Nr. 37 ❖ 3S. Jahrgang
2. Seilage öes Vorwärts
SoanLag, 25. Januar 1�21
Lanöesverräteristhe Prasser. Von Wilhelm Äeil. Die Zlnwnatige Dauer des Weltkrieges und die kata- strophalen Friedensbedingungen verdankt das deutsche Volk nicht zuletzt der Tatsache, daß große Teile seiner besitzenden Schichten während des ganzen blutigen Völkerdramas Herr- lich und in Freuden leben konnten. Sic verdienten ausgezeichnet, die famose Steuerpolitik chelfferichs und seines Nachfolgers in der Reichsfinanzverwaltung ließ den Besitz völlig ungeschoren— wozu sich also nach der raschen Beendigung des Krieges sehnen, wozu lich mäßigen in der Aufstellung der Kriegsziele! So„herrliche Tage" wie diese kehren so leicht nicht wieder! Haben so die oberen Zehntausend als Träger der ver- hängnisvollen Eroberungspolitik entscheidend dazu beige- tragen, daß das deutsche Volk ins Elend gestürzt wurde, so arbeiten sie auch jetzt den Peinigern Deutschlands in die Hände. Natürlich spielt sich der Durchschuittsbourgeois heute wie ehe- dein als patentierter Patriot auf, und als deutschnationaler oder deuttchvolksparteilicher Agitator spricht er auch— ganz wie in Vorkriegszeiten— der Sozialdemokratie das Baterlandsge- fühl ab, weil sie dem gefährlichen nationalistischen Treiben entgegentritt. Daß er selbst, dieser behäbige, satte Bourgeois. das gemarterte deutsche Volt den rachgierigen Gewalthabern der Entente preisgibt, scheint ihm nicht zum Bewußtsein zu kommen. Nicht nur mit geschwollenen Redensarten, in denen mehr oder weniger verhüllt den Gegnern Deutschlands blutige Rache angekündigt wird, wenn es gelingt, die Hände wieder frei zu bekommen, nicht nur mit dem Verkauf deutscher Pro- duktionsmittel an ausländisches Kapital, wovor derselbe deutsche Musterpatriot nicht zurückschreckt, wenn er sich dabei bereichern kann. nein, auch mit seiner Lebensführung liefert er den Feinden Deutschlands die Waffen in die Hand ur Verlängerung und Verschärfung der Schmach und Pein, ie auf Deutschland lastet. Die millivnenzähligen Masten des deutschen Volkes hun- gern, darben und siechen dahin. S i e müssen die Suppe aus- essen, die die Kriegstreiber in den besitzenden Klassen einge- brockt haben. Auf Erleichterung ihres Loses können sie nur hoffen, wenn die Daumenschrauben des Versailler Friedensinstruments gelockert werden. Nur mit dem steten Hinweis auf die grauenvolle Not des deutschen Volkes, auf den drohen- den Untergang von Millionen Unschuldiger kann das Gewissen der Welt geweckt werden. Wie aber tragen die besitzenden Kreise dazu bei, die Welt von der entsetzlichen Not des deutschen Volkes zu überzeugen? Dadurch, daß sie ein P r a f f e r l e b e n führen, das alle Maße übersteigt, das selbst mit den Genüssen, die diese Kreise in den verflossenen Friedenszeiten sich leisten konnten, keinen Ver- gleich aushalten kann. Wenn die Ausländer, die als Privat- Personen oder als dienstlich Beauftrogle das Leben in Deutsch - land beobachten, das Benehmen und Treiben in den oberen Schichten wahrnehmen, so werden sie kaum geneigt gemacht, dem deutschen Volke Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Man komme uns nicht mit der Erklärung, die Schieber und Kriegsgewinnler seien es, die ein solches Lotterleben führen. Wenn z. B. in dem verarmten Deutschland in einem Jahr eine Milliarde in Sekt angelegt wird, so kommt diese schamlose Prasserei nicht lediglich