Anarchisten, sond«rngegendtePreßfr»ih«i�richte. Auch einzelne gemäßigte Zeitungen finden daS in demEntwurf aufgenommene Verbot der Veröffentlichung vonBerichten über die Gerichtsverhandlungen gegen Anarchistendem Prinzip nach bedenklich und meinen, daß die richtigsteMaßregel gegen die Anarchisten eine Reorganisation derPoltzei wäre.Paris, S. Juli. In der heute Vormittag unter demVorsitze des Präsidenten Casimir Perier stattgehabten Minister»rathssitzung rst der Text des gegen die Anarchisten gerichtetenGesetzentwurfs endgiltig festgestellt worden. Der Entwurf um-saßt 4 Artikel: Der erste verweist die durch die Presse be-gangenen Vergehen vor die Zuchtpolizeigerichte, derzirelte wendet sich gegen die anarchistische Pro-paganda durch Mrttel jeder Art, der dritte be-stimmt, daß die ausgesprochene Gefängnißstrafe, sobald sie einJahr übersteigt, in Einzelhaft verbüßt werden und mit nach-folgender Landesverweisung verbunden sein muß; dervierte Artikel setzt Gefängnißstrafe auf die Ver-össentlichung von Gerichtsverhandlungengegen Anarchisten.Herr C r i s p i ist den Franzosen vorläufig über,seine Ausnahmegesehe-Entwürfe werden von den will-fährigen italientschen Parlamente bald zum Gesetzeerhoben sein. Ueber dte Verhandlungen der ttalienischenDeputirtenkammer liegen die folgenden Meldungen vor:Ein von der Regierung nicht angenommenes AmendementBarzilm's wurde in namentlicher Abstimmung mit 201 gegenS1 Stimmen abgelehnt und hierauf der Gesetzentwurf, betreffendAufreizung zu Verbrechen und Verherrlichung derselben durchdie Presse, angenommen.Crispi beantragt über den Gesetzentwurf, betr. Zwangs-domizile, morgen zu berathen. Cavalotti spricht gegen denAntrag. Als zur namentlichen Abstimmung geschritten werdensoll, verlassen mehrere Deputirten der äußersten Linken undanderer Fraktionen oder Opposition den Saal.(Bewegung.)Bei der Abstimmung ergiebt sich die B e s ch l u ß u n f äh i g-keit des HauseS. Die Abstimmung wird am Montagwiederholt werden.Rom, 9. Juli. Die Deputirtenkammer nahm heute innamentlicherAbstimmung mit 21S gegen 2 Stimmen(diejenigender Abgeordneten Bovio und Marcora) den Antrag desMinisterpräsidenten Crispi an, den Gesetzentwurf überZwangsdomizile morgen zu berathen. Die Deputirtender äußersten Linken verließen mit Ausnahme der beiden oben-genannten im Augenblicke der Abstimmung den Saal.—Am weitesten ist man in Spanien. Eine Depescheaus Madrid meldet:Der Senat genehmigte die bereits von der Kammer an-genommene GesetzeSvorlage, betreffend die Unterdrückung desAnarchismus.Die Amnestiefrnge vor der französischen Kammer'Man schreibt unZ aus Paris unterm S. Juli: Die Leser sindbereits durch telegraphische Meldung von der Zurückweisung derin der gestrigen Kammersitzung gestellten Amnestie-Anträge ver-ständigt. Daß diese Anträge keine Gnade vor den Augen derMajorität der Abgeordneten finden würden. daS war voraus-zusehen. Nicht etwa, weil dies, wie die gouvernementalenBlätter heuchlerisch behaupteten, die anarchistischen Verbrechenbeschönigen hieße— denn der Pelletan'sche Antrag schloß die-selben direkt aus—, sondern weil die Amnestie blas den Gegnerndes Ausbeuterthums, in erster Linie den wegen StreikvergehenVerurtheilten zu gute gekommen wäre. Das durfte aber bei-leibe nicht geschehen. Was sollte auch aus der gesellschaftlichenOrdnung werden, wenn man Leute, die sich gegen die„Freiheitder Arbeit', lies: gegen Streikbrecher