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Simons über Veutfthlanüs Außenpolitik.
An ber Freitagfihung beS Reichstag? wurden zunächst kleine Anfragen erledigt. Die� Anfrage von L c r S n e r(Dtfch. Vp.) über die Heimkehr der in Sibirien   befindlichen deutschen   Kriegsgefangenen beant- wartet StaatZkommiffar S t ü ck l e n dahin, daß die Transporte in vollem Gange seien. Das Eintreffen mehrerer Tausend Mann ist bereits telegrapbisch gemeldet und es kann damit ge- rechnet werden, daß der größte Teil aller noch in Sibirien   befind» lichen Gefangenen zurückkebrt, bevor der Winter eintritt. Für die Zurückbleibenden find alle Fürsorgevorbereitungen(Lie- beSgaben, Medikamente) getroffen worden. Auf Anfrage Sender(U. S. P.), was die Regierung zu tun gedenkt, um den bei den Ententekommiffionen in Deutschland   Be- schäftigten ihre rechtliche Stellung zu wahren, antwortet die Re- gierung, daß die Kontrollkommissionen nach dem Frie- densvertrage exterritorial find, demzufolge dem Verfahren vor deutschen   Gerichten oder Schiedsgerichten nicht unterliegen. Gegen die Beschlagnahme der 85 Hektar großen Domäne Armada bei Wiesbaden   Anfrag« Abg. H e p p(D. Vp.) durch die französische   Militärverwaltung hat die deutsche Regierung Protest erhoben. Abg. Thiele(Soz.) verlangt, daß die Arbeiterrück» iahrkarten auch für die Angestelljen ausgegeben»erden. Ihm wird erwidert, daß die Frage zurzeit in einem Ä u sfch-u f s e geprüft wird. In der Fortsetzung der politischen Aussprache spricht zunächst Außenminister Dr. Simons: Der Standpunkt Westarps, daß der Friedensvertrag von Versailles   unter falschen Voraussetzungen er- schlichen sei und infolgedessen für uns als n i ch t e x i st i e r e n d zu gelten habe, kann von der deutsche« Regierung unmöglich akzeptiert werden. Denn die Vorgängerin der jetzigen Regierung hat diesen Vertrag unterschrieben unter Zustimmung der weit über- wiegenden Mehrzahl der Nationalversammlung. Infolgedessen müssen wir die eingegangenen Verpflichtungen ein- halten und nach Möglichkeit ausführen.(Sehr rich- tig! links.) Wollten wir uns der Erfüllung widersetzen, so würde ein neuer Krieg unvermeidlich sein, während die Me- ibode der Regierung die Hoffnung gibt, daß wir in friedlicher Ar» beit unseren Verpflichtungen nachkommen. Wir haben den ehrliche« Willen zur Leistung. Was wir leisten müssen, ist eine Art Wiederher st«llung der zerstörten Gebiete, eine Heilung der immer noch offeneu Wunde am politischen Leibe Europas  . Es liegt in unserem hohen Interesse, daß wir alle? tun, damit sich diese Wunde sobald als möglich schließt. Wir haben daran nicht nur materielles Jnter- esse, daß unsere Arbeiter Beschäftigung und unsere In- dustrie Aufträge findet, sondern weit mehr noch ideelles Interesse. Leider sind unsere Vorschläge immer wieder abgelehnt worden. Ich hoffe jedoch, daß es gelingen wird, über die Vorhan- denen Mißverständnisse hinweg endlich einmal zu einem positiven Ergebnis zu kommen.(Lebhafte Zustimmung.) Bei dieser Gelegen» beit möchte ich bemerken, daß die viel erörterte Forderung von »10 OllOMilchkühen zunächst einmal nur die F e st st e l l u n g der angemeldeten Schäden ist. Nach dem Friedensvertrag ist aber auch erforderlich, daß ein« Anerkennung der Forderung stattfindet. Die deutsche Regierung hat indes diese Forderung noch koincSwegS anerkannt, da ja auch die bereit» gelieferten Milch- tiihc darauf anzurechnen wären, und da ganz allgemein nicht mehr von uns verlangt werden kann, als Teutschland zu leisten imstande ist. Betonen möchte ich ferner, daß wir nach dem Frie- denSdertrag zur Zerstörung von Kriegsmaterial ver- pflichtet sind. Dies« Zerstörung aber darf nicht von den Kommissionen der Alliierten und deren Mitgliedern vor- genommen werden, sondern von der deutschen   Regierung selbst. Deshalb ist«s auf da» entschiedenste zurückzuweisen, daß, wie mir berichtet wurde, einzelne E n t« n t e o f f i z i e r e wertvoll« optische Gegenstände als angebliches Kriegs- material eigenhändig zerschlage« haben.