Die Borgänge der Nacht. Xach�«« a« gestrigen Abend gegen 9 Uhr die Kämpse«n SirauSbevaer Ulafc urtb in der Großen Frankfurter Straß« noch einmal heftig aufgelebt hatten, trat gegen Mitternacht Verhältnis- -näßige Ruhe ein. Wenigstens schwiegen ine Geschütze und Ma- ichinengewehre. Von den Dächern aus setzte das übliche Gewehr- teuer ein. Die scheinbare Ruhe benutzten die Spartakisten bajju, ihren Rückzug su bewerkstelligen. Gedeckt durch die Dachschützen, haben sich, wie mau beim DageSgrauen feststellen konnte, die Haufen der Kämpfer zurückgezogen. Die vereinzelten Kämpfe der letzten Nacht haben inmrerhin ziemlich viel Opfer gekostet. Die Feuerwehr des dortigen Stadt- teils hat annähernd 20 Verletzte und 7 Tote auf ihren Fahrzeugen geborgen. Tie Täuberurg des Prenzlauer Stadtviertels. � Am häutigen Morgen hat eine größere Aktion der Truppen zur Zauberung der Prenzlauer Vorstadt begonnen, wohin sich die Kom- -nunisten und die Reste der Volksmarinedivision zurückgezogen haben, die an den Kämpfen am Alexanderplatz beteiligt waren. Die ganze Vorstadt ist von einem Ring von Truppen eingesaht, der am Alexanderplatz beginnt und sich bis fast an die Weißenseer Grenz« hinzieht. Ts besteht die Absicht, um ein weiteres Zurück- weichen der Spartakisten zu verhindern, den Truppenring enger zu ziehen und so die Aufständigen schließlich auf einen kleinen Raum zus ammenzudrangen. Festung Bötzow. Dem Neispiel Eichhorns folgend, haben die Spartaken heute Morgen die Brauerei Bötzow besetzt und zu einer Festung umge- wandelt. Die hochgelegen« Brauerei ist mit Maschinengewehren gespickt und wird von mehreren Hundert Mann verteidigt. Di« Regierungstruppen dringen durch die Königstraße und die Parallel- st-atzen ebenso vom Friedrichshain vor, um die Brauerei zu nehmen. Zur Vorbereitung des SturmeS ist Artillerie aufgestellt worden. lieber der Brauerei schweben zwei Kampfflieger, welche das Ge- schützfeuer leiten und selbst durch Fliegerbomben eingreifen, um die Moschinengewehrnester zu zerstören. Di« ganze Gegend ist vollkommen menschenleer. Di« Spartakisten richten ihr Feuer nicht nur gegen die Truppen, sondern sie schießen auch in die Wohnungen der gegenüberliegenden Wohnungen, sobald sich jemand am Fenster blicken läßt. Heber der Königstraße, wo die Spartakisten sich auf den Dächern«ingenistet haben, und über der Landsberger Allee , wo ebenfalls heftig gekämpft wird, kreuzen Flieger und greifen mit Maschinengewehren und leichten Fliegerbomben ein. Heber der Krautstratze wurden mehrere Fliegerbomben abgeworfen. _ Sehr heftig wird gegenwartig auch in der Schönhauser Allee gekämpft. Von dort aus säubert Artillerie die Straßen. Bis gegen Mittag wurden zahlreiche Tote und Verwundete in dieser Gegend gemeldet, welche durch die Feuerwehr geborgen werden mutzten.
