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Nr. 422 37.Jahrgang

Groß- Berlin

Beilage des Vorwärts

Mittwoch, 25. August 1920

Plänen durch eine Seitenwand in die Geschäftsräume eindringen. langung eines ausreichenden Siedlungsgeländes in der Die Pläne sollten ursprünglich von einer größeren Gesellschaft ge- Potsdamer Forst unternommen werden. meinsam ausgeführt werden. Die Mitglieder trennten sich dann

Eine Charles- Richet   Veranstaltung. Der Friedensbund aber und jede Partei hatte nun, ohne daß die andere davon etwas der Kriegsteilnehmer, Bezirksverband Groß- Berlin, veranstaltet merken sollte, die Absicht, der anderen die Ginbrüche zu ber- am Donnerstag, den 26. August cr., abends 7 Uhr, in der Aula des Der Schrei nach dem Garten! stoßen", d. h. ihr zuvorzukommen und sie auf eigene Faust Kaiser- Auguste- Gymnasiums, Charlottenburg  , Cauerstr. 36, zu Ehren des Eine Straßendemonstration der Laubenkolonisten. im fleineren Streise für eigene Rechnung zu erledigen. Bevor jedoch an diesem Tage seinen fiebzigsten Geburtstag begehenden befannten fran­eine von beiden dazu tam, griff eine unbekannte dritte Partei 3öschen Pazifiiten Charles Richer eine pazifiitische Feierstunde. Es werden Die angekündigte Demonstration der Laubenkolonisten Groß- ein und schnappte beiden die Einbrüche und die Beute weg. As predien: Prof. Dr. Verger Pfarrer Bleier und Rasenberger­Berlins fand gestern gegen Abend unter sehr starker Beteiligung diese Dinge bei der Gegenüberstellung ans Licht tamen, gab es auf Stoch. Eintritt, für Mitglieder frei. Gäste zahlen 1 M. statt. Von elf Sammelpläten in Berlin  , Schöneberg  , beiden Seiten recht verdutzte Gesichter. Beide Parteien gaben ihre Wilmersdorf  , Tempelhof  , Treptow  , Oberschöneweide  , Cöpenid, bereitelten Absichten zu. Eine Spur der wirklichen Einbrecher Friedrichsfelde  , Lichtenberg  , Pankow  , Reinickendorf   zogen die haben die Ermittlungen noch nicht ergeben. Mitteilungen, Scharen der Demonstranten nach den Rathäusern der betreffenden die dazu dienen können, werden unter Hinweis auf die hohen Be­Gemeinden. In den Zügen, marschierten Männer, Frauen und lohnungen von insgesamt 33 000 M. im Zimmer 62a des Polizei­Kinder, manche ausgerüstet mit Geräten, die zur Bearbeitung des

Laubenlandes gebraucht werden. Mitgeführt wurden zahlreiche,

zum Teil mit Blumen und Früchten geschmückte Platate, die auf Achtung, Beamten- und Angestelltenfunktionäre!

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den Zweck der Veranstaltung hinwiesen. Man las da z. B.: Lauben­Kolonien sind die besten Volksparts Wer im Garten arbeitet, Am Sonnabend, den 28. Auguft, abends 7%, Uhr, in jtzt nicht in der Kneipe."" Unsere Laubenwohnung ist gesünder Haberlands Festsälen, Großer Saal, Nene Friedrichstr. 35: als die Berliner   Kellerivohnung."" Schafft Kleinhaussiedlungen Allgemeine Beamten- und Angestellten- Funktionärtónferenz.

jenseits der Laubengartengone!" usw.

Tagesordnung:

Bericht über die politische Lage sowie die Neutralitäts­erklärung Deutschlands   und die Stellung der Beamten und An­gestellten hierzu. Neferent Genosse Max Groger. Bericht über die Tätigkeit des Reichsbeamtenbeirats. Referent Genosse Mag Gronefeldt.