(Große Unruhe. Zurufe: Unerhört!) In diese» Ka» pitel gehört auch die Forderung nach Zerstörung der Dieselmotorr». Die Interalliierte Marinelommission in Berlin   hat schon im April d. 5. die Forderung erhoben, daß all« Dieselmotoren, die als AntriebSmotoreo in deutschen   V-Booten eingebaut oder zur Einbauung bestimmt waren, zerstört werden. Diese Forderung hat eine Erregung hervorgerufen, die vielleicht über da» Ziel hie» aus schießt. Di« Kontrollkommission hat nur die Zerstörung der v»Boot-Diese'motoren verlangt; allerdings geht sie von der Ansicht aus, daß alle sch n e I l a u f« n d e n Dieselmotoren durchweg» für hl-Boote bestimmt feien. Da» ist unrichtig und deshalb Hai die deutsche Regierung auch förmlichen Protest bei der Bot- schaft der Konferenz erhoben Und hat in einer zweiten Note ein- gehend ihren Standpunkt dargelegt. Daraufhin ist die Anordnung, die Motoren zu zerstören, bis zur Entscheidung dnrch die Bot- schafterkonferenz hinausgeschoben worden. Die Nachricht,
daß die Mächte ihr *�gen haben, trifft
Zerstörung bereits zurückgc- Unser Recht»stand ist
Verlangen nach aber nicht zu.___ klar und im Friedensvertrag durchweg begründet. Tatsächlich find viele dieser Dieselmotoren nur zu gewerblichen Zwecken gebaut und verwendet. Deshalb ist die Forde- rung der Kontrollkommission unberechtigt. Denn schon vor dem Kriege wurden auch schnellaufende Dieselmolor« zu gewerbliche« Zwecken gebaut und verwendet, und der Umstand, daß sie teilweise für die U-Boote verwendet wurden, macht sie noch nicht zu Krieg»- material, E» wäre vom wirtschaftlichen Standpunkt e- radegu widersinnig un» die Dielemotoren zu zerstören. weil damit Werkzeuge zerschlagen würden, die wir zum Wiederauf- bau dringend benötigen. Der Wert diese rMotoren beträgt min- dest:n» 1V4 Milliarde« und ebensoviel würden die Kosten für ihre Wiederherstellung betragen. Roch schlimmer wären� die l n- direkten Folgen, da ein Ersatz der zerstörten Moschinen jetzt unmöglich ist und zahlreiche Betriebe«ingestellt oder mindestens eingeschränkt werten müßten. Auch das Kohlenabkommen von Spa würde durch die Zerstörung der Dieselmotoren un- durchführbar werden, da wir olle unser« Kraftquellen bis zum äußersten anwcndet�müsscn. wenn wir unseren Verpflichtun- gen nachkommen sollen.(Lebhafte Zustimmung.) Der Präsident der Konferenz in Brüssel   hat die feierliche Zusage gegeben, daß wir un» in Genf   wiedersehen, um die Frag« der Wiedergutmachung enbgültig zu lösen. Gegen diese Konserenz hat leider Frankreich   Widerspruch erhoben. Sehr er» freulich ist, daß England an d-m Versprechen der Genfer  Konferenz sesthäll, aus dem Verständnis h-rauS, daß nur durch mündlich« Beivrechunq da? Problem der Wiedergutmachung zu lösen ist. �m Interesse der deutschen   Finanzwirtschak muß ge- frodert werten, daß wir in der Wiedergutmachung zu einer schnellen Vrrständigung gelungen.(Sehr richtig!) Unter keinen Umständen darf üoersehen werden, daß Amerika   keinen Heller leiht, solange die Völker Europas   in einem Zustand behar- ren, der ihr« wirtschaftliche Sicherheit dauernd ge- fährdet. Unsere wirtschaftliche Gefundung ist an eine Reih« von Voraussetzungen geknüpft, von denen ich nur zwei erwähnen möchte, die Zufuhr von Rohstoffen und LebenSmit- teln. Nur wenn diese Voraussetzung erfüllt wird, können wir a» der Wiedergutmachung arbeite».(Sehr richtig!)
