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Nr. 3739. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Sonntag, 22. Januar 1922

Arbeiter- oder Wirtschaftskammerndringlich erscheint und man lieber an Stelle eines nicht genügend und Landwirtschaft auf Zuſammenſeßung der Bezirksmiriſchaftsräte

Bon Clemens Nörpel, Berlin  .

,, Da die Errichtung der Bezirkswirtschaftsräte feineswegs 6. daß die Forderung der Arbeitgeber aus Handel, Industrie auf der Grundlage der bestehenden Handels.- usw. Kammen abgelehnt wird.

durchdachten Planes, der sich letzten Endes nicht bewährt, eine gut burchgearbeitete, arbeitsfähige Einrichtung schaffen sollte, jo emps fiehlt es sich, abzuwarten, wie sich die bereits eingerichteten Arbeiterkammern bewähren und dann dementsprechend an die Errichtung paritätisch zusammengesetter Ausschüsse zu gehen, zu denen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerfammern ihre Vertreter bezeichnen würden."

Die Durchführung des Artikels 165 der Reichsverfassung bezüg lich der Bildung der Bezirkswirtschaftsräte scheitert seit Monaten daran, daß feine Einigung über die Art des Aufbaus dieser Körperschaften zu erzielen ist. Es ist besonders nach dem Weltkriege, wo neue Probleme ununterbrochen auftauchen und zu lösen sind, Das sollte den Arbeitnehmern doch zu denken geben, insbeson außerordentlich schwer, für derartige Körperschaften, welche durchaus dere den Bertretern der Arbeitnehmerinteressen nicht nur im fächfi etwas Neues darstellen, eine geeignete Grundlage zu finden. Des.schen Landtag, sondern auch im Landtag für Groß- Thüringen, wo halb tonzentriert sich jetzt die ganze Diskussion in dieser Frage man ähnliche Absichten schon gehegt hat. darauf, die für Handel und Industrie, Handwerk und Landwirtschaft be­stehenden Kammern so umzugestalten, daß fie jenem Räiesystem, welches nach Artikel 165 der Reichsverfassung den Arbeitnehmern die gleichberechtigte Mitwirkung mit den Unternehmern an der ge­famten wirtschaftlichen Entwicklung der produktiven Kräfte gewähr­leisten foll, als Unterflufe dienen fönnen."

So lauten wörtlich die Vorschläge des Arbeitsausschusses des Berfassungsausschusses des Vorläufigen Reichswirtschaftsrates, und zwar der Arbeitnehmerseite desselben, wobei sich fämt liche Arbeitnehmermitglieder, nicht nur die freigewerkschaftlichen, in oolltommener Uebereinstimmung befinden. Den Unternehmern, die den Wert ihrer amtlichen Interessenvertretungen sehr zu schäzen wissen, ist diese Entwicklung nicht gerade angenehm. Die Arbeitnehmer müssen jedoch großen Wert darauf legen, den pa ritätischen Ausbau der bereits seit Jahrzehnten bestehenden amtlichen Unternehmerkammern durchzuführen, da nur auf dieser festen Unterlage die gleichberechtigte Mitbestimmung der Ar­beitnehmer im Wirtschaftsleben zu gewährleisten ist. Bereits der zehnte Gewerkschaftstongreß im Juni 1919 in Nürnberg  hat in Bunkt 11 der Richtlinien über die fünftige Wirksamkeit der Gewerkschaften ausdrücklich die Bildung von Wirtschafts tam mern gefordert. Die Unternehmer versuchen nun nach Möglichkeit ihre amtlichen Interessenvertretungen ungeschmälert zu erhalten. Der Deutsche Industrie und Handelstag hat daher nach einem Referat von Dr. Brandt eine Resolution angenommen, die u. a. besagt: Diese Gemeinschaftsarbeit soll unter Wahrung der Selb. ständigteit der Handelskammern in der bisherigen Form zwischen den Berufsvertretungen der Unternehmer und den Arbeiter und Angestelltenvertretungen in Handel, Industrie und Berkehr durch ständige paritätische Ausschüsse beider Körperschafts­gruppen erfolgen, beren Drganisation und Arbeitsprogramm im einzelnen noch festzulegen ist."

