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welcher. Wir wissen nicht, nb« der A r z t war, der$crrn v. Iagow Krankheitsatteste ausstellte, ob es sein Anwalt war, der diese Arteste einreichte, ob es der R e i ch s a n w a l t war oder der Untersuchungsrichter beim Reichs- gericht, die leichtfertig(dies ist die mi l d e st e Annahm«) diesen falschen Attesten Glaubon schenkten. Der Iustizminister aber hat die Pflicht, die schuldige Stelle zu ermitteln. Und nicht nur Hot er diese Pflicht, sondern auch der Staats- o n w a l t. Es gibt einen K 257 des StGB., der besagt: Wer nach Begehung eines Verbrechens oder Vergehens dem Täter oder Teilnehmer wissentlich B e i st a n d l e ist e t, um den- selben der Bestrafung zu entziehen, ist wegen Begünstigung mit Geldstrafe bis zu 6lX) M. oder mit Gefängnis bis zu einem Jahre zu bestrafen. Und daneben gibt es noch einen Z Z-iS StGB., der lautet: ' Ein Beamter, welcher vermöge seines Amtes bei Ausübung der Strafgewalt oder bei Vollstrecknng der Strafe mitzuwirken hat, wird mit Zu6)thaus bis zu S Jahren bestraft, wenn er in der Ab- ficht, jemand der gesetzlichen Strafe rechtswidrig zu entziehen, die Verfolgung einer strafbaren Handlung unterläht. Wir verlangen, daß das Gesetz in seiner vollen Strenge gegen die Schuldigen des Falles Jagow zur An- wendung kommt. Das gesamte öffentliche Rechtsbewußtsein . ist durch den Fall Jagow auf das schwerste erschüttert worden. Ohne Rucks ich t auf Personen muß dieser Fall durch- gefachten und dem Recht zu seinem Rechte verholfen werden. DasRechtkommtvorderPolitik. Es darf sich an keine politisch« Rücksicht binden. Ohne diesen Grund- fatz kann die Demokratie nicht bestehen, keine demokratische Regierung, keine demokratische Partei bleibt lebens- fähig, wenn sie aus politischen Gesichtspunkten den Kampf ums Recht preisgibt._
Volksentftbeiü in üer Ilaggenfrage. DieNationalliberale Korrespondenz", das offizielle Or- gan der Deutschen Volkspartei  , hält die Genugtuung desVor- wärt»" über die Erhaltung der republikanischen Handelsflagge für verfrüht, den Sieg der alten Kaiferflogge für sicher. Sie schreibt dann: Für die Deutsche   Lolksportei ist es eine selbstverständliche Pflicht, mit aller Entschiedenheit in dieser Richtung wirken. Sie hat die Flaggenfroge durch den Beschluß ins Rollen gebracht, einen Volksentscheid über die Zroge herbeizuführen, ob eine Volksmehrheil für schwarz-rot-gold vorhanden ist oder ob, wie wir sicher annehmen, dos deutsche Volt in seiner überwiegenden Mehrheit im herzen den alten ruhmreichen-Farben treu geblieben ist und den Wechsel der Reichsflagge als ein Zeichen mutloser Schwächlichkeit und würde- loser Nachgiebigkeit verdammt. Die Entscheidung hierüber wird die Deutsche Volkspartei  » nachdem das Gesetz über den Volksentscheid angenommen ist, herbeiführen, und sie wird alle gcschäfts- ordnungsmäßigen Mittel ergreifen, um zum min- besten und zunächst die deutsche Seeschisfahrt deren innersten Wünschen entsprechend vor dem Zwang zu bewahren, daß sie dtn Wiederaufbau unserer Handelsbeziehungen unter einer anderen Flagge vornehmen soll, als sie früher in den Zeiten unserer Größe geführt worden ist. * Dazu ist zu bemerken, daß esgeschäftsordnungsmäßige Mittel" nicht gibt, die den Reichspräsidenten hindern könnten, in Erfüllung seiner Pflicht die bestehende Verfassung durchzuführen. Lassen sich Teile der deutschen   Handelsschiffahrt dazu oerleiten, unter anderer als der verfassungsmäßigen Flagge zu fahren, die ab 1. I u l i d. I. gilt, so handeln sie gegen Recht und Gesetz und riskieren Konflikte, bei denen sie den kürzeren ziehen müssen. Unbenommen bleibt es dagegen der Deutschen Dolkspartei, «in Volksbegehren zwecks Aenderung der Verfassung in die Wege zu leiten. Um zu ihrem Ziel zu gelangen, muß sie allerdings mehr als die Hälfte aller stimmberechtigten Volksgenossen für Schwarzweißrot auf die Beine bringen. Gelingt ihr das, so werden w i r uns zu fügen haben. Bis dahin aber gilt die verfassungsmäßige Flagge, ihr die AiPr- kennung verweigern, heißt, sich gegen die Verfassung auflehchn.
