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r. 75.- 1917.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Sound, 17. Mär

Kartoffelpuffer.

Von Heinrich Reichenau.

Beiß Gott, wie es meine Frau angefangen hatte, zu Fett und Kartoffeln zu kommen! Als ich nach Hause fam, war sie dabei, Kartoffelpuffer zu baden. Die Küche erfüllte ein scharfer Bratduft. Die Kinder jauchzten. Aus fünf Kehlen flang mir's entgegen: Bapa  , Kartoffelpuffer gibt's 1" Ruhe!" rief meine Frau. Spitzt Euch nur nicht! Mehr wie zwei wird feins friegen 1" Bald waren die zwei verspeist. Die Wahrheit zu sagen, war es nur wenig mehr als einer. Den Löwenanteil an dem zweiten hatte mir das fleine Volf abgeschmeichelt. Da fiel mir die Ge­fchichte ein.

Auch das Land, in dem es Kartoffelpuffer in Hülle und Fülle gab, stand in allen Einzelheiten vor mir. Es ist das fleire eras gebirgische Dorf. Da fligt der Bach durchs Tal, da läuft die Dorf Straße. Dort drüben liegt das Gütchen meines Vaters. Und richtig, da liegt auch noch die Hütte Risfengottlobe. Ein Bunder, daß sie noch immer dort steht! Und damals es sind nun bald dreißig

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Jabre her fagte mein Bater an den Abenden, an denen der Herbststurm die Standhaftigkeit unserer Eichen erprobte: Wenn nur Rissengottlob nicht vergigt, sein Häufel anzu Binden!" Und als ich ihn das erstemal, da ich das hörte, erstaunt und fragend ansah, meinte mein Bater:

Ja, ja, er muß es anbinden, daß es der Wind nicht nimmt! An den Holzapfelbaum!"

Heute weiß ich allerdings, daß Riffengottlob seine Hütte nie angebunden hat. Er war zeitlebens für das Ungebundene, und bann haben ihn in seinem Leben so viele Stürme geishüttelt, daß er zu der Zeit, als mein Vater das behauptete, wohl den Respett

vor den Stürmen verloren hatte.

Wäre er nicht so für das Ungebundene getveien, so hätte er da oben auf der Mühle ſizen können. Aber die hatte er durchgebracht. Dann hatte ihn feine fönigliche Ungebundenheit zu häufigen Streifen in die föniglichen Jagdgründe verleitet, die dort oben lagen, und von denen die Bauern selbst sagten, daß in diesen Gründen die Siriche besser gepflegt würden, als sie ihre Dchien pflegen könnten.

Eine Weile ist das gut gegangen. Dann aber ist die verfluchte Geschichte mit dem Silfsjäger passiert, die Rissengottlob für ein paar Jahre an einen Ort brachte, wo es teine Mühlen und Wälder

und Striche gibt, trotzdem er( wer ermißt die Ironie der Tatsachen?)

Waldheim heißt.

An diesem Orte hatte Gottlob die Schusterei gelernt. Is er beimgekehrt war, trieb's ihn doch wieder in den Wald. Er vers dingte sich als Waldarbeiter, trozdem er Anlaß hatte, auf Förster und Hilfsförster scheel zu bliden. Er hielt aber aus, bis ihm die Fichte das Bein zerschlug. Nun erst stieg er( versteht sich, nachdem das Bein zufammengeflict war!) zu den Bauern in das Tal und

die andere Seite der Stube, too sich der Schusterichemel spreizte, und holte die Ungetüme von Stiefeln aus der Ede. Sie waren neu besohlt. Er hielt sie in die Höhe und hob sie in den Licht­freis. Dann jagte er:

Sonnabend,

Deutsches Opernhaus: Der Postillon von Lonjumeau  ."

Im Juni werden achtzig Jahre feit der Berliner   Erstaufführung Da jeg Dich. Ich muß sie noch ein bißchen schwärzen!" dieser fomischen Oper des Franzosen Adam   verflossen sein. Daß Gottlob nahm den einen Stiefel, tauchte den Zeigefinger der sie noch immer lebendig geblieben ist, verdankt sie besonders anderen Hand in ein Gläschen mit schwarzem, tintenartigem Zeug günstigen Umständen. Zunächst der frischen melodiösen Musik. Dann und fuhr mit dem Finger rund um den Rand der Sohle herum. Der Titelrolle. m Nu war der grauichimmernde Nand tieffchwarz. Unzählig sind die Ritter vom hohen zwei­Dasselbe gestrichenen O, die sich damit Lorbeeren und Reichtümer erfungen wiederholte er bei dem anderen Stiefel. Dann stellte er die Un- haben. Zumal feitdem Theodor Wachtel   das rhythmische Peitschen­getüme auf den Boden, wischte leicht mit dem schwarzen Finger Inallen eingeführt hatte. Er und Heinrich Bötel   waren auch die über die blaue Schürze, nahm die Lampe   und ging an den Herd, berühmtesten deutschen Postillone. po es in der Pfanne lebhaft zischte. Er zog die Pfanne von dem Feuer, nahm ein großes, breites Messer, hob damit die Buffer aus der Pfanne und tat sie auf einen Teller. Mit den Händen griff er in den Teig und formte neue Buffer.