Ich brauche nur auf die unerhörte Belastung durch die Lesatzungstruppe« hinzuweisen.(Sehr richtig?) Ein Wort noch über den Völkerbund. Der Völkerbund   ist in Deutschland   sehr unpopulär, und zwar mit vollem Recht. DaS deutsche   Volk hat dem Völkerbund einst- mals zuviel Vertrauen geschenkt. Ich warne aber davor, den Völ- kerbund wie eine abgetane Sache zu behandeln. Einen Antrag auf Aufnahme in den Völkerbund zu stellen, würde der beut- schen öffentlich»« Meinung nicht entsprechen. Trotz aller Hinder- nisse bemüht sich die Regierung, auch mit Frankreich   normale Beziehungen herzustellen. Durch den Friedensvertrag sind wir auf eine Verstän- digung mit Frankreich   so stark hingewiesen wie mit keinem an- deren Lande der Welt. Den Vorwurf de» Grafen Westarp, daß wir uns der französischen   Regierung gegenüber würdelos be- nommen haben, muß ich zurückweisen. Die jetzige französische   Regierung ist entschieden geneigt, die Wege zu be- schreiten, die als ersprießlich betrachtet werden können. Der französische   Botschafter in Berlin   ist glühender Patriot, aber auch ein kluger Geschäftsmann und verständiger Politiker. Ich hoffe, daß wir mit ihm gut arbeiten werden. Bei Belgien   haben wir den Zankapfel Eupen  -Malmedh; darüber soll besonder» verhandelt werden. Es ist nicht wohlgetan. wnen in einem Lande, das mit Deutschland   wirtschaftlich so eng verbunden sein sollte, trotz allem, was geschehen ist,«ine solche Haltung eingenommen wird. Ich hoffe, daß dies« Stimmung ver- gehen wird. Mit Italien   sind die Verbindungen diel leichter auf- zunehmen. Hier heißt der Streitpunkt: Südtirol  , das dem deutschen   Herzen ganz besonder» teuer ist. Machtpolitische Erwägungen spielen dabei für uns kein« Rolle. Bei Jugoslawien   heißt die wund« Stell« Kärnten. herzlicher Dank gebübri den Kärntnern für ibre Treue. Auf gut« Beziehungen zu Jugoslawien   sind wir angewiesen, schon der Donau  wegen. Dasselbe gilt wegen der Elbe   für die T s ch e ch 0 f l 0 w a« k e i. Ein« der schwierigsten Kapitel unserer auswärtigen Politik ist Polen  . In Paris   werden jetzt über D a n z l g die Würfel geworfen. Wir wissen noch nicht, wie die Sache ausgehen wird; wir wissen nur, daß es nicht mehr deutsch ist, mag e» nun polnisch oder englisch  werden. Daß Danzig   nicht deutsch ist, ist nicht wahr. Danzig   ist durch und durch deutsch  . Hier kann man auch sagen: Wenn die Menschen schweige«, werden die Stein« reden.(Lebhaftes Bravol) Heber den Korridor ist in letzter Zeit vielleicht ein wenig zuviel gesprochen worden. Im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses stehen fetzt einmal die VerkehrSvcrhältnisse zwischen Deutschland   und Ostpreußen  , und die Beziehungen zwischen Preußen und Litauen  . Die ersteren sind abhängig von den zwischen un» und Pole  « geführte« Verhandlungen. Der wichtigste Gegenstand der Verhandlungen ist da» a l l g«- me,n« Wirtschaftsabkommen, da» wir mit Pole« schließe« wollen. Augenblicklich besteht«ine Wirtschaft»- sperr« mit Polen  , die wir nicht leichten Herzen» unternommen haben. Aber auch die schwer betroffene deutsche Industrie sagt, daß der beschritten« Weg biS zum Ziel« gegangen werden muß. Ueber Oberschlesien   werden wir auSsührlich bei Vorlage de» Autonomiegesetzes reden müssen. Die sberschlesifch« Frage ist des- wegen so komplizlert, weil sie nicht nur eine wirtschaftliche, nicht nur eine preußisch-politische, nicht nur ein« deutsch  -politische, son» der« geradezu ein« europäisch-politische Frag« ist. Ganz Europa   ist daran interessiert, waS aus der oberschlesischen Kohle, der oberschlesischen Industrie wird. Ich bin auch jetzt noch der Meinung, daß ein Verzicht auf die Abstimmung das Beste wäre Bis jetzt hat dt« Kommission nur die Aufgabe, für«ine unbeeinflußte Abstimmung zu sorgen.