wartend trotz der starten Drohungen. Dte detdersetttge Zurückhaltung verhindert eine Aussprache, so daß die wesent- liche Annäherung, die früher die Experten im Sinne der Seydoux- schen Pläne erzie'ten, bisher nicht ausnutzbar ist. London , 3. März.(TU.) Der Sekretär im Finanzministerium, Röder, äußerte in einer Besprechung mit einem Vertreter der „Pall Mall Gazette " folgendes: Wir haben den Alliierten das Aeußerste angeboten, was wir zu leisten imstande sind. Wird unser Angebot nicht angenommen, so können wir vernünftiger- weise nicht weitergehen. Die deutsche Delegation ist ernstlich bestrebt, zu einer Lösung zu gelangen, weshalb sie Lloyd Georges Er- klärungen sehr enttäuschten. Sie hofft und glaubt, daß sämtliche alliierten Premierminister nach genauester Prüfung der Vorschläge ihre Meinung äußern werden. Falls die Alliierten die Vorschläge nicht annehmen, werden wir auf die Bestimmungen des V e r- sailles Vertrages zurückkommen, wonach die Wiedcrher- stellungskommission den endgültigen Entschädigungsplan a m 1. M a i vorzulegen hat. Zur Deckung der von uns vorgeschlagenen An- leihe bietet Deutschland Steuern und Monopole auf Alkohol, Tabak und Zucker an. Zur Wiederher st ellung der verwüsteten Gebiete Frankreichs beabsichtigt man nicht, einig« Tausend deutsche Arbeiter zu entsenden, man will vielmehr den sranzösischen Sachverständigen vorschlagen, die deutsche Industrie unter Umständen besonders zur Erzeugung des zum Wiederaufbau notwendigen Materials einzurichten.
Oenesch über Sie politische �age. Prag , 3. März.(WTB.) In der gestrigen Sitzung des Aus- wärtigen Ausschusses des Abgeordnetenhauses erstattete der Mi- nister des Aeußern B e n e s ch einen eingehenden Bericht über den Verlauf und die Ergebnisse seiner mehrwöchigen Reise. Er besprach zunächst sein« Zusammenkunft mit dem österre chischcn Kanzler, dann seinen Besuch in Rom und Paris . In Paris habe der Minister den Eindruck gewonnen, daß die Frage einer Intervention in Rußland als endgültig abgetan betrachtet werden könne. Ueberhaupt halt« er kriegerische Verwicklungen im Osten für un- wahrscheinlich Pi« Konferenz in Porto Rose werde nach der Konse- renz in Rom Mitte April stattfinden./ Nach seiner Ansicht sei auf der L o n d o n e r K o n f e r e n z mit dem Ausbruch einer sehr ernsten Krise zu rechnen, da einerseits Frankreich , England und Italien — auf deren Meinungsverschiedenheiten zu rechnen ein großer Irrtum sei—, von den Pariser Be- schlüssen nicht abgehen würden, andererseits Dr. Simons sich zu lehr in der Richtung der Ablehnung festgelegt habe. Deutschland scheine über die internationalen Verhältnisse nicht hinreichend informiert zu sein. Es sei mit neuen Gebietsbe- s e tz u n g e n unter dem Gesichtspunkt der Sanktion zu rechnen. In Beantwortung einer Anfrage sagte der Minister, daß von einem Engagement der Tschechoslowakei mit Polen weder im Falle eines russischen Angriffes, noch im Zusammenhange mit dem Aus- gange des Pebliszits in Oberschlesien die Rede sei.
