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Nr. 203. 34. Jahrg.

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Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Freitag, den 27. Juli 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernivecher: Amt Morisplak, Nr. 151 90-151 97.

Die Ruffen weichen auch in der Bukowina.

Im Vormarsch jenseit Tarnopol und Trembowla.- Einnahme von Buczacz.­Südlich des Dujestr Tlumacz, Ottynia  , Delatyn   besetzt. Erfolg auch an der Bukowina- Front. Trommelfeuer in Flandern  . Erfolge bei Monchy, Ailles

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und am Hochberg.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 26. Juli 1917.( W. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplah.

Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. In unverminderter Heftigkeit, vielfach zum Trommelfeuer anschwellend, tobte zwischen der Küste und der Lys die Artilleric­schlacht weiter. Nachts ließ der Feuerkampf nur wenig nach; bei Hellwerden steigerte er sich erneut zu größter Stärke.

Die englischen Erkundungsvorstöße dauerten an; Erfolg hatten sie nicht.

Im Artois   lag wieder heftige Artilleriewirkung auf den Stellungen bei Lens.

Bei Monchy erkämpften lübeckische Sturmabteilungen zu­sammen mit Flammenwerfern ein wichtiges Grabenstüd, das der Feind dreimal vergeblich zurückzuerobern versuchte.

Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Nach ausgezeichneter Feuervorbereitung stürmten abends Teile westfälischer Regimenter die französische   Stellung füdlich von Ailles in 1800 Meter Breite und 400 Meter Tiefe. Heute morgen brachen in überraschendem Angriff niederrheinische Bataillone nordwestlich des Gehöfts Hurtebise vor und entrissen dem Feinde beherrschende Teile des Höhenkammes.

In der Champagne führten schleswig- holsteinische und märkische Sturmtruppen einen schneidigen Vorstoß erfolgreich durch. Sie nahmen am Hochberg die Reste des am 14. Juli in der Hand der Franzosen gebliebenen Geländes wieder.

Der Gegner führte auf den drei Gefechtsfeldern fruchtlose Gegenangriffe, die seine blutigen Verluste erhöhten; im ganzen find über 1150 Gefangene, dabei 46 Offiziere und zahlreiche Grabenwaffen eingebracht worden.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Front des Generalfeldmarscha118 Prinz Leopold von Bayern. Heeresgruppe des Generaloberst v. Eichhorn Südlich von Smorgon verkleinerte unsert zusammengefaßte Artilleriewirkung die Einbruchstelle der Russen. Der Feind mußte dort weichen; fast die ganze frühere Stellung ist wieder in unserem Befig.

Heeresgruppe des Generalobert v. Boehm­

Ermolli.

In heftigen Kämpfen gewannen unsere Divisionen die Höhen nordöstlich von Tarnopol   und den Gniezna- Abschnitt bis zur Straße Trembowla- Husiatyn.

Weiter südwestlich sind Buczacz  , Tlumacz  , Ottynia  , Delatyn  genommen. Front des Generaloberst Erzherzog Joseph  .

Die russische Karpathenfront ist durch den Druck nördlich des Dujestr nun auch füdlich des Tartaren- Passes ins Wanken ge­kommen. Der Feind geht dort in Richtung auf Czernowitz   zurüd. Im Angriff wurden die Rusien gestern von den Baba Ludowa­Höhen geworfen.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Madcnsen

Vom Mittag bis zur Dunkelheit lebhafter Feuerkampf.am Unterlauf des Sereth  .

Nichts Neues.

Mazedonische Front.

Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Abendbericht.

Amtlich. Berlin  , 26. Juli 1917, abends.

In Flandern   tagsüber geringes Nachlässen des

Feuers und des Feuerkampes.

Weitere Erfolge in Ostgalizien   zwangen die Russen zur Aufgabe ihrer Karpathen- Frout bis zum Kirlibaba- Abschnitt.

Der österreichische Bericht.

Wien  , 26. Juli 1917.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart:

Deftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls. von Madensen.

Keine größeren Gefechtshandlungen. Heeresfront des Generaloberst Erzherzog Jofeph.

An der oberen Susita entwickelt der Feind erneut rege Tätigkeit.

Bei der Armee des Generalobersten v. Köves wurde den Russen die Baba Ludowa entrissen. Der Gegner hat nordwestlich dieser Höhe seine Karpathenstellungen preisgegeben und weicht gegen Often. Bei der Bezwingung des russischen Widerstandes im Tartaren- Pak hat sich das erprobte Budapester Infanterie­Regiment Kaiserin und Königin Maria Theresia   Nr. 32 besonders hervorgetan.

Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern.

