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in �vcHpcu in altgewohnter Weise an der Arbeit. Durch Aiismeisnngni und Maßregelungen aller Art sollen die Dänen Nord- Schleswigs   wie die Polen   der östlichen Provinzen dem Deutschthum gewonnen werden. Nur das Gegenthcil wird natürlich dadurch erreicht. Ein? gerechte Erbitterung wird in der Brust aller Gemaßregelten und ihrer Volksgenossen erzeugt. Als vor einiger Zeit Gastvorstellungen einiger Mitglieder des Kopcnhagener königlichen Theaters �in Haderslebcn ange­kündigt wurden, drohten offiziöse Blätter sofort, die Gäste würden einen Ausweisungsbefehl erhalten. Obgleich diese Prophezeiungen in ziemlich bestimmter Form auftraten, wollte doch in Haderslcben niemand daran glauben, jetzt aber ist das Unglaubliche thatsächlich eingetroffen. Am Sonnabend kam mit dem Dampfer von Assens   die Gesell- schaft unter Führung Zangeuberg's in Hadersleben   an, 5 Herren und 2 Damen, die größtentheils zu den angesehensten Mitgliedern des königlichen Theaters gehören. Sobald sie ans Land stiegen, erhielten sie eine Vorladung vor den Bürgermeister Chemnitz  , der ihnen dann mittheilte, daß sie am nächsten Tage das preußische Gebiet verlassen müßten. Sonntag Mittag wurden sie dann vor der Haders- lebener Polizei nach Vojens gebracht. Bei ihrer Abreise von Hadersleben   wurden ihnen von der Bürgerschaft Blnmcnbouquets überreicht. So wird das Ansehen Deutsch- lands im Auslände herabgesetzt. Gallifet, der Schlächter der Kommunarden entgeht nun doch nicht der richterlichen Beurthcilung. Unser Pariser   Parteiorgan, derParti ouvrier", wurde nach langem Widerstreben der Regierung wegen seiner Ent- hnllnngen über Gallifet angeklagt. Die belgische Regierung hat dem Wunsche der Libe- ralen entsprochen, indem sie auf eine Ausdehnung der Session über den letzten Tag der Maudatsdaner der Kammer verzichtete. Tie belgische Kammer, die letzte, welche von den Zcnsns-Wählern gewählt worden ist, hat ihre Aufgabe ge- löst und wird jetzt ihr politisches Leben enden, um einer nach dem neuen Wahlgesetz gewählten Nachfolgerin den Platz zu räumen. Dieses Wahlrechts-Gesetz, das ein mehr- jaches Wahlrecht enthält und dem die proportionelle Ver- tretung mangelt, wird voraussichtlich nur ein vorläufiges sein und nach der Zusammenkunft der neuen Kammer bald durch ein anderes aufgehoben werden. Der hauptsächliche Unterschied zwischen dem neuen belgischen Wahlgesetz und den meisten der jetzt bestehenden Wahlgesetze ist dieser, daß er das mehrfache Wahlrecht und die Wahlpflicht enthält. Der Wähler, der ohne wichtigen Grund nicht zur Wahlurne kommt, wird mit Geldstrafe, und falls er seine Wählerpflicht zu wiederholten Malen nicht erfüllt, sogar mit dem Verlust des Wahlrechts bestraft. Die Wahlen werden jetzt auch in allen Gemeinden mit minde- stens 200 Einwohnern stattfinden. Wähler ist jeder Belgier, der 25 Jahre alt ist. Die Wähler werden in drei Klaffen vertheilt. Solche, die eine Stimme haben, und solche, die im Alter von 35 Jahren stehen, und als Hausvater, Be- sitzer eines bestimmten Vermögens oder wegen ihrer sozialen Stellung oder eines Fähigkeitsnachweises zwei oder drei Stimmen haben. Das ist die wichtigste Aenderung, die das System erfahren hat. Die Neuwahlen werden im Oktober.staltfinden. Wenn es sich dann herausstellen sollte, daß das Gesetz ein Machwerk der klerikalen Schutz- zolluer, so würde die Lage in Belgien   eine sehr ver- wickelte werden können. Bcernaert hat versucht, trotzdem seine Parteigenossen in der Kammer sich dagegen er- klärten, das proportionelle Wahlrecht einzuführen, um dem