179
Nr. 210.
Erscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Vierteljährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mt., wöchentlich 28 Pfg. frei
in's Haus. Einzelne Nummer
5 Pfg. Sonntags: Nummer mit
tluftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Poft- Abonnement:
3,30 Mt. pro Quartal. Unter Kreuz band : Deutschland u. Defterreich Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 Mt.pr.Monat. Eingetr. in der Post Bettungs- Preisliste
für 1894 unter Nr. 6919.
Vorwärts
11. Jahrg.
Insertions Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzetle oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Bersammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochentagen bis 7 Uhr Abends, an Sonne und Festtagen bis 9 Uhr Vormittags geöffnet.
Fernsprecher: Amt 1, Nr. 1508. Telegramm- Adresse:
ozialdemokrat Berling
Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .
Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2. Sonntag, den 9. September 1894. Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
Arbeiter! Parteigenossen! Trinkt kein boykottirtes Bier!
Quittung.
"
fchafts- Anschauung, daß wir es für unsere Pflicht halten, den Briefwechsel vollständig mitzutheilen. Wir folgen das bei der Textwiedergabe unseres New- Yorker Partei- Organs, der" New- Yorker Volks- Zeitung":
Lübeck , rother Geburtstag bei 2. 2,75. L. m. S. 100,-. Leipzig , amerit. Autt. v. d. Delegirten des Fabritarbeiter Verbandstages Jm Monat August gingen bei der Parteitaffe folgende Bei- in Celle 7,-. Lehe , rothe Verlobung 1,50. 2. J. M. 300,- träge ein: Mühlhausen i. Th., rothe Frauen 18,-. München , Genossen Auerbach, ges, unter Metallarbeitern 1,90. Aachen , A. B. München Au" 100,-. Mülhausen i. E., von Genossen 309,- durch K. S. 25,-. Aschaffenburg , Uebersch. v. aufgelöften Wahl- Mez, aus der Parteikasse 23,65. Mann im Mond 500,-. Der Gouverneur wurde zu seinem ersten Brief an Pullman verein 8,25. Berlin , Beiträge der Wahlkreise: 2. Kr. 600,- Münden i. H., bei einem Faß Bier auf der Brennerhöhe 3,30. durch nachstehende Buschrift der Vertreter der Arbeiter von Pullman ( darunt. Maifest 433,20). 3. Kr. 300,-. 4. Kr.( Oft) 500,-( darunter Mülhausen i. E., à c. Elf.- Lothr.- Wolfsztg." durch B. 1000,-. veranlaßt: Wir, die Einwohner Pullman's, die durch die Hab. von den Bauarbeitern durch Kantale 3,-). 6. Kr. Rofenth. Vorst. Neuendorf bei Nowawes P. H. 1.-. Netzsch kau, zum Grab gier und Tyrannei Geo. M. Pullman's in eine Lage gebracht 150,-( darunter Uebersch. der Geburtstagsf. d. Gen. Müller 3,95). stein des aufgelösten Arbeitervereins 3,90. Neuwied , v. Ge- worden sind, in welcher uns das grimmigfte Glend ins Gesicht 6. Kr. Oranienb. Vorst. 200,-( darunter d. F. Schröder v. Bw. 3,-). noffen 12,60. Neumünster , Zinsen für geliebenes Rapital 400,- itarrt, wenden uns an Sie um Hilfe in dieser Stunde der Noth. 6. Kreis Moabit 100, Berlin , div. Beiträge: P. S. 50,- Neudamm, zielbewußte Genofien 4,-. Neu- Rochwiß, rothe Kind: Man hat uns Beschäftigung verweigert, und wir können nicht A. B. 50,-. Dr. 2. A. 20,- Kolonne Dertel, Schmargendorf taufe 2,-. Ostrowo 5,-. Offenburg i. B., von der Gesell- mehr in dieser Gegend leben. Unsere Familien hungern. 20, Guttenberg 100,-. Die rothen Buchbinder aus d. Grün- schaft" 10,50. Offenbach 50,-. Plauen i. B, Paradies" 3,-. Unsere Pläge sind besetzt worden von Arbeitern aus allen Gegenstraße 10,-. Statbrüder bei Werkmann 9,30. Cigarrenhändler Righeim b. Mülhausen i. E., Freiheit" 5,-. Richrath, organi- den der Vereinigten Staaten , welche die Pullman- Gesellschaft G. S. 4,-. D. G. B. 2,70. D. W. 2,-. Von Mitgliedern firte Parteigenossen 10,- Stegliz, In 30,-. Stuttgart , bier eingeführt hat Die Ueberzähligen wurden auf die Straße der U. Dr. 4,05. Gesammelt für einen Vortrag beim aus Schwaben 100,-. Schwabach , v. W. 25,-. St. Ludwig, geworfen, wo sie verderben mögen. Genossen Bergmann, Müllerstraße 10/11 4,90. Gießerei J. M. 4,41. Uebigau, rothe Kindtaufe durch H. M. 1,50. Es sind hier 1600 Familien in großer Noth, und ihre Lage Oranienstraße Nr. 9 4,40. Von zwei Genossinnen 4, Waldenburg i. Schl., rother Geburtstag 1,25. Wolfen- fordert das Mitleid heraus. Wir haben alle uns zu Gebote H. Bredereck 10,-. G. S. Tegel 71, 20,-.... 