Einzelbild herunterladen
 

Nr. 19 38. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Oeffentliche Volksversammlungen

Landtagswahlen und Sozialdemokratie

Heute Donnerstag, den 13. Januar: Baumschulenweg  : Schulaula, 2yzeum Baumschulenste. Biesborf: Porath, Marzahner Str. 31, Blantenburg: Alug.

"

Hermsdorf  : Löfflers Walbschlößchen. Reukölln: Aula Realgymnasium, Raiser- Friebrich.Str. Aula Oberrealschule, Emser Straße, Oberschöneweide  : Schulaula, Frischenstraße. Rosenthal  : Schneider, Hauptstraße. Steglig: Stegliger Gymnasium, Seeseftraße. Bittenau- Borsigwalbe: Borsigwalder Festfäle, Span. baner, Ede Ronrabstraße.

Morgen Freitag, den 14. Januar:

Berlin  :

Gewerkschaftshaus, Engelufer 15, Sophienfäle, Sophienstr. 17/18.

Körner Realschule, Stegliger Str. 8a.

Mula, Kirchner Oberrealschule,-8winglitz, 2. Bockbrauerel, Chauffeeftr. 64.

Schulanla, Grünthaler Str. 5.

Bozow- Brauerei, Prenzlauer Allee 242,

Schulanla, Schönfließer Str. 7.

Bömisches Brauhaus, Landsberger

lee 11/13,

Brachtfäle des Oftens, Frgulfurter Allee 48.

Bazenhofer Brauerei, Fidicinste, 2/3,

Drachenburg  , Schlesische Straße, am Trept, Bart.

Vororte:

Adlershof  : Wäufteins Suftgarten, Bismardstr. 82. All- Glienicke: Aula der neuen Schule, Räpenider Straße 30/31.

Brig  : Beders Festsale, Chauffeefte. 97. Charlottenburg  : Boltshaus, Rofinenftr. 4. Friebenau: Bürgersaal des Rathauses. Friedrichsfelbe: Saberland, Wilhelmstr. 38, Kaulsborf: Turnhalle, Wolffte. 26. Rarow: Bernot, Dorfstr. 41.

Röpenid: Stabt- Theater.

Treptow  : Biltoriagarten, Am Treptower Bart. Wannsee  : Reichsabler, Königftr. 26. Weißensee: Gemeindeturnhalle, Bistoriusstraße. Baibmannsluft: Arlt( früher Ruchenbeder), Waib mannstraße.

Wilmersdorf  : Aula   ber Vittoria- Buise- Schule, Uhland, Ede Gafteiner Straße. Wilmersdorf  : Aula   ber Goethe- Schule, Bestfälische,

Ede Münstersche Straße. Zehlendorf  : Kaiserhof, Potsdamer Str. 40c.

Steferenten: Arthur Albinus, Josef Alt

Donnerstag, 13. Januar 1921

nicht mit aller Strenge des Gefeßes vorgegangen würde und Straf milderung ohne Ansehen der Person nur dann eintritt, wenn der Angeflagte nachweislich bor begangener Straftat fo trant war, daß er für dieselbe nicht verantwortlich gemacht werden fann! Wenn von allen Richtern und Aerzten vollkommen un­parteiisch verfahren wird, dann wird auch das Vertrauen unseres Boltes zu Recht und Gerechtigkeit wieber erwachen, und viel würbe zum Nachlassen alles Parteihobers beigetragen verden!

Die Kosten für die Erweiterung des Stadtverordnetens fizungsfaales.

Bekanntlich hatten die Fraftionen der Stadtverordnetenber sammlung sich für eine Erweiterung des Stadtverordnetenfizungs. jaales um 80 läge entschieden. Die mit Rücksicht auf bie fehr schwierige Konstruktionslösung dieser Aufgabe nicht unerheblichen Rosten von 2 400 000 m. bat der Magistrat nunmehr in Ueberein­stimmung mit einem früheren Beschluß bewilligt. Der Stadtver

Santwig: Lehmanns feftfäle, Kaiser Wilhelm- mater, Friedrich Bartels, M. d. 2., Dr. Mag Ben- ordnetenbersammlung wird eine entsprechende Vorlage zugehen.

