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Nr. 598 37.Jahrgang

Groß- Berlin

Beilage des Vorwärts

Dienstag, 7. Dezember 1920

annehmen, auch den weniger begüterten Kindern zugute fommen arbeitung einer einheitlichen Ordnung für alle Bezirke Geltung dürfte. haben soll, auszuarbeiten Als Sigungstag ber Bezirksversamm Tung wurde der Mittwoch bestimmt, weiter wurde beschlossen, bis auf weiteres in der Schulaula der Gemeindeschule, Dangiger Straße, zu tagen.

Aufhebung einer Nebenbörse. Für Oberschlesien  . Der wilde Handel mit Börsenpapieren, der in der Die Genoifenidaft Deutscher Bühnenange zu Beschwerden der Börsenbesucher bei dem Börsenvorstand. Dieser Friz Balzer vom Reichswehr- Infanterieregiment 5 in Botedam auf legten Zeit wieder einen großen Umfang angenommen hatte, führte Rohe Ausschreitungen Beging gestern abend ber 21 jährige Soldat Böriger hatte am Sonnabend abend ins Große Schauspielhaus fah sich nun veranlagt, um den verbotenen Handel zu unterbinden, der Chauffee zwischen Bornim   und Bornstedt  . Wehrlose Baffanten eingeladen. Es galt einen hohen 3wed zu erfüllen: für Ober- die Kriminalpolizei auf das unlautere Treiben aufmerksam zu wurden von Balzer durch Messerstiche schwer verlegt. u. a. ftach er sclesien Munition in seinem Stampf um das Deutschtum zu machen. Besonders lebhaft ging es, wie die Feststellungen der einer Schußmannsfrau das rechte Auge aus. gewinnen. Dieser Zwed ist in einer alles übertreffenden Weise Kriminalbeamten ergaben, in einem Ladengeschäft in der verhaftet werden. B. fonnte später erfüllt worden. Nie jab das Große Schauspielhaus iolche Menschen- Nähe der Börse in der Burgstraße zu. Der an der Straße massen, wie an diesem Abend, nie aber auch wohl so viel eble Kunst auf einmal. Das Orchester der Staatsoper unter abwechselnder Leitung von Furtwängler  , Leo Blech   und May von Schillings, die Arndt- Ober, Barbara Kemp  , Karl Elewing und Heinrich Schlusnus   gaben, was in ihren Kräften stand. Der Abgeordnete Dr. Pfeiffer wies in eindring lichen Borten auf den Zweck und die Bedeutung des Festes hin. Fun zweiten Teil des Programms zeigte Mag Pallenberg mit feiner besseren Chebälfte in Berliner Ultramarin", daß der mit so viel Jubel aufgenommene Refrain: Wir in Berlin  , wir sind noch lange nicht berridi genug!" nicht der Wahrheit entspricht. Friz Berner, der sich zu feinen Wiener Liedern am Klavier selbst begleitete, wußte sehr zu gefallen. Den Höhepunkt bildeten die Torbeer­befrängten Meistersinger bon Berlin". Diefer wohl. gelungene Scherz Dstar Sabos, um deffen Ausführung sich neben dem Verfasser Graeß, Ried, Thielscher, Magner, Silla, Wallauer, Westermeier und Birl bemühten, löfte Heiterfeits- und Beifallsstürme aus.

Das äußere Bild des Abends war ein glänzendes. Neben den bielen Bühnenangehörigen fab man Mitglieder der Neichsregierung, befannte Barlamentarier, Vertreter von Kunst und Wissenschaft, des Handels und der Industrie. Zahlreiche Frauen aller Altersllaffen, die es dazu haben, zeigten, wie man sich auch mit sehr vielen Metern Stoff nur notdürftig bekleiden fann. Jm fraffen Gegenfag zur Not unferes Landes stand die hier entfaltete Eleganz, aber: Der Zwed beiligt die Mittel. Um nicht ganz den Eindruck zu verwischen, daß das Feft nur einem böberen Zwed dient, ver­zichteten wir auf den weiteren Teil des Brogramms: die Moden­fchau, die Kabarettborstellungen und den Ball, der bis zum frühen Morgen währte. Möge das materielle Ergebnis der Nacht mit dazu beitragen, daß Oberschlesien   deutsch   bleibt.

