„Möwe" während einer kürzeren Zeit gemacht har. Das Kaperschiff habe anscheinend seine Operationen im Nordatlantik an- gesangen und sei dann anscheinend südwärts gefahren. Nach dem„L.-A." sagt der Mitarbeiter der„TimeS" noch, die „Möwe" habe ihre Expedition nicht länger als zwei Monate fort- ti können. „Daily Ehronicle" sagt: Die Kriegsschiffe, die nötig seien, um Jagd auf dieses Schiff zu machen, seien anderer Art, als diejenigen, die zum Kampf gegen die Tauchboote benutzt würden. Die O p e- rationen gegen das Kaperschiff verhindern also nicht den Kamps gegen die Tauchboote. Wie die„Times" aus New Dort meldet, sind die Schiffs- Versicherungen für die Routen nach Südamerika und Westindien von zweieinhalb auf zehn Prozent gestiegen. Wenn das nicht schon zum Teil eine Wirkung der Nachricht von der Arbeit des deutschen Kaper« ist. dürfte ein weiteres Emporschnellen der Versicherungen nicht auf warten lassen. Ter Prisenführer Badewitz. Der als Prise nach Swinemünde eingebrachte Dampfer „Jarrowdale" wurde von dem Offizierstellvertreter B a d e w i tz ge- iührt, der sich bereits auf der Kreuzerfahrt der„Möwe" aus- gezeichnet har. Der ,L. A." weist daraus hin. daß er damals als Kommandant des englischen Schiffe«„Westburne" gefangene'Mann- ichaslen von den versenkten Dampfern nach Teneriffa brachte und dann den„Westburne" versenkte. Er wurde danach in Spanien interniert. eS gelang ihm aber, zu entfliehen und die Heimat wieder zu erreichen. Als er die jetzige Prise nach Swinemünde einbrachte, ließ man ihn in schneller Folge von wenigen Tagen vom Ober- matrosen der Seewehr und Osfizierstellvertreler zum Bootsmanns- moat, ObetboolSmannSmaal. Steuermann der Reserve und Leul- nant zur See der Reserve aufsteigen. .* U-Boote gegen U-Boote. Paris , 18. Januar. G v u d e. Deputierter von Brest , hat einen Befchlußantrag auf sofortige Bildung einer von dem Große» Generalstab unabhängigen Amtsstelle znr Organisation « in e s 1!- B»» tkri e g r S für Angriff undBerteidi- g u n g, ferner auf Verwertung der Sriegswerftrn für de« Bau von Patrouillenbooten und U-Boote» und nötigenfalls von Handels- schiffen, endlich auf Abrüstung der militärisch wertlosen Kriegs- schiffe und Verwendung ihres Materials auf dem Lande sowie auf Handelsschiffen, Patrouillenboote« und U-B «»tjägern eingebracht. * „ItoruwaUiS" durch U-Boot vernichte«. Amtlich. Berlin , 19. Januar. Eines unserer n tcrscebaote, Kommandant Kapitäulcutnant Hart- wig, hat am 9. Januar, sechzig Seemeilen südöstlich von Malta , das durch leichte Streitkräfte gesicherte englische Linienschiff„Eornwallis"(11299 To.) durch Torpedoschuß versenkt. » Lersentt. Lloyds meldet: Die britischen Dampfer „M a n ch e st e r".„I« v e n t o r"(7679 B-r.-R«g..To.) und .Wragbh"(3641 Br.-Reg.-To.) find versenkt worden.
wieüer eine englische U-Soot-Ialle unter neutraler flagge* Wolfis Bureau teilt mit: Am zwölften Januar 1917 sichtete eines unserer Unterseeboote im englischen Kanal einen Dampfer und forderte ihn durch Signal auf, zu stoppen und ein Boot zu entsenden. Es wurden deutlich die dänische« ReutralitätSabzeichcn.die dänische Flagge und die in große« weihen Buchstaben aufgemalte» Worte„Kai, Tanmark" erkannt. Nach geraumer Zeit wurde am Bug des Dampfers ein Ruderboot sichtbar. Ter Untersccbootskommandant glaubte nun- mehr, einen harmlosen dänischen Dampfer vor sich zu haben, und näherte sich ihm. Plöblich ließ der nur noch einige hundert Meter entfernte Dampfer seine Maskie rung fallen, die Planken vom achteren Ruderhaus fielen herab und es wurde ein G c s ch ü tz von zehn bis fünfzehn Zentimeter Kaliber sichtbar, über welchem dir dänische Flagge wehen blieb. Gleichzeitig fielen aus mehreren, bis dahin unsichtbar gebliebenen, an der Breitseite oder vorn auf- gestellte« Geschützen mehrere Schüsse, die in unmittelbarer Nähr deS Unterseebootes einschlugen. Es gelang diesem durch schnelles Tauchen, sich der Gesahr zu entziehen. ES ist inzwischen einwandfrei festgestellt worden, daß der— tatsächlich existierende— Dampfer„Rai" bis zum 13. Januar 1917(also einen Tag nach dem Borsall) in dem englischen Hafen Snnderland gelegen hat. Es kann also keinem Zweifel unterliegen, daß es sich hier wieder um einen jener schäm- lose« Fälle gehandelt hat, in denen englische Dampfer alö N-Boots- Fallen neutrale Farben und Flaggen ür gröbster Weise mißbrauchen, um ihre Geschütze gefahrlos auf deutsche, in Ausübung des l'gi- timen Handelskrieges begriffene Sriegssahrzeuge zum Schuß zu bringen. Daß dieser Dampfer es nicht einmal für nötig gehalten hat, bei Eröffnung des FeuerS die dänische Flagge herunterzuholen, sondern unter wehender dänischer Flagge ge- schössen hat, setzt der ganzen vrrbrecherischc« Handlungsweise die Krone auf.