Straße 20/31,

Lichtenberg  : Reform Gymnaftum, Barkane.

"

Jahn- Realgymnafium, Markste. B. Lichtenrade: Rohrmann, Walbrestauraut, Silbertstr. Sichterfelbe: Oberrealschule, Ringstr. 1. Mahlsdorf  : Anders, Bahnhofstraße. Marienborf, Gymnasium, Kaiserstraße. Marienfelbe: Molbenhauer, Berliner   Str. 114. Reukölln: Aula bes Realgymnasiums, Kaiser- Frieb­rich- Straße. Rieberschönhausen: Schloß Schönhausen  , Sindenstraße. Bantow: Zum Kurfürsten, Berliner   Str. 102. Rahnsdorf   Mühle: Schäte, Fürstenwalder, Ede Geefte. Reinickendorf  - Ost: Schüßenhaus, Resibenzstr. 1/2. Reinidendorf Weft: Hartmanns Brauerei, Scharn. weberstraße 102. Schöneberg: Hohenzollernschule, Belziger Str. 48/52. Siemensstabt: Marsand( Heibetrug). Spanban: Oberrealschule, Friedrich, Ede Molitefte. Segel: Strandschlok, am See,

Groß- Berlin

Wenn zwei dasselbe tun..

Die Deutsche Tageszeitung" hat ben Branger aufgerichtet und stellt daran, wie schredlich ist die Schande, aus Gleiwig eine Jungfrau Martha John, die fittiam dem Sergeant Anglès vom Bataillon Numéro 23 fich verlobt zum Ehestande,

und spricht von Unanständigkeit und Fraunsperson.

Das Urteil, das die Martha John vernichtet, trifft sicher auch die großen Patrioten,

die mit Franzöfinnen in der Etappe

nur allzu gerne gingen in die Klappe

( und ficher waren fie nicht aufgeboten!)

trifft mehr noch, wenn ich nicht im Dunkeln tappe den Wittelsbacher, der, wie man berichtet,

jest auch, vergeffend alten Böllerstreit,

fo ehr und würbelos"( gleich Martha John)

bon einem italienischen Fürstenthron ein Weib ganz ungeniert gefreit,

wohl auch zur Schande der Nation?!

Alexander Seidel

Warnung an die Oberschlefter.

Der Berein der Oberschlesier  , der eine rein polnische Gründung ist, veröffentlicht im Dziennit Berlinfli" einen Aufruf, der folgendermaßen beginnt:

B

"

