Nr.544 37.Jahrgang Ausgabe A nr. 135

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  

Redaktion und Expedition: Sw. 68, Lindenftr. 3. Fernivrecher: Ami Morinvias, Nr. 15190-15197.

Donnerstag, den 4. November 1920

Dorwärts- Verlag 6.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernidrecher: Amt Morinviat. Nr. 11753-54.

Ende des englischen Kohlenstreiks.

Trotz einer knappen Mehrheit gegen das Abkommen.

London  , 3. November  .( Reuter.) Die Abstimmung ber Bergarbeiter hat eine Mehrheit von 8459 Stimmen gegen die Annahme des getroffenen Nebereinkommens er. geben. Die Delegiertenkonferenz in London   hat jedoch beschlossen, den Bergarbeitern zu raten, die Arbeit sofort wieber aufzunehmen.

Der belgische Bergarbeiterstreif.

Baris, 3. November  .( WTB.) Rab einer Meldung der Humanité" aus Brüffel beträgt die Zahl der Streifenden im Beden von Charleroi   44 000. Die Bewegung habe sich auch bereits auf die Sambregegend und auf einen Teil des Bedens bes Benitums ausgedehnt.

Frankreich   exportiert deutsche   Kohle!

Was Wilhelm kostet!

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Amerikas   Präsidentenwahl.

Benn in Deutschland   gewählt wird, konzentriert sich das politische Intereffe auf die Zahl der abgegebenen sozialdemo fratifchen Stimmen. Das negative Merkmal amerikanischer

Der Rechtsausschuß der Preußischen Landesversammlung hat Wahlen ift, daß die Sabl der sozialistischen   Stimmen zunächst am Mittwoch wieder einmal acht Stunden über den Vergleich gar nicht gemeldet wird. Erst nach einer Reihe von Tagen zwischen dem ehemals regierenden Hause Hohenzollern   werden wir erfahren, ob sich die Erwartungen unserer ameri­und dem Staate Preußen verhandelt. Es ist nicht sehr wahr. fanischen Freunde erfüllten, die mit der Wahl vom 2. No­scheinlich, daß die Landesversammlung die Vorlage noch verab-, bember eine neue Stufe thres unsäglich mühevollen Aufstiegs schiedet; die entschiedene Opposition, die ihr in engstem Zusammen- 31 erfteinen hofften. Wir fönnen nur sagen. am 2. November wirfen von Sozialdemokraten und Unabhängigen gemacht wird hätten Millionen beutiche Arbeiter gewünscht. Amerikaner zu unbeschadet gewisser le bereilungen, die ebenso gleichmäßig sein, um für Eunen V. Debs, der im Zuchthaus von At­der unabhängige Minister Dr. Rosenfeld und der sozialdemo- lanta üßt. stimmen zu können. wird es schwer= Die Republikaner   berbanken ihren übertvältigenden Sieg fratische Minister Dr. Südefum begangen haben Man hat Harding gewählt. um die Bartei lich gestatten, dieses Abfindungsgesetz durchaupeitschen, ob- Milion. wohl bas Justisministerium, politisch geleitet von dem Mis Milfons, die demokratische, nicht zu wählen. Die Bürger nisterialbirektor Dr.& übler, sich die größte Mühe gibt. der Vereintaten Staaten wiffen heute, daß fie im Weltkrieg Immerhin bielen die Verhandlungen, auch wenn fie ohne un nicht für amerifanifche Interessen gefämpft haben und auch mittelbare politische Wirkung bleiben, mancherlei Interessantes. nicht für amerikanische   Ideale, sondern als Soldaten einer Als Sachverständiger ist vom Justizministerium leider unter europäischen   Mächtegruppe, die nicht besser war als die andere. Haag, 2. November( WTB.) Het Vaderland" bringt Mitteilungen über den Verkauf deutscher   