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Das Rätsel aus üem Vatikan  . Gestorben? Im Sterben? Bessernng? Heber das Befinden des Papstes Benedikt XV.   find im Laufe des gestrigen Nachmittags die widerspruchsvollsten Nach» richten verbreitet gewesen An hiesigen amtlichen Stellen waren in den ersten Nachmittagsstunden Meldungen über den bereits eingetretenen Tod eingelaufen, auf deren Grund die Präst- Kenten des Reichstags und des Preußischen Landtags   bereits Trauerreden   hielten, die die Abgeordneten stehend anhörten. (Siehe die Sitzungsberichte.) Indessen geht aus dem spater eingetroffenen Bericht hervor, daß die erste Todesnachricht zu« mindest etwas verfrüht war! Die Ungewißheit dauerte bis Schluß des Blattes noch an. In gut unterrichteten katholischen  Kreisen der Reichshauptstadt hatte man zuletzt sogar etwas günstigere Nachrichten erhalten, ohne daß allerdings mit der Möglichkeit eines Aufkommens Benedikts noch ernstlich gerechnet wird. Rom  , ZI. Januar. 5 llhr 30 Minuten nachmittags,(havas.) Die päpstlichen ilerzte geben folgenden Srankhcitsberlcht aus: Das Befinden de» heiligen Baiers hat sich im Lause des Tage» verschlimmert. Die Atmung ist immer mehr er- schwert. Da» herz schlägt immer schwächer. Marchiafaoa. Valklfllni, Bignawi. Rom  , 21. Jan.(Stefani.) Unter den Kirchenfärsten, die stch heute vormittag zum Papst begaben, befand sich auch Kardinal P i» sardo, der Stellvertreter des Staatssekretärs. Als ihn der Papst sah, hob er die Hand, um ihn zu segnen und sagte: Es geht uns besser. Kurz nach 6,15 hatte der Papst jedoch abermals einen Anfall. Man sandte sofort ein Automobil, um den Marqrtis della Chiesa zu holen, der um 6,50 in das Kabinett des Papstes trat. Kardinal Saspari wurde ebenfalls sofort gerufen. Der heilige Vater atmete unter den größten Schwierigkeiten. Um 7.30 kamen die Professoren Marchiafaoa und Pignami in den Vorraum, wo stch die Doktoren Vattistini und Cherubini kurze Zeit aufhielten. Wäh. rend de» Besuches der Aerzte, als schon alle» verloren schien, fühlte der Papst eine geringe Erleichterung und begann nach seiner Gewohnheit an die Anwesenden Fragen zu richten. Um 9 Uhr konnte er«in Stärkungsmittel einnehmen. Alle in Rom   an- wesenden Kardinäle begaben sich heute vormittag nach dem Vatikan  , wurden aber beim Papst nicht vorgelassen. Die Mitglieder des diplomatischen Korps beim Vatita» begaben sich in den Palast, um Nachrichten entgegenzunehmen. Um 9,15 verließ der Kardinal die Gemächer des Papstes. Er traf im Lorzimmer die Diplomaten, die er über die Lage verständigte., Der Yakenkreuz-Staatsfekretäe. DasB. T." veröffentlicht einen Brief de, früheren Reichs- justizministers Dr. Stund an den Reichspostminister G i e s- bert» vom 7. September 1921. Au» diesem Schreiben geht her- vor, daß der im Reichspostministerium tätige Staatssekretär B. im Hamburger D-Zug am 6. Juli 1921 grobe antisemitische P L b e l e i e n vom Stapel gelassen hat. Als ein jüdischer ham- Bürger Kaufmann namens Alfred Pereles in das Abteil stieg, in ein der Staatssekretär saß. sagt« dieser provozierend zu seinem Jungen: höre, mein Junge, wenn Ihr angekommen seid, knufft du dir am Strand sofort ein« große schwarz-meiß-role Zahne mit einem Hakenkreuz und schlägst alle Juden lot. Herr P. bemerkte darauf, daß es traurig sei, wen« ein Beam- tcr der Republik   sich in dieser Weise aufführe, worauf der Staats­sekretär zu zwei in seiner Begleitung befindlichen Herren sagte: Sehen Sie, der schimpft schon." Ein deulliches Zeichen. daß es seine Absicht war, zu provozieren. Soweit der Inhalt des Briefes. Auf diesen Brief hat der Relchspostminister Giesbert» zunächst unter dem 24. September er- widert, daß der Staatssekretär B. zurzeit verreist sei. Nach seiner Rüdkehc werde er die Sache zur Erledigung bringen. Seltsamer» weise ist aber Herr Giesberts auf die Sache nicht mehr zurück- gekommen. Er muß daher öfienllich nach dem Stande der An- gelegenheit gefragt werden.