bines, Ferdinand Benber, M. d. R., Couard Bern­ftein, M. b. R., Robert Breuer, Fris Brolat, Eugen Brückner, M. b. L., Robert Feubel, Pfarrer Dr. Frande, Dr. Fris Foth, Gustav Fuß, Karl Graß mann, Affeffor v. Harnad, Johannes Saß  , Contab Saenisch, Arthur Säußler, Gustav Seller, M. b. 2., Gruft Seilmann, M. b. 2., Karl Seßschold, Baul Sief, Theobor Rabelis, Gimon Ragenstein, Dr. Kall mann, Emil Knief, Franz Krüger  , Erich Kuttner  , Oberschlesier  ! Der Tag der Abstimmung nähert fich. Melbet Emil Lehmann, Limberg- Essen, M. d. 2., Dr. Löwe, Euch in dem Verein der Oberschlesier, Solamartistr. 10, der alle Dr. Lohmann, Hermann Lüdemann, Billy Möbus, Dr. Ostrowsky, Peters- Sochbonn, M. b. L., Frans in die Abstimmungsliste vermittelt. Echentet den einseitigen Nach Dr. Reftriepte, Richard Nürnberg, Prof. Deftreich, Erläuterungen, Informationen erteilt und Anträge um Aufnahme Riefftahl, Richter- Neumünffer, M. b. 2., Runge­Röln a. Mh., M. b. L., Willi Giering, M. d. 2., richten der hakatistischen Franz Steinweg, Heinrich Ströbel, Daniel Stüdlen, heimattreuer Oberschlefier" feinen Glauben." alldeutschen Drganisation Berband t. b. R., Heinrich Schulz  , M. d. R., Alfred Thomas, Minna Tobenhagen, Ernst Soft, Hedwig Wachen heim, Karl Wermuth, Hans Boywood, Dr. Walter schlesier: Hierzu bemerken die vereinigten Verbände Heimattreuer Dber Bechlin. Der Bezirksvorstand. J. A.: Th. Fischer. Wir machen alle Oberfchlefier, denen ihr Deutschtum am Herzen liegt, darauf aufmerksam, daß selbstverständlich nur die fchlefter für fie in Betracht kommen, und wir warnen fie Vereinigten Verbände heimattreuer Ober vor dem polnischen Berein der Oberschlesier. Es ist selbst. verständlich eine Verleumdung, wenn von den Verbänden heimat treuer Oberschlesier in dem Aufruf gesagt wird, es handle sich um eine batatistische allbeutsche Organisation. In den Bereinigten Verbänden heimattreuer Oberschlefter" find Mitglieder aller Parteien bon rechts bis links pertreten und arbeiten mit baran, Dberschlesien beutsch zu erhalten.

Bei der Schlußabstimmung stimmten denn auch tatsächlich alle bürgerlichen Vertreter von den Deutschnationalen bis zu den Demokraten gegen die gesamte Steuer, die mit den Stimmen der sozialistischen   Parteien angenommen

wurde.

Mit dieser Abstimmung haben die bürgerlichen Barteien einen erneuten und sichtbaren Beweis ihres Verständnisses" für die fozialen öte der Gegenwart erbracht. Sollen doch die Er trägnifie biefer Steuer nach dem Antrage Hirsch lediglich für Swede ber Wohnungsfürsorge verwandt werben! Daß die bürgerlichen Parteien auch ausgesprochenen Wohnungs Iugus nicht für biefe 8wede herangiehen wollen, berbient schon jest fest­genagelt zu werden.

Zur Sittenaffäre Franz.

Die juristische Sprechstunde findet heute von 3-6 Uhr ( nicht von 2-4 Uhr) statt.

