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Nr.282.36.Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin  ".

Morgen- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

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Mittwoch, den 4. Juni 1919.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., GW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 117 53-54.

Die Streikwelle in Frankreich  .

Einschreitens der französischen   Behörden ber Proteststreit um 3 Uhr nachmittags abgebrochen.

Die hessische Regierung in Darmstadt   hat gegen die bölferrechtswidrige Verhaftung des Kammerpräsidenten Adelung und anderer politischer Führer in Mainz   eine energische Protest­note an den französischen   Oberbefehlshaber General Mangin ge­richtet.

Bersailles, 3. Juni.  ( Eig. Drahtber. b. Vorwärts".) Die| Zu Unruhen und Zusammenstößen ist es nach bisherigen Meldungen Streitbewegung in Paris   dauert fort. Außer den Angestellten der nirgends gekommen. In Wiesbaden   wurde infolge des Untergrundbahn streiken die Schneider und Angestellten in einzelnen Kaufhäusern, die Elektrizitätsarbeiter, ferner follen heute um Mitternacht Angestellte der Straßenbahn den Streitbeschluß faffen. Im Departement Gala is streifen alle Berg­arbeiter. Diese Streitbewegung legt der Regierung und der bürgerlichen Bresse besondere Furcht auf und der Temps" befchwört die Arbeiter, die nationale Einigkeit aufrecht zu erhalten, die während des Krieges so große Erfolge hatte. Aus einer Erklärung der Kommission der Gewerkschaften geht hervor, daß der Streit nicht nur Berbesserung der Löhne und Arbeitsverhältnisse bezwede, fon­bern auch einen politischen Hintergrund hat, indem sich die französische   Arbeiterschaft gegen jede Intervention in Ruß­ land  

wende.

Der französische   Bergarbeiterstreik. Genf  , 3. Juni.  ( Eigener Drahtbericht des Borwärts".) Die Bertretung der Bergarbeiter in Pas de Calais   hat mit 116 gegen 10 Stimmen den Generalstreit beschlossen.. Eine Abordnung wird sich am Dienstag nach Paris   begeben, um dem Arbeitsminister die Forderungen der Streifenden zu unterbreiten und mit der Con­ fédération Générale du Travail   Bereinbarungen zu treffen. Sehr wahrscheinlich werden sich die Arbeiter sämtlicher Bergwerke Nord­frankreichs der Bewegung anschließen.

Erregung in der Kammer.

Regierungstruppen und Arbeiterschaft.

Bon Georg Schöpflin.  

nehmlich aber der Arbeiterschaft und der neu geschaffenen Zwischen nicht geringen Teilen der Bevölkerung, bor­Die Germania  ", das Berliner   Zentrumsblatt, erhebt Brotest stellt, die zu einer ernften Gefahr werden kann, falls fie für bewaffneten Macht, hat sich eine Konfliktsstimmung einge­dagegen, daß in den Kundgebungen der Mainzer   und Wiesbadener   die Dauer bestehen bleiben oder sich gar noch verschärfen Bevölkerung zum Abwehrstreit gegen die Pfaffenrepublik" auf- follte. Es muß versucht werden, dem vorzubeugen. Wir gefordert worden sei. Sie betont, daß auch die deutschen   Statholiten stehen nach dem Unglüd der jüngsten Vergangenheit in der und die Zentrumsfraktion in der scharfen Verurteilung des Putsch Zukunft auch dann vor den bittersten Sorgen und größten versuches mit der Bevölkerung einig feien, und daß die preußische Schwierigkeiten, wenn wir die beinahe tödlichen Gefahren Zentrumsfrattion des Landtags die Staftert, Studhoff usw. abge- der Gegenwart zu überwinden vermögen. Ein dauernder schüttelt habe. Dabei aber benutzt das Zentrum die Gelegenheit, die und gar noch verschärfter Konflikt zwischen be­ihm Verbrecher aus den eigenen Reihen verschafft haben, um waffneter Macht und Arbeiterschaft würde un­schleunigst seinen Anspruch auf alle führenden Staatsstellen im Westen des Reiches durchzusehen. Unter dem Vorgeben, daß es nur so der landesverräterischen Bewegung wirksam entgegentreten tönnte, fordet es für sich den Oberpräsidenten der Rheinprovins, die Regierungspräsidenten in Aachen  , Köln   und Koblenz   und den Posten des Reichskommissars für den Westen.

Das Kabinett hat sich am Dienstag im Rahmen der allgemeinen politischen Situation mit den rheinischen. Sepa rationsplänen und den darin zutage getretenen Absplitte­rungsversuchen beschäftigt.

Zugeständnisse des Viererrats.

heilvoll sein. Denn sowohl heute wie sicher auch später ist zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Sicherheit eine ge­nügend starte bewaffnete Macht notwendig und keine Re­gierung, wer immer sie bilden mag, fann eine ersprießliche Lätigkeit entfalten oder sich behaupten, wenn ihr nicht ge­nügend Machtmittel zu Gebote stehen. Eine Regierung, die Gesezen Achtung und Geltung verschaffen kann, ist ein erforderlichenfalls nicht mit durchgreifendem Nachdruck den Spottgebilde, ein Spielball gewalttätiger Haufen.