Wieder. Duldung der anderen Minister der Königsberger   Professor Als der Eicq aewonnen war, schickte man die amerikanischen  Fleischmann hinzugezogen worden, der geschichtlich und juristisch be­gutmachungskohle durch Frankreich  , das gar gründen soll, warum den Hohenzollern   noch bunderte bon Soldaten nach Hause, und die europäischen   Diplomaten nicht wisse, wohin es mit der Kohle jolle, millionen aus dem Elend des Boltes heraus. machten aus dem Sica etmas, wofür den amerikanischen  und sagt, aus dieser ganzen Sachlage ergebe sich, wie unge. Tommen. Zu diesem ved erzählte der Herr Professor, die Soldaten zu fämpfen nicht im Traum eingefallen war. Darum reimt die Deutschland   in Spa auferlegte Kohlenlieferung sei. Bohenzollern seien feineswegs arm nach der Mart Brandenburg arant den Amerikanern auch vor dem Völkerbund, Bereits auf unserem Kasseler Barteitag hatte Gen. Robert gefommen; fie feien schon im 12. und 13. Jahrhundert ausgezeichnete durch den fte ehenfo aum Inftrument fremder Absichten de Schmidt auf diesen Standal hingewiesen. Es ist gut, daß Geschäftemacher gewesen und hätten ben reinkapitalistischen Stand- arabiert an merben fürchten wie fie im Weltkrieg durch die minmehr ein neutrales Blatt die Aufmerksamkeit der buntt bamals ganz scharf herausgekehrt. Ein späterer Hohenzoller, verunglückte Völkerbundpolitit Wilfons zu ihm degradiert Welt auf die Tatjade lenft, daß Frankreich  , nachdem es Roadim II, babe fich freilich stark in Schulden gestürzt; schließlich worden find. hätten die Stände 2½ Millionen Gulden Schulden für ihm über- Unter den Krieg zwischen Amerita und Deutschland   ist in Spa mit der Drohung der Besetzung des Ruhrgebietes die nommen. Aber die Stände seien dabei nicht zu fura gekommen, ungeheure Summe von zwei Millionen Tonnen monatlich er- benn ihnen sei dafür die ganze Steuererhebung erlaffen worden, noch immer nicht der bölferrechtliche Schlukpunkt gefekt. In preßt bat, jetzt mit der deutschen   Stohle Geschäfte macht, und so sei auch die Bevölkerung, die damals etwas zu sagen hatte", welcher Form das endlich geschehen wird, dafür bietet auch während in Deutschland   die Arbeitslosigkeit in voll zufriedengestellt gewesen. Natürlich soll diese Rederei bedeuten, der Sien   der republikanischen Partei feine Fingerzeige. An folge Koblenmangels immer mehr zunimmt und wir der daß der Hohenzoller und die Junter zusammen dem Bolte das Fell eine Ratifizierung des Vertrags von Versailles   ist nicht zu Möglichkeit beraubt sind, durch Kohlenerport nach Holland  , über die Ohren gezogen haben. Im 18. Jahrhundert gelang es denten, an einen Eintritt Ameritas in den Völkerbund höch­allmählich durchzusehen, daß die Hohenzollern Staa  : seigentum und ftens dann, wenn er gründlich umgestaltet wird. Aber auch Dänemark   usw. billige Lebensmittel für unsere hungernde Ar- Gelder der Hofverwaltung auseinanderhielten. Aber seit jenem bazu ist die Neigung im Augenblick nicht groß. das amerika­beiter, aft zu beziehen. Zage", erzählt der Herr Professor, arbeiteten fie planmäßig auf nifche Bolt hat bis auf weiterea genug und übergenug von Bermehrung ihres Schatullenvermögens hin, ausgehend immer bon der Ueberzeugung, daß nur wohlhabende Fürsten   etwas zu bedeuten jeder Einmischung in die europäische   Politit. hätten".

