t Das Hilfswerk für Deutsthlanö. Der RsiSSpräfideat bar am Eonnabend Vertreter amerila- n i f db e t und schwedischer OrganisaNone« de« H i l f S- Werkes für Deutschland empfangen. In seiner BegrüszungS- anspräche wies der Reichspräsident darauf hin. Satz«ine gemeinsame Äufzabe und ein gemeiwameS Ziel die amerikanischen und schwe» di'che« Vertreter nach Deutschland geführt habe. Sie wollen den schwer geprüften Ländern Europas Hille bringen und besonders den Kindern in ihrer angenblickltchen Not nach Möylichkelt helfen. Der Reichspräsident hob hervor, daß die fremden Gäste auf ihren Reisen selbst sehen würden, wie gros da? Elend iei. da? die furcht» baren Entbehrungen der letzten Jahre hervorgebracht hätten. Er beglückwünschte die Erschienenen zu ihrem Hilfswerk von ganzem Herzen und bezeichnete eS als eine schöne Fügung, dasi die Wiederannäherung aller Völker sich durch Werke edler Menschlichkeit anbahne. Der Reichspräsident gab der Erwartung Ausdruck dah da» Hilfswerk ein hoffnungsvolles Zeichen für die Ariedensarbeit des Jahre» sein möge. Die deutsch « Re» gierung und er würden mit allen Kräfte» bemüht sein, da» LiebeS» werk zu fördern. Der Reichspräsident begrüßte dann nochmal» die einzelnen Vertreter der Organisationen, von dem amerikanischen Unternehmen versprach er sich deshalb besten Erfolg, weil Herr Hoover sein große« Organisationstalent dieiem Werke zur Verfügung gestellt habe. Bon der unermüdlichen LiebeSlärigkeit der Damen der Ouarter-Collektion iei ebenfalls schon ftohe Kunde nach Teutschland gedrungen. Den schwedischen Damen dankie der Reichspräsident nnd wreS besonder« darauf hin. daß Schweden uns schon in so vtelfältiger Weile in unserer Rot geHolsen habe. in e« durch gastfreundliche Unterbringung von Kindern in schwedi» schen Heimen, sei e« durch die willkommenen Liebesgaben, deren sich unsere Vevölkernng habe erfreuen dürfen. Such die Vertreter der amerikanischen Quäker würden«in reiche« Feld ihrer Tätig» kert finden. Die frühere Kommiiston habe sich bereits über die Notwendigkeit in den Bereinigten Gtaaten geäußert, die deutschen Kinder in ihrem Wachstum seelisch und körperlich wieder erstarken zu lasten. Zum Schluß gab der Reichspräsident der Hoffniina Au«» druck, daß der Erfolg ihrer Täiigkest den Erschienenen de« schönsten Lohn bringe» möge._
Keine Hungerstrafe öer Scapa-5lo«-keute. Nach Mitteilung der schweizerischen Regierung find Nachrichten über«tne angebliche Meuterei und Berbängung von Hungerstrasen gegen die Scapa-Alow-Leute unzutreffend. Die Mannschaften er» baten Ende November vom Hagertommandonlen Auskunft, wann der Abtransport begonnen werde. Sie erhielten keine SuSkunit; daraus erfolgte eine teilweise Arbeitsniederlegung. Sl» die Be- iatzungen dann darüber aufgeklärt wurden, daß ihre Zurückhaltung Furcht Swuld des Lagerkommandanten fei, daß dreier vielmehr wegen des Zeitpunktes ihrer Freilastung mehrfach in London an» gcsro t habe, wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Während der Arbeitsverweigerung sind die gewöhnlichen BerpflegungS- rattonen ausgegeben worden, nur die Arbeitsrationen find in Fort » fall gekommen._ Revision im RochlingprozeK. < Gegen da» Röchling -Urteil ist Revision einaekegt werden. Der KasiationShoi in Pari«, der darüber zu entscheiden hat. genöß bisher da» größte Ansehen in veziebung auf seine R-chtsprechung. ES ist zu erwarten, daß dieser Gerichtshof da» rUri'auen in seine Unparteilichkeit rechtfertigen wird. DaS erst- '.nfianzllche Urteil enthält eine offenbare Rechtsbeugung. Nach dem mst'.LÜanbSabkommen in Spaa war ein französische» Gericht nüig- in der Lage, über einen Deutsche », auch wenn ihm eine N?c.-tz«vg de» KriegSrecht« vorzuwerfen war, vor In» trasttrete« de» Arieden»vertrage» zu urteilen. Wenn die französischen Gericht« da« vediirftii» fühlten, über die Handlungen der Gebrüder Röchling während de» Krieges »p Bericht zu fitzen, so hätte die französische Regierung, wenn sie«» mit ihrer Lürd« für vereinbar bielt, gemäß den Be> stlmmungcn deS§ 226 u. folg. ihr« Auslieferung betreiben sollen, sie our'te aber nicht zulasien, daß vor Jnkrafltreten de» Frieden«