Die Ansprachen in den Versammlungen forderten Schuh für die Laubenkolonien, die in Gefahr sind, ihre Ländereien den Kleinhausfiedlungen überlassen zu müssen. Neben dem er­nährungswirtschaftlichen Wert der Laubenkolonien betonten die Redner auch deren Bedeutung für Gesundheit und Sittlichkeit des auf gartenlose Mietstasernen angewiesenen Großstädters. Hauptsächlich wird folgendes verlangt: Ein Laubengartengürtel um Groß Berlin soll Dauereinrichtung geschaffen, rechtlich den öffentlichen Grün­flächen gleichgestellt und gartentechnisch im Sinne öffentlicher Volls­parks durchgebildet werden, wobei aber der Zweck, nach wie vor in erster Linie unsere Ernährungswirtschaft zu stärken, gewahrt bleiben präsidiums nach wie vor entgegengenommen. Der Einbruch bei soll. Die Deckung des Bedarfs an Laubengärten für die Casalta kann nur von Leuten verübt sein, die mit der Dertlichkeit gartenlosen Wohnungen muß den leinhaussiedlungen der Passage genau Bescheid wissen. borgehen. Das Laubenland ist nach der Bevölkerungszahl zu

ala

Bezirksverband Groß- Berlin. Beamtensekretariat.

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berechnen und in diesem Umfang durch Beschlagnahme, nötigen- An der Bahn steigsperre schwer bestohlen wurde gestern falls auch durch Zwangspachtung und Enteignung zu sichern. Die eine Dame, die um 8 1hr vormittags mit dem D- Zug vom Bebauungspläne sind unzuarbeiten im Sinne der Forderung zu Stettiner Bahnhof abreisen wollte. Während sie an der jeder Wohnung ein Garten". Bessere und billigere Ver- Sperre auf ihren Bruder wartete, stellte sie ihren Coupétoffer einen fehrsmittel und weitgehende Fahrpreisermäßigungen für Garten- Augenblic aus der Hand und neben sich. Als sie nach kurzer Zeit siedler müssen das Laubenland leichter erreichbar machen. In den ihn wieder an sich nehmen wollte, sah sie zu ihrem Schrecken, daß Bersammlungen wurde eine Entschließung vorgelegt und an­er ihr unter den Augen gestohlen worden war. Sie machte An­genommen, die den Verband der Laubenkolonisten Berlins   und Um- zeige, aber die sofort eingeleiteten Grmittlungen blieben ergebnis­gegend und den Zentralverband der Kleingartenvereine Deutsch  - los. Der braunlederne Stoffer, der 50 mal 30 Zentimeter groß ist, lands beauftraat, durch ihre Vorstände bei allen zuständigen Stellen war und blieb verschwunden. Er enthielt für 100000 Mart des künftigen Groß- Berlin und seiner bisherigen Einzelgemeinden, Schmucksachen, darunter ein goldenes Armband mit weißen bei der preußischen Landes- und deutschen   Reichsregierung und Berlen, zwei Broschen mit Brillanten, eine Halstette, mit 350 deren Parlamenten vorstellig zu werden und die oben angedeuteten Berlen, ein Platinarmband mit Brillanten und Rubinen u. a. m. Forderungen zu unterbreiten. Die Perlenhalskette hat ein goldenes Schloß mit Brillanten und In Berlin  Rosen. Sie ist für drei Schnüre eingerichtet, von denen aber eine fehlt. Außer den Schmucksachen befanden sich in dem Koffer zwer Auslandspässe auf die Namen Hildegard und Erna Krause. Die Bestohlene setzt für die Wiederbeschaffung des gestohlenen Gutes eine Belohnung von 10000 Marf qus. Der größte Teil der Goldsachen ist französische Arbeit und trägt den französischen   Staats­stempel. Mitteilungen nehmen Herr Sturt Siebert, in der War­schauer Str. 26 und die Kriminalpolizei im Zimmer 98, Haus­anruf 549, entgegen.

versammelten sich auf dem Neuen Markt die von vielen Vereinen der Außenbezirke und der Vororte abgesandten Deputatione n. Aus allen Himmelsrichtungen zogen sie heran, begleitet von drei Musikkapellen. Auf dem Platz bot. der Wald von geschmückten Plakaten und bunten Vereinsfahnen ein farbenfrohes Bild. Von dem Sockel des Lutherdenkmals aus sprach. Steinweg, der Vor­sitzende des Verbandes der Laubenkolonisten. Unter lebhaftem Bei­fall wurde auch hier die Entschließung angenommen. Dann sette sich der mächtige Zug unter Musik in Bewegung nach dem benach­barten Rathaus. Eine Abordnung begab, sich zu dem Magistrats­dezernenten Stadtrat Hinge, dem Steinweg und Albrecht die Forde­rungen vortrugen. Hinze versprach Unterstützung. Gr betonte aber die Notwendigkeit, Land auch für Wohnhausfiedlungen bereit zustellen.

