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einer starken Sympathie. Jedoch kann der Hauptausschuß der Sache nur propagandistisch und durch Vereinbarung mit den Gewerkschaften dienen, die hierbei ausschlaggebend sind. In den Ortsausschüssen ist die Arbeit je nach den örtlichen Ver- häitnissen, ganz verschieden. Ein umfassendes Bild'aßt sich auf beschränktem Raum nicht geben. Man arbeitet in den Gemeinden mit Ferienwanderungen, stellt Helferinnen für Kindertransporte ins Ausland und bei der Versendung im Inland, ebenso für die Ouäkerspeisungen. Die Ortsausschüsse befolgen den Grundsatz, daß die soziale Gemeinschaft, verkör- pert in der Gemeinde, die Pflicht hat, für ihre Glieder zu sor­gen und daß der einzelne als Glied der Gemeinschaft ver- pflichtet ist, nach besten Kräften an der Verfolgung dieses Zieles mitzuwirken. Eine Klärung der Ziele, eine Richtschnur für neues Ar- beiten soll uns unsere Wohlfahrtsbewegung in Görlitz   geben.
Der Hauptausschuß für Arbeiterwohlfahrt veranstaltet am Donnerstag, den 13. September 1921, in Görlitz  , im Restaurant Tivoli seine erste öffentliche Wohlfahrt s- t a g u ng. Tagesordnung: 1. Aufgaben und Ziele der modernen Wohlfahrtspflege. Rednerin: Genossin Helene Simon- Schwelm. 2. Die gesetzlichen Grundlagen und der organisatorische Aufbau de? Wohlfahrtspflege. Referent: Bürgermeistsr Dr. C a s- pari- Brandenburg. 3 Aussprach«. Daran anschließend findet am nächsten Tage, Freitag, den 11. September, im gleichen Lokal die erste beschließende Jahresversammlung statt, in der Genossin Marie I u ch a c z überDie Erfahrungen der Vergangenheit in der Wohlfahrtsarbeit und ihre Nutzanwendung" spricht. Teilnehmer sind Delegierte aus den Bezirksorganisationen für Slrbeiterwohlfahrt. Gäste aus den Kreisen der organisierten Arbeiter- schaft, die in den verschiedenen Zweigen der Wohlfahrtsarbeit tätig sind, sind zur Teilnahme eingeladen. Anmeldungen werden bis zum 1. September unter der Adresse MarieIuchacz, Berlin   SW. 68, Lindenstr. 3, erbeten. Teilnehmerkarte wird zugesandt.
Der Ordensfimmel ist eine deutsche Krankheit, die sobald nicht I aussterben wird. Vielleicht ergibt sich aber auf dem hier vorge- schlagenen Wege ungewollt die Möglichkeit, ihm zu Leibe zu rücken? Wenn nämlich ein paar Millionen Menschen den IPour le Merite z. SB. auf stolzer Männerbrust tragen, so würde er doch vielleicht für den einzelnen Helden an Wert verlieren. Zur Beschleunigung dieses Prozesses möchten wir vorschlagen, daß die Erlaubnis zum Anlegen sämtlicher Orden und Ehrenzeichen auch auf Greise» Frauen und Säuglinge ausgedehnt wird!