Sin-, und Siuoschuud. Der Kamps ge�en den Kinoschund ist «ln Teil de« Kämpft» um die Wiederge>undung de« deutschen ' Volke«. ES ist dabei von unserer Seile immer wieder beionl Word«», daß wir gar nicht daran denken, die Bedeutung de« KinoS als Kulturiakror zu veilleinern. Im Gegenteil! Gerade«eil wir die Bedeutung de» Kino » vollkommen anerkennen, wollen wir de« Schaden abwehren, den da« Schundkino anrichtet. Obgleich wir alio Kino und Kino'chund stet» auseinander- halten, sind die«inointerestenten dauernd bemüht, diese Trennung z verwischen, und unseren Kampf gegen da» Schundlino in einen Kampf gegen da« Kino überhaupt umzufälichen. In unseren Protestversammlungen verlangten gewöhnlich auch die.Gegner', zu Wort zu kommen. Da sich unter Protest nicht gegen das Kino, sondern nur gegen den Kino s ch ufn d richtet, nnd die Kinvinteresienten sich wohl hüten«erden, in einer öffentlichen V-rsammIung für den Kinoschnnd einzutreten, ist diese» Bcr- langen nicht» als eine bewußt« Verdrehung der Totiachen. Auch wird von dieser Serie mit Vorliebe behauptet, daß unser Kampf gegen da» Schundkin» überhaupt unnütz und zwecklo» sei. Na. dann soll man un« doch uniere».nutzlosen' Kamp» rub'g , führen lasten und sich nicht darüber aufregen I I» Wirklichkeit ' aber hofft man. un» durch diese Behauptung zurückzuschrecken und f in unserem KampieSwillen zu schwächen. In Sirtlichkeit rmter- ichätzt die Gegenseite keineswegs die Gefahr, die ihr in der öffent» Uchen Belämpfung deS KinosckundeS ersteht. Und sie schreckt vor nicht« zurück: Als unsere Berliner Protestversammlung vorbereitet wurde, war der Belagerungszustand noch nicht aufgehoben. Da scheu,« fich»er Reichsverband der Kinounternehmer nicht, an da» Polizeipräsidium mit der Bitte beraiizulrelen. di« Genehmigung für diese Versammlung zu versagen! Diese gemeine Handlungsweise kennzeichnet fich ftibst. Eie enthüllt un» aber auch zugleich, daß wir aus dem rechten Wege find. Daß unser Kamps nicht zwecklo« ist. sondern Erfolg haben wird, wenn wir den eingeschlagenen weg nur zielbewußt weiter verfolgen. st. b. Auf der Suche nach de««ndekimute« Planeten. Die vielen Riesenfernrohre, die Amerika besitzt, sind gegenwärtig in eifrigster Tätigkeit, denn sie suchen am Himmel nach einem neuen Planeten, den man in»er Nähe de» Neptun vermutet. Wenn dieser neue Planet wirklich existiert, dann ist»x ,war dem bloßen Aug« ganz uniichlbar, aber hochempfindliche photographische Platten werden vielleicht«inen fich bewegenden Körper mitten zwiÄen einer dichten Masse von Fixsterne« entdecken. Di« Hoffnung der Astronomen. diesen neuen Planeten zu finde», ftght sich auf die Tatsache, daß man eine Abwertung in der Bewegung de» Neptun festgestellt hat. Di« Berhältniffe liegen also ganz ähnlich wie im Jahre tS»ö, al« man eine Abweichung i» der Bewegung des Uran»« bemerkte, die durch die Anziehungskraft de« damals noch unbekannten Neptun hervorgerufen worden war. Auf Grund dieser Beobachtung be- rechneten Levmier und Adam» die Größe und die Stellung de» Neptun , und ihr« Berechnunaen wurden völlig bestätigt durch die Entdeckung de« Planelen selbst, die Galle gelang. Die amerikani- schen Astronomen find am eifrigsten auf der Suche, weil sie die größten und schärfsten Fernrohre besitzen. Ludwig Herd» wricht am S. und 1 1 Marmor hn Meistersaal hettere Dichtungen von Foniau«. Kleist, Walser, Mtznom, aSoratustcni; dazu zwäls ��spiettr-Perteit».
