i'eSr mißliches unf» gerade die moderne Re'chtsschnlö hat sie stets verwarfen. Auch ein Revolutionstribunal hätte seinem Urteil die Erzählung der Angeklagten zu Grunde legen müssen, ni'cht weil es sie glaubte, sondern weil kein anderer erwiesener Tatbestand da war. Es hätte allerdings diesen Tatbestand rechtlich anders würdigen können und müssen, aber dabei wäre es auch nicht zu einer Verurteilung wegen Mordes, sondern höchstens wegen Körper- Verletzung mit tödlichem Ausgang gelangt. Man muß sich überhaupt hüten— und hier liegt die drin- gende Gefahr des politischen Pro�eßeinschlages—, Rechtsgrundsätze, auf deren Vertretung man bisher stolz gewesen ist, einfach über Bord zu werfen, weil sie ein- mal dem politischen Gegner zugute kommen. Tie Sozialdemokratie hat stets die Ergebnisse der mo- dernenStrasrechtswissenschaft unterstützt. Unter diesem Gesichtspunkt halten wir es für blamabel, wenn die „Freiheit" auf einmal das Urteil gegen den geistig voll- kommen minderwertigen Runge als zu milde be- kämpft, während bisher die Sozialdemokratie stets bestrebt war, einen gesetzlichen Zwang zur Berücksichtigung der geistigen Minderwertigkeit in das Strafgesetzbuch hineinzubringen.— Wer ferner stets das Urteil des Reichsgerichts im Falle des„Versuchs mit untauglichen Mitteln" für Blödsinn erklärt Hot, durch das bekanntlich ein« nichtschwangere Frau wegen versuchter A b t r e i- b u n g bestraft wurde, der kann fetzt nicht plötzlich umlernen und in dem Schuß auf eine tote Frau einen versuchten Mord sehen(daß Rosa Luxenchurg im Augenblick des Schusses des Lberleuwant Vogel schon tot war, ist zwar nicht völlig ein- wandfrei erwiesen, mutz aber nach dem Grundsatz tu dubio pro reo zu seinen Gunsten angenommen Vierden ), Vor allen Dingen aber darf man nicht plötzlich den Grundsatz über Bord werfen, der stets ein Paladium jeder FreiheitSbewegrmg war, wonach niemand seinem ordentlichen Richter entzogen werden darf. Das von der„Freiheit" ver- langte Revolutionstrrbunal hätte einfach einen Rechts- bruch bedeutet, dem sich die Angeklagten nicht zu fügen d auchten. Auch der letzte Mann, auch der politische Gegner, auch der angeklagte Ossizier, hat Anspruch auf seinen gesetzmäßigen Richter, und läßt man diesen Grund- Kitz fallen, dann öffnet man allerdings Erscheinungen, wie der Abschlachtuug der Münchener Geiseln TorundTür. Weil die Regierung eine Kontrolle der Vorunter- f u ch u n g zuließ, glaubte der Verteidiger der Angeklagten schon, ihr Rechtsbeugung und Beeinflussung der Rechtspflege zuungunsten der Angeklagten vorwerfen zu können. Sicher zu Unrecht: aber dieser Angriff zeigt doch, laß die Regierung w ihrem Bestreben, die Tat aufzuhellen, so weit gegangen ist, wie sie irgend gehen konnte, ohne die geltenden Gesetze zu verletzen. Entweder man will PolitischeRache oder man will Justiz. Wenn man nur das e r st e r e will, da habe man auch den Mut, es zu s a g e n. Die„Freiheit" zieht schließlich noch eine Parallele mit der Freisprechung des Mörders von Jaurtzs, V i l l a i n. Der Vergleich ist schief. Denn Villain war geständig, seine Tat vollkommen aufgeklärt, trotzdem wurde er freigesprochen. Im Fall Liebknecht dagegen konnte das über der Tat schwebende Dunkel nicht zerstreut werden, im Fall Luxemburg istAVer- nrleilung und Bestrafung erfolgt. Die Richter im Falle AillSin haben das Recht einfach ins Gesicht verhöhnt, während die Richter im Mordprozeß Liebknecht- Luxemburg der Vorwurf trifft, daß sie