5,-. In büttel, Ueberschuß v. Sommerfest 7,30. Wandsbeck 300,-. stehenden Mittel, sie zu ernähren, erschöpft und wenden uns an der Beleidigungsfache Dreßler wider Treff 20,-. Durch Wiegand Waldenburg i. Schl., R. B. M., vereint für das Wohl der ar- Sie, als an die letzte Zuflucht. Vertrauend, daß Gott Sie zu 1,80. 10 Rontobucharbeiter von A. Zumpe, Oranienstraße, 2.- beitenden Bevölkerung 10,10. unserem Besten beeinflußt, und daß Sie dieser Sache Ihre Nr. 167 1,-. Schuster u. Beer 10,10... 3,-. Tugendbund" sofortige Aufmerksamkeit schenken, verbleiben wir 7, F. P. 1,-. R. T. 1,50. Ungenannt 2,-. Von den Arbeitern der Die Jhrigen im Elend, Eckard'schen Fabrik, Uebersch. e. Kranzspende f. Frl. Wabniz 5,60. Breslau , rothe Geburtstagsfeier Adolf 1,-. Barmen 100,-. Chemnik, fröhliche Genossen a. d. Leipziger Halle 3,85. Chemnitz , Hußmann's runder Tisch 1,70. Chemnitz , rothe Rindtaufe 1,50. Mir sind zahlreiche Berichte zugegangen, des Inhalts, daß Crimmitschau 200,-. Conradsthal, von einer Hochzeitsdie in Pullman herrschende Nothlage eine große ist. gesellschaft 2,-. Döbeln , Romanus 10,-. Darmstadt 100,- Heute erhielt ich in meiner amtlichen Eigenschaft als Gouverneur Döbeln , stiller Parteigenoffe 10,-. Elberfeld , Sparverein von einem Komitee der Arbeiter in Pullman ein dringendes Einigkeit", Westende 23,05. Forst i. 2., von Genoffen 200,-. Gesuch, helfend einzuschreiten. In diesem Gesuch wird behauptet, Die amerikanischen Blätter veröffentlichen einen Brief daß 1600 Familien, zu denen eine große Anzahl von Frauen und Finsterwalde 20,-( daruter von einer Hochzeit 2,-, von einer Kindtaufe 2,40). Frankfurt a. W., einen wechsel zwischen dem Gouverneur von Illinois , der einen Kindern gehören, dem Hungertode nahe sind; daß sie keine Arbeit für bestraften Maurer 1,50. Forst, von den der schmachvollsten Justizmorde der Neuzeit brandmarkte erhalten können und nicht die Mittel besitzen, um fortzuziehen Genossen durch A. 20,- Flensburg 50,-. Görlig, Ueberschuß und an den Ueberlebenden nach Möglichkeit gut machte, und anderswo ihren Lebensunterhalt zu verdienen; daß Ihre der Partie nach den Borner Bergen 3,80. Gera ( Reuß) 50,- und dem Urheber des letzten letzten großen Streits in Gesellschaft aus allen Theilen der Vereinigten Staaten neue Leute Sartha, von aufgelöften Vereinen C. G. 50,-. Hannover 500,- Amerika : dem goldhungrigen Menschenschinder Pullman. angeworben hat, um mit denselben die Stellen der früheren ArHamburg, 1. Kr. 1000,-. Hamburg , Ueberschuß der Maifeier Der Briefwechsel ist so charakteristisch und so bedeutungs- und waren Ihre Angestellte. Einige derfelben haben Jahre lang. beiter zu besetzen. Nun, diese Leute wohnen in Ihrer Stadt 1040,40. Hamburg , von dem Personal der Tabafarbeiter- Genoffen- voll, läßt die Persönlichkeit der beiden Parteien so scharf für Ihre Firma gearbeitet. Sie müssen fleißige und ehrbare, schaft 3.-.- N. und Schäferstraße 100,-. Hamburg , stiller Be- fich abzeichnen, bringt den rücksichts- und herzlosen Vertreter charafterfeste Leute sein, sonst würden Sie sie nicht so lange in obachter 10,- Ilmenau , Ueberschuß einer Versammlung 15,-. Rönigsberg, R. M. 10,-. Kupferdreh , in der Einsamkeit stets des modernen Kapitalismus in so grellen Kontrast zu dem Ihren Diensten behalten haben. Viele derselben haben thatsächlich fampfbereit 5,50, Luckenwalde , rothe Hochzeit, durch W. S. 1,50. vorblickenden Vertreter einer humanen Staats- und Gesell- ihre ganze Lebenstraft Ihnen hingegeben. Sie streiften, wie sie be
"
Feuilleton.