die französischen Behörden sich der Person eine« Deutschen bemäch- tigten. Den Gebrüdern Röchling kann nach Ansicht deutscher amt. licher Stellen weder eine gemein« Straftat� noch eine Ler letzung der Gesetze und Gebräuche de» Krieges zur Last gelegt werben. Ihre Requisitionen find auf Anforderung nnd im Ein- vernehmen mit den zuständigen militärischen und amtlichen Stellen erfolgt, und das Gericht in AmienS selbst hat auerkennen muffen, daß auch bei Ausführung der Requifirionen genau dem Völkerrecht entsprechend verfahren ist. Denn e» ist nichts genommen worden ohne RequisilionSscheine, die dem Gerichte vor» gelegen haben._
Vormarsch öer englischen Arbeiterpartei. Die Ersatzwahl in Brvmley, bei der die Koal'trouS- uutoniste» II 146 Stimme» und die Arbeiterpartei 16 677 Stimmen erhielt, zeigt einen ledhafte» R2ckga»g der Stimmen der Koalition, dere« Mehrheit bei den allgemeine» Wahle« II 436 Stimme« betrug. Zam erste» Male stellte die Arbeiterpartei in Bromley einen Kandidaten auf und die Tatsache, daß dieser Kandidat sofort mehr al» 16 666 Stimmen erhielt, wird von der ganze« Presse al» überraschend nnd höchst bemerkenswert bezeichnet. Die Presse bringt diese Wahl in Zusammenhang mit der kürzlich vollzogene» Ersatz- wähl in St. Albans , wo ebenfalls der Arbeiterkandidat eine starke Siimmenanzahl ans fich vereinigte. Die beide« Ergeb- niffe seien von großer Tragweite. Bei der Ersatzwahl in Svenvalley wurde der Kaudidat der Arbeiterpartei Myer» mit II 332 Stimme» g e- wählt, der Kandidat der Liberale» Simo» erhielt 16 244 «ud der Koaliti»»Skaadtd«t Fairfax 8134 Stimme».
die ungarischen Morüe. Die Wiener„Arbeiter. Zeiiuug" veröffentlicht ei» lanze » amtliches Protokoll über die Hinrichtung ungarischer Lomnmniste» in Waitzen, «» von 266 Berhasteten 16 ausgewählt und ohne rechtmäßige Ler» Handlung erschösse» worden. Die„Arbeiter-Zeitung " bemerkt hierzu, daß dir FriedrnSbelegatio« der«agarlschen Henker in Pari» vor der ganzen Welt am Pranger stehe« wirb. Während Nie demokratischer» Schichten der Westvölker die deutsche und österreichische Demokratie unterstützen werde», wird rS für die ungarischen Henker in Pari» keinen Pardon geben. Infolge eines englischen Proteste« soll in Ludapest nicht«ehr öffentlich hingerichtet«erbe». Sbokiogl DaS vubapester Strafgericht hat gegen den ehemalige» LolkS» beauftragten Brla Knu Anklage erhoben wegen Mordes in SSV Fällen, Rande« ia IV Fällen und Diebstahl« in 6 Fällen und wird von der dentschösterreichischen Regierung noch einmal seine AnSlirfrrnng ver- langen. ES sei festgestellt,»aß während»er Rileherrschast 197066666 Kronen zn Agitat»uSzweckea nach Wie« verschleppt wurde» und daß auch den deulsche« Kommunisten ein größerer Geldbetrag zur ver- sügung gestellt ward«. Dir Wiener„Arbeiter-Zeitnitg* erfährt au» Wiener-Reustadt, daß in Reufeld a« der«ngarischr» Grenze 12 dentschösterreichischr nnd b dentschdöhmische Sozialdemokraten verhafte.««ad in da» Hauptquartier der»ngarischr« Rationakarmee verschleppt worden find. „Az Eft" meldet, daß der Sommanrst Arpab KerekeS-Koh» am Tage vor seiner Hinrichtung an die Staatsanwaltschaft ei« Schreibe« richtete, in dem er rrtlärre, er gestehe vor feine« Tode, daß er bei der Hauptverhandlung nicht die Wahrheit gesagt habe. Er Hab« 44 Morde ans de« Gewissen. Aus der Reise Tidor Sza- «nrkyS in die Provinz habe er» um Szamuelq« Gnaft zu ge- wiuuen, eigenhändig 44 Menschen erschossen. Aach an der Ermordung zweier ulraiuischer Offizier« fei er beteiligt gewese», er habe Szamuely geraten, diese beiseite z« schaffen.