zweifelhafte Tatbestände und zweisel- hafte Rechtsfragen allzu einseitig zugunsten der Ange- klagton ausgelegt haben. So sehr wir das bedauern und ver- urteilen, auf einer Stufe mit glattem R?'l l rnch st'ht dies Verhalten nicht. « Heber die RecktAkoge nach der Urteilsfällung teilt esne hiesige Korrespondenz mit: Das Urteil im Liebknccht-Luxemburg Prozeß bedarf, um rschtSwirfstint zu werden noch der Bestätigung. Ls entsteht jetzt jedoch die Frage, wer für das außerordentliche Kriegsgericht zuständig ist. Bekanntlich war für die Bestätigung
vmt Urteilen der Feldkri-egsgericht« bischer bei Konkingentschett, in diesem Falle also der König von Preußen zuständig. Nach der Revolution wurden die betreffenden Verordnungen dahtn abge- ändert, daß die Bestätigung dieser Urteil« durch«ine vom Rat der Volks beauftragten zu bestimmende Persönlichkeit be- stätigt werden. Da der Rat der Volksbeauftragten als solcher nicht mehr besteht, dürfte also die Preußische Landesversammlung zu- ständig fein und die Bestätigung des Urteils durch den P r e u- tzischen Ministerpräsidenten erfolgen. Das Gericht wird jedoch, um in diesem Falle volle Klarheit zu haben, die Entscheidung des Ka binetts einholen. Die Verurteil- ten bleiben bis zur Vollstreckung des Urteils in Haft. Gegen das Urteil deS außerordentlichen Kriegsgericktes gibt es keine Be- rufung, doch wäre es immerhin möglich, daß bei einer Nicht- beftätigung deS Urteils durch die Regierung eine Wiederauf- nahm« d«S Verfahr«nS erfolgen würde.
vom internationalen§rauenkongreß. Forderungen für den Friedensvertrag. Zürich , 14. Mai. (Schweizerische Depeschen-Agentur.) Der Internationale Frauenkongretz fordert« bei der heutigen Nachmittags-Sitzung, daß die Friedenskonferenz folgende Forde- rungen in den Friedensvertrag aufnehme: Die Frau erhält das Stimmrecht und die Anerkennung ihrer G l e i chst e l ln n g mit den Männern in den nationalen und internationalen Körperschaften der Gesetzgebung und Verwaltung. Die Frau untersteht wie der Mann dem Schutze des Gesetzes gege» die Sklaverei. Die Ehefrau besitzt ihr« vollen persönlichen und bürgerlichen Rechte, einschließlich des VerfügnngSrechteS über ihren Verdien, und die Entscheidung über ihr Eigentum frei von jeder Bevormundung durch ihren Mann. Der Mutter steht da? gleiche Recht für Vormundschaft über ihre Kinder zu wie dem Vater.' Die verheiratete Frau hat das gleiche Recht ihre Nationalität zu behalten oder zu vertauschen wie der Mann. Alle Erziehungsmöglichkeiten stehen beiden Geschlechtern offen. Die Frau soll jede Gelegenheit haben, sich für Berufe und Gewerbe auszubilden wie der Mann. Die Re- glementierung der Prostitution wird abgeschafft, der Mäd- chenhandel verboten und eine gleiche Moral für Mann und Frau geschaffen._ die Lage üer deutschen in Mittelamerita. Keine wesentlichen Beschräntunge».- Berlin , Ib. Mai. An amtlicher Stelle find Bericht« über die Behandlung der deutschen Staatsangehörigen in Mittelamerika ei». gegangen. Danach liegen bisher keine Klage« deutscher Staatsangehöriger oder Unternehmungen über Konfiskation deut- scheu Eigentums vor; nur in Guatemala scheint die Elektrizi- tätsgescllschaft der Hauptstadt von der Regierung beschlagnahmt worden zu sein. In ihrer Bewegungsfreiheit find die in Guatemala sich aufhaltenden Deutschen nur insoweit beschränkt, als sie das Land nicht verlassen dürfen. In Costarica sind Eigen- tum und Person der Deutschen bisher überhaupt.keinen Beschrän- kungen