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Nr. 180+36. Jahrgang

Morgen Mittwoch Groß- Berlin

Studentenwahlen an der Universität.

Beilage des Vorwärts

Dienstag, 8. April 1919

Mitglieder- Versammlungen in Berlin  !

Eine allgemeine Studentenversammlung hat eine 25töpfige Kommiffion eingesezt, die den Entwurf einer Berfaffung für eine Studentenvertretung ausgearbeitet und allgemeine Wahlen vor­geschlagen hat. Die Studentenichaft hat sich durch schriftliche Ab­ftimmung fast einstimmig für diese Borschläge entschieden. Die Wahlen finden von Montag, den 7. bis Mittwoch, den 9. April, mittags, statt. Am Schwarzen Brett der Universität find die Wahl­Iotale usw. angeschlagen. Gewählt werden 120 Vertreter, bon denen zur Geschäftsführung ein Ausschuß von 7 Mitgliedern ein­gefeßt wird. Sonntag schon herrschte in der Vorhalle der Universität und vor den Wahllokalen eine rege Werbetätigkeit. Viergebn ahllisten find dem Wahlausichuß eingereicht worden, von benen mehrere Listen verbunden find. Es ist zu hoffen, daß damit eine einheitliche Vertretung auftande kommt.

Die Roßschlächtermeister streiten, um ben freten Hanbel zu er zwingen. Tatsächlich macht die jetzige Breispoliti! der Behörden ein legales Fortführen dieses Gewerbes unmöglich. Die Ge­hilfenorganisation steht natürlich nicht hinter dem Streil, fordert aber öffentliche Bewirtschaftung durch die Kommunalverbände und Zuziehung von Arbeitern zur Brovinzialfleischstelle.

Soldatenräte der 6. 8. D.! Seute, Dienstag, nachmittags 2 Uhr, Bersammlung aller Delegierten der Soldatenräte der S. 8. D., In den Belten 23, Gaal 5. Wichtige Tagesordnung. Alle Dele gierten müssen pünktlich erscheinen. Noch nicht abgeholte Delegierten. farten sind dort abzuholen.

Arndt.

Arbeiterräte ber elettroerzengenben Brandjen! Der Borbe reitungsturfus der Freien Hochschulgemeinde beginnt nicht am 30., sondern heute, Dienstag, abends 8 Uhr, im Saal des Vollzugs rats, In den Belten 23.

Ein maßregelnber Stadtrat ift Herr Raft, der Dezernent für bie städtische Friedhofverwaltung, Er hat einen seit 14 Jahren dort beschäftigten Arbeiter, der überdies Bertrauensmann der Organi fation ist, zugegebenermaßen wegen Aufwiegelei entlaffen, ohne ihm vorher auch nur Gelegenheit zur Meuge. rung zu geben. Der Entlassene bezeichnet die Beschuldigung, Generalstreitpropaganda getrieben zu haben, als grundlos; überbies ist ja mit der Regierung ausgemacht worden, daß Maßregelungen wegen des Generalstreifs unterbleiben sollten. Es bleibt also als Aufwiegelei" nur die freigewerkschaftliche Tätigkeit übrig. So ge­schehen beim Magistrat Berlin   am 22. März 1919!

Gefeglicher Urlaub steht zahlreichen überangeftrengten Menschen zu und damit erkennt der Staat es als im öffentlichen Intereffe Tiegend an, daß diese Leute sich erholen. Dazu ist das Verlassen der Tretmühle Berlin   eine Hauptbedingung Aber derselbe Staat er­