ef.

belegene Raum war als 3otteriegeschäft eingerichtet und nur Wohltätigkeitsveranstaltungen. Zu bem am Mittwoch, den 8. De­der Eingeweihte wußte. was in den Hinterzäumen vor sich ging. gember stattfindenden Gr. Wohltätigkeitsfest in ber Brauereistönig Dort wurde alles gehandelt. was an ber benachbarten Börse ge- van der Byl, Geza und Nora von Kress, Magerie 8 Sänger­sta d t haben zugefagt: Alexander Moissi  , Alice Caffterer, Hez handelt wurde. Bertrauensleute pendelten immer zwischen der großen und be: fleinen Börse hin und her und übermittelten den der Schulkinderwohlfahrtsausschus des Vereins Berliner   gehre quartett. Zum Beften der Deutschen Kinderhilfe" veranstaltet Stand ber Papiere. Im diesem verbotenen Handel ein Ende zu rinnen dank gütiger Bereitwilligkeit von Baula Schulthek Meimann machen, hatten sich gestern Kriminalbeamte dort eingefunden,( Märchenrezitation). Ingeborg Sunder- Bind( Belang), Ina Lilientval die plöblich die Ein- und Ausgänge absperrten. Zugleich ftodte( tlavier) Montag, den 6. Dezember, abends 7 Uhr, in der Anla bes auch der Betrieb. Etwa fünfzig Personen, die in den Räumen an- Grauen Klosters, Stlofterftraße 74, einen Vortragsaben b. Karten getroffen wurden, wurden namentlich festgestellt. Gegen die Unter- u 3 Mark an der Abendkasse und bei J. Bolle, Marburger Straße 14. nehmer tourde ein Strafverfahren eingeleitet und die Neben- Heiterer schlesischer Abend. Herr Gerd Siew veranstaltet am börse" unter ständige Beobachtung gestellt. 7. Dezember, abends 8 Uhr, im großen Saale der Sexession zum Besten der Berliner   Grenafpendentage für Oberichteffen einen heiteren ichleftichen Dialektabend. Eintrittstarten bei Wertheim  , Bote u. Bod und an der Abendklaffe zum Preise von 3, 5 8 und 10 M.

Die Magiftratsvorlage über den Erlaß eines neuen Ortsgefehes betreffs die Zuweifung von Gemeindebeamten als Dezernenten zu Deputationen und Kommissionen gelangte gestern unter dem Vorfiz des Stadtverordneten Dr. Steiniger im Ausschuß zur Vorbe ratung. Nach eingehender Beratung, wobei von verschiedenen Seiten ernste Bedenken laut wurden, zogen die Vertreter des Ma­gistrats, Syndikus Dr. Lange und Magiftratsrat olbling. die Vorlage zurild. Der Stadtberordnetenversammlung wird dem­nächst eine neue Borlage zugeben, in der die Bedenken der Stadt­verordneten berücksichtigt werden dürften.

Tempelhof  . Die Nachfrage nach den Eintrittstarten für bie Auf führung, Die Schöpfung ist eine fear starte. 23ir ersuchen beshalb unsere Genossen, spätestens am Bahlabend sich mit Karten zu versehen, be später nicht mehr garantiert werden kann, day noch Karten zu haben sinb. Arbeitslose Genoffen haben freien Gintritt. Der Bildungsausschuß.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

Mitgliederversammlungen

Donnerstag, den 9. und Freitag, den 10. b. M. werden die Liter Milchbelieferung. Am Dienstag, den 7., Mittwoch, den 8., tranfenfarten nicht mit Milch beliefert. Als Ersatz hierfür wird am Dienstag, den 7. d. M., auf die Dauer von vier Tagen eine Büchte hollän- finden am Mittwoch, den 8., und Donnerstag. dische gezuderte Magermilch zum Preise von 8,75 M. an die Verbraucher den 9. Dezember, abends 7 Uhr, in den Abteilungen abgegeben. Am Sonnabend, den 11. d. M., erhält die Liter- Stran fen- statt. Der Bezirksvorstand hat dieselben mit Tagesordnung farte Liter Frischmilch. Die Liter- Kranfenfarte wird vom Dienstag, ben 7. 6. M., bis einschließlich Freitag, den 10. b. M., mit 1, Liter Frisch- im Inseratenteil der heutigen Nummer angezeigt. Wir ersuchen die Genofsinnen und Genossen, für regen Besuch dieser wichtigen Veranstaltungen zu agitieren.