Die deutschen Interessen im befetzten Gebiet. Koblenz , 3. März.(WTB.) Die interalliierte Rheinlandkom- Mission hat sich entschlossen, verschieden« Persönlichkeiten zu be- stimmen, die als besonders geeignet erachtet wurden, die m o r a l i- schen, geistigen, politischen und wirtschaftlichen Interessen der besetzten Gebiete zu vertreten. Zweck dieser Besprechungen sollte sein, die Politik der Rheinland- k 0 m m i s s i o n und ihre Maßnahmen der Bevölkerung bekannt- zugeben. Gleichzeitig sollen die Zusammenkünfte dazu dienen, der Rheinlandkommission Wünsche und praktisch« Vorschläge zu unterbreiten. Die erste dieser Zusammenkünfte hat am 1. und 2. März in Koblenz stattgesunden. Die RheinlanMommission hört« die Vertreter der Universitäten des linken Rheinusers, der katholischen und protestantischen Bekenntnisse und der Presse des besetzten Gebiets an. Di« interalliierte Rheinlandkommisflon beab- sichtigt, gegan Mitte des Monats die Vertreter der wirtschaftlichen und sozialen Ineressen des besetzten Gebiets anzuhören. London , 3. März.(WTB.) Im Unterhause erwiderte Bona? Law in Beantwortung einer Anfrage, die Gesamtzahl der im
Das Märchen vom Tausenömartjchein. Es war einmal ein Mann, der trug ärmliche Kleider und kam dennoch in die Verlegenheit, eines Tages einen Tausendmarkschein zu besitzen. Da wurde er sehr froh und glaubte, olle Not müsse ein Ende haben. Er meldete sich auf der Arbeitslosen-Fürsorgestelle ab, fühlt« sich als reicher Mann und machte sich daran, seinen Hunger zu stillen. So trat er in einen Speisekeller seines Stadwiertels, den pa- piernen Schatz in der Hand.»Ich bedaure, auf tausend Mark können wir nicht herausgeben." Da ging er stolz hinaus und wandte sich nach dem Westen; er kannte ja im Esplanade oder Kaiscrhof dinieren, wenn er wollte. Im Westen betrat er eine der Schlemmerstätten. Weil aber der Portier sich Bemerkungen über seinen Anzug gestattete, verbot unserem Held sein Ehrgefühl ein weiteres Bleiben. Nun kam er in ein gut bürgerliches Restaurant. Und da er ein anständiger Kerl war, der niemand in Verlegenheit setzen wollte, fragte er gleich, ob man ihm auf tauiend Mark herausgeben könne. Wirt, Büffettdame und Oberkellner prüften darauf den Schein und feinen Besitzer mit kritischen Blicken und behaupteten, der Schein könne ja falsch oder gestohlen sein, wenigstens ließe seines Eigen- tümers Aeußeres darauf schließen. Inzwischen wurde aus dem Hunger des Mannes Heißhunger, und da noch einige Versuche, den Schein in Geschäften, auf der Post und in den Banken zu wechseln, aus den gleichen Gründen, die wir oben anführten, scheiterten, kehrte der Wann geknickt zu seiner Für- sorgestelle zurück, in stiller Freude auf die gewohnte Suppe. „Sie sind Besitzer eines Kapitals von tausend Mark, Sie können hier nicht oerpflegt werden." Das war vor vier Monaten. Gestern fand man die Leiche des Mannes, der ärztlichem Befund nach den Hungertod starb, im Walde. Den Tausendmarkschein entdeckte man in zerkautem Zu- stände zwischen den Zähnen des Verstorbenen. A. S. Parlamentsmoral. Aus Hamburg wird uns geschrieben: Moral ist doch ein zu netter Verhandlungsgegenstand für Par- lamentel Das haben wir In Hamburg letzt wieder einmal gemerkt. Do sollte nämlich der Staat eine Bürgschaft übernehmen für «in Ferienlager der sreideutschen Jugend auf Westerland . Gs tritt auf Herr Rose, ein jugendlicher Elegant, ansonsten Parteisekretär der Deutschen Bolkspartei, M D. B., und erklärt mit dem nötigen Reserveoffizierston: Das geht nicht, die Leute baden ohne Badehose, und es ist sogar gang und gäbe, daß in den Ba- rocken junge Leute beiderlei Geschlechts zusammen nächtigen. Ein Entrüstungsschauer geht durch die Rechte, bu— u— u— u... Shocking. denkt die Deutschnationale Volksvertteterin und tupft sich den aufgeregt glühenden Kopf mit dem Taschentuch....
Rheinland befindlichen britischen Truppen berrage 10 90S Mann. Die K o st e n für den Unterhalt beliefen sich auf etwa 219 209 Pfund Sterling im Monat. Bonar Law erklärte außerdem, auf den Kopf der Bevölkerung entfielen in Deutschland an Steuern 599 M., in Frankreich 399 Franken, in Italien 298 Lire und in England 22 Pfund Sterling.