� Gegenwärtig durchsuchen starke Patrouillen die Häuser nach Dach schützn und Waffen. Auch in der Großen Frankfurter Straße dauern die Kämpfe noch immer an. Schwere Artillerie beschießt die Frankfurter Allee , wo im Laufe der Nacht zahlreiche Barrikaden errichtet worden sind Die Kämpfe find auch dort noch nicht abgeschlossen� Kämpfe in Neuköllu. In Neukölln, wo eS bis gestern noch verhältn-ismäßig ruhig war, haben nun auch lebhafte Kämpfe eingesetzt. In dem am Hertz- bergplatz liegenden Depot 12 der Republikanischen Soldatenwehe plünderten zunächst die Mannschaften ihre eigene Kaserne, teilten die Beut« unt-evei-iiander und bewaffneten dann die in Neukölln wohnenden Kommunisten mit Gewehren und Handfeuerwaffen. Auf Ersuchen der Republikanischen Soldaten wehr marschierten danauf Regierungstruppen in der Nacht zum Freitag ein. Am Freitag zogen darauf Trupps der R. S.-W. vor das Polizeipräsidiuin, um den Kampf gegen das Korps Lüttwitz aufzunehmen. Sie eröffneten auf die vor dem Gebäude stehenden Posten des Regiments 64 das Feuer. Gleichzeitig besetzten die Ausständigen den Hectzbergplatz und sperrten ihn ab. Das Regiment 64 sandte zusammen mit Teilen der 1. Garde-Londes-Schützen-Abtoilung mehrere Kompagnien nach dem Polizeipräsidium und dem bedrohten Platz. Die R. S.-W. und die Kommunisten haben sich in den Häusern verschanzt und eröffnen von dort au? auf die Regierungstruppen heftiges Feuer. Die Kämpfe dauerten seit gestern nachmittag und während der Nacht an. Fünf Stunde-- in der Nacht wogt« ein furchtbarer Feuerkampf, der mit Minen und Gasgranaten gegen die Regicrungstruppcn ge führt wurde. Am Präsidium ist weiter kein Schaden entstanden, nur einige Fensterscheiben sind in Scherben gegangen. Verluste an Menschenleben sind auf Regeierungssoite auch nicht zu beklagen. Die Verlust« auf der anderen Seite sind unbekannt. Im Amts- gericht snid gestern die Gefangenen von Spartakisten befteit wor- den. Infolgedessen haben an mehreren Stellen der Stadt in der Stacht Plünderungen stattgefunden. Eine Konfektionsfiliale und ein kleines Warenhaus wurden ausgeraubt oesp. der Schaufensterartikel beraubt.— Die Arbeiter der städtischen Werke(Gas und Elektrizität) drohten mit der Verhängung des Generalstreiks, wenn nicht die Regierungstruppen zurückgezogen würden. Sie befürchteten eine Gefahrdung dieser Werke durch die ewigen Schießereien. Die Forderung, die RegierungStruppen zurückzuziehen, ist mit der Mo- tivierung abgelehnt worden, da dann in Neukölln Sicherheitsmann schaften überhaupt nicht mehr vorhanden wären. Die städtischen Arbeiter hal>en sich dann mit einer anderweitigen Regelung der Frage einverstanden erklärt, die eine fernere Gefähr- dung ihrer Betriebe ausschließt. Der Lichtstrcik wird infolgedessen nicht eintreten.
Schwerer Unfall im Jnduftriehof Marknshof. Bei den Kämpfen in der MarkuSstraße ereignete sich ein be- dauernSwerter Unfall. Durch ein« fehlgehend« Mine wurde der Dachstuhl des HauseS sowie die viert«, dritte und zweite Etage der nach der Blumenstraße gelegenen Front durchschlagen. Mehrer« Personen wurden durch das Geschoß, da» groß« Verwünstungen anrichtete, oerletzt. Durch ein weitere» Geschoß, da» auf der Straß« krepierte, wurden in dem im Erdgeschoß gelegenen Restaurant mehrere Personen verletzt. Die NettungSstellen behandelten heute, Sonnabend, 4? Männer, 4 Frauen und 4 Kinder. Vier Personen wurden tot eingeliefert. Da» Warenhaus Tietz am Llexamderplatz ist entgegen anderi lautender Meldung nicht völlig ausgeraubt worden. Durch Minen- geschosse sind