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Nr. 92.

-1917

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

In einer Torpedowerkstatt.

Von Adolf Muschic.

Das Wort Torpedo  " ist heute in aller Munde. Aber wohl nur wenige machen sich einen Begriff von dieser furchtbaren Waffe, man weiß nur, daß Schiffe damit versenkt werden. Und die wenig sten haben Gelegenheit gehabt, dieses gefährlichste aller Meer­ungeheuer einmal zu sehen.

Wir wollen nun einmal einen Rundgang durch eine Werkstatt antreten, in der diese so unschuldig aussehenden und doch so furcht­baren Waffen und die Lanzierrohre zu ihrem Abschuß hergestellt werden. In der sogenannten Kanonenwerkstatt werden die Lanzier­rohre angefertigt. Das sind nun durchaus keine einfachen Rohre, wie vielleicht der Laie annimmt, sondern kunstvolle Maschinen, die mit peinlicher Genauigkeit und Sauberkeit hergestellt werden müssen. Wir betrefen eine gewaltige, mit Oberlicht versehene Halle. Der brausende Lärm der Arbeit empfängt uns. Zuerst ist es schwer, cinen Ueberblick zu gewinnen, eine sinnverwirrende Fülle riesiger Maschinen und Arbeitsstücke erschweren ihn. Erst nach und nach gelingt es, sich in dieser verwirrenden Fülle von Bildern, von blitz­schnell ſaufender und drehender und von schwerfällig maffig rüden­der und kriechender Bewegung, in diesem Gewoge von den ver­schiedensten Tönen und Geräuschen zurecht zu finden. Aber ein Bild überwältigender Größe und gewaltig puljierenden Lebens bleibt es. Nach und nach sehen wir, daß in diesem scheinbaren Chaos doch die größte Ordnung herrscht und alles Leben und alle Arbeit ihren bestimmten Gang gehen. Begleiten wir ein solches Torpedo- Lanzierrohr auf seinem Werdegang. Wie alle Wunderwerke aus Stahl und Eisen, ist auch jeine Geburtsstätte das stille Bureau des Ingenieurs, wo es zu­erst auf dem Reißbrett zum Leben erweckt wird. Von hier wandert die Zeichnung nach der Modelltischlerei. So ein Modell herzu­ftellen, ist durchaus teine so einfache Sache. Das Modell für den Guß sieht doch ein wenig anders aus als die Zeichnung, und seine Anfertigung stellt an die Geschicklichkeit des Modelltischlers teine geringen Ansprüche. Da ist vielerlei zu berücksichtigen, für das Bearbeiten muß Material zugegeben und mancherlei muß geändert und eingeteilt werden. Auch ist das Einschrumpfen des Metalls beim Abkühlen zu berücksichtigen. Ist das Modell fertiggestellt und mit einem schönen roten Anstrich versehen, wandert es nach der Gießerei. Hier bauert es oft tagelang, ebe ein besonders kompli­ziertes Stück eingeformt ist. Mitunter passiert es, wenn irgendein Versehen vorkommt, z. B. die Windpfeifen" schlecht angebracht oder verstopft sind, daß die sich ansammelnden Gase und die Luft in der Form nicht entweichen fönnen. Eine gewaltige Spannung entsteht, und mit ungeheuerer Wucht wird die Form gesprengt und das flüssige Metall in weitem Bogen in die Höhe geschleudert. Ein glühender, leuchtender Springquell springt aus dem Boden. Ein wunderschönes Schauspiel, aber nur eilige Flucht kann vor dem feurig- flüssigen Metallregen retten. Solche Unfälle sind zum Glück nur selten.

