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fr. 147 1918

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Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Staatengründer und Quaker.

Zum 200. Todestage bon William Penn  . William Penn   ist eher eine mythische als eine geschichtliche Berion," sagt Macaulah in seiner Geschichte Englands. Eifer süchtige Nationen und feindliche Sekten haben sich in seiner Heilig­sprechung geeinigt; England ist stolz auf seinen Namen, und die große Republik   jenseits des atlantischen Weltmeeres betrachtet ihn mit einer Ehrerbietung, der ähnlich, die die Athener   für Theseus  und die Römer für Quirinus empfanden. Die Quaker, denen er angehörte, ehren ihn als ihren Apoftel. Gleichzeitig haben Be­wunderer einer ganz anderen Art seinen Ruhm verkündet; die fran­ zösischen   Philosophen des 18. Jahrhunderts vergaben ihm, was sie feine abergläubischen Hirngespinste nannten, wegen seiner Berachtung gegen Priester und seiner Toleranz, mit der er unparteiisch alle Völker und Bekenntnisse umfing. Sein Name bedeutet also in allen zivilisierten Ländern Nechtschaffenheit und Menichenliebe." Die Anschuldigungen, die Macaulay in einer böllig unbegründeten Antipathie gegen Benn an diese Worte fnüpft, find längst entfräftet und in nichts zerronnen. Die eigenartige Bedeutung des seltenen Mannes innerhalb feiner Zeit aber, die hier angedeutet ist, bleibt bestehen und rechtfertigt die Erinnerung an sein wirken an feinem 200. Todestage.

Die weise Regierung ihres Begründers, die Freundschaft, die er mit den Eingeborenen hielt, verhinderten religiöse Streitigkeiten und die anderwärts üblichen Indianerkriege. Als er am 30. Mai 1718 starb, war sein Eigentumsrecht an Benniylvanien bereits an die englische dauerte zu seinem Segen fort. Krone übergegangen, aber der Geist, den er dem Staat eingeflößt,

Dom Denkmal zur Kanone.

Freitag, 31. Mai

Und als

Haut auf. Trotzdem die Angefallene wie rasend um sich schlug und sie beide in Gefahr brachte, bon neuem ins Gras zu stürzen, wühlte sie sich in die hervorquellenden Eingeweide ein und zehrte die lang­jam ermattende Gegnerin bis auf den Chitinkopf auf. wir sie in Gefangenschaft fepten, mußten wir ihr von zwei zu zwei Tagen troz reichlichster Blätternahrung ein lebendes Opfer liefern, hätten wir nicht ihren Verlust beflagen wollen.