Ostpreußens   Notlage.
Der Reichstag   hat am Sonnabend den Gesetzentwurf, wo« nach als Teil des Kassenbestandes auch das von der Reichsbank bei einer ausländischen Zcntralnotenbank niedergelegte Gold gilt, soweit es zur jederzeitigen freien Verfügung der Reichsbank steht, dem haushaltsausschuh überwiesen. In der ersten Beratung des Gesetzentwurfes, betreffend die Feststellung eines vierten Haushalts- Nachtrags für 1921 handelt es sich um eine Erhöhung öer öeamtenbezüge, die etwa 4'A Milliarden Mark erfordern. Abg. ZNoraih(25. Dp.) beantragt, die Teuerungszuschlöge und Kinderzulagen ab 1. Januar um 40 Proz. zu erhöhen. Ministerialdirektor v. Schliebeu: Eine vorherige Besprechung mit den Parteiführern war nicht mehr möglich. Die Reichsregie- rung legt großen Wert auf sofortig« unverändert« Berab- schiedung der Vorlag«, damit die Auszahlung der Mehrbeträge schnellstens erfolgen kann. Nach Verabschiedung der Vorlage soll die Besoldungsfrage eingehend besprochen werden. Abg. Schuldt(Dein.) wünscht Erhöhung der Grundgehälter und grundsätzliche Durchberatung und Neuregelung der Beamtenge- hälter. Abg. Soenen(Komm.): Die Dresdener   Eisenbahner haben be- reite eine Streikleitung gebildet und treten heute abend in den Streik, wenn bis dahin nicht eine befriedigende Erklärung der Re- gicrung erfolgt ist. Die Bezirke Chemnitz  , Leipzig   und Lausitz  haben sich solidarisch erklärt. Di« neue Streikbewegung ist kein Machwerk der Kommunisten(Lachen rechts), sondern aus sozialen Gründen berechtigt. Wenn dies« Streikbewegung nicht zu den schwersten Schäden führen soll, so muß augenblicklich eingelenkt werden. Die Eisenbahner betrachten die Lohnerhöhung von 75 Pf. infolge der Bcrteucruna der Lebensmittel nur als eine Verhöhnung, zumal in der Privatindustrie dt« Arbeiter vier- bis fünfmal höher bezahlt werden. Minlsterlaldirektor v. Schlleben: Die Lohnerhöhung von 75 Pfennig pro Stunde ist nur die. allgemeine Lohnerhöhung. Da- neben findet aber eine wesentliche Ueberschreitung der Teuerungszuschläze schon jetzt statt. Die grundsätzlichen Verhandlungen sollen bereits Dlenslag im Verkehrsministerium stattfinden. Abg. Breunig(U. Soz.): Di« Behauptung des Abg. Koenen, daß die Dresdener   Eisenbahner einen Streikbeschluß gefaßt hätten, Ist unwahr. Soeben wird mir mitgeteilt, daß die Dresdener Eisenbahner«in annehmbares Ergebnis von den Verhandlung«» erhoffen. In der zweiten Lesung werden zwei deutschvolksparteillche An- träge, einen Z 4 einzufügen, wonach in denjeigen Orten, in welchen den Arbeitern Im Reichsdicnst Ueberteuerungszuschüsse gezahlt wer- den, den Beamten vom gleichen Zeitpunkt ab ein Zuschlag in höhe ihres Ortszuschlages gewährt werden soll, und einen§ 5, wonach die Teuerungszuschlöge zu den Kinderzulagen vom 1. Januar 1922 ab 40 Proz. betragen sollen, abgelehnt. Die Vorlage wird darauf in dritter Lesung unverändert ange- nommen. Präsident Löbe: Beim Reichspräsidenten   ist soeben die Nachricht eingelaufen, daß Papst Benedikt X V. entschlafen ist.(Das Haus erhebt sich?) Benedikt XV.   wurde am 3. November 1914 während d«r ersten Riesenschlachten de» Wellkrieges zum Papst« gewählt. Bevor Europa   ein wirklicher Friede beschieden ist. ist er dahinze- gangen. Er hat die moralisch« Macht seines Amtes und alle sem« Kräfte eingesetzt für die Linderung menlchllcher L«id«n. die Be- schwichtigung ve« hasse» und die Versöhnung der Völker. Von ollen Seiten drangen die Aufgaben auf ihn ein. Es galt zunächst, das Los der Kriegsgefangenen zu lindern, dann, das Schicksal der Zivilgefangenen zu bessern. Immer, wo es gall, ihr». materielle Lage zu erlsichtern oder seelische Rot zu lindern, hat seine Hilfe- bereitschaft nie versagt. Es ist in den letzten Tagen noch seine tiefe Freude gewesen, daß er von der französischekt Regierung die Mit-
