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Moröprozeß Äebk In der heute vormittag fortgesetzten Beweisaufnahme wurde zuerst der Zeug? N o l l v? r S vernommen. Er war zur Zxit der Tat Chauffeur bei der Garde-Kavallerie Tchützen-Division und soll den Auftrag erhalten haben. Liebknecht u'nd Rosa Luxemburg   zu überfahr e'n. Der Zeuge versichert. er wisse nichts von einem solchen Auftrage und könne auch nichts zum Fall Liebknecht-Luxemburg sagen. Zeuge Fah- ncnjunker v. Br a u n m ü h l wird befragt, ob er etwas wisse von einer Verabredung der Offiziere gegen Liebknecht.   Der Zeuge gibt an, er wisse von alledem nichts. Zeuge W o i d'a war. wie er angibt, als Kriminalbeamter im Eden-Hotel angestellt. Er soll angeblich wissen, daß die Leiche Rosa LuxenburgS mit Steinen beschwert utnd mit Ttacheldraht um. wickelt in» Wasser geworfen worden sei. Der Zeuge sagt, er wisse gar nichts davon, er sei geisteskrank und in einer Irrenanstalt behandelt worden. Zeuge Wegmann hat als Mitglied des VollzugSrat» dem Vorverfahren beigewohnt. Durch seine Vernehmung soll dargetan werden, ob die Untersuchung gegen die Angeklagten einwandfrei geführt worden f:st Er sagt, ein Herr Wolt labe zu ihm gesagt, er sei mit dem Cbauf'eur Ianschkow gusammenaekommen. der etwas über den Fall Liehknecht-Suremburg wigen wolle, aber feine Aussage davon abhängig mache, daß er eine Entschädigung bekäme. lieber da« Untersuchungsverfahren, soweit der Zeuge daran beteiligt war. kommt es zu einigen Erörterungen »wischen dem Anklagevertreter und dem Zeugen, die im wesentlichen darauf hinauslaufen, ob eine Verdunkelungsgefahr vorlag und die Angeschuldigten trotzdem nicht verhaftet wurden und ob cS, wie in einer von den Zeugen und den anderen Dsisstzern unterschriebenen Veröffentlichung behauvtet wurde, der Tätigkeit der Beisitzer zuzu- schreiben sei, dah die Untersuchung überhaupt ein Ergebnis hatte. Der Zeuge Wegmann hat nach der Vernehmung des ersten Angeschuldigten die Verhaftung aller A'n geschudigten verlangt, weil sie all« im Eden-Hotel zusammenwohnten und deshalb die Gesab? der Verdunkelung vorlag. Anklagevertreter und Vorsitzender weisen darauf hin, daß zu jener Zeit noch kein gesetzlicher Grund zur Verhaftung der Ange- schnldigtsn vorgelegen habe, daß sie aber, als die gesetzliche Handhabe vorbanden war, in Haft genommen worden seien. Die Haft dürfe nach dem Gesetz erst dann ver» füg! werden, wenn Tatsachen vorliegen, welche die Gefahr der Ver- dunkelung begründen. Zeuge Wegmann gibt als Grund feines Mißtrauens gegen das UnterfuchungZvcrfahren an, daß die Ver. nsbmung de« Hauptmanns Pabft wegen angeblicher Krankheit de«- selben mehrere Tage hinausgeschoben und dann am Tage der Be. erdstgung Liebkn'ebtS vernommen worden fei. wo der Zeuge und d'e anderen Beisitzer der Vernehmung nicht beiwohnen konnten. Da Hauptmann Papst an diesem Tage die Absperrungsmaßnahmen leitete, habe der Zeug« angenommen, die Krankheit sei nur vorge- spiegelt worden. Der Anklagevertreter bemerkt, daß er die Beisitzer von der bevorstehenden Vernehmung deS HauvtmannS Pablt benachrichtigt ixrcd es ihm ferngelegen Hobe, diesen in ibrer Abwesenheit zu ver- nehmen. Auf eine Frage de« Anklagevertreter« K-G-R. I o e r n S antwortete der Zeuge Wegmann, gegen die Person de« KriegSgerichtSratS Jorrnt habe er keine Bedenken, nur die Bcfra-ning de« Zeugen DrSger im UoterfuchungSverfahrcn fei ihm bedenklich erschienen. Da» Mißtrauen wegen de« Untersuchung»- Versahrens richte sich nicht gegen die Person deS K.-G.-R. J'v e r n S, sondern e« gründe sich auf da« allgemeine Mißtrauen, welches in weiten Kreisen gegen die Militärgerichte bestehe. Der Anklag  «. Vertreter bemerkt zu de« Zeugen Angaben über die Vernehmung Träger«, dieser habe in Gegenwart der Beisitzer sich nicht ge-