Schaffung von folchen Bohrungen hauptsächlich für die Angestell-| Der Berein erteilt feinen Mitgliedern Rat in allen Giebungsfragen ten und Polizeibeamten der Gutsbezirverwaltung und der ber- und gewährt Anrecht, fich an vorteilhaften Siedlungsunternehmungen fchiedenen wissenschaftlichen Institute, forvie für die in den Dab aa beteiligen. Beitrittsberechtigt find gelernte Gartner und Gärtne lemer Schulen angestellten Lehrer. Dieses Bedürfnis soll im Wege rinnen. Auch Nichtgärtner tönnen in den Verein aufge der Kleinhaus- Siedlung befriedigt werden und die Verwaltung nommen werden, jedoch ist ihre Zahl beschränkt. Bevorzugt find der Domäne Dahlem hat sich bereit erflärt, das notwendige Ge Handwerfer und Arbeiter sowie ernsthafte Gartenfreunde. lande einer Genossenschaft, die in Dahlem   begründet wurde, nhball. Am Sonntag Iching Stralau I ben Arbeiter- Turnverein für diesen ved zum Selbsttostenpreis zur Berfügung zu stellen. .Bantom I in Aberlegener Manter mit 13: 1..Stralan II* gegen Sodann enthält die Darstellung des. N. noch eine lange Bo- State IV II 5: 3. Stralau II Igd." gegen Minerva- Borfigwalde II lemit gegen die Stadt Wilmersdorf  , die dieser Stadt rüdständige Igd." 1: 7. Wohnungspolitik vorwirft, ein Vorwurf, den wir für durchaus berechtigt halten.

Darauf tommt es aber nicht an. Es handelt sich vielmehr um folgendes: In der Gemeinde Dahlem besitzt der Fistus große Län­dereien, sogar in unmittelbarer Nähe des Grunetvaldes, die auch fo billig sind, daß fie fich sehr gut zur Bebauung mit Kleinmoh nungen eignen. Unter der Mitwirkung von Herrn Haberland hat nun die Wohnungskommission Terrains ausgesucht, wobei die obengenannten Ländereien nicht berücksichtigt wurden. Das wird darauf zurüdgeführt, daß Herr Kommerzienvat Haberland als Vertreter großer Terraingesellschaften, die in der Nähe über große Grundstüdeareale verfügen, an der Ridtentwertung dieses Ter­rains sehr lebhaft interessiert ist und deshalb seinen Einfluß auf geboten hat, damit dori feine Kleintoobnungen gebaut werden. Die Entgegnung des Arbeiterrats ändert an dieser Tatsache sehr wenig. Das Apollo- Theater tritt diesmal mit einem ausgesprochenen Epezialitäten- Programm auf die Bühne. Boran standen die Ge brüder Maninger als sichere Stopfakrobaten und die vier arleys als Beherrscher des Schleuderbrents. Engos Dadel spiele wirften ausgezeichnet durch die überaus brolligen Dreffuren. Das fallende Unitum begeisterte das Publikum durch seine Stomit Daneben interessierte noch ber ein zu lebhaften Lachfalten. armige Klaviervirtuofe Baffe, der nach einjähriger Kriegs­gefangenschaft zurüdgeberte Reisterjongleur Rara, Elfe Barten mit ihren Entschöpfungen und Lucia Blattner und Franz Nauh in ihrer Duoizene Ein Seitensprung".

Rurierflieger ber Reichsregierung nennt sich ein Schindler in Offigiersuniform, der mit einem Spießgesellen Geschäfte und Fabri­ten heimsucht. Die Beiden haben es auf Bengin, Dele und Fette abgefeben. Bulegt find die Gauner in Adlershof   und Weißensee aufgetreten.

Dienstag, pünktlich 7 Uhr, in der Aula Lützowfix. 840, fortgelegt. Redakteur Der Kurfus Das Programm der Sozialdemokratie wird heute Sermutb( pricht über die dtonomische Entwidlung. Einlaßlarten find noch am Saaleingang zu haben.

Arbeiter- Touristenverein Die Naturfreunde". Fortfepung ber Diskussion über die Anträge, die fich gegen die auf dem Boden der Mehrheitspartei stehenden Genossen richtet, morgen, Mittwood, abends 7 Uhr im Klubhaus, Ohmstr. 2 Unsere Genoffen werben ersucht, bs!! gdhlig an erscheinen.