llebergewicht der Agrarier über die Industriestädte vorzu- beugen. Die klerikalen Doktrinäre und die gemäßigten Liberalen haben das jedoch nicht einsehen wollen, und so wird es die Schuld der letzteren sein, wenn der Staats- karren noch lange im Sumpfe des Klerikalismus stecken bleibt. Tas alte Kabinet Crispi soll sich morgen nach un- wesentlichen Aenderungen in seiner Zusammensetzung der Kammer wieder mit der Erklärung vorstellen, daß der König die Demission nicht angenommen hat. Lange wird es wohl nicht auf seinem Posten bleiben können. Nicotera  , ein längst politisch todter Minister Italiens  , ist heute gestorben. Eine neue Krise in Tirilien. DieGazetta Pie- montese" bringt sehr ernste Nachrichten aus den Schwefel- distrikten Siziliens  ; danach ist die seit lange bestehende Schwefelkrise in ein akutes Stadium getreten; infolge der Schließung zahlreicher Schwefelgruben und der großen Zahl von dadurch vakanten Arbeitern sind die Löhne auf ein M i ni m u m- h e r a b g e d r ü ck t, so daß seitdem 8. Juni 3000 Arbeiter in Caltanisetta streiten. Die Grubcueigenthnmer erklären, nicht die geringste Lohn- erhöhnng bewilligen zu können und drohen, Montag die Gruben zu schließen, falls der Streik bis dahin nicht beigelegt sein werde, hierdurch würden ca. 8000 Personen brotlos werden. Die Roth unter den Arbeitern sei grenzen- los, ihre Haltung ist eine drohende. Die Militärmacht wurde erheblich verstärkt. Eine Rettung. Frl. Elsa v. Schabelsky. welche vor Kurzem i» sehr aufdringlicher WeifeDie Zukunft" des Herrn Haiden in Westeuropa   vertheidigte, und in Osteuropa   lobte hat be- kminUich dem in der Harden'schenZukunft" veröffentlichten elenden schönfärberischen Artikel eines Professor Joesl über die Lage der nach Sibirien   Verbannlen unmittelbar nach seinem Er- scheinen in der russisch-offiziösenAowoje Wremja" weitere Ver- breitung in Nußland verschafft. Nun hat aber Fräulein v. Schabelsky vor ganz kurzer Zeit erklärt, sie che- richte in dieser Zeitung nur über literarische und künstlerische Erscheinungen. Wenn das der Fall ist. so muß sie allerdings den Aufsatz des Herrn Joest über Sibirien   der Kenntnißnahme durch die russische   Nation für würdig befunden haben. Wenn aber Fräulein von Schabelsky dies erkannt hat, so war es vatürtich, daß sie auch dem westeuropäischen Publikum dasjenige zugänglich machte, was es interessiren könnte und was die so gemein beschmutzten russischen Revolutionäre, welche für ihre Ideale mehr leiden, als es sich ein deutscher Professor an seinem Schreibtische träumen lassen kann, im Lichte der Wahrheit er- scheinen lassen würde, nämlich die hervorragenden Leistungen der gerade von Kennan genannten politischen Verbannten aus wissenschaftlichem Gebiete... oder sollte Frl. v. Schabelsky nur das mitzulheile» belieben, was derPelersburger Regierung angenehm ist?... Sollte sie gar nicht davon gehört haben, daß Diimtne Alerandrowitsch ttlemens, der politische Verbannte, von welchem Kennan spricht, zum Sekretär der ostsibirischen Abthellung der kaiserlichen»tnographischen Gesellschaft ernannt worden»st V Sollte sie gar nichts von den Arbeiten eineS Klemens. Sera- scheivsky, Schklowsky, Tschudowsky auf dem Gebiete der geo- logischen, ethnographischen und ethnologischen Forschung wiffen? Sollte ihr nicht bekannt sein, daß der Generalgouverneur Ost- sibiriens Goremikin. der das ungeheure jakutische Gebiet er- forschen lassen mußte, sich an die allein hierzu brauchbaren Menschen in Sibirien  , diePolitischen Verbannten" wandte und sie aufforderte, sich an der unter der Leitung Klemens vor- zunehmenden