Im Prinzip nicht viel anders treibt es die Morbeule. Aber ihr sieht man die Bösartigkeit schon von weitem an. Schwarz Die jetzt vorbereitete Einschmelzung von Bronzedenkmälern braun ist ihre Raupe, mit drei weißen Malen am Hals und einem wird von der deutschen   Kunstwelt eher mit einer gewiffen Befriedi glänzenden, mit starken Kiefern bewehrten Kopf. Sie haust ganz gung als mit Bedauern begrüßt: sie wird unsere Städte von so allein in einem Hause, das sie sich aus einem Blatt zusammens manchem Mittelgute befreien, das ihnen nicht zur Zierde gereichte, spinnt und lanert auf die harmlofen Baffanten, die ihr Unglück während Gewähr dafür gegeben ist, daß alle Denkmäler von wahr vorbeiführt. Wie ein wirkliches Raubtier stürzt sie sich auf die baft fünstlerischem oder geschichtlichem Werte geichont bleiben. Die Ueberraschten, frißt sie an Ort und Stelle oder schleppt die fich Stunstgeschichte fennt jedoch auch Fälle, to wirklich bedeutende und Wehrenden in ihre Belle. Auch sie muß in der Gefangenschaft schäßenswerte Erzdenkmäler den Notwendigkeiten oder den Wechsel- lebende Nahrung erhalten, sonst verhungert sie trotz der schönsten fällen des Krieges zum Opfer gefallen find. Der größte Verlust, und gern gefressenen Blätter. den die Menschheit auf diese Weise erlitten hat, ist der eines Dent- Woher nun solcher Trieb, Artfremde und Artgenossen zu morden? mals Michelangelos, das eingeschmolzen und so für immer Gibt es Verbrecher auch unter jener zarten, geflügelten und schein­vernichtet worden ist. Dies war sein Denkmal des Papstes bar so harmlosen Welt, und was ist die Ursache davvn? Nein, es Julius II  . Es war kurz nach der berühmten, von Vafari so drastisch find nicht Verbrecher, die Erklärung lautet ganz anders. Alle geschilderten Versöhnungsszene zwischen dem Papste und dem Meister, Fleischfreffenden Raupen gehören zu leberbleibseln aus jenen Tagen als Julius II.   dem Künstler den Auftrag gab, ein Bronzedentinal der Erdentwicklung, da die Not ihnen gebot, was heute nur noch größten Maßstabes von ihm anzufertigen, das er sich in dem über- Gewohnheit für sie ist. Aus der Eiszeit stammen sie, aus der wundenen Bologna   sezen wollte oder vielmehr vom Wolfe von Periode ständigen Futtermangels, ständigen Kampfes ums Dafein. Bologna  " sezen lassen wollte. Der Meister nahm den Auftrag Sie fonnten ihre Art mur erhalten, indem sie fraßen, an, freilich nicht ganz ohne Bedenken, weil der Bronzegub was ihnen Eiweiß. Fett und Stärke bot, gleichviel in nicht seine Arbeit war. Alebald machte er sich an das Modell seines welcher Form. Der Selbsterhaltungstrieb aber ist das eherne Gesez Wertes und bereits im Januar 1507 fonnte der Papst in Michelangelos   alles Lebenden und alles Werdenden. Ihr Körper gewöhnte sich Werkstatt des Modell besichtigen. Es war ein Wert größten Wurfes: im Lauf der Jahrtausende an einen Ueberschuß von Nahrung, der Julius war in mehr als dreifacher Lebensgröße fißend dargestellt, sich freilich nicht in abnorme Größe, sondern in erhebliche Fort­die Rechte war erhoben. Jm weiteren Verlaufe desselben Jahres pflanzungskraft und Anpassungsfähigkeit umfeste. Aus der Not ward das Werk bereits zum Gusse gegeben. Erst beim zweiten wurde ein notwendiger Reichtum und heute fönnen sie die tierische Male gelang die Gußarbeit. Beimischung zum rein pflanzlichen Futter nicht mehr entbehren. So entspringt alles, auch das scheinbar Entartetste, aus einmal vorhandenem Zwang und ist letzten Endes nichts anderes als die paffendste Neaktion auf den Reiz, den die Umwelt auf das Geschöpf ausübt.

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Sein Vater, ein berühmter englischer Admiral, der Eroberer von Jamaika  , stand Starl II. und seinem üppigen Hof nahe und hatte nicht das mindeste Verständnis für das innere Licht" religiösen Glaubens, das dem Sohne bereits mit 12 Jahren aufgegangen war und seinem ganzen Leben als Wegweiser voraufleuchtete. Der junge Benn wandte sich bald mit Feuereifer der Seite der Quäfer zu, die nicht lange vorher der Schusterlehrling George for gegründet batte und die eine Berinnerlichung des religiösen Lebens ohne jeden Gegensatz zu anderen christlichen Gemeinden erstrebte. Die Jugend und das erste Mannesalter Penns verflossen in einer beständigen Verfolgung und Bestrafung wegen dieses Glaubens. Als er das erstemal wegen Reichlich ein Jahr, nachdem Julius dem Künstler den Auftrag Bredigens ins Gefängnis geworfen wurde, ließ man ihn durch Ver- erteilt hatte, erfolgte die Enthüllung des mächtigen Wertes. Michel­mittlung seines Vaters wieder frei. Er sollte aber sich verpflichten, angelos Wert fand fiber dem Hauptportale des berühmten Domes auf die äußeren Hauptmerkmale des Quäkertums, den Gebrauch des San Petronio   seinen Platz; und die nach Wesen und Maßen mächtige Wortes Du  "( thou) in der Nede und die Weigerung des Hut Papftgestalt, die dort von der Domtür herab dem Volke mit der abnehmens zu verzichten. Der junge Benn aber hielt an diesen Rechten den Segen erteilte, muß wohl von gewaltiger Wirkung ge­Gewohnheiten so fest, daß er nicht einmal seinem Vater zugestand, wesen sein. Aber nur wenige Jahre hat das Denkmal an diesem wenigstens vor dem König, dem Herzog von York   und dem Vater Plage stehen tönnen. Im Jahre 1511 begannen die Kämpfe um selbst den Hut zu lüften. So ward er denn immer wieder ins Bologna   aufs neue. Jetzt waren die Bentivogli die Herren der Gefängnis geworfen, bald wegen Predigens in Versammlungen, Stadt, und Julius' Name tief verbaßt. Es war am 80. Dezember bald wegen seiner Schriften, bald wegen Nichtabnehmens des Hutes. Als des Jahres 1511, als die Gewalthaber von Bologna   an dem Stand­man ihn einmal zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt hatte, bilde ihr Mütchen fühlten. Sie stürzten es herab. Es wurde in wollte ihn der Michter durch einen Unteroffizier und ein paar Sol Stücke zerschlagen und rollte über den Platz hin. Das Era befam daten abführen lassen. Nein, nein," sagte Benn, ich brauch keine der Herzog von Ferrara zum Austausche gegen die Kanonen, die er Begleitung, ich finde den Weg nach Newgate ganz allein". Als lieferte. Der Kopf allein, der 600 Pfund wog, blieb erhalten und feuriger und redebegabter Apostel des Quatertums unternahm er war noch lange Zeit in Ferrara   zu sehen. Das Uebrige wurde Missionsreisen für die Ausbreitung dieser Lehre in verschiedene eingeschmolzen. Das war das Schicksal dieses Wertes, das eine Länder und ist auch mehrmals in Deutschland   gewesen, wo er Bologneser Chronit die schönste Statue Italiens  " nennt. in Hannover  , Brandenburg   und anderwärts Quakergemeinden ins Leben rief.

