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B«t Ben UnabH. Tozialdem.) Den Lffiziersn sc« das ÄBIeg»«1 der alten Gradabzeichen besonders schnl!:zl:ch.'Ich muß das Tner feststellen. Die Abzeichen frage wnrde gai?z sachlich erwogen. Da? Abreißen der Abzeichen durch Balbwüojiige zuchtlose Burschen Bat van seiner ernsten Seite Beifall gefunden. lLebbafte Zustim- rnung.) Die neuen Abzeichen find schmucklos; sie und aber den beutigen bitteren Tagen der Not angemessen. Möchten wir bald über diese Notzeiten binauS in eine sonnigere Zukunft blicken können.(Lebhafter Beifall.) Abg. Frau Mari« Juchacz sSoz.): Der Revolution verdanken»ir Frauen unfere Sitze im Parlament. AlL Sozialdemokratin freut«s mich, daß e««ine sozialdemokratische Regierung war. die die deutschen  Frauen voa der politischen Unmündigkeit befreit Hai.  (Beifall links.) Die neuen Rechts können uns nicht wieder genommen werden. Wir werden aber niemals unser Frauentttnt verleugnen, weil nun auch wir in die politische Arena gestiegen find.(All- fertiger Beifall.) Bei Beratung der neuen Verfassung werden wir dafür zu sorgen haben, daß nun auch in der Verwal» tung die Frau a l» gleichberechtigt mit herangezogen wird. Vor allem gilt dat für die Jugendpflege, für die allgemeine Volksbildung und für die vielen Zweig« der Wohlfahrtspflege.(Beifall.) Da» Wirtschaftsleben muß bald gesunder. Wir Frauen und Mütter wissen am besten, wie iies wir ins Elend geraten find. Da bedarf«S zielbewußter Ar- beit unter gleichberechtigter Mitwirkung der deutschen   Frau.(Bei- fall.) DaZ sollten auch die bisherigen Gegner der politischen Jrauenbeiätigung einsehen, denn e» wäre ein vergebliches Be. mühen, den Zug der Zeit aufzuhalten. Graf PosadowSkh fragt, was unter Junkerherrfchast zu verstehen fei. Da» weiß alle Welt. (Lebhafte Zustimmung bei der Mehrheit.) Der Herr Graf möge einmal bei den deutschen   Krauen anfragen« da wird er schon die richtige Antwort bekommen. Wir müssen uns den Waffenstillstand gefallen lassen, weil der Krieg nach Ihrer(zur Rechten) Politik geführt wurde.(Unruhe recht»; lebhaste Zustimmung bei der Mehrheit.) Die Revolution ist ein« geschichtlich« Tatsach«, die auS den Verhältnissen herauswachsen mußte, zu denen Sie(nach recht») getrieben haben.(Sehr wahr! bei den Soz.) Die vielen Ber- brechen von heut« sind nicht erst durch die Revolution gekommen. auch schon unter dem alten Regime haben sich während de» Kriege» Raub. Mord, Diebstahl und Verbrechen aller Art in erschreckender Weise breitgemacht.(Unruhe und Widerspruch recht»; Zustimmung bei den Soz.) Die Unterdrückung der Presse in der beutigen Form billiaen wir durchaus nicht, aber wo war denn die Freiheit der Presse während de» Kriege» unter dem asten Regiment?(Sehr gut! links.) Immer wieder mußt« gegen die Knebelung der Press« protestiert werden.(Lebhaft« Zustimmung link».) Auch die V«r- sammlungSfreiheit war unterbunden.(Sehr wahr! links.) Der Grundsatz: dem Tüchtigen freie Bah«! wurde unier dem alten Regiment niemals verwirklicht. Die Be- amtenschaff�hat die Revolution mit einem befriedigenden Auf» atmen begrüßt, fi« wird auch wirtschaftlich unter dem neuen Regr» ment besser fahren als bisher. Nach der Meinung de» Abgeord» neten Haafe müßten wir Deutschen   stillhalten, auch wenn wir sehen, daß d« Errungenschaften der Revolution. Preßfrekhest, Ver- sammlungSfreiheit und Freiheit des Staatsbürger» vernichtet werden, wenn der Demokratie das Gr«» gegraben wird durch Ma» fthinengewehre und bedrohliche Umzüge. Rein, da» können wir nicht zulassen.