Erforfchungsexpedition zu betheiligen? Sollte sie alles dies thatsächlich nicht wissen?... Das ist doch nicht anzunehmen. Frl. v. Schabelsky hat, wie es scheint, gar kein Interesse an der Darstellung der thatsächlichcn Verhältnisse, sondern einzig und allein auf Liebedienerei der Knutcnregierung des Zaren gegenüber kommt es ihr an. Maroecanisches. Das Bureau Herold meldet: Zwischen den Anhängern und den Gegnern des zum Sultan ausgerufenen Prinzen Abdul Aziz ist bereits in mehreren marokkanischen Gebieten ein blutiger Bürgerkrieg ausgebrochen. Die Insurrektion beginnt sich auch in das Landesinnere fort- zupflanzen. Die marokkanischen Behörden erwarten das Ein- greifen des Marschalls Martinez Campos  , der in den nächsten Tagen mit Instruktionen versehen, aus Madrid   erwartet wird. Die Berber haben die Erntearbeiten im Stich gelassen und halten religiöse Zeremonien und Waffenübungen ab, um einer etwaigen Invasion der französischen   Fremdenlegion begegnen zu können. In den marokkanischen Gewässern werden in Kürze englische und spanische Kriegsschiffe eintreffen. Die französischen   und spanischen Blätter verlangen von ihren Regierungen energisches Eingreifen in Marocco  . Die spanische Regierung soll beabsichtigen, die Vertreter der Großmächte zu einer internationalen Konferenz nach Madrid  zu berufen, um Konflikten in Marocco vorzubeugen. lieber die Unruhen in Korea   meldet eine Londoner  Depesche: Nach einer Meldung desReuter'schen Bureau's" aus Shanghai   entsendet die japanische   Regierung beträchtliche Streitkräfte nach Korea  , um ihre dortigen Interessen zu schützen. Einem Gerüchte zufolge träfe der König von Korea   Anstalten, nach Japan   zu entfliehen. Darkemackmckjke«. In unserer Quittung über die im Monat Mai ein- gegangenen Anträge(Nr. lS9 desVorwärts") befindet sich unter den Berliner   diversen Beiträgen auch ein Betrag von 12 M., von den Unzufriedenen der Geldschrankfabrik von Ade". Diese Stichmarke hat zu dem Mißverständniß Anlaß gegeben, als ob dieUnzufriedenheit" sich auf die speziellen Arbeitsverhältnisse der Ade'schen Fabrik beziehen. Dies sollte aber mit dem ge- wählten Motto durchaus nicht gesagt sein, vielmehr wollten die Geber nur ihrer Unzufriedenheit über die allgemeinen wirthschast- lichen Zustände der Gegenwart Ausdruck geben. m* Gera  . Am Sonntag, den 12. Juni, tagte hier im Gasthof Zum Martinsgrund" der Reußische Parteitag. Tele- girle waren aus folgenden Orten erschienen: Gera  , Debschwitz  , Zwötzen  , Pforten, Untermhaus  , Langenberg  . Hartmannsdorf  , Pohlitz. Milbitz  , Thieschütz, Scheubengrobsdorf  , Tinz  , Roben, Laasen. Euba  , Rubitz  , Leumnitz  , Niederndorf   und Zschippern. Von der Pflege Reichenfels  : Hohenleuben  , Triebes, Weißendorf  . Vom Oberland: Schleiz  , Lobenstein  , Hirschberg, Tanna  , Würz- dach, Saalburg  . Aus anderen Wahlkreisen nahmen Genossen von Weida  , Auma   und Liebschivitz theil. Aus dem Bericht des Ver- trauensmanns, des Gen.Ve t ter lein, ist folgendes zu entnehmen: Die Abrechnung über die Einnahmen und Ausgaben vom 1. August 1833 bis 31. Mai 1834 stellt sich in Einnahme: Kassen- bestand ö 52,47 M., Zinsen 24,49 M., durch Personen und Ueber- Weisungen von Festlichkeiten 1413,34 M., Liften 547,30 M., von Karten und Marken 59,90 M., Ueberschuß an Schriften 194,87 M., von Versammlungen 250,29 M, in Summa 3042,57 M. Aus­gabe: Agitation 473,14 M., Drucksachen 212,40 M., Unterstützungen 152,25 M., Porto   und Telegramme 9,15 M., Annoncen 80,55 M., Delegation nach Zürich   und Köln 421 M., an Parteivorstand in Berlin   500 M.. Kassenbesiand 1088,33 