Habsburgs Sonöersrieöensstreben. Nach den von der englischen Presse verösfentlichten Dokumente« über die geheime Mission deS Prinzen Sixtus vonParma im Jahre 1017 hat Prinz Sixtus, der beim belgischen Roten Kreuz diente, sich im Januar aus einen Ruf seiner Mutter(der Schwieaer- mutier Karl») in die Schweiz begeben, da Kaiser Karl wünschte. mit ihm direkt über den Frieden zu sprechen. Er empfängt dort einen Brief deS Kaiser», der dessen FriedcnSwunsch bestätigt, und teilt seiner Mutter al» die seiner Ansicht nach grundlegenden Friedensbedingungcn mit: Rückgabe Tlsaß-Lothrrngen» an Frankreich , Herausgabe Belgien « und Serbiens , Uebergabe K o n st a n- tinopelSanNußland. Am 13. Februar empfängt der Prinz in der Schweiz einen Brief de» Kaiser ». Am 8. März wird Prinz Sixtus von P o i n c a r ö empfangen, dem er ein Schreiben C z e r- n i n» zu überbringen hat, da» Poincare aber als unbestimmt und verschwommen empfindet. Ein geheimer und persönlicher Brief des Kaisers dagegen ist klar und bestimmt und erklärt: Wir wer- den Frankreich unterstützen und einen Druck aus Deutschland ausüben. Diesen Brref hält Poincarö für �«ine Grundlage. In die Schweiz zurückgekehrt, trifft Prinz Sixtus mit dem Grafen Trdoedt zusammen, der oom Kaiser geschickt ist, und über- gibt ihm einen von Oesterreich anzunehmenden FriedenSent- wurf. Am 23. März treffen sich' die Prinzen SirtuS und Xaver insgeheim mit dem Kaiser auf Schloß Laxenbura bei Wie«. Der Kaiser erklärt, alles mn zu wollen, um Deutschland zum Frieden geneigt zu machen. Da er die Monarchie dem Wahnwitz de» Nach- bar» aber nicht opfern wolle, sei er auch zu einem Sonder- frieden bereit. Einen Tag später überreicht er dem Prinzen genaue Angaben. Am 31. März Unterredung im E l y s e e. Am 12. April Zusammenkunft zwischen SirtuS und Poinrare. Dem Prinzen wird mitgeteilt, daß England dem Plan günstig ge- sinnt ist. Inzwischen wird auch Italien in» Vertrauen gezogen. Am 24. Mai überbringt Erdoedi dem Prinzen die Nachricht, daß der Kaiser ihm mitgeteilt habe, ein Abgesandter C a d o r n a S sei vor drei Wochen in Bern gewesen, um Oesterreich den Frieden gegen Abtretung de» T r e n t> n o anzubieten. Der Prinz erbält ei« Handschreiben de» Kaisers, in dem der Kaiser sagt, er sei entschlossen. seine Pläne durchzukämpfen, verlange aber Sicherung. Czernin erklärt, das drohend« Auftrete« de» deutschen Hauptquartiers könne ihn nicht einschüchtern, er verlange Verhandlungen. Eine dem Brief beiliegende Not? EzerninS verlangt-ür den Fall von Grenz- berichtigunpen Bürgschaften hinsichtlich der Unversehrtheit der Monarchie. Czernin versichert, auf Grund dieser Bedingungen könne Oesterreich einen Sonderfrieden schließen. Der Prinz hat cnn 20. Mai Unterredungen mit Poincare nnd Ribot und am 28. Mai mit Lloyd George und dem König von Eng- land. Die weiteren Ereignisse wartet der Prinz in Pari» ab. Aber dann zerschlägt sich alle», und der letzterwähnte Brief de» Kaisers wird von der Entente nicht beantwortet. Inzwischen war nämlich die Entente zu einer andere« Auf- fassung über die innere Stärke der Zentralmächte gelangt....
