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Nr. 252 1918

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Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Ein neuer Filmkonzern.

Der Blutacker der Zeit ist vorläufig nur ein Boden der Kon­junktur. Freilich ein fetter Grund und üppig schießen die Kräuter: das Blümlein Profit, das Tausendgüldenkraut des Wuchers, die unzähligen Halme der Gründungen.

Besonders das Gedeihen des Films ist es, was den Neid der mammonsgierigen Zeitgenossen herausfordert. Stürmt doch das Publikum die Theater, deren zweifelhafte Genüsse in keinem Ver­hältnis zu den hohen Eintrittspreisen stehen. Auch der Himmel der Schaubühne hängt, von der Kaffe aus betrachtet, voller Geigen; aber hier fließt der Geldstrom doch in engeren Grenzen. Bergleich zwischen Handwerks- und Maschinenbetrieb liegt nahe. Dem Kunstfreund, dem Boltsbildner bleibt nichts übrig, als der Milch­mädchenrechnung von Läuterung und Vertiefung eines Volkes, das sich zu sich selbst gefunden hat", zu entsagen, falls er überhaupt darau geglaubt hat.

Der

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Freitag, 13. September

Stars vielleicht abgesehen und bietet sich eine feste Grundlage täuschten auch betrogenen Künstlers geworden ist, iozialer Forderungen, die nicht ausbleiben werden. Die auf Rembrandts   Leidensweg die lezte Station geworden. Aber Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger list   im Aufsichts- sowohl Hendrickje wie seinen Sohn sollte der alternde Meister ver­rat der Gesellschaft vertreten( nicht finanziell beteiligt). Das ist lieren, ehe er selbst im Jahre 1669 seine müden Augen für immer immerhin etwas. In den nächsten Tagen wird eine Versammlung schloß. Wie er durch die letzten schweren Jahre fam, weiß man der filmenden Schauspieler stattfinden. nicht. Nur eines ist sicher: daß er sehr arm und sehr einsam starb.

Alles in allem empfiehlt sich eine abwartende Haltung, aus gesundem Mißtrauen heraus, bis Beweise eines Wirkens vorliegen, bas freundliche Gesinnungen verdient.

Max Dauthendey  .

Das Bildnis der Hendrickje, das durch seine tiefen, warmen Farben und den milden, wehmütigen Ausdruck in den Augen der schlichten jungen Frau feffelt, hängt jezt unter dem Namen Nem­brandts Haushälterin" im Nationalmuseum zu Stockholm  . Es ers zählt von einer Frau aus dem Volfe, die dem unsterblichen Meister durch Lebensschwierigkeiten hindurchhalf, die ihn vielleicht über­wältigt hätten, wenn er seine Hendridje nicht zur Seite gehabt hätte.

Jasnaja Poljana  , wie es jetzt ist.

