Nr.408.36.Jahrg.
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Dienstag, den 12. August 1919.
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tärmission waren 8 Herren zugegen.
Die ungarische Krise ist noch weit von einer Lösung
Oeffentliche Unordnung.
Auf dem Internationalen Kongreß in Luzern ist seitens gelangen, zeigen. Während eitel Friede und Freundschaft der Unabhängigen auch darüber Klage geführt worden, daß zwischen den Rumänen und ihrer Marionette, der neuen unter dem Schuße der sozialdemokratischen Partei in ungarischen Regierung herrscht, steht dieser die Arbeiterschaft Deutschland es zu Zusammenstößen gekommen sei, in denen ablehnend und die Entente railos gegenüber. Die Rumänen der Polizei und den Truppen eine ähnliche Rolle mie in wiederum zeigen keine Lust, sich den Wünschen der Versailler Herren zu fügen.
Montagnachmittag fand im Gebäude des ehemaligen Herrenhauses die Eröffnung der Verhandlungen zwischen der deutschen und der polnischen Regierung statt. Deutscherseits entfernt, wie die widersprechenden Meldungen, die zu uns waren Vertreter aller beteiligten Reichs- und Staatsbehörden sowie der Behörden der Abtretungsbezirke erschienen. Die polnische Kommission besteht aus 5 führenden Delegierten jowie 40 Ressortvertretern. Seitens der interalliierten MiliUnterstaatssekretär von Haniel eröffnete die Situng mit einer Begrüßungsansprache. Er wies darauf hin, daß die deutsche Regierung mit überaus schmerzlichen Empfindungen in die Besprechungen eintrete, gleichwohl aber alles tun werde, um die Verhandlungen zu einem für beide Völker befriedigenden Ende zu führen. Es sei die Pflicht beider Regierungen, gleichzeitig führend und durch den Willen des Volfes getragen, die berechtigten Wünsche der Allgemeinheit aufzunehmen und zur Erfüllung zu bringen. Ein Hauptwunsch des deutschen Volkes gehe dahin, daß unsere Volksgenossen, die künftighin Angehörige der Bolnischen Republik werden, dort als
gleichberechtigte Bürger
den Schuh ihrer kulturellen Güter genießen. Als Leitsak der Tagung bezeichnete er den Grundgedanken der Programmrede des Herrn Reichsministers Müller, daß unser Verhältnis zu den Nachbarstaaten von dem guten Willen für
gegenseitige Verständigung und von dem Geiste aufrichtiger und ehrlicher Friedensliebe
beseelt sein möge.
Der Vorsisende der polnischen Delegation begrüßte in feiner Erwiderung die deutsche Delegation sowie die Vertreter der interalliierten Militärmission und versicherte im Namen der polnischen Regierung, daß diese die Verhandlungen im Geifte aufrichtigen Verständigungswillens zu führen entschlossen sei; sie würde sich glücklich schäßen, wenn diese erste gemeinschaftliche Verhandlung dazu dienen fönnte, eine Grundlage für ein gutes nachbarliches Verhältnis
zu schaffen. Jedenfalls würde sie die künftig dem polnischen Staate angehörenden Bür. ger deutscher Abstammung in loyaler Weise in jeder Beziehung als gleichberechtigte Mitbürger betrachten und behandeln. Jeder polnische Staatsangehörige solle die Freiheit genießen, die das durch den Friedensvertrag befreite und wieder bereinigte Polen von jeher allen Mitbürgern gewährt habe.
Der italienische General 3encivenga dankte in Vertretung des zurzeit von Berlin abwesenden Chefs der interalliierten Militärkommission, General Dupont, für die in den Ansprachen den Vertretern der alliierten und assoziierten Regierungen gewidmeten Begrüßungen und erklärte feitens der interalliierten Mission werde alles geschehen, um die Verhandlungen nach Möglichkeit zu unterstüßen und zu fördern. Nachdem dann der Zusammentritt einer Kommission zur Aufstellung des Verhandlungsprogramms auf Dienstag vormittag vereinbart worden war, wurde die Sigung geschlossen.
Ententeschwierigkeiten in Kleinasien.
Ein grelles Schlaglicht auf die tragikomische Rolle, die die Alliierten in ihrer angemaßten Rolle als„ Weltgendarm" spielen, wirft folgende Meldung: Mustafa
Kemal Bascha bat sich geweigert, der Aufforderung der türkischen Regierung nach Konstantinopel zurüdzufebren, Folge zu leisten. Er hat sich von der Türkei unabhängig erklärt und läßt
So melden Hollandsch Nieuws" am 11. August: Die Rumänen haben bis jetzt die Note der Alliierten immer noch nicht beantwortet. Nach in Paris eingetroffenen Nachrichten erhalten die rumänischen Truppen in Ungarn noch immer neue Verstärkungen. Man hofft, daß die militärische Kommission, die am 11. August in Budapest eintrifft, das Nötige dazu beitragen wird, eine Entscheidung herbeizu führen. Man glaubt, daß die Rumänen beabsichtigen, der Kon ferenz mitzuteilen, daß fie einen Einspruch der Entente gegen ihr Vorgehen gegen Ungarn ablehnen. Die Entente sei außerstande gewesen, den Vormarsch der ungarischen roten Armee zum Stehen zu bringen, so daß nunmehr auch die Rumänen auf ihre eigenen Kräfte angewiesen seien und das Recht für sich beanspruchen, selbst darüber zu bestimmen, wie sie sich fünftig gegen derartige Borfälle fichern wollen.
