Engländer setzten die Zerstörung der Ortschaften Werbicq, Warneion und Deulemont durch schwere Kaliber fort. Wo die Engländer mit Patrouillen oder ErkundungSabtoilungen in Kompagniestärke vor- zufühlen suchten, wurden sie überall abgewiesen, so südwestlich Hollebeke, westlich Wambeke und beiderseits der Douve. Der An- Reiff gegen die Töpferei westlich von Warneton , der am ty. um 7 Uhr abends mit stärkeren Kräften vorgetragen wurde, brach unter schweren englischen Verlusten zusammen. * Englischer Heeresbericht vom lll. Juni nachmittag?. In der Nacht gewannen wir noch Gelände an zahlreichen Punkten unserer Schlachtfront südlich U p e r n. Südöstlich Epehv, südlich Armentieres und nordöstlich Dpern machten wir erfolgreiche Einbrüche in die feindlichen Linien und brachten 17 Gefangene ein. Feindliche Stoß- trupps wurden östlich Leverguier und südwestlich La Bassee zurück- gewiesen. Vom 11). Juni abends. Der Feind machte keine weiteren Gegenangriffe südlich von Upern, aber seine Artillerie setzt« ihre Tätigkeit in dieser Gegend fort. Wir machten heute erfolgreiche Unternehmungen südlich vom Souchezflusse. Tie feindliche Artillerie war in der Nähe von Fontaines-les-Croisilles tätig.
Kleine Kriegsnachrichten. Amerikas Borschüsse an die Alliierten. Basel , 11. Juni. -Havas" meldet: Tie„Times" vernimmt au? New Dort: Amtlich wird mitgeteilt, daß die Summe der von den Vereinigten Staaten den Alliierten im Juni zu gewährenden Vorschüsse zwei Milliarden Frank betragen, wodurch die Gesamtsumme des geliehenen Betrages am 1. Juli 1917 ungefähr sechs Milliarden Frank betragen werde. Schwedische Bersassungskämpfe. Di« Amtsdauer der Zweiten Kammer des schwedischen Reichstages ist. durch Beschlutz der beiden Kammern von drei auf vier Jahre verlängert worden. Ein An- trag auf schärfere Kontrolle der Außenpolitik durch das Parla- ment ist von der Zweiten Kammer angenommen, von der Ersten abgelehnt worden. In der gemeinsamen Abstimmung dürfte diese Annahme sicher sein. Ter Abgang GurkoS wurde, laut Stockholmer Meldung der „Franks. Ztg." unmittelbar von mehreren Kompagnien serner Armee gefordert. Die Regierung hat die Auflösung dieser Truppenteile angeordnet. Ter Oberbefehlshaber des Kiewer Militärbezirks Horodowitsch erhielt den Abschied. Deutsche Hilfskomitees in Rumänien . Nack sicheren Nach- richten sind mit Zustimmung der rumänischen Regierung in den nicht besetzten Gebieten von Rumänien deutsche Hilfskomitees zur Unterstützung der deutschen Internierten gebildet worden. Diese Komitees, die sich aus deutschen Staatsangehörigen zusammensetzen, arbeiten, ebenso wie in Teutschland die schon seit längerer Zeit bestehenden rumänischen Hilfskomitees, mit den zu- ständigen Militärbehörden zusammen. Kämpfe der Franzosen in Marokko . Rabat , 9. Juni. sHavaS.) Eine Truppcnabteilung, die von Mekines kam, vereinigte sich am 7. Juni am oberen Mulutya mit einer von Budenib kommenden Ab- teilung. Die Bewegung war von Streifabteilungen von Fez und Dedku unterstützt. Diese Vereinigung wird wichtige Folgen für die allmähliche Unterwerfung der hauptsächlichsten unbotmäßigen Berberstämme des Atlas haben.