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Ein Pruntfilm Die Wahrheit fiegt, wird jett von der Wa* in den großen Lichtspielhäusern herausgebracht. Es ist in der Tat ein gran dioses Schauftüd. Seelen wanderung Lieblingsthema so vieler Theater dichter, Artur Schnißlers zum Beispiel. Wie die Lüge aus Liebe Verderben im Rom   der Cajaren, im Sittelalter des Bürgertroses- beinabe bringt auch noch in der Jungftvergangenheit, wo es noch Fürstenhöfe, Stavaltere, Glanzuniformen und Hoffeftlichkeiten gab. Triumpbzug, Bacchanal und Christenverfolgung in Rom  , Bolksfest in der deutschen   Zunftzeit- das gibt was fürs Auge, für die Nerven, die auch die Mufit zu baden weiß. und Mia May obendreins in fchon eine Sache! r. b. Jm.8. 2. 2. wird nach einem rechten Stitich Deimat etn lebr gefchidt gemachtes and interessantes Detektivstüd Das Geheimnis der Dods" gezeigt. Der Wintergarien bringt in feinem priprogramm etme reiche Auswahl guter Artisten zur Schau. Bon den einzelnen Sträften Ruth be lenbers hervorzuheben die beiden Burgbairs in thren afrobatischen Sportsspielen foroie die Mary wills in threm tomischen Berwandlungs. att. Reichhaltigen Beifall fanden auch die Kunfttä azeriba Dek­3an Trojanowsti und die tomischen Afrobaten B tegels Für humorvolle Unterhaltung sorgte der Humorist Billt MeibryL Ferner trugen noch die Kunstturnerinnen Geschwister 2188 Bortrags- Soubrette& ola Grat, Jusionist Erat Thorn und die fomil chen Fangfünftler Tato and May zum Gelingen bes abends bet. Deffentlicher Bertrag in der Treptow  - Sternwarte. Ueber den Einflußs Don germanische 2Bitterungserscheinungen auf die Märchenbildung". fpricht unter Borführung zahlreicher Lichtbilder Dr. v. Engelhardt am Mittwoch, abends 7% Uhr. Mit dem großen Fernrohr werden jest am Tage Venus, Sonne, und am Abend Mond, Jupiter und Saturn mit ihren Monden gezeigt.

Besonderes Wikgeichid. Die Bitme Nitschte wohnt nicht Brunnen­

age 11, sondern Raumei str. 11 Bielleicht findet sich doch ein mitleidiger Mensch, der sich ihrer annimmt.

Groß- Berliner   Lebensmittel.

Die Vollmilchkarten für Mat merben in Groß- Berfin in den nächsten zweiten Lebensjahre Mutwoch und Donnerstag, ku britten und vierien Tagen ausgegeben und zwar in Berlin   für bie seinder im ersten und Lebensjahre Freitag und Sonnabend, im fünften und sechsten Lebensjahre Montag und Dienstag fünftiger Woche, Haushaltungen, denen Starten für verschiedene Altersstufen zufteben, erhalten sämtliche Wilchlatten an einem Lage Die Bollmilchlarten find bis zum 22 April bem Steinhändler borzulegen, Au O II Sinderfarten with vom 9. bis 12. je eine Büchse Rondensmild verabfolgt.

schwert das in jeder Weise. Er müßte grundsätzlich die Reife. 2. Konferenz, heute, Dienstag, abends 7 Uhr, im Berliner   Rathaus,( 31, 88) bis heute Dienstag.

genehmigung für solche Urlaubererfen in leichtest erlangbarer Beise erteilen und er sollte auch einen Beitrag an den so enorm erhöhten Fahrtoften gewähren.