früheren Beiten zugefallen ist. Die Tatsache an sich stimmt. Aber niemand hat weniger Recht als die Unabhängigen an diesem wunden Punkt zu rühren, weil sie es sind, deren berbrecherischer Putschtaktik und deren Liebäugeln mit dent systematischen wirtschaftlichen Verbrechen der Kommunisten erst diese beklagenswerte Erscheinung provoziert haben. Ohne öffentliche Ordnung, die den Schutz des Lebens und der berechtigten Interessen jedes Einzelnen völlig gewährleistet, ist ein gesundes Staatswesen undenkbar. In Deutschland hat dank der unausgesetzten wilden Treibereien der Unabhängigen und ihrer Helfershelfer sich ein Zustand herausgebildet, der nicht öffentliche Ordnung ist, sondern beinahe mit öffentlicher Unordnung bezeichnet werden muß. ist klar und einfach, wenn alle Kreise des Volkes sich auf Das Problem der öffentlichen Ordnung Es scheint fogar eine Selbsthilfe aus Ungarn nicht aus den reinen Rechtsboden stellen. Dann entscheidet der eingeschlossen zu sein, wie sich folgender von H. N. verbreiteten fache Mehrheitsbeschluß fachlich, gewalt- und reibungslos Pariser Meldung, die auch die Hilflosigkeit der Alliierten über die Richtung der staatlichen Entwickelungslinie. Der Wille der Mehrheit ist Gesetz und die Minderheit fügt sich, aufdeckt, entnehmen läßt: Berichte besagen, daß sich ganz Ungarn zu beden demokratischen Erfordernissen folgend, darein. Der waffnen beginnt, um der rumänischen Ueber- Minderheitswiderstand ist dann immer nur durch geistimacht die Stirn zu bieten. Tatsächlich haben die gen Kampf zu spüren. Gewalttaten, Ausschreitungen, AufRumänen den Erzherzog Joseph als ihren Vertreter eingesetzt. Stände, Sabotage und ähnliche Verwilderungserscheinungen Obwohl sie gegenwärtig die fräftigfte Truppe bilden, die in Un- treten nicht auf. Das Problem der öffentlichen Ordnung garn ist, glauben die militärischen Sachverständigen in Paris| kompliziert sich aber sofort, wenn auch nur eine Gruppe des doch, daß sich das ungarische Heer mit den Wolfes den Rechtsboden berläßt und durch GewaltanwenBauern vereinigen wird, um den Kleinfrieg
zu beginnen und daß ein Appell an den ungarischen dung und physischen Widerstand den Willen der Mehrheit Patriotismus von großer Wirkung sein wird. unwirksam zu machen versucht. Wenn gegen diese Maß
Die Friedenstonferenz ist sehr erregt über nahmen die Mehrheit ungeschüßt bleibt, dann wird sie in die Lage, die überall in Mitteleuropa die Ohnmacht gedrückt, die öffentliche Gewalt rutscht in die Oberband gewinnt. und die unter Umständen sehr Hände der Minderheit, die Interessen einer einzelnen Gruppe ernste Berwicklungen veranlassen kann, weil anderen Ländern die werden einseitig ausschlaggebend im Staate, die dem Möglichkeit gegeben wird, wieder die alten Herricherfamilien als Lebensbedürfnis der Majorität entsprechende Staatsord Regenten zurückzuberufen, nachdem die Entente einmal genehmigte, nung wird erschüttert, anarchische Auswüchse treten auf und daß ein Mitglied einer alten europäischen Dynastie als Leiter ber bie öffentliche Ordnung geht zum Teufel. Geschäfte in Ungarn auftritt.
Mitau, 11. Auguft. In Riga find die Straßenbahner und die Arbeiter der Dampfergesellschaft Augsburg in den Ausstand getreten. Der Grund für den Streit ist die Verweigerung einer Lohnerhöhung und der Bewilligung eines freien Tages alle sechs Tage.
Belgien.
Hundert friedliche Bürger, die jeder Gewaltanwendung abgeneigt sind, und Ruhe und Ordnung halten, find gegenüber einem rabiaten Gesellen, der bedenkenlos das Mordwerkzeug in seiner Hand anwendet, immer in der Minderheit.