Das wichtigste Erbe, das ihm sein Bater hinterließ, war eine Schuldforderung von 15 000 Pfund Sterling an die britische Krone, eine Summe, die sein Vater einst dem verbannten Karl II.   gelieben hatte. Mit dieser Summe erwarb er einen Landstrich am Fluß Delaware   in Nordamerika  , um seinen in England verfolgten Glaubensbrüdern und anderen verfolgten Religionsparteien in der neuen Welt eine Freiftatt zu eröffnen. Dem Gebiet gab er selbst wegen seines großen Waldreichtums den Namen Sylvanien( Wald­land). König Karl II. soll dann nach Benns eigener Angabe dem Lande zu Ehren feines Vaters den Namen Pennsylvanien  verliehen haben. Heute freilich verbindet man mit diesem Namen nur noch die Erinnerung an den Gründer des Staates, der 1682 als Hauptort des Landes Philadelphia   ins Leben rief, die Stadt der Bruderliebe".

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Raupenbestialität.

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Ber im zeitigen Frühjahr die ersten Schmetterlinge in ber warmen Sonne gaufeln steht, wer den unendlichen Falterreichtum des Sommers beachtet und sich der blaffen und wenig zahlreichen Spätlinge des Herbstes erinnert der weiß meist von dem wunderlichen und oft höchft komplizierten Leben ihrer Larvenstadien nichts oder doch nur wenig. Vor allem denkt er aber sicher nicht daran, daß sich auch unter ihnen feindliche und freundliche Brüder befinden. Es ist etwas sehr Seltsames um das Lebin eines Schmetter lings. Seine Larve, bie träge oder lebhafte Raupe, weiß nicht, daß ihr Vorfahre Schwingen trug, die Puppe begreift nicht mehr die Zeit, da fie tagaus, tagein Blätter und Blüten fraß. um Kräfte zu sam meln, und der Falter hat ganz sicher beides vergessen über der Not­wendigkeit der Fortpflanzung.

So weiß auch wahrscheinlich die rofabraune Ulmeneule, oder taten begangen hat. Wir aber, die wir ihre Entwicklung im Raupen die taffeefarbene Mordeule nicht mehr, was sie als Raupe für Un­tasten oder im Freien beobachtet haben, erinnern uns noch sehr wohl daran.

Notizen.

N. d.

-Theaterchronit. Mar Halbes Jugend" gelangt am Sonntag, den 2. Juni, nachmittags 4 Uhr, im Theater der Frie= drichstadt neueinstudiert zur Aufführung.

