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Nr. 169 36. Jahrgang

Groß- Berlin

Beilage des Vorwärts

Der Ruhrstreik und unsere Kohlenversorgung. Halbamtlich wird mitgeteilt: An fich bedeutet der Streit leine unmittelbare Gefahr für Berlin  , da die Reichshauptstadt belanntlich zum weitaus größten Teil von Oberschlesien   her mit der nötigen Kohle versorgt wird. Erfreulicherweise baben in letzter Zeit die oberichleftichen Bufubren eine ständige Aufwärtsbewegung gezeigt fo baß die Groß- Berliner   Gas- und Elettrizitätswerte für mindestens noch 10 bis 12 Tage mit Roble versorgt find. Auch würde man durch Stredung der Roblenborrate in der Lage fein, über tritische Tage binwegaubelfen. Das große Kraftwert Bitterfeld   ist aus­reichend beliefert.

wurden.

Gegen die Händlerklagen,

brüten. Die Eier haben einstweilen noch den lebten Schleichhandels­preis bon 1,50 M. pro Stud. Wenn man im Frieden fobiel fürs Mittagessen ausgab, tam man fich schon verschwenderisch vor.

Mittwoch, 2. April 1919

fundigungen war bort von dem Unfall nichts bekannt. Bur Auf­flärung wäre es nötig, daß sich der Kutscher melden würde; Zeugen wollen zweddienliche Angaben beim Polizeipräsidium, Zimmer 46, machen.

Möbelverkauf an minderbemittelte Kriegsteilnehmer.

Der Magistrat Berlin  , Abteilung Linderung der Möbelnot gibt befannt, daß alte und neue Möbel an minderbemittelte Kriegsteil nehmer, welche ihren Wohnfig in Verlin und einen eigenen Haus­stand baben beziehungsweise gründen wollen, abgegeben werden. Der Kaufpreis fann in einer Summe oder in monatlichen Raten Kauflustige wollen sich unter Vorlegung der gezahlt werden.

Krankenpflegernötigung zum Grenzschus. Bon den 175 fret­willigen Krantenpflegern der Linientommandantur M., die vier Jahre lang ihren schweren Dienst verrichtet, hat man 100 entlaffen, da runter zahlreiche Familienbäter, während unter den 75 Verbleiben­den ganz junge Leute find. Obgleich die Männer das Recht auf weitere bier Monate Bekleidung und Verpflegung baben, gewährt man sie ihnen nur, wenn fie fich unterschriftlich zum Grenzschuß Oft meiben, als ob vierjähriger Kriegsdienst noch nicht genug wäre. Daß es in Berlin   felbft an Arbeit nicht fehlt, geht daraus hervor, daß man gleichzeitig mitteilt, die achtstündige Arbeitszeit tönne im ftandesamtlichen Heiratsui funde, des Mietsvertrages, einer Be Interesse der Verwundeten nicht garantiert werden. Die Entlaffenen fcheinigung des Bezirksvorstehers über die Notwendigkeit zur Bes fchreiben ihre Entlassung dem zu, daß fte einen Arbeiterrat einge- fchaffung der Möbel, sowie der Militärpapiere im Bureau der Buder fezt und eine höhere Arbeitszulage gefordert haben. Das ganze Die Besichtigung und Auswahl der Möbel tann dann auf Grund verforgungsstelle, Kommandantenftr. 80/81, III, Zimmer 8, melden. Verfahren erscheint recht mertwürdig. ber im Bureau ausgefertigten Bescheinigung im Stadthaus brei Treppen, Zimmer Str. 288 ober auf dem städtischen Bichhof erfolgen.

Soldatenräte der S. P. D.

Donnerstag, nachmittags 3 Uhr, Fraktionssisung In den Belten 23: Stellungnahme zur Tagesordnung der Boйversammlung.

tadt.

Am Mittwoch, den 2. April, findet die Juristische Sprech ftunde von 3 bis 5 Uhr statt.

