2. Beilage zum„Vomiirts" Berliner VolMatt.Soztsls Ltsbsvstchk.An die Parteigenossen! Die Kampagne der Ziegelarbeiterist im vollen Zuge, die Saat, welche wir hier während derWintermonate ausstreuten, droht während des Sommers wiedergänzlich vernichtet zu werden. Der Ziegler, durch die lange Ar-beitszeit und unwürdige Behandlung gänzlich stumvfsinnig geworden, kümmert sich nicht im geringsten um das öffentlicheLeben. Er ist frob, wenn die Woche herum ist, daß er sich desSonntags etwas Ruhe gönnen kann. Darum richten wir dieBitte an alle Genossen, besonders an diejenigen der großenStädte, sorgt dafür, daß die Ziegler auch während des Sommersetivas zu lesen bekommen, agitirt auch unter ihnen. Lasse sichkeiner dadurch abhalten, daß ihm vielleicht der eine oder andereschroff entgegentritt, die große Mehrzahl der Lippischen Zieglerist unseren Ideen durchaus zugänglich.Also Genossen, hellt uns in dem Bestreben, dem Ziegler auchdie Erkenntniß beizubringen, daß nur der Sozialismus wirklichim stände ist, seine so überaus traurige Lage zu verbessern.Im Auftrage der Lippischen Genossen!H e i n r. Baum,Oerlinghausen(Lippe).Alle arbeiterfreundlichen Blätter werden um Abdruck ge-beten. t-> 4-*Ein Nachspiel zum Freiburger Maurer streikspielte sich am 31. v.M. vor der dortigen Strafkammer ab. DieMaurer Fromm und Burkhart waren beschuldigt, denbekannten Architekten Eugen Schmidt thätlich beleidigt zuhaben. Die Angeklagten behaupten, Schmidt habe sie durch be-leidigende Aeußerungen provozirt und ihnen mit dem Revolvergedroht. Schmidt wußte die Sache so zu schildern, als habe erin der Nothivehr gehandelt. Nach seiner Schilderung sind diebeiden Maurer die Karnickel, die angefangen haben. Daß ermit einem Dolchmesser nach den beiden Angeklagten gestoßenund den Fromm dabei in die Hand gestochen, leugnet er ent-schieden. Er habe mit dem Messer nicht gestoßen, sondern erglaube, daß Fromm mit der Hand nach dem Messer gegriffenund sich dabei verletzt habe.(!!!) Das Gericht schenkte leiderdein Schmidt in allen Punkten Glauben und verurtheilte Frommzu 5 Wochen und Burkhart zu 3 Wochen Gefängniß. Einigezuhörende Maurer, die während der Verhandlung einigeZwischenbemerkungen gemacht hatten, wurden in eine„Ordnungs-strafe" von b Mark genommen. Dieses Urtheil macht sehr vielzu denken.Ein neuer Köder? Wie man aus Halberstadt be-richtet, soll die dortige Handelskammer auf Anregung aus in-dustriellen Kreisen sich an den Handelsminister wegen Schaffungeiner Arbeiter-Verdien st medaille gewendet habe«.—Weil wir unsere Gegner nicht gar zu tief einschätzen wollen.können wir die Nachricht nickt ohne weiteres als glaubhaft an-nehmen. Sollten jedoch gewisse industrielle und andere Kreisedem Drange, sich zu blamiren. nicht widerstehen können, so kannman ihnen getrosten Muthes die Versicherung ertheilen, daß siein diesem Falle denn doch zu spät kommen werden. In einerZeit, wo das Selbstbewußtsein der Arbeiter als Individuen so-wohl wie als Klassenangehörige erfreulicherweise stetig wächst,wo mit der Erkenntniß seiner Lage auch in dem letzten Arbeiterdas Gefühl tiefer Erbitterung über die ihm von dem Ausbeuter-thum zugefügte Behandlung lebendig wird,— wir meinen, ingegenwärtiger Zeit die Frage einer Verdienstmedaille für Ar-beiter in ernsthafte Erwägung zu ziehen, dazu gehört ein gutTheil Unternehmer-Bornirtheit.Ein