Der Inde.
Deutsches Sittengemälde
aus der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts.
"
In der Quittung vom 9. Auguft Nr. 188 des Vorwärts" muß es heißen 10 Kontobucharbeiter von A. Zumpe, nicht Bunge. Berlin , den 8. September 1894. Für den Parteivorstand A. Gerisch, Razbachstraße 9, 1 Treppe.
Altgeld und Pullman.
Ein Briefwechsel.
-
-
-
-
die verhungernden Bürger Pullman's. Im Auftrag: T. E. Pollus, 2. J. Newell, Theodore Rohde. Der erste Brief Altgeld's an Pullman lautete:
Willhild vermochte nur, stumm den Kopf zu neigen, Schleier liegt. Berlaßt Euch indessen daranf: Guern und brach in lautes Weinen aus. Wallrade winkte eben- Gatten sollt Ihr sehen. Vielleicht schon morgen, vielleicht falls bekräftigend, und faltete die Hände, wie um Ver- noch heute Abend. Bleibt aber ruhig jetzt, und geht auf gebung für die reuevolle Pflegerin zu bitten. Das hat Eure Zelle mit Eurem Kinde. Jhr sollt wohl gehalten lange auf meiner Brust gelastet," begann Dagobert; und sein; denn ich will mein Unrecht gut machen; betet aber 135 ich konnte mich nicht überwinden, es zu entdecken, aber dafür ein Vaterunser und ein Stoßgebet für diese im das Unglück schenkt dem Menschen nichts. Faßt Euch Todeskample Leidende!"- Dagobert glaubte, indem er daher, gute Mutter, und setzt Eure Zuversicht auf Gott , wie einen Blick auf der Schwester Antlig warf, daß sie schon Ihr auf diese arme Frau feinen Groll werft, sondern die verschieden sei, doch Margarethen's Ohr hörte das fast unLiebe des Gerechten , das Mitleid Eurer Seele." Dann merkbare Athmen ihrer wunden Brust, und winkte allen, sterbe ich leichter," sprach Wallrade, die wieder zu Kräften stille zu sein. Dieser Schlummer, der die Arme befallen, Das seltene freundliche Spätherb ftwetter bewog die Pfleger, gekommen war: ruhiger, unter Verzeihenden eine Ver- schien derjenige, der oft dem allerletzten Schlummer, in den ihnen anvertrauten Sohn nicht in der Hütte einzu gebende, denn ich nehme alle Schuld von meinem Mörder, welchem der Odem erlischt, vorausgeht. Ratharina entfernte sperren, wie sie sonst wohl gethan, wenn sein überhand- dem unglücklichen von der Rhön ." sich mit ihrer kleinen Agnes, um in der Hoffnung des nehmendes Gebreste es verhinderte, ihn mit aufs Feld zu Bon der Rhön ?" fragte Katharina aus ihrem zärt Wiedersehens zu schwelgen, Walburg betete bei dem Lager nehmen. Sie ließen dem Buben Wies' und Gärtlein frei, lichen Kosen mit dem Kinde aufschreckend: Was ist mit der Freundin. Dagobert saß neben ihr, wie ein treuer und da sie von der einsamen Wohnung gingen, hatte sich ihm? Wallrade, ich beschwöre Euch bei der Barmherzigkeit Wächter. Margarethe, nachdem sie eine kleine Weile das franke Kind in den Sonnenschein auf eine kleine Gottes,... bei Eurem Seelenheil,... wo ist der, dessen überlegte, flüsterte zu Dagobert: Bleibt Ihr, mein guter Bank gelagert, die am Gehege stand, und war eingeschlum- Namen Ihr nanntet? Auch dieses lallende Kind nannte Sohn; ich kann sie nicht verscheiden sehen. Ich gehe, meine mert vor Schwäche. Die Leute blieben stehen vor dem ihn... was soll ich glauben, was werde ich hören? längst verfäumte Pflicht zu erfüllen, und vor Diether's Knaben, und ihnen war, als sollten sie nicht von dannen Redet,.. nur ein Wort, mein Fräulein, wo ist mein Augen die Wahrheit zu enthüllen. Weh mir, daß meine gehen, und das Herz wurde ihnen weich beim Anblick des Gatte, was geschah mit ihm?" Wallrade