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Nr. 53 38. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Ratlosigkeit im Steuerausschuß.

Mittwoch, 2. Februar 1921

stammung, Hochschulbildung, zielbewußte, energische Persönlich- Zwangswirtschaft nur eine neue Etappe zur freien Wuche ra feit von starkem Willen und ungehemmter Tatkraft, praktisches Ver- wirtschaft sein. ständnis für wissenschaftliche Betriebsführung und Organisation. Ob fie in dem Programm des Ernährungsministeriums steht, Die heutige Sigung des Steuerausschusses begann damit, daß eine Achtstundenschicht." fagt man vorläufig nicht. Es steht also zu befürchten, daß sie vom der Abg. Herold( 3.) den Antrag stellte, die Beratung der Ein­Die Betonung der arischen Abstammung, der energischen Ber- Ernährungsministerium nicht mit hinlänglichem Nachdruck vers tommensteuervorlage in Rücksicht auf die außenpolitische jönlichkeit und der ungehemmten Tatkraft sowie keine Achtstunden- treten wird. Lage bis nach der Vertagung des Reichstages auszusetzen. Abg. schicht zeugt davon, welcher Geist in dieser Direktion herrscht und Wie dem nun auch sei: es verdient für alle Fälle festgehalten Beder( D. Vp.) stimmte dem Antrag sofort zu, nahm aber seine was die Arbeitnehmer von ihr zu erwarten haben. Solche jungen, zu werden, daß Minister Hermes anstatt an eine Sicherung der Zustimmung wieder zurück, nachdem Genosse Keil dem Antrag mit energischen Leute mit ungehemmter Tatkraft, belastet mit solchen Boltsernährung durch die Zwangswirtschaft jetzt an ihren ver fachlichen Gründen entgegengetreten war und beiläufig bemerkt rüdständigen Ansichten, sind gerade die Sorte, die unter der schärften Abbau gehen muß, weil unter ihm die Ablieferung batte, eine Bertagung mit dem Hintergedanken, nach den Preußen- Leitung einer solchen Direktion die Arbeitnehmerschaft auf die schlimmer versagt hat als bei allen seinen Vorgängern. Dar. wahlen zu einem den bürgerlichen Parteien genehmeren Ergebnis schlimmste Art und Weise verärgern und die Differenzen herauf- über darf auch die Erhöhung der Kochmehlration nicht hinweg­zu gelangen, würde dem in der Deffentlichkeit schon erwogenen beschwören, die jede Werksleitung, der es halbwegs um ein gutes täuschen, die dem Bolf den Sprung ins Dunkle leichter Gedanken der Schaffung einer Einheitsfront gegenüber der Zusammenarbeiten zu tun ist, vermeiden sollte. Entente nicht gerade förderlich sein.

Da auch der Demokrat Blunt Bedenken gegen die Bertagung äußerte, wurde der Antrag Herold gegen die Stimmen des Zentrums und der bayerischen Volkspartei abgelehnt. Darauf erklärte Herold fürs Zentrum und Diernreiter für die bayerische  Bolkspartei, daß sie sich an den Beratungen und Abstimmungen nicht beteiligen würden. Ein von Pohlmann( Dem.) erneut ge­stellter Antrag auf Vertagung bis zu unbestimmtem Termin wurde wieder abgelehnt, nachdem Neil erklärt hatte, daß eine Mehrheit für die Regierungsvorlage doch vorhanden und nur eine Einigung unter den Regierungsparteien nicht zu erzielen sei.

Wirtschaft

Die Lockerung der Getreidezwangswirtschaft.

machen soll.

Der Balutarückschlag, eine Folge der Pariser Beschlüsse, setzte sich gestern verschärft fort. Der Preis eines Dollars schnellte an der Berliner Börse   von 60,43 auf 66,33 m. herauf, 100 hollän­dische Gulden, die vorgestern 2012,05 mt. tosteten, bezahlte man mit 2247,75 m., 100 Schweizer Franken stellten sich auf 1243,75 gegen vorgestern 1093,90 m.