Die böse Konkurrenz. Drei Einbrecherbanden im Wettbewerb.

Für Radfahrer verbotene Straßen. Die zunehmenden Straßen­unfälle, denen neuerdings zahlreiche Radfahrer zum Opfer ge­fallen sind, lassen erkennen, daß die Bestimmungen der Straßen­polizeiver ordnung bezüglich des Verkehrs mit Zweirädern außer­ordentlich häufig übertreten werden. Die Straßenordnung ver bietet das Fahren und Führen von Zweirädern in folgenden Straßenzügen: Vom Brandenburger Tor   bis zur Kaifer- Wilhelm­Brücke, ferner Spittelmarkt, Leipziger Straße  , Leipziger Platz, Potsdamer Plaz. Potsdamer Straße   bis einschließlich zur Pots­damer Brücke. Ebenso ist auch das Kreuzen der Pläge untersagt, während das Kreuzen der Straßen im Zuge anderer Straßen ge stattet ist. Es ist beabsichtigt, daß die Beamten der Verkehrspolizei, denen die leberwachung des Verkehrs in diesen Straßen obliegt, die Uebertreter der Vorschriften feststellen sollen.

Sport.

Das Danerschwimmen des Arbeiter Schwimmversins Tegel, des am Sonntag stattfand und die Strede von Tegelort bis Segel zu durchschwimmen war, wurde von folgenden Streisvereinen bestritten: Freiheit, Faltenhagen, Weißensee, Hennigsdorf  , Charlottenburg  . Die Resul tate der 3500 bis 4000 Meter langen Strecke sind: Männer: 1. Freiheit ( Kiekler Aleingang) in 54 Min. 14 Set, 2. Falkenhagen I( 5 Mann) in 55 Min. 25 Sef., 3. Weißensee( 5 Mann) in 59 Min. 52 Sef., 4. Char­ lottenburg  ( 5 Mann) in 63 Min. 22 Gel. Damen: 1. Weißenfee( fünf Damen) in 70 Min. 35 Set., 2. Tegel  ( 5 Damen) in 79 Min. 45 Set. Jugend: 1. Charlottenburg  ( 5 Mann) in 69 Min. 45 Set.. 2. Tegel

Omnium in Treptow  ... Die Rennbahn Treptow   wird am fommenden Sonntag, den 29. August, mit ibrem, erstklassigen Programm aufwarten. welches in zwei Vorläufen über je 30 Kilometer und einem Endlauf über Die Hauptnummer des Tages bildet das flassische Rennen Duurium", gleichfalls 30 Kilometer führt. Es sind zu diesem Rennen 6 Dauerfahrer engagiert. Dem Kölner   Dauerfahrer Christian Müller werden sich Otto Pawte, Jean Weiß, Friz Hoffmann und Franz Kruptat gegenüberstellen, während mit dem 6. Fahrer noch die Verhandlungen schweben.

Starabae ist auf der Fahrt von Köln   nach Hoppegarten   verunglückt, indem er sich eine Schulter verlegung zuzog. Bannwart ist von dem Rennstallbesiger Robitschek an einen Herrn Schaechter weiterverkauft worden.

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Groß- Berliner Parteinachrichten.

Heute, 25. August:

2. Abt. 7, Uhr Mitgliederversammlung Jugendheim. Vortrag des Redakteurs Klübs: Die letzten politischen Ereignisse. 4. Abt. Gemeinsamer Zahlabend 7%, Uhr im Nationalhof, Bülow­Straße 37. Tagesordnung: Referat des Genossen Weber über die politische Lage und Bericht vom Bezirkslag.