Auf die Straße gefekt. Große Entrüftung hat des Vorgehen des Hauseigentümers herborgerufen, die er durch einen Gerichtsvollzieher mit ihren hab Mewes, Leonhardtstr. 7, gegen die Familie des Bortiers Zoppow feligfeiten auf die Straße feßen ließ, obgleich die Leute bereits sechs Jahre im Haufe ihres Amtes gewaltet haben. Das Gericht stattgegeben. Wie uns mitgeteilt wurde, ist der Mann im Striege burch einen Bungenschuß schwer berwunbet torben und Leibet immer noch an den Folgen der Vertvundung; sein Schwiegersohn, der mit Frau und einem fleinen Minde bei ihm wohnt, ist ht Unser Abonnent wirft mit echt die Frage auf: Wie kann ein hohem Grade Tungentrant. Trotzdem mußte der trante Mann die Die Bürgerlichen gegen die Wohnungs- Luxussteuer! Mann plöblich anormal sein wollen, wo er mit dem Strafrichter Wohnung berlassen und fein etwa 18 Monate altes Sind wurde, int Der Steuerausschuß der Berliner   Stadtverordnetenversammlung routinierter Geschäftsmann( Ingenieur und Kaufmann) war, daß während sämtliche Möbelstücke auf den Bürgersteig, hart an der in Berührung fommt, und furz vorher so intelligent und ein so Bett liegend, aus der Stube nach dem Hausflur transportiert, führte am Mittwoch die Beratungen der 28ohnungs- 2ugus er ein Millionenvermögen erwerben fonnte! Als Befizer und Fahrstraße, gelagert wurden. Da diese am Dienstag abend noch Steuer zu Ende. Die Vorschriften über das, was als Wohnraum Beiter einer Motorenfabrit wurden an seine Geistesfähigteiten bort lagen, nahm das zahlreich angesammelte Bublifum eine im Sinne diefer Steuerordnung zu betrachten ist, wurden ent ganz besondere Ansprüche gestellt, und baß er allen Anforderungen brohende ltung gegen den Hauswirt an. Schließlich wurden die sprechend den Anträgen hirsch auch in der zweiten Lesung mehr als gerecht wurde, beweist der glänzende Erfolg feines Sachen von vielen bereiten Händen gepadt und wieder in die leere angenommen. Um die eigentlichen 2ugus wohnungen wirksamer Unternehmens! Allein seine Bierzehnzimmerwohnung, bewohnt Wohnung hineingetragen. Gine mitleidige Nachbarin erbarmte fich zu erfassen, wurde nur auf Antrag Dr. Herz hinzugefügt, daß bon ihm, seiner Frau und zwei Dienstmädchen, soll einen Wert von des Kindes und nahm és bis auf weiteres zu sich. Gestern( Mitt­Räume mit über 60 Quadratmeter Bodenfläche als zwei Millionen Mart haben; also auch hier haben bei der Auswahl woch) erschien aber der Gerichtsvollzieher wieder, um die Möbel Räume zu gelten hätten. wertvoller Einrichtungsgegenstände Verstand und nichtalltägliche zum zweiten Male hinausbringen zu lassen. Am späten Nachmittag Voraussicht gewaltet! lagen fie noch auf der Straße. Dem Mann wurde vom Wohnungs­amit schleunigst eine andere Wohnung nachgewiefen. Sie ist aus einem Pferdestall umgebaut worden und soll pro Monat 150 01. fosten. Schon wegen dieser Höhe des Preises mußte er sie ablehnen. och gestern abend hatte er mit seiner Familie fein anderes Obbach  .

Von einem Leser unferes Blattes erhalten wir eine Buschrift, toorin mit Recht lebhaftes Grstaunen darüber ausgebrüdt mirb, bag der Ehemann Franz( Diplomingenieur) burch Bermittlung feines Verteidigers Etraffofigfeit für fein schamlofes Treiben hatte der infolge bes Streits anhängig gemachten Ermissionstlage bersuchte und bollführte Notzucht zu erlangen fucht. Bekannt lich beansprucht Franz Untersuchung von einem Psychiater, weil er an Tropenmalaria und Geifiksschwäche gelitten habe, sein Geisteszustand also nicht normal feil

Die lebhafteste Debatte entspann sich um den Abfah 2 des§ 9, nach dem Steuerpflichtige, beren Räume für Zwede anderer Mieter nicht geeignet wären, von der Steuerzahlung befreit sein sollten. Da hierdurch der Steuerumgebung Tür und Tor geöffnet würde und gerade die Bugus wohnungen von der Steuer befreit werben tönnten, so wurde dieser Absatz auf Antrag Dr. 2o5. mann mit allen Stimmen der Linken gestrichen. Hierauf erklärte der Vertreter ber Demofraten, daß er nunmehr(!) auch nicht mehr für die gesamte Steuervorlage stimmen könne.

10]

Schweres Blut..

Roman von Juhani Aho  .

Ob der noch schläft? ft schon vor Sonnenaufgang hinaus und fängt laichende Brachsen. Ich soll dem Bang­schläfer sagen, wenn er aufsteht, daß er nicht weggelassen wird, bis der Wirt fommt... und wenn er bis zum Abend auf fich warten ließe."