Ich hatte mich erhoben. Gottlob sah nach mir hin. Seg' Dich nur!" fagte er freundlich. Nun sollst Du auch einen Buffer haben!" Er nahm einen von dem Teller und brachte ihn mir. War es möglich? In der Hand, mit der er noch soeben den Stiefel geschwärzt. Ich brachte das dante" faunt heraus. Da faß ich mit meinem Kartoffelpuffer. Mit den Händen, mit denen er die Stiefel ichwärzte, hatte er das gemacht! Geschichten, die mein Vater erzählt hatte, wurden furchtbare Wahrheit.

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9PHOP

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Bom Text aus betrachtet, wird die Schablone und Verlogenheit der übrigens raffiniert gemachten Handlung auffallen. Daß fie in die Zeit des französischen   Nofofo verlegt ist, erhöht ihre für die welsche Spieloper charakteristische innerliche Univahrheit. Aber der Komponist hatte nun Elbogenfreiheit. Er Lonnte gegensätzliche Per­sonen illustrieren, die verschiedensten Musiken Koloraturarie bis zum Tanz von der großen durcheinander mischen und so alle Geschmäcker befriedigen. Denn man wollte nur unterhalten sein. Ob nun die Wiederaufführung dieser Oper mit anderent ihresgleichen bom künstlerischen Standpunkt aus Berechtigung hat, fommt natürlich auf den Grad der in Anwendung gebrachten Mittel Die Charlottenburger   Opernbühne darf sich eines außerordent lichen Vorzugs rühmen. Bernhard Bötel  , der Sohn Heinrich Bötels, wirkt ja an ihr. Und da ihm die Erbschaft der musikalischen Intelligenz, bor allem eines echt Ihrifchen, leicht ansprechender Tenors zugefallen ist, so war ziemlich sicher, daß er als Postillort Furore machen würde, was ja mun geschehen ist. Bötel und Mizzi int als Magdalene sind aber auch ein prachtvoll zusammen­gestimmtes Sängerpaar. Und nicht minder glänzend ist ihr komischer Gegenpart: Julius Lieban  ( Marquis) und Eduard Standl ( Schmied, dann erster Chorfänger).

Die art.

im

Meine Zähne lagen fest aufeinander. Feucht stieg es mir Halse herauf. Gottlob hatte sich wieder seinem Badgefchäft zugewandt. Da war schon ein Teller hoch voll. Da stand noch eine Pfanne mit Buffern auf dem Feuer und da war auch noch Teig in dem Rapfe. ein Zweifel, Bater hatte recht, wenn er fagte: Wenn der Gottlob anfängt zu kochen, da tocht er gleich für 14 Tage!" Ja, Bater hatte gut lachen. Hatte er fchon mal einen Startoffel­buffer von Riffengottlob in der Hand gehabt, den er essen mußte? hingelegt und gesagt:" Gottlob, Du bist ein guter Kerl, aber Deine Und wenn schon. Vater hätte doch gelacht und hätte den Buffer Kartoffelpuffer. Nec. im Leben nich!"

Daß Kinder nicht fönnen, was ihre Väter fönnen! Kinder müssen eſſen, wenn sie bei fremden Leuten was friegen. breite Messer und wendete die Buffer. Meine Augen liefen umher Gottlob war wieder mit seiner Pfanne beschäftigt. Er hatte das wie die einer gefangenen Ratte.

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Da auf dem Sofa lag eine alte dice Dede. Mein Blick ging hin zu Gottlob. Er wandte mir den Rüden zu.

Aber was ich vorhatte, das war ja ein Frebel! Das war ja Sünde! Nein, ich fonnte meinen Händen nicht gebieten! Wie ein Blitz war die eine an der Decke und hob fie boch. Die Hand mit dem Buffer fuhr weit unter die Dede und ließ den Buffer an Ort Eine schnelle Bewegung strich die Dede glatt. Die Zähne stellte in feiner Sütte Schufterbant und Schemel auf. Bei den gingen wieder auseinander und ein tiefer Seufzer ging hin­

Bauern hatte ihm die Geschichte mit dem Hilfsförster nicht geschadet. Gottlieb befam die Bauernstiefel zu befohlen und Gottlob wurde geholt. wenn mit Bierben und Rindvieh etwas nicht stimmte.