sämtlich« Schaufenster und auch fast alle übrigen Fenster de» großen Gebäudes zertrümmert worden und die Menge benutzte diese Gelogenheit, die Schaufenster auszuräumen und auch teilweise in den Parterroräumen des Kaufhauses zu plündern. Wie hoch der dadurch angrichtete Schaden ist, ließ sich bisher noch nicht feststellen. Der Betrieb kann erst dann wieder aufgenommen werden, wenn die zertrümmerten Fensterscheiben ersetzt sind, was einige Zeit dauern wird. Der Verkauf der rationierten LdllenS- nnttel findet jedoch nach wie vor im 4. Stockwerk statt, der Eingang befindet sich am KönigSgraven. AuS de« Bororten.' Die Bewohner des Vorortes Lichtenberg wäre» gestarn ohne Wasser, ohne Elektrizität und Gas. Die Streikenden in Lichtenberg haben dem entsprechenden Beschlüsse der Ilnabhän- gigen und Spartakisten tatsächlich Folge geleistet. Auch in der weiteren Umgebung Berlins ist es zu Ausschrei- tungen und Kämpfen gekommen. Zwischen Copenick und Karls- borst, auf welcher Strecke schon seit vorgestern der Verkähr ruhte, sind in der Nacht zum heutigen Sonnabend die Gleise aufgerissen worden. In Neuen Hagen und Kalkberg« ist es zu Kämp- sen zwischen Kommunisten und RegierungStruppen gekommen, deren Ausgang noch nicht bekannt ist. In Friedrichshagen wurde von Aufständischen eine Kompogme freiwilliger Truppen ent- waffnet. Sonst ist es dort ruhig gewesen. Auch in Erkner haben Kämpfe stattgefunden: gegenwärtig herrscht Ruhe. Der Streik im Eharlottenburger GaSwerk. Der Ausstand im Eharlottenburgsr Gaswerk, durch den die Nochbari todt seit nunmehr zwei Tagen ohne Leucht« und KochgoS ist. dürfte, wie wir erfahren, im Laufe des heutigen Tages beigelegt werden. Am heutigen Vormittag findet eine BetriebSversammlimg statt, über die bei Schluß des Berichts noch kein Resultat vorlag, in welcher in geheimer Abstimmung über Fortsetzlwg oder Abbruch doS Streiks entschieden werden soll. Der Streik in Spandan. In Spandau , da» vom Freikorps Hülsen besetzt ist. kam es in der Nacht zum Donnerstag zu Zwischenfällen. In der Havelstraße wurden RegierungStruppen von Gpartaliften mit Handgranaten be» warfen; die Häuser, von denen au« dieS geschah, wurden gesäubert. Zwei Frauen wurden getötet. Ilm g>/, Uhr' wurde daS Rathaus, wo sich General v. Hülsen mit feinem Stabe aufhält, von der Ariilleriewerkstatt Süd au« mit Geschütz- und Maschinengewehr» seuer belegt. Die Fabrik wurde von RegierungStruppen besetzt. Infolge dieser Vorfälle macht General v. Hülsen bekannt, daß von fetzt ab gegen jede Ansammlung rücksichUlo« mit Waffengewalt vorgegangen wird. Die Spandauer Pioniere, die sich als unzuver» lässige Truppe in letzter Zeit gezeigt hoben, wurden gezwungen. ihr« Waffen abzugeberi. Der Streik dauert zwar noch an. jedoch machen sich Anzeichen »ur Wiederaufnahme der Arbeit bemerkbar: so wurde in der Munitionsfabrik mit 1200 gegen 70 Stimmen die Wiederaufnahme der Arbeit beschlossen. Da» Kraftwerk steht vollständig still, Spandau ist ohne elektrische» Licht. NrbeitSaufnahme in Spandau . Am Montag, den 10. März, arbeiten in der MuniiionSsabrik Spandan folgende Gewerbe: a 8. � 4. B 8. B i. C 1, 6 2. S! T, 7» und Tb, B 9, B 19, 1 1, 7 t?».».> In den Magazine » sowie in de» nicht genannte» Gewerbe» sind Tran»port' und sonstig« Arbeiten»ach Bedarf auszuführen. Außerdem arbeitet da« ge- samte Bmeoupersonal. In den anderen GeWerken kann nicht ge» arbeitet werden wegen Kohlenmangel. Die Arbeitszeit betragt acht Stunden, von S Uhr 4S bis 2 Uhr 45, Bei der Abstimmung stimmte» 1221 für und 71 gegen dir Aufnahme der Arbeit.