Der �bftimmungskampf in Gberfchiesien. Die erste« englische« Truppe«. Oppeln , 3. März.(TU.) Gestern traf in Oppeln der erste Zug mit englischem Milttär ein. lieber die genaue Zahl der ange- kommenen Offiziere und Mannschaften ist bisher nichts bekannt ge- worden. Wie aus Kreisen der Interalliierten Kommission ver- lautet, werden weitere Transporte in regelmäßigen Abständen er- wartet. Im ganzen weroen vier Bataillone englischer Trup- pen nach Oberschlesten kommen. Die Meldung einiger deutscher Blätter, daß 19 bis IS englische Bataillone in Oberschlesien zu er- warten seien, wird von interalliierter Seite als nicht zutreffend be- zeichnet. Ueber den Derteklungsplan de» englischen Kontingents wird gc- meldet: Die einzelnen Truppenteile werden nur in der westlich:ii Zone verwandt, d. h. von der Oder westwärt». Ein Bataillon kommt nach Oppeln und Umgegend, ein Bataillon nach dem Kreise Kasel und dem zur Abstimmung kommenden Teile des Kreises Neustadt, ein Bataillon wird im Kreise Ratibor und L e o b s ch ü tz stationiert, oas vierte Bataillon wird als einziges ostwärts der Oder im Kreise Groß-Strehlitz Ordnungs- dienst« verrichten. Die Industriekreise und die Grenze nach Polen werden also keinen englischen Schutz erhalten. Die englischen Trup- pen wollen ober jederzett verfügbar sein und eingreifen, wo es not tut. Verhaftung eines Kriminalbeamten. Oppeln . 3. März.(TU.) Gestern morgen ist der Polizei- unterkommissar von Obcrglogau, Obremba, gegen den wegen Mordverdachts ein Haftbefehl vorlag, in Oppeln verhaftet worden, als er das polnische Generalkonsulat, in das er geflüchtet war, verließ. Die Unruhen in Italien . Rom , 8. März.(EE.) Die Unruhen von Florenz dauern weiterhin an. In der letzten Nacht wurden in den Arbeitervierteln neue Barrikaden errichtet, die von den Truppen gestürmt werden mußten. Im Stadtteile Band, na mußten sogar Geschütze aufgefahren werden. Die Nationali st en drangen in die Arbeiterbörse ein und zerstörten alles was sie vorfanden. Bisher sind 18 Tote und an 399 Verletzt« sestgestellit. 6 99 Verhaftungen wurden vorgenommen. Da oie Arbeiterorganisation die Aufhebung des Generalstreiks beschlossen hat, hofft man, daß der Zugverkehr heute wieder aufgenommen werden könne. Paris , 3. März.(TU.) Der«Chicago Tribüne" wird aus Rom gemeldet, daß infolge der letzten Unruhen in Florenz die Stadt einem Schlachtfeld« gleicht und vom übrigen Italien abgeschnitten ist. Das Standrecht ist proklamiert worden. Panzerwagen und Tanks patroullieren in den Straßen. Die Zahl der Toten konnte noch nicht festgestellt werden, doch ist sie sehr erheblich. Rom , 3. März.(EE.) Der Brand in der Schikfswerft Saimaro in Trieft ist nunmehr aufgeklärt. Es handelt sich um ein von kommunistischer Hand inszeniertes Attentat. Der Sachschaden beträgt an 39 Millionen. Etwa 399 Verhastun- gen wurden vorgenommen. Auch in Trieft gab es 3 Tot« und 39 Schwerverletzte in den blutigen Kämpfen. Florenz . 3. März.(MTB.) Die Arbeit ist zwar wieder aufge- nommen worden, doch hält die Gärung in der Umgebung noch an. In die in Betracht kommenden Ortschaften ist Militär ent- sandt worden. In S c a n d i c c i bei Florenz mußte die bewaffnete Macht eingreifen, um die Ordnung wiederherzustellen. Als das Mili- tär nach Florenz zurückkehrte, wurde es von der Volksmenge mit begeisterten Zurufen begrüßt. Rom . 3. März.(MTB.) Die Zeitungen melden aus Empoli , daß militärische La st wagen auf der Fahrt von Lioorno nach Florenz von Unbekannten angegriffen wurden. Vier Mili- tärpersonen wurden getötet und einige verwundet.