auf das Konto der ange- nehmen Schiebergattung, sondern auch der sogenannte„solide alte Besitz" hat seinen Anteil daran Ueberhaupt: was ist heute noch unter„solidem, altem Besitz" z» verstehen? Die Zahl der Vertreter des alten Besitzes, die nicht direkt oder in- direkt an den Erträgen des unser gesamtes geschäftliches Leben beherrschenden Wuchers und Schiebertums teilnehmen» dürste sehr, sehr klein geworden sein. Am tollsten wird die Prasserei just in den Teilen des Reiches getrieben, die von feindlichen Truppen besetzt sind. In Anknüpfung an kritische Betrachtungen, die ich im Zusammen- hang mit den Steuerfragen im Reichstag über diese Erschei- nungen angestellt hatte, ging mir dieser Tage aus K ö l n von
kundiger Seite«ine Darstellung zu, die tief blicken läßt. Was I nützen alle schonen Reden über die Leiden im besetzten Gebiet,! heißt es da. wenn sich dos Leben und der äußere Luxus! namentlich in den besetzten Städten Köln und Aachen tagtäg- � sich vor den Augen unserer Feinde in Orgien abspielt. Hier � in Köln können ne das Verschwenderleben vieler Emhchmschcr! in den seinen Restaurants. Schlemmsrlokolen und Kabaretts � kennen lernen. Weine kür 1W) M. und mehr werden hie? qe- trunken, der Sekt fließt in Strömen. Fabelhost sind die Ge- ckiinne der Export- mid Importgeschäfte, der wie Pilze ans der Erde sprießenden Bankgefchäste. die sich namentlich aus die i Valutaspekulation verlegen. Ist es richtig, daß jugendliche � Vankdirektoren Gehälter beziehen, mit denen sie in wenigen I Jahren zu Millionären werden? Ist es richtig, daß ein junger ! Fabrikant in seiner Villa mit Autos. Vollblutpserden, 16 Dienst- boten und Gärtnern bei Schlcimncrfeüen fürstlichen Glanz ent- faltet? Ist es richtig, daß andere Fabrikanten und Händler ihre Einkommen auf ebensoviel Millionen steigern können, ipie sie vor kurzem noch Taufende zähsten? Daß sie Bergnügungs- reisen in die bayerischen und österreichischen Alpen in Luxus- autos zurücklegen, während es im ganzen Reiche an Brenn- stoff für Motoren fehlt? Bälle. Tanzereien, Schlemmereien, die
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ganze Nächte ausfüllen, find nichts seltenes. Und das aljes vor den Augen der Engländer! Mit vollem Recht fragt der Schreiber, ob derartige Er- fcheinungen wohl geeignet sind, das Erbarmen unserer Feinde mit dein deutschen Bostc wachzurufen. Es wäre aber falsch zu glauben, daß ein solches Treiben n u r in K ö I n und Aachen vorkäme. Nein, es ist über ganz Deutschland verbreitet, in den Städten wie in den Herrschaftshäusern der großen Grund- besitze? kann man es beobachten. Die Prasser fragen nichts danach, daß sie den verschwendeten lkberfluß den hungernden Frauen und Kindern rauben, noch weniger danach, daß sie den Feinden Deutschlands nur neue Vorwände zur KNebe- lung und Auslaugung des deutschen Volkes bieten. Die dahin- nechenden Millionen müssen den Landesverrat büßen, den die Frivolität besitzender Schichten mit ibrer Prasserei verübt. Die Besitzsteuern, die nach Helfferich„die großen Ver- mögen zermalmen" und daher„so rasch wie möglich a b g e- b a u t werden müssen", find bisher kein Hindernis für die Prasserei gewesen, und sie werden es künftig noch weniger sein, wenn die Bemühungen Hessserichs, das Reicbsnotopfer auszuhöhlen, bei den bürgerlichen Parteien auch künftig so viel Verständnis finden, wie in den letzten Tagen.