teilung erhatten konnte, daß die letzten miserer Kriegsgefangenen aus Avignon   in Aachen   eingetroffen stnd. Seine Friedenstängkeit vom Jahre 1917 ist uns allen in Erinnerung. Als nun dieser Krieg durch einen Friede« der Gewalt beendet war, unv neue Leiden für uns begannen, hat sich der Papst von neuem für die Bölkeroerföhnung eingesetzt, so zuletzt bei der Konferenz zu Washington. Ueberoll wirkte seine nollinoernde Hand, ohne dabei je konfessionelle Unterschiede zu machen. Er war bemüht, die Hungerblockade über Deutschland   schnell zu Ende zu bringen. Viele Tausende deutscher   Kinder konnten durch seine Vermittlung sich warm bekleiden und sich sättigen. Und noch in letzter Zell   ist es. seiner Vermittlung gelungen, daß deutsche lungenkranke Studen» ten im Süden Heilung finden. Das deutsche   Volk nimmt tiefen An« teil an dem frühen Tod« dieses verdienten Mannes.(Beifall.) hierauf wird das Gesetz über die Erhebung einer Abgabe zur Förderung des Wohnungsbaues dem Wohnungsausschuß überwiesen. Darauf folgt du deutschnational« Interpellation über üke Wirtschastslage in Ostpreußen  . Abg. Graf v. Sönitz(Dnat.): Ostpreußen   braucht eine besondere hilf«. Es muß wirtschastlick auf recht festen Füßen stehen, weil es nicht mehr in direkter Verbindung mit dem Reiche steht. Wegen der Unzuverlässigkeit des in Versailles   versprochenen Schienenweges muß der«Seeverkehr Swinemünde Pillou gefördert werden. Die Tariferhöhungen treffen Ostpreußen   schwerer als andere Gebiete. Staatssekretär Skieler: Ostpreußen   ist unser Schmerzenskind. Kein Mittel wird unversucht gelassen werden um die durch den polnische» Korridor erschwerten Beziehungen mit dem Reiche desto enger zu knüpfen. Die Fracht- sätz« sollen so gestallst werden, daß durch die Umleitung keine Schlechtcrstcllung Ostpreußens   gegenüber früher eintritt. 371« Reichsbahn hat auch in den Staffeltarifen auf Ostpreußen   besonders Rücksicht genomWen. Trotz der Schwierigkeiten ist«ine 20prozentig« Ermäßigung für Düngemittel nach Ostpreußen   eingetreten. Auch der Kohlenversorgung wird größte Aufmerksamkeit geschenkt. Der Kohlcnfrachtenausgleichsfonds von 10 Milliqnen kommt Ostpreußen  jetzt bedingungslos zugute. Zwischen Preußen und dem Reiche wird darüber verhandelt, wie man die Kalifrachten verbilligen kann. Die Zugverbindung ist in letzter Zeit bedeutend verbessert worden. Der Seeverkehr wird aufrechterhalten. Obwohl die deutsche Re- gierung alles getan, hat Polen   das Korridorabkommen noch immer nicht ralifizleri. (hört! hört!) Di« Güterwagengestcllung für Ostpreußen   ist in die» sem Jahre bedeutend besser als im vorigen Jahre. Die Beschlag- nähme deutscher Güterwagen durch die Polen   müssen wir aufs schärfste zurückweisen. Verhandlungen mit Polen   schweben noch. In der Besprechung führt Abg. Goiheim(Dem.) aus: Schwierig ist die Frage der Kohlentarife: denn Oberschlesien   ist verloren und die englisch  « Kohle ist zu teuer. 2>«shalb muß für den Ausbau des masurischen Kanals mehr getan werden. Abg. Jöcker-Ostpr.