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Nr.252.37.Jahrg.

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Der Borwärts" mit der Sonntags beilage, Bolt u. Zeit" erscheint wochen. täglich zweimal. Sonntags einmal.

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Morgen- Ausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  

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Dienstag, den 18. Mai 1920

120 Milliarden Goldmark.

Vorwärts- Verlag 6.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplats, Nr. 117 53-54.

Der Zahlungsmodus noch unklar.

Kein volles Einverständnis erzielt.

Völkerbundstagung in Rom  .

Bericht über Eupen   und Malmedy  .

Der Wahlkampf

zum Reichstag und Neu- Berlin  .

Von Hugo Heimann  , M. d. N.

Der Wahlkampf um den Reichstag ist in vollem Gange. Paris  , 17. Mai. Der, Havas" vertreter in London   hat Rom  , 17. Mai.  ( W. T. B.) Der Völkerbundsrat hielt n größerer Zahl als je zuvor sind die Parteien auf dem über die Beratungen von Sythe erfahren, die Ministerpräsidenten gestern eine geheime und darauf eine öffentliche Sigung Blan erschienen und die Gewißheit, daß die Zusammen­hätten 120 Milliarden Goldmark als die von Deutschland   zu be- unter Vorfiz Tittonis. Dieser teilte mit, daß die armenische zahlende Entschädigungssumme festgehalten, doch scheine kein Ein- Frage noch Gegenstand des Meinungsaustausches unter den Re- legung dieses ersten Reichstages der jungen demokratische. Republik   für die Geschicke Deutschlands   entscheidend sein verständnis über den Zahlungsmodus erzielt worden zu sein. gierungen bilde, und daß Luxemburg   wünsche, dem Völkerbund wird, gibt dem Kampf ganz besondere Heftigkeit. Immer 2loyd George fei der Ansicht, daß man feinen Unter. beizutreten. Sierauf verlas Tatsui einen Bericht über die höher schlagen die Wogen, je näher der 6. Juni heranrückt, schied zwischen den Kriegsopfern machen könne, daß Abstimmung in den Kreiſen von Eupen   und Malmedy  , wegen bis draußen im Reich dann am Tage nach der Wahl eine ge­man aber noch weniger bei der Wiedergutmachung zwischen denen deren die deutsche Regierung die Intervention des wiffe Erschlaffung eintreten wird. unterscheiden könne, die Schäden an ihren Gütern, und denen, Bölterbundes verlangt. Balfour   sprach über die zur Ver- wisse Erschlaffung eintreten wird. Es wäre verhängnisvoll für die Bevölkerung Groß- Ber­die Leibesschäden erlitten hätten und von Deutschland   eine hinderung der Ausbreitung ansteckender, Krankheiten in lins, wenn die Vorgänge hier sich ähnlich abspielen würden. Bension erhalten müßten. Seine Haltung in dieser Richtung sei Mitteleuropa   getroffenen Maßnahmen. Der Generalsekretär In der großen Erregung über die Reichstagswahlen ist in hauptsächlich von der Haltung der Dominions bestimmt worden. berichtete über den kommenden internationalen ständigen Geweiten Kreisen die Tatsache ohne jeden Eindrud geblieben, Man habe infolgedessen eine andere Regelung ins Auge faffen richtshof, für welchen die juristische Kommission einen Entwurf daß zwei Wochen später, am 20. Juni, die 4 Millionen müssen, um die sofortigen Bedürfnisse Frankreichs   ausgearbeitet hat. Zum Schluß berichtete Kittoni noch über die Einwohner Groß- Berlins über das Schicksal ihres neuen für den Wiederaufbau der Kampfzone au be Lage der deutschen  , österreichischen, ungarischen und rumänischen großen Gemeinwesens zu entscheiden haben wer­friedigen. Um die deutsche   Schuld fofort flüssig zu machen, Kriegsfangenen in Sibirien  , deren Heimschaffung febr ben. Beide Wahlen hängen innerlich aufs engste zusammen. hätten die französischen   Sachverständigen eine große Anleihe schwierig sei. Der Völkerbundsrat erwarte einen baldigen Die Rückwirkung der einen Entscheidung auf die andere vorgeschlagen, die von Deutschland  , von den Alliierten wie Bericht Nansen& darüber. Alle Berichte wurden einstimmig fann faum überschätzt werden. So weit die Wichtigkeit der Frankreich  , Italien   und Belgien   und vielleicht auch von angenommen. den neutralen Staaten gedeckt werden müsse, und für die( Die Hauptsache für uns, nämlich to as in dem Bericht des feßigen Reichstagswahl über die früheren hinausragt, so die deutsche Entschädigungssumme als Pfand dienen folle. Für japanischen Delegierten Tatsui über den Skandal von Eupen  die Einzelheiten sollten die französischen   und englischen Sach- und Malmedy   steht, geht leider aus der Meldung nicht her­berſtändigen einen Entwurf ausarbeiten, der demnächst den vor. Die Red.) alliierten Ministerpräsidenten in Ostende   unterbreitet werden folle. Von der Entschädigungszahlung solle, wie bei den Friedensverhandlungen festgesetzt wurde, Frankreich   55 Prozent und England 25 Prozent erhalten.