Schemeikta blieb stehen und verfolgte Marja mit den Augen, ein Lächeln auf den Lippen. Nachdem Marja die Milch durchgeseiht hatte, holte sie einen fleinen Holzkrug, füllte ihn und bat den Gast, ihn sich zu nehmen. Schemeitfa lächelte nur. Marja fragte, ebenfalls lächelnd, ob er die Gabe des armen Gehöftes gering achte, weil er sie nicht möge.

Wirtin, du tennit wider nicht farelische Sitten. Bei uns nimmt der Gast niemals selbst, die Wirtin reicht ihm alles in die Hand, was sie anbietet. Wie ein Wirbelwind L jo flint wirds ihm schon in der Tür entgegengebracht."

Ich kann dir dies ja bringen!" und Marja ergriff das Gefäß und reichte es ihm. Schemeifta hob es an die Lippen. Der Geber wartet bei uns, bis der Gast seinen Krug bis zum Boben geleert hat."

Muß denn hier alles gemacht werden wie dort?" lachte Marja.

Sa, alles," fagte Schemeifta ernst und blidte über den Stand bes Gefäßes hinweg.

5

Auf den Beobachter berartiger Borkommnisse und hierher gehören wohl alle Mitbürger mirkt der, man möchte fast sagen alltägliche Verlauf dieser und ähnlicher Straftaten debrimierend! Nach erfolgter Antloge befinnen sich die bewußten Uebeltäter plös lich auf eine alte" Krankheit und verlangen bringend nach einem Gin ähnlicher Fall wird uns aus der Windscheidstraße berichtet. Sanatorium, trotzdem ihre Schwelgereien und Schweinereien bor- Der bisher dort im Hauje Nr 31 tätige Bartier Dehenn würde hierbei ist es auch, daß von besagten Strankheiten mit Vorliebe einer Familie auf die Straße' gejebt, nachdem das Wohnungsamt dem eine beneidenstrerte Konstitution vorausseßten! Merkwürdig gleichfalls infolge des Streits von dem Hauswirt Stirchner mit Leute befallen werden, denen einige Williönchen zur Seite stehen; die Räumung der Wohnung freigegeben hatte. Herr Kirchner, der aber noch seltsamer wäre es, wenn hier und in allen solchen Fällen eine Kognatbrennerei und Liförfabrik betreibt und auch in der

Mit einer raschen, aufzuckenden Bewegung streckte ihm| rühmen: folch ein schlanker Bursch, ein weitbekannter Stauf­Marja ihre Schürze hin, aber ebenso rasch griff Schemeitta mann, ein unvergleichlicher Jäger will dich haben! Oder sie hinten im Genid, während er ihr mit der anderen Sand soll ich sie selber rühmen, ihr ins Ohr flüstern: übermaßen ihr Kinn hob und einen langen Kuß auf ihre Lippen drückte. schön bist du, ich habe nie deinesgleichen gesehen: du siehst Marja spürte eine träftige, lastende Brust und sah zwei buntle, aufleuchtende Augen; Schemeiffa fühlte einen weichen Busen und sah einen hinschwindenden, sich schließenden Blick. Nicht," sagte Marja matt, und wenn sie nicht frei ge­worden wäre, so würde sie hingesunken sein- und als sie zurückwich, war ihr der Fuß so schwer, wie einem, der im Traume fitebt.

Schemeiffa ging langsam und ruhig hinaus und setzte sich auf die Treppe. Marja schritt vorbei.

Das darfst du nicht wieder tun." Nun, weshalb denn nicht?" Wenn es jemand gesehen hätte?" ,, Deshalb nicht?"

..Und auch sonst nicht. Das mußt du verfprechen. Ich getraue mich sonst nicht das Essen auf den Tisch zu stellen." Sie bat darum, als hätte sie es nicht aus eigener Kraft vermocht, mit fast flehenden Augen und Mienen.