(Soz.): Die Deutschnationalen reden von der Rot Ostpreußens  , ihre Politik hat ober diese Rot erst herbei- geführt. Wir werden immer sagen, daß wir uns deutsch   fühlen und betm Reiche bleiben wallen. Staatssekretär KirstÄn: In den masurischen Kanal, der mit 15 Millionen veranschlagt war, stnd setzt bereits 54 Millionen hin- eingebaut: zur Fertigstellung sind 350 Millionen notwendig. Der Kanal soll wirtschafilich mehr ausgenützt und deshalb sollen 7 oder 8 Kraftwerke mit ihm in Verbindung gebracht werden. Kanalbau und Kraftwcrkbau sollen Hand in Hand gehen. Im Schlußwort führt Lb.i. h rufet(Dnat.) aus, daß die Polen  jetzt Litauen   zur Abtretung Wilna  » veranlassen, indem sie ihnen einen Teil Ostpreußens   mit Jnsterburg versprechen. Damit ist die Interpellation erledigt. Montag 1 Uhr: Wahl eines Schriftführers, Vorlag« über den Verkehr mit ausländischen Zahlungsmitteln, Reichsschulgesetz. Schluß gegen 7 Uhr.
mit dem Fetischismus ist di« Bildung geheimer Bruderschaften, so- genannte«Tod- und Luferstehungsgesellschaften", deren Riten kör- perlich« Gebrechen heilen oder hervorrufen sollen. Die Patienten müssen einen symbolischen Tod und ein« darauffolgend« Auserstehung durchmachen, di« von teilweise sehr obszönen Zeremonien begleitet ist. Me fährt man umsonst nach Berlin   und zurück? Das ist nach den neuen Tarifen sehr einfach. Man sucht jemand, der eine Ex- preßgutsendung, sogen wir einmal von 100 Kilo nach Berlin   zu schicken hat. Diese Expreßgutsendung kostet beispielsweise von Siutt- gart nach Berlin   705 M. Statt nun die Sendung per Expreßgut aufzugeben, nimmt man eine Fahrkarte 3. Klasse, die hin und zu- rück 364 M. kostet. Auf Grund der Fahrkarte gibt man d,e 100 Kilo als Passaglergut auf und zahlt dafür 169 TL Man führt ulso mit­samt dcn 100 Kilo für 633 Mark, und da der Versender 705 M. zahlt, so bleibt noch ein Zehrgeld von 182 M., womit man sich in Berlin   einen vergnügten Tag machen kann. Erlaucht»erden bestraft. Erau Gräfin genchen zu morden... och wurde der Kram nicht perfett. Jetzt ist si, bestrafen geworden, jedoch mit dem nöt'gen Respekt. Aerzethungl Erlaucht, pardon. Sie vergaßen, wie nötig man Vorsicht gebraucht. Kein Richter läßt mit sich spaßen doch erschrecken sie nicht, Erlaucht... Verzeihung! Gestatten Frau Gräfin   zwei Jahre? Es ist der billigste Preis. Recht muß Recht bleiben! Bewahre der Himmel den gräflichen Steiß Verzeihung! Es ist beim Geschlechte der Grafen zu harte Behandlung verpönt. hart ist der Prolet zu bestrafen, weil der stch viel besser gewöhnt an Kasteiung! _ ZM b X 6 1«. liehet«au«tn> Sehen der WteBltfienaiTf* im Vergleich ,um «ievichen bält Tr. V Jl'tnnne vom Aoolo Jnftilut einen uichtbilver. voiira' om Montau LZ. 70.. cyeoigenltr 30/31.«nittn\ 4. 3 3». in den»cschSittncllen der HumboNt-Loch chul- und vor dem Sortis i. «elekulelirkrnsreli der iriichen«afle. Dm Montag findet im kteiOtutl de» P-nilcr Eonliuim'oldotel» die SrSffnunnesieung de» Seit- kiillB' iftigi rfie» der iriichen Sofie fiatl. An dieler Taruno werden Jr- l-nder au« ollen Teilen de, Wel:»«Ilnibmen und-« ii> geplant, diele ver- aniialtung alle diei tzlaSie zu wiedeiboien. Mehr al« zz Länder ichlcken Irisch« Telegaiionen nach Pari». Die irische Delegailon ielbil wird von de Valera gelübri werden. tzlnSgeiamt werden rund 100 Delegierte ver- sammell iew. Kongretgegeni ände find die Wiederbelebung der irischen Sprache, der irischen Kunst und de» Handwerl», sowie die wirtschastliche entwicklmrg Irlands.
