Nr.478 38. Jahrgang Ausgabe B Nr. 237
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Konnten wir weiterkämpfen?
In anderen europäischen Ländern zieht das Bolt nach Daris, 10. Oftober.( WTB.) Nach einem Bericht des Genfer | Schreiben, was der Bölkerbund tun tönne, sei, die Bewohner Ober- Führer zur Rechenschaft. In Deutschland ist es den ciner Niederlage seine militärischen und politischen Korrespondenten des„ New York Herald " liegt die Entscheidung schlesiens erst zu befragen. Oberschlesien sei der höchstentwickelte In enerälen gelungen, die Beschimpfung und Bedes Bölkerbundrates in der oberschlesischen Frage den duftriebezirk Europas , es sei unteilbar wie das Wert einer zichtigung des eigenen Boltes zu organi Mächten bereits vor. Diese hätten sich jedoch geweigert, ihren Uhr. Die Mehrzahl der Bevölkerung sei gegen eine Teilung, fie ieren." Diese Säge stehen im Vorwort einer Broschüre, in Bertretern im Bölferbundrat deren Billigung zu gestalten, falls wiffe, daß sie den Ruin bedeuten würde. Das Intereffe der unglück der Genosse Adolf Köster mit der Dolchstoßlegende abnicht gewiffe Abänderungen getroffen würden. Es verlaute, daß ein lichen Bewohner müffe in Erwägung gezogen werden, selbst vom rechnet, die er mit Recht eine der hinterlistigsten und nichteuropäisches Mitglied des Bölkerbundrates gedroht Bölferbunde, in dem sie nicht vertreten seien". Die ursprüngliche habe, fich von der ganzen Angelegenheit zurüdzuziehen. Der Abstimmung in Oberschlesien sei vorgenommen worden unter der zugleich dümmsten Legenden nennt, die gegen die Rezwischen würden seitens der Mächte die Geheimverhandlungen über die gesamte Proving an Deutschland oder an Polen fallen tärische Lage beim Waffenstillstand. Bir können ihm nur Bölkerbundrat halte jeht nur noch zum Schein Sihungen ab. In- Borausseßung, daß die Bevölkerung darüber abstimmen solle, ob publik mobilisiert worden sind.*) Im ersten Teil der Schrift untersucht Röster die milidie vorgeschlagene Lösung fortgeführt. Der Führer der Oppofifion folle. Die ganze Welt wisse, daß, wenn die Abstimmung eine pol. tärische Lage beim Waffenstillstand. Wir können ihm nur fei England, das sich weigere, auch önigshütte und Katto- nische Mehrheit ergeben hätte, die gesamte Provinz an recht geben mit seiner Bemerkung, daß die militärischen ErPolen gegeben worden wäre. Nicht fünf vom Hundert der ober- eignisse der legten Kriegsmonate in Deutschland fast ganz unbekannt sind und daß die militärische Fachschriftstellerei Paris , 10. Oktober. ( WTB.) Havas meldet aus Genf , der schlesischen Bevölkerung würden für eine Teilung gestimmt haben. fich geflissentlich hütet, die Aufmerksamkeit auf diesen Teil Bölterbundrat fei noch nicht in der Lage, fein Gutachten über über die Frage der Teilung stattfinden. Wenn sich die Bevölkerung Materials zeigt Köster, daß das deutsche Westheer vollBevor man daher Oberschlesien teile, müsse eine neue Abstimmung des Weltkrieges zu lenken. An Hand genauen statistischen die oberschlesische Frage abzugeben. Die Schlußfolgerungen der vier nicht ständigen Mitglieder, die mit der Prüfung der Frage beauftragt gegen eine Teilung erkläre, dann müsse man der Provinz örtliche fommen geschlagen und abgekämpft war. Die feien, seien dem Bölferbundrat noch nicht unterbreitet worden. Er Autonomie unter deutscher Souveränität geben. Dies werde erst Anfang nächster Woche in einer Bolisitung davon sei zwar feine ideale Lösung, aber polnisches Geld, polnische Ar- französische Behauptung, daß nur der Waffenstillstand es vor beitergefeßgebung( bzw. deren Mangel) und polnische Unerfahren der völligen Ratastrophe bewahrt habe, ist wie jede Hypothese heit auf der einen Seite der Grenzlinie und deutsches Geld, deutsche zwar nicht restlos zu beweisen, aber außerordentlich Wie England denkt. Arbeitergesetze und deutsche industrielle Tätigkeit auf der anderen wahrscheinlich. Das deutsche Heer hatte vom 15. Juli Eines der hervorragendsten Unterhausmitglieder, Renn- Geite und dazwischen Zoll- und Bakschranken bedeuteten den bis 10. November neben 360 000 Gefangenen an Material worthy, lenkt in einem Brief an die„ Times" Englands AufmertArtillerie und ein Biertel seiner Maschinengewehre. Die verloren etwa ein Drittel seiner leichten und schweren samkeit von neuem auf Oberschlesien . Das mindeste, heißt es in dem Divisionen waren Divisionen nur noch dem Titel nach, die Bataillone von vier auf drei Kompagnien reduziert, die Reserve bestand nicht mehr aus ausgeruhten, sondern aus abgefämpften Divisionen.