Gestalt wieder in meinem Gedächtnisse lebendig geworden ist. er­Einer ſeiner besten Freunde war mein Bater. Heute, wo die wacht in mir der Verdacht, daß die elende Geschichte mit dem Hilfs­förster gerade den Grund zu dieser Freundschaft gelegt hat. Wenn geichlachtet worden war, dann packie der Bater eine Wurst ein und Mutter tat ein paar Stüde   Fleisch in den Topf. Damit mußte ich zum Gottlob.

Benn er mir fölche Aufträge gab, lachte mein Bater unb jagte zu meiner Mutter:

So ein lieber Kerl, wie der Gottlob ist, aber seine Rocherei..." Und dann erzählte er haarsträubende Geschichten aus Gottobs Junggesellen- Küche, bis meine Mutter böse wurde oder aus der Stube lief.

Ich aber hörte schaubernd zu. Und wenn es mir auch schon

damals zweifelhaft erschien, daß Gottlob in stürmischen Nächten vorsorglich sein Häusel anfeile, die Geichichten aus seiner Küche fanden leider durch den Augenschein mancherlei Bestätigung.

*

Es war an einem Abend in April. Mein Vater rief mich aus der Stube in den Hof hinaus. Er war aus dem Felde gekommen. Geb' doch schnell zum Gottlob herunter und hole mir meine Stiefel. Ich muß morgen in die Biesen."

Als ich in Gottlobe Hütte tam, empfing mich ein angenehmer Duft. Wahrhaftig, Rissengottlob buf Kartoffelpuffer.

Ich sagte guten Abend" und forderte meines Vaters Lange faite. Gottlob nahm die Lampe von der Wand, ging hinüber auf

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Der Polizeimeister.

Ein russischer Polizeiroman

von Gabryela Zayolska.

Janka Ichnie den Kopf an die verschränkten Arme und sagte traumberloren:

"

Ach, ich bin des Lebens so froh! Niemals habe ich mich feit dem Tode meines lieben Mütterchens so glücklich gefühlt wie jest. Mir ist ordentlich bange."

Halina flatschte in die Hände.

Warum denn?" rief sie lachend, wovor haft du Angst?" Janka wurde plöglich ernst.

" Ich fürchte, daß mir mein Glüd entschwinden tönnte!" Halina zuckte die Achseln.

,, Mädchen, verfündige dich nicht! Dein Glück ist jetzt light. Wieso sollte dieser verschwinden?"

Ich weiß nicht! Ich weiß nicht!"

und Stelle.

durch.

whth­

In diesem Augenblid wandte mir Gottlob sein freundliches Gefickt wieder zu. Und ich( Schurfe!) leckte heuchlerisch die Finger. bem Teller und nahm wieder einen Buffer. Das hätte ich aber wohl lieber niat tun follen. Golob griff nach

Ich erfchrat furchtbar.

Aber er big felber hinein.

Na, hat's geschmeckt?" fragte er. " O

mit der es heraus tam.

O ja," fagte ich. Noch heute schäme ich mich der Festigkeit, Na"( Gottlob griff wieder nach der Schüssel), da hast Du nom einen!"

In der Pfanne zischte es. Bräunend und warnend. Gottlob jah nach den Buffern.

Das zweite Verbrechen ist immmer leichter als das erste. Auch faltblütiger ist man dabei.

Prompt im zweiten Alt fonnte Marie Zimmermann mit Grete Margot und dem Ballettforps nach Wujit von Kameau das Drchester spielte mit vollem Behagen. flaistiche Tanzlunit offenbaren. Rudolf Kraffelt dirigierte und ek.

"

Backe elektrisch.

wollen. Tatsächlich sind aber auch durch den Stohlenmangel in der an das Bade elettrich" wird faum heute noch jemand recht glauben Dereinst erllang der fategorische Imperativ Roche   mit Gas". Gange, Bacöfen elektrisch zu heizen. Im Jahre 1913 war auf der Schweiz  , wie der Prometheus" mitteilt, Erwägungen darüber int Bäckereiausstellung in Bedenswill ein elektrisch geheizter Badofen vorgeführt worden, der zwar allgemein als Kuriosum angestaunt wurde, an deffen praktische Verwendung aber niemand glaubte. Die Bädervereinigung hat nun eingehende Verfuche zur Erprobung des elektrischen Backofens angestellt mit dem Erfolg, daß das tech­niiche Ergebnis zwar ein gutes war, aber die Betriebskosten gleich­falls recht bedeutende. Nun aber denkt man wieder an den clef trischen Badofen, denn Kohlen sind sehr inapp in der Schweiz   und Brotbacken till man doch.