Eine kleine Anfrage. Das Demokratische Deutschland", die bekannte von dem Demo- kraten Bernstorff herausgegebene Wochenschrift, hatte kürzlich be- hauptet, daß sich Stinnes mit den Kommuni st en und die Kommunisten mit Stinnes eingelassen hätten. Das sei auf die origi- nelle Art geschehen, daß dieRote Fahne" in einer Druckerei her- gestellt wurde, die Eigentum des Herrn Hugo Stinnes   gewesen sein soll. Gegenüber einigen Ableugnungen stellt die genannte Wochen- schrift jetzt fest, daß die Firma M o e s e r in Berlin   Tochterunter- nehmen der bekannten Firma Brandstetter in Leipzig   gewesen sei: Brandstctter gehört zum Stinneskonzern. Die Firma Moefer hat die Rote Fahne" in Lohnauftrag gedruckt. Mit dem 1. Juli find in diesem Verhältnis einige Aenderungen eingetreten, die Firma Moeser ist eingegangen, ihre Leiter sind in andere Stellungen des Stinnes- konzerns abgewandert und dieRote Fahne" soll, wie berichtet wird, in einer eigenen Druckerei hergestellt werden. Es verdient doch einige Aufmerksamkeit, wasDas Demokratische Dautschland" fest- stellt. Danach hat Herr Hugo Stinnes   monatelang kommunistische Arbeitergroschen in seinen Konzern fließen lassen und die Todfeinde des Kapitals haben nichts Besseres gewußt, als ihreRote Fahne" Msgerechnet in einer Druckerei des Herrn Hugo Stinnes   herstellen zu lassen. Man sieht, die Weltgeschichte macht auch ihre kleinen Witze. £)ec mit dem Grüen l Der Bundestag der Feldeifenbahner-Kriegsteilnehmer stellte auf seiner DundKtagung den Antrag, die R e i ch s r e g i e r u n g zu er- suchen, für sämtliche Kriegsteilnehmer am Weltkriege 1914/18 ein Kriegsshren zeichen zu stiften. Falls die Kosten hierfür zu hoch fein sollten, wird die Reichsrcgierung gebeten, lediglich die Ausstellung der SBesitzzsugnisse zu veranlassen und die An- schaffiing nach bekannt gegebenem Muster jedem einzelnen Beteilig- ten anHeim zu geben.
Dementi unö Heftätigung! München  , 23. Juli.  (Eigener Drahtbericht desVorwärts".) Die Niederschönenfelder Affäre wurde von einem Vertreter des Justizministeriums im Verfassungsausschuß in einer Form behandelt, die dem Ernst der ganzen Angelegenheit direkt Hohn spricht. Der Antrag, einen Untersuchungsausschuß einzu- setzen, wurde gegen die soziali st i s ch en Stimmen abge- lehnt. Der Borstand der Anstalt habe dem Ministerium mitgeteilt, daß die imVorwärts" neuerdings enthaltenen Angaben vom ersten bis zum letzten Wort erlogen seien! Folgende Stilprobe zum Beweis derErnsthaftigkeit" der Untersuchungstätigkeit:Die widerspenstigen Gefangenen behaupten, von der Kommunistischen Partei schon längst für Minister- und Kommandanten- p o st e n in Aussicht genommen zu sein und haben ständig Angst, sie könnten vergessen und diese Posten an andere verteilt werden!" Ein soeben aus Viederschonenseld enklaffenee ernster und ruhiger Parteigenosse bestätigt dagegen vollinhaltlich die beiden Berichte des Vorwärts". Sprünge im bayerischen   Ordnungsblock." München  , 23. Juli.  (Eigener Drahtbericht desVorwärts".) Durch die Mitteilungen desVorwärts" unter dieser Ueberschrift (Nr. 336) ist die Nervosität der bayerischen   Regierung noch mehr gestiegen. In der Gereiztheit, mit der sie in der offiziösenStaats- zeitung" auf die unter obigem Titel imVorwärts" erschienenen Darlegungen eingeht, wirft sie derVorwärts"-Berichterstattung Unlauterkeit der Gesinnung und falsche Darstel- lungsweise vor, um dann im wesentlichen alles zu b e st ä t i- gen, was zu dem Artikel Veranlassung gegeben hat. Wenn sie den Konflikt des Abg. Schlittenbauer mit dem Handelsminister Hamm   wegen Duldung von Vieh Verschiebungen ableugnet, so möchten wir sie nur bitten, den Bericht des Wirtschaftsausschusses des Landtags vom 14. Juli nachzulesen, um zu sehen, von wem dieser Vorwurf ausgegangen ist und wie er in beteiligten Kreisen gewirkt hat. Vollkommen zu unterschlagen sucht man die Notiz über den Streit zwischen dem Landwirtschastsminister und dem Staatsanwalt, zu deren Erledigung in einer mehrtägigen Be- ratung der Ministerialreferenten selbst die kritiklose Nachsprecherin der Kahr  -Politik, nämlich dieMünchener Neuesten Nachrichten  ", er- klären:Zu den Angriffen auf den Landwirtschaftsminister wird eine ziemlich gewundene und nichtssagende Crklä- r u n g veröffentlicht," weiter heißt es:alle anderen Angaben des ltrteils sind aus den Fingern gesogen". Was bleibt dann noch übrig? Etwa die Asußerungen der rechtsradikalen bayerischen   Blätter, die der Ministerpräsident ostentativ durch die Landtagsräume trägt? Sollte es der bayerischen   Regierung gar so peinlich sein, im Scheinwerferlicht desVorwärts" zusammen mit ihren Gesinnungsgenossen vor aller Welt förmlich photographiert zu werden? \.. ,. Zwei Hetz- und Radauversammlungen schlimmster Art, die nur unter der treibhausmäßigen Züchtern der bayerischenOrdnungs- zustände" vorkommen konnten, brachte, wie uns aus München   mit- geteilt wird, der gestrige und vorgestrige Abend, die eine veranstaltet von der national-sozialistjschen Arbeiterpartei, in der die Reichsregie- rung von dem Hauptagitator derartig beschimpft wurde, daß die Versammlungsteilnehmer sich zu tätlichen Drohungen hin- reißen ließen, die zweite mit dem MottoHeraus mit der Gegen­rechnung!", in der unter maßloser Uebertreibung berechtigter Forde- rungen der Reichsregierung nach Möglichkeit Knüppel auf den Weg ihrer Politik geworfen wurden.
programm-Diskussion. Breslau  , 23. Juli.  (Eigener Drahtbericht desVorwärts".) In der gestrigen Generalversammlung des Sozialdemokratischen Vereins Breslau  , in der die Delegierten zum Parteitag gewählt wurden, wurden mehrere Entschließungen zur Programm- frage angenommen. Beinahe sämtliche Redner und die mit großer Mehrheit angenommenen Entschließungen erklären den Entwurf der Programmkommission als eine geeignete Grundlage für eine weitere Diskussion der Programmfrage bis zum nächsten Partei- tag. Für Görlitz   wird nur die Annahme eines kurzen A k t i o n s- Programms gefordert, das für die Frist von diesem bis zum nächsten Parteitag in Gültigkeit bleiben solle. Das endgültige Pro- gramm müsse enthalten: ein klares Bekenntnis zur Aufgabe der Arbeiterklasse, die kapitalistische Gesellschaft in die sozio- listische zu verwandeln, eine eindeutige Darlegung der von uns gewünschten Wege der S o z i a li s i er u n g und eine Ausführung unserer Forderungen zur Demokratisierung(Beseitigung der Rechte der Militärherrschaft und Belagerungszustandgesotz usw.), die in dem Programmentwurf vermißt wird.
Das Ende der pofener Autonomie. Der Beschluß des polnischen Ministerrats vom 9. Juli d. I., die Vereinheitlichung der Verwaltung des ehemals preußischen Teil- gsbiets mit der allgemeinen Staatsverwaltung Polens   bis zum 1. September d. I. durchzuführen, wird von der Posener Presse scharf kritisiert. Das führende polnische Blatt in Posen, K u r j e r P o z n a n s k i", hebt das Verderbliche dieses Beschlusses ausdrücklich hervor und weist auf die katastrophalen Folgen hin, die sich bei Durchführung der Verwaltungsreform in weniger als zwei Monaten ergeben müßten. Das Blatt betont, daß, während in ganz Polen   die Verwaltung versage und das Bild eines jämmer- lichen Chaos darbiete, sich allein das ehemalig preußische Teilgebiet dank der übernommenen und sachkundig angepaßten Organisation auf der notwendigen Höhe administrativ-staatlicher Leistungsfähigkeit gehalten habe. Die Aufhebung der Sslbstver- waltung im gegenwärtigen Augenblick fei aber doppelt gewagt, weil Polen   im Zeichen des Ueberganges zuin freien Handel stehe. Angesichts dieser Tatfache erscheine die Auflösung der Selbstverwal- tung als geradezu katastrophal. Auch mit Rücksicht darauf, daß das Posener Ministerium zurzeit mit den unaufschiebbaren Maßnahmen für die Herabsetzung der Brotpreise beschäftigt sei, sei dessen Aufhebung oder Liquidierung ein unbegreiflicher Leichtsinn. Zum Schlüsse des Artikels heißt es:Indem die Regierung Witos  alle diese Rücksichten ignorierte, lieferte sie den krassen Beweis, daß ihre Politik und ihre Methoden Polen   aus dem SNißgefchick nicht herausführen, sondern es vollends zugrunde richten werden. Es ist patriotische Pflicht, alles zu tun, daß eine solche Re- gierung beseitigt und die Staatsgewalt in fähigere Hände gelegt wird."