Ein parlamentarischer Beirat für die Außenhandelskontrolle. Die mit weisem Vorbedacht auf den Tag nach den Preußen- tragten für die leberwachung der Ein- und Aus­Dem Aufsichtsrat der Geschäftsabteilung des Reichsbeauf wahlen verlegte Ronferenz der Ernährungsminister fuhr, der die Beschlagnahme verbotswidrig zur Ausfuhr be wird sich, wie die P. P. N." hören, in der Hauptsache mit der stimmter oder eingeführter. Güter versieht, ist ein parlamentarischer Bei der fachlichen Abstimmung wurde sodann der Antrag Keil, Preisgestaltung in der Getreidewirtschaft und mit Beirat mit beratenden Befugnissen zur Seite gestellt worden. Der der Regierungsvorlage hinsichtlich des Veranlagungszeitraumes au- der grundlegenden Aenderung des Systems der Erfassung des Beirat soll aus 8 Reichstagsabgeordneten bestehen. Jede Fraktion zustimmen, angenommen. Dafür stimmten beide sozialistische Brotgetreides gemäß den Vorschlägen der Inderkommission foll einen Vertreter bestellen. Parteien; das Zentrum und die Bayerische Volkspartei  , die sich beschäftigen. Die Vorschläge der Inderlommiffion laufen auf die Eine Salzverkaufsgesellschaft. In Berlin   wurde die Deut­in der Debatte für die Regierungsvorlage ausgesprochen hatten, von uns gemeldete Erhöhung des inländischen Getreidepreises um fchen Salzwerfe B. m. b. 5. mit dem Siz in Berlin   und stimmten nicht mit. Nach dieser Entscheidung wurde vom Abg. 40 Prozent hinaus. einer Zweigniederlassung in Hamburg   gegründet. Die Gesellschaft Blunt eine neue lange Debatte hervorgerufen über die Frage, ob bezweckt den Verkauf und die Ausfuhr von Speise, die Reichseinkommensteuer auch für das erste Viertel des Kalender Gewerbe- und Industriefalz nach außerdeutschen Län jahres 1920, in dem das Einkommensteuergesetz noch nicht in Kraft dern. Beteiligt sind die größten Kalikonzerne, u. a. Westeregeln  , war, erhoben werden solle. Eine Einigung wurde nicht erzielt. Wintershall, Deutsche Kali Aschersleben, Gumpelwerfe usw. mit insgesamt über 100 Schachtanlagen. Die Gründung bedeutet nach Die Beratungen sollen morgen fortgesetzt werden. der Franff. 3tg." eine Trennung der größten Kalikonzerne aus der bisher ausschließlich zum Steinsalzerport ermächtigten Salz­ausfuhr G. m. b. 5. Die erwähnten Kaliwerfe wollen selbstän= dig die Ausfuhr des bei ihnen als Nebenprodukt entfallenden Steinfalzes besorgen.

Die Ausschußberatungen stehen infolge des Heztempos", gegen das Beder( Volkspartei) Einspruch erhob, heute auf demselben Stand wie vor acht Tagen.

Das erbrochene Siegel.

Aller Voraussicht nach wird man sich bei den Münchener   Be­Sprechungen für das sogenannte Umlage system in der Erfas fung des Brotgetreides entscheiden, das für jeden Landwirt ein genau bemessenes Quantum des abzuliefernden Getreides für eine bestimmte Lieferungsfrist festsetzt, während ihm ein darüber hinaus gehender Ernteüberschuß zur eigenen Verwertung, so unter an derem für Biehfütterung vorbehalten bleiben soll. Dieses System soll die Ablieferung den Landwirten erleichtern, während es an­dererseits zu einer intensiveren Bewirtschaftung der Anbaufläche anreizt.