das Volt gegen üen Gewaltfrieüen. Die Reichsregierung hat bereit»' darauf hingkwiesen. daß bei ihr eine Unzahl von Telegrammen und Schreiben au« ganz Deutsch  . land fortgesetzt einläuft, in denen alle BevölkerungSkretse gegen den Eewaltsrieden protestieren. Auch gus dem neutralen Ausland« kommen Proteste der dort lebenden Deutschen  . Samt. liehe Krindgebungen sind ein deutliche» Zeichen dafür, wie tief da« gesamte Volk durch diesen geplanten letzten tödlichen Schlag ge- troffen werden wird, und daß e« deSbalb alle» daran setzen wird, diesen Frieden, der dem deutschen   Volke vollends den GarauS machen würde, abzuwenden. Di« t?auptsorge aller richtet sich auf unsere schwer bedrohte Ostmark. Am ergreifendsten sind die Kundgebungen, die au« der Ostmark selbst kommen. Au» Ostpreußen  , da» durch die geplante Erenzgestaltung de» FriedenSv-rtrage» vom Reiche abgetrennt werden soll, sind de« weiteren Hunderte von Entschließungen au» fast allen Orten ein- gelaufen, in denen Hunderttausende gegen den Gewaltfrieden Pro» test erheben. Die Telegramme, die aus jenen Gebieten stammen, für die eine Dclkeabstimmung voraesehen ist, sind ein Zeichen dafür, wie diese AHtimmiing ai'»fallen würde. Auch der Gesamtverband der christlichen Ge» werkschaften Deutschland»«läßt«inen Aufruf, der den �swaltfriedcn al» unmöglich darstellt und gegen die Sklaverei im Pienst ausländischer Kapitalisten protestiert. _ Auch Wr Vorstand der Landwirtschaftska'mmer für die Provinz Schlesien   ließ einen entschiedenen Protest an die Reich». reqierung ergehen, in welchem neben der Beibehaltung der alten Grenz« gefordert wird, daß der Weiterdurchzug der Armee Haller bi« zur Klärung der Fnedenifroge sofort s I st i e r t wird. da gerade Schlesien   durch eine Verstärkung der panischen Streit- macht aufs schwerste gefährdet wird. Gegen die iviehabliefernng. Der stellvertretende Präsident de» Deutschen Land» wlrischaftSrat», Dr. Freiherr von Tetto-Reichevtshausen, hat an den Herrn Reichiminister de» Autwärtigen, Grafen von Brockvorff Rantzau, eine Depesche abgesandt, in der er sich gegen den schmachvollen Frieden wendet. E» heißt da u. a.:..Der For» derung der Viohablieferungen wird die Landwirtschaft den stärksten Widerstand entgegensetzen, weil sie dadurch zum Stillstand v«r. urteilt und da» deutsche   Volk dem Hungertod« preis- gegeben würde." preußische Lanöesversammlung. Di«n»tag. den lS. Mai, mittags 1 Uhr. Am Miwistertisch: Da» ganz« preußische Ministe, r i u m unter Führung de» MwsterprSsidenten Hirsch. Auf der Taoesoridnung steht di« Besprechung der Erklärung de» Ministerpräsidenten vom 8. Mai. Al» erster ergreift da» Wort der Abg. Graef-Frankwrt a. M. lSoz.!. Er gibt der tiefen Enttäuschung darüber Ausdruck. daß die FrietzenSbedingungen so wenig den von Wilson während de« Kriege» und bei Gelegenheit d«S Waffenstillstandes aufgestellten Grundsätzen entsprechen. » Di« Preußische Landetversammkung wird sich, fall? die heutige Tagesordnung in einer Sitzung erledigt wird, angesichts der allge- meinen politischen Lage auf etwa 14 Tag« vertagen. Auch Aus» schußvtzungcn finden während dieser Pause nicht statt.