Indische Dramen für die Voltsbühne. Friedrich Kahiler hat für die Volksbühne zwei Werke des Nobel- Preisträgers Rabindranath Tagore   zur Aufführung erworben: Chitra", ein Spiel in einem Aufzuge, und Im Pofiamt", ein Aft.

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-Klingers Wandgemälde Arbeit, Wohlstand, Schön­beit ist vom Freitag an in der Freien Sezession ausgestellt.

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Das Goethe- und Schiller Archiv in Weimar  , die vorbildliche Sammlung von Manuskripten, Briefen, Büchern der beiden Klassiker, hat in Professor Rudolf Schlösser  ( bisher in Jena  ) einen neuen Direktor erhalten.

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Der Nachlaß Wilhelm Trübners ist von Freitag bis Montag von 10-2 Uhr in Leptes Kunstauktionshaus( Pots­damer Str. 122a/ b ausgestellt. Er enthält außer ein paar wunder­vollen Bildern Leibls, älteren Gemälden( besonders Cranach  ), eine große Anzahl von Trübners Arbeiten. Aus all seinen Epochen: Frühbilder, akademische Sachen aus der meisterhaften mittleren Beit und die lichtvollen Sinfonien in Grün aus der Spätzeit.

a. Olaf

Eine neue deutsche Briefmarke? Sie ist ein dringendes und längst bestehendes Bedürfnis. Es sind auch schon verschiedene Versuche, u. a. vom Dürerbunde unternommen worden, beffere Mufter zu schaffen. Aber vorläufig bedroht die gepanzerte Germania   den Geschmack weiter. Jetzt erläßt das Landesa Die Verfassung, die Benn bem jungen Staate in 24 Artikeln gewerbemuseum in Stuttgart   ein Preisausschreiben mit 8000 M. und hat auch noch auf die spätere Verfassung der Vereinigten Gulbransson, Dr. Peter Jessen, Wag Klinger, Hans Thoma   und gab, ist maßgebend für viele anderen Staaten Ameritas gewesen Preisen für künstlerische Briefmarkenentwürfe. Die Bedingungen bersendet das Museum. Dem Preisgericht gehören u. Staaten eingewirkt. Der erste Grundsay war die Gewährung all Gulbransson, Dr. Peter Jeffen, Mag Klinger, Hans Thoma   und Peter Bruckmann( vom deutschen   Werkbunde) an. gemeiner und unbedingter Religionsfreiheit. Dieses Verfassungswert Die Umfrage. Die Ulmeneule überraschten wir, als fie foeben den Stamm Wir hatten bei uns sehr viele Rüben Penns stellt, wie Weingarten in seiner Geschichte der Quäter hervor hebt, den ersten Versuch dar, das Jdeal der Glaubensfreiheit und einer Linde bestieg, von der der Juniwind fie herabgeweht hatte. gebaut, deshalb wurde angeordnet, daß Rüben auch an Pferde ber­einer auf wahrhafter Religiosität beruhenden politischen Freiheit in In einer Rindenspalte traf sie eine Kameradin der gleichen füttert werden sollten. Einige Tage später meldet unser Rittmeister Daraufhin das moderne Staats- und Völkerleben einzuführen. Die Begrün- Rasse, nicht viel kleiner als fie selber und ebenso gelblich der Division: Die Pferde fressen die Rüben nicht." dung dieser Freiheit ist die größte Tat des Duäfertums, die Bewährung grün und mit weicher, getüpfelter Haut. Noch ehe die andere kommt die Umfrage: Warum fressen die Pferde die Rüben nicht?" eines weltgeschichtlichen Berufes." Reine nordameritanische Kolonie es sich verfah, hatte die erste sie mit ihren scharfen Kieferzangen Und umgehend folgt die Antwort: Eine Umfrage bei den blühte so rasch auf und bevölkerte sich so rasch wie Pennsylvanien. an der Seite gefaßt und riß ihr mit furzen, heftigen Bissen die Pferden ergab teine nähere Aufklärung."

Vater und Sohn.