die Gefahren eines neuen Krieges. Lord Robert C e c i l sagte in Liverpool in einer Versammlung. wer über di« Sache nachgedacht nnsse, daß die Zivilisation nicht
noch einmal einen solchen Stoß aushalten könne, wie in den letzten vier Jahren. Kein vernünftiger Mensch könne bezweifeln, daß- wenn nicht«in SuSweg gefunden werde, wir wieder einen Krieg habe« müßten, und dann würde die Zivilisation so sicher und vollständig untergehen, wie die römisch- vor 1S06 Jahren. DaS sei der der Wirklichkeit gemäß einzig praktische Standpunkt. Einstweilen besteht ja die Gefahr eine! neuen Krieges nicht, aber sie wird kommen, wenn die Entente ihre Tyraunenpolitik fortsetzt.
Sowjetrußlanö unö Deutschlanü. Heber dieses Thema sprach gestern der Kommunist Pertz, ehemaliger Borsitzender der deutschen Arbeiterräte in PeterS. b u r g, im„Sturm". In Deutschland scheint man nicht zu erkennen. sagte er, daß die- russische Bewegung im tiefsten Sinne eine Bauernbewegung ist.(Die Bauern bilden über 86 Proz. der Bevölkerung!) Die Widerstände, die Sowjet-Rußland von Deutsch - land und später von der Entente entgegengesetzt wurden, hatten zur Folge, daß die russischen Bauern einsahen, daß sie von den Bol- schewisten mehr zu erhoffen haben als von den Regierungen der Entente. Groß-Rußland wird kaum wieder er« stehen. Aber ein föderalistisches Rußland einschließlich der Ukraine und Sibiriens , mit ähnlichen Regierungen wie in Sowjet-Rußland wird kommen. Wir müssen erkennen, daß wir mit Bilderbogen, die Kinder bange machen, eine Bewegung — wie sie im Osten ausgebrochen ist— nicht niederkämpfen können. E» ist unbegreiflich, daß da» deutsche Volk, da» fich so viel auf seine Kultur eingebildet hat, nicht fähig ist, eine Bewe« gung, wie die im Osten, zu begreifen. Man sprach davon, daß«ine einheitliche Welle der Weltvevo- lution über die ganze Welt gehen müßte. Was heißt denn einheit, liche Welle bei der Verschiedenheit der Völkerl Versuchen Sie, di« Arbeiter— nicht die Führer—- zu einer Jnter- national« zusammenzubringen l Ein Gemeinschaftsgefühl zwischen de» deutsche» und dem russischen Arbeiter—«Proletarier aller Länder..— gibt e» ja nicht I Die Theorie der Einheit der Welle ist nicht aufrechtzuerhalten. An die Stelle deS großrussischen Gedanken» ist«we neu« Bewegung getreten: Di« russische Bauernbewegung. Auch vor den Toren Indiens hat die Frage de» Recht» a« die Erde nicht haltgemacht. Auch in Indien find all« Bedingungen gegeben wie m Rußland . Wir sollten deshalb klug sein in Deutschland , und di« russische bolschewistische Bewegung nicht«inseitig verurteilen. Für unS steht unsere Existenz auf dem Spiel. Deshalb müsse» wir den LolfchrwiSmu» in Rußland al« Verbündeten betrachten. DaS Hineinzerren von Gefühlen und Schlagworten in die Politik muß aufhören. Wir brauchen auch nicht zu befürchten, durch ein« wirtschaftliche Verbindung di« bolschewistische Bewegung in Deutsch - land zu stärken. Wir stehen und fallen mit dem Osten. Denn an- der» befreien wir unS nicht. CS ist kurzsichtig, die deutsche Wirt- schaft z« sabotieren und z« lähme«. Ja, daS ist verbrecherisch. ES nützt nichts, in Deutschland auf«ine Diktatur des Proletariats bin- zuarbeiten! ES ist unmöglich, dadurch dir Produktivität der Ar- beit zu steigern. Die Arbeiterschaft muß sich fragen, ob diese« Ex- periment unter allen Umständen und sofort Erfolg bringt. Mit dem Material. daS Rußland heute hat, kann e» uns«'cht mit Lebensmitteln mlterstützen. Nein, erst müssen