Damit wird die Zwangswirtschaft auf einen Teil des in­In der Fortsetzung der Debatte des Haushaltsausländischen Brotgetreides beschränkt. Bisher war man vor diesem schusses des Reichstags bemühten sich die deutschnationalen Ab- Schritt zurückgeschredt. Sollte es eingeführt werden, so wird es geordneten Helfferi und Schula- Bromberg um die Ver- nämlich zweierlei Getreides und Brotpreise geben, teidigung ihres Parteifreundes v. Kerchoff.( Bergl. gestrige Abend einen behördlich kontrollierbaren für das zwangsbewirtschaftete und ausgabe des Vorwärts".). Auf die Aufforderung, eine entlastende einen für das im freien Handel vertriebene Getreide. Erklärung für den beschuldigten Abgeordneten abzugeben, erwiderte muß versagen, Finanzminister Dr. Wirth: Ich kann ohne Kenntnis der Aften ebenso

Es

Eine

Damit die Preise nicht zurückgehen. Corner" ist ein in der fapitalistischen Wirtschaft und der Börsenwelt bekannter Begriff; diefes englische Wort ist in alle Sprachen übergegangen. Gruppe von Unternehmern oder von Aktienbefizern fauft Waren oder Effekten in einer solchen Menge zusammen und hält sie so lange zurück, bis die Preise steigen. Vom neuesten Corner berichtet der Manchester Guardian" vom 21. Januar 1921. Danach ist eine ägyptische Finanzgesellschaft im Begriff, ungeheure Mengen von eine Menge, welche einer mehrjährigen Baum­

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wollernte entspricht zusammenzukaufen und sie so lange zurückzu­halten, bis sie dadurch auf den Markt einen Druck auszuüben ver­mögen, um die Borräte dann mit großem Gewinn zu verkaufen. Die Banten sollen das Unternehmen finanzieren. Es soll der große Corner von 1904 in America wiederholt werden. Es flingt wie Hohn, wenn diese würdige Gesellschaft sich als Genossenschaft" be zeichnet.

wenn die Lieferungskontrolle nicht fehr Baumwolle wenig jemanden entlasten wie belasten; ich fann auch nicht perschärft wird. Das geplante Verfahren ist im Grunde nichts an erflären, daß das von Finanzamt abgegebene Urteil über den Fall deres als ein Verzicht auf diejenigen Getreidemengen, die man Kerchoff unerschütterlich sei. Jedenfalls hat der Abg. van den ohnehin nicht bekam. Ob es Erfolg haben wird, ist so lange zu be­Kerdhoff, nachdem der Reichstag   auch in dem schwebenden zweifeln, als die Ausführungsorgane der öffentlichen Be­Berfahren feine Immunität nicht aufgehoben hatte, von einem wirtschaftung weiter so weitherzig gegen fäumige Ablieferer find amtlich versiegelten Geldschrank eigenmächtig Siegel entfernt.( Große wie bisher. Bewegung.) Nach kurzer Debatte über den Fall Kerdboff wird die Aus diesem Grunde hatte die Dresdener   Konferenz der Er­Beratung abgebrochen und der Finanzminister von allen Parteien nährungsminister vom 15. Januar d. J. in einer Resolution gebeten, fobald wie möglich die Aften prüfen zu lassen und dem verlangt: Hauptausschuß volle Aufklärung zu geben. Auf eine Anfrage Wienbed( Dnatl.) erklärt der Finanzminister, daß die Steuer­angelegenheit Erzbergers der Staatsanwaltschaft weitergegeben sei. Weiterberatung Mittwoch.

Gewerkschaftsfeindliche Arbeitgeber.

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Die Gewerkschaft Eisenzecher Bug" im Siegerland   sucht im Rompaß einen jungen, unverheirateten Gangerzbergmann als Betriebsassistent. Zur Bedingung wird gemacht: Arische Ab­

Orchester- Abende.

Konzert Umschau.

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Für den Fall, daß dieses System gewählt wird, müssen Gemeinden und Kreise Träger der Lieferung werden und muß der Reichsgetreideordnung eine Bestimmung eingefügt werden, nach der durch Umlage zur Ablieferung ge forderte, aber nicht zur Ablieferung gelangte Men­gen im Verwaltungswege durch Barzahlung in Höhe des Mehrfachen des höchstpreises, mindestens des Weltmarktpreises verlangt werden können."