GrofcBerlw Das Urteil im Strauß-prozeß. Emil IS Jahre, Erich 10 Jahre Zuchthans. Die Geschworenen haben zur Verawng den Saal derlasien. TS ist 11 Uhr. Der Saal mit seinem vielfältige Publikum, das no» strenger als lonst„gesichtet" ist. wird nach der Fortfährimg der Angeklagten noch«intönigex. Draußen singt Ziegen. Kleine Bä-be fluten an den Scheiben. Alles ist grau. Zwei Damen aus.gesitteter Kinderstube' flllstorn: „Roch immer ein schöner Mann." „Ging gerade und überhaupt so---* Und.sie unterhalten sich bewundernd, wie er schoß und zielte. schoß und zielte.. t In der Näh« fitzt eine mit verbittertem Gesicht, fängt ein paar Torte ans, will hockfahren»nd etwas sagen, wendet sich rasch und sieht mit harten Augen immerfort in den Regen. Sie ist eine auS dem Kreise des Schicksals der angeklagten Brüder. Die Zeit kriecht. Der Saal ist ganz stumm geworden. Gegen zwei Uhr klingelt es irgendwo. Das Urteil ist gefallen, irgendwo hinter verschlossenen Türen. Die Leute im Saal spaimen sich zmn letztenmal. Die Geschworenen treten ein. Wie lange das dauert, ehe sie Platz genommen, bevor sie alle richtig sitzen, bevor der Ob- mann ist Positur sich erhebt... Run liest er den Wahrspruch: Die Geschworenen nahmen nicht Ncord, sondern Mir Totschlag bzw. versnckten Tot- schlag in 2 Fällen unter Beringung mildernder Umstände bei Emil Strauß an. Ferner wurden bei ihm die Schuldsragen nach vorsätzlicher Gesangenenbesreiung und schweren. Diebstahl? be- jqht. Bei Erich Strauß wurden ebenfalls die Fragen nach Totschlag, versuchten Totscklag in einen! Falle, sckweren Diebstahl unter Beriagurrg mildernder Umstände besaht. Die Angeklagten Behrendt, Hermann, End er S unb Lehmann wurden ver«infochen Begünstigung für fckuldig erklärt. Dann Kettenklirren draußen durch die geöffnete Tür. Eine kleine Verzögerung und wieder Kettenklirren. Di« Augeklagien er- scheinen. Gerade, kerzengerade. Emil Strauß etwas gewollt aufrecht. Einer, der weiß, daß er Jemand ist. deffen Haltung be- obochtet wird. Erich Strauß, stiller in der Haltung, nickt durch- bebt von dem Fieber, das zurückgehalten doch die straffe Haltung des anderen beherrscht. Sie hören beide ohne Bewegung den Wahrspruch an. nur die Hände Erichs sind in ganz leiser Be- weg, mg. Daraus der Antrag des Staatsanwalt?: Gegen Emil Strauß die Höckststrafe von 15 Iahen Zuchthaus. gegen Erich Strauß ebenfalls 15 Jahre Zuchthau?, iowie
je lOJahreEhrverlust und Stellung u nrer Polizei« anfsicht unter Anrechnung von je 1 Fahr der erlittenen Unter- suchuugshaft. Da? erste Ausmaß der Strafe. Wa? kann noch kommen, aus besseres ist nicht zu hoffen. Wieder vergeht eiste längere Zeit. Tie Brüder sind wie in Sinnen verloren. Grau ist der Saal, dicht fällt der Regen. Grau ist die Zukunft. Mauern,- kahle Wände, im Winkel Licht, ein Tag wie der andere. Hundert Tage und noch hundert und so viele hundert bis——— Emil Strauß erklärt, daß er nichts zu ragen brauche, er weiß, t? ist nutzlos. Dann kommt das Urteil: Emil S k r a u ß wegen Totschlags und versuchten Tokschlogs in zwei Fällen. Gesangenenbesreiung und schweren Diebstahls im strofoerschörsenden Rückfalle zu lS Sohren Zuchthaus. 