(Lebhafte Zustimmung bei den Soz.) Di« Unab- hangige Sozialdemokratie hat die SpartakuSpolistk unterstützt. Sehr wahr! bei der Mehrheit.) Da, befreite Deutschland   sendet ftinen Volksgenossen, die noch immer in Kriegsgefangenschaft im Auslände schmachten müssen, brüderliche Grüße.(Beifall.) Im Namen der Menschlichkeit muß gefordert werden, daß sie baldigst :hren Familien und der Heimat zurückgegeben werden.(Beifall. Zuruf bei den U. Soz.: Auch die Russen!) Es ist da» wrchtbarst«. wa» die Entente fich noch in dieser Stunde zu schulden kommen laßt, daß sie da« wehrlose deutsche   Volk noch weiter dem Hunger- tode überliefert. Die Völker der ganzen Welt sollten zusammen- wirken, um der Gerecktigkeit und Menschlichkeit zum Siege zu oerhelfen.(Lebhafter Beifall.) Abg. Mayer.Kaufbenren(Zentr.) begrüßt die Zusammenarbeit zwischen Mann und Frau in der Rationalversammlung und wendet sich dann der schweren Gefahr äu, die unserem Wirtschaftsleben droht. Unter dem Beifall seiner ireunde sagt er:.Wir leben heute auch wirtschaftlich in unver- antwortliche? Weise von den letzten Reserven/ Au» der großen Katastrophe, die unser Volk dedrohe, könne un» nur der rascheste Frieden retten. Unsere Finanzkraft sei schwer gefährdet und die Forderungen der Entente auf Entschädigung würde d,« stärkste Be- lastungsprobe für unser finanziell« Können sein. Die wichtigste ZukunftZausgabe sei der planmäßige Aufbau unserer Export- industri« und die Vermehrung unserer heimischen Lebensmittel- vroduktion. Vor allen Dingen gelt« ei. in der Heimat landwirt. schaftliches Neuland zn schaffen. Hunderttausende von Hektar Moar. und Ordlandländerri«» seien noch»a erschließen und auch dann sei es noch notwindig, auf lange Zest hinaus die Leben». Mittelrationierung beizubehalten. Abg. Falk-Mbn(Demokrat) klagt ü?« da» Los der Bevölkerung in den befetzten Gerieten und über die in den neuen WaffenstillsbandSbedinzungen zum AuS- druck kommenden VergewastigungSabsichten ocr Gntcnte gegenüber Deutschland  . Nach einem Bekenntnis zur republikmiifch-n Freiheit polemisiert er gegen den Volksparteiler R i« ß e r, der sich immer weiter nach recht» entwickle. ReichSmtwisier Erzbeege«: Die Regierung ergreift gern die Gelegenheit, um den linkSrheini- ichen«rüdern herzliche und aufrichtig» Grüße zu senden. lBnftill.) �ie link, rheinischen Gebote brin-g-n schwer« und hart« Opfer. Sie :rtragen di« feindlich« Besatzung, damit das übrige Deutschland   die Porte« de» Was fenfft llftan dc S einheimsen kann. Da» dürfen und trerden wir den Bewohnern de» LmkSrhei-n«» nie vergessen.(All- seitiH« Zustimmung.) Wenn auch geyenivärtia vom Feinde eine Rheingrer�e gezogen ist, eine geistige©lockafce kann der Feind nie- mal» vergangen. Di« Ueberschreftung der Bestimmungen de» Waffenstillstandsvenrages namentlich durch die fenzaiischen ve- iatzungSbehörden geht über alle» erträgliche Maß hinau». �Mlseitigs Zustimmung.) Der EisenbahnairektionSpräsident in Laardrücken ist z» acht Tagen Stubenarrest verur» teilt wooden.»eil er»ach Meinung der Franzose« nicht entschie- Zen genug ans di» Eisenbahnarbeiter dahin eingewirkt haben sali, in die Stelle de» Achtstundentage» den Zehnstnndentag einzuführen. Lebhafte» Hört, hört!) Da» deutsche   Volk hat da» unveräußerliche Recht auf einen ge- Zechte» Frieden bereit» in der Tasche. Jede lleberschreiiung der Soengen, d« in dieser Note der Alliierten vom&. November ge- vge« ist. muß direkt al» Wortdruch bezeichnet Verden.(Zu- -immuna.) Da« deutsche   Volk kann angefichi» der V-rgewalft- 'ingspläne einz etaer der Alliierten nicht oft und nicht laut genug eine Stimm« erheben.