Das ist eine Forderung, mit deren Durchführung der neue Vorschlag steht und fällt. Ohne sie wird diese Lockerung der

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Einigung in der Glasindustrie durch Affienankauf. Mitglieder der Internationalen Spiegelglas- Konvention und des Vereins Deutscher   Spiegelglasfabriken haben die Aftien der Spiegelglasfabrit Reisholz erworben. fchen Spiegelglas- Konvention und der außerhalb derselben stehen Damit sind die Gegensätze zwischen der Internationalen und deuts den Reisholzer   Fabrik sowie den deutschen   Flaschenfabriken aus­geglichen. Infolge des Wechsels der Aktienbefizer ist ein neuer Aufsichtsrat gewählt, bestehend aus den Herren Geheimer Justizrat Dr. Marimilian Kempner als Vorsitzenden, dem Präsidenten des französischen   Verbandes der Glas- und chemischen Fabriken St. Go­ bain  , Chauny   und Ciren, Lucien Delolys, Direktor Peter Schrader in Stolberg   und Geheimen Justizrat Karl Springfeld in Aachen  .

gen einer einheitlichen Gefanglinie, den Wiederholungen und Vers- führung waren Fried und Wüllner als Dirigenten, Wüllner zerreißungen start antit, seminaristisch. Händel ist und bleibt doch auch als Sprecher, Huttmann und Fischer als Solisten für der große Epiter des Oratoriums, erst in seinen großen späten die Geister-, Räuber- und Sturmchöre der Berliner   Aerzte Oratorien Lyriker von ewigem Rang, abgelöst von dem Einfluß Chor" verpflichtet. Dr. Kurt Singer  . In Weimar   wurde 1920 das Problem eines Versuchs- italienischer Oper. Wieviel reizvoller, wärmer mozartnäher die orchesters in die Debatte geworfen. Der schöne Gedanke hob Larissa- Arie von Gluck! Hier wurde Rose Walter eine stilvolle, schläfrig die Augen, sah sich Deutschland   und seinen Musikverkehr mit dem ganzen Liebreiz ihres schönen Soprans umschmeichelnde an und entschlief. Ich stelle ihn erneut in Position. Man sammle Künstlerin. im Zentrum des Reichs 70 perfefte Orchestermusiker, stelle an ihre Spitze einen in allen Sätteln reitenden Dirigenten und verkünde: Hier werden vom Manuskript weg neue Werfe probeweis gespielt, hier können Komponisten gegen mäßiges, Verleger gegen ent­sprechendes Honorar ihre geschriebenen Noten erklingen lassen, hier fann sich außerhalb eines sensationsübersättigten oder denfträgen Publikums ohne Einladung der verhaßten Kritik jeder Schaffende davon überzeugen, wie die Vorstellung einer musikalischen Idee durch das Medium des Orchesterspiels in eine flangliche Empfindung umgesetzt wird. Von hier aus sollen die als reif empfundenen Werte den Weg in die Druckerpresse und zu den Orchestern der Städte machen. Solch Institut würde sich zweifellos selbst erhalten, die Kosten der einzelnen würden gering sein im Verhältnis zu den Tau­senden, die heute ein eigenes" Konzert toftet. Auch fönnten hier junge Dirigenten ihre ersten Sporen verdienen. Weiter: seit Jahr zehnten seht man die Musiker in bestimmter Ordnung auf das Podium, ohne Blick auf Farbe, Stimmung, Zusammentlang. Man versuche andere Gruppierungen des Blechs, balanciere die Möglichkeiten von Doppelt und Dreifachbesegung der Holzbläser aus, mache das Experiment, für das ich mich oft schon eingesetzt habe: man nehme den stiefmütterlich- abseitig flingenden zweiten Geigen ihre Neben rolle. Nur routinierte Spieler paffen für solch ein Experiment. Aber es müßten gerade im modernen Orchester Dutzend neue frucht­bringende Nuancierungen dieser und ähnlicher Art gefunden werden. Heraus mit dem Versuchsorchester!

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11.