Es war nur halb so schlimm. Herr Rose(mit der Badehose) konnte, wie das einem echten teutschen Manne so geziemt, nicht den Schatten eines Beweises erbringen. Auf die Idee, einen ver- kappten Filmoperateur in das Sündenbabel an der Nordsee einzu- schmuggeln, war er nicht gekommen, die Hamburger Bürgerschaft kam um den Genuß einer interessanten Kinovorstellung und der duftige Volksparteisekretär mußte sich ösfenllich solange einen Ver- leum'dcr heißen lassen, bis er seinen Anwurf beweist. Im übrigen war es natürlich fein.— Auf den Tribünen saß halsfrei und eine Unsumme Schalk in den Augen die Jugend und lachte unbändig über die zllchttgen Redensarten der„Vertreter von Sittlichkeit und Moral" aus der rechten Parlamentsecke, die ent- setzt die Hände von sich streckten.(„Wo sollen wir hinkommen, wenn unsere Jugend erst auf die Hochzeitsreise nach Westerland und dann aus Standesamt geht?") Ein lautes„Bravo erscholl, als der Sozialdemokrat und ehemalige Führer der Hamburger Arbeiter. jugend aufstand, mit einem Ruck die ganze Heuchelmaske der bürger- lichen Moral von der lackelhaften Fratze riß lind zeigte, wo die neuen, wahren Werte sind von Wahrhaftigkeit, Sitte und Reinheit. Die Demokraten aber wackelten ein bißchen rechts und ein bißchen links, und als die Vorlage von der linken Mehrheit längst beschlossen war, stand das Frattiönchen noch auf dem Korridor und drehte an der Drehscheibe. Hin, her, hin, her.... 3m Rose-Theater wurde gestern ein beifällig aufgenommenes „Volksstück" Ledige Mütter(Die Stunde des Der- t r a u e n s) von Paul Zoder gespielt. Der Autor zieht gegen die gedankenlose Selbstgerechtigkeit, die im Namen einer angeblichen Moral über Schwächen und Unglücksfällen des lieben Nächsten gern den Stab bricht, zu Felde und preist den Trieb der mütterlichen Liebe, welcher sich durch keinerlei Sophismen sogenannter Lebens- klugheit auf die Dauer täuschen läßt. Freilich die löbliche Tendenz oerstrickt sich In der Anlage der Handlung mit schwer erttäglichen psychologischen und moralischen Widersprüchen. Daß die Bürger- meisters-Tochter. die die Werbung des geliebten Jugendfreundes an- nimmt, nicht rechtzeitig den Mut zu der Erklärung findet, sie habe einem anderen heimlich ein Kind geboren, zwei Jahre in der Ehe wartet, bis die„Stunde des Verttouens" kommt, stimmt schiecht zur Sympathie, die man für sie empfinden soll. Und vollends bleibt es unverständlich, wie der Vater, der doch als ehrenfester Biedermann geschildert wird, das unwürdige Vcrsteckwiel still- schweigend mitmacht, ohne sein Kind zur elementarsten Wahrheits- pflicht zu mahnen. Die Empfindung, düpiert zu fein, ist bei dem Gatten, als ihm die Frau, und obendrein in hochfahrend anklägeri- schen Worten, ihr Geheimnis offenbart, nur allzusehr verständlich. Erst seine eigene von ihm verehrte Mutter, die von der Geschichte wußte, aber noch des Verfassers Rotschluß gleichfalls schwieg, be- sänftigt seinen Groll durch das Geständnis, daß sie— noch schwerer als die junge Frau gefehlt. Er selbst verdanke sein Leben einem Ehebruch, den sie ihrem Manne nie gebeichtet. Das er- schüttert und entwaffnet ihn. Er reicht der Frau, als sie mit ihrem Kinde vor ihm erscheint, die Hand. — Die gütige Alte, die (von jenem Zuge abgesehen) weitaus gelungenste, menschlich be- rührend« Testatt des Stücke», wurde durch Rosa S ch ä f f e l mit