Die Heeresgruppe des Generalobersten von Böhm- Ermolli  hat Delatyn  , Ottynia  , Tlumacz   und Buczacz   gewonnen. Deutsche  Truppen stehen am Westrand von Trembowla.

Der Erfolg von Tarnopol   wurde durch die Eroberung mehrerer Höhen erweitert.

Italienischer Kriegsschauplah. Außer dem gewöhnlichen Geschüßfeuer keine besonderen Ereignisse. Balkan   unverändert.

Der Chef des Generalstabes.

Große Erfolge.

Von Richard Gädke.

Wenn Kerenski   gehofft hat, durch die allgemeine rassische Offensive den Kriegszielen näher zu kommen, wie er fie aufgestellt hatte, so hat er sich in einem schweren Irrtum befunden. Es war ein dreifacher Fehler in seiner Rechnung. Er überschäßte den Einfluß seiner Beredsamkeit auf die Schlagkraft der, russischen Truppen und unterschäßte ihre tiefe Friedenssehnsucht; er überschäßte die Angriffskraft der eng lischen und französischen   Heere, auf deren gleichzeitige Mit­wirkung er gerechnet hatte, und begriff nicht, daß er aus­ersehen war, deren ins Stocken geratenen Durchbruchsversuch durch die erneute Opferung russischer: Leben erst wieder in Fluß zu bringen. Die Russen sollten die Retter für die wenig günstige Lage im Westen werden, da die Vereinig­ ten Staaten   es nicht jedenfalls auf lange Monde nicht- werden konnten. Er unterschäßte endlich den Wagemut der deutschen   Führung und die Stärfe ihrer Streitermassen. So viel Irrtümer in der Beurteilung der militärischen Lage sind noch zu allen Zeiten die Quelle friegerischen Unheils gewesen.

Es mag dahingestellt bleiben, ob wirklich nur politische Gründe die Ursache der langen Zurückhaltung der verbin­deten Mittelmächte im Osten gewesen sind; unschaver fönnten doch auch militärische Erwägungen sich in der gleichen Linie bewegt haben. Jedenfalls ist gegenwärtig der psychologische Augenblick mit der Eingebung des großen Feldherrn heraus­gefunden worden.

Die Sicherung der deutschenische Widerstandskraft zermürbt und nicht nur den

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Grenzen.

Der in allem Wesentlichen verunghickte Angriff des Gene­rals Cutow an der Südwestfront, dieningeheuren Spier, die er gekostet, hatten das russische Heer in seiner Stärfe außer ordentlich vermindert, wahrscheinlich nicht nur durch die un­mittelbaren Verluste, sondern mehr noch durch vermehrte in die Heimat; er hatte vor allen Dingen die mora Angriffswillen der Truppen gebrochen, sondern selbst ihre Verteidigungskraft gelähmt. Nur einzelne Truppenteile scheinen noch hetdenmütigen Widerstand geleistet zu haben. Die russische Artillerie hat durch raschen Abzug zwar sich selbst gerettet, aber auch ihr Fußvolf im Stich gelassen. Ob es ih bereits an Schießbedarf gemangelt, ist noch nicht zuverläjiig zu übersehen; jedenfalls sind aber jetzt große Geschoßstapel in unsere Hände gefallen oder vernichtet worden.

Das Hauptorgan der geschlagenen Annexionisten, die Deutsche Tageszeitung", erhebt morgens und abends gegen den Vorwärts" den freischenden Vorwurf, er sei gegen die Sicherung der deutschen Grenzen. In Wirklichkeit tritt der Vorwärts" für die beste Sicherung der Grenzen ein, die es überhaupt gibt, nämlich für ihre Man soll nicht sagen, daß der Sieg der Deutschen   gegen Sicherung durch einen dauernd gesicherten Weltfrieden. die besten Teile des russischen Heeres erfochten sei.. Gene Sein Ziel, und überhaupt das sozialistische Ziel ist, die deutsch  - ral Brussilow   hatte zu seinen Angriffen von Roniuchy bis französische und die deutsch  - russische Grenze so sicher zu machen, Stanislau 60 Divisionen verwandt. Selbst bei den wie es die preußisch- sächsische Grenze oder die deutsch  - öster­reichische Grenze heute schon ist.

Sollte aber eine Politik, die durch Wahrung des Friedens nach allen Seiten hin alle Grenzen sichert, unmög­lich werden, so wird in Zukunft eine Politif, die uns die ganze Welt zum Feinde macht, hoffentlich noch unmöglicher sein. Die Grenzgestaltung, wie sie bisher bestand, hat uns nicht| gehindert, uns in einem so schweren Strieg, wie er noch nicht da war und schwerlich wieder da sein wird, erfolgreich zu be­haupten. Wir brauchen also auch für die Zukunft das Herz nicht in die Hosen fallen zu lassen und nicht vor Angst mit den Zähnen zu klappern, wenn die Grenzen so bleiben, wie sie sind. Die Deutsche Tageszeitung" arbeitet mit dem Appell an die Furcht, von der sie sonst zu sagen pflegt, daß sie im deutschen Herzen keine Stätte finde.