Das Recht auf Sterbehilfe. DerDeutsche Monistenbund" hat dem Reichstag  , dem Reichs- rat und der Reichsregierung eine Reihe von Vorschlägen unter. breitet, die für die Oeffentlichkeit zum Teil von großem Interesse sind. Besonders wichtig ist der Antrag, daß Z 216 des Strafgesetz- buchs, nach dem mit Gefängnis bis zu drei Jahren bestraft wird, wer einen anderen aus dessen Verlangen tötet, durch folgenden Absatz 2 ergänzt werden soll: Die Tötung bleibt straflos, wenn de? Getötete an einer un- heilbaren Krankheit oder Verletzung gelitten, das ausdrückliche und ernstliche Verlangen auf Tötung in freier Willensbetotigung zu gerichtlichem oder notariellem Protokoll erklärt hatte, von drei Aerzten, von denen ein-r ein Amtsarzt fein muß, festgestellt war, daß keine Aussicht auf Heilbarkeit der Krankheit bestand und einer dieser Aerzte die Tötung ausgeführt hatte." hierzu soll in einer Ausführungsverordnung bestimmt werden, daß die beteiligten Aerzte Ihre Erklärungen und Anordnungen schriftlich festlegen und bei der amtlichen Stelle hinterlegen müssen, daß die Entscheidung über den Antrag dem Amtsrichter zusteht und daß vor der Entscheidung die nächsten Verwandten gehört werden müssen. Dem Antrag ist folgende Begründung beigefügt: Es gibt Kranke, bei denen der Arzt mit absoluter Gewißheit sagen tonn, daß eine Heilung ausgeschlossen ist. Das beabsichtigte Gesetz bezweckt, solchen Kranken, die an einer unheilbaren, mit dauernden Schmerzen verbundenen Krankheit leiden, zu helfen. Den Unglücklichen, die den Tod als einzigen Erlöser von ihrem Leiden betrachten und ihn auf das sehnlichste wünschen und ver- langen, soll der Tod gegeben werden. Selbstverständlich müssen alle Garantien getroffen werden, die den Mißbrauch der Tötung gänzlich ausschließen. Bei der Schaffung der notwendigen Garen» lien können rechtliche Bedenken gegen eine gesetzliche Regelung der Sterbchilfe nicht erhoben werden. Aber auch ethische Be- denken können nicht als stichhaltig erachtet werden. Man erweist dem unheilbaren Kranken«inen wirklichen Dienst, man hilft ihm mehr, wenn man ihm lein unerträgliches Leiden oerkürzt, als wenn man ihn unter furchtbaren Schmerzen, langsam, aber sicher dahin- siechen läßt." Wir halten diesen Antrag für außerordentlich bedeutungsvoll. In der Acrzteschaft machten sich seit jeher zwei Strömungen gel- tsnd, wen denen die eine für, die andere gegen die Sterbehilfe war. Der Krieg mit zeiner fürchterlichen Verwüstung an Menschenleben hat eine Anzabl von Fällen geschaffen, bei denen die Sterbehilfe tatsächlich außerordentlich angebracht erscheint. Droht eine neue Eiszeit? Die europäische Menschheit hat sicher eine, wahrscheinlich mebrere Eiszeiten durchgemacht, in denen ihre gang« Kultur von dem kalten Hauch vordringender, das Land über- ziehender Gletschermassen zerstört wurde. Kann eine solche Eiszeit wiederkomme»? Aus diese Frage läßt sich, wie Prof. Th. Herzog
Das ist die klare Rechtslage, die zu verdunkeln eine Ge- wissenlosigkeit ist. Mögen die Gegner der rechtmäßigen Flagge von den Rechten, die ihnen die Verfassung gibt, Gebrauch machen, aber dann sind sie erst recht verpflichtet, selber auch die Verfassung zu achten.