necht-Luxemburg  . traut, eine Aussage zu machon. Erst alst die Beisitzer das Zimmer oerlassen hatten, sei eS ihm. dem Anklagevertreter, gelungen, den Dräger zu'einer Aussage zu bewegen. Di« Zeugen Rusch vom BollzugSrat und Struwe vom Zentralrat, die ebenfall» als Beisitzer am UntersuchungSver. fahren teilnahmen, stimmen in den tatsächlichen Angaben über das UntcrsuchungSvcrsahren mit dem Zeugen Wegmann ül-ereia, und antroortan-ruf Befragen de? Vorsitzenden, daß sie außer dem in diesem Prozeß vorgebrachten Bcweisowtcrial kein weiteres Material vorbringen können. Geh. Modizinalrat Dr. Straßmann wird auf Antrag des Ver» teidigers über den Geisteszustand des Angeklagten Runge gehört. Er kann, gleich den bereits vernommenen Sachverständigen, n i ch r annehmen, daß sich Runge h«;. Ausführung der Tat in einem die strafrechtlich« Verantwortung ausschließenden Dämmerzustand befunden Hobe. Kraftfahrer Jan ch k o w. der das von Wegmann erwähnte Gespräch mit Wolf gehabt hat. wird vernommen und gibt an, ein Unbekannter hebe ihn aufgefordert, sich wegen einer Aussage mit den Unabhängigen in Verbindung zu setzen. Am folgenden Tag« sei er telephomsch nach demFürstenhof" bestellt. Dort hätten ihn zwei Heilren erwartet, welche ihm erns Be­lohnung von 100 000 M. in Aussicht stellten, wenn er über die Tötung von Rosa Luxemburg   die Wahrheit sage. Dab i st.-i er gefragt worden:.Nicht wahr, Oberleutnant Vogel bat sie doch erschossen?" Der Zeuge habe darauf geantwortet,«r werde vor Gericht di« Wahr- holt kaaen Damit sei daS Gesprä-b aW�-rchen werden. Zeuge Leutnant Jansen stand Posten auf der Lichtenstein- brücke, al» das Auto mit Rosa Luxemburg   dieselbe passiert«. Auf den Anruf deS Zeugen habe der Wagen gehalten, eh« er herankam fei ein dunkler Gegenstand aus dem Wagen geschleppt worden, der Chauffeur Hab« zu ihm gesagt, er solle sich nicht beunruhigen, e« fei die.Leiche von Rosa Luxemburg  . Er habe dann auch etwa« im Wasser schwimmen sehen urd mit Leutnant Röpke zusammen dem Angeklagten, Hauptmann Weiler Mitteilung von dem Vorgang gemacht. Ter Vorsitzende stellt fest, daß der Angeklagte Weller über diesen ihm bekannten Porgang bei seiner Vernehmung bewußt Unwahre Angabrn gemaib- hat. Ange kl. Wellcr gibt da»» und erklärt sein Verhalten t. durch, daß er nicht in ei« GerichtSver- fahren verwickelt werden.vollte. Zeuae Leutnant R ö. k e: Al» da» Auto an der Lichtenstein- brücke hielt, wurde ein dunkler Gegenstand herausgetragen, den ich für ein Maschinengewehr dielt. Ich fürchtet« einen Sva-'». kistcriangriff, richtete ein Maschineiigewchr auf die Leute und rief: ..Salt oder wir schießen." Da wurde mir zugerufen:.Nicht schießen, wir bringen die Leiche von Rosa Luxemburg  ." Darauf sab ich, wie die Leiche inS Wasser geworfen wurde und hörte sie a»fichlagen. Dem Hauptmann Wcller erstattete ich die dienstlich« Meldung:Die Leiche von Rosa Luxemburg   ist eben ins Wasser geworfen, man kann sie noch schwimmen schert." Der Ankla'-evertreter hält dem Angeklagten Weller vor, daß er bei ftiner Vernehmung gesagt babe. er wisse nicht» von dem Vorgang mit der Leiche der Frau Luremlburg, er habe davon erst am folgenden Tage auf der Wach« gebört. Zeuge Stadiv. Wild(Charlottenburq) ist vor L bi» 3 Wochen mit dem Zeug-n Woida in Berührung gekommen, der ihm mitteilte. die Leiche Rosa Luxemburg  ? sei mit Steinen beschwert und mit Stacheldraht umwickelt in» Wasser gewo.rfcn worden. Woida hat dem Zeugen auch die Stelle gezeigt, wo die Leiche in» Wasser ge. warfen worden seit, solle. Tie Beweisaufnahme ist beendete In der Nachmittag»sttzung werden di« Plädoyer» gehalten.