Daß die kommunistischen   und unabhängigen Kreise den Regierungstruppen, besonders den Freikorps  , stärksten und ungezügelten Haß entgegenbringen, davon legt ihre Presse täglich Proben ab. Aber au bis tief in die Reihen der

und gesellschaftlich zu ächten, hat bereits bei eini­gen Gewerkschaftsorganisationen Erfolg gehabt und wird in nicht wenigen Betrieben praktiziert. Der Konflikt verschärft fich, der Haß wird wieder Haß erzeugen.

Versailles  , 3. Juni. Die Ausstände in Paris   dauern fort. Während die nationalistischen Blätter die Zahl auf 100 bis 200 000 schäßen, erklären die sozialistischen   Blätter, es handle sich um mindestens 4 bis 500 000 Streifende. Der Arbeitsminister berief das Streiffomitee der Metall- Haag, 3. Juni. Der Pariser   Berichterstatter der New Yort fozialdemokratischen Arbeiterschaft herrscht steigender Miß­arbeiterverbände auf heute vormittag zur Besprechung Tribune" weist nochmals darauf hin, daß der Biererrat geneigt mut, Argwohn und Abneigung gegen die Regierungstrup­der Lage ins Arbeitsministerium. Gestern in später Nacht ist, Deutschland   Zugeständnisse zu machen. Wilson sei für pen. Ihre Führung, einschließlich des gesamten Offiziers­stunde traten Arbeiter und Angestellte der Pariser Unter- größere, Clemenceau für geringere Aenderungen. forps wird schon ganz offen als im Dienste der Reaktion grundbahnen zusammen, um den Generalstreit zu Italien   wünsche so rasch wie möglich seine Handels. stehend bezeichnet, die Mannschaften selbst als beinahe durch­erörtern. Das Ergebnis der Sigung ist den Morgenblättern beziehungen mit Deutschland   und mit seinen nördlichen Nach- weg fäufliche Söldner und Prätorianer eingeschäßt. Das Be­noch nicht bekannt, jedoch befürchten zahlreiche Blätter, barn wiederaufzunehmen. Auch Lloyd George   rechne jett offenbar streben, die Angehörigen der Freikorps   wirtschaftlich daß die Untergrundbahnen heute nicht mehr verfehren. mit der Stimmung in den liberalen und radikalen Kreisen in Eng­Die Bewegung scheint auch die Gewerkschaften der Maler land, die die Strenge der Friedensbedingungen verurteilen. und Zuckerarbeiter zu ergreifen. Wie" Matin" mit­teilt, herrschte gestern in den Wandelgängen der Kammern große Erregung und Besorgnis über die Ausstände und die innere 2age. Nachmittags hatten zahlreiche Politiker lange Besprechungen mit Clemenceau  . Wie ,, Matin" be­richtet, nimmt die Bewegung auch in der Provinz zu. St. Germain, 3. Juni. Nach einer Havasmeldung teilte In Nordfrankreich liegen sämtliche Bergwerte füill, in bei der Uebergabe des Friedensvertrages an die öfter Bordeaux   feiern 20 000 Arbeiter, darunter sämtliche reichischen Delegierten Clemenceau   mit, daß mündliche Metallarbeiter. Im ganzen Gebiet Grenoble  , fere Berhandlungen nicht stattfinden würden. Einwände und Savoyen   haben sämtliche Metallarbeiter fowie die müßten innerhalb 14 Tagen eingereicht werden. Der Biererrat Gewerkschaften der Bauarbeiter, Schuhmacher, Schokoladen- werde darauf schriftlich antworten und eine Frist bestimmen, arbeiter und Transportarbeiter den Streit erklärt: In Cler- in welcher die Desterreicher endgültig zu antworten hätten. mont und Vienne   haben mehrere Gewerkschaften sich der Be­wegung angeschlossen.

Die Protestbewegung der linksrheinischen Bevölkerung

Große Demonstrationen in der Pfalz   Generalftreit

Keine mündlichen Verhandlungen für

Oesterreich.

Leviné zum Tode verurteilt. Wir fordern Nichtvollstreckung des Urteils. Bom Standgericht München   wurde nach zweitägiger Berhand­

rung ber 1883 in Petersburg   geborene Nebakteur Dr. Eugen

Daß die Freikorps   als Werkzeuge der Neaktion geschaf­fen und gebildet worden sind, ist Unsinn. Wie alle mili­tärischen Formationen, die seit dem Ausbruch der Revo­Tution ins Leben gerufen worden sind, sind auch die frei­willigen Truppen aus dem Zwange der Verhältnisse, aus der Not der Stunde und aus den meist lokalen Bedürfnissen im Gang der Ereignisse heraus entstanden.