5. Abt. Zahlabend in den befannten Lokalen.. straße 5; Simon, Belle Alliance- Str. 30; Fodtke, Fidicinstr. 38; Horing, 6. Abt. 72.Uhr Zahlabend in folgenden Lofalen: Wante, Lanfwik­Friesenstr. 23; Schuster, Willibald Meris- Str. 17; Syschti, Noftizir. 12; Sadeinsti, Mariendorfer Str. 6; Weidner, Nostizstr. 63; Stramer, Fürbringer straße 36; Schult, Mariendorfer Str. 5.

10. Abt. 7 Uhr Zablabend in folgenden Lofalen: Dark, Lausitzer Mai, Reichenberger, Ede Ratiborstraße.

Straße 52; Hebestreit, Reichenberger Str. 127; Minnig, Forster Str. 36; 25. Abt. 7, Uhr Zahlabend in den bekannten Lokalen. 31. Abt. Zablabend: Bezirke 1 und 2 bei Busch. Schivelbeiner Straße 40; Bezirke 3, 4, 6, 9, 12 und 15 bei Först, Seelower Str. 18; Bezirke, 5 und 7 bei Meißner, Sthivelbeiner Str. 34; Bezirke 8, 10 und 11 bei Goldschmidt, Stolpische. Str. 36; Bezirke 13 und 14 bei Hahn, Finn­ländische Str. 10. 32. Abt. 7, Uhr Zahlabend bei Blessin, Stargarder Str. 3, und bei Katter, Gleimſtr. 45, 33. Abt. Bahlabend in den bekannten Rokalen. 33.- 36. und 44.- 45. Abt.  ( Arbeitsgruppe Gesund. brunnen- Rosenthaler Vorstadt). Sangeskundige Genossen, die gewillt sind, einem neu zu gründenden Gelangschor beizutreten, werden gebeten, ihre Adresse beim Genossen May Köhn, Hussitenstr. 34, b. 2 r., mitzuteilen. 36. Abt. 71, Uhr Zahlabend in den bekannten Lokalen. 39. Abt. 7 Uhr bei Berger, Ede Levezow- und Sagomstraße, Dis­fuffion's abend, 43. Abt. 7 1hr Bahlabend bei Meyer, Pantstr. 82. 44. Abt. Zablabend Bezirk 805, 806 und 819 bei Sterfin, Banfitr. 60. Alle übrigen Bezirke im Klassenzimmer der Schule Kristiania  , Ede Freien­walder Straße. 45. Abt. 7 Uhr Zahlabend bei Bose, Koloniestr. 15. 46. Abt. gablabend in den bekannten Lokalen. 48. Abt. Zahlabend in den, bekannten Vokalen. Sozialistische Schülerfektion Groß- Berlin, SW 68, Lindenstr. 3, Bentraljugendheim, Reseabend.

Vorstand der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Lehrer, nachm. 5 Uhr Sigung im Ratskeller, Stönigstraße. Tagesordning: Arbeits. plan für das Winterhalbjahr.

Die beiden großen Juweleneinbrüche, die jetzt die Kriminal­polizei beschäftigen, der bei Casalta in der Passage und bei Marcus, Unter den Linden  , sind trotz der eingehendsten Er­mittlungen noch nicht aufgeklärt. Die Nachforschungen ergaben Hohen Neuendorf  . 8 Uhr Mitgliederversammlung im 2ofal von jedoch, daß es außer den noch unbekannten Tätern auch noch Schuffta, Ruhwaldstr. 46. Vortrag des Gen. Meise über die politische Lage. andere Einbrecher gerade auf diese beiden Geschäfte abge- Richtigstellung. Der Verfasser des Artikels Groß- Berlins Erscheinen aller Mitglieder erwartet. Parteifreunde haben Zutritt. fchen hatten. Die Kriminalbeamten wandten ihre Aufmerksamkeit Grünflächenpolitit" in unserer geftrigen Morgenausgabe Morgen, 26. August: besonders auch den Bokalen zu, in denen allerhand lichtscheue Gäste hat versehentlich den Märchenbrunnen des Friedrichshains in den Jungfozialistische Vereinigung( S. P. D.). Die Ausgabe des zu verfehren pflegen. Hierbei ermittelten sie eine Reihe von Humboldthain verlegt. Es handelt sich selbstverständlich nur um Werbematerials sowie der Eintrittskarten für unsere große Stundgebung Männern, die sich wohnungslos oder unangemeldet in Berlin   auf- ein Versehen, was hiermit richtiggestellt sei. erfolgt am Donnerstag 7 Uhr im Saal der Juristischen   Sprechstunde. Alle Die Sammellisten für die Reichs hielten, um hier unterzutauchen, weil sie wegen anderer Straf­Kafernen für Wohnzwecke? Um der Wohnungsnot in Bots- Drtsgruppen müssen vertreten sein. taten gesucht wurden. dam abzuhelfen, hat die Sozialdemokratische Fraktion dem Stadt- fonferenz sind bis spätestens Mittwoch dem Genossen Wegner, Eulerstr: 8, parlament einen Antrag unterbreitet, in dem der Magistrat ersucht Lichtenberg  . Sigung der Elternbeiräte! Gesangssaal des Cäcilien wird, beim Reichswehrministerium wegen Ueberlassung bon Lyzeums, Rathausstraße: Fortsetzung des Vortragszyklus. Die Ausbildung Kasernen vorstellig zu werden. Ferner sollen Schritte zur Er- des störpers. Referent: Genosse Lehrer D. Laqbig. Aussprache.