Zur Verkehrsnot. Trotz der Wiederaufnahme des Stabt und Ringbahnverfehrs herrschen auf der Strede Treptow- Niederschöne weide die ärgften Mißstände. Infolge des Fehlens der direkten Züge Potsdamer Bahnhof Niederschönemeibe müffen fämtliche Fahrgäste der Südringstrede in Treptowo umsteigen, wodurch die Stadtzüge der art überfüllt werden, daß Trittbretter und Bremshäuschen von Fahr­gäften starren. Sofortige dringende Abhilfe ift hier notwendig und möglich, durch Einstellung der direkten Züge event. nur zwischen Schöneberg   und Rieberschöneweide in der Zeit von morgens 6-8 hr und abends zwischen 3-5 Uhr, da in diese Beiten der Arbeitsbeginn und Arbeitsschluß der gesamten Ober- und Niederschöneweider Fa­briten fällt.

Benn Haberland nicht will. Auf die unter obigem Titel ver öffentlichte erste Bufchrift, erhalten wir vom Dahlemer Arbeiterrat die Mitteilung, daß nicht den Tatsachen entspricht, daß der Landwirtschaftsminister die Hergabe billigen Geländes für den Bau von Wohnungen für die minderbemittelte Bevölterung in Dahlem   abgelehnt hat. In Dahlem   herrscht ein Bedürfnis zur

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Bilal.

Bon Josef BritpeTh

hr seid schon so, wie ich es mir vorgestellt habe," be. gann alsbald die Bäuerin. Und wiffet, daß es heute just Und wiffet, daß es heute just ein Jahr ist, seitdem ich mit feinem Soldaten mehr ein Wort gesprochen habe. Und es fommen ihrer doch so viele vorbei, flopfen an und wollen dies und das, Nachtquartier, Milch, frische Wäsche, einen Faden Zwirn. Immer war ich gerne zum Helfen bereit. Brauchte ja nur an meine eigenen vier Kinder zu denken, die draußen an der Front waren. Wenn ich einem Soldaten Gutes tat, dachte ich: jezt tut eine andere Mutter irgendwo auch einem deiner Söhne Gutes."

Judith Ghedina verstummte mit einem Male. Loca fah ihr in die blauen feuchten Augen und sagte leife: So habt Ihr alle vier Söhne verloren? Alle vier gefallen?"

Alle vier," wiederholte die Bäuerin. Alle vier." Wie hießen fte?"

Angelo, Francesco, Marion, Valerio," flüsterte die Bäuerin.

Schöne Namen,"

" Und schöne junge Menschen mit guten Herzen." " Und als im Vorjahr die Nachricht vom Tode des legten tam, da habt Ihr es nicht mehr über Euch bringen können, mit den Soldaten noch zu sprechen."

Judith Ghedina midte nur.

Ihr dachtet daran, daß es ja folche Soldaten waren, die Euch um Eure Söhne gebracht hatten." ,, Wirklich, genau das dachte ich bei mir."

Kriegsbeschäbigten- Bertrauenstente ber Betriebe Groß- Berlins  . Zimmer 100, Eingang Jüdenstraße. Sämtliche Betriebe haben Bertrauensleute zu fenden Bidhtige Tagesordnung zu er­ledigen. Der Einberufer: Brunner, Bin- Stralam, Krachtstr. 8 II. Arbetter- Samariter- Bund, Kolonne Greh- Berlin. Lehr- und nebungsstunde haben: 8. abt.: Donnerstag, Schöneberg  , Borbergstraße 11, teft. Haendel   5. Abt.: Freitag. Reutdan, Beichielftr. 8, Ideal- Baffage 4. Abt.: Montag, Lichtenberg  . Scharrnweberstr. 60, Biefenhagen. 2. bt.: Montag, Berlin  , Usedomftr. 83 bei Diböter. Anfang abends 7 Uhr. Gäfte haben einmaligen freien Zutritt. Rene Mitgl teder und Teilnehmer werden aufgenommen.