Die Last der Besatzuna.

Im Berlauf der Sibung des auptausschusses des Reichstag   teilte Staatssekretär Walter über die sich aus dem Friedensvertrag ergebenden Leistungen mit, daß die taferne in Ludwigshafen   nicht 8 Millionen, wie im Saushalt beran salagt sei, sondern 42 Millionen Mart toite. Die sonsti­gen Bauvorhaben erhöhen sich auf 120 millionen Mar!, ba bie Kosten des ersten Halbjahres bereits 60 Millionen betragen. In den letzten Tagen wurden große Bauvorhaben gefordert, so ein neuer Flugplab bei Mainz  , der mit 15 Millionen beranschlagt jei. Außerdem haben die Belgier bei Aachen  Infanterie- und Artillerielager verlangt, die auf 56 Millionen 750000 Mart tommen werden. Nach weiterer Aussprache wurde von den Deutschnationalen beantragt, die Regierung zu ersuchen, mit tunlichster Beschleuni gung eine Dentfchrift vorzulegen über die bisher vom Reich für die Kosten des Hohen Ausschusses und die Unterhaltung der alliierten und affoziterten Besabungstruppen im Rheinland   ver­ausgabten Beträge.

Geheimrat& la mm( Reichsschazministerium) erläutert die Erhöhung der in Stap 5 ausgeworfenen 20 Millionen Mart. Be antragt wird eine Erhöhung auf 40 Millionen Mart. Bis Ende September sind ausgegeben von der Reichsverwaltung Roblenz 5 741 242 M. Für die belgische Abteilung der Rheinland  . tommiffion 5 812 768 M. Für das zweite Halbjahr 1920 entstehen bei der Reichsvermögensverwaltung Koblenz 5 750 000, für die belgische Abteilung etwa 2500 000 m. Kosten. Ferner als Ge samtbetrag für die Delegierten der Rheinlandkommission zwangs­meise 20 Millionen Mart, 15 Millionen für die Besazungskosten genügen, so daß, wie die Bresse   es andeutet, man mit Stosten bis zu 27 Millionen rechnen müsse. Abg. Dr. Breitfoeid ( 1. Goz.) weist darauf hin, daß wir mit den 15 Milliarden Mart einen großen Teil der franzöfifchen Beeres: Abg. Dr. Helfferich( Dnat. p.): Wir lehnen die Bewilligung der Mehrforderungen ab. Was heute befehl ist, geht weit über die im Waffenstillstands. bertrag erwähnten strategischen Buntte hinau 8. In einem Weißbuch der Vereinigten Staaten  , Englands und Frankreichs   ist festgelegt, daß die Kosten für Deutschland   nicht 12 Millionen Pfund Sterling überschreiten sollen, das find 240 Millionen Goldmart,

I aften tragen müssen.

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Joachim

Die Frage ift mur, ob man sich von der europäischen  So ist es denn auch den Hohenzollern   gelungen, zu erreichen, Bolitit fernhalten kann, menn man in das europäische Ge daß ihnen die Juristen jest riesige Summen als Privat fchäft hineingeben will. Und das will man. Denn Harding bermögen anrechnen wollen. Einstweilen hat man Wilhelm nach ist als Kandidat der republikanischen Partei der Kandidat der Solland 51 Millionen Mark und im Januar 1919 eine Million wirtschaftlichen Expansion, und seine Regierung wird ihren Gulben( das waren damals mindestens 45 Millionen Mark) ge- Befähigungsnachweis erbringen müssen, indem sie das große schidi; außerdem die Mobilien zur Ausstattung des Schlosses Doorn  . Ebenso haben die Prinzen bis zum Juni 1919 ihre Apanage Geschäft zur Blüte bringt. Das hat den Vorteil für une, aus der Staatstaffe bezogen, feitdem aus der Kronkaffe, daß jede Unterscheidung zwischen den einstigen Verbündeten bem angeblichen Brivateigentum der Hohenzollern  ; in lester Beit im Weltkrieg und den einstigen Gegnern ausgeschaltet wird, hat man ihnen die Apanage auf zwei Drittel der früheren Höhe sie sind nicht mehr politische Feinde und Fteunde, sondern gekürzt. Die boben Zuweisungen an Wilhelm erklärte der Ministes nur noch Kunden. rialreferent damit, daß die hochherzig gewährte Gastfreundschaft" Alle Berichte aus Amerika   stimmen darin überein, daß des Grafen Benlind in Amerongen täglich etwa 1000 Gulden( das es Deutichenbaß jest schon drüben nicht mehr gibt. find gegenwärtig 25 000 Mark) gefoftet bätte. So bat wenigstens spricht auf den Straßen deutsch   und liest deutsche Zeitungen, Wilhelm an das Finanzministerium der Republif berichtet, als er wieder einmal Geld brauchte. Der nach Doorn   geschickte ausrat" ohne im geringsten behelligt zu werden. Das deutsch  - ameri­ist noch nicht ganz genau festgestellt. Ein vorgelegtes Berzeichnis fanische Bürgertum ist für Harding eingetreten. Vor uns fängt an: Tischlerwerkzeuge, ein Schleifftein." Mit ähnlichen liegt ein deutsch- amerikanischer Wahlaufruf, in dem folgendes Utensilien geht es noch eine Weile fort. Daß man auch einige ausgeführt wird: wertvolle Gemälde und ziemlich viel Silberzeug mitgesch dt hat, geht aus der Nachspeisung nicht hervor, die nur summarisch fistenweise berichtet; aber es wird noch näher festgestellt werden.

alles zum Pesten dienen.