Die Tragik der Weltwanderfahrt Dauthendens hat sich vollendet; der Dichter ist in Mabung auf Java( Holländisch- Indien) 51 Jahre alt gestorben. Ihm, dem Deutschland   zu eng war, wurde das Schicksal, sich im Sehnen nach der Heimat verzehren zu müssen. tralen Boden, inbrünstig der Erlösung harrend, die ihm nun der Bei Kriegsausbruch in indischen Gewässern, rettete er sich auf neu­Was ist aus Tolstois Gut Jasnaja Poljana   geworden? Wie Tod brachte. Garben neuer Schönheiten glaubte er in feine hat es die Stürme der Revolution überlebt? Allerlei Gerüchte Trifft der Vorwurf der Verflachung nur einen( leider großen) Teil der Theater, der hoffentlich bei normalen Verhältnissen zur Scheuern zu ernten, nun fiel er selbst vor dem Schnitter. Heimweb behaupteten, es sei vernichtet worden, wie so viele andere Güter. besseren Tradition zurückkehren wird, so ist die Sorge um das dämpfte den bunten Zauber seines Liedes zu dunkler Schwermut, Das ist jedoch nicht der Fall. Ein Mitarbeiter der Pariser Illu­Schmerzenslind kino desto berechtigter. Darüber können die hoch die sich zu berzzerreißender Sehnsucht steigerte. Seine tapfere ftration" bezeugt dies aus eigener Anschauung. Als er die lange trabenden Programme", die Kultur-" und Aufklärungsfilme" Frau setzte alles in Bewegung, Freigeleit für ihn zu erreichen, wohlgepflegte Straße entlangfuhr, die zu Tolstois Gut führt, sah nicht hinwegtäuschen, die sich selbst dem Wohlwollenden bald als vier Jahre hindurch, indes Hoffnung und Lebenskraft des Ge- er schließlich die beiden Ziegelsteintürmchen vor sich, die mit ihrem faulen Zauber enthüllen. Durch den unbedingten Zuspruch der fangenen fich minderten und erloschen. Weiß der Fläche und dem Grün der Blechdächer den Eingang zum Dauthendeh war literarisch und menschlich ein Außenseiter. Bart bezeichnen. Er trat ein und befand sich nun in einer wahren Massen hat sich das Filmkapital zu einer unabhängigen Erwerbs. madit emporgearbeitet, die auf fulturelle Wertschägung verzichten zur Zeit der naturalistischen Strömung wurde er als Symbolist Dase, wie er sich ausdrückt. Alle Befizungen im Gouvernement zu können glaubt. Es wird also schon der Zusammenfassung gewertet, abgelehnt und mißverstanden, freilich auch von Anhängern Tula   sind geplündert oder zerstört worden; allein Jasnaja Boljana organisierter Mächte bedürfen, um einen nachdrücklichen Ein- bejubelt und über Gebühr zum Programm erhoben. Er war ein steht unberührt da, geschützt durch die Erinnerung an den großen fluß auf die fünstlerische Höhe der Filmdarbietung ausüben zu Eigener, ein einsamer Schönheitssucher, der sein Erleben in Bilder Freund der Bauern, der hier gelebt hat. Der Franzose wurde von glutvoller, schwerverständlicher Art fakte, wohlgeeignet, den Kritiker Tolstois Tochter Tatjana Sukhatin empfangen. Frau Sukhatin hat Von der Regierung ist faum etwas zu erwarten. Der an der Schablone verzweifeln zu lassen. Dem Sozialen stand er vor der Revolution fliehen müssen; ihre Befizung Kotscheti im Entwurf eines Konzessionsgefeges ist das Einzige, wozu sie sich fern, ſein Weltgefühl war ein fosmisches; ein Zitat aus seiner Bezirk Mowafin ist vollkommen geplündert worden, und die Bauern verstiegen hat ein Weg zur wirtschaftlichen Bersumpfung, nicht Wanderjahre Gedankengut mag es bezeichnen: zur kulturellen Hebung. Die Industriekonzerne sind reine Erwerbsinstitute, die sich kaum durch den Grab ihrer Strupellofig- und die Pflanzen und die Erde und alle Dinge, weil er ein Mensch feit unterscheiden: sie kommen über den erwähnten Kultur"-Bluff ist, dieſer Mensch hat dadurch, daß er so denkt, den Anschluß an die Welt und an sich selbst an seinen Urzustand eingebüßt." In dieser kosmischen Wachheit sah er die Welt, die mit ihrer Schönheit feine überfeinerten Sinne erregte, daß er mit den Engele die gleiche Welt, die ihn mit ihrer ungen des Dichters redete Härte zerstörte.

tönnen.

nicht hinaus.

Nabe liegt das Prinzip der Freien Wolfsbühnen, es ist auch tatsächlich der einzige Ausweg. Die praktischen Aussichten jedoch sind trübe. Der Apparat kann fein lokaler sein, er erfordert Tausende von Theatern im Reiche, einen Stab erster technischer und getftiger Kräfte, ein Rieientapital: Bon der Industrie ist keine Hilfe zu erwarten, eher schärfster Kampf, bei dem sie von vorn­herein die Ueberlegene ist.

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Wer sich dünft mehr und besser zu sein, edler als die Tiere

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Was ein Bild erzählt.

a. Z.

haben das Land unter sich aufgeteilt.