Selbstmord ewes baperisthen Ministers. In den letzten Tagen wurden in den rechtsstehenden Zeitungen Bayerns   mit zunehmender Deutlichkeit Mitteilungen über Münz- fälfchungen gemacht, deren sie den bis vor kurzem im Amt �wefencn Staatssekretär für das Verkehrswesen v. Frauendorffer be- schuldigten. Frauendorffer war nicht nur ein Liebhaber, Kenner und Sammler antiker SNünzen, er hat auch mit einer gewissen Be- rufsleidenfchaft lange Jahre fein Amt als bayerischer Verkehrs- minister, innegehabt. Unter dem altey Regime vor dem Krieg tat er feine Pflicht als Exzellenz und Ritter hoher Orden, er blieb auch unter Eisners Regierung in seinem Fachamt. Jetzt hat er, wie eben gemeldet wird, sich erschossen. Der Wahlprüfungsausschuß der ikaNetiifchen Kammer hat eine Untersuchung wegen der Wahl des Grafen Tvggenburg, dessen Nationalität zweifelhaft fein soll, angeordnet. Toggenburg ist einer der vier deutschen   Vertreter Südtirols   im italienischen   Parlament. Bei der Eröffnung der Session durch den König drohten Fascisten ihn mit Gewalt fernzuhalten, weil er während des Krieges unter den Habsburgern sich als besonders italienerfeindlich gezeigt habe. Darauf verzichteten die vier Südtiroler an der Teilnahme. In Italien   ver- urteilte man das Auftreten der fascistifchen Rüpel allgemein.
Manchesmal möchte ich... Bon Hans Bauer. Manche«»«! nachte ich einen Roman schreiben, der müßte heißen:Auf märkischem Sande" und in derDeutschen Zeitung" erscheinen... Und er müßte überhaupt zum Totlachen sein. Manchesmal möchte ich, daß der Herr Polizeipräsident Poehner in seinen Jugendjahren die Hedwig Courths-Mahler   geehelicht hätte. An Ludwig Thomas, Max Bewers und Otto Ernsts hätte Deutsch  - land für die nächste Generation dann wahrscheinlich keinen Mangel. Manchesmal möchte ich eine Diele gründen. Darin müßte die Garderobe frei fein, kein Weinzwang bestehen und eine Tasse besten Kaffees für 1,39 M. erhältlich fein. Manchesmal möchte ich, man hätte im Januar 1917 nicht die ersten Kapazitäten, sondern mich blutigen Laien darüber um Rat gefragt, ob man mit 129 U-Booten England werde aushungern könn«. Manchesmal möchte ich, daß solange jede Nacht eine Munitions- fabrik durch Selbstentzündung in die Luft flöge, bis man es für sinnlos hielle, noch welche zu bauen. Manchesmal möchte ich wissen, ob der Name Einstein   oder der Name Hindenburg   länger im Gedächtnis der Nachwelt lebt. Manchesmal möchte ich die Bibliothek eines ostelbischen Land- rotes durchstöbern dürfen. Manchesmal möchte ich wünschen, Herr Knüppel-Kunze fiele bei einer Veitfahrt ins Wasser und würde von Herrn Moses Mandelse.ife gerettet. Manchesmal möchis ich die Existenz meines ehemaligen Aus- bildungsunteroffiziers auf die kleinen Gaben angewiesen wijjen, die ich ihm reiche. Sonst bin ich aber nicht rachsüchtig. Manchesmal möchte ich, die Stunden meiner Arbeit sausten im Tempo der Aburteilung von Revolutionären   dahin und die Stunden bei meinem Liebchen schleppten schwer wie der geregelte Gang eines Prozesses gegen Rechts-Bolschewisten. Manchesmal.... manchesmal: So hat a jeds halt sei Sehnsucht.