unterworfen worden. die Säuberung üer preußischen Verwaltung. Es wird Licht. SK Allmählich wird doch aufgeräumt. Wie wir dem Stet- tiner„Volksboten" entnehmen, find in Pommern dt« Landräte von Eiscnhart-Rothe in Bublitz. von Hertzberg in Ncustettin, v. d. Marwitz in Stolp und v.' Gcrlach in Kolberg in diesen letzten Wochen einstweilig in den Ruhe st and versetzt worden. Fhre Nachfolger sind Männer, die im Geiste der neuen Zeit zu arbeiten gewillt sind. Es wird Licht, sogar in den pommerschen Landrats- stube». Cin Münchener Kommuniftenführer verhastet. Wien , 15. Mai. In der Nähe von Innsbruck ist gestern der Münchener Spartakistenführer A x e I r o d verhaftet worden. Er war in Begleitung eines Mannes und einer Frau über die bayerische
proseßor Troüsch. Von HanS Gathmann. Er hieß beileibe nicht„Trodsch", vielmehr höchst ernsthaft Professor Dr. Trodschimsky. Diese Verkürzung seines Namens hatten sein« Schüler erfunden, und oft war ihm schon höhnend, spottend, verächtlich das Wort.Tro— odsch" zugeflogen, und die bösen Rufer waren hinter der nächsten Ecke verschwunden. Er lächelte mitleidig über solche Bidbenstreiche, ohne aber sich je zu fragen, warum er der Jugenid lächerlich erschein«. Er fand aus dem strenggeschlossenen Kreise' seines Alltagslebens nicht mehr heraus. Vierzigjähriger Verkehr mit Gram- matik, griechischen und lateinischen Vokabeln, den zum Ekel oft gelesenen Reden. Geschicht�chilberungen, Gedichten, Epen der Alten hatte seinen Geist eingeebnet, hatte jeden Sinn für die Forderungen der Gegenwart und Zukunft, alles Verständnis für das stürmische Drängen der Fugend nach Neuem und Lebens- frischem in ihm ertötet. Sein Geist bewegte sich nur noch in den engen Bahnen des Jahrespensums, und mit aufteilender Pedan- terie erklärte er zum hundertsten Male die regelmäßige Verba. Trampelte seine Klasse vor Ungeduld und Langeweile, sah er em- puct über die goldenen Brillenränder, und die Strenge, die zu verwirklichen ihm nicht gelang, weil er sich stets dieser frechen Ju- gend unterlegen fühlte, machte ihn nur erregter. Er lebte be- ständig im Kampfe ant dieser Jugend, die ihm und seinem guten Willen geradezu feindselig gegenübertrat. Er fühlte und wußte: keines Jungen Herz geborte ihm, er guälte ihre Hirne, sie lernten unter seinem und der Eltern Zwang, nicht aus Freud«, Wissens- dürft, er beunruhigte sie mit schwierigen Klassenarbeiten, schlech- ten Zensuren, die seine einzige Rache waren. Ost empfand er Sehnsucht, die Herzen dieser eigenwilligen Jugend zu gewinnen. und er legt« sich eine Rede zurecht, die er ihnen ernst und feierlich halten wollte. Aber jedesmal erstarb sein guter Vorsatz, ein« Ver- sohnung herbeizuführen, vor der unerbittlichen Feindschaft, die ihm die Jugend entgegenbrachte. Er hätte es nicht überstanden, wenn sie auch seine Versöhnungsrede verhöhnt und niedergetrampelt hätte. Deshalb hielt er sie nie. Wohl manchmal fühlte er in- stinktiv, daß diese Jugend nichts mit ihm gemeinsam hatte. � Sie lebte in unbändigem Drange nach allen Wundern der Welt jedem neuen Tage entgegen, und er ging, hoffnungSarm und allen Pro- blemen und Fragen der jungen Gegenwart abgestorben, eingekerkert in das Gehäuse seiner auswendig gelernten Weisheit, zu Bett, ohne Unruhe, aber auch ohne Freude. Jene wollten Verkünder des Leben», Männer vielleicht, die das Tote lebendig zu machen wußten. Konnte er das nicht? Es schien nicht so, Es kam sich oft lächerlich arm vor, und wenn er abends in seinem Studierzimmer saß, sah er manchmal wie von einem Gipfel seiner Seele herab sein eigenes Leben. Er hatte totes Wissen im Hirn aufgenommen und lnt totes Wissen ab. Und zum Dank da- für lachte ihn die Jugend aus und haßte ihn wahrscheinlich. Da- zwischen waren Schulfeiern, in denen er hin mid wieder streng nach Regel» de» deutschen Granunoftk etwa eine Red« zum Ge-