politische Ueberflcht. Prophezeiungen über das Kriegsende. Reventlow gegen Heydebrand. Der ungekrönte König von Preußen, Herr v. Hey de- b r a n d. hielt unlängst in seinem Wahlkreis Trebnitz eine Versammlung ab, in der er u. a. folgende Ausführungen machte: „Wir sehen gerade wieder im Westen, wie die Engländer mit neuen furchtbaren Angriffen gegen uns anstürmen. Ich glaube allerdings, daß es wirklich die letzte Anstrengung ist, die sie machen müssen, weil ihr Land ruft:„Ihr müßt uns helfen, sonst kommt der Hunger." Als ich vor kurzem Gelegenheit hatte, mit einem Admiral zu sprechen, stellte ich ihm die Frage, ob er wirk- lich glaube, daß wir mu unserem U-Boot-Krieg es machen werden. Da antwortete er mir:„Wir hoffen, wir sind überzeugt, daß in längstens zwei Monaten der Zustand der Engländer so sein wird, daß England am Ende ist." Im Anschluß hieran spricht Herr v. Heydebrand selber die Ansicht aus, daß wir mit Hinsicht auf die Erfolge des U-Boot- Krieges einen weiteren Winterfeldzug nicht wurden durch- zumachen brauchen. Nach einigen Wendungen des sehr knappen Zeitungsberichts wollte Herr v. Heydebrand mit diesen Aus- führungcn wohl darlegen, daß der„Deutsche Frieden", wie ihn die Alldeutschen erstreben, ganz nahe vor der Tür stände, daß also die Anhänger eines Verständigungsfriedens kein Reckt hätten, die Alldeutschen der Kriegsverlängerung zu bezichtigen. Bezeichnenderweise stößt dieser Optimismus des Herrn v. Heydebrand aber in den eigenen Reihen d e r K o n s e r v a t i v e n auf Widerspruch. In der„Deut- scheu Tageszeitung" entgegnet der U-Boots-Spezialist Graf Reventlow ziemlich ungehalten: „Vor einer Reihe von Wochen haben wir bereits Wert auf die Betonung gelegt, daß wir alle Voraussagen, wann der Krieg zu Ende sein werde, wann diese oder jene Entschei- dung auf diesem oder jenem Kriegsschauplatze zu Lande oder zu Wasser eintreten werde, für unzweckmäßig hasten. Solche Dinge und Entwicklungen lassen sich nicht auf den Zeitpunkt vor- aussehen, und eS erscheint um so prekärer, sie voraus- zusagen, je dringender ein Ende de? Krieges herbeigewünscht wird. Wir erinnern un». wie vor reichlich Jahresfrist in manchen beut- fchen Kreisen, teils in einfachem Glauben, teils zu politischen Zwecken, der Zusammenbruch Frankreichs genau auf einen be- stimmten nahen Termin vorausgesagt wurde. Und nicht nur das: man wußte auch schon drei sich schnell folgen sollende Ka- bincttswechsel genau zu nennen, und welche Stellung jedes dieser Kabinette einnehmen werden und welche? das..Friedenskabinett" sein werde. Und wie vieles andere ist während des Krieges nach Jahren. Monaten und Wochen vor- ausgesagt worden. Auch die Voraussage eines AdmiralS, wie in dem von Herrn Heydebrand erwähnten Falle, können wir nickt für zweckmäßig balten. denn, wie gesagt, steht iede Voraussage nach Terminen auf zu schwachen Füßen, aulb ganz abgesehen davon, wie eine sachliche Prüfung von Fall zu Fall ausfallen würde." Graf Reventlow fürchtet wohl mit Recht, daß selbst die Wähler des Herrn v. Heydebrand sich noch nach zwei Monaten der Worte ihres Führers erinnern könnten, aber indem er ab. winkt und den Heydebrandschen Wechsel auf unbestimmte, lehr unbestimmte Zeit prolongiert, bestätigt er wiederum die von uns geäußerte Ansicht, daß der von den Alldeutschen er- strebte Friede, der die völlige Niederringung der Gegner zur notwendigen Voraussetzung hat, ohne eine unermeßliche Verlängerung des Krieges nicht zu erreichen ist, falls er überhaupt erreicht werden kann.*