Das Eintrittsgeld der Vluieen und die schwer schädigenden Wirkungen, die es auf die bildungsbsflisscne Jugend ausübt, bespricht Prost Adolf Erman  , der Direktor des Aegyptolo- gifchen Seminars, im neuen Heft derBerliner   Hochfchul- Nachrichten". Zwar habe die Regierung, sagt Erman, den Studenten das Vorrecht eingeräumt, gegen eine Halbjahresgebühr von 19 M. sich fteien Eintritt in die Museen zu verschaffen, aber diese gutgemeinte Bestimviusg treffe nicht den Kern der Uebelstände, weil sie nur an die wenigen Studenten denke, die zu wissenschaftlichen Zwecken die Museen besuchen.Die w«t»ollsten Besuch« sind ab«
die gelegentlichen, d. h. unter den Studenten die, die in einer freien Stunde zwischen zwei Vorlesungen in die benachbarten Museen hinübergehen. Diese eine Stunde fortan mit 2 M. zu be- zahlen, sind sie nicht in der Lage, und sie werden noch weniger bei der allgemeinen Not sich zu solchen gelegentlichen Besuchen eine Semesterkarte zu 19 M. lösen können." Die Studierenden, deren Studium zum Teil in den Museen stattfindet, müssen jetzt zu allem übrigen noch jährlich 29 M. entrichten, nur um von den Türhütern in ihre Arbeitsstätte eingelassen zu werden. Und wer Kunstgeschichte aus persönlichem Interesse betreibt, der wird es sich wohl überlegen, ob er das nach weiter tun kann, da der Staat ihn für feinen Fleiß und seinen Bildungstrieb derartig besteuert. Schließlich weist Erman noch auf einen anscheinend geringfügigen Punkt hin, der unter Umständen aber doch von Wichtigkeit werden kann.SWer die Museen kennt, weiß, daß es in ihnen nie an Schülern fehlt, die sich bei gelegentlichen Besuchen für irgendein Fach begeistert haben und die nun in jedem schulfteien Augen- blicke wiederkommen, eifrig studieren und oft schon selbständig arbeiten. Aus diesen Berlmer Jungen ist so mancher hervor- gegangen, der später dasselbe Fach in der Wissenschaft vertreten hat. Glaubt man nun wirklich, daß diese armen Schüler, für die es ja nicht einmal Semesterkarten geben wird, weiter noch in die Museen kommen werden??" Das Schlußsrgebnis der Kritik Ermans lauist natürlich:Das Eintrittsgeld muß wieder aufgehoben werden und j e eher, desto besser!" Starke Steigerung der literarischen Produktton. Die Produk- tion an Büchern und Zeitschriften hat in Deutschland   im- Jahre 1929 gegen die des Jahres 1919 einen Aufschwung genommen, der fast ein Sechstel der ganzen Produktion beträgt. Sic belief sich 1929 auf insgesamt 32 343 neu herausgegebene Werke gegen 26194 im Jahre 1919. Davon waren NeuerfcheU nungen an Büchern 19 978(1919 15 876): neue Auflagen von Büchern 8713 l64Z2). Zeitschriften 4332(3886). Nach der Statistik L. Schönrocks ineBuchhändler-Bvrfenblatt" stehen darunter an erster Stelle die Werke der schönen Literatur mit 6647(5931). Es folgen Rechts- und Staatswissenfchft mit 4411 (4321), Erziehung und Unterricht 3149(2614), Theologie 2392(1847), Sprach- und Literaturwissenschaft 1726(1954). Heilwissenschaft 1489 (1972), Juaendschriften und Bilderbücher"1431 l1916), Naturwissen- schaft und Mathematik 1345(1138!, Geschichte und Biographie 1393 (966), Haus-, Land- und Forstwissenschaft 989(787), Bau- und In- genieurmissenschaft 989(634). Erdbeschreibung und Karten 913(781), Kunst, Musik und Theater 831(838), allgemeine Bibliographie, Ge- samtwcrke u. a 572(389), Knegswissenschaft 229(311), Studenten­wesen und Sport 199(161), Verschiedenes 772(778). Was Bakunln dem Zaren beichkeke. Aus den Geheimarchiven der russischen. Polizei, die seit dem Umsturz schon so viele interessante Dokumente herausgegeben haben, wird jetzt die Veröffentlichung einesBekenntnisses Bakunins" angekündigt. Viktor Serge  , Moskau  , der in das Dokument Einsicht genommen hat, macht schon jetzt einige Mitteilungen daraus.