Skizze von Erna Löwenwarter. Mitten durch das Graubraun der Stoppelfelder und die trostlose Dede der Fabrikvorstadt läuft in fräftigem Bogen die alte Lindenallee, die zur Stadt führt. Mit dem schönen Goldschimmer ihres herbstlichen Laubes bringt sie einen freu­digen Ton in die fast erdrückende Langeweile der Landschaft. Am flaren Himmel, der sich in eintönigem, hartem Blau über die Erde spannt, hängt groß und satt die müde September­sonne. Ihr kraftlojes Licht fängt sich in den Kupferdrähten der Telegraphenstangen, huscht über die Schienenstränge des hochgelegenen Bahndammes und zuckt in den Fenstern eng brüftiger Arbeiterhäuser auf, mic Blinzeln matter Augen. Vor einer dieser nüchternen Hütten sitt Nikolaus Hoch­reuter, raucht nach alter Gewohnheit seine Pfeife und starrt über die blauen Dampfwölfchen hinaus ins Leere. Obgleich er weit über die Fünfzig ist, macht seine grobfnorrige Ge­stalt, sein gesundes wettergebräuntes Gesicht, vom leicht­ergrauten Vollbart eindrucksvoll umrahmt, einen durchaus jugendlich fräftigen Eindrud. Wer ibn so dasigen sieht, ahnt schwerlich, daß dieser Mann schon nahezu deeißig Jahre ge­lähmt ist und zweier Armfrüden bedarf. Breitbeinig, das Urbilo eines Patriarchen, sitt er vor der Schwelle seines Hauses, wie einer, der sein Eigentum zu büten weiß.

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( Jugend".

die junge Mutter Tag und Nacht nicht zu Ruhe. Num hat er| Tritte vom Hofe her. Marie fommt todmüde von der Ar­