preußischer Lanötag. (Schluß aus der Abendausgabe.) Es folgt die Beratung der Anträge des Geschäftsordnungsaus. schusses auf Genehmigung der� strafgerichtlichen Verfolgung und in einigen Fällen auf sofortige Verhaflung gegen die kommunistischen  Abgg. Ziegler. Schoenbeck, E b e r l e i n und S ch o l t m. Im Falle Ziegler wird nach Ausführungen der Abgg. Dr. Meyer- Ostpreußen  (Komm.), Dr. Liebknecht(USP.) und G r z e s i n f< i (Soz.), die die Genehmigung abzulehnen bitten, die Genehmigung zur Strafverfolgung versagt. Die Rechte stimmte offenbar irrtümlich gegen die Ausschußanträg«. Zum Fall Echoen- deck spricht Abg. Kilian(Komm.). Er sucht im einzelnen nachzuweisen, daß hie vom Abg. Schoenbeck verantwortlich gezeichneten Artikel im Spartakus  " und imRuhr-Echo" keineswegs Aufforderungen zum Hochverrot enthalten. Vielmehr habe er ausdrücklich geschrieben: Schießt nicht auf Eure Brüder!" Abg. Dr. Liebknecht(U. Soz.) wendet sich gleichfalls gegen den Ausschußantrag. Die Abstimmung über den Ausschußantrag ist namentlich. 2>a nur 184 Stimmen abgegeben werden, ist das Haus beschluß- unfähig. Der Präsident beraumt die nächste Sitzung auf sofort an. Ein Antrag des Abg. Dr. Pteyer-Ostpreußen(Komm.), die Straf- Verfolgungen der Abgg. Eberlein und Scholem   nicht auf di« neue Tagesordnung zu setzen, wird abgelehnt. Es folgt die Beratung des Antrages des Geschäftsordnung«» schusses auf Genehmigung der Strafverfolgung und Inhaftnahme des Abg. Eberleta (Komm.) wegen Hochverrats, wegen Anstiftung zu schwerer Brand- ftistung usw. Abg. Dr. Rlnzer-Ostpreußen(Komm.): Der Beschluß des Ge- fchästsordnungsausschusses auf sofortige Inhaftnahme ist nur durch einen Zufall zustande gekommen. Das der Frau Zetkin   abge- nommene Material hat stch als unecht(?l) erwiesen. Das Eberlein entlastende Material hat dem Ausschuß gar nicht vorgelegen. Wir bitten, die Genehmigung zur Strafverfolgung und insbesondere zur sofortigen Inhaftnahme zu versagen. Abg. Dr. Roseafeld(Soz.): Wir sind au« rein sachlichen Erwägungen zh der Ueberzeugung gekommen, un» dem Beschlüsse der Geschäftsordnung«- kommlssion anzuschließen, gewiß nicht leichten Herzens.(Lärm b. d. Kommunisten.   Zuruf: Sie Judas  !) Der Schutz der IinmunUät des Abgeordneten muß weichen, wo der Schutz noch höherer Interessen in Frage steht. Auf dem»oben der neuen ver- fassuna kann die Arbeiterklasse ihren Zielen im Kampfe der G-Ister zum Step? verhelfen, vir Schutz dieser Verfassung muß auch der Arbeiterklasse am herzen liegen, und zwar der Schutz nach rechts und nach links.(Zuruf des Abg. Katz: Was habt Ihr im Rovem- ber 1918»gemacht?) Wir haben hier nur zu prüfen, ab glaubhafte Beschuldigungen so schwerwiegender Natur vorliegen, daß uns da» Interesse an der Verfassung höher stehen muß als die Immunität. Die Urkunden über di« Rall« des Äbg. Eberlein im März 1921 sind nach ihrer Herkunft und chrem Inhalt hinreichend glaubwürdig. Ihr Inhalt ist durch Lemck und Bowitzki ausdrücklich bestätigt worden. Nach diesen Berichten seiner eigenen Parteifreunde handelt» Eberlein verbrecherisch. Die Politik des Putsches von rechts und Unis ist eine Versündigung am Volk,