über die wir gestern berichteten, wendes fich jetzt ber Berliner  Magiftrat. Su der Tagung der Gemüse- und Obst- Großhändler ivar feine Gemüsestelle eingeladen worden, fie hatte aber leinen Bertreter entfandt, so daß die dort gegen fie gerichteten Angriffe unbeantwortet blieben. Aus dem Rathaus wird uns mitgeteilt, tatsächlich sei der Gemüsestelle teine Einladung zugegangen, und fie habe überhaupt nichts von der Tagung gewußt. Run antwortet der Bier Todesfälle an Gasvergiftung. In der Suffitenstraße 17 Magistrat wieder vom Schreibtisch aus und nimmt den knappen wurden die Frau Jda Weiß und der Wächter Wilhelm Gliente, der Mitglied des Vereins jeder werden, der während des Strieges bis 9. Now Rat chem. Schuthaftgefangenez. Nach 85 der Statuten tann Raum der Zeitungen in Anspruch, die pflichtgemäß über die Tagung bei ihr wohnte, tot aufgefunden. Gie batten eine Flamme des Gas- vember 1918 in Schußbaft genommen oder Aufenthaltsbeschränkungen unter berichtet haben. Er erklärt, daß im lesten Serbst die febt reich tochers angezündet, ohne darauf zu achten, daß ein zweiter Hahn worfen gewefen tit. Benn der Verband durch diesen Beschluß auch die Ber lichen von der Bevölkerung nicht aufgenommenen Gemüsevorräte aufstand. Beide erstidten. Eine Näherin Emme Siepert aus fechtung der Echabenerfazanfprüche derjenigen Berfonen ausgefchloffen hat, unter fachverständiger Leitung und unter Mit der Weichselstraße zu Lichtenberg   fand in der Magazinstraße in die nach Ausbruch der Revolution in Schuhkaft genommen wurden, so vers wirtung bes Berliner   Großhandels gelagert einem Hotel den Tod durch Gas. Der Hahn ber Lampe   war ge- tritt er doch aus ideellen Gründen den Standpunkt, daß es eine seiner Soweit die erhobenen Vorwürfe, fagt er. fich auf öffnet als man fie auffand. Am Chamissoplab fand man den Dauptaufgaben fft, rührig auf eine Beseitigung der ganzen Schuhhatein. Berlufte besieben, die auß biefem Anlaß und bei der geringen Lager- Sandler Racl zelalla bei geöffnetem Sahu seiner Hängelampe richtung hinzuiirten. fähigkeit des diesjährigen Gemüses unvermeidlich entstehen mußten, tot auf. find sie biernack; unberechtigt." Das Ilingt faft, wie wenn noch aué anderem Anlaß erhebliche Berlufte entstanden find, die selbst der Magistrat nicht für entschuldbar hält. Seine Erwiderung schließt mit dem Hinweis, daß die Vorwürfe bon einem Kreise erhoben werden, dem daran liegt, fobalb als möglich von dem Syftem der öffentlichen Bewirtigaftung LosAutommen. Das stimmt, aber alles bas bätte sogleich den Großhändlern selber geiagt werden müssen. Auch die Reichsstelle für Ge. müse und Db ft, bie gleichfalls tros Einladung unvertreten war, antwortet durch die Beitungen. Sie weift darauf hin, daß die Gemüieperforgung, bant bem von der Reichsstelle eingeführten Syftem der Lieferungsverträge in Verbindung mit der gwangs bewirtschaftung, im Jabre 1918 reichlich gewesen fet. Etwaiger Warenverderb fet auf Transportfchwierig! eiten auclid auführen.

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Beamtenelend.

Das Opfer eines gewaltsamed Zobes ist ber 38 Jahre alte Schlächter Karl Frid aus der Steinstraße 26 geworden. Man fand ihn vor dem Hause Rosenthaler Straße 67 hilflos auf dem Bürger feig liegen. Er blutele aus Mund und Nase und hatte die Be finnung verloren. Man brachte ihn nach der Rettungsstelle in der ursacht. Bei genauer Untersuchung entbedte man noch einen tiefen Lothringer Straße. Der Tod war durch einen Schadelbruch ver­Stich in der Brust.