Wenn auf dem Wege des Ausgleichs und der Ver­ohne ständigung, erzwungene Gebiets erwerbungen, und ohne Vergewaltigung fremder Volks­teile, also in freiwilligem gegenseitigen Einvernehmen eine Grenzberichtigung erreicht werden kann, die mißtrauische Ge­müter beruhigt, so wird kein Mensch etwas gegen sie einzu­wenden haben. Kommt es zu einem solchen Einvernehmen nicht, nun, dann werden wir uns auch so zu behelfen wissen und den Friedensschluß deswegen nicht vertagen wollen.

Größenverhältnissen des russischen Heeres fonnte das nicht nur eine Blütenleje gewesen sein, wenn auch besonders füich­tige Korps, wie die Garde und die harten Sibirier sich dar­unter befanden. Sie fechten übrigens in jener Gegend seit Jahresfrist und haben die großen Angriffe des vorigen Jahres bereits durchgekämpft. Wahrscheinlich stellen die Truppen in Ostgalizien   den mittleren Durchschnitt der inneren Beschaffen­heit dar, die gegenwärtig das ganze russische Heer zu einem minder scharfen Werkzeuge macht.

Der Angriff Brussilows in der ersten Hälfte dieses Mo­nats war an sich richtig angesetzt worden, mit dem 3iel auf emberg und auf die weitere Eroberung österreichisch­ungarischen Gebiets, das ein Faustpfand für die Zurückgabe verlorenen russischen Bodens sein konnte. Daß auch noch an­dere Erwägungen für ihn sprachen, wird später einmal zu erörtern sein. Ein Fehler der Durchführung war es, daß die Vorbewegung südlich des Dnjester erst begann, als der Stoß nördlich bereits endgültig gescheitert war. Ob man dafür den General Cuto mit Recht als Sündenbock in die Wüste ge­jagt hat, ist augenblicklich nicht zu entscheiden. Jedenfalls haben die Unrecht, die in den Klagen über das Versagen und den Ungehorsam ganzer Truppenteile nur den Versuch der leitenden Männer sehen wollen, die Verantwvor­tung von sich abzuwälzen. Wenn irgendein Zeugnis dieses Krieges, dann macht das aufgefangene drahtlose Telegramm des Komitees der 11. Armee nach Petersburg   den Eindruc innerer Wahrhaftigkeit. Es ist der Berzweiflungsschrei derer, die wahrnehmen müssen, daß die Truppe ihren eigenen Zielen und Absichten nicht mehr entsprechen will und nicht mehr ent­fprechen kann. Sie, ist des vergeblichen Blutvergießens jatt, und aus der Hand ihrer Vorgesezten geraten, zu denen sic vielfach kein Vertrauen mehr hat. Wenn Kerenski   in diesem Augenblick aus Petersburg   an die Front eilt, so muß die Not schver sein. Ob es aber gelingen wird, den großen Erfolg der Deutschen  , der seinen Widerhall auch in London   und Paris  Amsterdam  , 26. Juli. Aus London   wird berichtet: In einer finden muß, noch einzudämmen, hängt nicht von ihm und gestern abgehaltenen Konferenz zwischen den Mitgliedern der Arbeiter seinem Einflusse ab, sondern nur noch davon, ob es gelingt, partei und den sozialistischen   Abgeordneten, an der u. a. Wardle, der frische und unverbrauchte, wenigstens zur Verteidigung geeig­Vorsitzende der Arbeiterpartei, Henderson, Mitglied des Kriegs- nete Truppenteile in genügender Zahl an den Sereth zu fabinetts, George Roberts, Ramsay Macdonald   und Jowet teil- werfen; auch davon, ob es möglich ist, die noch zwischen Sereth  nahmen, ist beschlossen worden, am 8. und 9. August cine Ver- und Strypa fechtenden Korps nach Osten zu retten, ohne daß jammlung der Sozialisten der alliierten Länder in London   abzuhalten. sie zuviel Federn lassen müssen.

Wir wollen vor allem Frieden schließen in Gedanken an den Frieden und nicht an den nächsten Krieg. Wir wollen nicht diesen Krieg verlängern, um einen nächsten, den wir mit allen Kräften zu verhindern bestrebt sein werden, besser führen zu können! Nicht die Sicherung der Grenzen, sondern die Sicherung des kommenden Friedens ist es, was am meisten nottut!

Die Sozialistenkonferenz der alliierten Länder.