Helden" im Schiller- Theater. Bernhard Shaw hat seine föſt­lichen Helden" dem bulgarisch- serbischen Kriege von 1885 ent nommen, ohne damit auch nur im geringsten die beiden Parteien Ueber das letzte Anbruch" Konzert, das Brecher etwas herabsehen zu wollen. Aber die geographische Lage des Schau­schwerfällig leitete, ist faum Neues nachzutragen, soweit es plages verleitete ihn zu einigen ironischen Bemerkungen über das Busoni betrifft. Das virtuose, an Brahms   bekannte Konzertstück balkanische Kulturniveau jener längst entwichenen Zeit. Kein Mensch op. 31, die fremdartig- originelle indianische Phantasie op. 44 und kann daran Anstoß nehmen, aber ein Verein bulgarischer Studenten das barocke, in der Struktur einsam dastehende großzügige Klavier- in Berlin   fühlte sich veranlaßt, sein angeblich beschimpftes Bater­fonzert op. 39 mit dem überflüssigen Schlußchor aus Aladins land durch Pöbeleien gegen die Schauspieler zu verteidigen. Aner­Wunderlampe"- all bas fannten wir schon. Busoni   drückte alien fennenswertermeife hatte man diese Absicht der Direktion des seinen Werken mit delikatestem Spiel feinen genialisch- unbefümmerten Schiller- Theaters vorher zur Kenntnis gebracht, und sie hatte durch Stempel auf. Von einem Konzert, das Paul Klebs mit viel Aufbietung einer Anzahl Grüner dafür gesorgt, daß es bei einer eigenen Werfen füllte, hörte ich nur noch Wotans Abschied. Karl einzigen Pfeiffzene blieb, da die Schlüffelbenußer alsbald hinaus. Mundels Bariton strahlt faum über die feurigen Orchesterwogen geleitet wurden. Direktor Bategg versicherte, daß dem Theater hinweg, seine schone Stimme bedarf der stärkeren Resonanz und der natürlich jede Absicht einer Beleidigung Bulgariens   fernliege.- Die finnlichen Durchbildung. Selbst der indisponierte Baul Bender prächtige Aufführung ließ den Zwischenfall alsbald vergessen. wirkt so start, daß er Dafapo- Lieder singen muß. Merkwürdig oder natürlich: Das geschah bei der gar nicht sehr wählerischen Fischpredigt des Antonius von Badua in Mahlers bescheidener Fassung. Auch sonst hörte man neben dem ergreifend schlichten Mitternachtsgesang und der volkstümlichen, in Ruf und Rhythmus schaurig geladenen Revelge manch Monotones von Mahler  . Hanns David dirigierte poller Anteilnahme und geschickt Rudi Stephans Orcherstermusit, den Ansturm eines noch ungeschlossenen, aber überreichen musikali ichen Temperaments, und Erdmanns hier schon ausführlich ge­würdigte Sinfonie op. 10. Dieses Wert sprach mehr aus fich selbst heraus, als in der Deutung durch den noch unbestimmbaren soliden jungen Dirigenten. Mit großem Orchester spielte auch der vielseitige und ausgezeichnete Cellist F. R. Mendelssohn  . Das war nicht gut; sein Instrument tam tonlich nicht zur Entfaltung. Dem Gernheim- Konsert, dem die Langerweile im Blut fitzt, trieb die technische Bravour des Spielers ein Scheinfeuer an; dem neuen Konzert Watermanns ift flare Disposition und schwungvolle Schreib­art, nicht aber Geist oder Erfindungskraft nachzurühmen.

Kontraffbrucherklärung gegen Reinhold Schünzel  . Das Bezirks. schiedsgericht des Deutschen   Bühnen- Vereins und der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger   hat auf die Klage der Direktion Meinhard   und Bernauer den Schauspieler Reinhold Schünzel   für fontrattbrüchig erklärt, weil er seine vertraglichen Verpflichtungen wegen seiner Rinotätigkeit vernachlässigt hatte.

Jsland ohne Eis.