Dazu kommt noch, daß die Schweiz   ja über ausreichende Wafferfräfte zur Erzeugung von elektrischem Strom verfügt. Es hat also das elektrische Baden in der Schweig am cheften Aussicht auf Berwirklichung.

Nottzen.

- Kunstabend. Im Rahmen der Arbeitervorlesungen der vereinigten Hochschulen wird am Sonntag, 61, 11hr abends, der zweite Bollekunstabend im Dorotheenstädtischen Realgymnasium, Dotvincenfit. 12, veranstaltet. Dr. A. stoeppen hält einen Etat­Frau C. Fail spricht über das" Türkische Frauenleben. bilbervortrag über Die Kultur der türkischen Völker und wir",

Gin Forschungsinstitut für Kriegsgeschichte. Das Kriegsarchiv der Universität Jena wird in ein selbständiges Forschungsinstitut für Kriegsgeichichte und alle damit zusammena hängenden wirtschaftlichen und fulturellen Fragen umgewandelt werden. Der erste Lebensmittelbittator. Die alte Ich war im Befize dieser Erfahrung, als auch mein zweiter Startoffelpuffer neben dem ersten schön warm unter der Dede rubte. Spielfrage: wer war der erste wird nun auch auf die Lebens. Ich stand schnell auf. Es wird finster," sagte ich, ich muß fehen, der nach der Bibel Aegyptens Verproviantierung besorgte. mittelbiktatur angewendet. Einige wollen ihn in Joseph von Aegypten gehen. Daht auch!" Mein freundlicher Wirt band die Stiefel an den Struppen   zubamit zusammenhängend auch die Regulierung und Verteilung des ( Aegypten   hatte von alter her genaue Lebensmittelkontrolle und fammen und lub sie mir auf die Schulter.

Da

die Tasche steden und draußen in den Bach werfen fönnen. Auf dem Heimwege fiel mir ein, daß ich die Buffer hätte in hätten sie die Forellen gefressen.

Aber was nügt einem alles, was einem zu spät einfällt?

Janka hatte den Brief zu Ende gelesen. Unbeschreibliche Freude spiegelte sich in ihrem Gesichtchen.

,, Was schreibt er?" fragte Halina neugierig.

Er kommt morgen! Hörst du? Mit dem Abendzug!" Sie drückte den Brief an die Lippen.

Morgen werde ich ihn sehen!"

" P

Gnädiges Fräulein," fragte Juzia schüchtern.

Darf ich

für eine Stunde ausgehen?"

Geh nur, geh," sagte Janta, amüsiere dich! hast du auch einen Bräutigam? Ja?"

Vielleicht

Von Glück und Liebe firahlend, näherte sie sich Juzia. Juzia dachte an den Mann, zu dem sie gehen wollte, an feine ausschweifenden Liebtofungen, an seinen von Alkohol und Tabak durchtränkten Atem und sein asiatisches" Be­nehmen und wurde dabei immer trauriger.

,, Nein, gnädiges Fäulein, ich habe keinen Bräutigam." Das ist schlimm," erwiderte Janta lachend. Wilst du denn eine alte Jungfer bleiben?"

"

In demselben Augenblick erschien Juzia mit einem Brief. dämpfter Stimme. Janka stürzte ihr entgegen und rief freudig:

,, Von ihm! Von ihm!"

Nach

"

ch tauge nicht mehr zur Heirat!" fagte sie mit ge­,, D!" riefen die Mädchen erstaunt ,,, hattest du vielleicht einen Bräutigam und er starb?"

..Ja!" bestätigte Juzia ,,, bas ist es!" In diesem Augenblid erschien Stazjo.

,, Weißt du, Herr Klig fonimi morgen!" Ich weiß es und wollte es dir gerade sagen." ,, Wieso weißt du es denn?"

Ein Anflug von Ungeduld huschte über Kazjos Antlik. ,, Was liegt daran! Genug, daß ich es weiß."