Friedrich Payer . Der Führer der Fortschrittlichen Volkspartei , Friedrich Payer , feiert heute seinen siebzigsten Geburtstag. Er sieht zugleich auf eine fast vierzigjährige politisch-parlamentarische Tätigkeit zurück. Dem Fähnlein der Aufrechten, der Süddeutschen Volkspartei, hat er, solange der Freisinn in drei getrennten Haufen marschierte, angehört und mit vorgestanden; ein Vertreter der bürgerlichen De- mokratie, die auch radikaleren Strömungen ein gewisses liberales Verständnis entgegenbringt, hat er im württembergischen Landtag als Abgeordneter und längere Zeit als Präsident gewirkt. Die Einigung des Linksliberalismus hat ihn zum Mitglied, später zum Führer einer Fraktion gemacht, in der es für«inen fortschrittlich gerichteten Geist mancherlei Hemmungen gab und in der es ohne peinliche Kompromisse nicht abging. Friedrich Payer im Block mit der Rechten, die Schattenseiten des Reichsvereinsgesetzes verteidi- gend— das war für den, der noch an die Möglichkeit einer bürger- lichen Demokratie glaubte, gewiß eine bittere Enttäuschung. Daran darf auch heute erinnert werden, da Payer erfreulicherweise nicht zu den Toten gehört, über die nur Gutes geredet werden soll, sondern zu den politisch sehr Lebendigen, von denen noch manche kräftige Leistung zu erwarten ist. Wir wünschen dem Gefährten und Gegner in so manchen Käinpsen einen starken Anteil an der Lösung der großen Aufgabe, die uns bevorsteht. Er kann noch Wichtiges schaffen, Nützliches wirken. Wohl dem Siebziger, der nicht nur zurück, sondern auch vorwärts schaut!
Wahlniederlage der Unabhängigen in Bremen . Bei der Ersatzwahl für den verstorbenen Gen. Holzmeier in Bremen wurde am Montag der Gen. Lagerhalter Ludwig Schlüter mit 238 Stimmen als Bürgerschaftsmitglied gewählt. Der Gegenkandidat, der Unabhängige Soz. Buchhändler Klawitier erhielt 124 Stimmen. Bremen wurde bisher von den Unabhängigen als eine ihrer Hochburgen angesehen. Die ganz allein und entschieden Radi- kalen haben sich dort sogar eine eigene Wochenschrift, die„Arbeiter- Politik", gegründet. Das Wahlresultat zeigt wieder einmal, daß die Herrschaft in Konventikeln blind eingeschworener Fanatiker nicht gleichbedeutend ist mit dem wirklichen Rückhalt in den Massen.
Ein Reförmchen? Der„Köln . VolkSztg." zufolge machte in der JahreSvcrfamm- lung des Christlichen Bauernvereins für Mittelfranken , die in Eich- stätt stattfand, Reichstagsabg. Frhr. v. Francken st ein(Ztr.) die Mitteilung, die Zahl der Reichstagsabgeordneten, die bisher 397 beträgt, solle um 2ö vermehrt werden, wovon 29 auf Preußen, 2 auf Hamburg , 2 auf Sachsen entfallen würden. Auch München solle einen Abgeordneten mehr erhalten. Eine solche Neuregelung dieser überaus wichtigen Frage könnte nur die Zensur„ungenügend" tragen. Wie wenig sie an den heu- tigen Ungerechtigkeiten der Wahlkreiseinteilung ändern würde, be- weist allein das Beispiel Sachsens . Sachsen hätte nach dem heute geltenden Wahlgesetz, das auf je.199 999 Einwohner einen Abge- ordneten vorsieht, Anspruch auf 48 Mandate statt der heutigen 23. Die Erhöhung seiner Mandate um ganze zwei gleicht also nicht im entferntesten die Benachteiligung dieses dichtbevölkerten Industrie- landeS aus. Aehnlich liegt es bei den anderen von Herrn Francken- stein mitgeteilten Ziffern. Wir können daher einstweilen noch nicht annehmen, daß die Regierung wirklich nur ein solches Schein- reförmchen plant, das die heute mit Recht bestehende Unzufrieden- heit mit der WahlkreiSeinteilung nicht vermindern würde.