�liis dem Hexenkessel öee Kpd. Der in Moskau   tagende Kongreß der Dritten Internatio- nale hat zum Fall Hölz eine Resolution beschlossen, die sich für den Massenaufftand, aber gegen individuellen Terror, Sa- botage und Freischärlertum ausspricht. Die Aktion von Hölz sei n i ch t z w c ck m ä ß i g, aber von der Liebe zum Proletariat diktiert gewesen. In diesem Sinne spricht der Kongreß Hölz seine Sympathie aus. Während sich diese Resolution mit ihrem Einerseits Andererseits als ein ziemlich lahmes Kompromiß darstellt, geht die Berliner   Zentrale mit einem scharfen Utas gegen die oppositionelle Gruppe um Levi vor. Sie erläßt eine Erklä- rung gegen sie, in der es zum Schluß heißt: Um die opportunistische Richtung innerhalb der Partei schärfer zu markieren, hat sie planmäßig denS o w j e t* benutzt. Da aus einer Ankündigung des Heft 4 desSowjet" zu ersehen ist, daß diese Gruppe nicht daran denkt, die parteitaktischen Erörterungen inner- halb der Parteipresse zu pflegen, sondern ausdrücklich unter noch schärferer Betonung der Tendenz dieser Gruppe derSowjet" als Unser Weg" erscheinen soll, verbietet die Zentrale den Genossen, an dieser Zeitschrift mitzuarbeiten. Jetzt gibt es also entweder ein großes Zukreuzekriechen vor der Diktatur der Jünglinge von der Zentrale oder aber einen neuen großen Hinauswurf.
Der neue tzölz-proAeß. Broh an den Staatsanwalt. Wie schon mitgeteilt, haben die sächsischen Behörden anscheinend ihr« Absicht wieder aufgenommen, gegen den vom Berliner   Sonder- gericht zu lebenslänglichem Zuchthaus oerurteilten Max Hölz   noch einmal wegen feiner Straftaten im Dogtlande zu oerhandeln. Der hierzu notwendige Transport aus dem Moabiter   Unterfuchungs- gefängnis, in dem sich Hölz zurzeit noch befindet, nach Dresden  bildet den Gegenstand eines Konflikts zwischen der Berliner  Staatsanwaltschaft und den Verteidigern des Hölz. Im Namen seiner Mitverteidiger Iustizrat Fränkl und Rechtsanwalt Hegewisch- Eelle hatte Iustizrat Dr. Broh bean- tragt, ihn zu dem Transport de» Hölz nach Dresden   hinzuzuziehen. Die Berliner   Staatsanwaltschaft ist anscheinend. nicht gewillt, diesem Verlangen Rechnung zu tragen: eine endgültige Ablehnung ist jedoch noch nicht erfolgt. Inzwischen hat sich Iustizrat Broh nochmals an die Staatsanwaltschaft des Landgerichts I   mit einem ausführlich begründeten Antrag gewandt, in dem es heißt: Käme es im Falle Hölz zu der Wiederholung eines der vielen Exzesse, die bei dem Transport von Revolutionären bisher in der deutschen Republik gang und gäbe gewesen sind, so würden weite Kreise des Volkes das Vertrauen zu einer völlig unparteiischen D a r st e l l u n g des Sachoerhalts nur dann haben, wenn auch die Verteidigung zu dem Transport michinzugezogen wäre. Ich muß schon jetzt, wenn wie kaum anders zu erwarten ist ein fajcher Exzeß geschieht. Sie hierfür verantwortlich machen, da S-e hinreichend gewarnt waren. Herr Staatsanwalt Jäger hotte in öffentlicher Verhandlung erklärt, daß er Kenntnis davon erhalten habe, daß Hölz durch Kommuni st en in Sipo-Uni- form befreit werden solle. Hölz erblickt in diesem angeblichen Befrsiungsversuch" bereits die Vorbereitung eines beim Transport gegen ihn zu unternehmenden Anschlages, der dann dem Publi» kum als Abwehr diese» Befreiungsversuches plausibel gemacht werden soll. Sollte übrigens die Furcht vor einem Befreiungs» versuch der Grund sein, weshalb der Derteidigung die Erlaubnis zur Begleitung des Transports verweigert wird, so ver- pflichten sich sämtliche Verteidiger ehrenwörtlich, von dem Transport und feinem Zeitpunkte niemandem eine Mitteilung oder auch nur ein« Andeutung zu machen."