Nach telegraphischen Meldungen aus Reykjavik  , der Hauptstadt von Island  , herrscht auf der Insel, unbe­schadet ihres Namens, der sie als ein Gisland fennzeichnet, eine solche Eisnot, daß die Haupternährungsquelle der Bevölkerung vom Ver­fiegen bedroht ist. Ist doch das Eis für den Versand der Heringe, die in großen Mengen aus Reykjavik   ausgeführt werden, unerläßlich. Der milde Winter aber hat es mit sich gebracht, daß in Südisland fein Eis aufzutreiben ist, so daß man bringend Telegramme nach Norwegen   senden mußte mit der Bitte, unverzüglich Schiffsladungen In Berlin   versucht man nichts, man probt faum im Alltags. voll Eis nach Island   auf den Weg zu bringen, um die Heringspor­eifer. Dafür sorgt man für Programme, die viel, doch nicht alles räte vor dem Berderben zu retten. Seit Menschengedenken ist etwas bedeuten. Der plötzlich und stillschweigend zum Professor hinauf Je mehr Neues auftaucht, desto größer mird die Sehnsucht nach derartiges noch nicht erlebt worden. Selbstverständlich ist im tomplimentierte Richard Hagel   hält sich bei seiner reichen Arbeit dem Alten. Und auch da gibt es noch cenug Unbekanntes. So den Binnenland und an der Nordküfte Islands Eis in unbegrenzten den Blick frei für solistische Ergänzungen und Erfrischungen seiner Lelio" von Berlioz  . Es ist das die Fortsekung der phantastischen Mengen vorhanden; aber zwischen den einzelnen Gegenden der Insel populären Abende Im Mozart  - Abend fingt eine charmante Rolo- Sinfonie, deren fünf Säße bekanntlich die visionären Borstellungen fehlt es vollständig an Transportmöglichkeiten. Die Nachricht, daß raturdame, im Sinfoniekonzert bewährt sich Frau Celeste Chop eines opiumberauschten unglücklich Verliebten darstellen. Zugegeben: Island   fein Eis hat, flingt faft fo unwahrscheinlich, wie wenn man Groenevelt, eine der sichersten, marfantesten und beherztesten mit einem vorurte Islofen, auch rohen und polternden Theatergeist aus der Sahara   hörte, daß dort Sandmangel herrsche. Aber sie ist Bianistinnen feit der Careno, im virtuos gespielten 2- Dur- Konzert improvisierte Effettitüde Aber welche eine genial- erstatische Phan- buchstäblich wahr. Liszts als künstlerisch bedeutende, viel zu selten bemühte Kraft. tefie ist hier am Werf, welche eine Meisterschaft der Bläser- und Menrowik stuft seine Vorträge so intim ab und beschwingt den Schlagzeugbeherrschung! Und nun erwacht dieser Verliebte, der sich Atem des Blüthner  - Orchesters so lebhaft, daß es auch in der Hand töten wollte, zum Leben. Die Visionen spinnen fich fort und gehen weniger routinierter Dirigenten zum einheitlichen Instrument wird. langsam in die Wirklichkeit über. Lelio ist dem Schaffen und dem Heinz Unger   holt sich Mufiter der Staatsoper, stellt seinen Sinn Dasein trotz aller Girenenrufe wiedergegeben. Auch in dieser Musik auf ganz alte Zeiten ein und läßt den Geist Mozarts, Gluds, Händels ist unbedingt Ergreifendstes, Gewählteftes neben Banales gefeht. ruhe und chrfurchtgebietend sein Temperament beherrschen. Dem Kein Ton, der nicht Interesse erheischte an diesem faft hundert feinsinnigen Führer ist Rose Walter eine ebenso feinfühlige jährigen Wert eines früh reifen, genial befruchtenden Bsychopathen. Helferin. Die Händelschen Andantes aus dem Oratorium der Tem. Man muß dem Konzertleiter Adler danken für die Opfer, die er peramente( L'Allegro") zwar wirken mit den vielen Unterbrechun- für eine zenische Aufführung des Lelio brachte. Für die Auf

Staa: 3over. Begen plößlicher Heiserkeit des Herrn Noë gelangt heute anstatt des Barbier von Sevilla  "" Mignon" zur Aufführung. Musik. Die Musikalischen Haustomödien von Dr. Erich Fischer werden mit teilweise neuem Programm vom 6. bis 9. und 13 bis 16. Februar im Lessing- Museum. Brüderstr. 13, aufgeführt. Im Deutschen Opernhause wird Frau Hoffmann- Onegin in der ersten Februar hälfte als Gast fingen.

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Vorträge. Der zweite Vortragsabend der Auslandspost" ist auf Freitag verlegt worden. Prof. Adolf Weizmann spricht, Kurfürstendamm   232, über Das neue Italien   in der Mufit".