Opfer der Ueberarbeit. Aus W r i e z e n wird unsoesckzrieben: Der Bier- und Destillateurkutscher Franke bei derFirma O. Welz hier wurde am 1. d. M. früh auf dem Wegebei Kunersdorf bei Wriezen als Leiche gesunden, undzwar derart, daß der Kopf zwischen einem Baume und demWagen eingequetscht war. Franke war jedenfalls eingeschlafenund hatte so gelegen, daß der Kopf über der vorderen Schutz-wand hinauslag. Bei der Biegung des Weges waren die Pferdegewiß aus der Spur gegangen, der Böschung des Weges zunahe gekommen und so gegen einen Baum gefahren, der un-glücklicher Weise den Kopf des Kutschers traf. Nach Bericht vorherbesuchter Gastwirthe muß dieses schon um 12 Uhr Nachts ge-fchehen sein. Tie Pferde standen noch früh um 5 Uhr auf derselben stelle. Wenn diese armen Kutscher auf dem Wagenschlafen, so ist es gewiß nicht zu verwundern, müssen sie dochoft 12—18 Stunden arbeiten. Wenn sie oft des Nachts um 3oder 4 Uhr nach Hause kommen, müssen sie schon wieder frühum 7 Uhr auf dem Hofe sein, um ihre Ladungen für die neueTour in Empfang zu nehmen. Einen freien Tag nach langerTour gicbt es nicht, und wenn sie auf dem Hofe oder dem Landearbeilen müssen.Also wieder ein Opfer mehr, das wohl bedauert, dann aberaar bald vergessen ist und schließlich bleibt alles beim Alten.Und es wird so lange so bleiben, bis die heutige Wirthschasts-ordnung einer neuen Platz gemacht hat. bis uicht mehr einzigund allein des lieben Profits willen gearbeitet wird.Die Zentral-Kranken- und Begräbnistkasse für Frauenund Mädchen in D e u t s ch l a n d(Sitz O f f e n b a ch) hielt dieserTage in Mainz ihre vierte ordentliche Generalversammlung ab.Erschienen sind 33 Delegirtinnen sowie 17 männliche Beiräthe.Nach dem Kassenbericht des Hauptkassirers betrug Ende 1893 dieZahl der Verwaltungsstellen 121 und die Zahl der Mitglieder9010. Die Einnahmen der Hauptkasse und in den Verwaltungs-stellen betrugen im Ganzen 171 682.10 M., davon waren Kassen-bestände 7700,91 M., Eintrittsgelder 16S8.S0 M.. Beiträge156 817,85 M., Zinsen 3861,32 M. Die Totalausgaben be-trugen abzüglich der Kassenbestände pro 1. Januar 1892164 093,04 M._VerlÄtninlungen.Die Zentral-Kranken- und Begräbnisttaffe für Frauenund Mädchen(Sitz in Offenbach a. M.). Die Berliner Delegirtenzur Generalversammlung in Mainz warenvon der in einer öffent-lichen Versammlung der Mitglieder der aufgelösten ZahlstelleBerlin 1 gewählten Befchwerdekommission zu einer Versammlungeingeladen. Genosse M o h r b a ch(früherer Revisor der Zahlstelle i) gab ein übersichtliches Bild über die Vorgänge be, derWahl der Delegirten zur letzten Generalversammlung in Ham-bürg, welche die Ursache zu Zerwürfnissen der gesammlen Wer-watlungsbcamten der damaligen Zahlstelle I mit deren Bevoll-möchtigten Papke wurden. Beschwerden über Papke be-handelte der Zentralvorstand stets sehr einseitig, den Neuwahlenversagte er die Bestätigung, wodurch die Erbitterung tu denReihen der Mitglieder und deren Anverwandten auf'sHöchste stieg. Der von Braunschweig eigens nachVerlin gesendete Vorsitzende des Ausschusses verstand eSin keiner Weise, die erregten Gemüther zu beruhigen;die Mehrheit der Mitglieder verlangte die Amtsentsetzung resp.Niederlegung des Bevollmächtigten. Der Streit setzte sich in denVersammlungen der Zahlstelle I fort und schließlich wurde diesevon, Zentralvorstand ausgelöst und