M., in Summa 3042,57 M. Der Vertrauensmann für Debschwitz   konnte in seinem Bericht die erfreuliche Mitlheilung mache», daß trotz der polizeilichen Maß- nahmen gegen unsere Partei die Bewegung immer mehr erstarke. Zum 2. Punkt der Tagesordnung: Agitation und Organisation, sprach der Genosse Rüdiger u»ter lebhaftem Beifall der Delegirten. K ö b e r-Saalburg regt die Gründung von Arbeiter- Bildungsvereinen in den ländlichen Distrikten an. Durch Mangel- hafte Schulbildung sei die Bevölkerung geistig zurückgeblieben und verstehe sich infolge dessen auf politischem Gebiete schwer zu behelfen. Schließlich gelangte folgender Antrag zur Annahme: Zur Leitung der Parleigeschäfte werden die Genossen verpflichtet, an allen Orlen Vertrauensmänner zu wählen. Der Antrag auf Wahl eines oberländischen Agitationskomitees wurde den dortigen Genoffen überwiesen. Der Parleitag erklärt sich sodann ein- stimmig mit der Thätigkeit des Agitationskomitees einverstanden. Hierauf folgt der dritte Punkt der Tagesordnung. Den Geschäslsbericht über dieReuß. Tribüne" erstaltet Genosse V e t t e r I e i n. Es stellt sich die Gesammteinnahme der- selben in der Zeit vom 1. April 1893 bis 31. März 1834 auf 27 376,72 Mark, die Ausgabe auf 26 877,62 Mark, so daß ein Ueberschuß von 1099,10 M. erzielt wurde. Hierzu kommen noch Außenstände in Höhe von 443,49 M. Bei der Wahl der Preßkommission kommt es zu ziemlich erregten De- balten. Schließlich wird die bisherige Kommission wiedergewählt, an stelle eines ablehnenden Genossen wurde Genosse Najork ge- wählt. Sodann erfolgte nach einer Schlußrede des Vorsitzende» unter Hochrufen aus die Sozialdemokratie der Schluß des Partei- tage». m* Drei Vorstandsmitglieder der holländische» sozial- demokratische» Partei, nämlich Rot, Coltof und Cornelissen, sind beim Groninger Landgericht zu Geldstrafen von je 50 Gulden verurtheilt worden wegen Theilnahme an einen gesetzlich ver­botenen Verein. Dieser Tage wurde die Sache in höherer Instanz vor dem Gerichtshof zu Leennarde verhandelt. Die Angeklagten gestanden zu, der sozialdemokratischen Partei als Vorstands- Mitglieder anzugehören und am 25. Dezember 1832 dem Kongreß zu Zwolle   beigewohnt zu haben, wo folgende Resolution zur An- nähme gelangte: Die sozialdemokratische Partei ist eine revolutionäre Partei, weil sie sich auf den Standpunkt stellt, daß nur durch Abschaffung des Privatbesitzes die Mißstände aufgehoben werden können; weil eine dauerhafte Verbesserung der Lage des Proletariats auf dem Boden der heutigen Gesellschaft unmöglich ist. Die Taktik der sozialdemokratischen Partei ist eine revo- lutionäre, weil sie nicht glaubt, daß die bestehende Gesellschasi auf systematischem Wege in eine sozialistische hineinwachsen wird, sondern die Abschaffung der bestehenden gesellschaftlichen Ord- nung mit allen ihr zu Diensten stehenden gesetzliche» oder un- gesetzlichen, friedlichen oder gewaltthätigen Mitteln bezweckt." Auch ist es den Angeklagten bekannt, daß diese Resolution später durch das Referenduni bestätigt ist. Sie behaupten jedoch, daß eine Resolution kein Beschluß und für die Mitglieder nicht bindend sei. Sie sei nur die Aeußerung eines genieinsamen Ge- dankens. Der Staatsanwalt beantragte das Schuldig wegen Theil- nähme an einen Verein, der verbrecherische Ziele verfolgt und auf Verurtheilung der Angeklagten zu je acht Tagen Gefängniß- strafe. Der Verlheidiger, Rechtsanwalt Califch, forderte Frei- sprach». Wenn die drei Genossen verurtheilt werden, sehen die holländischen Genoffen,'so schreibt unser Korrespondent, einer lustigen Treibjagd aus alle Mitglieder