im Iuliheft vonWestermanns Monatsheften" misführt, jedenfalls keine verneinende Antwort geben. Der Umfang der Alpenvergletfcherung ist in geschichtlicher Zeit nicht unverändert geblieben. Alte Chroniken berichten von Bor- stößen und Rückzügen der Gletscher, die oft mit Katastrophen ver- bunden waren. Die Gletscherforschung ist sich darüber einig, daß selbst eine nur geringfügige Klimaverschlechterung dazu ausreichen würde, die Verhältnisse der Eiszeit bei uns zurückzuführen. Nur über die Art der Veränderung ist man sich nicht im klaren. Die einen meinen, daß schon bei einer Verminderung der mittleren Jahrestemperatur um 2 Grad Celsius das Eis der Alpengletscher bis in die Ebene vordringen würde: die anderen, daß zur Herauf- beschwönmg einer neuen Eiszeit die Veränderung des allgemeinen Klimacharakters vom kontinentalen zum ozeanischen Typus not- wendig sei. Nun ist zweifellos der allgemein» Klimacharakter für die Ver- gletfcherung von großer Bedeutung. Das zeigt ein Vergleich zwischen den Bergketten des Aldangebirges im nordöstlichen Sibirien   und dm südamerikanischen Kordilleren. Während die Berge in Sibirien  trotz einer um 12 Grad niederen Jahrestemperatur als die mittel- europäischen Klimate an ihren Abhängen keinen bedeutenderen Gletscher tragen, stoßen die Gletscher der patagonischen Kordilleren unter 48 Grad südlicher Breite bis an» Meeresufer vor. Nimmt man an, daß in beiden Klimoten im Winter gleich viel Schnee fällt, so wird dieser Sckmee im sommerwarmen Festlandsklima bis hoch ins Gebirge hinauf abaeschmolzen, im sommerkühlen Seeklima da- gegen von einer gewissen Höhe an nicht mehr bewältigt werden. E« werden daher größere Schneemassen angehäuft, die zur Bildung von Firnlagern und damit zum ständigen Wachsen der Gletscher führen.'Bon entscheidender Bedeutung ist allerdings dabei das Vor- handensein einer Gebirgskette, auf der den größten Teil des Jahres hindurch die Niederschläge als Schnee fallm. Infolge dieser Der- Hältnisse hat man neuerdings den Niederschlagserscheinungen bei der Beurteilung der Gletscherschwonkungen größere Aufmerksamkeit zu- gewendet, und die in so großen Höhen schwere Erforschung wird er- leichtert durch die Wetter- und Gletscherwarte auf dem Jungfraujoch. Schon setzt geht der Vormarsch de» Oberen Grindelwald» g l e t s ch e r s Jahr um Jahr um etwa 100 Meter weiter. Hält dieser Fortschritt an, so würden in rund 10M Iahren die Gletscher des Derner Oberlandes den Brienzer   und Thuner See bedecken, nach weiteren Illtzü Iahren dos beute dicht besiedelte Gebiet des deutschen  , schweizerischen und französischen   Vorlandes völlig unbewohnbar machen und nach«inigen 1000 Iahren ganz Nordeuropa   überziehen. .Herzliebchen mein unlerm Rebcndach". Dieses Volkslied, das die Iugendtage unserer Großeltern verschönte, wird auch wohl heute noch angestimmt, ohne daß sich jemand des Komponisten erinnert. Und doch liegt ein« eigene Tragik darin, daß dies Liedchen das einzige Werk ist, das von August Eonradi lebendig geblieben ist, dem Klassiker der Berliner   Vossenmustk, dessen 100. Gcburts- tag in diesen Tagen durch eine Feier begangen werden wird. Conrad!, als Sohn eines Polizeisergeanten in der Müllerstraße 1841 zum ersten Male an die Oeffenkichkeit,»Achill  ,