vergangen, amnestirte? Daseinzige, was man bestenfalls für sie thun kann, ist eine Auslesezu machen und dieselbe mit einer Maffe von Strolche» zu be-gnadigen. Das hat denn auch die Regierung gethan, indem sieHerrn Casimir Perier 374 Begnadigungen zur Unterzeichnungvorlegte. Unter dieser Zahl befinden sich nun volle 20 wegenStreikvergehen verurtheilte Arbeiter— die Regierung unterschiedzwischen„Verführer' und„Verführte" und nur letztere wurdenbegnadigt— während der Rest der theilweise oder gänzlich Be-gnadigten aus wegen gemeiner Verbrechen verurtheiltenPersonen besteht. Das sind wahrscheinlich die„unverdientenLeiden", von der die Botschaft sprach und die der Regierung—befindet sich doch auch der Ex-Arbeitsminister Balhaut unter denunverdient Leidenden— so sehr zu Herzen gehen. Die anderenhaben aber nur. was sie verdienen. Wer wird es da noch wagenvon einer Amnestie zu sprechen?...Mifibranch des Privateigenthumes. In der fran-zösischen Deputirtenkammer richtete Lacombe an die Regie-rung eine Interpellation wegen des durch die Entlassungeines Theils der Arbeiter veranlaßten Streiks in denKohlengruben von Graisscssac und fordert die Regierung auf,gegen diejenigen Konzessionäre von Gruben, welche dieletzteren nicht ausbeuten, die Entziehung derKonzession auszusprechen. Der Minister der öffent-lichen Arbeiten, Barthou, erklärt, die Regierung könne dieKonzessionseittziehmig nicht aussprechen, bereite jedocheinen Gesetzentwurf vor, durch welchen die Regierungermächtigt wird, im Falle der Richtansbentung derGruben die Konzession zu entziehen. Die Kammer nimmtdarauf mit 336 gegen 141 Stimmen eine Tagesordnungan, welche das Vertrauen zu den Erklärungen der Regierungausspricht.Der„Frankfurter Zeitung' wird hierzu noch auS Paristelegraphirt:Vigne-d'Octon interpellirt wegen des Streiks in Graisseffac.Die Bergwerk- Kompagnie habe 300 Arbeiter entlassen; dieUebrigen hätten das Angebot gemacht, um geringeren Lohnweiter zu arbeiten, wenn die Entlassung unterbliebe; die Kom-pagnie habe nicht eingewilligt, darum sei der Streik ausgebrochen.Der Arbeilsminister Barthou erkennt die musterhaft ruhigeHaltung der Streikenden an, aber die Regierung könne-nicht interveniren, da die Kompagnie die Entlassungen vor-genommen habe infolge des Sinkens der Dividende. Die Re-gierung wird sich bemühen, den Entlassenen anderweit Arbeitzu schaffen. M i l l e r a n d sagt, die Entlassungen seiennicht aus wirthschaftlichen, sondern auspolitischen Gründen erfolgt. Der neue Direktor desBergwerks wollte die Gewerkschaften vernichten.— Mehrereradikale Tagesordnungen verlangen ein Eintreten der Regierungfür die Streikenden und Entziehung des Betriebsrechls derKompagnie.— Eine Tagesordnung Darlan's, die die Erklärungder Regierung billigt, wird mit 336 gegen 141 Stimmen an-genommen. Der Sozialist B a s l y. der sagt, diese Tages-ordnung billig- den Diebstahl, erhält einen Ordnungsruf. DieSozialisten beantragen einen Kredit von 20 000 Fr. zur Unter-stützung der Streikenden. Der Antrag wird an die Budget-kommission verwiesen.—Wie Wahlen in Bulgarien gemacht werden, zeigtdie folgende Depesche auS Sofia:Die Gemeindewahlen sind in der vergangenen Nachtbeendet worden. Die Kandidaten der Nationalpartei. welcheanch von der Regierung gebilligt waren, sind durchweg ge-wählt worden, die Anhänger Stambulow's und die übrigenOppositionellen sind unterlegen. Den ganzen Tag herrschteungestörte Ruhe.So lange Herr Stambulow am Ruder war, fielen alleWahlen zu seinen Gunsten, jetzt, ,ido er gestürzt ist, alle zufeinen Ungunsten auS. Die Wahlfreiheit in Bulgarienkann nicht treffender als durch diese Wahlergebnisse gekenn-zeichnet werden.