@tegli. Angemeldete 800 Gramm Marmelabe bini 107, 108 bis Donnerstag; bis morgen Mittwoch Boranmeldung son 500 Gramm Nährs mittel für Kinder im ersten und weifen Lebensjahre, 1500 Giamm Nähr mittel für werdende Mütter. Für Jugendliche 500 Gramm Nährmittel Eter   für Strante bis morgen Mittwoch bei Sterften, Bimmerftr. 8, und Faesch Nacht, Albrechtstr. 108, je. heute Dienstag 8 Uhr Bertauf von ½ Bid. Geringen nach der Kunden. lifte( 19). Grfab für Fleisch der Borwochen 44 Bid, Güllenfrüchte beim Schlächter gegen Abstempelung des Mittelstades der Fleischtarte. plot

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Ab

Gegen die Wohnungsnot in Schöneberg  . Die Schöneberger Stadtverordnetenversammlung erörterte gestern die Notwendigkeit von Maßregeln zur Be­tampfung der Wohnungsnst. Eine fozialdemokratische Die Volkskonzerte des Philbhrmonischen Orchekers unter Anfrage wünschte zu hören, was zur Verhütung von Wohnungs­Rettung Camillo Hildebrands begtunen Donnerstag, den 17. april, bas Tofigheit zum 1. April getan sei. Ein deutschdemokratischer Antrag nachfolgende ift Sonnabend, den 19. April, in ben Germaniajälen, forderte, verschlossene Wohnungen zu revidieren und die etwa zur Chauffeeftr. 110. Beginn 8 Uhr. Borderlauf in der Zentralftelle für Bolls Möbelunterstellung benußten für Wohnzwede freizumachen. Und wohlfahrt, Augsburger Str. 61, in der Berliner   Gewerkschaftstommiffion, schließlich forberte ein sozialdemokratischer Antrag, bei der Landes­Engelufer 15, Zimmer 18 und in den betreffenden Konzertfalen Eintritsertralbehörde unverzüglich zu verlangen, daß Schönebergsam preis 80 Bf. Staffenöffnung abends 7 Uhr. Gebiet mit besonders startem Wohnungsmangel Eine Austunftsstelle für Schwangere und Wätter bat beer? lärt wird, woraus fich für die Gemeinde eine Reihe von Er Deutsche Gesellschaft für Mutter und Stindesrecht in Delta R. 24, mächtigungen zu Maßregeln gegen die Wohnungsnot ergibt. Auguftftr. 17, errichtet. Sprechzeit Dienstag und Freitag von 4,5-7 Uhr. Freter( Eoz) führte aus, daß gewiß manche der 70-80 Familien, Ein Berein für Gärtneranfieblung ist in Berlin   gegründet wor- die nach einer Auskunft des Magistrats noch im März teine neuen den. Borsigender ist Obergärtner Kurt Homberg, Berlin   RO. 58, Wohnungen gefunden hatten, auch jebt noch wohnungslos und auf Goldaper Str. 4, Schriftführer Walter Tscheute, S. 42, Bitterftr. 19.| Notquartiere angewiesen sein. Der Magiftrat hätte längst von den bitten: Baßt mich, folange die Sonne dieses Tages leuchtet,| Erschöpfung? Vor Gunger? Bor Deib und Sehnsucht? bei Euch. Denkt Euch, ein fünfter Sohn fei für Stunden zu Die Aufseher Iteßen Feine Frage au. Euch gekommen, macht urir das Bett Eures Jüngsten auf, laßt mich schlafen und ruben über den stillen Mittag. Bor dem Ab­fchied will ich Euch noch zu verstehen geben, daß or feinem unvürdigen so schöne Gastfreundschaft erwiesen babt."

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O

Als die Sonne ins Sinfen fam, brat Judith Shebina wieder in die Kammer. An der Tür blieb fie stehen und rief drei, biermal halblaut mit leisem Schmerz:" Mein fünfter Sohn! Mein fünfter Sohn!"

Peter Toca wachte auf, lächelte das alte Mütterchen an und sprang aus dem Bette.

Nun brachte die Bäuerin eine Milchsuppe berein, beiß und füß.

Und bald stand Peter Toca an der Tür und gab der Alten dankend seine Hand.

For wolltet mir aber noch sagen, wer Ihr feid" mahnte Judith Ghedina.