(Beffall.) Insbesondere weife« wir ein lütig v»n her«ntzersten Rrchtrn dt» zur Sußerste» Linken dir fra«. isischen AnnexionSabsiibte« ans d» Saargebirt zurück.(Beifall.) Kampf gegen den Bolschewismus im Osten betrachtet di« Re» iecung als«ine rhrrr wichtigsten Aufgaben. Wir können nicht arten, bis die Gowjettruppen in Ostpreußen   stehen. Die Regie- ung tut alles, um das Lo« der ariegSgefang«»»» .u lindern urch wir find insbesondere Dank schukdio der Zentral» stell« für Krieg«- und Zivilgestmgene, die unrer Leitung de« Abg. Stücklen arbeitet.(Beifall.) Vor aller Welt stelle ich fest, daß Deutschland   einen K.'�z nicht mehr führen will und nicht mehr sichren kam, Wenn Gleichwohl eioseftig unser«»rwglgifiiW»«« zurückbehaffen werter, so ist das ein« Barbarei, wie sie die Mensch- lftitSgeschichte nicht kennt.(Lebhafte allseitige Zustimmung.) Abg. Haase(ll. Soz.) beftrsitet in persönlicher Bemerkung, durch Siellung von Beweis- antrügen das UnteriuchungSverfahren wegen der Tötung der vier Gefangenen im Tegeler Forst verschleppt zu haben. Die Anträge hätten den Zweck gehabt das Verfahren zu fördern, und die gegen- teiligen Behauptungen deS KrisgSministerS feien eine schamlose Verdrehung de» wahren Sachverhalts.(Groß« Unruhe.) Kriegsminister Reinhardt: Ich Hab« dem Abgeordneten   Haafe nicht den Vorwurf der ver- fchlevpung gemacht, sondern nur den Bericht de» Kommandantur- Gericht» verlesen, wonach sich di« Einleitung de» Untersuckmngsver- fahvenS hilwuSgeschobsn hat, weil der Abg. Haase«l» Verteidiger noch die Vernehmung von Zeugen beantragt hatte. Dann folgen noch verschieden« persönliche Bemerkungen. Nächste Sitzung Donnerstag L Uhr.(Fortsetzung.) Sch» gegen 7 Uhr._ die Sttüung der preußischen Regierung« Die erste Sitzung der sozialdemokratischen Fraktion der preußischen Landesversammlung ist auf Sonn- tag, den 2. März.'Nach Berlin   einberufen worden. Aller Wahr- scheinlichkeit nach wird sie sich mit der Frage der Bildung des Ministeriums beschäftigen. De? Wunsch geht dahin, in Preußen au» denselben Parteien wie im Reich die Regierung zu bilden. Es finden bereits in Weimar   vertrauliche Be- sprechungen unter den Parteiführern darüber statt. Natur- gemäß ist in Preußen wegen derGegensätzeaufschul- und kirchenpolitischem Gebiete ein Zusammen- gehen zwischen Sozialdemokraten und bürgerlichen Demo- kraten auf der einen und der christlichen Volkspartei auf der anderen Seite schwieriger als im Reich, wo diese Fragen keine Rolle spielen. Es ist aber trotzdem auf das Zustandekommen einer Koalitionsregierung zu rechnen, die dann etwa drei Viertel der Mitglieder der Landesversammlung hinter sich hätte. Generalstreik in Gotha  . Gotha  , 19. Februar. Wegen der Besetzung der Stadt durch RegierungStrupven ist beute mittag 1« Uhr der Generalstreik au»- gebrachen. Alle Betriebe stehen still. Die Zeitungen find schon gestern nicht erschienen._ Der Glberfelüer Sahnhof befreit. Münster  , lg. Februar. Das Generalkommando gibt bekannt: In Elberield hotren am IS. Februar Angriff« der Spartakisten auf die Eisenbabndiiettion und den Bobnbof zum Erfolg pefübrk. Der AbichnittSkommondeur II hat eine Kompagnie mit Maschinengewehren vom Füfilter-Regiment SS zu Hilfe geichicki. die auch den Bohnhol und die Eisenbabndlrektion wieder nahm und zurzeit noch besetzt bSlt. Maischall Foch bot genehmigt(1). daß RrgierungStr uppen im Abschnitt II zur Unterdrückung der ausge« brochenen Unruhen verwandt werden. Spartakistische Kanone»». Münster  , 19. Februar. Au» Recklingenhausen wird gemeldet: Bottrop   wird durch Spartakisten mit Artillert« beschoffen. Hilfe wird von Münster au» entsandt. Sozialistische Einigung in Sraunschweig. Sprengung der Landcsversammlung durch Arbeitslose. Die seit einiger Zeit schwebenden Einigungsverhandlungen zwischen den beiden sozialdemokratischen Fraktionen haben zu einer Einigung geführt. In der gestrigen Sitzung de» LandeS-A.