Nur Verhör in Spa  ?

Belgien   rächt sich.

grundverschieden von allen früheren Kommunalwahlen muß Sie Wahl zur neuen Einheitsgemeinde am 20. Juni bewertei

werden.

Die Zusammenfassung der 94 Gemeinden Groß- Berlins zu einem einheitlichen Gebilde und die großen Machtbefug nisse des am 20. Juni zu wählenden Stat parlaments bilden Neue Gewaltmaßnahmen in und Eupen- Malmedy  . auf gemeindlichem Gebiete die logische Folge der Revolution Berlin  , 17. Mai.  ( W. T. B.) Die belgische Gewalt und feine geringere Umwälzung als die in Steich und Staat herrschaft in den Kreisen Eupen   und Malmedy   nimmt bereits vollzogene. Aus rein politischen Gründen hatte der Millerand der Saboteur der Verständigung. immer rüdsichtslosere Formen an. Nachdem die Bel- frühere Obrigkeitsstaat dem Zusammenschluß sich widersett gier vom ersten Tage der Besetzung ab systematisch die Volts- und die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Millionenbevölke­Paris, 17. Mai. Ministerpräsident Miller and hat bem befragung im Reime zu erstiden gesucht haben, nach- rung seinen engftirnigen Herrschaftsgelüften untergeordnet. Bertreter des Matin" gestern nach Schluß der Konferenz von dem fie nach Intrafttreten des Friedensvertrags zum Scheine Wenn der Krieg auch in jedem Falle wegen der ungeheuren Sythe gefagt, man sei übereingekommen, daß Deutsch   Stimmlisten ausgelegt haben, sie aber so handhaben, daß Verwüstung von Menschen und Materialien Vereinfachungen land nur nach Spa kommen solle, um Aufklärung schon rein technisch nur ein verschwindender Bruch- erzwungen haben würde, so hat doch erst die Revolution die zu geben, namentlich über die Nichtausführung der teil der Stimmberechtigten sich darin eintragen tann, und nach Bahn dafür frei gemacht, daß durch die Sozialdemokratie militärischen Bestimmungen des Vertrags. Man dem sie gegen die für Deutschland   abstimmenden Personen mit Neu- Berlin auf breitester demokratischer sei auch darin einig gewesen, daß man die Erläuterungen nicht 8 wangsmaßnahmen vorgehen, die eine Vernichtung der Grundlage aufgebaut und mit weitgehenden Machtbefug­abzuwarten brauche, die die deutsche Regierung den vereinig- wirtschaftlichen Existenz bedeuten, sind sie vor kurzem dazu über- nissen ausgestattet werden konnte. ten Aliierten geben werde, um alle Maßnahmen zu treffen, die die interalliierten Kontrollkommissionen für nötig erachteten, Auch wegen der nichtausgeführten wirtschaftlichen Klau feln wolle man die Konferenz von Epa nicht abwarten, um ihre Ausführung ficherzustellen.