Der große Juwelenraub Unter den Linden  , bei dem ben Tätern für 600 000 Mart Werte in die Hände fielen, scheint Teiner Auf­flärung entgegenzugeben. Kriminalbeamten fielen in Staffeehäusern der Friedrichstadt   junge Burschen auf, die bis au 10 Mann zu sammenbamen und in der Gesellschaft von Mädchen die Lebemänner pielten. In diesen Kreisen fiel wiederholt der Name Stoeß. Einer der Burschen war früher bei Stoeß beschäftigt. Dieser hatte nach den weiteren Ermittlungen auf Veranlassung eines zweiten Simmelschreiende Zustände herrschen in der Juftiaverwaltung auf eine Kartoffel den Schlüssel zum Schaukasten abgebrüdt. Der Zahlreiche Affefforen, zum Zeil bis zu 11 Jahren im Staatsdienfi, sweite übergab bie Kartoffel einem 16jährigen Lehrling und dieser müffen ohne Besoldung für den Staat arbeiten und erhalten fertigte einen Schlüffel an. Als man fo weit war, beschloß die noch nicht einmal Teuerungszulagen. Die Vergebung befoldeter, jugendliche Bande, den Naften aufzuschließen, fich feines Inhalts stets widerruflicher Tätigkeit, die mit monatlich 200-275 m. au bemächtigen und mit der Beute ins Ausland zu geben, um dort und einer ganz geringen Teuerungsaulage bezahlt wird, erfolgt die Juwelen au Geld zu machen. Der Wächter sollte mit Chloro­völlig willkürlich, ohne Kontrolle burch Bertrauensleute der form betäubt werden. Der Schlüffel pakte aber nicht und wollte Beamten. Eine Beriammlung der Berliner   Afiessoren überwies auch troh wiederholten Nachfeilens nicht passen. Ga gelang auch beshalb einstimmig am Sonntag eine Resolution des Genoffen nicht, Chloroform zu bekommen. Deshalb gab man den Plan auf Dr. Löwenthal, wonach ichleunigft eine Deputation beim Juftig und fam jest auf den Gedanken, Stoeß anzurempeln, wenn er minifter Abhilfe diefer Mikstände fordern sollte, bem Breußischen selbst den Staften aufschließe und fich auf diese Weise die Juvelen Assessorenbund zur weiteren Veranlaffung. angueignen. Auch dazu aber tam es nicht. Jest fauften fich die Burschen einen Glasschneider, er wollte aber nicht schneiden. Unterdessen wurde nun, wie die Berhafteten behaupten, bon anderer Seite ohne ihr Wissen der Raub ausgeführt. Von der Beute fand man bei ihnen auch nichts. Wohl aber besaß einer von ihnen außer dem Nachschlüssel zwei Brillantringe, die ein anderer Ange­ftellter bei Stoeß aus dem Laden gestohlen und an den Burschen berbauft hatte. Wer über diefe jugendliche Bande und ihren ehvaigen Zusammenhang mit dem großen Juwelenraube etwas mitteilen fann, wird ersucht, sich beim, Kriminalfommissar Trettin im Berliner   Polizeipräsidium zu melden.

Gemeindefchäffen und Gemeindeverordnete. Infolge der sten Anordnung des Ministeriums des Innern müssen diejenigen Ge­meindevorsteher und Schöffen, die auch zu Gemeindeverordneten gewählt find, the Amt als Berordneter nieberlegen. An ihre Stelle trift der nächstfolgende Bewerber desselben Wahlvor. fchlages.

Bolle Sonntagsruhe im Handelsgewerbe ist durch Verordnung bom 5. Februar ab 1. April 1919 eingeführt. Alle offenen Ber­taufsstände müssen geschlossen bleiben, auch wenn leine Angestellten beschäftigt werden. Für Gewerbegveige, die zur Dedung besonders bringlicher täglicher Bedürfnisse der Bevölkerung auch an Sonn- und bringlicher täglicher Bedürfnisse der Bevölkerung auch an Sonn- und Festtagen in beschränktem Umfange aufrechterhalten bleiben müffen, ordnet die höhere Berwaltungsbehörde( in Breußen der Regierungspräfibent, in Berlin   ber Bolizeipräsident) die Regierungspräfibent, in Berlin   ber Bolizeipräsident) die

nahme an.