der Partei entgegen. Sieg bei einer österreichischen Gemeinderaths« wähl. Am 16. Mai dieses Jahres fand in Willo- mitz bei Knaben die Gemeiuderathswahl statt, bei welcher unsere Parteigenossen auch nicht müßig zugesehen haben. Sie agitirten ganz im Stillen und brachten zu unserer Freude und zum großen Verdruß unserer Gegner sechs Aus- schüsse und drei Ersatz niänner, bereits alle Mit- glieder des Bildungsvereines, mit 50 von 62 abgegebenen Stimmen, daher mit großer Majorität durch. Aber wir sind Arbeiter und unsere Gegner, die löbliche Gemeinde- Vertretung bietet Alles auf, um diese Wahl als ungiltig zu er- kläre». Sämmtliche von uns gewählten Ausschüsse und Ersatz- männer haben ein jeder Wohnhaus und etwas Felo, sodaß sie eine direkte Grund- und Gebäudesteuer bezahlen. Nebenbei aber sind sie noch Maurer, Tagnrbeiter, Bergleute u. f. w. Die Gegner berufen sich aus den 8 II der famosen Gemeinde-Wahl- ordnung für Böhmen   und werden wahrscheinlich ihre Absicht durchsetzen. Todtenliste der Partei. 6arl Müllmer, einer der eifrigsten und opferwilligsten Genossen Hannovers   ist am Montag früh im Alter von 27 Jahren der Proletarierkrankheit, der Schwindsucht, erlegen. «« Polizeiliches, Gerichtliche?»e. Aus Preußen ausgewiesen wurde ein aus Holland   stammender Genosse, der Stuckateur Arnold van Gilst von der Polizeiverwaltung von Barmen. Seine Familie wurde mit ausgewiesen, van Gilst ist ein durchaus ruhiger Mensch, befindet sich sein 5 Jahre» in Barmen als Stuckateur, ist noch nie bestraft worden und bezahlte seine Steuer: wem sollte er etwa lästig" gefallen sein? Freilich ist van Gilst als zielbewußter Sozialdemokrat pflichtgemäß überall auf dem Posten gewesen, hat auch in unseren Versammlungen in die Diskusston einge- griffen, doch Reden und Vorträge hat er nicht gehalten, das verbot ihm schon seine mangelhafte Beherrschung der deutschen Sprache. Also selbst in der Polizeisprache wird es nicht heißen lönnen, van Gilst habeHetz- und Brandreden" gehalten. ZI der m als eine Ausweisung aus Sachsen  . DieSächsische Arbeiter-Zeitung" schreibt: Die Ausweisung von Reichsausländern, die sich hier politisch mißliebig gemacht haben sollen, beginnt in Dresden   in eine wahre Manie auszuarten. Vor wenigen Wochen hat die Polizeidirektion den russischen Schriftsteller Schmuilow ausgewiesen, sodann den Dachdecker Lüh und einen Hutmacher, beide österreichische Staatsangehörige, und am Sonnabend wurde abermals einem österreichischen Staats- angehörigen, dem seit 15 Jahren in Deutschland   aufhältlichen und auch in Teutschland erzogenen Bildhauer Adolf Kuzdowsky, mitgetheilt, daß er binnen drei Tagen Dresden   und Sachsen   zu verlassen habe. Um die Gründe befragt, gab der Beamte an, daß er einen ganzen Stoß Akten über ihn habe, er habe sich oben politisch mißliebig gemacht. Kuzdowsky hat seiner Gewerkschaft angehört und ist dort für die Interessen seiner Fachgenosscn eingetreten, das ist aber auch seine ganze politische Thätigkeit. Bezeichnend ist. daß dieser staats- gefährliche Mensch, der aus Sachsen   ausgeschoben werden mußte. damit die Sicherheit des Staates nicht gefährdet werde, 23/4 Jahre bei dem Hoflieferanten Pachtmann, Bronzewaaren-Geschäst, als teichner und Modelleur thätig war und hier für den König von achsen, die Prinzen und zahlreiche auswärtige Fürstlichkeiten Arbeiten geliefert hat. Ob man diese Thätigkeit, die doch ohne Zweifel der Polizei auch bekannt war, nicht auch für zu ge- sährlich geHallen hat? Nachspiel zur Grazer Maifeier. Jnsgesammt zu 63 Monaten schweren Kerker und 129 Tagen Arrest wurden 24 Genossen und eine