—Gin hereingefallener Heulmeier, oder: D i ch t u n gund Wahrheit. Das„Leipziger Tageblatt' leitartikeltch ck. 8. Juli also:Wer sich einen annäherungsweisen Begriff von demsozialdemokratischen ZukunftSstaate machenwill, hat nur nöthig, die neuesten Telegramme von den Helden-thaten des amerikanischen EtreikpöbelS zu lesen,die erkennen lassen, daß aus dem Ausstand der Eisenbahnarbeiterein bedrohlicher, vom Osten biS zum Westen der Union sicherstreckender Ausstand aller mit der bestehenden Ordnung un-zufriedenen Elemente geworden ist. In Chikago, Saeramento,Oakville und vielen anderen Orten ist daS Ideal der Sozialdemokratie verwirklicht oder doch semer Verwirklichung nahe.Das„Proletariat' hat daS Heft in der Hand und macht denGebrauch davon, der ihm paßt. Wäre die Gemeinschaft dersozialdemokratischen Genossen so engelrein, so uneigennütziggerecht, so erhaben über alle niederen Leidenschaften undRegungen, wie man es im„Vorwärts' alle Tage lesen kann.im Gegensatz zu der als die Verkörperung aller Verworfen-heit und Lasterhaftigkeit hingestellten Bourgeoisie, so müßtenjetzt in Chikago 2c. wahrhaft paradiesische Unschuldszuftändeherrschen. Statt dessen zeigt uns die Wirklichkeit ein Bild vondämonischer Scheußlichkeit, ein wahrer Hexen-fabbath der wüstesten Erzesse, Verbrechen,welche in der Kriminalgeschichte aller Zeitenvergebens ihres Gleichen suchen würden, undals Seitenstück der vollständigen Verthiertheit desPöbelS«ine Haltung der Behörden, welche imGrunde nur als Fortsetzung derselben lauen Taktik erscheint,die daS Uebel bis zu seinem jetzigen katastrophen-artigen Umfange heranwachsen ließ. Wir zweifeln nicht,daß die Bundesexekutivgewalt der Union schließlich der KriseHerr werden und die Umstürzler, wenn es sein muß. m i tBlut und Eisen zum Respekt von Gesetz, Sitteund Ordnung zurückführen wild, aber wie viele ideelleund materielle Werthe haben inzwischen zu Grundegehen müssen, um ein Resultat zu erzielen, dessenman fich viel«her und viel müheloser hätte ver-gewissen, können, wenn man rechtzeitig gegen die Hetzer ein-geschritten wäre! Europa würde, angesichts der diesseitigenEntwickelung der Umsturzbcwegung, sehr unweise handeln,wenn es sich gegenüber den amerikanischen Sonalistengreuelnauf den pharisäischen Selbstgerechtigkeits-Standpunkt zurück-ziehen wollte. Auch bei uns ist die sozialdemokratisch-anarchistische Bewegung im vollen Vormarsch nach den gleichenZielen begriffen, wie jenseits des Atlantic. Und wenn sieäußerlich harmloser thut, wie z. B. in Deutschland, so wirdsich durch diese Heuchelei kein einsichtiger Politiker täuschenlassen. In Amerika ist daS stehende Heer so gut wie Null,die Miliz ist im höchsten Grade unzuverlässig, da sie mit denElementen der Unordnung sympalhisirt, und militärisch fastwerthlos. Das weiß der Pöbel, und darum—und darum— den Rest kann jeder sich denken—„darum"läßt der Pöbel seiner bestialischen Natur freien Lauf. Unddarum ist die Moral der Geschichte: immer mehrSoldaten!Nun, wir kennen daS Lied, und den Text und auchden Herrn Verfasser, der in diesem Fall,— wie immer,wenn das denunziatorische Geschimpfe so hysterisch kreischendist— Böttcher heißt.Und nun der Humor der Geschichte. Dieselbe Nummerdes„Leipziger Tageblatts'(und verinuthlich auch nochanderer Blätter, die den Waschzettel abdrucken) bringt nach-stehendes Telegramm:San Franziska, 7. Juli. In Kalifornienherrscht offener Aufruhr. Neun Zehntel derBevölkerung hält zu den Streikenden. FastJedermann, die Miliz in Sakraments inbegriffen, trägtdas weiße Band, das Abzeichen der Aus-ständigen.