Solange es Menschen gibt, die die Freiheit anders auffaffen, als die Pflicht, in allen Handlungen das ohlbefinden ihrer Mitmenschen zu respek." tieren, die vielmehr mit Gewalt die Normen der öffentlichen Ordnung verlegen, solange wird es Polizei und Militär geben müssen. Die Abwehr der Gewalttätigkeiten einzelner Gruppen durch Polizei und Militärgemalt ist dann Haag, 11. Auguft. Aus Brüssel wird gemeldet: Gewiffe Streife bollkommen berechtigt. Niemand hat ein Recht, deswegen der Staatsbeamten und Angestellten in den Ministerien haben be- 3u schreien. Es wäre im Gegenteil die Auflösung alles schlossen, in den allgemeinen Streit zu treten, wenn ihre Forde- staatlichen Lebens, wenn die friedliche Mehrheit der Berungen nicht innerhalb acht Tagen bewilligt werden. Dem völferung dem Terror verbrecherischen Gesindels und poliPremierminister wurde dieser Beschluß mitge- tischer Abenteurer schutzlos preisgegeben würde. Die Geteilt. Das Personal der Brüsseler Straßenbahn droht gleich malt der Mehrheit zur Abwehr von Gewalttätigkeiten der falls mit einem Streit, wenn die Gesellschaft nicht alle Frauen Minderheit ist stets legal und moralisch begründet. Sie ist enttäßt, die sie in Dienst genommen hat. dringlichste öffentliche Pflicht. Dänemark.
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( Eigene Drahtmeldung des
Vorwärts".)
Lohn
Solange Schumannschaft und Soldaten im Dienste der Mehrheit ihre Dienstpflichten erfüllen, verdienen sie höchste Achtung und den Dank der Allgemeinüberall bekanntmachen, die Konstantinopeler Regierung habe das Auf Grund von Unstimmigketten zwischen der Organisation der Baterland verkauft. Er fordert alle Anhänger des Jelam und alle städtischen Funktionäre und dem Vorsitzenden des städtischen Zobne beit, deren Lebensbedingungen dadurch verteidigt werden. Das wollen freilich die linksradikalen Gruppen in Freunde der Türtet auf, fich ihm anzuschließen. Mustafa verfügt ausschusses sind die städtischen Funktionäre und Arbeiter in Aarhus über zwei revolutionäre Divifionen. Zahlreiche Freiwillige ichließen heute morgen in den Streit getreten. Alle städtischen Bureaus find Deutschland nicht einsehen. Durch ihre Handlungen erklären sich ihm an. Die türkische Regierung hat zwei Minister zu Ver- gefchloffen. Der Betrieb in den Elektrizitätswerken ist vollständig sie sich zu geschworenen Feinden der Volks. handlungen in die aufständischen Gebiete entsandt. Sie wird vor eingestellt. Im Gaswerk find drei Mann zurückgeblieben, um die interessen. Die Unabhängigen und Kommunisten saboaussichtlich auch Gendarmerietruppen in diese Gebiete schicken. Feuer nicht ausgehen zu lassen. Zeitungen erscheinen nicht. Sämt- tieren systematisch den Wiederaufbau der deutschen WirtDie Machtstellung, die sich Kemal Pascha geschaffen, wird liche Theater und Barietés sind geschloffen. Auch die Straßenbahnen schaftskraft. Sie wissen ganz genau und haben es wiedertlar, wenn man bedenkt, daß er gemeinsam mit den tar- verkehren nicht. Die Polizisten sympathisfieren mit den Streikenden. holt öffentlich ausgesprochen, daß ihre zahlenmäßige Stärke tarischen Truppen Enver Paschas, die sich ihm angeschlossen, über 100 000 Man gut ausgerüstete, mit Artillerie und anSogar Japan. im genauen Verhältnis zur Notlage unseres Volkes steht. Der Radikalismus ist der unmittelbare Ausfluß des Lebens
derem modernen Striegsmaterial genügend versehene Truppen Amsterdam, 11. Auguft. Laut Telegraaf" find in Tokio bie mittelmangels. Kommt das Volk zu Lebensmitteln und die berfügt, die ein glühender Haß gegen die Briten wegen der Seger in den Ausst and getreten. Infolgedessen erscheint Wirtschaft zu neuer Kraft, so ist es aus mit der RadikaliKampfart gegen die Beduinen im Frat und vor allem gegen aum ersten Male in der Geschichte der Stadt keine Bei- fierung der Arbeiterschaft. Da das Parteiintereise tung. Der Streit fennzeichnet die augenblicklich in der gesamten die in Kleinasien eingerückten, mit rohesten Maßnahmen gegen Arbeiterschaft Japans herrschende Stimmung. Die Forderun= ienen Drahtziehern aber höher steht als die Wohlfahrt des die Mohammedaner vorgehenden Griechen beseelt. Nach Ruß- gen der Arbeiter sind: Höhere Löhne, fürzere Arbeitszeit, Volfes, so versuchen sie alles, um das Elend in Deutschland land Kleinasien; vielleicht kommt den hohen Herren in Ver- mehr Ruhetage. Die Regierung widersezt sich der Anerkennung nicht verschwinden zu lassen, den Zustand öffentlicher Unsailles doch langsam die Erinnerung, daß es ein Selbst- der Gewerkschaften. Infolge der unter den japanischen Arbeitern ordnung zu erhöhen und das Volk immer tiefer in bestimmungsrecht der Völker gibt. Herrschenden Beunruhigung ist eine Krisis nicht ausgeschlossen. die Not zu treiben.