Genossin verurtheilt wegen der Vorgänge am 1. Mai, welche die Polizei provozirte. Auch der Unabhängige Friedländer wurde zu neun Monaten schwerem Kerker verurtheilt, welcher nichts that, als daß er einen Polizisten, welcher ihn behelligte, unsanst zur Seite schob. Wie man mit unseren Genossen umging» zeigt folgender Fall: Ein Genosse, welcher bei dem Hauptzusammenstoß in der Strauchergaste Ruhe stiften wollte und hierbei einen Säbelhieb über die Hand erhielt, wurde einen Monat in Untersuchungshaft behalten, obwohl nicht das mindeste BeiveiSmaterial gegen ihn vorhanden war. Ein Polizist kam zu einer Genossin in die Wohnung, traf dort das Dienstmädchen und sagte dieser aus den Kops zu, sie habe am 1. Mai eine Fahne getragen, sie solle ihin sagen, wer der Ordner sei, mit dem sie ging. Da das Dienstmädchen nichts ivußle, wurde die Genossin gerufen, und nun war es diese ganz bestimmt. Ja, es fiel mittlerweile dem Polizisten ein, daß er am 1. Mai Schläge mit einem Regenschirm erhielt, weshalb er sich ihren Regenschirm zeigen ließ, ob derselbe nicht auf seinem Schädel zerschlagen wurde. Ein anderer Polizist hingegen beschuldigte vor dem Gerichte eine Frau, sie habe auch mit dreingeschlagen, er erkenne sie ganz be- stimmt, da sie ihm von früher her berannt sei. Als es zur Ver- Handlung kam. fragte der Polizist am Gange im Gerichtsgebäude den Mann dieser Frau, indem er auf sie wies, wer diese sei, was sie hier zu thun habe. Hätte die Frau nicht ihr Alibi nachweisen können, wäre sie zweifelsohne verurlheilt worden. Aber das macht Alles nichtS. Die Herren vom hohen Ge­richtshof und die hohe Polizei gehen erhobenen Hauptes durch die Straßen der Stadt, denn sie haben wieder einmal den Staat gründlich gerettet, der am.1. Mai durch einige Stangen und Pappendeckeltafeln so arg gefährdet war. Sozisle Uebsrflthk: Der Streik der Stettiner Steinsetzer dauert nun bereits 10 Wochen, ohne daß von einer Seite auch nur der Versuch irgendwelchen Entgegenkommens gemacht worden sei. Die Jnnnngsmeister erklären, von den Streikenden überhaupt keinen Einzigen mehr beschäftigen zu wollen, und bemühen sich kramps- Haft, fremde Arbeitskräfte, namentlich aus Schlesien  , heran- zuziehen. Zum Glück habe» sie bis jetzt damit noch sehr wenig Erfolg gehabt, und die wenigen Steinsetzer, welche bis jetzt trotz- dem nach Stettin   gekommen sind, sind ohne Ausnahme alle wieder abgeschoben worden. Es ist möglich, daß sich der Streik sogar noch bis in den Juli hineinziehen kann; dann muß es spätestens zur Entscheidung kommen. Bis jetzt haben die aufgebrachten Gelder ausgereicht, jedoch mußten die- selben bei der horrenden Arbeitslosigkeit zumeist den Kassen der Filialen entnommen werden, so daß diese sehr stark angegriffen worden sind. Die Stettiner Stein- setzer appelliren an das Solidaritätsgesühl der übrigen Gewerkschaften, welche augenblicklich keine Streiks auszufechlen haben, und bitten, sie in dem frivol aufgedrungenen Kampf nach Möglichkeit zu unterstützen. Es handelt sich um die Abwehr einer 20 prozentigen Lohnherabsetzung. Zu unterstützen sind noch 25 Mann mit Familie, während 20 abgereist sind, deren Familien zum Theil auch mit unterstützt werden müssen. Auch wird dringend gebeten, für Fernhaltnng de? Zuzuges zu sorgen. Sendungen sind zu adresstren an C.Ortmaun, Stettin  , Deutsche- straße 26. Zur Aussperrung der Faßbinder(Böttcher) in Pilsen  . Die Verwaltung des bürgerlichen Brauhauses zu Pilsen   hat die Kündigung der 15 Faßbindergehilfen zurückgezogen und die Zahlniig der alten Löhne zugesichert. Die Arbeitszeit' hat sie dagegen nicht verkürzt.