burtstag« der„unvergeßlichen" Königin Luise oder gar deS Kaisers selbst hielt, die immer in Hurra ausklang. Das mar der Moment, wo alle» mit ihm die Hand erhob und mitrief. Dann stieg er feierlich vom Rednerpult,' das vor der umkränzten Kaiserbüste stand, herunter. Das waren so die Höhepunkte seines Lebens. Sonst gab nichts seinem Dasein Inhalt, und er lebte und redete streng nach den Regeln der Grammatik und der Syntax. Eines Tages hörte er durch Zufall das Gespräch zweier Schüler, die so verliest in ihre Unterhaltung auf dem Schulhof« waren, daß sie gar nicht merkten, in welcher Nähe er stand. An- scheinend sprachen sie über den großstädtischen Barietekünstler, der am Abend vorher in der kleinen Stadt gastiert hatte. „FamoS! sage ich dir" rief dex eine,.diese» Lieb von der Bajadere, die der indiscke Radjah'seinem Gaste zur Verfügung stellt, damit er sie„too's de, wennst«, wiest« kannst genießt"! Gebrüllt habe ich bei der Stelle!„Hinterndien, Vorderindien! Auf der Brust zwei schmale Ketten vorn und hinten zwei Servietten� — und diese Bewegungen der Bein« und des Körpers dazu— einfach zum Schreien! Schade, daß der Trodsch nicht da war, da hätte er mal gesehen, was Leben' ist, diese Mumie!" Und der andere:„Wahrhaftig! Aber da weiß ja auch jeder dreckige Spatz mehr vom Leben als der!" Und sich schüttelnd vor Lachen gingen die beiden weiter. In der Stunde bekamen die beiden Schüier«ine Vier, worauf sie ganz verdutzt waren. Der Trodsch war so aufgeregt, ohne Grund, und sein« Lippen zitterten. Er empfand eS wie eine sckwere Wunde nach diesem Gespräch, daß ihn von der Jugend eine. Kluft trennt«, die er nie überbrücken konnte.„Sie zählen mich zu den toten Dingen", dachte er.„Ich bin ihren nichts, weniger als«in Spatz !" Dieses Eingeständnis knickte ihn nieder. Sick pensionieren lassen? Er fürchtete sich fast aus dem geraden Gleise seines Lebens herauszutreten und ein andere« zu suchen. Er war an die Gewohnheit gekettet und sein eigener Sklave. Nachmittags ging er an diesem Tage in die alte Bibliothek des GywasiuwS, das früher ein Kloster gewesen und schöne Bücher- schätze barg. Da lag noch ein hoher Haufen sehr alter Bücher, die er ordnen wollte. Die hohe Rega?« mrt den dicken Lederbänden und der dumpfe Geruch bedrückten" ihn. Und er löste die straffen Scharniere eines staubbedeckten Bandes, und die dicke schwarze Schrift sprang ihm böse entgegen. Er las und kroch dabei in sich zusammen, daß er greisenhaft, verschrumpelt und steif aussah wie em Ueberbleibsel aus vergangenen Jahrhunderten. Während des Lesens aber tanzte plötzlich die Bajadere, von der die Schüler gesprochen, nackt vor seinen Augen, so daß er mit zitternder Hand über seine Brill« fuhr. Aber dos Bild wich nicht. Er sah die prallen braunen Schenkel und die silbernen Kettchen über den steilen Brüsten. Und das Weib tanzte einen wahnsinni- gen Tanz der Lebensfreude und Luft vor seinen alten Augen. Plötzlich aber griff er auffahrend nach seinem Herzen und sank gleich daraus leise stöhnend in sich zwfawmen. Da« schwere Puch entfiel seinen blutleeren Händen.