(Sehr richtig!i Jeden Augenblick kann der Kriegszustand zwischen Polen  und Litauen   wieder ausbrechen. Wenn Polen   versucht, die Schuld daran Litauen   oder gar uns zuzuschieben, so kommt mir da» so vor, wie wenn die JHoit Fochne' sich darüber bellagt, daß da» Ministerium Fehrenbach Terror verübt.(Leb. hafte Heiterkeit.) Wir halten die unparteilich« Neutrali  » tat für geboten. Mit der Zulassung russischer«gitatore»»ach Deutschland  haben wir trüb« Erfahrungen gemacht. Deshalb werden wir in Zukunft uns zweimal die Leute ansehen, denen wir Einrerseerlaub- niS erteilen, selbst auf die Gefahr hin, daß darunter die Anknüpfung wirtschaftlicher Beziehungen zu Rußland   leiden könnte. Wenn wir bisher die Regierungen W r a n g e l s und der U k r a i u e n i ch t anerkannt haben, so ist daS in der Unübersichtlichkeit der Der- Hältnisse begründet. Deshalb aber wollen wir diese Mächtegruppen mit derselben C 0 u r t 0 i s i e behandeln, wie jeden, der sich an- ständig gegen Deutschland   benimmt.(Zustimmung.) So verächtlich das Volk ist. da« nur fremde Götter kennt, so verblendet ist das Volk, da» nur sich selbst auf den Altar setzt. Ge- wih hat jeoeS Volk die heilige Pflicht, sich gegen äußere und innere Gewalt zu behaupten. Aber die Selbstbehauptung darf nicht das letzt« Wort sein. Da» U r r« ch t unseres Volkes und der anderen Völler, da» in Versailles   in vielen Punkten mit Fühea getreten worden ist, das wjrd un» in der Welt mehr Frennde schaf- fen als es jemals die Gewalt vermocht«. Solange ich d»« von mir nicht gesuchte Ehre habe, da» Außenministerium zu leiten, bin ich fest entschlossen, die deutsche   Außenpolitik nach diesen Gesichtspunkten zu richtet».(Zustimmung und Widerspruch.) Abg. Stresrman«(D. Vp.): Dringend notwendig ist eS, daß die deutsche Regierung die Veröffentlichung von Untaten feindlicher Heeresange- höriger nicht nur nicht hindert, sondern nach amtlichen Quellen selbst vollendet. Der französische   De st and an Milch- kühen hat bereit» fast den Friedensstand erreicht und über- ragt um mehr al» 2 Millionen den deutschen   Be- stand.(Hört, hört!) Die private Spekulation muh eingedämmt werden, der Unternehmergeist aber muß erhalten bleiben. Die engere Anteilnahme der Arbeiterschaft an den Ge- schicken de» Werke» wird am besten erreicht durch die Kovitalbctciligung der Arbeiterschaft, die angesichts der heutigen hohen Löhne leichter als früher möglich ist. An Stelle der Verstaatlichung oder einer anderen Form r-on Verge'ellschaftung, die die Initiative bei Unternehmer» au5- i chattet, schlagen wir die Zwammenfassuna von großen Unier- nehmungen Kohle, Gas, Wasser, Verkohr zu Wirtschafts- prooiuzrn vor, in Form von Konzernen, analog den Aktien- gesellschaften, bei denen sich die G« m e i n d e n ja weitreichend be- teiligcn können, so daß die Privatlndustrie erhalten bleibt und zu- gleich daS Allgemeininteresse gewahrt wird.(Lebhafter Betfall.) Di« Orgesch verdient Anerkennung, denn sie will Ordnung und SiiAt schützen und stellt sich jeder Re- gierung zur Verfügung, die den Bestand des Staate» gegen An- I griff« von recht» oder link» schützt.