die Mitglieder der Zahl-stelle II überwiesen. Eine öffentliche Versammlung der Mit-glieder der aufgelösten Zahlstelle I protestirte gegen die Auf-lösung und beschloß Beschwerde gegen Vorstand und Ausschußbei der Aufsichtsbehörde. Diese verwies die Beschwerdeführer andie Generalversammlung. Infolge der diktatorischen Handlungs-weise des Zentralvorsitzenden rumorte es auch in anderen Städtenzum Beispiel Nürnberg, wo die Verhältnisse ebenso liegen. Ineinem Brief schrieb Herr Schulze- Offenbach: wer gegen uns(den Vorstand) ist, der ist auch gegen die Kasse, er scheine sie so-mit als sein Privateigenthum resp.„sein Geschäft" zu betrachtenund speziell hiergegen wendet sich der Protest der Mitglieder.Die Delegirte Frau Ihrer versprach bei passender Gelegenheit,die Angelegenheit auf der Generalversammlung zur Sprache zubringen, machte aber gleichzeitig der Beschweidekommission denVorwurf der Lässigkeit, die versäumt habe, vor der Wahl derDelegirten diese Beschwerden allen Zahlstellen im Reich zuunterbreiten. Frau Gubela ersuchte die Delegirten dahin zuwirken, daß der Sitz des Ausschusses der Kasse nach Verlin ver-legt werde und war im übrigen derselben Ansicht eines Vor-reduers, daß durd Entsendung ein und derselben Delegirten sichin der Kasse ein 5lliquenwesen heranbilde. Nachdem noch HerrLutz(Zahlstelle 2) versucht hatte, die Maßnahmen des Zentral-Vorstandes zu vertheidigen, nahm die Versammlung nachstehendeJiesolution an:„In aubetracht der ungerechten Maßnahmen desVorstandes ersucht die Versammlung die Berliner Delegirten, aufder Generalversammlung dahin zu wirken, daß unter„Berichtdes Vorstandes" die Auflösung der Verwaltungsstelle Berlin Idiskulirt und gegen dieselbe Beschwerde geführt werde. DieVersammlung prolestirt gegen die seitens des Vorstandes wieder-holt geübte Praxis der Nlchtbestätigung ihm nicht genehmer Mit-glieder zu Verwaltungsbeamten der Kasse, welche das Wahlrechtder Mitglieder geradezu illusorisch macht und jedem demo-kratischen Gefühl und Brauch ins Gesicht schlägt."Die eingeschriebenen freien HilfSkassen, welche dem Ver-bände freier Krankenkassen(Sitz Hamburg) angehören, hieltenam 27. Mai eine Versammlung ab, zu welcher der Verbands-Vorsitzende Herr Blume aus Hamburg anwesend war. Der amAnfange dieses Jahres stattgehabte Streit der freien Hilfskassenmit ihren Aerzten und demzufolge erfolgte Austritt der Zentral-Krankenkasse der Tischler aus der hier bestehenden Vereinigungfreier Hilfskassen war der Zweck zur Einberufung dieser Ver-sanunlung. Herr Blume erläuterte nach den Bestimmungen desVcrbandsstatuts den Zweck des Verbandes. Hiernach haben allesich an einem Orte befindenden Verbandskassen zu vereinigen,um gemeinsam mit Aerzten, Apothekern und anderen Lieferantenfür die Kasse und deren Mitglieder günstige Verträge abzuschließen,sowie in allen Fällen sich gegenseitig zu unterstützen. Der Ver-bandsvorstand steht auf dem Standpunkte, daß die Verbands-lassen vereinigt sein müssen, die Zersplitterung der Kassenmuß aufhören, denn nur durch die Vereinigung aller Kassen seietwas zu erreichen. Von den folgenden Rednern wird allseitigeiner Vereinigung zugestimmt und die eingetretene Zersplitterungbedauert. Durch eine Statistik wird nachgewiesen, daß die Ho-norirung der Aerzte fast einer Bezahlung wie bei ihrer Privat-Praxis gleichkommt; außerdem ein Risiko für