und wer sie treibt, muß zur Verantwortung gezogen werden. So Iagow, so Schiel« und so Eberlien. Wenn Iagows Freunde in Leip­ zig   milde, nur allzu milde Richter gefunden haben, so fordern wir oieselbe Milde auch für Eberlein. Wenn wir in der vor« parlamentarischen Zeit des Dreiklassenwahlrechts die Immunität so hoch stellten, so deswegen, weil sie der einzige Schutz einer zur Ohnmacht verurteilten Opposition war. heute aber ist die Immuni- tät ein Recht neben vielen anderen Rechten. Das ist ein Un- terfchied, der zu beachten ist. Der brutalen Gewaltausübung können wir nicht den Schutz des Parlamentes zuteil werden lassen. Wir stimmen aber gegen die Inhaftnahme. Wir handeln so unter dem Zwange einer bitteren, aber notwendigen Pflicht.(Leb- hafter Beifall bei den Soz. Minutenlange Pfuirufe bei den Kommunisten.   Lebhafte Zurufe und Gegenrufe zwischen den Kommunisten und Sozialdemokraten.) Abg. Dr. Liebknecht(U. Soz.): Unsere Bedenken gegen die Echt- heit des Materials veranlassen uns, die Genehmigung zu oersagen. Abg. Dr. Meyer-Ostpreußen  (Komm.) polemisiert gegen die fadenscheinigen Gründe" des Abg. Rosenfeld. Auf Antrag des Abg. Krüger-Potsdam(Soz.) findet die na- mentliche Abstimmung über den Antrag de» Geschäftsordnungsaus- schusses erst am Dienstag statt. Es folgt die Beratung des Antrage» des Abg. ZNeyer-Ostpreußen(Komm.) auf Haftentlassung de» Abg. Scholem(Komm.) und des Antrages des Geschäftsordnungsaus- schusses auf Genehmigung zur Strafverfolgung des Abg. Scholem  . Abg. Sah(Komm.): Den Teilnebmern am Kapp-Putfch wird die ehrenvolle Gesinnung zugesprochen, den Teilnehmern an den Vor- gängen in Mitteldeutschland   aber abgesprochen. Wenn die Sozial- demokroten ebenfalls letztere al» Hochverräter ansehen, dann sollten sie bedenken, daß sie sich selbst desselben Derbrechens schuldig gemacht haben.(Lebhafter Beifall bei den Deutschnationalen.) Der kürzliche Amnestieerlaß ist eine Verhöhnung der mitteldeutschen Opfer. Wir verlangen demgegenüber, daß alle Zuchthausurteile, dte im Zu, fammenhange mit den Vorgängen In Mitteldeutschland   stehen, auf- gehoben werden. Abg. Liebknecht(ll. Soz.): Wir werden die Genehmigung nicht erteilen. Abg. Dr. Beyer(Ztr.) beantragt, den Gegenstand zu erneuter Prüfung cm den Geschästsordnungsausschuß zurückzuoer- meisen. * Das Haus beschließt so. Präsident Leinert teilt das Ab» leben de» Papstes mit. Die Mitglieder des Hauses haben sich von den Plätzen erhoben. Nächste Sitzung: Montag, 12 Uhr: Große Anfragen und Anträge über Oberschlesien   und die b e- setzten und abgetretenen Gebiete. Schluß: Uhr. Berlchklgung zum Bericht über dl« Zreikagsflhung: Infolge eine» Hörfehlers enthüll der Bericht über die Freitaqssitzung des preußi- schen Landtages einen Irrtum. Die Abg. Frau P ö h l m a n n (D. Vp.) hat nicht behauptet, daß die Abg. Frau C g e(Soz.) 20 000 M. erhalten habe, sondern sie hat nur festgestellt, daß die Behauptung der Frau Cge über«Ine Hebamme, sie Hütte 2000 M von den Deutschnationalen zur Agitation erholten, faffch, aber noch nicht von ihr zurückgenommen worden sei. Die Abg. Frau E g e er- widerte dann, daß sie Unterlagen für ihre Behauptung hätte, aber ihre©ewähmnänner nicht nennen könne, da sonst Repressalien gegen chre Gewährsmänner zu befürchten seien. El» Lablueli Braliauu ist in Rumänien   zusiandegelommen.