Halina und Juzia beobachteten sie schweigend. In Juzias Gesicht spiegelte sich etwas wie Neue und Traurigkeit. ihrer Vereinbarung mit Zagejem hätte sie ihn über alles Er kam aus der Stadt in seinem Uniformmantel und unterrichten müssen, was in diesem Hause vorging, ja, ihm hielt einen Brief in der Hand. Er glaubte, Janta allein zu sogar den Brief übergeben sollen, den er über heißen Dampf treffen. Juzia verließ das Zimmer und Janfa lief dem Bruder geöffnet, durchgelesen und mit Gummi verklebt wieder zurück- entgegen. gegeben hätte. Aber Juzia tat es nicht. Seit gestern war in ihr der Troß des mißhandelten Zieres erwacht. Sie hatte Markowski nichts von Tagejews Drohungen mit­geteilt, weil dieser ihr streng verboten hatte, irgend jemand in ihre Verabredung einzuweihen. Aber das Maß war überboll. Die Rolle des Spigels lastete wie ein Stein auf ihrem Herzen. Sie mochte und fonnte nicht länger folchen Zwecken dienen. Sie war leichtiinnig, eine fäufliche Dirne, alles, aber... ein Spigel!? Sie überlegte, ob es nicht beffer wäre, Markowski alles zu sagen. Von zwei Uebeln schien ihr Markowe fi ein Engel im Vergleich mit Tagejew. Vielleicht konnte er sie noch retten und von den Spigeldiensten erlösen. Zu diesem Zwede wollte sie Janka bitten, gegen Abend ausgehen zu dürfen. Gie wußte, daß Markowski sie um diese Zeit mit offenen Armen emp­fangen würde.

Er zerknitterte der Brief und steckte ihn mechanisch in die Manteltasche.

sie

,, Essen   wir bald?"

"

In einer Stunde!"

Er wandte sich zur Zür, um in sein Zimmer zu gehen. ,, Möchtest du nicht bei uns bleiben?" fragte Janka, als fah, daß die Freundin sich verlegt fühlte.

Aber Kazio hing beerits feinen Mantel und Müße im Bor­zimmer an und entgegnete:

,, Nein, meine Liebe, ich habe keine Zeit!" Die Mädchen blieben allein.

Milwaffers durchgeführt.) Bei den Römern wird Cajus Gracchus zu der Ehre dieses Postens erhoben, weil er 153 v. Chr. gefegmäßige Getreideberteilung einführte. Mit mehr Recht wird auch an ome pejus erinnert, der auf Vorschlag Ciceros   fünf Jahre diktate Roms Getreideversorgung gegen die Seeräuber zu sichern und gleichzeitig die einheimische Landwirtschaft wie die Einfu überwachte.

,, Dein Bruder ist ein hübscher Junge, aber furchtbar ein­gebildet," begann Halina. ,, Wieso denn?..

,, Er verfehrt ja mit niemand!"

a, er stedt immer nur in Büchern."

Ich bin neugierig, was er wohl lesen ntag. Lag uns ein­mal nachsehen! Vielleicht können wir auch aus dieser Weis. heitsquelle fchöpfen."

Aber Janka war nicht imftande, an etwas anderes zu denken, als an Alizki und ihre Liebe. Halina wurde schließlich müde, immer dasselbe zu hören und wollte auf­brechen.

Du mußt aber Begleitung haben!" sagte Janta. ,, Du kannst doch nicht am Abend allein gehen!" Aber sowohl die Köchin wie Zuzia waren ausge gangen.

Vielleicht bringt Kazio dich!" sagte Janka. Halina zuckte die Achseln.

Der? Er sagt wieder, er habe keine Zeit, und dann bin

ich die Blamierte. Nein, nein, ich gehe lieber allein!"

"

Damit man dich beraubt oder gar tötet! Dann über­nachte lieber bei mir!"

,, Das fann ich nicht. Du weißt, wie streng Mama darin ist."

Die beiden Mädchen standen verlegen und hilflos da. Plöglich flatschte Janka freudig in die Hände.

Jah werde dich begleiten!"

Bas nugt mir das! Damit wir beide überfallen werden?!"

Hab teine Sorge. Du sollst unter dem Schuh eines Mannes gehen."

Das ausgelassene, übermütige Kind lebt in ihr auf. Wie ein Pfeil schnellte sie aus dem Zimmer.

"

Wirst schon sehen!" rief fie.

Halina, die Fanfas übermütige Scherze von der Schule her fannte, wunderte fich nicht und wartete geduldig ab, was dieses fleine Köpfchen wohl ersonnen haben mochte.

Sie wartete nicht lange.

Bald stürzte ein reizender, fleiner Student ins Zimmer, in einem biel zu langen Mantel und umgetrempelten Bein Kleidern, aus denen ein Paar kleine Füßchen hervorschauten, die Müge tief über der Stirn. Janto bot der erstaunten Freundin galant den Arm und rief lachend:

Zu Befehl, mein gnädiges Fräulein!"

( Forts. folgt)