Dem Vertreter des Journal" sagte Millerand, man wolle für die deutsche Entschädigung eine feste Summe feftfeßen, damit die ehemaligen Feinde die Schwere ihrer Lasten erkennen und um sie zu einer baldigen Tilgung zu ermutigen. Der feftge­setzte Betrag werde aber nur ein Minimum sein, unter das man nicht heruntergehen werde. Die Tür bleibe für Erhöhungen offen. Wenn sich die wirtschaftliche Lage Deutschlands   in befonde. rem Maße verbessere, dann sei es nur gerecht, daß auch die Alliierten einen Anteil von diesem Nußen hätten.

Die Brüffeler Konferenz ebenfalls verschoben. Paris  , 17. Mai. Nach einer Habasmeldung aus London   wird die internationale Finanzkonferenz in Brüssel  infolge des Aufschubs der Beratungen von Spa jedenfalls bertagt werden.

Folgen der französischen   Geldsackpolitik.

Amerika   will Frankreich   keinen Kredit gewähren. Washington  , 16. Mai. Der Antrag Holles, den finanziellen Beistand Ameritas auf Frankreich   auszudehnen, ist im Senat schärfsten Angriffen begegnet mit der Be­gründung, daß Frankreich   bei sich nicht dieselben Steuern eingeführt habe, wie sie von den Amerikanern gefordert werden. Bei dieser Sachlage jei jede amerikanische   Unterstügung Frankreichs  bei den Massen angesichts der Steuerlast und der Teuerung aufs äußerste unpopulär.

gegangen, alle Personen, die nach dem 1. August 1914 in die Kreise zugezogen sind, au 3 zuweisen. Den Betroffenen wird nur eine Frist von wenigen Tagen gelassen. Wenn sie das ihnen zum Kurse von einer Mart gleich einem Frank umgewechselte Geld nicht zum Tagesturse zurüdzahlen, was den meisten natürlich unmöglich ist, so wird ihnen ihr bewegliches Gut zurüdbehalten. Hunderte von Familien werden hierdurch in die größte Notlage ge­bracht. Bei der allgemeinen Wohnungsnot können sie nirgends, namentlich nicht in Aachen  , Unterkommen finden.

Das neue Stadtparlament von Berlin   wird eine öffent­liche Körperschaft darstellen, die an Macht und Einfluß, an Größe ihrer Aufgaben, an der Möglichkeit, Leben und Wir­fen der Millionenbevölkerung entscheidend zu beeinflussen, die meisten anderen gefeßgebenden Körperschaften weit über. ragen wird. In der Hand der Berliner   Bevölkerung liegt daher am 20. Juni eine Verantwortung, die mit der bei früheren Gemeindewahlen nicht in Vergleich gesetzt wer den kann. Wie die Sozialdemokratie die Schöpferin des Die Ausweisungen erfolgen im Widerspruch zu bem in den neuen Gebildes ist, so bietet auch nur ihre ausschlaggebende Kreisen gültigen Recht und zu verschiedenen Bestimmungen des Stellung in der neuen Einheitsgemeinde die Gewähr für Friebensvertrages. Selbst der belgische Bevollmächtigte, der in eine sachgemäße Berücksichtigung der Interessen der Gesamt­Aachen mit dem deutschen   Uebergabekommissar verhandelt, hat die boölkerung, wobei in erster Reihe natürlich die Bevölkerungs­Ausweisungen für unzulässig erflärt. Den nachdrüd- schichten geschützt werden müssen, die des öffentlichen Schutzes lichen Protest, den die Deutsche   Regierung sofort bei der am meisten bedürfen. Friedenskonferenz, beim Wölferbund und bei der belgischen Regie- Die Deutsch   nationale Volkspartei und die rung erhoben hat, scheinen die belgischen Lokalbehörben Deutsche Volkspartei   haben bis zuletzt die neue Or­unberüdsichtigt zu lassen. ganisation mit aller Kraft su berhindern gesucht, genau wie fie der Republik   und allen Errungenschaften der Revolution mit unversöhnlicher Feindschaft gegenüberstehen. Es ist zu begrüßen, daß seit der Revolution auch diese Parteien in den Berliner   Stadtparlamenten bertreten sind, denn die öffentlichen Körperschaften sollen ein getreues Spiegelbild von allen im Volfe vorhandenen Strömungen wiedergeben. Aber auch der unparteiischste Beurteiler wird nicht behaup­ten können, daß das Wirken dieser Parteien im Interesse des Ganzen notwendig oder nüßlich ist. Voll Haß gegen alle neuen been wirften sie nur hemmend und bindernd. Frankfurt   a. M., 17. Mai.  ( WTB.) Sonntag abend kam es Die Deutschen   Demokraten, vor der Revolution in einigen Wirtschaften zu Streitigkeiten zwischen angetrun- als Berliner   Kommunalfreifinnige unsere ältesten und tenen franzöfifchen Soldaten und Einwohnern, bei denen eine hauptsächlichsten Gegner, stehen gleich ihren Parteifreunden Frau mit einem Messer gest o chen und ein französischer Soldat in der Nationalversammlung in den meisten Wirtschafts­derart berprügelt wurde, daß er ins Militärlagarett ge fragen in scharfem Gegensatz zu uns. Wie in den letzten bracht werden mußte. anderthalb Jahren dieser Gegensat sich zusehends vertieft hat,