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Ist das Stück abgegossen" und endlich erkaltet, wird die Form zerschlagen, es kommt in die Puberei, um mit Meißel und Bürste von Grat und Unreinlichkeit befreit zu werden. Die Schmiede muß die Teile liefern, die durch Guß nicht hergestellt werden fönnen. Schmiede- und Gußstücke wandern nun in die mechanische Werkstatt, und zirar meist zuerst zu den Vorzeichnern. Ehe Dreher, Sobler, Fräser, Schlosser usw. ihr Werk beginnen, werden von diesen die Werkstücke nach den auf den Zeichnungen angegebenen Maßen genau zum Bearbeiten vorgezeichnet. Von hier gehen die Rohre nach den Bohrwerten, um mit Nuten versehen und sauber und genau ausgebohrt zu werden. Auf gewaltigen Grundplatten find diese Maschinen aufmontiert, sie haben eine gewisse Aehnlich feit mit den Wellendrehbänken, nur daß hier das Arbeitsstück fest­liegt. Auf einer starten Welle gelagert bewegt sich langsam eine runde Scheibe, in der mehrere Stähle eingespannt sind, vorwärts und schneidet das Metall aus dem Bauch des Rohres heraus, bis die notwendige Glätte und das gewünschte Maß erreicht sind. Von hier kommt das Rohr auf eine große Drehbant, wo die Außenseiten bearbeitet werden. Nachdem es noch einmal die Vorzeichnerei passiert hat, nimmt es seinen Weg zur Hobel- und Fräsmaschine. Die großen Hobelmaschinen stehen in einer Gruppe zusammen. Auf einem Schlitten gleiten hier die riesigen Gußstüde unter den feststehenden, scharfen Hobelstählen hin und her, die Span auf Span abnehmen. Kleine Stüde   werden auf den Schaping­maschinen gehobelt, hier liegt das Werkstück fest, und der Stahl gleitet hin und her. Weiter sieht man die verschiedensten Arten von Bohrmaschinen, von den kleinsten bis zu solchen von oft gerade­zu riesigen Dimensionen, die unermüdlich Löcher für Schrauben, Bolzen und Wellen bohren.

Eine besondere Gruppe bilden die Fräsmaschinen. Das Haupt­stück dieser Maschine, deren Wirkungsfreis immer größer wird. bildet eine rotierende mit scharfen Schneiden versehene Walze, dem

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Der Polizeimeister.

Ein russischer Polizeiroman von Gabryela Zapolska.

Juzia glättete ihr Haar mit zitternder Hand. Ich bin nicht Ihr Dienstbote!" erwiderte sie trotzig. " So?" " Ja!"

Sie maßen sich mit den Augen.

Tagejem las in ihren Augen etwas Schlimmes für sich und schickte die Köchin mit einem kurzen Befehl fort.

Als er nun mit Juzia allein geblieben war, fragte er: " Was hast du erfahren? Rede!"

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Fräser, unter dem das Arbeitsstück hin und her geführt wird. Auf den Galerien, die sich an den Wänden der Halle entlangziehen, ist die Kleindreherei mit ihren unzähligen Drehbänken unter­gebracht. Diese bilden eine große vielverzweigte Familie, wenn gleich die Verwandtschaft zwischen der einfacheren Wellendrehbant und der fleinen komplizierten Revolver- oder automatischen Dreh­bank, die mit fast menschlicher Intelligenz arbeiten, nicht mehr so recht deutlich hervortritt. Aber das Grundprinzip ist das gleiche, das Arbeitsstück bewegt sich um seine eigene Achse und scharfe, fest­stehende Stähle schälen den Span ab, oder es liegt fest und rotierende Messer bearbeiten die Oberflächen. Hier werden die vielen hundert verschiedenen Teile zu den Torpedos und den Torpedo- Lanzierrohren in größter Genauigkeit und Sauberkeit hergestellt.

Dienstag, 3. April

bringender Arbeit fertig. Jest geht er hinaus aufs Meer, der Schreden unserer Feinde, aber auch des friedlichen Seemanns. Mag gegenwärtig der Gebrauch dieser furchtbaren Waffe auch noch so notwendig sein, wollen wir doch die Hoffnung nicht aufgeben, daß recht bald die Zeit fommen möge, wo der Torpedo nur in Museen als ein Zeichen menschlichen Scharfsinns zu bewundern ist und die Intelligenz und der Fleiß der Menschen wieder Kulturgüter ( z) schaffen.

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Ein englischer Soldat gegen die englischen Kriegslägen.

Die Hygiene im Film.