k Die Stellungnahm« der Deutschnationalen Bollspart«! läßt manchmal die Rücksicht auf die schwierige Lage Deutschland  » ver- missen.(Sehr richtig! bei der Deutschen   VollSpartei und im Zen- trum.) Wille zur Arbeit und Autorität nach innen sind notwendig, um zu einer geordneten Zukunft zu gelangen.(Beifall bei der Deutschen Volkspartei  .) Abg. Crispien(Rechte U.S.P.): Die hoffnungslose Rede des Reichskanzlers war eine Bau- kerotierklärung der Regierung, der bürgerlichen Gesellschaft und des Kapitalismus, und diese Regierung wagt eine Kamps- erklärung gegen die Arbeiterschaft? Denn der Kampf gegen die Kommunisten ist in Wirklichkeit ein Kampf gegen den So- zialiSmus überhaupt.(Sehr richtig! links.) Dieser Kampf wird sich auch gegen die J3i e ch t s s 0 z i a I i st c n wenden, wenn sie gezwungen werden, rücksichtslos für die Avbeilerinteressen«inzu- treten, er wird sie abbringen von ihrer verderblichen Politik der Arbeitsgemeinschaft.(Sehr richtig! bei den U. Soz.) D'e Stelle eines Reichspräfidentcu lehnen wir als über- flüssig ab. Wenn wir die Schonung der besitzenden Klasse mit der Härte gegen die Arbeiterklasse vergleichen, wenn wir an das glänzende Leben der Reichen denken und an das Elend der Arbeiterklasse, dann versteht man die fortschreitende Verbitterung, die besonders bei den Arbeitslosen von Tag zu Tag steigt, für die gan� ungenügend gesorgt wird.(Sehr wahr!) Die geine.dere Stillegung von Hochöfen ist eine Kampfansage an die Arbeiter. Der Militarismus herrscht bei un» nach wie vor, und da» EntwaffirungSgesetz ist in seiner Wirkung ein Ausnahmegesetz gegen die Arbeiterschaft, denn die Bürgerlichen haben ihre Waffen doch behalten. Das betoeist nichts besser wie die bürgerliche Gehelmbewaffnung von der Art der Orgesch. Es ist unerhört, daß aus der RnchSwehr Leute herausgedrängt werden, die im Rufe treuer republikanischer Gesinnung stehen. Ich vermesse, daß die Regierung ihr Wort einlöst, wonach alle militärischen Sowderorgamsationen aufgelöst werden und aus den Kreisen der zuverlässigen republikanischen Bevöllerung zusammengestellt werden sollen. Gewiß ,st diese For- derung nicht abhängig von dem guten Willen der Regierung, diese Forderung ist vielmehr eine Machtftage. Es ist sehr bequem, zu sagen, daß di« Ehrenhaftigkeit deS Ministers Hermes außer Zweifel steht. ES behauptet ja auch kein Mensch, daß er silberne Lössel gestohlen bat. Aber Sie können doch nicht leugnen» daß in einer Denkschrift von drei prominenten Zentrumslcutcn geradezu die Erncnnung de? Hermes zum Unterstaatssekretär im Reichswirtschaftsm,nist«rium gefordert wurde, weil er ein Katholik und ein ZentrumSmann ist. Ihm verdanken wir eine Erhöhung der Getreidepreise, die Gewährung von Druschprämien, d'e Auf- Hebung der K a r t 0 f f« l w i r t s cka f t und anderer Wirt- schoftcn Unter seiner glorreichen Regierung wurde durch die Ankündigung der Aushebung jeder Zwangswirtschaft den Bauern der Anreiz gegeben, die Lieferungen einzustellen, den Beamten, die Verordnungen zu sabotieren Die nationalistische Heuchelei der Kapitalisten ward deutlich offenbar auf der Junitaguny des Ver- bandeS der Maschinen- und Werkzeugfabriken, wo der Vorsitzende Dr. Reinick««rklärlc, daß nur der Einmarsch der ehemaligen Feinde di.' Situation retten könne.(Hört, hörtl)' Nur die Macht- ergrc fung durch die Arbeiterschaft, nur di« Diktatur des Prole- tariatS wird zum Sozialismus führen, der die klassenlos« Gesell- schaft und di« neue internationale wirtschaftlich«, juristische und politische Ordnung bringen wird.