Kenntnis nehmen.
e.
Mörderzentrale„ Oberland".
München , 10. Oftober.( Eigener Drahtbericht des„ Borwärts".) Die Münchener Poff" bringt heute wieder umfangreiches Material über die in München bestehende mörderzentrale und ihre Zusammenhänge mit dem obersglesischen Mörder Sie schreibt: In Münden besteht kein Wurffommando", yondern es heißt nämlich Rolltommando in Oberfchlesien". Die Leute des Rollkommandos find ausgerüstet mit Gummifnüppeln und Brownings. Ihr Führer in München hat fünf Wohnungen. Ein Sonderbund dieser Organisation heißt: Bund der Elf. Das Artilleriedepot diefes Oberlandes hat einen eigenen Intendanten und erhält von der Zentrale in Breslau die Gelder. Ein Münchener Professor ist Batterieführer von Geschüßen, die das Oberland an bestimmten Orten in den Vororten Münchens versteckt hat. Eine Haussuchung in jämtlichen Bureaus des Oberlandes ist deswegen meistens ergebnislos, weil die betreffenden Herren die Aften in ihre Wohnungen mifnehmen. Die Akten des Artilleriefreitorps Oberland enthalten die Aufzeichnungen über sämtliche Munitions-, Waffen- und Geschühdepots.
tungen etwas von Berlin " leje. Es wurde seinerzeit über die Befeitigung von Rathenau und Gradnauer gesprochen.
Hierzu schreibt unfer Münchener Parteiblatt: Warum hilft man heute nicht mit an der Aufhellung der dunklen Maffen, warum versucht man im Gegenteil zu verfuschen? Warum überläßt man die Reinigung aller eifrigen Stellen im Boltsförper allein den Sozialdemokraten?
Ein Kappift verhaftet.
fliegen und nicht schwimmen fonnte, stand im Sommer 1918 Die amerikanische Armee, die nach Herrn Hergt nicht etwa 1,4 Millionen Mann, im November 2 Millionen Mann start auf französischem Boden. Hätte Ludendorff bis Frühjahr 1919 Krieg geführt, so wäre sie inzwischen auf drei Millionen angewachsen. Frankreich besaß außerdem noch Menschenreserven in seiner Kolonialbevölkerung, England in seiner einheimischen Bevölkerung. Dem tonnte Deutschland nur das letzte minderwertige und ausgemergelte Menschenmaterial gegenüberstellen.