Die Wohngebäude von Jasnaja Poljana   fand der Franzose vollkommen unversehrt, so das fleine weiße Haus, in dem Tolstoi vor mehr als einem halben Jahrhundert eine Schule für die Kinder einrichtete und auch das große Wohnhaus. Unberührt steht dort die Büchersammlung, deren 17 000 Bände mehrere Räume ein­nehmen; wie zu Tolstois Lebzeiten ficht sein Arbeitszimmer aus. Die Gräfin Tolstoi  , die ständig in Jasnaja Poljana   lebt, beschäftigt sich viel damit, Tolstois Briefe in Schreibmaschinenschrift zu über­tragen. In Jasnaja Poljana   selbst erfuhr der Franzose, unmittel­bar nach der Märzrevolution hätte die Gräfin Tolstoi von Besuchern Eines schönen Tages um das Jahr 1651 hatten die Amster- oft hören müssen, es sei schade, daß Tolstoi den Aufstieg der Frei­Vor einigen Tagen ist in Berlin   ein neuer Filmkonzern ge- damer Bürger einen böchst interessanten Gesprächsstoff. Es war heit nicht miterlebt habe; jezt freilich redet man hiervon und von gründet worden, der eine gesonderte Beachtung verdient, der Film- zwar nichts Merkwürdiges, daß Hendricje Stoffels, des Meisters der Revolution überhaupt in Jasuaja Poljana gar nicht mehr. Auf konzern der Berliner   Theaterbesiger. Bei der Beurteilung ichöne und herzensaute Haushälterin, die, wie man wußte, in jeder der Fahrt dorthin lernte der Franzoie Ticherkoff kennen, Tolstois dieses Unternehmens ist natürlich die vorsichtigste Zurückhaltung Beziehung an die Stelle der verstorbenen, tiefbeklagten Sastia ge- alten Sekretär und Liebling. Tichertoff erklärte auf Befragen, wenn geboten. Als Zweck der Gründung wird die Regelung des treten war, sich an eines der Fenster des Hauses gestellt hatte. er die Zeit, in der er zu leben hätte, wählen dürfe, würde seine Theaterbetriebes angegeben. Die Schauspieler, durch ihre Tätigkeit Auffallend aber war, daß fie, mit dem linken Arm auf den Fenster- Wahl auf die Gegenwart fallen. Er behauptet, zwischen der für den Film zu sehr in Anspruch genommen, kämen so wird rahmen gestützt und den Kopf auf die linke Hand geneigt, in fo russischen Intelligenz und dem eigentlichen russischen Volke klaffe angeführt- ermüdet oder gar nicht zu den Proben, der Theater  - tiefe Gedanken veriunten au sein schien. daß sie ganz vergaß. ein tiefer Abgrund. Es sei ein erhebendes Schauspiel gewesen, betrieb, durch den Personalmangel auf den letzten Mann angewiesen, wieder zu ihrer Arbeit zurückzukehren. Stundenlang saß oder stand daß das Volk aufhörte, Krieg zu führen, ehe von der Regierung Tönne nicht mehr leistungsfähig bleiben. Das mag stimmen, aber fie da, ja der ganze Tag verstrich, ohne daß sie sich vom Fenster Friede geschlossen wurde; zum erfien Male im Laufe der Geschichte es reicht nicht aus. Näher liegt der Gedanke: Wo alles filmt, fortbewegte. Endlich kamen die Vorübergehenden so nab wie möge babe ein Heer so ettpas getan., So hätten die Russen nicht nur fann's Karl allein nicht lassen. lich heran, tuschelten und bildeten Gruppen, denn die Sache schien die Deutschen   und die Desterreicher besiegt, sondern auch über Fran­Das Geschäft wird also auch hier der Vater der Neugründung ihnen höchst rätselhaft. Ein besonders dreister Gassenjunge rief zosen und Engländer den moralischen Sieg davongetragen.. fein. Womit noch nicht gesagt sein soll, daß die Leistung unbedingt Hendridje beim Namen an, aber sie rührte sich noch immer nicht, auf der Linie des Kitsches bleiben muß. Selbst die idealste Be- als sei fie in ein Bild verwandelt worden. strebung fann in diesem vollendeten Zeitalter den Profit nicht außer Und dies war just der Fall. Der alte Meister er war frei acht lassen. Trotzdem wäre es möglich, auch im Rahmen des Er- lich nicht älter als in den Vierzigern, aber Sorge und Mühselig Ein mit diesem Titel verfehenes Büchlein von