die Aerzte nicht vor-handen ist. Folgender von Herrn Paul Schneider gestellter An-trag wird einstimmig angenommen: Es ist eine Kommission zuwählen, welche die Vorarbeiten zu einer Vereinigung sämmtlicherVerbandskassen vorzunehmen hat, auch soll es den hiesigen freienHilfskassen gestattet sein, sich der Vereinigung anzuschließen.Hierauf ward bestimmt, jede örtliche Verwaltungsstelle hat einenDelegirten zu wählen. Die Adresse desselben ist bis zum 5. Juli1894 an Herrn Wilhelm Roll, Stralauerstr. 43, vorn 2 Treppenmitzutheilen.Die Zustände in der Konfektion und wie streben wirnach Besserung?" lautete die Tagesordnung einer öffentlichenSchneider- und Schneiderinnenversammlung,welche am 4. d. Mts. im Weddina-Park tagte und rege besuchtwar. Frau R e i m a n n als Referentin beleuchtete in ein-gehender Weise die Mißstände in der Konfektion, welche auf dereinen Seite Millionäre, auf der anderen Seite elende Arbeiterzüchte. Während man die Arbeiterinnen in der unglaublichstenWeise ausbeute, erhalten die Beamten großer Konfektionshäuserwahre Ministergehälter. Die Arbeiterinnen würden doppelt aus'gebeutet, durch den Konfektionär indirekt, durch den Zwischenmeister direkt. In drastischer Weise schilderte die Rednerin dasnamenlose Elend der Arbeiterinnen bei den Zwischenmeistern.Es sei bei den Arbeiterinnen bald soweit gekommen, daß sie alleWiderstandskraft verloren haben. Soweitdürfe es abernichtkommen.Möge man den Arbeiterinnen eine menschenwürdige Existenz ge-wahren, dann würde auch die Unsitllichkeit aufhören. Leiderwürde von manchem Zwischenmeister die weibliche Ehre sehrgering geachtet. Referentin kam nach Vorführung vieler dasArbeiterelend veranschaulichenden Einzelheiten zu dem Schlüsse,daß es so nicht weiter gehen könne, daß das den Arbeitern wieArbeiterinnen gewährleistete Koalitionsrecht thatkräftig ausgenütztwerden müsse. Bügler, Stepper und Mäntelnäherinnen hättensich gemeinsam zu organisiren und zwar im Deutschen Schneider-und Schneiderinnen-Verbande. Ter Rcferentin wurde lebhafterBeifall gezollt. Die folgende Diskusston wurde in der Haupt-fache von Büglern geführt, welche wieder einen ziemlich ab-sonderlichen Standpunkt einnahmen. Bemerkenswerth sind dieAussührungen des Herrn Zitzmann, welcher die bündige Er-klärung abgab, daß die Bügler sich von der Agitations-Kommissionnichts aufoktroyren lassen, daß die ganze Agitation auf die Errichtungvon Betriebswerkstätten hinauslausen solle. Betriebswerkstättenlegten den Unternehmern große Lasten auf und hätten zur Folge dieBeseitigung der Zwischenmeister und der Hausindustrie. Diessei ein Unding. Einer Beschränkung der Hausindustrie stimmeer wohl zu. einer Beseitigung derselben könne er seine Zu-stimmung nicht gebe». Wo sollten denn die ganzen Hausindustrie-Arbeiter bleiben? Die Bügler ließen es sich nicht nehmen, auchfür Erhöhung der Löhne zu wirken, und hätten auch diese Ab-ficht, sobald die Organisation fertig fein würde. Ein nichtigerStreit entspann sich wiederum über die Frage. ob die Büglervon den Mäntelnäherinnen oder diese von jenen abhängig seien.D a n z i g und W. Schulz übernahmen es, Herrn Zitzmannunter dem Beifall der Versammlung den Standpunkt klar zumachen. Schulz besonders veranschaulichte, daß die Forderungder Betriebswerkstätten eine sehr zeitgemäß» und dringend noth-wendige sei. Auch Herr Drees, Vorsitzender