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Nr. 99 36. Jahrgang

3. Beilage des Vorwärts

Kulturpolitik in den Gemeinden. Aber es wird von dem Stulturwillen der Gemeinde abhängen, ob Grund aus ändern.

Von Wilhelm Spohr.

Für die Mehrzahl der Gemeinden hat Kulturpolitik bisher eine geringe Rolle gespielt. Größere Gemeinden mit ihrem komplizier geringe Rolle gespielt. Größere Gemeinden mit ihrem komplizier­teren Leben sahen sich freilich auch schon bisher vielfach vor Ent­scheidungen in geistigen Dingen gestellt, und einige haben manches vortrefflich gelöst. Aber bewußt und mit dem Gefühl des Berufen­seins haben die örtlichen Verwaltungen bisher nur in geringem Maße Kultur zu fördern und zu schaffen gesucht, und wo sich der Wille dazu zeigte, verdarb häufig unsachliche und dilettantische Be­handlung den Kern. Dies sollte anders werden, wo nun auch in das Gemeindeleben ein neuer Geist einziehen und mit neuen Wah­len eine wirklich neue Zeit beginnen soll. Denker, Künstler, Lehrer und Führer des Volks und alle die Ungezählten, für die es über die blof Leibesernährung hinaus noch Dinge gibt, hoffen mit In­brunst, de Stultur nicht länger Etieffind sei, daß die Gemeinde als ihr Sprecher und Förderer auftreten werde.

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Ist es jezt Zeit, darüber zu reden, wo solche Fragen wie die der Ernährung so im Vordergrund des Interesses stehen und stehen müssen? Ja, es ist an der Zeit, denn alles, was bei der werdenden Neueinrichtung bedacht sein will, muß sich regen. Nachher ist es zu spät. Das Vo tshaus! Es muß und wird eine Beit geben, da allgemein das Volk für sein Gemeinschaftsleben einen Boden, ein Heim hat und darin nicht mehr angewiesen ist auf Alkohol- und Verkehrszwang, auf Genehmigungsgnade. Das Volkshaus Symbol der Bürgergemeinschaft! Laßt uns ein Boltshaus errichten anstelle des üblichen Kriegerdenkmals, ja selbst als ehrendste Ehrung für die Gefallenen. Nicht das Duzend­denkmal in jedem Ort dafür unter Beteiligung der ganzen Ge­meinde das Volkshaus mit Versamĭmungs-, Vortrags-, Theater und Konzerträumen, mit Sigungszimmern, mit Flügel und Kino­Einrichtung, mit Boltsbibliothet, mit Herberge für jugendliche Wanderer und allem, was Gemeinschaftssinn sich erfindet. Es er hebt sich als Ginzelhaus oder Komplex von Gebäuden in einem Garten oder Part. Es kann auch das Ortsmuseum enthalten oder eine Sammlung ortsgeborener oder landschaftlicher Volkskunst, der Produkte der eingesessenen Industrie. Die Betriebsunruhe des Rat­hauses gehörte vielleicht nicht dahinein. Berhungern und verdursten braucht man nicht in diesem Hause; in den Streit zwischen Alto­holikern und Antialkoholikern will ich mich hier nicht mischen. Es gehört kein Gefühlsüberschwang dazu, um sich die Bedeutung und Schönheit eines solchen friedlichen Werks vorzustellen. Es gibt vielerlei Arten, eine solche Einrichtung zu finanzieren. Der Ge danke ist nicht neu und wohlfandiert. Ein deutscher Volkshausbund arbeitet seit einiger Zeit in der Richtung; manche Gemeinde in Deutschland   besitzt schon ein Volkshaus, in der Schweiz   und in nördlichen Ländern gibt es viele Verwirklichungen. Die Voltsbibliotheken und Resehallen müssen er höhte Bedeutung für die Gemeinden gewinnen. Zwang ihrer Ein­richtung für die Gemeinden; Position im Gemeinde- Gtat, Größe je nach Größe der Gemeinde; staatliche Unterstübung; fachmännische idealgesinnte Leitung; getrennte Jugendbücherei; vielseitige und gro zügige Bücherwahl; Lefehalle; Lesehalle für Tageszeitungen, jonst abr feine Ueberflutung durch wertlose Tagesliteratur; Kurse und Vorträge; Auskunftsstelle für Ratschläge, für Einführung und Wegweisung in die Materien; schnelles und müheloses Erhalten des gewünschten Buches bei geeigneter technischer Verwaltung und gut geschulten Angestellten; Einheitsbücherei, die wissenschaftliche und populäre Werke zu gleichen Teilen berücksichtigt; Herausgabe eines zwedentsprechenden Ratgebers.- Biel des ganzen: Bertiefung der Bildung und Erweiterung des Gesichtskreises, nicht Verflachung und Einengung.

Für die Theaterfrage bestehen Vorbildliches oder Ansätze in den Volksbühnen, in der Durchbildung der Landes- und Stadt. theater, im Wandertheater. Da diese Kulturfrage gerade im Fluffe ift, mag eine eingehende Grörterung zurüdgestellt werden.