Dr. A. L. Vischer werbs ein Stück in der Richtung zum Befieren vorwärts zu kommen. feiten, wirtschaftliche Schwierigkeiten hatten bereits tiefe Falten in in Basel   befaßt sich mit der Psychologie der Kriegsgefangenen. Der Es sind Gründe, die dafür sprechen. Einmal die Theatertradition, fein Antlig gepflügt wollte erproben, wie das Bildnis feiner Verfasser konnte die seelischen Zustände der in Lagern befindlichen die immerhin der ärgsten inneren Verlegenheit, die wir Hendrickje auf die Leute wirkte. Deshalb nahm er ein Fenster ber- Gefangenen beobachten. Er bezeichnet den Mangel an Einsamkeit ohne Bedenken Filmtradition nennen dürfen, im Wege ist. aus und setzte stattdessen das Bild in den Rahmen. Und wirklich als besonders schwere Dual; sie führt mit der Zeit zu einem Efel Es scheint weiter, daß die großen Konzerne dem neuen Unter- hatte er den Triumph, daß keiner entdeckte, wie es sich eigentlich vor den Mitgefangenen, der sich bei jeder Gelegenheit in roben nehmen sehr fühl gegenüber stehen, ein Grund für den verhielt. Allerdings war dieser Malerstreich wenig geeignet, feinen Zänfereien äußert. Dies ist nur ein Symptom der allgemeinen Theaterfonzernt, Schuß bei der öffentlichen Meinung zu Urheber besonders beliebt zu machen, nachdem der Tatbestand bekannt Verschlechterung des Charakters. Im Anfang werden Vereine ge­fuchen, die wiederum gewisse Forderungen stellt. Andererseits worden war. Denn er lief ja, so meinten die furzsichtigen Amster- bildet und Vorträge gehalten, aber schon nach einigen Monaten ist mit der Neugründung zweifellos eine Machterweiterung der damer, auf nichts weiter heraus, als die Leute zum besten zu halten. nehmen die höheren Interessen bedenklich ab und der Kleinkram Theater erreicht, zum Nachteil der Filmgesellschaften. Diese be- Und doch durfte es Rembrandt   nicht wohl darauf ankommen lassen, des Lagerlebens beschäftigt die Gefangenen in unverhältnismäßiger zogen bisher ihre Kanonen" fast ausschließlich aus dem Arsenal sich die freundliche Gesinnung seiner Mitbürger noch mehr zu ver Weise. Ein tieses Mißtrauen erfüllt die Leute gegen jedermann, der Theater, was zu den Mighelligkeiten führte, die zur Errichtung icherzen, als es schon geschehen war. Seitdem Saskia im Jahre fie sehen überall Schiebung. Nach längerem Aufenthalt tritt große des neuen Konzerns den Anlaß gaben. Die Theaterleitungen 1642 gestorben war, in dem gleichen Jahre, in dem die Nacht- törperliche und geistige Ermüdbarkeit ein. Viele flagen über tonnten ihren Schauspielern nicht gut das Filmen verbieten, das für wache" entstand, war es in jeder Beziehung abwärts mit Nem- Schlaflosigkeit und Schwinden des Gedächtnisses. Massensuggestionen die Darsteller einen großen Teil ihres Einkommens ausmacht. brandt gegangen, außer in künstlerischer. Es läßt sich taum abtreten ein, Gerüchte von Austauschverhandlungen veranlassen einen Ließ sich beides nicht mehr vereinigen, so mußte sich der Schau- fchäßen, wie Rembrandt   geendet hätte, wenn nicht Hendrickje zu Freudentaumel, der sich in Spielwut austobt. Das übermäßige spieler entscheiden, sicher gab er eins der beiden Tätigkeits- fammen mit des Meisters Sohn aus seiner Ehe mit Sastia, dem Rauchen schädigt gleichfalls die Nerven. Besonders schlimm sind felder nur ungern auf. Die neue Lage schafft eine Lösung jungen Titus, die Sachen in die Hand genommen und einen die Zivilinternierten dran, die an ein Herdendasein schon gar nicht das Mißbehagen der Gesellschaften wird nicht ausbleiben, Kunsthandel eröffnet hätte. Vielleicht wäre das Armenhaus, das gewöhnt und öfter ausgesprochene Individualitäten sind, weshalb Für die Darsteller von den mit Märchengagen bezahlten ersten ja mehr als einmal der letzte Zufluchtsort eines Ent- fie ja auch ausgewandert find.