des BüglervereinZWedding, welcher etwas stark im meisterlich-harmonischen Fahr-wasser segelte, wurde von Schulz in ganz entschiedenerWeise in Uebereinstimmung mit der Versammlung ab-gewiesen. Z i tz m a n n blieb bei seiner Ansicht, daßdw Forderung von Betriebswerkstätten ein Größenwahn sei.Seiner Ansicht nach sei der Schneiderverband für die Konfektionauch nur ein„Organisatiönchen", wie man die Büglervereine zubezeichnen beliebe. Die Bllgler beabsichtigten, die Stückarbeitabzuschaffen und diese Angelegenheit liege den Büglern mehr amHerzen, als die Betriebswerkstätten. In ihrem Schlußworte be-schäsligte die Referentin sich gleichfalls in liebevoller Weise mitterrn Zitzmann und ermahnte nochmals, dem Verbände derchneider und Schneiderinnen beizutreten. Die MoabiterAgitationskommission wurde durch Stein! e und Frau Sägerergänzt.Der deutsche Metallarbeiter-Verbaud(VerwaltungsstelleBerlin C.) hielt am 2. Juni eine sehr gut besuchte Versammlungab, in der Dr. H e y m a n n über das Thema:„Die Natur-Wissenschaft und das Proletariat" referirte. Auf Antrag derOrtsverwaltung wird beschlossen, die„Deutsche Metallarbeiter-Zeitung" nur noch gegen Vorzeigung der Mitgliedsbücher an dienicht über acht Wochen restirenden Mitglieder zu verabfolgen.Sodann wird bekannt gegeben, daß in Schöneberg eine Ver-waltungsstelle gegründet ist.I» Charlotteuburg tagte am 31. Mai eine recht zahlreichbesuchte Volksversammlung in dem Lokal„Bismarckshöhe",Wilmersdorferstraße. Hierzu war von den Genossen an denReichstags-Äbgeordneten Fritz Z u b e i l die Aufforderung er-gangen, Bericht zu erstatten über die Thätigkeit des Reichstages.Die gespannte Aufmerksamkeit, mit der die Versammelten demVortrage folgten, gaben einen Beweis von dem durchaus regenInteresse der Wähler an der Thätigkeit ihrer Vertreter imParlament. Der Redner berührte alle im Reichstage zur Ver»Handlung gekommenen Fragen und Anträge, und präzisirte genauden Standpunkt, den die Vertreter der sozialdemokratischenPartei zu denselben eingenommen haben; daß dieser vollständigdem Wunsch und Willen ihrer Mandatgeber entsprach, bewiesendie wiederholten lebhaften Zustimmungsbezeugungen. Da die Ver-sammlung sich durch den Vortrag zufriedengestellt erklärte, nahmman einstimmig von einer Diskussion darüber Abstand, und stimmtefolgender Resolution gegen eine Stimme zu:„Die Versammlungerklärt sich mit der Berichterstattung des Vertreters für Teltow»Beeskom-Charlottenburg, Fritz Zubeil, einverstanden; sie ist vonder Ueberzeugung durchdrungen, daß die Thätigkeit der gesammtensozialdemokratischen Fraktion, treu dem Prinzip:„dem Wohledes gesaminten arbeitenden Volkes" gewidmet ist, und in Zukunftsein wird; sie bringt derselben das vollste Vertrauen entgegen,mit dem Versprechen, auch fernerhin mit ganzer Kraft für dieAusbreitung des Sozialismus einzutrete», und stets neue Kämpferfür die gerechte Sache des geknechteten Proletariats zu werben."Sodann erstattete die Lokalkommission Bericht über die Ergeb-nisse ihrer Thätigkeit betreffs der Kontrolle über die verschänktenBiere. Hiernach werden in einigen kleineren Lokalen verschiedeneArten Brere ausgeschänkt. Eine Reihe Lokalinhaber erkläre»,Bier von auswärts zu beziehen, einige weigern sich, Angabenüber die Bezugsquelle ihres Bieres zu machen, andere erklären,von der Spanvauer Berg-Brauerei abhängig zu