?nöustrie und Handel. Tie Börse. An der Börse machle sich zu Beginn eine leichte Er. r e g u n g bemerkbar, die jedoch bald wieder verloren ging. Beran. lassung hierzu gab der Rückgang derKri«g»anleihen auf etwa 7g>4 Proz. Auch sollen vereinzelte Zwangsverkäufe vorge- nommen worden sein. Höher hatten Schiffahrtsaktien ein- gesetzt, die aber schließlich unter gestrigem Schlußkurs notierten. Auch einzelne Montan- und Rüstungspapiere waren gebessert. Stark angeboten waren Kanada  , auch Kolonialwert« lagen schließ» lich schwach. Ziemlich gute Meinung bestand für österreichische Werte, im Zusammenhang mit der Besserung der österreichischen Valuta. Das Geschäft war sehr still; die Börse schloß matt.
Friedensvertrag und Baiuta. Di« Bewertang des deutschen Geldes im Autland ist bekannt» lich der Gradmesser für da» Vertrauen, das da» Ausland der beut» scheu Wirtschaftskraft entgegenbringt. So ist e» jetzt bezeichnend, daß der Markkur» allerwärts wieder im Sinken i st, nachdem er sich vorher in der Zeit vom 26. April bis zum 7. Mai d. I. ganz erheblich erholt hatte. Eine kurze Tabelle, in der die von der Reichs- bank festgesetzten Devisenkurse angeführt sind, mag da» beleben. Es kosteten in Berlin  : am 26. April 7. Mai 12. Mai 100 N........ 645, 437, 487,- Mk. 100 Schweizer   Hr... 276.75 222. 247/. 100 Schweizer   Kr... 859,76 296, 821,. Da« Steigen der Devisen in Deutschland   entspricht dem Sinken de» Markkurses im Ausland. E» geht daran» unzweideutig hervor, daß, wa» auch in neutralen Pressestimmcn wiederholt zum Ausdruck kam da» Vertrauen in Deutschland  » Wirtschqft»lrast w i e de r auf» Neue Ins Wanken kommst, ganz gleichgültig, ob wir den Frieden annehmen oder ablehnen, da di« Erdrosselungsmaß. nahmen der Entente«in Wiedererstarken de» deutschen Wirtschaft». leben» zur Unmöglichkeit machen. Welch« Folgen die Entwertung der.Mark auf die Verteuerung ausländischer Lebensmittel und Rohstoffe haben muß, liegt auf der Hand. Selbst eine amerikanische Valuta-Anleihe, von der in letzter Zeit ja wiederholt gesprochen war» den ist. könnte diesen Prozeß auf die Dauer nicht aufhalten, weck» di« Entent« un» keinen Frieden gewährt, der uns erträglich« Le» benSbedingungen gibt.
HroßSerlw Auch eine standrechtliche Trschiestnng. 6>ll da» verfahren sein, nach welchem im März der knapp lSjähriac l w i n 31 e qf e. frühere» Mitglied der Republikanischen So!- datenwehr in Neukölln, vom Leben zum Tode befördert wurde. Nach seinem Ausscheiden au» der R. S.-W. wurde, weil er da» Gewehr noch nicht abgeliefert hatte,»m« Haussuchung in der Woh, nung seiner Eltern vorgenommen, und dort fand sich in seinem Bett die Waffe. Nur aus diesem Grund« sei er. versichert sein« Mutter, sofort in Haft genommen worden, und aus ihr habe er nach etwa acht Tagen an di« Eltern geschrieben, daß er erschossen werden solle. Ter Bater setzte alles in Bewegung, den Sohn zu retten, konnte aber über seinen Verbleib und über sein Schicksal 'nicht? Bestimmte» ermitteln. Erst sechs Wochen nach jener Ver-
Haftung erhielt er den niederschmetternden Descheid, daß man den Sobn tatsächlich erschossen hatte, aber eS fehlte jede Angabe darüber, wo die Leiche geblieben war. Nach weiteren zwei Wochen wurde dann im Mai unter den vielen in da» Berliner   Leichen- schauhauS eingelieferten Leichen, die inzwischen aus dem Wasser aufgetaucht waren, auch die deS jungen Nehsc erkannt. WaS ist bisher geschehen, diese dunkle Erschießungsaffäre aufzuklären?
Gegen die eigene Regie. Der BcrbandSauSschuß Groß-Berlin'hat sich auch, wie wix be» reit» berichteten, in seiner gestrigen Sitzung mit den zur Sieue- rung der Arbeitslosigkeit durchgeführten NotftandSarbeiten in den Tauerwäldern des Verbände? beschäftigt. Nach länaerer Erörte» rung wurde, wie wir erfahren, vereinbart, daß gewisse Notstand». arbeiten allmählich in Unternehm« rarbeiten übergeführt und die durch die ganz geringen Arbeitslei st ungen außerordentlich unwirtschaftlichen Regiearbeiten de« Berbapde» nach and nach abgebaut werden sollen.