Betriebsversammlungen. Kollege»»ich Kolleginnen d«S Elmo-WerkS Siemen S-Schuckert. Montag früh T1� Uhr Betriebsversammlung im Arbeiterspeisesaal. Der Arbeiterrat: Arndt, Bär. Zur Erwerbsloseukontrolle. Da die BerkehrSlage noch nicht hinreichend geklärt ist, verzichtet die EvwerbSlosenfiirsorye des LebenSmittelderbandeS Groß- Berlin auch für Montag, den 16. und Dienstag, den 11. März, auf die Vorzeigung abgestempelter Kontrollkarten. Vom Mittwoch, den 12. ZNarz ab, müssen die Erwerbslosen die erforderlichen Stempel wieder beibringen.—
Parteitag öer Unabhängigen. B ergman n-Hanibu rg sagte, die große Masse der Arbeiter fühlt instinktiv, daß sie sich einigen muß. Deshalb müssen wir der EinigungS- frage Beachtung schenken. Man kann ja nicht ohne weiteres beide Organisationen verschmelzen, aber das beabsichtigen die Freunde der Einigung gar nicht. Die Masse, die durch glei- ches Denken verbunden ist, mutz auch organisatorisch zusammenge» faßt werden. Di« Genossen, welche von Einigungsrummel reden, haben kein Verantwortungsgefühl. Sie wissen nicht, wie schwer es ist, unter einer zersplitterten Masse agitatorisch zu wirken. Wir müsse» nicht nur»ach rechts, sondern auch nach links«inen scharfen Trennungsstrich ziehen. Ich habe den Eindruck, als ob hier viel« sind, die unter keinen Umständen den Anschluß nach links verpaffen möchten.(Zustim- nrnng.) Ncmnann-AdlerShof bcffürwortabe bis Gewinnung der in der Produktion tätigen Intelligenzen, weil nur durch ihr« Mitwirkung, aber nicht durch die Ar- bester allein die Sozialisierung durchgeführt werden könne. Berndt-WilhelmÄhaven hält die Generalstreiks nicht für da? geeignete Mittel zur Errichtung der Räterepublik. Er ist dafür, daß die Kriegsan leihe völlig annulliert werde, ohne Berück fichtigung selbst de» kleinsten Betrage». Luise Zieh trat den Angriffen auf die Be teilt- gung der Unabhängigen an der Regierung entgegen und betont«, die Massen würden es nicht»erstanden haben, wenn die Unabhängigen nach der Revolution den Mehr- heitSsozialisten die Regierung allein überlassen hätten. Di« Unabhängige» konnte» die Regierung nicht allein übernehmen, weil die Widerstände von der anderen Seite zu stark und die Unterstützung von den eigene» Genossen zu gering war. Hätten sie damals solche Massenaktionen gemocht wie jetzt, dann hätten wir mehr erreichen können.(Unruhe. Wer hat denn die Massenaftionen bekämpft?) Mir doch nicht. Die Zentral. leitung hatte in vielen Orten Massenakt ion« n veranlaßt, aber es fehlt« an der Unterstützung der Genossen.— Das Rätespstem wird sich durchsetzen. W i r müssen unS rückhaltlos zum R a t e s y st e m be- kennen. Aber die Frage darf nicht so gestellt werden: Entweder Räteshstem oder Parlamentarismus, sondern wir müssen den Parlamentarismus neben den Räten haben.(Widerspruch.) Sie schlagen sich ja selbst ins Gesicht, denn unsere Genossen haben sich doch an den Wahlen zur Nationalversammlung und zu den Gemeindevrrtreterwahlrn beteiligt. Dittmann-Berlin verurteilte sehr entschieden die Nichtbeteili- gung der Unabhängigen am Zentralrat. D-e Berliner sagen doch, daß sie im Vollzugsrat einen Einfluß haben, der weit über ihre Zahl hinausgeht und auf die Mitglieder der MrhrheitSfozialisten wirkt. In derselbe» Meise würde sich der geistige Einfluß unserer Genoffen auch im Zentralrat geltend gemacht haben und ti hätte dadurch viel erreicht werden können. Wir hätten auch nach dem S. November die auf der anderen Seite stehenden Massen zü uns herüberreißen könne», wen» wir a» sie herangetreten wären. Sie hätte« dan» ihr« Führ« gegwunge»,«ine entschiede» proletarische Politik gu treibe* und da» Paktiere»»est dorn Bürgertum wäre dadurch verhindert Word«». El» wäro»»ttr gu» Binigung dar Ar» beitermasse» gekoMme«. Wie verderblich die Stzaltu»» ist, da« sehr» wir jetzt bei« Generalstreik in Berlin . Nach dem Streikbeschluß sollen alle Druckereien stillstehen. Wir sehen aber, daß der„Vorwärts" in Millionen von Exemplaren