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Sonntag, 23. Februar 1919

Die Schule wird in ihren Grundzügen vom Etaate festgelegt. gen Minder und Frauen, seine Börse füllt! Dies muß sich von die Jugend freudig wallt, zu freundlicher Stätte, in feftlichen Hallen, Ein heifles Kapitel ist die Stun st in der Gemeinde. Daß sie oder ob sie sich in table, farge Räume zusammendrängen muß. Es Geld dafür ausgibt, ist gut; daß sie sie aber bestimmt, ist meist wird von der Gemeinde abhängen, ob sie über das staatlich Be- vom Uebel; Gelb bergeben und sie frei wachsen lassen, sie in stimmte oder Gewährte hinaus für besondere Zwecke Mittel zur Händen einfichtiger Sachverständiger zu lassen, das ist das Ideal. Verfügung stellt; etwa für ein Schultino, für Anschauungsmittel In vielen Fällen schafft in den Orten private gemeinnüßige Ini­und Apparate, für Frühstücksmilch und Wecken, für festliche er- tiative wagemütig das Neue, Gute. Dem sehe die Verwaltung hebende Veranstaltungen, für den Künstler der Sprache und der väterlich wohlwollend zu, springe bei, wenns nötig wird im Werden Seele, den Rezitator, um den sich von Zeit zu Zeit die Jugend guter Dinge und ein Stoden im verheißungsvollen Laufe droht. jammeln darf, um der deutschen Sprache Lobacsana aus seinem An meinem Orte im fulturell ungünstigen Osten Berlins   ist völlig Munde zu vernehmen. Eine kleine Kunstsammlung sollte an jedem frei eine Kunstgemeinde gewachsen, die im Winter zweimal monat­Ort sein. lich eine Menge zu edelstem Genuß versammelt, zu Darbietungen Gemeinde und Jugendpflege, ein anderes großes Na- feinster, innerlichster Kunst aller Gattungen, zu Eintrittspreisen er­pitel, dessen Grundzüge aber gerade jebt eine so wesentliche Um- möglicht, die die Berliner   Preise drei und vierfach unterbieten, gestaltung erfahren werden, daß solche beiläufige Behandlung wie in einer wundervollen Intimität, die die großen Verhältnisse Ber­hier die Frage nicht lösen kann. Immerhin ist zu sagen, daß die lins nicht tennen. Dergleichen anzuregen, zu ermuntern oder zu Gemeinde der Jugend dienen muß mit Spiel- und Sportplätzen, unterstüben, wäre auch gemeindliche Kulturpolitik. mit Heimen, mit Bädern, mit Büchersammlungen, mit Ruder- und Noch einmal: Ist es Zeit, über solche Dinge zu reden? Es Segelbooten, mit Wandererherbergen und Landheimen. Bu tost-, ist dringend an der Zeit! Wir wollen nicht hinein ins Neue, ohne spielig? Nein Kapitalsanlage! Gemeinde und Baufunft, abermals ein großes Kapitel, uns auch mit einem Tropfen geistigen Dels au salben. Wir wollen jedoch ästhetisch, kulturpolitisch so ernst, daß auch das hier nicht im mehr als das nackte Leben, wir wollen Kultur! Und jetzt ist es vorbeigehen abgehandelt werden kann. Jedenfalls sollte es nicht zeit, darüber zu veden. Denn wir müssen die, die wir wählen dem Maurermeister, der in der Gemeindeverwaltung fitt, über- sollen, auch fragen: Ift dein Standpunkt hoch genug, daß du die laffen werden. Hier ist, wo der ernst strebende Bautünstler fehlt, Tragweite von unseren kulturellen Forderungen überschaust? Anschluß bei der großen modernen Architektenbewegung zu suchen. Kannst du dich über dein engeres Interesse au allgemeinen Ge­Die Baukunst erfordert die Befreiung des Bodens, die der So- ſichtspuntien erheben? Denn das soll auch in unserem fleinen zialismus anstrebt. Schon bisher erlaubten Grbbaurecht und Erb- Gemeinschaftsleben nicht mehr borkommen, daß die Blödheit miete die schöne Verwirklichung der Gartenstadt und Garten- triumphiert und die Kultur trauernd zur Seite stehen muß! vorstadt, gewährten den Besitz der Scholle für den Aufwand einer geringen Jahresrente, mit Ausschuß aller Bauspefulation. Die Erfordernisse des Friedens haben, die Idee noch zum Wachsen gebracht, sie hat besonders gewaltige Erweiterung erfahren durch die Notwendigkeit der Ansiedlung von Millionen Kriegesbeschädigter und zurüdkehrender Solbaten. Dies ist ein Feld der Gesundung Eine reiche Literatur der Erfahrung liegt vor, hinabreichend bis zur Kleinsten technischen Einzelfrage.

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Theater der Woche.