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Lodz. Das gelobte Land.

Roman von W. St. Reymont  .

Bloß Stach Wilczek hatte den Schluß nicht abgewartet und flüsterte, als er das Glockengeläute vernahm:

Eine lustige Geschichte so viele Millionen zu haben und verrecken zu müssen!" Er schritt mit Jusiu Jaskulski heraus, der schweigend und seufzend neben ihm herging. Was bist du denn so weinerlich?"

Traurig ist's!" sagte Jujin leise und schauerte. " Laß doch Baums Kontor sein, Jusiu, ich brauche einen zuverlässigen Menschen, ich würde dich nehmen, tönntest was bei mir lernen."

" Ich kann nicht, ich muß bei Baum bleiben." Aber er muß doch jeden Tag umtippen, sei doch nicht so dumm, ich geb' dir fünf Rubel monatlich mehr." " Ich kann nicht, gerade jetzt kann ich Baum nicht ver­Tassen, wo es so schlecht mit ihm steht, und wo ich fast allein im Stontor zurückgeblieben bin."

Dummifopf! Wenn ich so sentimental wäre, dann würde ich heute noch ohne Stiefel herumlaufen!"

Er warf ihm einen verächtlichen Blick zu und verab­schiedete sich von ihm in der Piotrkowerstraße.

Gesindel! Die werden alle noch mal in den Fabriken

verrecken!"

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Die Stacheldrahtkrankheit.

und Grünspan handelte schon seit Jahren um sie und gab Prügel, die er bekommen hatte, an das Elend der ganzen alljährlich einige Hundert Rubel hinzu, beeilte sich aber nicht Familie, an die Demütigungen, die er im Gymnasium über sonderlich, weil er sicher war, daß niemand ihm die Grund­ftüde wegschnappen werde.

Wilczek spürte das Geschäft auf, verwickelte den Besitzer in ein Netz von Gefälligkeiten, Hinterlist und aufgedrängte Darlehen bis er schließlich selbst Besizer wurde. Heute früh wurde er rechtmäßiger Eigentümer des Bodens.

Immer höher hob er den Kopf, immer stolzer schritt er einher und blidte immer gieriger auf die Stadt, auf die mit Waren vollgestopften Läden, auf die Fabriken- feine un­ersättliche Bauerngier erwachte immer mächtiger in ihm beim Anblick dieser Reichtümer.

sich ergehen lassen mußte, an die Demütigungen, die ihm von feinen Wohltätern zugleich mit ihren Unterstützungen zuteil wurden, an die Demütigungen, die die ganze Familie er­tragen mußte.

" Ich werde das schon alles wieder einholen!" murmelte er, mit einem furchtbaren Groll im Herzen.

Unterdessen sammelte er die Mittel und handelte mit allem, was es gab, und verdiente, wo es nur ging.

Er war bei Großglück angestellt, handelte aber außerdem auf eigenes Ronts mit Kohlen, Holz, mit Baumwollresten, Giern alles versuchte er.