Ich bin Bilal," entgegnete Loca einfach. Ich will in Euer Haus feine neue Unrube bringen. Ihr habt genug Bitteres au tragen. Fragt nicht weiter. Jm Geifte bin ich der beste Bruder Curer Söhne. Und ich will Euch sagen, daß die Mütter diefer Tage den Tod ihrer Söhne nicht mehr zu berpeinen haben. Die Toten bleiben nicht tot. Sie werden fich wieder erheben, fie werden sich wieder zeigen. Bilal wird feine toten Brüder wieder ins Leben rufen!"

Beter Toca schritt hochaufgerichtet und bieter Straße.

Lange, noch lange sah Judith Ghedina dem irren Gol­daten nach. Dann schritt fie ins Zimmer zurück und begann

" Shr konntet doch nicht freundlich sein mit den Mördern bitterlich zu meinen. Eurer Söhne!"

Erregt stand die Greifin auf.

Wie fönnt Ihr mir nur so ins Herz schauen? Woher habt Ihr die Gabe, meine heimlichsten Worte so boll zu er­raten?"

Toca fah ihre vielen feinen Runzeln, ihr weißes Haar, ihre welten Hände und sagte leise:

Gegen abend fielen die Flocken immer dichter und dichter. Nur mühsam ging es bergan dem Joch zu.

Kriegsgefangene standen auf der Straße und schaufelten die steigenden Schneemassen fort, unermüdlich, schweigend. Bei einer Kehre waren viele Gefangene in einer Gruppe berfammelt. Erregtes Murmeln Klang an Tocas Ohr. Er trat bin und fand einen Russen in der Dämmerung

Ein Fuhrvert rollte berbei; man hielt es m Toca selbst erbot fich, den Stuffen aufzuheben umb gum Wagen zu tragen.

Nummer 24 130 Par auf der Arabinde bes labe

Tannten.

Ein Ruffe half Toca, den Nameraben zum Wagen tragen. Wie hieß er?" fragte ihn Loca rasch.

van Michail Sokolow, Hert."

Hat er Hunger gehabt? Oder was sonst?" fein wirklicher Hunger, Herr." ,, Nach dem Frieden hat den van gehungert. Das war

flüfterte er ihm noch geheimnisvoll die große Losung ins Und ehe Loca den Fremdling in den Wagen hob, Dhr: Die Toten! Mert dir die Losung, Ramerad!" Er hüllte den Leblosen in grobe Deden und ermahnte nicht, bu wärest ausgeschlossen. Bilals Stuf will jeben er­thn dabei: Wenn du den Ruf hörst, erbebe dich! Glaub reichen."

Der Wagen rollte davon.

,, Auf Wiedersehen!" scrie Toca dem Toten nadj.

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Peter Toca hatte die Sochyfläche mit dem großen, be­rühmten Hotel, jetzt Siz eines Divifionstommandos, erreicht. Das ganze Haus war prächtig erleuchtet.

Wer wohnt hier?" fragte Toca einen Chauffeur, ber mit feinem Buguswagen vor der breiten Sampe auf einen Generalftäbler zu warten hatte.

Der Divisionär," antwortete der Mann. Toca stieg die Treppe hinan. Am Tor hielt ihn die In­spektion an. Wohin?"

Ich habe von der Coftafante eine wichtige Meldung." " Durchs Foyer rechts zum Blazkommando."

Die warme Luft der Zentralheizung ftrömte auf Beter Toca ein. Mit Staunen schritt er durch die vornehme Halle über den Mosaikboden zum Blazkommando.

Da tönte das Gongzeichen zum Abendmahl. Von den Treppen herab eilten die Offiziere des Stabes, alle in schimmernden Uniformen, rein, bornebm, forgfältig Coin. folgt.)

Fragt nicht zu viel! Laßt mich schweigen. Aber nun hr mich in Euer Haus geladen habt, will ich Euch um eines auf dem Boden. Der Mann war zusammengebrochen. Bor rasiert, beiter und voll Würde.