München , 10. Ottober.( Eigener Drahtbericht des Borwäris".) Der Arzt Georg Schiele , der neuerdings stedbrieflich verfolgte kappist, wurde, wie wir joeben erfahren, in München verhaftet. Als der Waffenstillstand geschlossen wurde, hatte das Es ist kein Zufall, daß der Kappist in München und daß er deutsche Heer vier Monate Niederlagen und vier erft jeßt, nach dem Aufhören des Boehner Systems, dort Monate Rudzug hinter sich. Reine einzige der verhaftet wurde. srückwärtigen Stellungen hatte gehalten werden können. Siegfriedstellung, Hermannstellung, Hunding- Brunhildstellung waren bereits unter schweren Berlusten aufgegeben. Die einaige, aber vollkommen unzulänglich ausgebaute Linie, die noch dahinter lag, die Antwerpen - Maas - Stellung, mar an einer Stelle von den Amerikanern bereits überschritten. Das deutsche Heer hatte sicher mit Heldenmut gefochten, aber es war durch eine ungeheure Uebermacht an Menschen und nomentlich an Material erdrückt worden. Die feindlichen Fliegerschwärme beherrschten die Luft, trotz aller Tapferfeit waren die wenigen deutschen Flieger gegen fie machtlos, die feindlichen Tanks durchbrachen in Schwärmen von 300 und 400 die deutschen Linien, während Deutschland nicht im stande war, Tants zu bauen! Alle Versuche der gefchlagenen deutschen Generäle, die militärische Niederlage hinwegzulügen, scheitern an den ehernen Tatsachen. Zu der militärischen Niederlage tam die seelische Auswirtung der Hungerblockade. Was die Heggeneräle den Dolchstoß" nennen, war in Wirklichkeit die mitunter auch von ihnen selbst zugestandene un ausbleibliche moralische Rüdwirtung jahrelanger Unter= ernährung. Hiervon handelt der zweite Teil der Köfterschen Schrift. Die moralische Erschütterung wurde eine vollkommene, als Anfang Oktober die Nachricht von der Bitte um Waffenstillstand plöglich wie ein Blig in das Volk einschlug.
München , 9. Oftober.( Eigener Drahtbericht des„ Borwärts".) In München fand am gestrigen Sonntag unter dem Titel„ Toten und Opfertag an dem Ort der einstigen Einwohnerwehrparade, Diefe Artillerieaften enthalten aber auch die Infanterie- dem Königsplaß, wieder eine gewaltige Heerschau des militaristischen aufstellung von Oberland. Die drei Infanteriebrigaden sind und nationalistischen Bayern statt. Im übrigen waren alle Theaterunter den Namen Eiche, Buche und Eiche aufgeführt. Für diefe requifiten des alten Zeitalters aufgeboten worden, um dem Volt Infanteriebrigaden find sämtliche Ausrüstungsgegen den Jammer über die verflossene herrliche Zeit zu erwecken. stände in reichem Maße vorhanden. Der Artillerieformation Bas der Kardinal Faulhaber dem menschenübersäten Königsgenügen die Waffen, die sie befitt, nicht, weshalb sie auch ein Ber- ploh zu sagen hatte, macht dem als sozial denkend bekannten Erzzeichnis von den Fabriten angefertigt hat, die im Bedarfsfall bischof alle Ehre, mag aber manchem der Untenstehenden wie ein sofort Munition herstellen würden. Zu den Waffenver- talter Wasserstrahl vorgekommen fein. Er leitet seine Amtshandfchiebungen diefer Infanterieformation stellt eine Firma auch Auto- lung ein mit dem Sah:„ Das Wort Gottes heißt Bereitschaft, den mobile, die bereits in das Eigentum des Freikorps übergeführt Frieden zu verkünden!" Manches feiner weiteren Worte aber faß wie ein wohlgezielter Hieb auf den Helmen und Zylindern: fein follen. ,, Ein Bolt, das die Gräber nicht in Ehren hält, und wären es Das Geheimfelegramm, das am 4. September ven die Gräber der Feinde, verdient nicht zu leben. Wir wollen hier München an Dr. Ruge in Breslau gesandt wurde, enthält auch eine feine militärische Demonstration feiern und den Anweisung zum Mord an einen Angehörigen europäischen Frieden bedrohen, sondern unseren gedes Freikorps Oberland, unter Bezugnahme auf ein weiteres Mit- fallenen Brüdern ein Denkmal in unserer Seele errichten. Die Toten, die wir heute feiern, haben ein Recht nicht allein glied der Organisation, welches wegen Berrat bereits er- auf ein steinernes Denkmal, sondern