Man erzählte sich, daß er rote Bare" taufe, das heißt Er beschloß, sie zu erringen, und war schon sicher, daß solche, die aus den in Brand gesteckten Fabriken entfernt es ihm gelingen würde. Die Mittel und Wege waren ihm wurde, man erzählte sich, daß er Wucher treibe und mit gleichgültig- alle waren ihm recht, wenn sie nur zum Ziele Großglück zusammen irgendwelche ganz dunklen Geschäfte führten, zum Geld. mache. Er wußte, was man sich von ihm erzählte, lächelte Stach Wilczek scherte sich bloß um das Gesetz und die aber bloß verächtlich zu alledem. daran Polizei. Ueber alles andere sette er sich mit einem verächtlichen und mitleidsvollen Lächeln hinweg.

Die öffentliche Meinung, die Ethit, die Anständigkeit Wer schert sich in Lodz   darum? Wem tamen so dumme Gedanken je in den Kopf! Und was ist denn eigentlich die Anständigkeit!

Alle

!

Das interessiert mich wenig!" flüsterte er, denkend, und bog in eine Seitengasse ein, die sich zwischen Zäunen hinzog.

An der linken Seite der Straße lagen Kohlenlager, am Fuße eines hohen Bahndammes, auf dem sich Tausende mit einer Wolfe schwarzen Staubes bedeckte Güterwagen drängten. Wilczer wohnte beim Lager in einer scheußlichen, aus Brettern zusammengeschlagenen Bude, die zugleich auch als Kontor diente.

Rasch fleidete er fich um, zog lange Stiefel an und ging an die Arbeit...

War Buchholz anständig? Wer fragte danach! Er dagegen wußte heute schon genau, daß er nicht auf fragten bloß: wie viele Millionen er hinterlassen hatte! irgend einem schäbigen Posten umfommen würde, daß er Millionen haben, in der Hand fühlen, sich mit ihnen um­nicht nur irgend ein kleines Rad im großen Mechanismus geben, sie beherrschen! bleiben würde. Den heutigen Tag rechnete er zu den besten Wie ein hungriger Hund ein Stück Fleisch anstarrt, in seinem Leben und zu den umwälzenden, denn heute hatte so gierig blickte er auf die Fabriken, auf die Häuser, auf Arbeiter. er das erste große Geschäft gemacht, das ihn auf die Beine den Lurus der Reichen, auf die schönen Frauen und die bringen sollte. Paläste.

Ein nur wenige Morgen großes Grundstück hatte er ge- Seit Ewigkeiten spürte er den Hunger schon, seit Gene­fauft, das aber die Grünspansche Fabrik von zwei Seiten rationen schon wurde ihm übel mitgespielt, wurde er von den umgab. Ganz im Geheimen hatte er es gekauft und war Stärkeren mißhandelt, vom Tisch des Lebens weggestoßen,- seines großen Verdienstes sicher, weil er nämlich genau wußte, jetzt kam die Reihe an ihn. Er erhob den Kopf, breitete daß Grünspan seine Fabrifen vergrößern wollte und deshalb gierig die Arme aus, packte schon die Beute und stillte seinen gezwungen sein würde, ihm sein Grundstück abzukaufen, zu ewigen Hunger. einem Preise, den er nach Belieben ansehen konnte. Er" Ich werde das schon alles wieder einholen!" dachte lächelte innerlich vor Befriedigung. er und erinnerte sich mit Haß an seine Kindheit, an das Schon längst waren die Grundstücke zu kaufen gewesen, i Hüten der Rühe, an das Aufwarten im Kloster, an die

Da warten Herren an den Waggons!" meldete ihm ein Borowiecki und Moritz warteten auf dem Bahndamm. Unsicher streckte Wilczek die Hand aus, um sie zu be­grüßen. Moritz drückte ihm die Hand,.doch Borowiecki tat, hätte er es nicht gesehen.

als

"

Wir brauchen sofort Rollwagen!"

Wieviel? wozu? woher?" fragte Wilczek kurz, durch Borowieckis Benehmen erregt.

Möglichst viele, Baumwolle, Bahnsendung an mich," er­

widerte Morig.

Sie machten es rasch ab und trennten sich.

( Forti. folat.)