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Voltsbühne: 23., 24., 27. Luther  ", 25., 26., 28., 2. ,, Gas", 1. Wilhelm Tell  ",& Armseliger Besenbinder". Opern­Haus: 23. Meistersinger", 24. Troubadour", 25. Josef in Aegypten", 26." Fledermaus", 27." Othello", 28. Maienfönigin", Gärtnerin aus Liebe", 1. Königskinder", 2. Freischütz" Wieviel kann eine Gemeindeverwaltung zur ebung der Schauspielhaus: 23., 25., 27., 2. Kreuzelschreiber", 24. Qualität der Waren tun und gleichzeitig für die Hebung Heimat", 23., 3." Othello", 28." Peer Gynt", 1." Wallensteins des privaten und öffentlichen Geschmads! Selbst an fleineren Or­Deutsches Opernhaus: 23. Martha", 24., 27. ten. Ein Rathaus sollte eine Mustersammlung anständiger hand Tiefland", 25." Lustige Weiber", 26. u. 1. Cavalleria rusticana  ", werklicher Arbeit sein eine neue Renaissance! Es wird auch Höllisch Gold", 28." Wildschüß", 2." Carmen", 3." Tote Augen". am Willen der Gemeindeverwaltung liegen, ob das anständige Hand- Deutsches: 23." Hamlet  ", 24, 25., 26. Und das Licht scheinet wert am Ort ermutigt wird. Einsichtsvolle Gemeinderäte werden in der Finsternis", 27., 1., 2., 3." Wie es euch gefällt".- auch die Pflicht erkennen, das Volt in jeder Beziehung kulturell merspiele: 23." Der Sohn", 24. Michael Kramer", 25., 27., zu heben. Die Verwaltung fann Ausstellungen veranstalten, 28., 1., 3." Fasching", 26., 2." Narrenspiel des Lebens". 3. B. moderner, billiger Möbel, anständigen aus- effing: 23, 24, 26., 2. Blaufuchs", 25., 27." önig", 28. rats, gefchmadboller billiger BrautausstattunBeer Gynt", 1. 3." Schöpfer". Romödienhaus: 23., 26., gen usw. Sie fann Typenmöbel schaffen. Sie gibt bem 3. Die fünf Frankfurter", 24., 1. Tangende Nymphe", 25., 27., Brautpaar, das sich zum Aufgebot meldet, einen Mertzettel 28., 2. Erdgeist". Königgrägerstraße: 23., 26., 1. mit Ratschlägen für die Wohnungsausstattung in Mufit", 24, 25., 28., 2. Wildente", 27., 3. otentanz". die Sand, dem Mädchen beim Verlassen der Fortbildungsschule leines: 23., 28. Siebelei", 24, 27." Jettchen Gebert", 25. oder ähnlichen Gelegenheiten. Tausende andere Gelegenheiten" Henriette Jacoby", 26. Hans im Schnafenloch". Ab 1. Der bieten sich, zur Sachlichkeit zu erziehen, Gefchmad zu eden, Ge Revolutionär". Schiller Charl.: 23. Alt- Heidelberg", 24. danken in die Volfstanäle zu leiten. Wieviele Sträfte liegen brach Konzert, 25., 27., 1., 2., 8. Die große Bause", 26., 28. Anatol". in jeder Gemeinde! Von Schuß der Bandschaft und des Ortsbilbes 28. Jugbaron". Nollendorf: 23., 25., 27, 1., 2. Wo die Lerche singt", 24., 26., ift oft die Rede gewesen, wenn nacher Ertverbasinn zerstörend ein­Täglich: Berliner  : Sterne, die wieder leuchten". greifen wollte. Gefeße und Verordnungen bieten eine Reihe von Künstler:" Nachtbeleuchtung".- Residenz: Das höhere Handhaben für den Schuh, doch vielfach so verklausuliert, daß eine Beben".-Wallner: Geisha". Kleines Schauspiel. gewiegte Mehrheitsclique im Ortsparlament sie für sich modeln haus: Die Büchse der Pandora".- Trianon: Der gute fann. Sier ist unbedingt das Gewiffen zu schärfen. In bezug Ruf". Th. d. We stens: Lustige Witwe"; ab 1. Madame auf Landschaft und Ortsbild und leider in so vielen anderen Sherry".- Lustspielhaus: Spanische Fliege".-Thalia: Bezügen ist jene falsche Freiheitsauffaffung zu bekämpfen, die Polnische Wirtschaft".- Komische Oper:" Schwarzmädel". unsere Hand bindet gegen offenbare Schweinevei. Mögen wir Neues Operettenhaus: Die teusche Susanne". uns ärgern, ja möge alles berungeniert werden wenn nur der eine Friedrich Wilhelm st."" Hanner!". Theater d. Mann auf seine Weise sein Geschäft machen farm! Möge die Friedrich st.: Drei tolle Lage". Palast Th. a. 300: Jugend versimpeln im Stien topp wenn nur der Sientoppmann, 23., 24., 27. Mikado", 25. Die im Schatten leben", 26., 28. losgelaffen mit einem wilden Spefultionssinn auf die unmündi- Troubadour", 1. Geschlossen, 2., 3. Chriftus".

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wird seit 23. Oktober 1917 bei den Rämpfen am Chemin des Dames, bei Forts Mal­maison der Unteroffizier

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