- und S.-RateS wurde dem geschlossenen Kompromiß zugestimmt. Di« gesamte gegenwärtige Regierung hat deshalb ihre Aemter in die Hände de» Lande». A.. und G.- Rat» zurückgelegt. Die neue Regierung wird entsprechend einer neuen provisorischen Verfassung, die der Lan- deS-A.» und S.-Rat ebenfalls gebilligt hat, von der Landesversamm- lung gewählt werden und wird aus 4 Unabhängigen und 4 Mehrheitssoziali st en bestehen. Eine Anregung, auch Vertreter der bürgerlichen Parteien in die Regierung aufzunehmen. wurde abgelehnt. Der neu« Verfassungsentwurf besagt u. a.: Alle Macht ruht beim braunschweigischen Volke. Sie wird ausgeübt von der Landesversawmlung. dem Landes- Arbeiter­rat, dem Rat der Volksbeauftragten   und den ört- l i ch e n A.» und S.- R ä t e n. Neben der Landesversammlung besteht ein Lande».«rbeiterrat, dem e» obliegt, di« Sozia» lffienrng vorzubereiten. Ihm steht Einspruchsrecht gegen di« Beschlüsse und Gesetze der Landesversamm- l u n g z u. Der LandeS-Arbeiterrat ist auf Grund eine» besonderen Gesetze? bis 1 April 1919 zu wählen. Die Geschäfte de? Landes führt ein Rat der BolkZbeauftragten. Er wird van der Landes- Versammlung gewählt und muß ihr vertrauen haben. » Aus Sraunschweig wird unter dem 19. Februar gemeldet: Während der heutigen Beratungen der Landesversammlung über die SrbeitSlosenfrage versammelte sich vor dem LandtagSgebSud« ei«, nach Tausenden zählende Meng« von arbeitslosen Männern und Frauen. Bin Teil von Ihnen stürmt« in da» Hau  », die Treppen hinauf und erbrach die Türen zum Sitzungssaal. Hier entspann fich zunächst eine wüste Schimpferei. Die Ab- geordneten wurden umringt, ebenso der Präsi- beut. Die Eindringlinge bemächtigten sich de» Abgeordneten Mülle r�Schöll. Direktor» einer hiesigen Firma, schlugen auf ihn ei» «nd stauchten ihn mit dem Kopfe auf de« Tisch. Schließlich wurde auch der Tisch de» Präsidenten umgeworfen, die Tische und Stühle im Saale   zusammengeworfen und die Türfüllung eingestoßen. Der A.» und S..Rat. versuchte die Leute zu beruhigen, aber« r g e b n i»- lo». Volkswehr und Matrosenwache wurden aufgeboten, um da» Gebäude wieder zu säubern._ Plünderungen in festen. Hanau  , 19. Februar. Heut« mittag setzten die Unruhen und Plünderungen von neuem ein. Im Schloß de» Land- grasen von Hessen, Philippsruhe bei Hanau  , plünderten junge Leute und Frauen die Jnnenräume und nahmen Wäschestücke und ähnliches mit sich. Die Plünderer wurden schließlich durch her- anrückende Ulanen verjagt, di« den Leuten die Beute zum Teil wieder abnahmen. Am Nachmittag kam es auf dem Parade. platz zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen Truppen und Demonstranten, wobei auch Maschinengewehre in Tätig- keit traten. Acht Personen«nrden getltet und mehrere verwundet. Luch die Truppen hatten zwei Tote und einige Verwundete. Frankfurt   a. M, 19. Februar. Die hiesigen Blätter melden au» Hanau  : Gestern ereigneten sich hier neue schwerellnruhen. Eine bewaffnete Meng« stürmte da» Gefängnis, befreite die Insassen und richtete großen Schaden in den Zimmern der StaattanwaUscha ft an.»» sämtliche Akte« verbrannt wurden. Luch da» Rathau» wurde gestürmt. Milch- und Brotkarta» er' wendet und Inventar zersiört. Abends wurde die Zentral« di Lebensmittelversorgungsstelle gestürmt. Fünfzig Zentner Bnttr und Margarine, vierzig Zentner Haferflocken, hundert Aentne Zucker, fünfzig Zentner Mehl und grosse Menge» von Käse uni Marmelade fielen den Plünderern in die Hände. Unter der Be völkerung herrscht große Unruhe. Ein putsch in München  . Ein preußischer Prinz als Führer. M ü n ch e n, 19. Febr.