Aach   seiner Teilnahme an der revolutionären Bewegung in Rußland  , Frankreich   und Deutschland  (1848 bis 1849) wurde Bakunin   zuerst in der Peter-Pauls-Festung  , dann in der Schlüssel- bürg eingekerkert und schließlich nach Sibirien   verbannt, von wo es ihm erst 1862 zu entkommen gelang. Die Dokumente, die heute dem Geheimarchiv der Polizei entnommen worden find, stammen aus jenen Zeiten des Kerkers und der Verbannung. Der geistige Vater des Anarchismus scheint damals eine moralische Krise durch- gemacht zu haben. Nikolai l. hatte ihm durch den Grafen Orlow vorschlagen lassen,ihm zu schreiben, wie der geistige Sohn an seinen geistigen Vater schreibt". Der Zar als Haupt der orthodoxen Kirche fühlte sich nämlich als geistiger Bater seiner Untertanen. In dem kleingeschriebenen, vierundncunzig Seiten umfassenden Heft, das in den Dokumenten der III. Sektion des Ministeriums des Innern(Polizeidepartement) gefunden wurde, versucht nun Bakunin  , dem Zarensein ganzes Leben, all seine Gedanken und Gefühle' darzulegen". Er schreibt:Ich will Ihnen mein Bekennt- nis ablegen, wie dem geistigen Vater, von dem der Mensch die Ver- gebung seiner Sünden nicht in dieser, aber in der anderen Welt erwartet.. Er bezeichnet seine Handlungen als p h a n t a st i- s ch e Pläne, unbegründete Hoffnungen, verbrecherisches Vorhaben.Ich war zu gleicher Zeit Betrüger und SBe- trogener: ich habe die anderen und mich selbst genarrt, habe gleichsam die Vernunft meiner Anhänger und die meine ver- gewaltigt... Ich hatte mich selbst in eine unnatürliche, unbegreif- liche Läge versetzt, die mich bisweilen zwang, wider meinen Willen ein C h a r l a t a n zu sein. In mir steckt viel Don-Quichotterie". Die ganze europäische   Bewegung, an der er selbst so kräftig teil- genoinmen hat, deucht ihn armselig und eitel.Ganz Europa  lebt von einer Lüge", erklärte er. Die Revolution von 1848 ha: ihm dieOhnmacht der G e h e i m b ü n d e" bewiesen. Das einzige, dem er wirklich treu bleibt, ist sein Panslowismus. Die sla- wischen Völker sind, verglichen mit den degenerierten Nationen des westlichen Europa  , die einzigen, die gesund geblieben, die einzigen geborenen Kommunisten, auch dem Charakter nach. Ihre Gruppie- rrmg vermag eine neue Macht hervorzubringen, ein neues»Reich des Ostens" mit Konstantinopel   als Hauptstadt. Es ist leider nicht bekanntgeworden, was Väterchen Nikolai zu diesen Bekenntnissen seines anarchistischen Beichtkindes gesagt hat. Die Kirchenbuße, die er dem reuigen Sünder auferlegte, wird jeden- falls nicht allzuhart gewesen sein. Dr. Ncsttiepke Leiter des Neuen Volkstheaters. Direktor Heinz G o l d b e r g ttitt mit dem heutigen Tage au' seinen Wunsch von der Leitung des Neuen Volkstheaters zurück. Er ist indessen aufgefordert worden, auch in der kommenden Spielzeit die Inszenierung einzelner Werke zu übernehmen. Für die weitere Leitung des Neuen Bolkstheaters ist von der Voltsbühne E. V., die das Haus seit mehreren Monaten bewirtschaftet, Dr. S. Ne- striepke bestimmt worden. Erftauffüyruugen der Woche. Moni. Theater i» der König  - gräher Strasse:Der dürre Baum". Dieust. Rtsse-Theater r Mein Leopold". Montag, de« I. August. Bolksbühue:Liebelet".