Grenze' gekommen. Venu Abstieg verkette sich der Begleiter so, daß die drei nicht weiter konnten und schließlich einem Gendarmen tu die Hände sielen. Lxelrad und die beiden anderen Personen wurden nach Bayern ausgeliefert, da das ita'ienische Kommando in Innsbruck dieses Verlangen stellte.
Entschließung üer Dresüner Preßekonferenz Dresden, lO Mai. In der heute nachmittag im Ministerium des Innern stattgehabten Pressekonferenz wurde einstimmig folgende Entschließung angenommen und dem Präsidenten des Reichsministeriums Scheidemann telegraphisch übermittelt: „Die Pressekonferenz sächsischer Redakteur«, in der alle Parteien mrd Weltanschauungen vertreten sind, spricht ihr« einmütige Zu- st i m m u n g zu dem„Unannehmbar' deS Ministerpräsidenten Scheidemann aus in der Hoffnung und sicheren Erwartung, daß sei« Wort sich gegen den Geist der uns zugedachten Friedens- beding ungen richtet. Sie sind schmachvoll für den, der sie erdacht hat, und für den, der sie annimmt. Vor allem aber erheben wir lauten Einspruch gegen die bewußte Zeitlüg«, daß Deutschland der Urheber dieses Krieges gewesen ist. Der große Weltbetrug aber, der mit den 14 Punkten Wilsons geübt worden ist, muß bon allen Menschen verurteilt werden, die in der Erhaltung von Treu und Glauben das Grundelement jeder Art von menschlicher Gc- wemschaft sehen." Sitte mehr Sckam! Die„deutsche Burschenschast' hat an die Nationalversammlung eine Protestkundgebung gegen den Frieden der Entente gerichtet, die mit den Worten endet: Sollte aber der Friede eines habgierigen Hasses dennoch zur Wirklichkeit werden, so würde er in unserer Seele und in der Seele unseres Nachwuchses nur Raum übrig lassen für ein leiden- schaftlicheS Vorherrschen dreier Gefühle: Scham, Rachsucht und Haß. Wenn die farbentragende Studentenschaft, die während des Krieges ganz im alldentschen Fahrwasser segelte, sich schämen will. daß sie einst Sehnliches gewollt hat wie unsere Feinde jetzt tun. so ist dagegen nichts einzuwenden. Ebenso darf sie sich schämen, daß sie niedrige Gefühle wie Rachsucht und Haß propagieren will. Für „Gebildete" in der Tat beschämend. . Die Heimkehr üer üeutfchen Kriegs- gefangenen. verlm, 14. Mai. Die im Friedensverträge borge- sehen« Heimführung der 700 000 bis 800 000 beul, schen Kriegsgefangenen aus den alliierten Ländern stellt uns angesichts der zerrütteten Verkehrsverhältnisse und der inneren wirtschaftlichen Lage Deutschlands vor ein« schwere Aufgabe. Sie kann nur durch die Zusammenarbeit mit den Alliierten gespst werden. Die deutsche Unterkommission für Kriegsgefangene in Spa hatte sich daher an General Nudant mit der Anregung gewandi» in unverbindliche Besprechungen über die Rückführung der deutschen Kriegsgefangenen einzutreten, um einen reibungslosen und gv- ordneten Heimtransport zu ermöglichen, Hierauf teilte Nudant am 13. Mai in einer Note mit, diese Frage könne in Deutschland scheu jetzt studiert werden. Eine direkte Fühlungnahme der beiverfitigen Delegierten soll« aber erst später stattfinden. Dahingehende Instruktionen würden zu geeigneter Zeit erkeilt werden. Damit sino also die Bemühungen der deutschen Unterkom- Mission für Kriegsgefangene, den Abtransport unserer Gefangenen lwrzubereiten, bis auf weiteres lahmgelegr.