herauskommt, Mhisesid' ine„FvethüS"»iD kr scheint sind man von den Verhandlungen unseres Parteitages draußen nicht» er? fährt. Die Einigung wird sich vollziehen, aber die Umwege, auf denen eS geschieht, hätten vermiede» werden könne». Gabriel-Konstanz behauptete, Haas« habe, als er noch der Re- gierung angehört«, die Interessen amnestierter politischer Flucht-� linge und Deserteure verletzt, die auS der Schweiz nach Deutsch - land wollten, aber daran verhindert worden seien, weil Haas«. die Angelegenheit dem K r i« gS mi n.i ste r i n m überwiesen habe. Diese Behaupkung rief vir»-« erregt« Szene hervor. Haas« bezeichnete sie<r!fe bewußt« Unwahrheit und sagte, dos Gegenteil sei wahr. Er habe sich für die Flüchtlinge verwandt und ihnen den Eintritt in Teutschland erleichtert. Aber darüber hinaus seien noch Unterstützungen verlangt lvorden, die nicht geleistet werden konnten. Die äußerst scharfe Zurückweisung, die.Haas« dem Vor- redncr zuteil werden ließ, fand allgemeinen Beifall. Gottschliirg- Gotha hält eine Trennung nach links für ausgeschlossen. Die Einigung könne nur erfol- gen auf Grund der Diktatur des Proletariats und des Rätesystems. Der Redner trug Vorgänge aus Gotha vor, die« zu äußerst heftigen Angriffen auf Bock benutzte und ihn beschuldigt«, nicht die wahre revolutionär« Gesinnung betätigt zu haben.. .Herz-Hamburg : Jetzt, wo uns die Macht nicht mehr ent- rissen werden kann, ist die Hauptsache nicht die Aktion, sondern die Organisation zur Durchführung des Sozialismus. Daum ig hat sehr schnell umge, lernt. Jetzt tritt«'für das Räteshstem ein, abervorkurzem bat er noch geschrieben, mit der Redensart, alle Macht den A.- u n d S.- N ä t e n sei nichts getan. Solche Umlerneroi nach links imponiert mir ebensowenig wie das Um- lernen nach rechi?,. Auf weiten Gebieten deS Wirtschaftslebens kann der Kapitalismus noch nicht entbehrt werden, weil er eine äußerst nützliche Funktion ausübt. Man kann nicht durch«in Dekret die Groschen rben vergesellsrhaften. Wir brauchen ihren Personalkredit, ohne den wir keine Ledensmiitel vom Auslande bekommen können. Die alte Sogiakdemokratie ist da» Produkt einer langen Erfahrung. Ich bin gegen eine Umlernung nach rechts und wehre mich ebenso entschieden gegen ein Umlernen nach links.(Leil haster Beifall einer Minderheit.) Bock führte ans. Gottschling sei wegen ehrenrühriger Handlungen (er hatte den Genossen Rollwagen in Augsburg des Meineids be-- schuldigt) auS der Partei ausgeschlossen, auch habe Gottschling in Gotha bei den Stadtverordneienwahlen für eine bürgerliche Partei gegen die Unabhängigen agitiert.(Bewegung. Ruf: DaZ sind die Radikalen.) Dann begann die Erörterung der Gewerkschaftsfrage. Der Referent Dißmann-Frankfürt vertrat den Sstandpublt; Die Durchführung der Revolution, die Durchsetzung des Räteshstem» werde die Stellung der Gewerkschaften im Älassenkanipf'ändern, aber die Gewerkschaften würden dadurch nicht überflüssig gemacht. Da sich die revolutionäre Entwicklung noch im Fluß befinde. könnten die Aufgaben der Gewerkschaften jetzt noch nicht im einzelnen festgelegt werden. Die Gewerkschaften seien auch ferner noch als revolutionär» Glieder im Klassenkampf zu betrachten und deshalb von der revolutionären Arbeiterschaft nachdrücklich zu unterstützen. Im übrigen richtete der Referent eine Fülle maßloser Angriffe gegen die Gewerkschaftsführer. Eine Resolution, die sich mit den vorstehenden Ausführungen des Referenten deckt, wurde gegen v Stimmen angenommen. Hierauf ging der Parteitag wieder zur Erörterung der Programmresolution über, die erst in wenigen kaum lesbaren Exemplaren vorliegt. Sie ogt in ihrem grundsätzlichen Teil: Die Unabhängige sozialdemokratische Partei stellt sich