Als der deutsche   Often erneut bedroht erschien, das Her­einfiuten einer bolichemistischen Welle zu befürchten stand, Abgesandte der Sowjetrepublik in Deutschland   mit enormen Geldmitteln eine umfangreiche Wühlarbeit entfalteten, Spar­tatus aktionslustig wurde und in den Großstädten der massen­haft angesammelte, auf dem günstigen Nährboden der Kriegs­wirkungen unheimlich gewachsene Mob au Plünderungen entstanden die Regierungstruppen. Wer damals gerade ent­größten Stils beinahe widerstandslos schreiten konnte, da Levine, badischer Staatsangehöriger, wegen ochverrats fprechende Unternehmungsluft, eine geeignete Freundesschar zum Tode & Lobe verurteilt. Der Mitangeklagte, Architekt Wil   oder schnell hilfsbereite Geldgeber batte, schuf Truppenfor­helm 3immer wurde wegen Beihilfe zum Hochverrat bem mationen. Was da in der drängenden Eile an bewaffneter in Ludwigshafen   und Mainz  . ordentlichen Gericht überwiesen. Die weiteren Angeklagten, Bri- Macht in Deutschland   zufammengefragt wurde, glich in seiner Die Badische Landeszeitung" berichtet: In allen grögevatdozent Dr. Adolf Arthur Salz von München   und der Kunst- Buntschedigkeit etwa der alten seligen Reichsarmee von ren Städten der Pfalz   fanden gestern nachmittag große Kund- maler Botho Schmidt wurden freigesprochen. Annodazumal. Selbstverständlich unterschieden sich von vorn­gebungen statt. In den Demonstrationsaügen, an denen Das Todesurteil ist ergangen wegen rein politi- herein die von Offizieren gegründeten Formationen von fidj je nach der Größe der betreffenden Stadt 3ehntausende scher Vergehen. Eine Beteiligung an dem verabscheuungs- denen, bei deren Bildung gewissermaßen revolutionäre bon Personen, hauptsächlich Arbeiter, beteiligten, befun- würdigen Geißelmorde ist unseres Wissens Leviné Grundsäße Bate gestanden hatten. Die letzteren waren be­deten die Teilnehmer in ruhiger Haltung ihr Deutschtum und pro- nicht nachgewiesen worden, es scheint aber fast, als waffnete und uniformierte Vereine mit selbst­testierten gegen die Errichtung einer selbständigen ob die Erregung über diese Tat den harten Urteilsspruch gewählten Leitern, sofort start von parteipolitischen Ten­pfälzischen Republik. Viele Betriebe waren ge- mitbestimmt hat. Unter solchen Umständen verlangen wir, benzen und Stimmungen beherrscht und sie fonnten, gemäß schlossen; alles verlief in" Ruhe und Ordnung. Heute wird daß das Todesurteil nicht vollstrect werde. Sit die ihrer Organisation, auch selbst beim allerbesten Willen nur überall wieder gearbeitet. Todesstrafe schon für gemeine Verbrechen nicht zu billigen, ein Minimum militärischer Kraft entwideln. Die Frei­Von anderer Seite wird berichtet: Am Montag ftreiften in so sträubt sich jedes Gefühl gegen ihre Anwendung bei einem forps dagegen wurden sofort auf der Grundlage aufgebaut, Ludwigshafen   zu Tausenden die Arbeiter aller großen Angeklagten, der als politischer, nicht als gemeiner die allein militärische Aktions- und Leistungs­fabriken, ebenso wie die Beamten und Angestellten als Protest Verbrecher anzusehen ist. fähigkeit berbürgt: sach- und fachkundige Führung, gegen die Ausrufung der rheinischen Republik  . Die Franzosen  Unterordnung unter die Führer, die in ihrer Stellung nicht fuchten durch großes Militäraufgebot Demonstrationen bom Votum der Mannschaften abhängig sind, Disziplin und entgegenzutreten. In Ludwigshafen   wie in der ganzen übrigen Erzielung der größtmöglichen militärischen Gefechtsbereit­Pfalz, Landau  , Speyer  , Kaiserslautern fann die Ausrufung der Eine Erklärung der Holländischen   Regierung. fchaft. Ohne diese Voraussetzungen und Eigenschaften wird pfälzischen Republik als böllig gescheitert betrachtet Haag, 3. Juni.  ( H. N.) An ausschlaggebender Stelle wurden sehr bald jede militärische Formation entweder eine zügel­werben. Ueberall erklärte sich die Bevölkerung in großen Massen Informationen darüber eingeholt, ob der holländischen Relose Horde oder im günstigsten Falle ein gemütlicher entschieden gegen diese verräterischen Machenschaften. In Mainz   gierung etwas über die Anwesenheit des deutschen   Leutnants Bunimelberein, der nur Unkosten verursacht und weder Schuz wurde der Proteststreit als Generalstreit am Montag bis zum Bogel im Haag bekannt sei. Die Antwort lautete entschieden noch Sicherheit zu bieten vermag. Daß dem so ist, haben Abend uneingeschränkt durchgeführt. Ein startes militärisches Auf- verneinend. Der Regierung fei nicht das geringfte darüber uns bittere Erfahrungen genug gelehrt. Daß mit den Frei­gefot, vor allem Senegalneger, beherrschte das Stadtbild. vetanut. torps der alte Militarismus wieder auferstanden sei, ist

Zur Flucht des Oberleutnant Vogel.

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