Die Rechte öer Aechenbetrkebsräte. Anläßlich der Debatte über das furchtbare Grubenunglück auf der Zeche Moni Cer-is im Reichstage forderte Genosse H u e bekannt­lich die Teilnahme der Betriebsräte an der Untersuchung über die Schuldfrage. Hierbei erwähnte er die Stellung der Betriebs- rät« auf den Zechen, die meist so schwach sei, daß sie überhaupt keinen Einfluß ausüben könnten. Wie berechttgt diese Ausführun- gen unseres Vertreters waren, zeigt folgender Fall, den uns das Arbeitersetretariat Dortmund   mittellt. Der Betriebsrat der Zeche ver. Schürbonk u. Charlotten« bürg hatte ein Mitglied beauftragt, neben dem Revier I und Ib auch die Befahrung der 139., 244. und 298. Metersohle des Haupt- fchachtes, sämtliche im Hauptschacht befindlichen Eingänge sowie den Hauptaufbewahrungsort für Sprengstoffe und der bestehenden Richt- strecke zu befahren. Diese Befahrung ist. sehr schwer und zeit- raubend. Die Zechenverwaltung lehnte die Bezahlung dieser 4 Fahrschichten pro Monat seit Januar 1921 a b. Die Verwaltung der Zeche gibt an, diese Strecken und der Schacht seien nicht als selbständige Reviere zu brachten. Ihre Befahrung könne sehr wohl in Verbindung mit der Befahrung der Reviere I und II erfolgen. Derkönigliche" Bergrevierbeamte des Bergreviers Dortmund I wies unter dem 14. Juni 1921 Nr. 1318 den Anspruch auf Zahlung von Lohn für Schichten zur besonderen Be- fahrung des Fahrtraums de» Hauptförderschachtes und der Wetter- strecken als unberechtigt ab. Er ist der Ansicht, daß die Be- fahrung des Schichte« und der Sohlenstrecken mit der Revierbefah- rung zu verbinden ist. Diese Emscheidung ist getroffen, ohne daß dem betreffenden Mitglied- des Betriebsrats Gelegenheit ge- geben wurde, sich in der mündlichen Verhandlung zu äußern. Dem königlichen" Bergrevierbeamten genügt« die Auskunft der Zechen- Verwaltung. Bei einer Belegschaft von etwa 1400 Beschäftigten werden tag- lich dem Betriebsrat Beschwerden vorgetragen. Der Betriebs- rat ist verpflichtet, die Beschwerden zu prüfen. Das ist n i cht möglich, wenn die Befahrung im Galopp vorgenommen wird. Im Arbeitersekretariat der freien Gewerkschaften Dortmund  werden sehr oft solche und ähnliche Fälle vorgetragen. An anderen Orten wird es kaum ander» fein. Der Abg. H u e hatte daher Recht. wenn er bei dieser Gelegenheit auf die Schwierigkeiten hinwies, die den Betriebsräten entgegengesetzt werden, wenn sie auf die Be- kämpfung der Unfallgefahren auf den Zechen und die Durchführung der Unfallverhütungsvorschriften hinwirken. Die Abgeordneten der Deutschen   Dolkspartei und des Zentrums, die dem widersprachen. haben sich wieder einmal als gute Vertreter des Zechenkapital« ge­zeigt.
Agrarier gegen Landarbeiter. Arankfuri a. d. 0, 29. Juni.  (Eigener Drahtbericht desVor- wärt»".) Der Kampf des Großagrariertums gegen den Deusschcn Landarbeiteroerband nimmt immer groteskere Formen an. Nach- dem es dem Landbund nicht gelungen ist, durch seine gelben Der- bände die fteigewerkschaftlichen Landarbeiterorganisationen zu zer­stören, greift man jetzt nach dem Muster der Vorkriegszeit zu den schärfsten Repressalien gegenüber den Angehörigen de» Land- arbeiterverbandes. Massenentlassungen von freigewerkschaftlich Or- ganisterten sind keine Seltenheit mehr.- Den Höhepunkt hat dieses Treiben jetzt dadurch erreicht, daß die Verwaltung des Gutes Schlagenthin bei Müncheberg   ohne Angabe irgendeines Grün» des ihre gesamte Arbeiterschaft fristlos entlassen hat. Der einzige Grund ist natürlich die Zugchörigkett zum Deutsche  » Landarb eitern er band. Jetzt sucht die Verwaltung in den bürgerkch-n Z-tti«gen de, Kreises unorganisierte oder gelb« Arbeiter. Di« Le- buser- Kreisverwaltung de» Deutschen Land arbeiterverbandes warnt dringend vor Zuzug nach Schlagenthin. Charakteristsscherweise ist das verschärfte Vorgehen der Agrarier gegen die organisierte Ar- beiterschast sett dem Wechsel im preußischen Ministerium des Innern zu beobachten. Die Großgrundbesitzer wissen genau, daß unter Domin icus' Regime die zuständigen Landräte usw. nicht mehr den notigen Rückhalt haben, wenn sie durch ihr Ewgreifen die Herren Landwirt« zur Tariftreue zwingen. Wir raten dem Regierungspräsidenten w Frankfurt   a. d. O., unseren Genossen Bartels, dringend, sich nicht nur der Sache, sondern des Prinzips wegen um den geschilderten Fall besonders angelegentlich zu kümmern._ Wilhelm Tell  ",Muza Haireddin, der letzte Mcruerenjfürst". waren die Titel feiner Opern, die ihm keine Lorbeeren eintrugen. 