milch beliefert. Am Sonnabend, den 11. b. M., erhalten die 4,-Liter­Krantenfarten nur Liter Frischmilch. Die angegebene Belieferung be­zieht sich nicht auf die feit dem 1. Oktober 1920 zu Berlin   neu hinzu­gelommenen Gemeinden.

Für das Zentraljugendheim, Lindenstr. 3, sucht das Jugend­fefretariat einen Barteigenoffen, welcher Dienstags, Donnerstags, Freitags von 7-10 Uhr und Sonntags von 4-1,10 Uhr das Jugendheim leitet. Näheres durch das Jugendsekretariat N. 40, In den Zelten 23. Heute, 7. Dezember:

7. Abt. 7, Uhr Sigung der Elternbeirate usb ambibatex Bei Engelhardt, Friesenstr. 9. 20. Kreis. Kreisvertreterversammlung abends 7 Uhr in Bittenau bei Schulze, Oranienftr. 89. Der äußerst wichtigen Tagesordnung wegen ift bas Erscheinen aller Pflicht. Jungsozialistische Bereinigung. Bombe, Straßmannstr. 7. Bortrag fällt aus. Dafür findet Mitglieder­Abteilung Often. 7 Uhr bei versammlung statt. S.B.D.Frattion des Verbandes foz. Behrer. Abends 7 1hr Hinter der Garnisonfirche Sihung. Wichtige Tagesordnung. Tempelhof  . 71, Uhr bei Buje  , Werder  , Ede Kaiser- helm- Straße, Bortrag.