Sind Pferderennen volksnotwendig 7 Während'hitz hcrcte. Kriegsnotwendigkeit uns zwingt, selbst am Nötigsten und Heinähe Unentbehrlichsten zu sparen, finden wir immer noch bei gewissen Dingen, die weit mehr auf dem Gebiete de? Luxus zu liegen scheinen, eine unbegreifliche zarte Rücksicht- nähme. Ein Berliner Lokalblatt teilt jetzt mit, daß die Frage, ob e? nicht nötig sei, während der Kriegszeit in Deutschland die Pferderennen aufzuheben, verneinend beantwortet worden ist. Der Haferverbrauch für alle Rennpferde betrage„nur" 939 Tonnen, der Kohlenverbrauch durch die Pferderennen„nur" ö99 Tonnen jährlich. Diese Argumentation ist nicht durchschlagend. Sie hat nur Beweiskraft, wenn dargetan wird, daß für die 939 Tonnen Hafer und die 599 Tonnen Kohlen keine bessere Verwendung vorhanden ist.
Hie Müller— hie Mayer! Der Straßburger Rektorftreit. In der 2. Kammer des elsaß -lothringischen Landtags lehnte die Zentrumsmehrheit den Etat der Universität ab, weil der katho- lische Theologe Müller, Mitglied der Zentrumsfraktion, nicht zum Rektor gewählt worden ist. Der an seiner Stelle gewählte Rektor Mayer ist selbst Altelsässer, aber Protestant. Der Staats- sekretär erklärte, die Regierung habe kein Recht, in die freie Wahl dieses SelbftverwaltungskörpcrS einzugreifen.
Beschlagnahme freigegebener Einfuhrware. Offtziös wird darauf aufmerksam gemacht, daß auch Waren, deren Einfuhr allgemein oder für den besonderen Fall freigegeben sind, zugunsten bestimmter Kriegsstellen oder KriegSgesellichaften beschlagnahmt werden können. Das gelte insbesondere auch für die Einfuhr von Fischen aus Holland . Es empfehle sich daher, im Einzelfalle bei den zuständigen Kriegsgesellschaften Aus- kunft einzuholen.
Parteinachrichten. Parteitag der schweizerischen Sozialdemokratie. Sonnabend und Sonntag hat, wie Wolft meldet, in Bern der Parteitag der schweizerischen Sozialdemokratie stattgefunden. Es wurde ein Glückwunschtelegramm an die Petersburger Ar- beiterpartei zum glücklichen Gelingen der Revolution gerichtet. Es wurde eine Entschließung angenommen, in der der Parteitag der von der Kienthaler Konferenz geübten Kritik und Verurteilung der Haltung des intern atio- nalen sozialistischen Bureaus zustimmt. Die Politik der„Sozialimpcrialisten" und„Sozialpatrioten" wurde unter der Betonung des Grundsatzes des Klassenkampfes durch eine Eni- schließung entschieden verurteilt. Den Hauptberatungsgegenstand des Parteitages bildete die Stellungnahme zu dem Militarismus. Nach langer Aussprache wurde ein Antrag angenommen, der grundsätzlich den Kampf gegen den Militarismus, Chauvinismus und Nationalismus sowie gegen die bürgerliche Jugenderziehung ansagt. Die Partei und ihre Vertreter in den Behörden sollen alle Forderungen, Kredite und Gesetze, die der Ausrechterbaltung und Stärkung des Militarismus dienen oder Gefahren kriegerischer Verwickelung heraufbeschwören können, ab- lehnen. Dieser Antrag war lebhaft bekämpft worden, so auch von den bekannten parlamentarischen Führern der schweizerischen Sozialdemokratie Nationalrat Gr e u l i ch- Zürich und G u st a V Müller- Bern, die die Pflicht zur Landesverteidigung gegen jeden Angriffskrieg betonten und den Standpunkt vertraten, daß 1
Tntschließungen zur Militärfrage nur auf einem internationalen Kongreß beschlossen werden könnten.