(T.N.) Heute nachmittag fand in München  ein mißglückter Putsch statt. Ein angeblicher Ausschuß zum Schutze de» zusammentretenden Landtage?, bei dem der Obermattose Letter und Prinz Joachim von Preußen   eine führende Nolle spielten, besetzte mit Matrosen di« Stadtkommandant«! und dir Polizeidirektion. Ter Polizciprästdent, der Stadtkommandant» ber Privatsekretär des Ministerpräsidenten und zwei Mitglieder des Arbeiterrate» wurden verhaftet. Gegen d Uhr nachmittags rückten Matrose« und Pioniere vor dem LandtagSgebäude an, um die Landtagswache abzulösen. Durch Werfen von Handgranaten wurden im HauSgange des Landtage? eine Frau schwer und ein LandtagSdiener leichter verletzt. Tic LandtagSwache schlug den Angriff ab, wobei mehrere Soldaten leichter verletzt wurden. Am Abend gegen 7 Uhr waren alle öffentlichen Gebäude wieder befreit und die Matrose« lieferten freiwillig ihre Waffen ab. Die verhaf- teten wurden sämtlich wieder in Freiheit gesetzt und dafür Prinz JoachimvonPreußen, der sich unter dem Aamen eines Gra­fen M e r z in München   aufhielt, f e s«» e n« m m e« und im Hotel Bayerischer Hof  " interniert. Die zu dem Putsch verwendeten Mann» schaften waren z« der Unternehmung unter Mißbrauch der Rame» der Minister Auer und Noßhauhter grwonuen worden, die beide keinerlei Kenntnis von dem ganzen Unter- nehmen hatten. Bei der vorübergehenden Verhaftung des Stadt« kommandante« wurde ein begleitender Offizier am Kopfe ver- mundet. Durch einen Schuß an? dem Telegraphenamt erhielt ei« Fahrgast der Straßenbahn einen Kopfschuß. Während der ganzen Vorgänge war im LandtagSgebäude unter größter Snfregung der batzrrischr Rätekongreß   versammelt, der in der 8. Abendstunde eine dreigliedrige Abordnung an die Ne- gierung mit der Forderung entsandte» den Prinzen Joachim i» Schutzhaft zu behalten, bis alle» aufgeklärt sei. Schon vorher hatte der Rätekongreß eine zrhnglicdrige Kommission zur sofortigen Unter- suchung de» Putsche  » eingesetzt, weil der Verdacht aufgetaucht war, daß einige Minister von dem Putschversuch Kenntnis gehabt hätten. ES stellte sich aber heraus, daß davon keine Rede sei» konnte. Um 7 Uhr abends trat ein Ministerrat zur Verr.tung über die Vorgänge zusammen. Der RStrkongreß will auch die ganze Nacht über versammelt bleiben, bis di« ganz« Angelegenheit erledigt fpi. Di- Regierung läßt«itteilrn, daß alle amtlichen öffentlichen Gebäude in ihrem Besitz sind, daß der valinhof gesichert ist, und daß die Züge vollständig ordnungsgemäß verkehren. Prinz Joachim von Preußen   befindet fich im HotelBayerischer Hof  " unter Bewachung von zwei bewaffnete« Matrosen. Im Räte­ kongreß   hat«in Redner verüangt, daß darüber berate« werden soll, ob Prinz Joachim an die bayerische   Grenze gebracht»der frei- gelassen werde« solle. ES wurde aber danu beschlossen, seine vor- läufig» Festhält»««»« forder». Um üen Reichskongreß üer R- und S.-Räte. Tagung des Grost-Berliner Vollzugsrats. Der VollzugSrat Groß-Berlin beschäftigte fich am Mittwoch ausschließlich mit der Einberufung eines Reichskongresses der A.- und S.