Unter der Anklage des Vatermordes. Vor dem Schwurgericht des Landgerichte III beginnt heute Dienstag die Verhandlung des Mordprozesies enbel stadt, der wegen der begleitenden Umstände feinerzeit so großes Bei dem Brand der Strampenburg find, wie uns mitgeteilt wird Aufsehen erregt hat. Unter der schweren Anklage, den eigenen 5 Berfonen verlegt worden. Herr Voigt, fein ältefter Sohn und Vater ermordet zu haben, steht der 24jährige, frühere Reserve- eine Stoufine find im Cöpenider Strantenbaus untergebracht, während offizier Hans Wendelstädt vor den Geschmorenen. Der Kauf- Frau Voigt und der jüngste Sohn in der Krampenburg liegen. mann Hans Wendelstädt, ein sehr wohlbabender Mann und General. Da die Frau des Bootsbauers Winkler das Feuer nach den um­bertreter einer bedeutenden französischen   Seftfirma, wurde am liegenden Ortschaften telephonisch meldete, waren die Feuerwehren 11. Mai in seiner Zwölfzimmerwohnung am Kurfürstendamm 188/189 der umliegenden Orschaften Müggelheim  , Covenic, Grünau   und auch 1ot aufgefunden. Die Leiche lag völlig belletbet hinter der die Schmödivißer und Eichwalder schnell zur Stelle. Dadurch fonnte Sorridortür auf der Diele in einer großen Blutlache. An das Feuer auf seinen Herd beschränkt werden. Die Gastwirtschaft der Leiche wurden zwölf Stichverlegungen feftgestellt. Ueber unter den Wohnräumeu sowie der große Saal find unverfehrt ge­Der Ermordete war am blieben, nur der Dachstuhl über den Wohnräumen ist abgebrannt. der Mordtat liegt ein völliges Dunfel. Abend der Tat gegen 10 Uhr, als sich das Dienstmädchen zur Nube   begab, von diefem im iogenannten Bilderzimmer lefend gelanier Tor) trat erneut zu einer Sizung aufammen, um über Die Bezirksversammlung im 4. Berliner   Stadtkreis( Breng sehen worden. Die alsdann fich abspielenden Vorgänge find völlig die Zahl der Mitglieder des Bezirksamts Beschluß zu fassen. In unaufgeklärt; wie die Mordtat sich abspielen fonnte, ist um io un der borberatenden Kommisjon war ein Antrag unserer Ge begreiflicher, als die Wohnungstüren des Abends ordnungsmäßig noffen, angesichts der bisher menig übersichtlichen Verhältnisse und Karlshorst  , 121. Abt. 1,8 Uhr Borstandssigung bei Bachnida, verichlossen worden waren. am nächsten Morgen in demieiben zu der Finanzlage der Stadt fia borläufig mit sechs befoldeten und Dönhofstr. 26. Mittwoch 8 Uhr Mitgliederversammlung bei Huth, ftande vorgefunden wurden. Nachdem lange Ermittelungen nach drei unbesoldeten Bezirksamtsmitgliedern zu bescheiden, gegen die Treskow- Allee 66. Bortrag des Gen. Gustas Link: Das Bersailler Diftat dem Täter angestellt worden waren, lenite fich allmählich der Stimmen unserer Genoffen und eines Demofraten abgelehnt und seine wirtschaftlichen Folgen. Berdacht auf den Sohn des Ermordeten, der drei Monate nach der worden. Zur Mehrheit, die 15 Mitglieder verlangte, gehörten nicht Eat in Saft genommen wurde. Der Angeilagte bestreitet mit aller nur die Unabhängigen und Kommunisien, sondern auch die Ver­Entschiedenheit, die Tat begangen zu haben; zu seiner Ueber- treter der Deutshnationalen und Deutschen führung wird ein umfangreicher Jndizienbeweis ins Feld geführt Rollspartei, die sonst nicht wenig über vermeintliche Ver­Da mehr als zwanzig Zeugen zu vernehmen sein werden, find für schwendung von öffentlichen Geldern zu zetern wissen. In der die Berhandlung zwei Tage angefeßt. Blenarjigung stellten unsere Vertreter erneut den Antrag auf neun Mitglieder. Für den Antrag, 15 Bezirksamtsmitglieder vorzuschlagen, stimmten diesmal nur die Unabhängigen und die Kommunisten In der überfüllten Aula der Werner Siemens  - Realichule, Bant- und 1 Bürgerlicher, während die bürgerlichen Parteien sich auf ftraße, fand Sonntag eine Aufführung statt, die Zeugnis ablegte, einen Antrag geeinigt hatten, der sechs befoldete und fünf unbe­dazz obne patriotisches Beiwert die Beziehungen zwischen Schule foldete Bezirksamtsmitglieder vorfieht. Da unser Antrag abge und Elternbaus sehr enggelnüpfte sein tönnen. Stabübungen, tur- lehnt wurde, tonnten wir dem Antrage auf 11 Mitglieder zustim­nerifche Aufführungen, Wanderfilme und ein von Schülern barge men, der mit 28 gegen 25 Stimmen zur Annahme gelangte. Be­ftelltes, wohlgelungenes Theaterstück Der Nachtwächter" füllte den dauerlicherweise tam es in der unnötigerweise erregten Diskussion Abend aus. Eine Huldigung des Turnvaters Jahn, dessen Düfte zu Auseinandersehungen, die jede parlamentarische Würde ver­rot- weiß drapiert war. der Lichtbildervortrag des Lehrers Busch- missen ließen. Die Geschäftsordnungskommission wurde beauf verichönte den Abend, so daß der Zwed der Aufführung, einen tragt, in Anlehnung an die Geschäftsordnung der Stadtberordneten­Fonds für die Wanderfasse au gründen, erreicht wurde und, wie wir versammlung eine provisorische Geschäftsordnung, die bis zur Aus

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Eine vorbildliche Schüleraufführung.

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Das Licht der Heimat.

Don August Hinrichs  .

Boll hatte er sich nach der Tür gewandt,- fie sollte ihn fofort erkennen. Und sie erkannte ihn aber sie erschraf nicht. Unbefangen lächelnd, als wären fie gute Freunde ge­blieben, trat fie ihm näher: Diert, du bist es also wirt lich?"