Der freie Glerhandel ist am 1. April wieder eingeführt worden, Ginjammelstellen und amtliche Auffäufer gibt es nicht mehr. Der Zeitpunkt ist gerade nicht der günstigste, da die Hennen jeßt

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Bilal. Bon Josef Luitpolb.

Flotte Zeichnungen von dem sehr geschäßten Peter Local Flott!" furrte und knurrte es von unten her. Flott! Flott!" Und da: ein Buch. Im Auftrage des Berfaffers Bro­fessor Paul Pistorius. Vom Berleger überreicht. Professor Pistorius war Christinas Bruder, fein bester Schulfamerad. Toca riß die Süllen fort und hielt ein vornehm gebun­denes Werk in Händen: Das Leben Mohammeds. Bruch stilde von Mohammed Ibn Ishat. Aus dem Papyrus Pistorius übertragen und zum erstenmal veröffentlicht."

Bauls Werk also beröffentlicht. Die Arbeit eines gan zen jungen Lebens, die Frucht wie vieler Nachtwachen! Baul Pistorius hatte noch seinen lebten Urlaub der Durchsicht der Druckbogen gewidmet. Dann war er au seiner Batterie nach Russisch- Polen zurüdgefehrt. Behn Tage später hatte ihn eine Granate zerfekt und zerriffen.

Nach dem Essen blätterte Toca in dem Werte des toten Freundes. Ob noch Beit bleiben wird, alle die Seiten, die bon Mohammed Ibn Abd Allah   erzählen, zu Ende zu lesen? Eine Stelle, die er aufällig aufschlug, fesselte Peter Locas Phantasie aufs stärkste.

Beter Toca las:

Als Mohammed   nach Medina   kam, ließ er vorerst die Gläubigen ganz nach dem Brauche der Juden durch eine Trommel zum Gebete rufen.

Bald aber misfiel ihm dieses. Bu wild, au friegerisch flang ihm die Trommel. Schrie nicht das Brüllen des ge­troffenen Tieres aus ihr?

Bildungsabteilung der Erwerbslosenfürforge Groh Berlin. Lichtbild- Vorträge über Entstehung, Gefahren und Berhütung von Ge flechtshankheiten unter Borführung von zahlreichen plastischen Lichtbildern, Freitag, abends 7 Uhr, für Erwachsene berberlet Geiglets, in der neuen Stadthalle, Klosterstraße, Redner: Professor Dr. Blaschio, in Friedrichs Gymnasium, Albrechtstraße 27, Ede Schumannstraße. Redner: im Infittut für Meerestunde, Dr. Mosbacher, nur für Frauen Georgenstr. 34-36, Nähe Bahnhof Friedrichstraße  , Rednerin: Frau Dr. M. Kaufmann. Eintritt für jedermann 10 Bf. Ruderverein Vorwärts. Anrubern am Sonntag nach Restaurant Müggelschloß. Nachmittags 6 thr: Nachfeier im Bootshaus,

Die Entlaffungsstellen für Geeresangehörige find verlegt. Man vergleiche die roten Plakate an den Anschlagfäulen. Bei Gütig

Perliner Arbeiter Schachklub  , Abt. Neukölln. Donauftr. 105, Sonntag vormittag Bortrag: Die Entstehung des Schach Spiels und die Arbeiter- Sachbewegung. Die neugebudete biei­lung Spandau   spielt jeden Donnerstag bon 7 Uhr und Sonntag vormittags von 9%, Uhr ab im Restaurant Maleprange, Reuendorfer Ede Berlin. Die Abteilung Triftftrage. Gäfte stets willkommen. Dften pielt jetzt Dienstags bei Merfmann, Große Frankfurter   Str. 16 7 Uhr); bteilung 8entrum Dienstags Rogenrestaurant, Kleine Auguftfr. 14( 7 Uhr). Jeben Sonntag vormittag von 9 Uhr ab freter haberlehr für jedermann Berlin  , Kleine. Auguftstr. 14, und Neukölln, Donaustr. 105.