— Die Miliz will nicht gegen dieLetzteren vorgehen. In San Franziska werden unterdem Beifalle der Bevölkerung Bekannt-machungen verlesen, welche lauten: die unddie Kompagnie weigert sich, zu marschiren.Die Ausständigen in Sakraments bewaffnen.sich und' exerziren;sie erhalten Patronen von den Milizen.Also„neun Zehntel der Bevölkerung",oder sagen wir es noch deutlicher: das ganze Volk, mitAusnahme der goldhungrigen Ausbeutersippe hält denAusstand für berechtigt und macht mit den Aus-ständigen gemeinsame Sache. Das ganze Volk, mit Aus-nähme besagter Sippe besteht nach Herrn Böttcher ausgreulichen Verbrechern, die„dämonische Scheußlichkeiten"verüben. O Böttcher, Böttcher!— Nach diesem Muster-menschen und Musterreptil sind in Amerika und denübrigen Ländern blos die paar Tausend Millionäre undMilliardäre ordentliche Menschen und die anderen allebestialische Naturen, oie mit Hinterladern und Repetir-gewehren im Zaun, gehalten werden müssen. Wenn esaber nun diesen bestialischen Naturen plötzlich einfiele, denSpieß umzudrehen, und kraft des Majoritätsrechts dieMinderheit sür„bestialische Naturen" zu erklären und ent-sprechend zu behandeln?—Ter Bankrott der Freilandsidce läßt sich nichtmehr vertuschen. Aus Wien wird hierüber telegraphirt:In freiländischen Kreisen gilt nun ebenfalls die ersteFreiland-Expedition für gescheitert, hauptsächlich wegen Geld-mangels und Mißgriffen bei Auswahl von Leuten, sowiewegen des nicht wohlwollenden Verhaltens der englischenRegierung.Mit größerer Frivolität ist nicht leicht ein Unter-nehmen in Anariff genommen worden, wie die Freiland-Expedition. Wir haben die Beruhigung, daß wir von An-fang an vor der Betheiligung an dem Unternehmen ge-warnt haben. Hoffentlich fallen nicht noch mehr Personenden Utopistereien der Hertzka zum Opfer.—Auch Belgien hat mit der Bürde des Kongostaatesseinen Kolonialkrieg. Jetzt kommt die Nachricht voneinem am 18. März statlgefundenen Zusammenstoße derMahdisten mit den Truppen des Kongostaates. Da nurNachrichten aus Belgien vorliegen, wird natürlich„großerSieg" gemeldet.In Maroceo scheint eS doch noch zu Unruhen zukommen. Die kriegerischen Riff-Kabylen rufen durch Berg-seuer zu den Waffen.—Berichtigung. In dem Artikel„Ein Weltmonopol" inNr. IS6 des„Vorw." haben sich mehrere sinnentstellende Druck-fehler«ingeschlichen, von denen wir folgende berichtigen: Sp. 2Z. 7 von unten Trick statt Trust, Sp. 3 Z. 14 von unten Pe-troleum-Faß- Zoll anstatt Petroleum-Tarif-Zoll. Sp 4 Z. 33.von unten t h ä t i g e r Antheilnahme anstatt stetiger, Sp. ö Z 2von unten Mine anstatt Miene.I>srkeinsittriihke»r.Die Sozialdemokratie Dänemarks trat am 6. Juli zueinem Kongreß in Aarhus(Jütland) zusammen. Mun hatdiesmal Aarhus gewählt, weil die Landarbeiter in Jütland sehrgut oiganisirt sind,«nd es ihnen leichter ist, Delegirte nachAarhus, als nach Kopenhagen zu schicken. Der Kongreß hat, wieder„Sozialdemokrat" schreibt, den Zweck, den Kampf gegen dieSolitik der Standesinteressen zu organisiren