Am 15. Januar schrieb die Deutsche Arbeitgeberzeitung": Die Arbeitnehmerschaft scheint bei dieser Forderung vergessen zu haben, daß die Handelskammern Interessenvertretungen der Unternehmungen sind, solange wie eine privatkapitalistische Wirtschaft besteht. Da somit die Handelskammern die Interessen der Unternehmungen wahrnehmen müssen, wären sie an der Er­füllung dieser Aufgaben gehindert, wenn sie sich bei ihren Ent­fchließungen von Ueberlegungen leiten lassen müßten, die nicht im Interesse des Unternehmertums liegen."

Filmschau.

Film- Enttäuschungen.

Eine Woche der Enttäuschungen! Man ging durch frühere Be weise voliveriiger italienischer Filmgeschicklichfeit mit Erwartungen belastet, in das Marmor baus, um aus dem italienischen Brunt film Nemefie" neue Anregung zu holen. Und fand eine Vers äußerlichung des Bourgeischen Romans; eine schlecht gebundene Beriplitterung der Handlung, eine Berbilderung. feine Auflösung in Bilder. Untlar, witürlich gejagt und doch ohne Tempo hasten die Szenen einander nach. Ein gewisser Hang zum Brächtigen im Aufbau wird durch Härten der Photographie, durch eine schale Bor geftrigfeit in der Aufmachung zurück gedrängt. Die Hauptdarstellerin Saaba Gallone trägt, wie die Nellame vompos verrät, 65 Toi­letten. Damit ist eigentlich allein schon über die völlige Kunst nicht erst durch angefurbeltes, beileibe nicht angeborenes, schau fremdheit dieses Films das Urteil gesprochen. Frau Gallone brauchte fpielerisches Temperament die bildhafte Kälte dieses italienischen Filmemigranten zu unterstreichen.

P

Nicht beffer stellte sich die deutsche Seimat ein. Die Grzellenz von mabagas far", im eriten Teil von Wis und Laune, und von den Einfällen eines Regisseurs belebt, wird im zweiten Teil( UT., Kur sich ans Licht zu wagen, die Titelsprache, im ersten Teil noch eindringlich fürstendamm) asthmatisch. Hin und her huschen groteste Anfäße, obne und amüsant, erftirbt im Lallen; Handlungsanfäke sterben dem Operateur unter den Händen, und die Schauspieler verfiegen wie ausgepumpte Brunnen. Auf der Akropolis   steht Eva Way, lediglich um nett auszusehen, und start breit und derb fein bars. Suszar freut sich allein, daß er als Madagassenfürst in einer Harletinade