Bei der Gegenüberstellung ergab sich nun, daß diese Verhafteten zwei Parteien angehörten, die beide Juweleneinbrüche ge­plant hatten. Bei Casalba wollte man nach den bereits festgelegten

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Mit der Etappe.

Von Scholem Alechem.

Die Etappe sezt sich in Bewegung. Bis zu dem Tage, an dem sich unsere Geschichte. ereignete, ja bis zum letzten Augenblick, glaubte der Tepliker Millionär, Schalom Beer, Tepliker aus Teplik, nicht, daß man ihn per Etappe nach Geißen schicken würde. Während der ganzen Zeit bemühte er sich, machte schriftliche Eingaben und nutzte alle feine Beziehungen aus, aber Plisetski jezte seinerseits alles mögliche in Bewegung, damit unser Tepliker Millionär den Spaziergang von Teplit nach Geißen mitmache, und zwar auf Schusters Rappen

lauch. Nur Henich bekam nichts für den Weg mit. Da schau­ten fremde Leute einander an, spendeten aus Mitleid ein paar Groschen und kauften ihm ein Brot und etwas Fische und Zwiebeln. Alle diese Speisen wurden dem Etappenführer übergeben, der sie fröhlich entgegennahm und versprach, daß alles unversehrt unberührt bleiben werde.

Nun erschien Haman Janowitsch auf seinem Balfon und befahl dem Etappenführer, loszumarschieren. Der Zug jepte fich in Bewegung, und' hinter ihm her ganz Teplit. Die Etappe bestand aus Lawrij Sotsti, einem zottigen Geschöpf mit einem zottigen Belz und einer hohen zottigen Mize; in der Hand hielt er einen großen, aftreichen Senüppel, der an einem Ende mit einem dicken Holzknopf, am anderen mit einem spiegartigen Eisenstück versehen war. Die gebra­Du wirst, schon gehen, mit deinen eigenen Füßen", fenen Enten und die gesalzenen Fische nahm er unter einen fagte zu ihm Haman Iwanowitsch nach seiner Art halb russisch  , Arm, das Brot, die Striegel und die übrigen Sachen unter halb jiddisch. Sen anderen. Die Dienstpapiere verſtedte er unter seinem Wie zum Trok war es ein heller, warmer Sommertag. Brusthemd. Der Zug marschierte im schnellen Tempo los, Wie ein Bräutigam vor der Trauung kam die runde, feurige viel schneller, als man glauben könnte, weil nämlich unsere Sonnenkugel fröhlich wie ein Seld hervor, um die große Arrestanten große Eile hatten, der Stadt den Rücken zu Himmelreise anzutreten, alle mit ihrem Glanz zu bestrahlen fehren. Sie baten Lawrij Sotffi, er möge doch die Gassen­und ihre Wärme auf alle herabzusenden. Niemand sollte der jungen forttreiben, die sich nicht scheuten, den Zug bis jen­Size entgehen, während die Sonne brannte und die Erde seits der Mühle zu begleiten.