10 Jahren Ehroerlust und Stellung unter Polizeiaufsicht unter An- rechnung von 1 Jahr der Untersuchungshaft. Erich Strauß wegen Totschlags und Totschlagsoerfuchs in>e einem Aalle und schweren Diebstahl» zu 10 Jahre« Zuchthaus und die gleichen Rebenstrafen sowie Anrechnung von 1 Jahr der Unterfuchungshait. Die übrigen Angeklagten wegen« i n i a ch e r Begünstigung Hermann zu 2 Wochen G e s ö n g n i», Enders zu 3 Monaten und die Frauen Behrendt und Lehmann zu je S Monaten Gesänguis, die durch die ersttten« Anter- suchungshast als verbüßt angesehen wurden. Ein Blick rundum: Hoffnung ausgelösckt. Ergebung? Ein Dankwort Eniil Strcmß'6 an die Kriminalbeamten. Man muß bis zum Sckluß Herr der Sacke bleiben. Umständliche Fssislimg. Die Tür öffnet sich, schließt sich hinter ihnen. Dieser Saal wird sie nicht wiedersehen._ der Mvrü an Sem Znüer. Die Familie des Ermordelen verhaftet. Di« Untersuchung der Ebarlottenburger Mordsack« ihal eiN'k. wenn auch nickt ganz unerwartete, io doch wohl«ifiehrnerregende W en d un g genommen. Ans Anordnrmg der StaalSanwaltschasi wurden die Schwiegereltern des ermordeten Singh. deit Tischlermeister Ernst Becker und seine Frau Marie, sowie ifire Tochter Hildegard, die Ehefrau SinghS, verhaftet und in den Gewahriam der Kriminalpolizei gebracht. Alle drei waren von Kriminalkommissar Kuhn und BeziikSoberwachtmeistcr Seine» meher lange und eingehend vernommen worden. In ihren Ans- sagen fanden sich Widersprüche, zu deren AuiklärUng dann noch Einzelvernehmungen stattfanden. Das Ergebnis der ganzen Vernehmungen, der Anhörung der Zeugen und der Ermittelungen «nd des Befundes am Tatort erscheint so belastend, daß e? die Staatsanwaltschaft zu dem Hattbesehl veranlaßt?. Hermann Jansen verläßt Berlin ? Eine für das Knnstleben Berlins bedauerliche Nachricht gebt uns zu: der erste Städtebauer und Preisträger im Wetibewerb Groß-Berlin, Prof. Dr.-Jng. Hermann Jansen , bot unter
Schweres Vlut. lSs Roman von Zuhaut Aho. Schemeikka ist weit weg, er scheint nicht im Boot, sondern in der Brandung zu stehen. Zugleich ist er wieder oben, groß, wie ein Riese, mit flatterndem Haar, der Bart auf beiden Seiten um den Hals gebauscht. Niemand in der Welt steht wie Schemeikka, da die rasenden Fluten unter seinen Füßen auf beiden Seilen des Bootes brennen. Nichts ist vom Layd, nichts von den Bäumen zu sehen, die Wellen gleiten um die Weite mit Schemeikka. hinter ihm herjagend, holen ihn aber nicht ein. Plötzlich fällt von dort Schemeikkas Auge auf sie, es lächelt flüchtig, ist jedoch sogleich wieder anderswo: seine Stirn ist gerunzelt, seine Lippen sind straff gespannt. Marja versucht den Kopf ein wenig über den Rand zu beben, ein großer Felsblock gleitet vorüber und schrammt hinten am Boot. Ein anderer liegt auf der anderen Seite und prallt vorn an. Aber zwischen ihnen hindurch l«nkt Schemeikka. Marja sinkt zurück.„Herr, mein Gott!" Sie hat sich die Schürze über das Gesicht gezogen. Aber da scheint es langsamer vorwärtszugehen. „Ah! Fürchte dich nicht, Hab keine Angst!" hört sie Sche- meikka sagen. Sie sind im Stillwasser: Schemeikka steht und wrickt und sein Rumpf biegt sich. Er ist groß und stattlich. Sie vermag ihm nicht in die brennenden Augen und in das glühende Ge- sicht zu blicken. Ach. wenn er doch anlegte! Aber er lenkt schon auf neue Strudel zu. „Laß mich hinaus! Wollen ans Land gehen!" „Willst du?" fragt Schemeikka, und das Boot ist nahe am Ufer. —„Spring!" Doch Marja sinkt auf die Bank zurück. Sie wagt nicht und kommt nicht dazu... und will auch nicht. Und sogleich ist das Stillwasser zu Ende, die Strömung saugt, das Boot ist in einer neuen Schnelle.—„Ei, zum Teufel!" ruft Schemeikka. Er macht heftige Bewegungen, das Boot schlingt sich zur Hälfte mit Wasser voll, das Wasser braust draußen und drinnen, der Boden rennt auf einen Stein, die Pande krachen, das Boot sitzt fest. „Rudre!" ruft Schemeikka.