Dann will ichs versprechen. Darf man dich aber an­

fehen?"

,, Anjehen meinetwegen."

st nur gut, daß man nicht mit geschlossenen Augen da. aufigen braucht." Marja lächelte verlegen zärtlich... Satte

er seinen Spott mit ihr?

doch, daß ich nicht anders fonnte; als ich dich sah, mußte ich did umarmen, mußte dich füssen. Die eine schmilzt bei flagender Musik, die andere läßt sich vom fröhlichen Lied be­tören. Aber was du auch singen magst, sing ohne auszusetzen das Schlaflied dem Weibe wie dem Kind, damit sie nicht vor. her erwachen. Wenn du sie schon umstridst, schweig nicht still, damit der Bauber nicht zergehe; wenn du, einen Bers gejagt hast, toiffe fogleich schon den zweiten, mit dem du fortfährit.

Es erschien auf der Schvelle ihres Speichers die Wirtin, segte sich mit einer Näherei hin, wandte nicht den Kopf, hob nicht den Blid. Schemeiffa betrachtete fie da, und schon mußte er, welches seiner Rocklieder er diesem Vogel singen mujte.

Savelle, mit dem einen Bein im Speicher, dem anderen Er ftand auf, ging und setzte sich rittlings auf die draußen und sagte plöglich, überrumpelnd:

Solltest mir deine Sorgen mitteilen, junge Wirtin." Marjas Stimme bebbe etwas:

Meine Sorgen? Was für Sorgen?" ,, Alle, die du hast."

Moher weißt bu, was für welche ich habe und nicht habe, oder ob ich überhaupt Sorgen habe?"

Schemveiffa machte eine Bause in seinem Liede, dann rührte er wieder die Saiten, bie, wie er fühlte, schon einen guten Slang gegeben hatten.

Du hast tein ergögliches Leben hier in der Einöde." Marja antwortete nicht, sie nähte.

Wäre es nicht beffer so, wie es im Lande Sitte ist?" Nach dem Effen lag Schemeikta auf dem Sofe in der Nein," sagte Schemeiffa ebenso ernst und gemacht feier- warmen Sonne auf dem Rüden, die Sände im Naden, Marja lich und reichte Marja den Krug. Marja wollte sich über die ipähte am Fenster der Stube, das Gesicht bleich und starr Späße des anderen totlachen, während sie den Krug auf den gegen die Scheibe gebrückt, mit wallendem Busen, und ihr Eisch zurückstellte. Auge glitt über die gewölbte Brust und den sehnigen Bogenfältig, im Winter tommt fein Frember ins Haus, wenn im der Beine, wenn das eine Bein auf dem anderen ruhte.

Jegt hat der Mann das Maul voll Milch wie ein Karl!" Schemeiffa wischte sich den Bart nicht, ledte ihn nur ein wenig mit der Bunge ab und erwiderte immer in derselben Art:

,, Das war eine andere schöne farelische Sitbe. Es gibt noch eine dritte, die allerschönste. Der muß den Bart des Gaftes abwischen, der ihn beschmiert hat."

Die Schwalben schossen hoch über Schemeiffas Kopf durch die Luft, ein warmer Wind fächelte Brust und Hals.

Sie will nicht mit mir sprechen, treicht mir aus. Sabe ich sie zu sehr eingeschüchtert? Säite, ich ste vorsichtiger zu traulich machen sollen? Welches mag denn eigentlich das Rockfied für dieses Vögelchen sein? Soll ich mich loben und

Dein Mann alt und flogig, deine Magd still und ein­Sommer einer tommt, geht er wieder."

11

Wenn man nichts Besseres gesehen hat, vermißt man nichts."

Somm mit mir nach Karelien  , ba wollen wir lustig sein!" wieder zu Boden. Marja fuhr zusammen und blidte auf, sugleich aber

Worth folgt.)