Ter Protest der Telephonistknneu. Vc-m Verein der Post- und Telegraphenbeamt-innen wird un» geschrieben: Ueber die Mißstände im Fernlprech Wesen hatte da» Gouverne- ment Berlin   vor kurzem eine Beschwerde in di« Bcesse gebracht, in der den Angestellten mangelndes Pflichtbewußtsein und Arbeit». unlust vorgeworfen und dagegen energisches Vorgehen der Ober- Posidirektion Berlin   verlangt wird. Die weiblickien Beamten der Groß-Berltner Fernsprechämter haben sich über die Notiz des Gou- vernements stark verletzt gefühlt und legen gegen den unsachlichen Angriff sowohl als auch gegen die Art und Weise der Beschwerde s-bärflte Verwahrung«in. Daß zurzmt schwere Miststände im Fernsprechwesen bestehen, soll nicht bestritten werden. Der neue Posthau»haltsplan für 1919 steht nicht umsonst 65 Millionen Mark für JnstandsetzungSorbciten an Fernsprechanlagen vor,»die durch die KriegSverhältniss« so in Rückstand geraten sind, daß mit dem Wiederaufbau mit Beschleunigung vorgeaangen werden muß". Die rorkonimenden Falschverbindungen, vorzeitigen Trennungen und da« lange Warten de» Teilnehmer» am Apparat sind auf die' durch di« Kriegszustände bedingten Mängel de» System» und die gleich» fall» damit zusammenhängende Ueberlastung des Personals zurück- zuführen. Tie Teilnehmer können da» selbst leicht daran prüfen, daß sie auf einzelnen Aeintern häufig die Entgegnung hören werden. daß sämtliche Leitungen nach dem verlangten anderen Amt be- setzt seien. Da« BerslMak in seiner Gesamtheit hat in den verflossenen KriegSsabren und der gegenwärtig schweren Zeit, die eine nie ge». kannte Benutzung des Fernsprechers zeigt., m vollstem Maße unter den schwierigsten Umständen und unter Aufbietung aller Kräfte seine Pflicht getan und dafür in mehrfachen Bermgunaen vom scheidenden Staatssekretär Rüdlin und dem Ober-Postdirektor Ge- �eim'-at Vorbeck re'-len Dank und vollOe Anerkennung ncerntet. Die Fernsprechbeamtinnen bezahlen ihre Pflichttreue mit ihrer Ge- sundheit. Medizinisch« Statistiken der Reichspostverivaltung stellten fest, daß unter 1000 etatSmäbig onaestellten Post und Te'earaphcn. gehilffnnen im Fahre durchschnittlich 1100 erkranken, während die gleiche Krankenziffer bei den Kontoristinnen z. B. noch nicht 250 beträgt. Solch« von völliger Unkenntnis der Verhältnisse zeugende Preßrwff»en sind nicht geeignet, den Verkehr durch den Fernsvrech-r zu erleichtern,' da sie das Publikum gegen die schwer belasteten Beamtinnen ausreizen. Wenn es üblich wird, daß e'ne Behörde «inen ganzen Stand in so schwerer Wci'e belechigt, wenn sie Grund zur Beschwerde über einzeln« Anaeböriae deS Berufes zu baben glaubt, so wird daraus bald«in Kamvf aller gegen alle ent» stehen. Das Gouvernement ist sich seiner Pflicht als oberste gutz- führend« Militärbehörde Berlin  » nicht bewußt gewesen, al»«S dies« Notiz in die Press« setzte und hat den namentl'ch von den Militärs. s-ben Stellen besonder» scharf betonten dienstlichen Beschwordeweg völlig außer acht gelassen._