(Lebhafter Beifall bei den Unabhängigen, i Dr. Heim(Bahr. Vp.): ES gibt keine Partei und keinen star- ken Mann, der da» Allheilmittel für die miernationalen Nöte der gegenwärtigen Zeit hätte. Auch das Ausland kann un» dabei nicht helfen. In' der Politik ist die Zeit der geballten Faust vorüber. Wa» da» Ausland fürchtet, ist nicht Deutschland  , sondern Preußen. Redner verteidigt dann in längeren Ausführungen den von ihm vertretenen Föderalismus  . ES ist die höchste Zeit, daß ein shste- matifcheS Wiederaufbauprogramm vorgelegt wird. Mit Schlag- woricn, wie Sozialisierung, ist da nicht geholfen. Gerode an der Kohle, diesem wichtigsten Urprodukt, dürfen keine Experimente(je- macht werden. Allerdings muß gesagt werden, daß gerade im Kohlenbergbau sich die Kapitalisten auf den Jsolierstuhl gesetzt und auf die Bajonette gestützt haben. Hier muß unstreitig ein Wandel «intreten. Der Gewinnanteil der Avbeiterschast in Form kleiner Aktien kann hier nicht helfen.(Sehr richtig! links.) Der Anteil de» Arbeiter» muß dauerhaft, unveräußerlich, unübertragbar fein, eng mit der persönlichen Arbeitsleistung verbunden, und freudig« Anteilnahme erzielen. Redner gibt dann eine Anzahl Maßnah» men an, di« geeignet find, die landwirtschaftlich« Produktion zu heben. Di« äußerste Recht« hat mit der äußersten Linken die Brutalität und die Unterschätzung der ideellen Werte gemeinsam. Nur ein Zusammenarbeiten aller Gutgesinnten kann un» helfen.(Beifall.) Reichskommissar für die Entwaffnung Dr. Peter» stellt ge(j«n- über einer Behauptung des Vorredner», wonach eine Waffenien- dung im Werte von einer Million deswegen verschrottet worden sei, weil die Waffen Hoheitszeichen aufwiesen, fest, daß die War« überhaupt nicht verschrottet, sondern nur in Hamburg   b e s ch l a g- nahmt wurde, da die geplante Ausfuhr verhindert werden muhte. Da» HanS vertagt sich. In persönlichen Bemerkungen erklären die Abgg. v. Gräfe und Graf Westarp  (Dnat.), daß sie in Hannover   nicht den Re- vanchekrieg propagiert hätten. Sonnabend, 10 Uhr: Fortsetzung der Debatte. Schluß: SV» Uhr.
die Kapitalsflucht.
am Freitag der Postüber« über Steuer«
Im 10. Ausschuß des Reichstage» verlangte Dr. Braun(Soz.) Auskunft über die Handhabung wachung. und ob mit den ausländischen Regierungen Hilfe und Kontrolle verhandett sei. Ein Regierungsver» t r e t e r berichtete, daß diese Verhandlungen mit der Schweiz  und Holland   erfolglos geblieben sind. Di« Postüberwachungen ieien nicht zu entbehren, solange die Vermögensabgaben und-steuern nicht ausgeführt seien. Giebel(Soz.) führte an, daß 4050 Prozent der in» Ausland fließenden Riesensummen und Werte als Kapitals- Verschiebungen anzusehen sind. Weil die Postüberwachungsämter notwendige Einrichtungen seien, könne die Anordnung des Mi« nisteriumS. infolge einer Einschränkung des Betriebes allen An- gestellten zu kündigen, nur mißbilligt werden. Anscheinend' soll« da»«tngcorbeiteie Personal durch Offiziere und Militäranwärter ersetzt werden. Ein Regierungsvertreter suchte die ver- fügte Entlassung zu reckstfertigen und verneinte jede beabsichtigte Begünstigung von Offizieren usw. Ein Demokrat unterstützte , die Anregung Giebels  , Reichsbankbeamte als Bankkontrolleure zu I beschäftigen und empfahl weitere Maßnahme« zur besseren Vcr- Hinderung der Kopitalflucht. In der Debatte kam zur Sprache, daß namhafte Ber  - liner Industrielle in Steuerfluchtprozesse verwickelt sind. Zentrum, Deutsche Volkspartei   und U. S. P. waren in der Sitzung nicht anwesend l__ Der Kapp-Landrat Robbe au» Go»dap ist seinerzeit verad» schiedet worden, er sitzt aber jetzt wieder in der Wolle, nämlich im preußischen HandelSmtnifterinm. Ein demokratisch geleitetes Mini- sterium al» Zufluchtsort der RechrSputschiiten. wahrlich ein nette« Bild, daS aber zu manchem andern ganz gut paßtl