Aber ehe Marja an die Ruder kommt, macht sich dos Boot los. „Nicht nötig!" Marja hat sich aufgesetzt. Sie sind einen fast senkrechten Fall hinunter gekommen imd befinden sich wieder in Still- wasser. „Laß mich hinaus," fleht Marja„Wir ertrinken." „Leg dich lang hin. es ist noch ein Buckel— dann kommst du heraus.".■ Er lächelt ihr geheimnisvoll, schelmisch zu. Marja ge- horcht. Mag kommen, was will! Er läßt mich nicht mehr weg. Und mag er mich nicht lassen... mag er mich bringen,. wohin es ihm gefällt! Jetzt scheint die Schnelle ruhiger zu sein, es braust nicht so. es schlägt kein Wasser herein, aber das Boot schemt noch rascher dahinzugleiten als eben, wie ein losgegangener Schnee- schuh über den Abhang des Hügels aus dem glatten Schnee, wird aufgeregter, springt ein paarmal steil auf— dann beruhigt es sich wie auf ebenem Boden— Marja fühlt einen Schwindel, unter dem Herzen hebt es sich, ihr wird übel— da macht die Spitze ein« jähe Biegung, Schemeikka springt ins Wasser, zieht das Boot an den mittleren Dullen auf, und die Spitze rennt in den Kies: Marja will ausstehen, aber che sie dazu kommt, hebt Schemeikka sie auf und trägt sie ans Land. „Nicht, Schemeikka, nicht, laß mich." bittet Marja, drückt sich aber zugleich an feinen Hals und löst ihre Arme erst, als Schemeikka sie auf den Boden, auf emen Mooshöcker gelegt hat. Aber Schemeikka läßt feine Hände, neben Marja kniend, nicht los. „Wo sind wir?" fragt Marja, die Augen schließend. „Auf einer Insel," sagt Schemeikka zögernd...„Auf einer Insel zwischen den Mrudeln," wiederholt er.„Und jetzt bist du mein." „Ich bin nicht dein... ich bm eines anderen." „Du bist mein." „Weshalb wäre ich dein?" „Weil du es sein willst." „Dein? „Mein." „Ich bin eines anderen... laß mich gehen..." „Du warst eines anderen," flüstert Schemeikka, Augen und Stimme voll Jubel,---„warst eures anderen, solange dg in Schweden warst, jetzt bist du in Karelieu."
„In Karelien ?— Warum hast du mich hierher geschleppt?" „Bist ja gern gekommen!" „Bin ich?" Und Marja wußte nicht, ob sie gern gekommen war oder ob er sie entführt hatte. Sie hörte nicht mehr, wie die Stromschnelle braust«. Dann brauste sie wieder, aber ganz in der Ferne. „Trag mich in die Schnelle," sagt Marja. »Ruh da," sagt Schemeikka. „Ruh du auch," bittet Marja.—„Geh nicht." Doch Schemeikka macht sich aus ihren Armen los, und fein Auge lächelte. „Weshalb lacht mich dein Auge so an?" fragte Marja. „Es lacht nicht, es freut sich." „Weshalb? Sag, weshalb?" „Es ist, als ob du früher nie einen umarmt hättest." „Das habe ich auch nicht... ich habe früher nie ge- wüßt..." „Was hast du nicht gewußt?" „Daß e? so. etwas gibt." „Ich auch nicht." Aber er log. Marja war nicht die erste. Schon dünkre ihm Marja? Arm unter seinem Kopfe hart. Er wäre gern allein gewesen. „Du bist müde," sagte Marja zärtlich. „Neip, nein." „Du hattest harte, schwere Arbeit in den Strudeln... ich habe nur bequem im Boote gelegen. Ich will dir ein Lager vorn im Boot machen." „Willst du das?— Mach dir zugleich auch eins." „Nein, nur dir... damit du recht friedlich ruhen kannst, Liebster." „Mach es denn." Schemeikka schläft im Vorderteil des Bootes. Marja hat es wie ein Hochzeitshett geschmückt, hat Laub zwischen die Wand und dos Wasserbord gesteckt. Sie selbst sitzt am Ufer aus einem Stein und denkt: läge Schemeikkas Boot im Wasser. dann schaukelte ich ihn wie ein Kind. Sie hat ein Feuer zwischen zwei Steinen angezündet. Ueber dem Feuer hat sie ein Kästchen aus Birkenrinde, und ab und zu schürt sie das Feuer und rührt den Inhalt des Kästchens mit einem Hölzchen um. (Forts, solgr.)