Gegen die Zersplitterung der Jugendbewegung. Eine von 72 Telegiertcn beschickte Konferenz der Vertreter der Parteiorganisationen, Gewcrkschastskartelle und Jugend- ausschüsse in Rheinland und Westfalen , die am«sonntag, den 19. Juni, in Düsseldorf tagte, nahnc Stellung zu der Situation in der Jugendbewegung. Aus den Berichten der Be- zirksleiter sei hervorgehoben, daß in den Bezirken ohne Opposition (Oberrhein und westliches Westfalens kleine Erfolge zu ver- zeichnen waren, während im Bezirk Nicdcrrhcin, wo vier Kreise auf dem Boden der Opposition stehen, die Zahl der Anhänger der freien Jugendbewegung zurückgegangen ist.— An das Referat des Genossen Weimann von der Zentralstelle in Berlin über„Die Situation in der Jugendbewegung im Reiche" schloß sich eine leb- hafte Debatte, an der sich auch der„zufällig" anwesende Redakteur des oppositionellen Hamburger Jugendblattes beteiligte. Mit allen gegen 14 Stimmen wurde schließlich folgende Resolution des Genossen G e r l a ch- Düsseldorf angenommen:„Die am 19, Juni im„Rheinhof" zu Düsseldorf versammelten Vertreter der Partei- organisationen, Gewertschastskartelle und Jugendausschüsse in Rbeinland und Westfalen erklären, daß sie nach wie vor aus dem Boden der Beschlüsse des Nürnberger Parteitags und des Ham- burger Gewerkschaftskongresses stehen und demgemäß die„Ar- beiter-Jugend" als das Organ betrachten, das allein zur Be- lehrung und Interessenvertretung des proletarischen Nachwuchses in Frage kommen kann. Sie verurteilen auf das entschiedenste alle Spaltungsbestrebungen und erwarten von allen Korporationen der modernen Arbeiterbewegung, daß sie mit größter Energie für die Aufrechterhaltung der Geschlossenheit und die weitere Stärkung der Jubgendböwegung eintreten."
Eine Stiftung zum Studium deS Sozialismus. In Kristiania hat ein norwegischer Konsul eine Million Kronen für gemeinnützige Zwecke gestiftet. Die Zinsen sollen als Unter- stützung an Künstler und Gelehrte oder an solche Personen ge- geben werden, die wissenschaftliche oder praktische Studien des SoFialismuS machen wollen._
Letzte Nachrichten. Militarismus uud Demokratie in Rußland . Amsterdam , 11. Juni. AuS Stockholm vom 2. Juni wird dem „Algemeen Handelsblad" von seinem dortigen Berichterstattcr ge- schrieben: Ein in Stockholm weilender russischer Revolutionär habe ihm mitgeteilt, daß im April einig- Mitglieder des Vertreteraus- schusscz der Arbeiter und Soldaten verschiedene Abschnitte der russischen Front besuchten. Die Abgeordneten beklagten sich über die geringe Sympathie, die sie in den höheren Stellen des Offizier- korps fanden und über die nichts weniger als höfliche Aufnahme, die ihnen zuteil wurde. Bei einem Armeekorps, das unter dem Oberkommando von General Gurko stand, fiel den Abgeordneten vor allem der Mangel an Lebensmitteln auf. Auch für die Pferde war nur sehr wenig Futter vorhanden, und die Muni- tionSvorräte waren äußerst beschränkt. Bei demselben Armeekorps litten die Mannschaften infolge andauernder Unterernährung vielfach an Skorbut . Im Hauptquartier einer anderen Armee- gruppe, die von den Abgeordneten besucht wurde, bestand der ganze Stab aus Gegnern der Revolution und Anhängern der ge- stürzten Regierung. Beim zweiten kaukasischen