schlug die Schwäche, mein Wankelmuth bis jetzt das Geständniß vers abgemagerten Gesichts und Körperleins. Sie trauten sich Augen gen Himmel, blickte dann fragend nach der Abtissin, zögerte: bis jetzt, wo es ein entsetzliches Verhängniß aus jedoch nicht, den Kleinen zu wecken, breiteten noch ein im Begriff zu reden. Walburg raunte jedoch befehlend in meinem Busen reißt. Indessen einmal besser als nie. Tüchlein über sein Antlig und begaben sich hinweg. Da sie das Dhr der Verwundeten:" Schweigt,... laßt mich Komm, Willhild, komm, von diesem Sterbelager müssen aber wieder zurückkehrten, war der Bube nicht mehr da, der Schwerbedrängten antworten, damit die Kunde von der wir rein gehen, und nur zu den Füßen meines Herrn ist und nicht in Haus und Hof, nicht auf Wies' und Feld zu Wahrheit sie nicht tödte in unsrer Mitte. Euer Gatte jetzt unsre Stelle".- ,, Gott segne Euren Weg!" erwiderte finden, und bis auf den heutigen Tag nirgends eine Spur lebt"; sprach sie hierauf zu der gespannten Zuhörerin: Dagobert mit frendeleuchtenden Augen:„ Es wird hell in von ihm anzutreffen gewesen." Dagobert schwieg, und Noch mehr; Jhr werdet ihn sehen; macht Euch gefaßt, unserm Hause werden, und nur zu beklagen ist's, daß hier der Schmerz der Mutter nahm nun das Wort: Dwie ihn nicht im Schoße des Glücks zu finden..." Des Nacht werden muß, damit es dort tage. Geht mit Zuerneuert diese Erzählung blutende Wunden!" klagte fie: Glücks?" fragte Katharina rasch entgegen. Hochwürdige versicht und Muth; ich fürchte, ich werde auch bald folgen " Wie doppelt fühle ich jetzt den Gram um meinen Einzig- Frau... wie fonnte Bilger glücklich sein ohne die, die können." Er warf einen besorgten Blick auf die schwergeborenen! Bis jetzt glaubte ich ihn in kühler Erde versenkt, ihn lieben? Ach, möchte er in Armuth und Dürftigkeit athmende Schwefter. Margarethe zerdrückte eine Thräne im geweihten, christlichen Grabe, und jetzt erst muß ich darniederliegen... mein Anblick, der Anblick seines Kindes im Auge, und schlug ein großes Kreuz über die Leidende. fürchten, daß ihn ein wildes Thier hinweggetragen, das wird ihm willkommen sein. Ich will ihn pflegen, ich will Willhild, die sich mit einem Seufzer von der Erde erhob, herabgefommen ist von des Heyureichs waldigem Rücken.*) sein Leben erleichtern. Gott ! alles will ich thun, alles besprengte Wallradens Lager mit einigen Tropfen Weih Seine Gebeine sind ein Spiel der Bögel geworden, und leiden, Hunger und Bein mit ihm leiden, wenn ich ihn nur wasser, und wankte der schnell davonschreitenden Altdüngen den Boden des Forstes! Willhild! Willhild! Was sehen, in seiner Nähe sein kann; denn so wie ich liebt ihn bürgerin nach. So still ihr Gang durch die Straßen war, hast Du auf dem Gewissen, Unglückliche? Und ist alles teine andere, so hat ihn jene sicher nicht geliebt, der er so still war ihr Empfang zu Hause. Herr Diether bemerkte wahr, was ich vernommen?" gehuldigt, bevor er mir die Treue gelobte." Wallrade kaum, in sein Leid versunken, die Eintretenden. Gleichzuckte schmerzhaft zusammen. Walburg versette: Ueber giltig sah er auf Willhilds bebende Gestalt, aber mit er*) Heynreich ein mittelalterlicher Name des Taunus - die Bergangenheit, gute Frau, laßt uns einen Schleier zwungener Ruhe fragte er Margarethen:" Ihr kommt von werfen, und uns freuen, daß auch die Zukunft hinter einem ihr? Sie ist hinüber?"- Die Gattin schüttelte den Kopf, gebirges.
-
-
-
-
"