wir durch die Jniensivität unserer Wirtschast, durch ganz �, giehige Materiallieferungen Rußland m die Lage setzen, seine landwirtschaftliche Erzeugung zu steigern. Sb-r daS geht nicht von heute auf morgen. Und ich glaube nicht, daß sofort b« der Einführung der Diktatur die Steigerung der Produktion mZg- lich wäre. Da» aber würde auf Rußland ungünstig zurückwirken und dann stehen zwei Labme nebeneinander. Wenn wir dann zu- sammenbrechen. bricht auch die russische Sowjetrepublik zusammen. Dann herrscht in Rußland wieder die Knut« der Generäle. Dann ist e« mit der freiheitlichen Bewegung im Osten und Mi�el- europa vorbei. Denn die Bewegung greift nicht über anf Englanl, und Frankreich . Dann wird man in Deutschland und Rußland keinen Unterschied machen, ob wir un« Kommunist««. UnflbhäNZ;ge> MehrbeitSsozialisten genannt haben, dann wird man un»<tn den Kmgm gehen. Gerade in Deutschland muß«an di- Frag« der Diktatur de« Proletariats sehr vorsichtig behandeln. Denn wir können un» keine Revolution mehr leisten. Wir können nur auf- bauen. Wenn diese Gewähr nicht gegeben werden kann, dürfen wir auch daS Wort von der Diktatur nicht gebranche«. Wir müssen un» ruhig mit dem Gedanken abfinden, für di« Freiheit«och nicht ganz reif zu sein. Da, erfordert noch sehr viel Arbeit. Noch seh- viel B il d u n g» arbeit. DaS BetriebSrätegesetz kommt. Welcher Teil der beut- schen Arbeiterscherst weiß denn. waS er dann zu wn hat? Immer müssen wir Schlagworte haben, immer uni berauschen. Aber für die k a l t e A r b e i t sind wir nicht fähig. Dazu waren wir nar sähig früher, al» der Befehl hinter uns stand. Heute ver- sagen wir all«: Bürgerliche, Mittelstand, Arbeiter. Keine Idee ist von der deutschen Revolution ausgegangen, die in der Welt, die im Westen irgendein« Wirkung hätte habe« können. Wenn wie aber wieder Einfluß auf die Weltgeschichte haben wollen, dann habe« wir verdammt an un» zu arbeiten. Ich wünschte, daß oaS deutsch « Boll ein bessere» Verständnis für die russische Bewegung bekommt. Vor allem muß das Schimpfen auf die russische Bewegung auf- hören. Sie hat ihren Zweck erfüllt: sie war der imzehener große Anstoß. Rußland hat semen Teil getan. Schematisch sei« Bor. gehen nachahmen z» wollen, wäre kindisch. Rixßl.nd erwartet von. im», daß wir unsere eigenen Ideen in eigene Bahnen trogc«.
Kleine politische Nachrichten. Die Besatzung Oberschlcfien». Für die Besetzung de» ovee- schlefiichen AbstimmuugSaeVieteS sind an Ententeiruppen vorgefeben: ein Divisionsstab, 16 Bataillone, ein Regiment Kavallerie, zw« Artillerieabteilungen, zusammen 2l 000 Mann. Die Nationalität der Truppen steht noch nicht fest.— Ein« Eutentenote ist tm Anzug, daß in Oberschlefien zuviel Baltikumer, SicherhettSpoltzei und Nnwohnerwrhre« seien. Die Schutzhast gegen den Chemnitzer Kommunisten H e ck e r t ist nach den.P. P. N.' darum d-rhäi'gt worden, weil er in öffentlicher Versammlung zum Kampf mit der Waffe gegen die Regierung aufgefordert habe./ Zu« Genfer Studentenkongreß meldet unser Berichterstatter noch, daß nach dem MehrheitSbeichluß für Moskau die Gegner der dritten Internationale eme weitere Teilnahme am Kongreß abge» lehnt haben. Die Abreise Rädel« hat fich durch die Verhandlungen mit der polnischen Sieqierung verzögert. Grundsätzlich hat die polnische Re- gierung die Durchreiseerlanbni» durch Polen erlaubt. ES find jedoch noch einige Modalitäten in dieser Frage zu«ledige«, doch dürft« die«breise« einige» Tagen erfolge».