In einem fürzlich in London   erschienenen Buche Kitcheners Mit größter Leichtigkeit geht der Transport auch der schwersten Mob. Die Abenteuer eines Amerikaners im britischen Heer." schildert Stücke vor sich. Unablässig bewegt sich hoch über uns der Laufkran, der Amerikaner James Norman Hall  , der sich im Herbst 1914 für der die ganze Halle bestreicht. Unhörbar kommt er heran, ein ge- das englische Heer anwerben ließ und später die erbitterten Stämpfe waltiger Saten senkt sich herab, schnell ist das Arbeitsstück an ihm bei 2003 mitmachte, seine Erlebnisse während der Ausbildung im befestigt, und mühelos trägt es der Kran, wohin sein Lenker nur Schüßengraben und im Kampfe. Das Buch zeichnet sich durch er­freuliche Sachlichkeit aus und sucht auch dem Gegner gerecht zu immer will, und verrichtet so die Arbeit von vielen Arbeitern. Hall schildert, wie er selbst nach monatelanger Aus­Alle so hergestellten Teile fommen nun in die Schlosserei und werden. Montage. Bahlreiche Arbeiter stellen hier die einzelnen Apparate, bildung in England mit törichten Beitungsgeschichten über die Ventile usw. zusammen. Es sind oft recht komplizierte fleine Unterlegenheit des deutschen Soldaten im Stampfe" angefüllt Maschinen für sich, deren Herstellung die größte Sorgfalt und Ge- war, als er in das Kriegsgebiet fam. Die Striegslügen, die wir schicklichkeit erfordert, andere sehen die gewaltigen Rohre zu- aus der englischen Breffe fennen, hatte man den Soldaten ein­sammen. Wieder andere montieren die einzelnen Apparate und getrichtert: der Deutsche sei ein feiger Gefelle, er halte beim Ba­sonstigen Teile auf, bis zuletzt alles zu einer gewaltigen, äußerst fonettkampfe nicht stand; sobald sich die Gelegenheit biete, frieche er sinnreichen Maschine, deren Hauptbestandteil die vier mächtigen zum Feinde über; er fei armselig ernährt und gefleidet und des Rohre bilden, vereint wird. Große Luftpumpen stehen zu ihrem Krieges so überdrüssig, daß die Offiziere ihn gewaltsam zum Dienst bereit. Nichts deutet auf die furchtbare Bestimmung dieses Stampfe vortreiben müßten, indem sie ihn mit dem Revolver technischen Meisterwerkes hin, man fönnte glauben, ein Kultur- bedrohten. Infolge dessen glaubten die englischen Soldaten, der werk vor sich zu haben. Da wird in eines der Rohre ein blißender Deutsche sei ein verächtlicher Gegner. Aber es dauerte kaum Gegenstand, der einer gewaltigen Zigarre oder noch besser einem eine Nacht, da wurden wir überzeugt, daß wir seine friegerischen ungeheuren filberschimmernden Fisch gleicht, hineingeschoben. Gines Fähigkeiten bei weitem unterschätzt batten." Sowohl als Schüßen der vielgerühmten und gefürchteten Torpedos ist es. Noch droht von wie in ihren sonstigen soldatischen Fähigkeiten leisteten die Deutschen  , ihm aber keine Gefahr, und wir können ihn ruhig einmal näher wie die Tommies sich sehr schnell überzeugten, Hervorragendes. Ein Wigbold im Gloucester- Regiment, der sich mit den Neuankömmlingen betrachten und uns mit seinem Werdegang beschäftigen. Schon bei unserem Rundgang durch die Halle ist uns auf der im Schügengraben unterhielt, meinte:" Ich will Euch was sagen: einen Seite die große Zahl blibender Rohre aufgefallen, an denen toenn ich jemals aus diesem Krieg herauskomme und so glücklich emjig gearbeitet wird. Es sind das die einzelnen Teile, aus denen bin, ohne Verlust meiner Augen nach Hause zu kommen, so werde der Körper des Torpedos zusammengesetzt ist. Wie schon gesagt, ich mich, sobald ich einen deutschen Soldaten sebe, niemals sicher gleicht es, zum verderbenbringenden Gebrauch fertig, einem riesigen fühlen, bis ich ihn durch mein Peristop hinter einer Dedung be­( z) Fisch. Dieser Eindruck wird noch durch das am hinteren Ende trachten kann.. befindliche Steuerruder und die Schiffsschraube verstärkt. sein Inneres enthält Organe, die ihn zu einem Wunderwerf menschlicher Schöpfung machen. Mußten wir schon am Torpedo­Ueber die Hygiene im Film schreibt Dr. Kemsies in den Zanzierrohr die Kunst des Ingenieurs und die hohe technische Blättern für Boltsgesundheitspflege", daß die wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit der Arbeiter bewundern, wieviel mehr erst hier. Der glatte Körper verrät es freilich nicht, daß wir eins der Tatsachen und praktischen Forderungen der neuzeitlichen Hygiene vollendetsten Werte der Technik vor uns haben. Man kann ihn mit einschließlich Gymnastik, Diätetit, Samariterkunde sich mittels des Fug und Recht als ein automatisches Unterseeboot bezeichnen. Der Films auf finnfällige Art an Schüler aller Kategorien, Lehrlinge Mechanismus, der das Torpedo antreibt und seinen Lauf reguliert, und selbst an Erwachsene herantragen lassen. Die Hygiene ist im gehört wohl mit zu dem Vollkommensten, was Menschen auf diesem Film möglichst so darzustellen, daß einerseits die Ursachen und Ent­Gebiet ersonnen haben. Mit welcher Sorgfalt wird schon sein stehungsweisen von Strankheiten und gesundheitlichen Schädigungen Aeußeres behandelt. Sein Körper besteht aus bestem Stahl. Luft- aufgedeckt und andererseits die Mittel zu ihrer Verhütung bezw. kessel, Rumpf und Kopf werden auf eigens dazu gebauten Dreh Abwehr gezeigt werden. Die Nuzanwendung des Geschehenen auf bänken aufs sorgfältigste gebohrt, gedreht und poliert. Aber fast die eigene Berson ergibt sich von selbst. Der Film Zahnpflege ant noch größer ist die Sorgfalt, die auf die Maschinen und Apparate den Schulen", von Dr. Kemsies gemeinschaftlich mit dem Leiter der Sunderte von fleißigen ersten Berliner   Schulzahnklinit herausgebracht hat, gewährt dem Zu­in seinem Innern verwendet werden. Händen sind mit ihrer Herstellung beschäftigt. Die Werkstätten zu schauer einen Einblick in die Arbeitsstätten des Pädagogen, des ihrem Bau tragen auch ein anderes Gesicht als die Kanonenwerk Bahnarztes, der Krankenschwester und des Universitätsprofessors. statt. Zierlich und lein find meist die Wertzeugmaschinen, und Der Schularzt Dr. Borchardt- Charlottenburg hat in Gemeinschaft nach dem lärmenden Geräusch, das uns dort empfing, empfängt mit Dr. Kemsies einen weiteren Film: Schularzt und Schulrekrut" uns hier eine fast wohltuende Stille. In dem einen Saal werden zusammengestellt. die Luftdruckmotore und Regulierapparate gebaut. Wie sauber und genau wird jeder einzelne Teil angefertigt, und aufs sorg­samste wird der Gang jedes Motors ausprobiert. In anderen Vom neuen Kometen. Der vor kurzem von Mellish Räumen werden die Steuermaschine und der Gradlauf fabriziert. Sie gleichen den besten Uhrwerken und müssen ebenso genau wie entdeckte neue Komet, der erste dieses Jahres, der somit die vor­die feinsten wissenschaftlichen Instrumente gearbeitet sein. Doch läufige Bezeichnung 1917a führt, wurde dieser Tage zum dritten Bie Professor es würde zu weit führen, wollte man bis ins fleinste alle diese Male auf der Kopenhagener Sternwarte beobachtet. Arbeiten schildern. Sie alle stellen jedenfalls die höchsten Anforde- Strömgren annimmt, wird der Komet Ende April in eine so günstige rungen an die Gewissenhaftigkeit und Leistungsfähigkeit der Ar- Stellung gelangen, daß er für das bloße Auge sichtbar wird. Wie beiter. Auch hier kommen wieder alle die einzelnen Teile, Apparate groß seine Helligkeit werden wird, läßt sich noch nicht beurteilen. und Maschinen in der Montagewerkstatt zusammen. Von der Allzu große Erwartungen darf man in dieser Hinsicht nicht hegen, Tüchtigkeit der Monteure hängt die Güte des Torpedos hauptsäch- da fich infolge der hellen Dämmerung in den Frühlingsnächten lich ab. Mag alle Arbeit auch noch so gewissenhaft hergestellt fein, Rometen erfahrungsgemäß während dieser Jahreszeit nicht sonder­sie wird nur dann ihren 3wed erfüllen, wenn dem Monteur auch lich auffällig zeigen. nicht der geringste Fehler unterläuft. Ohne Lärm vollzieht sich die Arbeit, hier verspürt man nichts von dem Surren und Sausen der Maschine, wir sind bei den Stillen im Lande". Von hier wandert der Torpedo nach dem Schießstand. Nachdem auf diesem seine Treffsicherheit ausprobiert, aber auch seine Rücken und Tücken fest­gestellt sind, erhält er die Sprengladung und ist nun zu verderben­Lagejem hatte sie am Hals gepackt und zu Boden ge­worfen. " Schweig, Luder!"