wie ein Ralfofen erhigte. Die Geschäftsinhaber verließen. Lawrij erhob, seinen langen Stock mit der eisernen Spize, ihre Läden, die Handwerker ihre Werkstätten, die Lehrer ihre und im Nu zeritieben die Goffenjungen und die Zuschauer Schulen, alles vannte, zu schauen, wie der reichste Mann wie eine aufgescheuchte Bogelschar. Als die Etappe nun allein der Stadt mit der Etappe fortgeführt wurde. Während die auf freiem Felde zurückblieb, lief sie nicht mehr mit solchem Tepliker Juden den Millionär betrachteten, wie er mit ber­abgelassener Nase dastand, flüsterten sie einander zu, daß man daraus eine Lehre ziehen müsse. Aber in ihrem Innern frohlockten sie und empfanden eine tiefe Befriedigung. Mit­Ieid hatten sie nur mit dem roten Beril und dem Jüngling Henich.

Für den Neichen wurden geflochtene Striegel, gebratene Enten und alle möglichen anderen Vorräte für den Weg her beigeschleppt; für den roten Beril brachten seine Frau und Kinder Brot, Fische, Kartoffeln und ein Bund jungen Knob­

Gifer, sie verlangsamte den Schritt und begann sehr bald mit dem Führer zu verhandeln, ob sie fich nicht ein wenig auf das grüne Gras niedersehen und Atem schöpfen dürfe.

Der Führer Lawrij Sotski war fein schlechter Mensch. Er gewährte die Bitte sofort, um so mehr, als er auch selbst ausruhen, sehr gern einen mbiß nehmen und von den ge­bratenen Enten fosten wollte, deren Geruch ihm während des ganzen Weges die Nase gefigelt hatte. Von den jüdischen Striebeln hatte er bereits im Gehen fleine Stückchen abge­bröckelt und gefunden, daß sie sehr gut schmeckten. Auch von

zur übermitteln.

den Fischen hatte er gekostet, die mit Knoblauch ausgezeichnet mundeten. Da die Arrestanten vorangingen und der Führer. ihnen folgte, fonnten sie nicht sehen, daß er faute, nur wenn sie sich umdrehten, bemerkten sie es und flüsterten es sich ein­ander auf jiddisch zu.

Der Bauer läßt es sich gut schmecken," sagte der Reiche und betrachtete Lawrij, wie er gerade ein Stück vom Striegel, abbrach und in den Mund steckte.

Sag wenigstens ,, unberufen"," ulfte der rote Beril, wi gewöhnlich; ich kann bei allen Heiligen schwören, daß wenn ich ihn ansehe, ich selbst Appetit bekomme. Was meinst du, Henich, hast du noch nicht Herzweh?"

Der Jüngling Henich schluckte den Schleim, wie ein Ochs beim Wiederfauen, und stammelte:

,, Behaupten kann ich nicht gerade, daß ich hungrig bin, >. aber trotzdem möchte ich gern etwas zu mir nehmen, wenn ich nur etwas hätte."

sch habe ja alles, es ist alles da," sagte der Reiche und blickte zu dem Führer hinüber. Wenn es feinen Schnaps gibt, jo heißt das bei niit nicht, daß alles da ist" entgegnete der rote Beril und wie­derholte es auf russisch   langgedehnt, damit der Bauer ver­stünde, was er meinte.

,, Nicht wahr, Lawrij, ohne Schnaps ist genau so wie ohne Zähne!" rief er dem Führer zu.

Ganz recht," erwiderte der Führer vollkommen ernst. Man redete so lange hin und her, bis man beschloß, daß einer der Arrestanten, und zwar Senich, der Jüngling, der der jüngste war, nach der nahegelegenen Stadt Gronow, die höchstens ein paar Werst entfernt war, hinüberspringen und eine Flasche Schnaps holen solle. Die beiden Arrestanten, Scholem Beer   aus Teplit und der rote Beril, garantierten für ihn, daß er nicht ausreißen würde. Man setzte sich also mitten im Feld auf einer Anhöhe unter einem Baum auf den Rasen; die beiden Arrestanten begannen ein Gespräch, während der Führer den Blick auf den Weg nach Gronom ge­richtet hielt. Forti. folgt.)