aus den Boden des R ä t e s t) st e m S. Sie unterstützt die Räte in ihrem Ringen um die wirtschaftliche und politische Macht. Sie erstrebt die Diktatur des Proletariat» als notwendige Vor« bedingung für die Verwirklickung des Sozialismus. Erst die Sozialisirung bringt die Beseitigung jeder Klassenherlschast, jeder Diktatur und verwirklicht die wahre Demokratie. Um diese» Ziel zu erreichen, bedient sich die U. S. P. aller politischen und Wirt- schastlichen Kampfmittel einschließlich der Parlamente. Sie verwirst planlose Gewalttätigkeiten. Ihr Ziel ist nicht die Vernichtung von Personen, sondern die Beseitigung btS kapitalistischen Systems.' Als die nächsten Forderung«« der U. D. P. werben angeführt: Einordnung des Räteshstem« in die Verfassung. Eni- scheidende Mitwirkung der Räte bei der Gesetzgebung, Staats- und Gemeindeverwaltung und in den Betrieben.— Völlige Auflösung des alten Heeres. Sofortige Auflösung der Freiwilligen- korps. Eiiiwaffnung des Bürgertums. Errichtung einer Bolkswehr auS den Reihen der llasseubewußten Arbeiterschaft. Selbst» Verwaltung der Volkswehr, Wahl der Führer durch die Mannschaft. Aushebung der Militärgerichtsbarkeit.— Die Vergesellschaftung der kapitalistischen Unternehmungen hat sofort zu beginnen. Sie ist unver» züglich durchzuführen auf den Gebieten de» Bergbaues und der Energieerzeugung, der konzentrierten Eisen- und Stahlproduktion sowie anderer hochentwickelter Industrien und des Bank- und Versicherungswesens. Groß- grun dbefitz und große Forsten flud sofort in gesellschaft- licheS Eigentum überzuführen. In den Städten ist das private Eigentum an Grund und Boden in Gemeindeeigentum überzuführen. Ausreichende Wohnungen sind von den Gemeinden herzustellen.— Wahl der Behörden und Richter durch das Volk. Sofortige Einsetzung einet StaatSgerichtShofeS, der die Schul» digen am Weltkrieg zur Verantwortung zu ziehen hat.— Der während des Krieges entstanden« BermögenSzuwachS ist voll wegzusteuern. Von alle» größeren Vermögen ist er» Teil an den Staat abzuführen. Im übrigen sind die öffentlichen Ausgaben durch stufenweise. steigende Ein- lommen», Vermögens- und Erbschaftssteuern zu decken.— Ausbau der soziale» Gesetzgebung. Schutz und Fürsorge für Mutter und Kind. Den Witwen und Waisen der Krieger sowie den Verletzten ist eine sorgenfreie Existenz stcberzustellen. Den Wohnungsbedürftigen find überflüssia« Räume der Be- sitzenden zur Benutznng zu übergeben.— Trennung von Staat und Kirche, Trennung von Kirche nnd Schule. Ocffentliche Einheitsschule mit weltlichem Charakter. Anspruch eines jeden Kindes auf die seine» Fähigkeiten entsprechende Ausbildung.— Einführung eines öffentlich-rechtlichen Monopole für Inserate und Uebertragung an die Kommuualverbänd«.— Herstellung freund- schaftlicher Beziehungen zu allen Nationen. Sofortige Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zur russischen Räteregierung nnd z» Polen.— Wiederherstellung der Arbetter-Jniernationale auf dem Boden der revolustonären sozialistischen Politik im Geiste der Konferenzen von Zimmerwald und Kienthal. Gottschalk, der Referent der Kommissio», sagte, die Annullierung der Kriegsanleihe sei nicht in die Resolution aufgenommen worden mit Rücksicht ans die groß« Zahl der lleinen Zeichner sowie der Sparkassen. Däumig forderte, daß die Ablehnimg jeder Koalition mit den RechtSsozialisien klar ausgesprochen werde und daß sich die Porter de« Parlamentarismus nur so weit bedien«,»l« die Wahlen Gelegenheit zur Propagandn für die Partei biete». Hnase erklärte, wenn ein solcher antiparlamentarlscher PassuS in die Resolution mifgenommen»erde, dann sei sie für ihn unannehm- dar. Solange die bürgerlich« Gesellschaft bestehe, sei das Parlament ei» Mittel, dessen sich die Arbeilcrllusse zu ihren Zwecken bedienen müsse. Die Verhandlungen wurde» aus Donnerstag vertagt.