und die imier«rganisation zu befestigen, um dadurch die Machtstellung desProletariats zu stärken. Wir wünschen ihm besten Erfolg!Et» Boykott- Flugblatt wurde im Lause voriger Wochevon den Parteigenossen zu H a l l e a. S. verbreitet. Dasselberichtet sich in erster Linie gegen das Dessauer Wald-schlößchen-vier; außerdem wird aber auch auf den Ber-liner Boykott aufmerksam gemacht und die dortige Arbeiter«schaft aufgefordert, alle Berliner Biere zu meiden.Ueber dte Kosten der strahl Gerifchs im Plauen«s ch e n Kreise zerbrechen sich die dortigen AmtsblRtchen de»Kopf unserer Parteigenossen. Der„Voigt!. Anz." schreibt:„Für die Wahl des sozialdemokratischen Parte ikassirerS Gerischsind(nach dem„Eächs. Volksbl.") vom hiesigen sozialdemo-kratischen Wahlkomitee 3392 M. verausgabt worden. Ob da-mit die sämmtltchen Wahlkosten gedeckt oder ob auch von andererSeite noch Wahlkosten getragen worden sind?" Diese vom blassenNeid diktirte Notiz fertigt unser dortige? Partei-Organ intreffender Weise ab. indem es schreibt:Wenn das etwa heißen soll, daß wir nach berühmtenMustern der Millionärpartei bei der Polenz-Wahl etwa nachträg-lich den Klingelbeutel herumgehen ließen oder sonstwie umTilgung der Wahlkosten fechten gingen, dann irrt sich das Blatt.Die sozialdemokratische Partei pflegt ihre Wahlkosten zu bezahlen;wo und wie ihr die Mittel zugeflossen sind, wird sie den Gegnernnicht auf die Nase binden. Hauptsache: Keine Wahlschulden!Apropos! Sind denn nun eigenthch die 5000 M. Wahlschuldenvon der Polenz- Wahl her alle gedeckt, verehrter„Anzeiger"?Haben Sie vielleicht darüber Kenntniß erlangt?•»Polizeiliches, Gerichtliche»»e.— Wegen formaler Beleidigung der Leipziger Buch-drucker-Jnnung wurde der Redakteur des dortigen Buchdrucker-gehilfen-Organs„Ryform", Max Schmitz, vom Schöffengerichtzu 300 M. Geldstrafe oder 30 Tagen Gefängniß und zu de»Kosten der Urtheilspublikation verunheilt.— Selbst dieunschuldigenProduktenvertheilungS-Vereine sucht man in Sachsen unter das Vereins gesetz zustellen. In Rübenau hatten Arbeitet die Etatuten einessolchen Vereins der Marienberger Amtshauptmanuschaft ein-gereicht, worauf dies« ein Verzeichniß der Mitglieder und dieAngabe der Vorstandsmitglieder verlangte. Dem Chemnitzer„Beobachter" ist eS unerfindlich, wie die AmtShauptmannschaftzu dem Schlüsse kommt, daß unter daS Vereinsgesetz ein Ver-theilungsverein gehöre, der sich mit öffentlichen Angelegenheitenaar nicht befaßt. Er empfiehlt, die Sache bis zur höchsten Instanzdurchzufechten.— Wegen ihres Eintreten? für die Aufrechterhaltung o..Boykotts waren in Magdeburg die Parteigenossen Rasen-berger, Bremer und Vater vom Schöffengericht zu je vierWochen Haft verurtheill worden. Jetzt hat sie das Landgerichtauf ihre Berufung freigesprochen. In einer andern Boykott-angelegenheit war Vater vom Schöffengericht gleichfalls ver-urtheilt worden. Das Landgericht erlannte auch hierbei aufFreisprechung, und nach der„Volksstimme" steht zu erwarten, daßer auch von den übrigen Gefängnißstrafe» frei kommt, die, mitder aber aufgehobenen zusammengerechnet. 20 Wochen ausmachen.Ebenso erzielte der Reichstags-Abgeordnete KleeS, der wegenangeblichen Boykottvergehens 100 M. Geldstrafe zahlen sollte,vor dem Landgericht Freisprechung. Die Kosten der Prozesse trägtdie Staatskasse, d. h. der Steuerzahler.