Armeekorps war der frühere rcak- tionäre Korpskommandant durch einen neuen Kommandanten er- setzt worden, der als überzeugter Demokrat galt. In der Nacht vom 14. auf den 15. April fand eine Schildwache den neuen Kam- Mandanten ermordet auf. Der Einfluß der sozialistisch gesinnten Offiziere wurde überall durch die Stabsoffiziere nach Mög- lichkeit unterdrückt. Die Abgeordneten entdeckten ferner, daß die sozialistischen Zeitungen, die an die Front geschickt wurden, ihre Bestimmung fast nie erreichten, dagegen kamen die noch immer mächtigen und einflußreichen bürgerlichen Blätter stets an der Front an und wurden bis in die vordersten Laufgräben verteilt. D i e demokratischen Offiziere wurden streng im Auge behalten. AIS die Abgeordneten den General Redko, der eine Arme befehligt, besuchten und eines der Mitglieder der Abordnung an den General eine Ansprache hielt, in der der Wunsch nach Ver- brüderung zwischen Offizieren und Soldaten ausgesprochen wurde, gab ihnen der General zur Antwort, er wünsche von dcrar- ligen Einmischungen verschont zu bleiben. Säuberung der P. T. 31.? »er«, 11. Juni. Wie„DempS" au» Petersburg meldet, hat der Minister des Innern einen Ausschuß mit der Umbildung der Petersburger Telcgraphen-Agentur beauftragt. Die Reform er- streckt sich hauptsächlich auf die vollkommene Erneuerung deS Personal»._ Trommelfeuer i« Mazedonien . Sofia . 11. Juni. Der amtliche Bericht meldet: N ö r d l i ch v o n B i t o l i- mittag» heftige» feindliches Trommel- fenrr. Im Mittelabschnitt de« Ecrnbogens ziemlich lebhafte» Gefchützfeurr. Auf dem rechten Wardarufer in der Nacht lebhafte Artillerietätigkeit.
Der msckie Konvent. Amsterdam , 11. Juni. Nach einer Meldung des„Algemeen Handelsblad" au» London , hat die englische Regierung bekannt- gegeben, daß der irische Konvent a«S 191 Teilnehmern bestehen soll, wovon die Regierung 15 ernennt. Die Nationalisien, die Sinn- feiner, die Unionisten von Ulster und die Uniomstcn aus Südirland werden durch je 5 Abgeordnete vertreten soin. Die O'Brien-Gruppe, die PcerS und die Arbeiterpartei durch je zwei, die katholische Kirche wird aus dem Konvent 4 Sitze haben, die protestantische Kirche drei. Man weiß noch nicht, wer den Vorsitz führen wird.
Die Polizei gege« die Sinnfernrr. London , 11. Juni. Reutermeldung. Letzte Nacht wurde in Dublin der Sinnfeiner Graf Plunett, der in einer verbotenen Versammlung eine Ansprache zu halten versuchte, verhaftet. ES kam dabei zu aufrührerischen Szenen, bei denen ein Polizeiinspektor getötet wurde.
Bauarbeiterausstand in Stockholm . Kopenhagen , 11. Juni. Wie„Bcrlingske Tidende" aus Stock holm meldet, beginnt heute dort im Baugewerbe ein Ausstand, da die Arbeitgeber die geforderte Erhöhung der T e u e r u n g s- z u l a g e an die Arbeiter nicht bewilligt haben.
Die Katastrophe in Salvador . Basel , 11. Juni. Ueber die Katastrophe von San Salvador liegen weitere Nachrichten aus Washington vor: Der Gesandte der Vereinigten Staaten in � San Salvador telegraphierte, daß der Vulkan seit dem 8. Juni, 9 llhr abends, tätig ist. Ein Teil der Stadt sei durch Feuer vollständig zerstört worden. 49 Tote und 199 Verwundete habe man gesehen. Der verursachte Schaden wird auf mehrere Millionen Pesos geschätzt.