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Er bersette ihr einen Fußtritt vor die Brust und in den Leib, aber sie wehrte sich aus ganzer Kraft; unter weiteren Flüchen gelang es ihr, hinter den Eßtisch zu flüchten, der sie von Tagejet trennte. Sie fühlte, daß sie unvernünftig ge­handelt hatte und daß Lagejew sich an ihr für den ihn an­getanen Schimpf rächen würde. Aber sie vermachte ihren Haß jezt nicht mehr zu unterdrücken.

" Ja! Gloß mich nur mit deinen verfluchten Augen an!" schrie sie wieder, du hast mich zum Spigel gemacht. Aber ich habe mich gerächt, ich habe dir den jungen Horsti vor der Nase entführt... er ist über alle Berge... Jegt fönnt ihr ihn suchen, ihr verfluchtes Gesindel!"

Tagejews Geficht wurde furchtbar. Er blickte umher, als suche er etwas, zerriß das Hemd auf der Brust und begann mit den Füßen zu stampfen.

Juzia beruhigte sich noch immer nicht.

" Darauf fannst du lange warten!" zischte sie mit ber­weifelter Frechheit... Anzeigen gibt's nicht mehr... Ich tomme wegen etwas anderem. Ihr sollt mich fortlassen! Gebt mir meinen Bag wieder und laßt mich gehen.. Wenn nicht.. dann " Ich hab's getan! Und jetzt gehe ich zum Staatsanwalt Tagejew kniff die Augen zusammen, verzerrte das Ge- und werde ihm sagen, was ihr hier treibt, wie ihr mit den sicht und zischte: Menschen umgeht... alles werde ich sagen. Mögen ste mich nachher ins Gefängnis stecken! Ich tauge ohnehin zu nichts mehr!... Bin ein berlorenes Geschöpf!... Aber ench will ich es heimzahlen, ihr Lumpengesindel!"

Was dann, mein Kind? Was?"

Juzia bohrte ihre von Haß sprühenden Augen in die feinen. Ihre Erregung erlaubte ihr nicht mehr, fich irgend­wie zu beherrschen.

So wahr ich Gott   den Herrn liebe! Ich schlage Euch alle tot!"

Furchtbar und zugleich schön sah sie in ihrem Zorn aus. Tagejew fauerte sich zusammen wie eine Raze, die ihr Opfer im nächsten Augenblick überfallen wollte.

Mund.

Nun? Nun?" zischte er durch den zusammengepreßten

Ich kraze euch die Augen aus... reiß euch die Zunge aus, raufe euch das Haar aus!" schrie Juzia wie eine Be­sessene, indem sie mit den Fäusten gegen ihre eigene Brust schlug und die Kleider auf ihrem Leibe zerriß." Ich bringe euch um, ihr Halunken, Mörder, Tataren, Räuber!"