Schirbuu«? Dem Vernehmen nach soll Herr Haberland, bevorzugter Vertreter des spekulativen Baukapitals und Verfechter der Mietlasern«, als Sachverständiger für die Frage des Wieder- ausbaue nach Frankreich und Belgien herangezogen werden. Es ist unverständlich, daß dieser Mann überall seine Hand dazwischen haben muß, und ganz besonders in dieser Aufgabe, die nur im vollsten Pertrauen der Arbeiterschaft unter sachgemäßen Ge- sichtspunkten gelöst werden kann.
Am Morgen fand ihn der Schuldiener tot in dem kalten, muffigen Räume, wo die Gelehrsamkeit vergangener Zeiten in hohen Regalen aufgestapelt stand. Draußen aber stürmte im Lichte eines wunderbaren Frühlingstages die Jugend lachend und froh- lief) über die knarrenden Treppen.
Die Ausstellung ehemals feldgraue? Künstler. Fünfhundert Berliner Moler, Bildhauer und Architekten— zwei kriegsstarke Kompagnien— waren im Felde. Eine ganze An- zahl find gefallen, viel« sind verwundet, einigen ist sogar der rech:« Arm zerschossen worden und sie versuchen nun zum Teil mit leiv- lichem Erfolg ihre linke Hand zu künstlerischer Arbeit zu erziehen. Alle Altersklassen waren beteiligt, alte LandsiArmleute. die als Künstler schon bekannt, zum Teil berühmt sind, und junge Soldaten, deren Talent sich erst noch entfallen soll. Und dann kamen sie zurück, um ihre Fricdensarbeit wieder aux- zunehmen Aber sie fanden hier Verhältnisse vor, die das häufig ganz unmöglich machten. Ihre Aleliers waren besetzt, Kinu- operateure und alle möglichen Leute hausen zum Teil darin. Dii Maler bekommen kaum noch Leinewo-nd; Oel und Terpentin unp viele andere notwendigen Dinge, die man früher für ein paar Pfennige kaufen konnte, sind nur noch für teures Geld durch Per- mittlung der Kriegsgesellschaften nach unendlichen Plackereien zu bekommen. All« diese Umstände drängten die Zurückgekehrten zum Zu- sammenschlust. Sie schlössen sich dem Wirtschaftlichen Verband bildender Künstler an und haben dort einen Arbeitsausschuß ehe- mali« Feldgrauer gebildet. Hans Baluschek , der bekannte Schilderrr des Arbeiterlebens, ist ihr Vorsitzender. Jetzt haben sie eine Aus- stellung porberettet, die vom 1. Juni bis zum 1ö. Juli im Valai» deS Prinzen Leopold am Wilhelmsplatz stottfinden soll. Ministerien sowie die Stadt Berlin haben die Ausstellung in dankenswerter Weise gefördert._ Notizen. — Das Junge D e u t s ch l-a n d bereitet eine Aufführung von Oskar Kokoschkas Dramen„Hiob" und„Der brennenve Dornenbusch" vor. — Zur Feininger -AuS stellung. Wir werden daraus aufmerksam gemacht, daß Arbeiten dieses Künstlers schon sniber wiederholt im„Sturm" zu sehen waren, wo er u. a. im Herbst IN/ mit einer größeren Kollektion vertreten war. — Das Märkisch« Wandertheater, die älteste noch bestehende künstlerische Wanderbühne Deutschlands ) Geschäftsstelle Berlin NW. 52, Lüneburger Str. 21), hat in seiner eben beendeten 8. Spielzeit seit dem 1. Oktober 1018, durch Krieg, Revolution und schlechte Verkehrsmöglichkeiten behindert, nur 141 Vorstellungen ge- geben, die sich auf die Provinzen Brandenburg , Pommern , Sachsen , Hannover und Schlesien verteilen. Neben etioa 55 Aufführungen klassischer Dramen(darunter Ibsen» tzedda Gabler zehnmal) stehen 8b Aufführungen leichter guterhaltungSstücke.