sein und deS-halb Bier von dort entnehmen zu müssen. In einem Falle wurdeder mit der Kontrolle beauftragte Genosse aus dem betreffendenLokale gewiesen. Nachdem zu diesem Punkt von den ver-schiedensten Rednern hauptsächlich, Machinationen zur Sprachegebracht waren, nach welchen das Publikum, und wenn irgendmöglich auch die Kontrolleure betrogen werde», erklärte GenosseZubeil, daß sichere Vorkehrungen und Abmachungen getroffensind, nach henen von heute(1. Juni) ab gutes Bier aus Fürsten-walde eingeführt wird, ebenso aus Luckenwalde. Selbstverständ-lich sind die hetreffenden Brauereien unterschriftlich verpflichtetworden, die Bedingungen, die die große Boykott-Resolution vor«schreibt, gewissenhast zu erfüllen.Ju RnmmelSburg beschäftigte sich am 4. Juni eineöffentliche Volksversammlung mit dem Bierboykott, über dessenUrsache und bisherige Wirkungen Genosse Stabernack ausBerlin referirte. Genosse Oclking berichtete Namens der Boykott»kommission über die Thätigkeit derselben und führte die Wirthean, welche trotz Aufforderung das boykottirte Bier nicht ab-bestellt haben. Redner forderte die Genossen auf, nur in denLokalen zu verkehren, in welchen das von der Berliner Kom»Mission gestempelte rothe Plakat aushängt. Gastwirth Bort(Schiller- und Kantstraßen-Ecke) bestritt, daß er boykottirtesBier ausschänke; verschiedene Genossen waren aber in der Lage,ihm den Nachweis zu erbringen, daß er in den letzten Tagenwiederholt von einer der boykottirte« Brauereien Bier bezogenhat. Die Arbeiter der Orlamünder'schen und Lehmann'schenFabrik, die bisher Schultheiß-(Flaschen-) Bier trinken, wurdenaufgefordert, nicht die schuldige Rücksicht auf die anderen Ar-beiter zu vergessen. Ein Genosse theilte auch mit, daß inWilhelminenhof, wo einige Gewerkschaften Sommcrvergnüzenabzuhalten beabsichtigen, Bier aus dem Böhmischen Brauhauseaeschänkt wird. Nach einem Schlußworte Stabcrnack's nahm dieVersammlung einstimmig die Resolution der Berliner Boykott«kommission an.Für Steglitz uud Friedenau fand am 29. Mai in letzteremOrte im großen Saale des Etablissements„HohenzollerN"(Handjerystraße) eine sehr zahlreich besuchte öffentliche Volks-Versammlung statt. T h. Glocke sprach über„Klassenkämpfe".In einer Resolution erkläne die Versammlung ihr vollstes Ein-verständniß mit den Ausführungen des Referenten. Den Berichtder Lokalkommission erstattete K l u t h; sein Antrag: den Boykottüber die Lokale.Hohenzollern"-Friedenau und„Schwarzer Adler"-Steglitz aufzuheben, nunmehr aber nur in solchen Lokalen zuverkehren, welche von der Lokalkommission freigegeben sind,fand einstimmige Annahme.— Ueber den„Bierboykott"referirte Kasper. Redner empfahl der Versammlung,sich für die Dauer des Boykotts mit anderem Getränk zu be-gnügen und„Ringbier" strengstens zu meiden.(Beifall.) Mit-getheilt wurde, daß bei dem Gastwirth Hundertmark in Lichter»selbe ein Kutscher der Weißbier-Brauerei Hilsebein Bayrisch-Bierin Weißbier-Gefäßen abgeladen habe, und ferner, daß beiSchütze(Bahnhof Schöneberg) Bwr der Spandauer Berg-Brauerei verzapft wird. Die Frauen wurden ermahnt, ingleicher Weise bei Einkauf von Flaschenbier in Krämerläden x.ein wachsames Auge zu haben. Schließlich gelangte eine Reso-lution zur Annahme, worin die Versammlung versprach, mitaller Kraft und Energie den Boykott speziell der Me» be-kannten Brauereien durchzuführen.