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Gesundbrunnen  , Militär- Fußballwettspiel der Mannschaften der Bezitte Bußball. Sonnabend, nachm. 41, Uhr, findet Hertha- Sportplatz am Bbf. tommandos und des Luftschiffer- Bataillons I statt, darunter befannte Ligaspieler.

Der neue Hausdienstvertrag wirb Freitag, abends 8 1hr, im stunjilerhause, Bellevueftr. 8, von Frau Charlotte Mühsam, geſchäftsführende Borjizende der Bentrale der Hausfrauenvereine, und gel. Stuhlwein vom Arbeitsnachweis Berlin   besprochen.

200 Zentner Buder ergaunert haben Gauner mit Hilfe falscher Lieferscheine bei der Firma Gebr. Gußmer, Oranienburger Straße   13/14. Sie bolten den Buder angeblich für eine Edel. obtjie berei(?!) Einer der Gauner trug uniform mit Ar­tillerie oder Pioniermüße. Weggefahren wurde die Beute auf einem Wagen mit zwei flapprigen Braunen.

Der Raubmorb in der Fehrbelliner Straße. Die Witve Deborah Glas ist im Krankenhause ihren schweren Berlegungen erlegen, Nach einer Geburtstagsfeier verschwunden ist seit dem 25. März ohne vorher das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Als mutmaß­Anna Marfion. Sie war befleidet mti schwarzem Jafett, bunflem ber das Tapisseriegeschäft am 24, abends gegen 8 1hr verließ. Beim die in der Stralauer Straße wohnhaft gewesene 65 Jahre alte Frau licher Täter tommt ein etwa 21- bis 22jähriger Mann in Frage, Rod, scavarafeidener Bluse mit weißem Einfah, schwarzem Samt Heraustreten fah et jich scheu nach allen Seiten um und entfernte but und schwarzer Schürze mit gelbem Tillburchzug Von der fich dann eilight. Wer über diesen jungen Menschen Mitteilung Braunsberger Straße benuste fie gegen 11 Uhr eine Straßenbahn machen kann oder ihn gesehen hat, wird gebeten, beim Stri 74 und stieg angeblich während der Fahrt in der Königstraße, Nähe minaltommiffar Lehnerbt im Bimmer 80 des Polizeipräsidiums zu Rathaus, ab. Šie fiel hin und wurde bewußtlos in eine Droschte melden. Der Berdächtige ist etwa 1,72 Meter groß und schlant, gebracht, welche die Berunglüdte nach der Unfallstation Landsberger   bartlos und trug ein furges blaues Jalett, grautbraune Hose, blaue Straße bringen sollte. Nach am nächsten Tage eingezogenen Er- Schirmmüße und schwarze Schuhe.

laut padte. Es war zu zart, mehr Zeichen der Liebe denn Beichen der Pflicht.

Inzwischen hatte Abd Allah   ein Geficht, in welchem ihm Sonderbares gelehrt wurde. Er ging zum Propheten und sprach zu ihm:

In dieser Nacht ist ein Wanderer an mir vorübergegan­gen, der trug ein blutrotes Kleid und hielt eine Glocke in der Hand. Ich sagte zu ihm: Diener Gottes! Billst du mir diese Glode verkaufen? Er fragte lächelnd: Was soll sie dir? Ich antwortete: Wir wollen damit zum Gebete rufen. Da sagte er ernst: Befferes will ich dir zeigen, mein Freund. und als ich fragte: Was denn?, fiehe da ragte plößlich ein. Turm vor mir auf, um den schienen fich in der Tiefe tau­sende Menschen zu drängen, sie waren alle deutlich zu er fennen: Liebende und Leidende, Gerechte und Verworfene, Herr und Knecht, Jugend und Alter, das ganze Leben. Dro­ben aber auf dem Turme, da stand einer, der war bom Winde wild umflattert und mußte seine ganze Kraft au­fammennehmen, um sich aufrechtzuerhalten in der sturinge peitschten Einsamkeit der Höhe und er hielt die Hände an den Mund wie eine Posaune und rief mit seiner Stimme, o Serr, mit einer wunderbaren Stimme gewaltig und milde zugleich über das Land hin.