In der Provinz Bart ist dte Ordnung wiederher- g e st e l l t. Die„Tribuna" glaubt, daß die Zwischenfälle in Apulieu und Toskana von Kommunisten hervorgerufen wurden, um auf die Entschließungen des Allgemeinen Gewerkschaftskongresses Einfluß auszuüben. fforthp meldet sich wieder. Budapest , 3. März.(Eigener Drahtbericht des.Vorwärts'.) Der vor einigen Tagen ausgebrochene Streik der Setzer wächst sich zu einer Kraftprobe zwischen Arbeiterschaft und Regierung aus. Nachdem die Vertrauensmänner der Drucker und Setzer gestern verhaftet wurden und das Militär die Redaktion der sozialdemokrat schen„Nepszaoae" besetzte, traten die Maschinenarbeiter sowie die Buchbinder und Lichographen in den Sympathiestreik. Die Regierung verbreitet falsch« Nach- richten über eine angebliche bolschewistssche Bewegung und über Bildung von Soldatenräten, um auf diese Weise ihr scharfes Vorgehen zu rechtfertigen. Di« Spannung wächst stündlich. Rings um Budapest sind sechs Divisionen zusammenge- zogen._ Luöenöorff, der GefHobsne. Im„Militärwochenblatt" veröffentlicht Ludendorff unter der Ueberschrift„Der Zwang im Kriege" eine Darstellung, wie im Jahre 1917 der I m p o r t d e r r u s s i s ch e n B o l s ch e- wistenführer durch Deutschland nach Rußland zustande kam. Für ihn und sein Ausredetalent bezeichnend ist die Art, wie er sich als den Geschobenen und lediglich G e- horchenden der Zivilregierung hinstellt. Die Zivilregierung Hobe den Durchtransport angeordnet, die O.H.L. habe nur der Sache„nichts in den Weg gelegt" und fei bei der durch inilitärische Stellen erfolgten Ausfertigung der Pässe für die Volschewisten lediglich Handlanger und aus- führendes Organ gewesen. So bescheiden auf einmal! Wir hoben von Ludendorff nichts, anderes erwartet, als daß er wie stets sich auf die formale Verantwortlichkeit der Zivilregierung herausredet, während männiglich bekannt ist, daß die tatsächliche Lei- tung der Politik im Kriege nicht bei der forinal verantwort- lichen Zivilregierung, sondern bei der militärischen Nebenregierung lag. Doch Ludendorff treibt die Be- scheidenheit noch weiter. Er erklärt nämlich: er und die O-H.L. hätten 1917 gar nicht gewußt, wer Lenin eigentlich sei! Ein wunderbares Selbstzeugnis des Mannes, der sich befähigt hielt, die Politik Deutschlands ent- scheidend zu dirigieren. Auch auf die Sozialdemokratie möchte Ludendorff sich herausreden. Sie fei die eigentlich Urheberin des Durchtrans- ports. Dabei vermag er selber nur auf Grund zweier sehr unsicherer Geschichtsguellen auf eine Persönlichkeit hinzu- weisen, die in der Sozialdemokratischen Partei keinerlei A m t wäbrend des Krieges bekleidet hat. Sie hätte den Rat erteilt. Wir wissen nicht, ob das zutrifft. Aber wenn es selbst zutrifft: Herr Ludendorff muß natürlich gehorchen, wenn irgendein Privatmann einen Ratschlag gibt. Die ganze schuljungenhafte Ausrederei zeigt nur, welch kleiner politischer Charakter der zum offiziellen Genie auf- geblasene Mann in Wirklichkeit ist. Herr Ludendorff hat vor allen Dingen eins vergessen: wie feine Getreuen seinerzeit ihren bolschewistischen Genie- streich selbst gepriesen haben. Aus den Kier veröffentlichten Geheimprotokollen über den vaterländischen Unterricht haben wir die Stimme des Oberst Nikolai erwähnt, der sich im Juni 1918 vor einer Konferenz rühmte, die d e u t s ch e Propaganda habe zum Zusammenbruch der russischen Front geführt. Herr Ludendorff mag seine Vaterschaft noch so sehr bestreiten, an dem russischen Bolsche- wismus besitzt er zweifellos Laterrechte. Ein neuer Wahlsieg Lloyd Georges? Lloyd George hat, wie EE meldet, bei einer Nochwohl in W o o l w i ch einen bedeutenden Sieg errungen. Dieser Wahlkreis befand sich bisher in den Händen der Arbeiterpartei und ihr Führer Ramsay Macdonald nun- mehr gegen die Regierungspartei unterlegen._