1843 wurde er Organist an der Kirch« de. In- validenhauses und fand die Unterstützung von Liszt  , der ihn 1844 nach Weimar   zog, wo er die Werke Liszts instrumentierte. Die laffo" undGoethe-Fesrmorsch" in semer Instrumentierung sowie Weimarer   Feier von Goethes 100. Geburtstag, bei dem Liszts Stücke von zwei Sinfonien von ihm aufgeführt wurden, war der künstlerische Höhepunkt seines Lebens. Seit 1854 aber wirkte er kortdauemd in Berlin   am König städtischen und am Wall- ner- Theater, und diese enge Berührung mit der Posse lenkt« seine Tätigkeit m Bahnen, die ihn zu viel größeren Erfolgen führten. Er verfaßte die Musik zu den beliebten Possen David Kalisch  « und hat dann weit über 100 Volksstücke, Liederspiele, Schauspiele, Ausstattungsstücke musikalisch illustriert. Mit dem Siegeszug, den manche dieser Werke über die Theater Deutschland» und die beut- scheu Auslandbühnen antraten, wurden auch Conradis heitere Weisen allgemein bekannt und beliebt. Was seiner ernsten Musik versagt blieb, wurde diesen leichten Arbeiten zuteil: eine Volkstümlichkeit, um die man ihn mit Recht beneiden konnte. Als er am 26. Mai 1873 starb, hinterließ er alles, was er an irdische» Gütern gewonnen hatte, den Annen. Die Impfung der Masern. Auf dem diesjährigen Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde wurden bedeutsame Mit- teilungen über die Gewinnung eines Impfftosses gegen Masern gemacht. Heber die Untersuchungen, die an der Münchener Univer- sitäts-Kinderklinik ausgeführt wurden, berichtete Dr. Degkwitz. Don der Gleichartigkeit der Pocken- und Masernerkrankung wurde auf eine nahe Verwandtschaft beider Krankheitserreger geschlossen und die Möglichkeit ins Auge gefaßt, baß die bekannte Eigenschaft des Pockenerregers, unter veränderten Lebensbedingungen seine Giftig- keit für den Menschen zu verlieren, auch eine Eigenschaft des Masern- erregers sein könnt«. Auf diese Weis« gelang es, den Masernerreger zu züchten und so abzuschwächen, daß di« Kulturen als Impfstoff verwendet werden konnten. Kinder, die noch keine Masern gehabt haben, wurden mit solchen Kulturen infiziert und bekamen 12 bi» 15 Tage nach der Impfung leichteste Krankheitserscheinungen. Sie erwiesen sich dann nach Wochen und Monaten den schwersten Maserninfektionen gegenüber als immun. Da es jetzt gelungen ist, den Masernerreger auf Nährboden mit einer tierischen Ciweißqnelle zum Wachsen zu bringen, so eröffnet sich die Aussicht auf die Mög- lichkeit einer wirksamen und durchgreifenden Masernbekämpfung durch Impfung._
> Offiziere, da» tapfere SLauspiel von HenS Seseman«. besie» realistische Tchllderimgen de» Kriege» und der Etappe bei der Aufführung in Berlin   starten Eindruck hervorriesen. ist jetzt lm Pi-nierverlag Hamburg in Druck erschienen. Ts sollt« immer wieder ben L-uten vorgelesen werden, die da» Märchen von dererdolchten Front- verbreiten. ?te wro??e BolkSoper Berlin   gibt am Sonnabend lm Zo ein großes Sommccse't. ES wirken mit: Di« StaatSIavelle(Leo Blech  ), das Philharmonische Orchester(Gustav Brecher  ), Juli»» EtnödShöfer, der Lebrrr, gesangverein, der Berliner   Sängerverem, der Erksche Mäwiergrsangveretn. Kabarett, Marionettentheater, Ball vervollsUndlgen da» Programm.