Abd Allah   schwieg. Mohammed   fragte: Was hat der Mann auf dem Turme gerufen?

Nicht weiß ich es mehr, sprach Abd Allah   sehr traurig. Nur im Traume mußte ich es. Etwas mußte es gewesen fein, das bis dahin noch nie so deutlich und so herrlich über die Erde geflungen hatte. Es muste etwas gewesen sein, das jedes Sera ergriff, denn alle in der Liefe wurden still und horchten.

Wer aber war es, den du auf dem Turme fahft? Ein Unbekannter schien er mir zuerft. Gine bagere Ge­So ließ er denn eine Glode gießen. Er wollte zur Ge- ftalt, dunkles Haar, Feuer im Angesicht. Ich rermeinte betzeit läuten laffen. Als er aber vor der vollendeten Glocke einen Fremdling vor mir zu seben, erkannte uber den Mann stand und von ungefähr feine Hand auf fie legte, erſchauerte mit einem Male zu meinem Erstaunen. Ein Berachteter war er bis ins Innere vor der starren Kälte des feelenlosen Me- es, ein Niedriggeborener, einer, um den sich niemand in talles und gab den Befehl, die Glode wieder einzuschmelzen. Medina   fümmert, es war Bilal, der Anecht. Nun trug sich der Prophet mit dem Gedanken, die Als Mohammed diefes böfte, fagte er: Gehe hin und Gläubigen durch Klopfen an ihre Türen zur Andacht zu bringe Botschaft Bilal dem Knecht. Er soll fortan die Gläu­laben. Aber auch dieses sagte ihm nicht sonderlich zu. Es bigen zum Gebete rufen."

war fein weithin fündendes Beichen, daß alle Augleich und

Peter Toca war von der Legende seltsam bewegt. Er griff nach seinen Sfizzenbuch und begann zu entwerfen: Erft weites Land voll Menschengewimmel Menschen mit Bäuchen und feisten Gesichtern, daneben dürre, berhungerte Gestalten. Frauen mit Säuglingen, Greife, Krüppeln, Dir­nen, raufende Knechte, Betrimmtene, die bestohlen werden, Slavenhändler, einen Toten, über ihm ein schluchgendes Mädchen, es jollte Chriftinas Büge tragen, mitten aus dem Saufen erhebt fich ein wuchtiger Turm, von Adlern umfreift, oben Bilal, fein Saar   flattert im Winde, die Hände hält er an den Mund.

Bilal auf dem Turm über dem Menschenland. Welch ein Bild! Toca war von dem Vorwurf ganz erfüllt. Neue Einfälle strömten ihm mit jedem Strich zu. Drei, bier Stiggen wuchsen ihm unter den Fingern. Nur noch diese Nacht leben, betete sein Herz. Nur morgen noch! Er wollte ein großes Blatt fertigbringen, eine Rohlezeichnung: Bilal. Es sollte sein bestes Wert sein, sein 2bschied vom Leben, sein Gruß an die Zukunft! Nur diese Nacht noch leben! Nur morgen noch!

Er zeichnete wie im Fieber.

Bachkommandant!" Toca fuhr auf.

Was ist los?"

Er sah die Flackernde Kerze, er mußte fich erst in die Raberne zurüddenken. Brofanter erregt.

Die Alarmglode läutet! Schon das atveite Mal," fagte

Toca hatte es überhört. Er stand auf, Froch über die Stufen ins Freie und schritt in der Stille der Sternennacht durch den schmalen Schneegraben zum Horchposten.

Bache und lauschte in das Wehen des Windes. Dort stand Mar Jungwirt im breiten Schneemantel auf Wache und lauschte in das Wehen des Windes.

Etwas Furchtbares muß fich ereignet haben, Bach­tommandant," meldete der Boften. Krachen auf Krachen war zu hören. Drüben in der Gegend der Costasanta. Ich glaube, es war eine Lawine."

Loca borchie mit dem Poften in bas Schweigen. Worti. folgt