Ihre Stimme überschlug sich, Schaum bedeckte ihre Lippen.

" Du haft mich zum Spigel gemacht! Du Hundeseele... du toller Hund, du Räuberhauptmann!" Sie sprach nicht zu Ende.

Endlich wurde sie von Tagejews Gebrüll unterbrochen. " Semipudow!" ertönte feine heisere Stimme. Aus der Küche ließen sich schwere Schritte vernehmen. Ins Speisezimmer trat der Riese, der mit Katjuscha an der Zür gehorcht hatte.

,, Haben Sie Ihre Leute dort?" fragte Tagejem. " Jawohl, Ew. Wohlgeboren, Kultjapin und Kalinowski!" ,, Genug! Nehmt die Dirne und...

Er hielt inne und überlegte. Es sollte eine ungewöhnliche Rache sein.

Juzia verstummte. Entsegen erfaßte sie.

Tagejew winkte Semipudow herbei und ging mit ihm nach dem Salon.

Zuvor hatte er die Tür zum Schlafzimmer fest verschlossen, damit Juzia auf keinen Fall entkommen fonnte.

Jm Salon flüsterte er dem Polizisten seine Befehle zu.

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Notizen.

P

Denkmäler deutscher Techniker. Jm Ehrensaale des Münchener   Deutschen   Museums soll eine Anzahl von hervor ragenden Männern der deutschen   Technik Denkmäler erhalten. Be­schloffen wurde die Aufstellung der Denkmäler von Heinrich Herz, Georg Simon Ohm  , Philipp Reis  , Otto Lilienthal  , Eugen Langen  und Nikolaus Otto  .

Wo schleppt ihr mich hin?" Semipudow lächelte scheinbar gutmütig.

Sie haben wohl gehört... unter Bedeckung nach

Warschau  ."

Juzia beruhigte sich. Wenn sie nur von Zagejew und Markowski Iostäme! Sie wollte wieder gut und anständig werden. Die Mutter Gottes soll mich bestrafen, wenn ich nicht ein anderer Mensch werde.. D Jesus!"

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Von zwei Polizisten begleitet, ging Juzia zur Stadt hinaus. Es war derselbe Weg, den in jener denkwürdigen Nacht Klikti gegangen war. Dhne nach rechts und nach links zu sehen, eilte Juzia, in ihr Luch gehüllt, mit schnellen Schritten dahin. Es war, als würde sie mit Peitschen getrieben. Blöglich blieben die Polizisten stehen.

" Fräulein! Wohin denn so eilig? Warschau   wird Ihnen nicht davonlaufen! Vorläufig fehren wir hier ein und trinken einen Schluck! Kommen Sie mit, Fräulein!" Semipudow fügte hinzu:

,, Eine anständige Schenke! Mutterns berühmte Schenke!" Er faßte Zuzia am Arm und zog sie in das verfallene Leinbramsche Haus. Juzia glaubte, es sei besser, den Poli­zisten nicht zu widersprechen und sich ihnen zu fügen.

Ziehen Sie mich nicht, ich gehe allein!"

Ste traten in den Flur ein. Semipudow verschwand rasch in der Schenkstube und schleppte die Mutter" heraus. Sie zog gerade mit schmußigen Fingern einen Hering aus der Tonne. Semipudow neigte sich zu der Jüdin und begann etwas zu sprechen. Sie hörte ihm aufmerksam zu. Schließ­lich zuckte sie mit den Achseln und erwiderte:

Gut!"

Dann watschelte sie nach dem Alkoven, wo Leinbram noch unter einem roten Deckbett schlief. Frau Leinbram rüttelte ihn aus dem Schlaf, wogegen er sich heftig wehrte. Zwischen den Eheleuten entspann sich folgender Dialog im Jargon:

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,, Leinbram!"

,, Was denn?"

" Tagejew hat ein Mädchen geschickt!" Eagejew?"

" Ja! Ein Dienstmädchen hat' was verbrochen, sie soll dafür in eine Kammer gesperrt werden, und er hat uns er­laubt, aus ihr Ruzen zu ziehen." ( Forts. folgt.)