Diese neue, geradezu unmenschliche Maßnahme fenn­zeichnet zur Genüge bas belgische Gewaltregime in den Kreisen Eupen   und Malmedy  . Troß dieser offenkundigen Tatsachen wollen belgische Abgeordnete und Minister die Welt glauben machen, daß in diesen Gebieten Belgien   bas Regiment mit Milde, Wohlwollen und Tatt ausübe, und daß alles in schönster Ordnung sei.

Die Räumung des Maingaues. Gar nicht so glatt.

Auch eine Wiedergutmachung! Die französische   Befagungsbehörde hat kurz vor dem Abzug so ist bei der Morgenluft, die alle privatfapitalisti. Die Heiligsprechung der Jeanne d'Are in England gefeiert den Gefängnisverwalter der Gutleut- Staserne zu drei ichen Interessenten jezt vor der Wahl zu wittern London  , 17. Mai. Die Heiligiprechung der Jeanne Monaten Gefängnis verurteilt und nach Mainz   geschickt, weil er die glauben, für die Zukunft eine ähnliche Entwicklung zu be­d'Arc wurde in der Westminster Kathedrale mit großer Entweichung von zwei deutschen   Gefangenen erleichtert habe. fürchten, wenn nicht die Wähler am 20. Juni durch ihre Feierlichkeit begangen. Nach dem Gottesdienst fand ein Umzug unter den Entwichenen befand sich auch der erst am Freitag vom Stimmabgabe für die Sozialdemokratie einen Strich durch statt. Jeanne d'Arc   wurde in mittelalterlicher Trachi gezeigt und viele Frangoien, ebenfalls in mittelalterlicher Tracht, französischen Striegsgericht wegen Raubes eines Fahrrads und der alle solche Erwartungen machen, Waffen eines Franzosen zu zwei Jahren Gefängnis verurteilte Was schließlich unseren Gegner von links, die Una F- beteiligten sich an dem Umzug. 20jährige Franz Gebhardt. hängige Sozialdemokratie, betrifft, so trennt uns von ih In dem Vorori Roebelheim, der zum alten befegten im Kampf um die Kommune der gleiche, von uns aus un Nach Sowjetrußland reisen italienische Sozialisten. Die Eng Gebiet zählt, aber früher nicht belegt worden war, find vorläufig überbrüdbare Abgrund, der sich auf den rein politischen länder( ohne Henderson) sind in Petersburg- Petrograd- Leningrad 500 Franzosen verblieben. Kampffeld aufgetan hat. In den von ihrer Parteileitung eingetroffen. Steiner von ihnen spricht oder versteht russisch. Arassin ist mit Begleitern nach   London gereist; man nimmt an,   Darmstadt, 17. Mai  .( WTB.) Die franzöfifchen Truppen haben herausgegebenen Richtliniex für ein Gemeindeprogramm gegen den Willen   Moskaus. um 10 Uhr   Darmstadt geräumt. Der Abmarsch blieb unbemerkt. heißt es:

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