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Ohne ein Wort sagen zu Tönnen, fab Diert fie an. War das nun Verstellung oder wußte sie, daß er hier war wußte sie es und kam trotzdem? Er war so verwirrt, wie sie unbefangen war. Er sah nicht, daß sie ihm die Hand reichen wollte, fie aber hob fie rasch empor und tat, als wollte fte fich eine Haarlode aus der Stirn streichen.

Nachträglich erst erfaßte er ihre Bewegung. Da über­pand er sein grenzenloses Staunen und ärgerte sich, daß, er fich so hatte verwirren laffen. Kühl, aber höflich wies er auf einen Stubl: ,, Bitte, Fräulein, wollen Sie sich einen Augen­blid feben."

Sie biß sich leicht auf die Lippen und folgte stumm seiner Einladung.

Sie sehen mich überrascht von dem Zufall, der uns hier zusammenführte," begann er, darf ich annehmen, daß es wirklich nur ein Zufall war, der Sie ebenso überraschte wie mich?"

Stubig und vornehm sab fie ihn an. Nicht ganz" fagte fie leicht, wenn man in den Fachzeitschriften von diesem Werf las, war der Name seines Erbauers nicht verschmiegen." Ihr Gesicht erschien ihm rätselhaft. Sie wußten also?" fragte er, Sie wußten und famen trogdem, oder vielleicht gerade deswegen?"

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Seins von beiden ich habe mich viel mit den chemi­fchen Verbindungen im Moor beschäftigt und damit, wie diese bielleicht ausaubeuten wären; babe auch meine Dottorarbeit über diesen Stoff geschrieben. Ich fam, weil man mich rief und weil mich die Arbeit locte." Das flang beinahe ftola. Prüfend sah er fie an, aber fie gab seinen Blid fühl und un­bewegt zurüd.

Da gab er fich innerlich einen Rud. Wenn es sich um ernste Arbeit handelte, durfte er da fleinlich sein und sich von Dingen bewegen lassen, die so viele Jahre zurücklagen?

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Fräulein Corneli," fagte er, es gibt einen Tag in meinem Leben, der mir zwei bittere Erfahrungen brachte- eine davon verdanke ich Ihnen. Ich kann den Tag nicht aus löschen und will es auch nicht. Aber ich habe ihn end­gültig überwunden. Das mußte ich Ihnen fagen, um ein flares Verhältnis zwischen uns zu schaffen."

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Sie niďte faum merlich mit dem Kopf. Er wartete einen Augenblid, aber fie antwortete nicht auf seine Worte. Ich hoffe, daß die Arbeit Sie hier befriedigen wird," fuhr er fort und griff nach dem Fernsprecher auf seinem Tisch: Ich lasse Herrn Sommer bitten."

Da stand sie auf: Ich danke Ihnen, Herr Follers, und will wünschen, daß meine Arbeit Ihrem Werke Nugen bringt."

Sommer trat ein: Lieber Freund," sagte Dierf ,,, vollen Sie bitte Fräulein Corneli die nätigen Anweisungen geben und für fie forgen? Ich werde mich in den nächsten Wochen faum um fie befümmern fönnen."

Und als Sommer gern diese Pflicht übernommen hatte, fügte er hinzu: Wir sind übrigens alte Bekannte und haben uns schon vor Jahren kennen gelernt."

Als er allein war, blieb er einen Augenblick in Gedanken verloren fizen. Dies Mädchen batte ihm einmal höchste Seligkeit geschenkt und tiefstes Leid zugefügt. Und jezt? Sie hatte ihren Weg allein gemacht und er den feinen. Strich darunter. Es sollte ihn nicht stören. Entschlossen griff er nach dem Stift und beugte sich über seine Arbeit.

Morgen, S. Dezember: 8. Abt. Mitgliederversammlung 7 Uhr in Rabes Fettsälen, Fichie Straße 29. Referent: Gen. Dittmer. 16. Abt Abends 7 Uhr Mitgliederversammlung in der 2. Hand­werferschule, Andreasstr. 1. Referat des Gen. Fr. Schlegel Aber Sozialls mus und Bolichemismus.