Bei der Eintreibung von Kirchenstenern kommen immer noch toll« Dinge vor. Sollte e» der Berliner   Stadisbuode gar nicht möglich sein, in den Listen der Kirchensteuerpflich- tigen die notwendig« Ordnung zu schaffen? Seit vielen Jahren ist darüber geklagt worden, daß immer wieder Ani» forderungen zur Zahlung von Kirchensteuern noch an Perspnen aerichtet wurden, die längstt auS der Kirch« ansge'chieden waren. Daß trotz aller öffentlichen Rügen durch die Presse man keine wirk- samen Vorkehrungen gegen die Wiederholung solcher Mißgriffe ge­troffen hat, ist doch geradezu«in Slandal. E'n Leser meldet un». daß er noch setzt mit einer Aufforderung zur Zahluna von Kirchen. steuern für sich und sein« Frau belästigt wird, obwobl er schon im Jahre 1897 seinen Austritt aus der Kirche erklärt hat und sein« Frau im Jabre 1910 gestorben ist. Für den Fall, daß er nickt binnen acht Tagen zahlt, werden ihm ZwangSmaßregeln anoc. droht. Die Siadisynode hat einmal«inen Mann, der ihr auf eine unberechtigt« Kirchensteuerforderung mit einem derben Brief ge- antwortet hatte, wegen angeblicher Beleidigvng vor Gericht ge- schlepvt. Ist«S aber«in Wunder, wenn bei solchen Bummeleien den Belästigten der Arimip packt, und er eine nicht dem Kom- vlimentierbuck entnommene Antwort gibt? Unkundige welsen wir übrigen» ausdrücklich darauf hin, daß die Berliner   S'adtsvnode nicht, wie oft irrtümlich angenommen wird, ein Teil der Berliner  Stadtverwaltung ist. Sie hat mit der Stadtverwaltung nicht» zu hin und ist lediglich eine kirchliche Körperschaft für da» Stadt. gebiet Berlin  . Drei Todesopfer in einer Familie. Di« Kutscherfrau Manze vermißt« sei den Unruhen ihren Ehemann und zwei erwachsene Söhne. Vor vier Wochen wurde nun der ein« Sohn au» der Spree  gelandet, acht Tag« später der Mann. Gestern endlich fard man auch den zweiten Sohn, den 22 Jahre alten Arbeiter Karl Manze an der Waisenbrück« al» Leiche in der Spree   wieder. Er hat ebenfall»«inen Schuß erhalten. Eine LiebeStragSdie bat sich gestern in dem Haufe Petersburger Straße 70 abgespielt. Hier wohnte der 24 Jabre alte Schneider Max Knuth. der von seiner Frau getrennt lebt«. Gestern abend um 8 Uhr fand ihn sein« Frau in seiner mit Go» angefüllten Schlafstube tot im Beffe liegen. Neben ihm lag die Lei-be«ine» Mädchens, dessen Persönlichkeit noch nicht festgestellt ist. E» liegt ohne Zweifel ein Doppelselbstmord vor. Ein Boot«nfall, dem zwei Personen zum Opfer sielen, er- eignete sich am Sonntag mittag aus der Spree   in der Nähe der Preßluftwerke. Ter GerichtSbeamt« Trautmann auS Berlin   machte mit seiner Frau und seinem Schwiegervater«ine BovtSvartie. In der Näh« der Preßluffwerke kenterte da» überladen« Boot und die Insassen fielen in» Wasser. Drei Arbeiter der Preßluftwerk« schwammen sofort nach der Unfallstelle und e» gelang ihnen, die beiden Herren, die sich an dem Boot festgeklammert Haffen, zu bergen. Frau Trautmann war bereits Untergegangen. Bei den beiden bewußtlosen BootSrnsc�ssen wurden Wiederbelebungsversuche angestellt, die jedoch nur bei dem Gerichtsbeamten von Erfolg waren. Sein Schwiegervater, Herr Toll, war woU infolge«in?» Herzschlage» verschieden. Die Leiche der Frau Trautmann ist bis- her noch nicht geborgen worden. Fortbildungskurse für Lehrer und Lebrerlnueu. Die«t a-«. lich« H-iuvtflelle Rr den naturwRens-taftli-ten Unterricht»er- aniialtet auch in diesem Sommer Lehrgängerr skorlh'tdung der Ledrer und Lehrerinnen Mroß»Berl>n». Reil eingerichtet find Fütxnngen durch da« Muinnn für Meereskunde fProsessor Etnhlbergl. serner Unterweisungen über die Einrichtung mineralogischer Sgmmlnnaen für den Unffriichl s<Lc. beimrat Professor Dr. Liedi ch). Hebungen in der allgemeinen chemischen Pddfiologi« der Ti-re sSiudierrat Larnprechh und Ueburwen mit Niid. weriern und Startüchieiurichiunqen<Dr. volkmrnn und Dr. T. Fischer). Meldungen sind an dl« Havptftells, Berlin   W 35, Pottdamer Straß« 120, zu richten.