Die Haltung üer Schweiz . Lugano , 18. Januar. Der schweizerische Gesandte in Rom hatte gestern eine längere Unterredung mit dem Minister des Aeußern Sonnino. Der Gesandte erklärte einem Vertreter des„Corriere della Sera " gegenüber, die Schweiz beobachte andauernd die gleichmäßige Haltung gegenüber allen Kriegführenden seit Beginn des Krieges. An dem Tage, an dem irgendein Soldat der krieg- führenden Staaten den Versuch niachen sollte, m i t Gewalt die schweizerische Grenze z u über- schreiten, würde für die Schweiz derKrieg be- ginnen. Jedoch hege die Regierung keinerlei der- artige Befürcktungen gegenüber irgendeiner Seite. Abgesehen von der Tatsache, daß die schweizerische Regierung über ein kräftiges Heer verfüge, genügten bisher der Schweiz die Versicherungen aller knegführenden Staaten. Nachdem jetzt aber alle Friedenshoffnungen geschwunden und die Aus- dehnung des Kriegsschauplatzes sowie eine Verschärfung der Kampfesweise bevorzustehen scheine, sühle sich die Schweiz verpflichtet, alle Maßnahmen zu treffen, um sich gegenüber jeglicher, auch unbeabsichtigter Verletzung seiner Neutralität zu schützen, wer eS auch sein möge.
Zraakreichs Munitionsnot im ersten Kriegsjahre. Ei« Bericht Millerands. Bern , 18. Januar.„Temps" zufolge Hai Mrllerand bei einem Vortrag in Bordeaux , offensichtlich als Erwiderung auf die An- schuldigungen, die gegen ihn infolge des letzten Berichtes Violettes in der Kammer erhoben wurden, erklärt, Mitte September 1914 ei im Kriegsministerium wie ein Blitzschlag die Nachricht einge- troffen, daß die Munitionsreserve für die 7S-Millimeter- Geschütze sich erschöpf e. Die tägliche Erzeugung von 13 409 Ladungen habe man im Handumdrehen auf 100 900 erhöhen müssen. Ins Kriegsministerium sei eine Versammlung von Jndu- striellen einberufen worden, in deren Verlauf die Mobilmachung der gesamten Industrie beschloffen wurde. Allein für die Werk- statten fehlten die geschulten Arbeiter sowie die nötigen Werkzeuge. als die neue Schwierigkeit hinzukam, daß nicht nur Munition, son- dern auch Geschützmaterial ersetzt bzw. erzeugt werden mutzte. Durch Bestellung von Geschützen sei in den meisten Fabriken die Geschotzherstellung aus die Hälfte herabgesetzt worden. Keine einzige Verpflichtung sei von den Auftragnehmern eingehalten worden, so daß schließlich trotz aller Bemühungen der Heber- gangszustand der Desorganisation eintrat, der bis zum Frühjahr 1915 andauerte. Erst da sei es gelungen. Erfolge zu erzielen- welche die kühnsten Erwartungen übertrafen. Vermutlich spielt Millerand mit der letzten Aeußerung auf die 1915 ausgekämpfte große französische September-Offenstve in der Champagne an. Aber diese kam nach anfänglichem Erfolge schnell ins Stocken und zwei Monate später war Millerand als Kriegs- minister abgetan. Es gab eben noch kühnere Erwartungen, als er sie hegte. Die Kriegsgefangenschaft in Dänemark . Kopenhagen , 18. Januar. Zu den Ausladungen der Presse über die Äriegsgesangenensrage veröffentlicht das Ministerium eine Erklärung, in der auf die Erklärung des Ministers des Aeußern im Folkething vom LS. Okwber 1916 verwiesen wird, in der dieser betonte, daß der von der Regierung beschlossene Plan, der sich aus die von den auswärtigen Mächten ausgesprochenen Wünsche gründe. der einzig durchführbare sei. Derselbe berücksichtige die Forde- rungen, welche die Kriegführenden betreffs der Verpflegung und Bewachung der Kriegsgefangenen gestellt hätten und stellen mußten. Der Plan sei wegen der Kosten, welche die Staatskasse tragen müßte, mnerzeit den HauShaltungsausschüsien der beiden ReichStagskam- mern vorgelegt worden und habe eine syurpathische Ausnahme gesunden. Daß die Staatskasse- alle Ausgaben überne- m e n solle. seiwegenderGröße derselben nichtangemes- e n. Auch die entsprechende Ordnung in der Schweiz gründe sich auf die Beihilfe der Kriegführenden zum Unterhalt der Jnter- nierten. Unter Vorsitz des Prinzen Waldemar werde demnächst eine Landessammlung für die Sache eingeleitet werden, um dem naturgemäßen Mitgefühl der dänischen Bevölkerung nachzukommen und den Wunich zu erfüllen, auf einem Gebiet, wo dieS möglich i, einigen der Opfer des Krieges Hilfe zu leisten.