17. Abt. 7 Uhr Schulaula Hohenloheftr. 10. Wichtige Tagesordnung. 18. Abt. Abends 7 Uhr Mitgliederversammlung, Schulaula, Litaner Straße 18. Aufbau der Polizei und ihre Stellung zu unserer Partei. Rei.: Genoffe Hartmann.

19. Abt. bends 7 Uhr Mitgliederversammlung bel Schulze, Sama­riterfir. 38. 1. Bericht vom Bezirkslag. 2. Aufstellung der Standidaten zur preußischen Landtagswahl.

24. Abt. 7, Uhr Mitgliederversammlung, Sulaula, Christburger Straße 14. Vortrag des Gen. Beide: Unsere Biele. Berwärts" Leser militommen. 31. Abt. Abends 7, hr Mitgliederversammlung in der Schulaula, Schönfließer Str. 7 Bericht über den Bezirkstag. 82. bt. 7 Uhr Abteilungsversammlung in der Schulaula Trann

ftraße 11.

sehen. Sommer hatte ihr einen Arbeitsraum eingerichtet und berichtete ihm gelegentlich, daß fie fich anscheinend gang in ihre Arbeit vergrübe. Er hatte feinem getreuen Mitarbei ter überlassen, alles zu entscheiden, was nötig wurde; aber als er nun vor der Frage stand, die Ergebnisse der chemi­schen Untersuchungen zu verwerten und vielleicht ein neues Unternehmen neben dem Hauptwerk zu errichten, wollte dieser die Verantwortung nicht allein tragen. Es handelte sich zu­nächst darum, ein vereinfachtes Verfahren zur Herstellung ron Spiritus aus Torf zu erproben, und weil diese Sache vielleicht einen großen Gevinn abverfen konnte, durfte Dierk fich nicht ausschließen.

Widertvillig nahm er an der gemeinsamen Arbeit teil. Aber was er befürchtete, traf nicht au. Inge Corneli blieb durchaus zurüdhaltend und verriet meder durch Worte noch Gebärden, daß fie etwas anderes in ibm fab als den Borgelet­ten. Da überwand er seine fdverfälligen Bedenken und gea wann es über fich, unbefangen und zwanglos mit ihr zu sprechen.

Inzwischen waren die Arbeiten am Werf selbst nahezu vollendet. Auch die Sauptleitungen waren nun fertiggestellt. Auger mit den nächstgelegenen bäuerlichen Gemeinden waren die Berträge über Stromlieferung mit mehreren Fabriken und ein paar Kleinstädten abgeschlossen worden. Das war besonders wertvoll, weil hierdurch eine dauernde und gleich mäßige Belastung der Maschinen erreicht wurde.

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Diert fonnte zufrieden sein das Werk war auch fir Zukunft gesichert.

Jest mußten die Anschlüsse an die Großabnehmer ne Aber er war nicht bei der Sache. Hatte sie jenes Erleb- geprüft und übergeben werden. Dierf wollte reifen, aber nis, das ihm so ernit und heilig gewesen war, so leicht über- Sommer behauptete, daß er unmöglich in diesen Tagen fehler winden können? War er nur ein Spielzeug für sie gewesen, dürfe, lieber wolle er selbst die Arbeit übernehmen, so ungern das man nahm und wegwarf, wenn man es nicht mehr er sich auch von seiner Frau trenne. Dierk fab ein, daß der brauchte? Das lag nicht in ihrem Wesen, und dennocher Freund recht batte und mußte nachgeben. fonnte daraus nicht flug werden. Faft bereute er, fie nicht Sommer fuhr ab, und Dierf war gezwungen, sich noch fofort zurüdgeschickt zu haben. Jedenfalls wollte er fich mehr als bisher mit Fräulein Corneli zu beschäftigen. Aber überhaupt nicht um sie fümmern. catch jetzt, wenn er stundenlang mit ihr allein war, änderte fich nichts in ihrem ruhigen Verhalten gegen ihn. Wort. folgt.)

Much   Fräulein Corneli schien alles zu tun, um ihn zu 4a meiden, denn in den nächsten Tagen befam er fie nicht au