Der fächsische Referentenentwurf sieht für die Landesarbeit nehmerfammer vor, daß dieselbe ihr Augenmert auf alle Angelegen heiten richten soll, die den Arbeitnehmern wirtschaftlich oder futur ll bienlich sein können. Sie foll Gutachten erstatten und die zur Förde­rung ihrer Aufgaben angemessen erscheinenden Maßregeln bei den zu ständigen Behörden beantragen fönnen. Die Erwartung, auf diesem Wege für die Arbeitnehmer mehr Einfluß als bisher zu gewinnen, dürfte sich als ein verhängnisvoller Irrtum erweisen. Das Material, der Einfiuß und das Wissen liegen bei den heute beftehenden Unter­nehmerfammern. Daneben spielt eine Arbeitnehmerfammer feine fehr beneidenswerte Rolle. Der Zurüddrängung der Arbeitnehmer vom Wirtschaftsleben kann nur Einhalt geboten werden durch pa ritätischen Ausbau der Unternehmerfammern, niemals aber, wie dies auch die Unternehmer sehr gern sehen wür den, durch besondere Arbeitnehmerkammern. Die Aufgaben solcher Arbeitnehmerkammern erfüllen die Ortsausschüsse des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes   und die Ortskartelle des Allgemeinen freien Angestelltenbundes ohne gefeßliche Regelung viel unge störter. Der Verkehr zwischen diesen Körperschaften und den Behör­ben spielt sich in diesem Sinne schon ab. Da für die Arbeitnehmer­fammern in Sachsen   die Kosten von den Arbeitnehmer organisationen getragen werden sollen, müßte entweder die Tätigkeit der Ortsausschüsse und Ortskartelle eingeschränkt werden oder aber die finanziellen Mittel für die Landesarbeitnehmerfammer so gering bemeffen werden, daß diese ganze Intereffenvertretung zu einer rein opportunistischen Farce würde. Davor sollte man sich gerade in einem Staate hüten, wo immerhin auch die Arbeitnehmer im Barlament einen wesentlichen Einfluß haben. Den Bestrebungen der Spigen organisationen und ihrer Vertreter im Vor­läufigen. Reichswirtschaftsrat, für die Arbeitnehmer wirkliche in der Verfassung garantierte Rechte zu erringen, wird dadurch nicht ge­dient. Es ist das Unglückselige in unseren Reihen, immer mit der schiedenen Ideen zu gleicher Belt trebfen zu gehen, während die Unternehmer mit einer beispiellofen Geschloffenheit einmütig ihre Ansichten verfechten. Nachdem es in der Presse genügend besprochen und begründet worden ist, dürfte es in allen Teilen Deutschlands  bekannt sein, welche Bestrebungen unsere Bertreter im Vorläufigen Reichswirtschaftsrat verfolgen und statt Kommissionen" zu bilden, die keine Räte", sondern nur Redeparlamente" werden, sollte man lieber alle Energie dafür einsetzen, daß die von der Argoldenes Haar, alles verliebt sich in fie und grant Hutten( Charles beitnehmerabteilung des Vorläufigen Reichs­wirtschaftsrats vertretene Auffassung einmütig von der gesamten Arbeitnehmertlaffe unterstützt wird.

Zur Gestaltung der Bezirkswirtschaftsräte. Eine am letzten Donnerstag stattgefundene Bersammlung der Delegierten des Oris   ausfuffes des ADGB  . und des Orts fartells der fa sowie der Betriebsräte des Dortmun. Der Industriegebiets erhob in einer einstimmig ange­nommenen Entschließung folgende Forderungen:

Es ist nun nicht so, als ob die Arbeitnehmerschaft vergessen hätte, daß die, Handelskammern Interessenvertretungen der Unter nehmer find, fondern die Arbeitnehmer wollen gerade deshalb bie paritätische Ausgestaltung unter allen Umständen durchführen und sie glauben auf Grund des Artikels 165 der Reichsverfassung, melcher von der gleichberechtigten Mitwirtung der Ar. beitnehmer am Wirtschaftsleben spricht, hierzu ein Recht zu haben. Diese Auffassung wird noch verstärkt durch die Tatsache, daß sich bie ganze Reichsverfaffung auf demokratischer Grundlage aufbaut und man unter ,, Demokratie" doch gleiches Recht für alle" versteht. Demgegenüber weist die Deutsche Arbeitgeberzeitung" darauf hin, baß ja die Arbeitnehmer felber die paritätische Ausgestal tung der amtlichen Unternehmerinteressenvertretungen nicht wollen, Da man in Hamburg   bereits einen Groß- Hamburger Arbeiterrat gebildet habe, in Oldenburg   ein Landesarbeitsausschuß der Ar. beitnehmer bestehe und man in Bremen   fogar dazu übergegangen ift, Arbeiter und Angestelltenkammern zu bilden. Als Hauptargu ment dient ihr aber die Tatsache, daß jetzt auch der Freistaat 5. daß den Bezirkswirtschaftsräten alle wesentlichen amt= Sachsen bazu übergeht, eine 2rbeitnehmertammer mit lichen Befugnisse und öffentlichen Funktionen der seitherigen dem Siz in Dresden   zu bilden. Das Blatt kommt zu dem Schluß: Unternehmerfammern übertragen werden,