-Nachwehen vom Fall PeuS. Vor der Strafkammer zu Frankfurt a. M. hatte sich am 7. Juli erstensHerr Dr. Zacher, Redakteur der„Kl. Presse", zu verantwortenwegen eines Artikels, in dem die Vorgänge besprochen waren,die sich aus die Entlassung des Genossen Peus aus der Unter»suchungshast wegen Erkrankung bezw. Tod seiner Frau beziehen.Die in diesem Artikel enthaltenen Thatsachen erweisen sich imwesentlichen als wahr, jedoch wird der Angeklagte wegen formalerBeleidigung(beschimpfender Worte) zu einer Geldstrafe von100 M. und den Kosten verurtheilt, entgegen dem Antrag deSStaatsanwalts, welcher aus 200 M. lautete. Hierauf folgte dieVerhandlung gegen den Redakteur dey Frankfurter„Volks-st i m m e", den Genossen Hoch. Auch er hatte jene Vorgängebezüglich der Freilassung des Genossen Peus besprochen und zwar.wie der Staatsanwalt behauptete, so scharf, daß letzterer10 Wochen Gefängniß beantragte. Das Gericht sprachaber den Angeklagten.frei, da die behaupteten Thatsachenwahr seien, und die Besprechung derselben als beleidigend nichtangesehen werden könne. Außerdem war Genosse Hochwegen eines zweiten Artikels angeklagt, welcher sich gegendie Art und Weise wandte, wie Genosse Peus währendseiner Untersuchungshaft behandelt worden war. In diesem Artikelwar eine Reihe von Thatsachen angeführt und besprochenworden, welche seiner Zeit von der gesummten Presse, auchder bürgerlichen gebracht worden waren. Der eine Theil dieserThatsachen stellt sich durch die Auss.'gen als wahr, die übrigenals nicht wahr heraus. Der Staatsanwalt beantragte des-halb vier Wochen Gefängniß, event. mit den obenbeantragten 10 Wochen eine Gesammtftrafe von 3 Monaten.Das Gericht sieht aber auch in diesem Falle von einerGefängnißstrafe ab, da ja die Angriffe wenigstens zum Theilauf Wahrheit beruhen und der Artikel beschimpfende Aus-drücke nicht enthalte. Es erkennt daher auf eine Geldstrafevon 200 Mark und die Kosten.Sojtsle XtcUet'lirijt.Generalversammlung des Unter st ützungsvereinSdeutscher Tabakarbeiter.(Schluß.) Im weiteren Ver-lauf der Verhandlungen wurde der Antrag, die obligatorischeArbeilslosen-Unterstützung einzuführen, abgelehnt. Nach längererDebatte wurde jedoch die Gründung einer fakultativen Zuschuß-lasse in Krankheitsfällen beschlossen. Die Kasse zerfällt in zweiKlassen. In der ersten Klasse soll bei einem Beitrag von wöchent-lich 20 Pf. eine Unterstützung von wöchentlich 6 Mark, in derzweiten bei 10 Pf. Beitrag 3 Mark gezahlt werden. Diezetzigen Mitglieder haben eine I3wöchentliche Karenzzeit, die neu-eintretenden eine solche von 26 Wochen durchzumachen. Beinormal verlaufenen Wochenbetts- Krankheiten sollen Unter-stützungen nicht gewährt werden. Die Feststellung der übrigen.nolhwendig werden Einführungsbestimmungen bleiben den Be-schlüssen des Vorstandes und Ausschusses überlassen. In einemKalenderjahr soll jedoch nur 26 Wochen hindurch Unterstützunggegeben werden. Die Unterstützung beim Ableben der Ehehälftewird darauf wie folgt festgesetzt: im ersten Jahre 20 M., vondort ab steigend mit jedem weiteren Jahre der Mitgliedschaftum 5 M. bis zu 60 M.Die Anträge, Umzugsgelder an sämmtliche Mitglieder zuzahlen, werden abgelehnt; die alte Fassung im Statut bleibtbestehen.Dagegen wird statutarisch festgestellt, daß der Verein Rechts-schütz gewähren kann, was bisyer seitens des Vorstandes in denmeisten Fällen schon geschehen ist.Nach kurzer Debatte findet nachstehender, die Agitation be-treffender Antrag einstimmig: Annahme: Um die systematische