einem Grundton natürlich-echter Herzenswärme dargestellt. Auch das junge Ehepaar(Frieda Schranz und Alfred Fuchs), der bärbeißige Papa(Sigismund K e i st e r), wie die Neben- figuren, waren schauspielerisch ansprechend und geschickt vertreten. dt. „Der Bogelhändler." Es war ein gescheiter Gedanke von der Leitung des Walhalla-Theaters, wieder einmal eine der alten, schon ins klassische Nebelreich versunkenen Operetten hervorzuholen. Und es gibt immer dasselbe Schauspiel: restlose Befriedigung, wenn auch manche Neroenaufpeitschung und grobsinnliche Beinverrenkung unserer heutigen Operette wegfällt. Dafür suchen die Textdichter A. W e st und L. H e l d um so sorgfältiger den Faden der Handlung auch bei den lustigsten und possenhaftesten Seitensprüngen festzu- halten und manches bei ihren Helden etwas mehr ins fein Psycho- logische zu vertiefen, als wir es heute noch gewohnt sind. Und Karl Z e l l e r, der im Privatleben so tragisch zugrunde gegangene Oester- reicher(im Zuchthause gestorben), schreibt eine Musik, die heute noch allen erhöhten künstlerischen Anforderungen, auch der der charakte- ristischen Instrumentation, aufs idealste entspricht. Und dann die Melodien und der Satz! Diese Chöre und Finalen haben einen Aufbau, dessen sich die beste Oper nicht zu schämen hätte. Aber das alles nicht protzenyaft, anspruchsvoll, sondern scheinbar ganz neben- bei, da uns der sprudelnde Melodiker doch in erster Linie gut unter- halten will. Man hatte viel Liebe auf die Ausarbeitung verwandt. Wollte auch zuerst der etwas verzagte Char und das allzu grob- körnige Orchester nicht recht behagen, so besserte sich das bald ganz gründlich, so daß der frisch zugreifende Dirigent Siegfried Schulz seine volle Freude an seinen Untertanen haben tonnte. Auch die Spielleitung des Oberregisseurs Alfred Walter verdient volle Anerkennung. In dem Ensemble erneuerten zum Vorteile der Vor- stellung mehrere Künstler ihre alte Bekanntschaft von anderen Kunst- stätten. So Gerda Lenne-Busch, die eine vorbildliche Kur- fürstin Marie ist, Marie Grimm-Einödshofer, die au» der Baronin Adelaide allen nur erdenklichen Humor herausholt, und Lizzi N e u h o l d, die Brief-Christl, die beim ersten Auftreten immer entzückt, auch ganz routiniert ssch gibt, dann aber regelmäßig(wie früher als Frau Bärbel) sich allzu sehr im äußerlichen verliert, wohl aus Mangel an warmer innerer Empfindung. Auf Ninzenz P r ö h l s Graf Stanislaus wäre ähnliches zu sagen, aber umgekehrt.... Sie trat zu trivial auf,— er wird immer trockener. Hans W a l l n e r ist ein tüchtiger Baron Weps Die ganze Operette hängt aber an der Titclpartie, und� die war diesmal ausgezeichnet besetzt. Max W i l l e m z ist ein so waschechter, nattirwüchstger, lustiger, gefühls- tiefer Tiroler, daß er kein« noch so leise Spur von Theaterschminte oder keuschem Saiontiroler zeigt H. M.
Ein Lorking-Zlbend flndcl Sonnnbenö. 5. MZrz. 71/, Uhr im Neue» Nattaus, Schöia öerg. statt. Mitwirkende: Eltricde Dorp, Gustav Werner , Iccgnes Bilk. Erich Engel vom Teutjchen Opernhaus und Konzcrijänger Eugen Vricgcr. Vorträge. Das Kulturamt der Technischen Hochlchui« Berlin belchlieht jein« Tätigkeit im Winterjemester uiit einem Vortrag de» Unioeriltälsproieisors v. H a r n a ck äbert»Die Religion Goetdes in der Epoche seiner Bollendunq-, der am Montag, den 7. Mäcz, abend» S Uhr, in der Aula der T. Charlollrndurg, Berliner Str. 171, stattfindet.