-Räte. Richard Müller gab einen Situs- tionsbericht über die Lage in Rheinland-Westfalen   und bemerkte, daß die Lage im Westen für das gesamte deutsche   Wirtschaftsleben sehr ernst sei. ES sei möglich, daß auch das Berliner   Wirt- fchq-tSleben in den nächsten Tagen durch die Wirkung der Er- eignisse im Westen fast stillgelegt werden kann. Ein Zentralkon- aretz der A.- und S.-Räte Teutschland», der sich nur mit der Frage beschäftige: Ter Wiederaufbau unsere» Wirtschaftslebens und die Arbeiterräte, würde beruhigend auf die Arbeiterschaft de» Westens wirken. Leider habe der Zentralrat den Antrag der Voll- Versammlung vom 31. Januar d. I. auf Einberufung eines Räte- kongresseS noch nicht erledigt. Der BollzugSrat müsse nun- mehr selbst einen Zentealkongretz der A.- und S.-Räte«inbe- rufen, wozu er auch auf Grund veS Antrages des Zentrallongresseö der Soldatenräte verpflichtet sei. Die Mitglieder der S. P. D. beantragen dagegen, die Stellung- nabme des Zentralrats abzuwarten, der aller Wahrscheinlichkeit muh am 24. resp. 25. Februar 1910 hierzu Stellung nehmen wird. Diese Gegensätze führten zu einer ausgedehnten längeren Debatte. Der Antrag Müller wurde mit 19 gegen 9 Stimmen abgelehnt. Ein Eventualantrag, sofort eine Vollversammlung der A.» u. S.-Räte Groh-BerlinS einzuberufen und diese die ausgeworfene Frage entscheiden zu lassen, wurde mit demselben Stimmenver- hältniS ebenfalls abgelehnt. Hierauf bemerkte Richard Müller: Er betrachte die Verhältnisse als furchtbar ernst und sehe fich eventuell genötigt, selbst eine Vollversammlung der Groß- Berliner K.» und S.-Räte einzuberufen. Dem wurde von sciten der Mitglieder der S. P. D. und der D.F. die schwersten Bedenken entgegengehalten. wie Spartakus warb. Um den Bolschewismus zu bekämpfen! Dem Landgericht wurde am Mittwoch aus der Untersuchung»- hast der ISjährige Landwirtschaslseleve Karl Walter vorgeführt, um sich wegen schweren Hausfriedensbruch», LandsriedenSbruchS und Teilnahme an einem bewaffneten Haufen zu perantworten. Der jugendliche Angeklagte machte den Eindruck eines geistig Be- schränkten und stottert. Sein Vater war al« KriegSgerichtsrat im Felde, seine Brüder sind Offiziere und befinden sich in Gefangen- schaff. Wie der Angeklagte vor Gericht erzählt, habe er am 19. Ja- nuar aus der Straße einen Matrosen kennengelernt, der auf die Truppen, welche da» Schloß beschossen hatten, furchtbar schimpfte und sie als B o l sche w i st e n(!) bczeickmete. Aus den Erzählungen des Matrosen will er zu der Ueberzeugung gelangt sein, daß die ReglerongStruppen bolschewistische Ziele verfolgen und die völlige Anarchie eintreten würde. Aus den Hinweis de» Matrosen, ob er vielleicht im Armenhaus enden wolle, habe er, um seine Eltern zu schützen, fich bereit er'lärt,»gegen die Anarchie" zu kämpfen. Er sei dann von dem Matrosen nach dem.Depot", in Wirklickkeii nack dem Wolffschen Tele, graphenbureau geführt worden, wo man ihm zwei Handgranaten und einen Karabiner gegeben habe, aus dem er mehrmals geschossen habe. AuS den Antworten de» Angeklagten auf d'e Fragen des Vorsitzenden ging hervor, daß in dem Kopfe de» Angeklagten eine heillose Verwirrung geherrscht haben mußte, da jener Matrose, um ihn anzulocken, die Tatsacken direkt auf den Kopf gestellt hatte. Der Staatsanwalt beantragte 1 Jahr Gefängnis, während RccktSanwalt Dr. Wal- ther um eine milde Strafe bat. da der junge Mensch lediglich das Opfer eines Spartakuswerbers geworden sei. Tai Gericht erkannte auf 9 Monate Gefängnis unter Anrechnung von 1 Monat der Untersuchungshaft und sofortiger Haftentlassung. Außerdem wurde die bedingte Begnadigung für zulässig erklärt.