1. daß die Bezirkswirtschaftsräte balb gebildet merden, 2. daß die Bezirke nicht zu flein bemessen werden und etwa dem Umfange einer preußischen Provinz entsprechen sollen, 3. daß Rheinland   und Westfalen   zu einem einheit lichen Bezirk zu verbinden ist. Der Bezirk Minden  - Bielefeld  , der Bezirk Roblenz- Trier, die beiden Freistaaten Lippe und der Kreis Osnabrüd sind dem Bezirk Rheinland- Westfalen   anzugliedern, 4. daß die Bezirkswirtschaftsräte aus Urwahlen der Arbeit tönnen nur von den anerkannten Wirtschaftsorganisationen einge­nehmer und Arbeitgeber hervorgehen. Gültige Wahlvorschläge reicht werden,

Sm Tauenpienpalaft steht man die Intriguen der Madame be la Zommerage, die Frig Bend und auien Motofoärmel geschüttelt haben wollen. Das Motiv, daß die Frau einen und Baul Beyer, unbefümmert um franzöfliches Vorbild, allein aus dem verlorenen Geliebten dadurch wieder zu gewinnen fucht, daß sie ihn zum Schein einer anderen ausliefert, die ihn dann behält, ist ein doch zu sehr bichologischer Konflikt, als daß er nur bildhaft bezwungen werden könnte. allan febr grokes Spiel, allzu wenig überzeugendes Menschentum. Reizvoll, Olga Giobstaja vom ehemaligen faiserlich- ruiflichen Theater_bringt ein Bild ohne sonderliche Gnade, Margarete Schlegel  , wirklich gut Grete Berger  , wirklich nicht gut Alfred 25 el. Das Rofofofolorit, bas an fich entzückende Bilder lieferte, ift zu fehr im Steifen steden geblieben. Eine Morgenstimmung, Aufnahme gegen den Horizont, ganz gemäldebaft, be­deutet einen schönen Erfolg der Photographie. Bemerkenswerte Einlage: Bährend in Tempelhof   die Flammen hoch aus der Earotti- Fabrik schlagen, technisch immerbin eine Reiftung. Ein Usa   Kulturfilm führt in das ficht man den Brand in wichtigen Phasen bereits im Rino. Rein zeit Schleler durchwogte Märchenreich des Lebens ber Duallen.

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Tas UT. am Nollendorfplas bietet zwei Uraufführungen. Titel für eine hochmoderne Robinsonade. May Allison, oft auffällig Mann, ein Mädchen und ein und", dieter Dreitlang ist der unrubig im Blid, spielt die Hauptrolle. Der weiß fie viele Feinheiten ab zugewinnen, auch versteht sie es mit Gefchic, Drollerien einzuflechtert. Budem fiebt man eine prächtige, wildzert üftete Felfenlandschaft, die una nicht viel Gutes an berichten. bedingt Abenteuer schmackhaft macht. lleber. Das goldene Regist Evelyn Morlay( Erra Bognar  ) bat

ili stayfer) darf sie schließlich im 5. Att heiraten. Die gute Be androd, Franz Schönf lb) täuscht über manches hinweg; to befommt fetung( Wenderly Lebins, Einit Hoffmann, Charlotte Berry- Ander, Adele Charles Willi Kabler stimmungsvolle Weinkrämpfe und Ernst Hoffmann   ist als perfommener Lebejüngling von Schneid und Reiz, doch kommt irgendein tünstlerija er Gewinn bei der ganzen Sache nicht heraus. 6. b.

Die Beute der Erinngen. Eo wenig bie Beitung allein von Politit, Biffenschaft und Literatur leben fann, fo wenig das Stino nur von Lebre, Bildung, Spaß und Trik. Also haben Budan und aus eine tolle Verbrechergeschichte zur See bergenommen und zwischen Valparaiso  , Dane mart und China   wird das Gemüt am Schopf hin- und hergebeutelt, daß

bie Blanken trachen. Unier Stubbenfammer mit seinem gestrandete Dampfer, den im Strieg ein englisches U- Boot auf die Klippe jagte, der Hochwald von Rügen   und die Reede von Heringsdorf   geben auch schöne Bilder für den Sächsischen   Kunstfilm. Werner Krauß   und Winterstein, Schwind und John, die Beisel Drla und Anni holm werden den Film schon seinen Weg machen lassen.

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