darauf, daß ihre invaliden schossen wurde. In München fand fürzlich eine Führer- Kameraden versorgt werden. Wir haben Krieg genug besprechung der Obersten statt, in welcher neuerdings über die gehabt, wir wollen Frieden! Es liegen beieinander im Massengrab Befreiung des Hauptmanns von Kessel"( richtig: Alefer) ver- die Söhne des Boltes vom Bauernhof und von der Fabrit, wir handelt wurde. Es wurde hierbei auch mitgeteilt, daß täglich Lebenden aber zerfleischen uns um materieller Interessen willen. „ Ein Generalquartiermeifter fann auf seiner Rarte in 14 Tagen Mannschaften nach Tirol abgehen und in Tiroler Arbeits- Der Opfertag sollte sein ein Tag reiner sozialer Versöhnung." gemeinschaften untergebracht werden. Des weiteren wurde ein fo- Der Vorfigende des Münchener Kriegervereins begrüßte mit eine lebendige Armee wie Bleisoldaten vom linken auf den rechten genanntes Cinienne aufgestellt, in dem sämtliche Arbeitsgemein- aller Ehrfurcht die königlichen Hoheiten und Erzellenzen und teilte Flügel werfen. Aber man fann nicht einer vier Jahre ausgeschaften, die für einen Rechtsputsch in Frage kommen, eingetragen mit vor Rührung zitternder Stimme mit, daß er als einfacher hungerten Feftungsbevölierung von 60 Millionen Seelen von einer find. Auch eine Ciste über kraftwagen und Waffen- Bürgersmann vom König Ludwig beauftragt worden sei, einen Woche zur anderen einen Seelenumschwung tommanKranz am Katafalk niederzulegen. dieren, wie man einer Kompagnie Rechts schwenkt, marsch" lager ist angefertigt. An dieser Führerbesprechung nahm
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Das Komitee hatte sich auch unseren Genossen Schmidt, den tommandiert. Nachdem infolge der dauernden deutschen Niederauch der steckbrieflich verfolgte Dr. Ruge ersten Bürgermeister als Redner verschrieben. Was dieser ihnen zu sagen der Glaube des Volkes an den Sieg erschüttert, infolge der teil. Ein Breslauer Rechnungsrat liefert an die Organi- fagen hatte, das waren wohl auch nicht Worte, wie sie von fo deutschen Friedensbitte das Eingeständnis der Niederlage erfolgt, manchem Teilnehmer erwartet worden war. Genoffe Schmidt nachdem 14 Tage lang zwischen Berlin und Washington öffentlich fation vor allem die Berichte über den Aufenthalt führender Re- fagte u. a.: über den Frieden verhandelt worden war, fonnte es für die große gierungspersonen. Dr. Ruge hat im Hotel„ Deutscher Kaiser" „ Unser aller unverbrüchliche Pflicht ist es, den Hinter- Masse des fechtenden und arbeitenden, des leidenden und enttäuschten gewohnt. Von einem Berliner Oberregierungsrat erhielt er die Mit- bliebenen der armen Kriegsopfer zu helfen. Colches unermeßteilung, daß eine Umfturzbewegung nur dann Erfolg verspreche, wenn liches Unglüd wird von uns in Zukunft nur dann ferngehalten Volkes nur ein Ziel, nur eine Hoffnung geben: Frieden. Das es gelänge, vorher einen Cintsputsch vorzutauschen, werden können, wenn wahre Menschlichkeit und Gefittung unter hat nichts mit Bolschewismus und nichts mit Baziauf den dann unsere militärischen Affionen folgen fönnen. Die uns und allen Nationen eingefehrt ist." Großindustriellen, die die Mörderzentrale finanziell unterffügen, erklären fich bereit,
für politische Verbrechen jeden gewünschten Betrag zur Verfügung zu ftellen. Einer derfelben hat einem Kurier gegen über geäußert, er bekomme eine million, wenn er in den 3ei
Die Regierungsbildung in Schweden . Nach Untersuchung der verschiedenen Möglichkeiten, eine Regierung auf parlamentarischer Grundlage zustandezubringen, hat der schwedische König Bran. ting ersucht, bus Rabinett zu bilden, Branting hat den Auftrag angenommen.
fismus zu tun. Das war wie ein Geschüß, das sich verschossen hat." Die Ludendorff- Legende versucht mun noch einen letzten Dreh, indem sie behauptet, Deutschland hätte im November 1918 noch weiter fämpfen müssen, um einen besseren, einen
*) Ronnten wir im Herbst 1918 weiterfämpfen?" von Adolf Köfter. Berlag für Politik und Wirtschaft G. m. b. H. Berlin M. 35.