Man

Wir alle wiffen, wie wir in den letzten 8 Jahren unter der demokratischen Administration, gedrangialt wurden und wollen Sie noch vier weitere Jahre dieses durch Die Regierung hat sich auf den Standpunkt gestellt, für Wil   machen? Denn sobald Cog estoätlt wird, ist Wilson Bok". Was hat Wilson nicht alles versprochen und was hat er ge­helm alle beweglichen Gegenstände freizugeben, die von den Hohen­ zollern   während der Regierungszeit Wilhelm II  . angeschafft worden balten? A. B. He kept us out of war"( Er bielt uns dem Kriege find. Begründend bemerkte fie, es bandele sich durchweg um fern") und wie lange hat es gedauert, nachdem er erwählt wurde, Gegenstände ohne besonderen Wert", und als darüber Erstaunen da waren wir schon in einen Strieg verwidelt, und wie ist es uns berrichte, erhob sich hurtig der Kunstfachverständige und bersicherte eindringlich:" Sie fönnen mir glauben, daß alle Ein- ergangen? Alle uniere persönlichen Freiheiten richtungsgegenstände aus der wilhelminischen Nera ohne jeden find uns genommen, und wollen Sie, dan Cog erwählt funst oder kulturgeschichtlichen Wert find." So wird und der bestehende Humbug" für die Böllerliga fortgesetzt fann denn Wilhelm über alles, was er in 80 Jahren Regierung an wird? Daß unsere Väter und Söhne bei jeder Gelegenheit, wenn gefchafft hat, auch nach Holland   frei verfügen. Dem Frommen muß sich tie europäisten Völker in den Haaren lienen, binübergeschicht werden und gegen Humanität lämpfen müssen? Jür Frauen babt Das Justizministerium hatte übrigens in seinem Eifer, Wil  - unter den Kriegszu tänden doch am meisten zu leiden. Deshalb fummt am 2. November für den Präsidentschafts. belm   zu dienen, Vertreter des früheren ohenzollernschen Hausministeriums zur Beratung in die Sigung des Rechtsaud Randidaten Harding. schuffes mit eingeladen. Die sozialdemokratischen Vertreter er­Daß ein Kandidat, der in deutsch   geschriebenen Flug­hoben gegen die Anwesenbeit dieser Diener der Monarchie Einspruch und der Berireter des Staatsministeriums erklärte, daß schriften auf solche Weise empfohlen wurde, mit gewaltiger der Eigenmächtigkeit bes Juftigmin sters feine und daß das Wahl­Reichsschahmin jter v. Raumer erwidert, daß diese Begrenzung Kenntnis habe und wahrscheinlich ernste Bedenken geäußert hätte, manöver der Demofraten. Harding fei der Kandidat der Burlage  ( 8.) forbert Berminderung der feinblichen Delegierten wenn es über die Absicht informiert worden wäre. Schließlich Deutschen  ". bollitändig versagte, ift gleichfalls ein Zeichen für im Rheinland  . Staatssekretär Dr. Lewald berichtet über wurde gegen die Etimmen der Rechteparte en unb bes Zentrums den eingetretenen Gesinnungsumschwung. Deshalb wird die amerikanische   Politik unter republi­feine Berkandlungen fiber bie Söhe der Besabungstruppen: befchloffen, bie Eingeladenen an den Beratungen nicht teilnehmen Deutschland   batte in dem Gebiet 70 000 Mann gehalten. Boucheur au laffen. tanischer Führung noch nicht deutichfreundlich" sein- wie es erklärte, die Besabung werde sich etwas erhöhen. jetzt sind es über ja überhaupt lächerlich ist, alle Welt in gute und böse 130 000 Mann! Auch wurde versichert, es feien von den Franzosen Der deutsch  - holländische Grenzschmuggel. Im Hinblick auf den Menschen, Deutschfreunde" und" Deutschfeinde". einzu­weber Kontrolleure noch Administrateure vorgesehen. Unsere Schmuggelbandel an der deutschen   Grenz: hat der niederlän teilen. Deutschland   war nie der Nabel der Welt, ist Protefte find erfolglos geblieben. dische Finanzminster in einer Anzahl von Grenzgeb.eten auf es nach dem Kriege weniger als zuvor, und für die Der deutinationale Antrag auf Borlage einer einer 300 Meter breiten Strede den Warenberlehr bez anderen Völker ist ihr Verhältnis zu Deutschland   nur Dentschrift über die bisher vom Reich für die Kosten boten.( Es wäre schon längst die Pflicht der deutschen   ein größerer oder Kleinerer Bruchteil ihrer allgemeinen bes Hohen Ausschusses und die Unterhaltung der alliierten und Regierung gewesen, angesichts der ung heuren Zunahme dieses Politit. Das Berhältnis Amerikas   zu Deutschland   wird assoziierten Besagungstruppen im Rheinland bermusgabten Beträge Schmuggelbandela und ber dadurch mitbewirkten Verschlechterung wirb einstimmig angenommen Die Regierung will dem An- unserer Valuta, eine ähnliche, womöglich noch schärfere Maßnahme, davon abhängen, wie die Interessen der beiden Länder zu­trage möglichst bald entsprechen. au ergreifen. Die Red.) fammenstimmen.

alfs 3, nicht 15 milliarben Bapiermark!