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für Viere zu sorgen. Doch was tut's! Wenn man von früh beit heim. Schon im Flur macht er seinem Borne Luft; wirft bis spät raftlos in dumpfem Fabrikraum schafft, ist der ihr die gröbsten Schimpfworte an den Kopf. Marie duckt sich Feierabend bei den Seinen erst föstlich. Er fragt überdies zitternd in den äußersten Winkel, in ihrer Angst bringt sie wenig nach Ruhe; er will voran, arbeitet wie ein Toller. fein Wort heraus. Die stumme Furcht reizt ihn; er tobt, Sein Fleiß wird anerkannt.  - Schöne Genugturing, sich eines schreit, bedroht sie mit Schlägen, bis sie unter Schluchzen ein­Tages auf dem Posten des Aufsehers zu finden. Aber das willigt, den Dienst in der Stadt zu fündigen und bei ihm und Wie kam das den Kindern zu Hause zu bleiben. Jetzt hat er sie wieder ganz Schicksal neidet sein selbsterrungenes Glüd.- alles mur über ihn? Ah, der Unglückstag, jene furchtbare in seiner Gewalt; ha, und den lieben Nachbarn ist das Schand­Szene mit Jörgens! Der Betrunkene rennt, das blante maul gestopft. Nur eins vergißt er, früh genug soll er daran Messer in der hocherhobenen Rechten fuchtelnd und brüllend erinnert werden. Denn da der Verdienst der Frau ausbleibt, auf ihn los. Der Kreis gaffender Arbeiter schließt sich um Klopft die Not gebieterisch ans Fenster. Was tun? Wilhelm sie zusammen und hindert ihn am Burückweichen. Mit den und Lisa, die Kinder, sind noch zu klein, um Geld zu ver­Fäusten schafft er sich Bahn; haut blindlings drein, taumelt dienen. Da kommt Marie der Gedanke einen Kostgänger ins zur Seite und stürzt der wütenden Maschine in den Nachen. Haus zu nehmen. Entrüstet verwirft er erst den Vorschlag; Rotzuckende Brände durchschießen sein Hirn. Ihm ist, als ob doch da kein anderer Ausweg bleibt, setzt er am Ende selbst ein Flammenmeer ihn verschlinge. Marmgloden! Schnelle die Anzeige in die Beitung, indes Marie die helle geräumige Hilfe hält den Tod zurück. Blutüberströmt, ohne Bewußtsein, Bodenkammer herrichtet. Der gesuchte Mieter meldet sich; bringt man ihn auf einer Babre fort. Marie ist faffungslos ein armer, angehender Technifer, der in der Nähe der Fabrit bor Schmerz. Bange, schwere Wochen im Krantenbette. zu praktischem Studium Wohnung sucht. Der Patt kommt vor Schmerz. Sobald es sein Zustand erlaubt, wird er aus dem Hospital zustande; auch ist der erste Eindruck von Oskar Sträffer, dem entlassen. Marie pflegt ihn num selber zu Hause. Langsam, neuen Mieter, ein günstiger. In dem ruhigen, strebsamen langsam gefundet er; aber er bleibt fortan ein Strippel. Wanne fürchtet er feinen Rivalen. Es tut ihm wohl, über Dumpfes Grübeln und Grollen. Stumpfer, bleierner Müßig seine frühere Tätigkeit zu reden. Ms alter Arbeiter vermog gang. Marie sucht mit Waschen und Scheuern bei frem er Sträffer mandy praktischen Wink zu geben; ja, er ist stola, den Beuten die färgliche Rente aufzubessern. Doch ihm ist's dem feingebildeten Manne nüblich zu sein. Dagegen hört ein Unerträgliches, ganz von ihr abzuhängen. Es peinigt und er Neues, Ungeahntes aus der Welt der Technik. Damals war er selber nur ein Fleines. Nad im Riesengetriebe und sah Hoch über die Baumwipfel ragt allmächtig die Fabrik. demütigt ihn als Mann, einer Fraut alles zu verdanken. Dann kommt die Eifersucht hinzu, die lauernd in allen nicht über Nächstliegendes hinaus.. Staunend faßt er mun die Wie düstere Wächter starren die Schlote zum Himmel. Qual Ecken und Winkeln des Hauses nistet. Wenn Marie ihn ver- Busammenhänge. Die eintönigen Tage haben von neuem mend schwarze Dämpfe! Pfeifen schreien, Hämmer pochen! läßt, argwöhnt er Schlimmes; er belauscht ihre Schritte. Oft Inhalt gewonnen. Tagsüber beschäftigt das Gespräch seinen Der Lahme fühlt den wilden Pulsschlag der Arbeit. Die bereut er seine Barschheit, die sie scheu und wortfarg macht. Sinn; immer wieder freut er sich auf die friedlichen Abend­gelben Ziegelmauern erzählen ihm seine Jugend. Er sieht aber sieht er, wie ein junger Bursch seiner hübschen Frau stunden. Milder Feierabend! Im runden Lichtkreis der fich als jungen Arbeiter. Er kommt vom Lande in die Stadt. freundlich zulacht, focht sein Blut. Sie schilt ihn undankbar Rampe siten sie zu Dritt am großen Tisch. Ringsum ist die Er lernte Marie fennen. Das übersprudelnde, rheinische und hart und arbeitet lieber gegen Wochenlohn draußen in Welt fortgefunken. Nur zu wissen, daß in der Kammer die Mädel tut's ihm an. Sie wird sein Weib und die Freude der Stadt als daheim seine Lammen zu ertragen. Er fühlt Kinder mit roten Bäckchen schlimmern; daß die blühende zieht in fein Leben. sich vernachlässigt. Sein verbissener Groll weckt nur die Frau, die mit zärtlicher Liebe Säckchen und Sembchen näht, Wie der Fliederbusch vor der Tür ihres fleinen Häus- Schadenfreude seiner Nachbarn. Nikla, der lahme, kollernde ein junges Leben unter dem Herzen trägt. Bu wissen, daß chens im Rauch und Ruß seine Dolden treibt und die trübe Puter, Marie, das loſe Täubchen" hört er sie reden. Immer der dunkelhaarige, feine Mann, der über das Seißbrett ge­Wand mit tief violettem Blütenschaum übersprißt, so blüht roher und offener dringt der Schimpf ihm zu Ohren. Herr beugt eifrig zeichnet, ihn, den einfachen Arbeiter, wertschätzt ihr junges Glück. Hell und reich ist das Heim. Doppelt im Simmel, zum Gassenspott ist sein ehrlicher Name denn und achtet! Er wähnt das Glück neu zu halten.- Gegen warm, wenn Stürme heulend ums Dach fegen, doppelt traut doch zu gut. Er empört sich, rast vor Wut. Jenen furcht- Ostern verläßt sie Strässer, um das Polytechnikum aufzu die kleine, grüne Lampe, wenn draußen blutrot, gespenstig, baren Abend nie wird er ihn vergessen. Er sitt auf der suchen. Nur ungern sieht er den Gast scheiden. die Feuer der Hochöfen lodern. 8mei fiebe Schreihälse lassen Bauer; wartet, wartet eine Ewigkeit. Da endlich, schlürfende

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( Schluß folgt.)]