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Behörden durch ein Galadmer gefeiert, einer Persönlichkeit des internationalen Sozialismus aber vom Range V a n d e r- vsldes darf ein Rädel feine Impertinenzen ins Gesicht schleudern. Das Ganze ist eine Geschichte aus der verkehrten Welt. Denn der Bolschewismus kann den europäischen   Arbeitern nichts bieten als eine fortgesetzt mit allen Kräften betriebene Schädigung ihrer Bewegung, Sowjetrußland hingegen kann auch jetzt, wo es sich so eng mit dem internationalen Kapital verbindet, die Hilfe der europäischen Arbeiter- s ch a f t nicht missen. Es kämpft um seine Anerkennung als gleichberechtigte Macht, es geht bei seiner neuesten kapita- listischen Durchdringung schweren Gefahren entgegen, die nur durch den internationalen Zusammenschluß der Arbeiter zu gemeinsamem Schutz beschworen werden können. Rädels her­ausforderndes Auftreten liefert den Gegnern Rußlands   auf der Konferenz von Genua   Wasser auf die Mühle, der Schluß liegt ja so unendlich nahe: Wenn die Bolschewik! selbst mit den sozialistischen   Arbeiterparteien keine gemeinsame Basis finden können, wie wollen die Regierungen Europas   zu den Sowjets Vertrauen lMben? Aus diesem Grunde bedauern wir den offenbaren Fehl- schlag der Berliner   Sozialistenkonferenz. Wir stehen gegen die Sowjets nicht ini Angriff, was wir wollen ist nur, daß man nicht von Moskau   aus die europäische   Arbeiterbewegung zer- setzt und korrumpiert und daß Rußland   schrittweise zu einem etwas menschlicheren Regime übergeht, so daß man es als einen zivilisierten Staat betrachten kann. Was wir nicht wollen, das ist die Intervention, ist der gewaltsame Umsturz der rufst- scheu Machtverhältnisse, ist die Unterbindung des Wirtschaft- lichen Verkehrs zwischen Ost und West. Unter Führung von Rädel opfert die Dritte Internatio- nale die realen Interessen Sowjetrußlands dem völlig aus- sichtslosen Versuch, die Grundlagen der europäischen   Arbeiter- bewegung mit ihrem kommunistischen Sprengpulver zu zer- trümmern. Die Zweite Internationale wird diesen Versuch abwehren, ohne sich dadurch von der geraden Linie ihrer Politik Rußland   gegenüber abbringen zu lassen. Sie glaubt, in diesen Beziehungen zu den Parteien der Wiener   Arbeits- gemeinschaft in keinem Gegensatz zu stehen. Weil man Unmögliches nicht erreichen kann, darf man auf Mögliches nicht verzichten. London  , Wien   und Amsterdam  , das heißt die beiden niehtbolschewistischen politischen Internationalen und die Gewerkschaftsintcrnatio- nale können durch rechtes Zusammenwirken eine europäische Macht werden, dazu brauchen sie Moskau   nicht! Moskau   muß erst begreifen, daß wir es weder zum Ankläger noch zum Führer der europäischen   Arbeiterbewegung für berufen halten. Dann wird sich auch die Möglichkeit eines Zusammenarbeitens mit ihm ergeben. Einstweilen aber sollte es die Parole aller Ar- beiter Europas   sein, dasMaximum von Einigkeit" zu erzielen, das ohne Moskau   möglich ist. Die für Montag vormittag 10 Uhr anberaumte Weiterberatung der Internationalen sozialistischen Konferenz wurde nach einem Vertagungsantrag Macdonalds auf nachmittag» 3 Uhr festgesetzt. Aber auch diese Konserenz Mußte verschoben werden, da während der Beratungen zwischen der Zweiten Internationale und der Wiener   Arbeitsgemeinschaft ein Brief der Vertretung des Exeku- livkomitees der Moskauer Internationale abgegeben wurde, dessen Inhalt auf gemeinsamen Beschluß der beiden Inter  - nationalen zunächst beraten werden sollte. Der Brief besagte, daß sich di« Vertreter Moskaus   eingehend mit der am Sonntag geführten Aussprache beschäftigt haben und sich�von einer Weiterführung der Diskussion keine Förderung versprechen können. Die beiden Exe- Putiven werden deshalb gefragt, ob sie bereit sind, auf einem Kon- preß, wie er von kommunistischer Seite vorgeschlagen wird, zu erscheinen oder welche weiteren Maßnahmen sie sonst beabsichtigen. Der Brief stand in einer gemeinsamen Nachmittagssitzung zwischen der Zweiten Internationale und der Wiener   Arbeitsgemein- schaft zur Beratung. Gegen S Uhr nachmittags wurde di« gemein- same Sitzung ohne ein endgültiges Ergebnis aufgehoben, damit die Exekutiven Gelegenheit zur Einzelberatung erhielten. Nlensthentiere. Von Erna Büsing. Graues Altertum. Die Zeit eines Menschen, der sein ganzes Leben hindurch in die Anbetung seines eigenen Namens versinkt und sich ein Jahrtausende überdauerndes Grabmol baue» läßt, das als mächtiges Wahrzeichen in die Geschichte der Mensch- heit ragt. In dieser Zeit ein einfacher Mensch. Der Typ so vieler. Er hat den Willen zur Arbeit, ist auf Seele gestimmt, möchte Ausdruck in das eigene Leben bringen. Aber er ist ein Nichts, so wenig wie das einzelne Sandkorn in Aegyptens Oedland. Er ist ein beliebiges Etwas in des Herrschers Hand, nur ein Baustein zu dem in das All geschrienen Namen des Pharao  , den die Welt im Echo nennt. Der einfache Mensch möchte auch sein Recht aus das Leben, auf Schön- heit und Gefühl, doch davor baut die Macht die Schrank«. Da nützt kein Jammern und kein Hoffen, selbst die Götter helfen nicht, denn der König, der ist Gott  . Dem Menschlein aus der Menge wird nicht einmal dos Recht auf eine Seele zuerkannt. Dräuend erhebt sich über allem feinen Aufwärtstasten die Einzelperson und zerreibt in ihrem Ich-Kult die Masse. Und die baut an der Pyramide. Schleppt Stein um Stein herbei in Sand und Sonne. Für sie gibt? Tag aus, Tag ein nichts als Sand und Sonne unn die dro- hende Peitsche des Aufpassers. Hochauf türmt sich, den Himmel stürmt die Pyramide und 'irgendwo am Wege stirbt ein Menschentier. Gestern. Die Zeit, von der leichtfertige Geschichtsschreiber zu berichten wissen, daß die dumpfe Masse triumphiert habe und nur der Hondarbeiter etwas gelte. In dieser Zeit ein einfacher Mensch. Der Typ so vieler. Er hat zwei gesunde Arme und einen gesunden Magen, für ihn aus- reichende Begründung zum Recht auf Arbeit. Aber er ist schon so lange arbeitslos. Er sucht und wartet und sucht und hofft und sucht. Alles ist vergeblich, alles narrt und äfft ihn. Mit Verbissen- heit und in heimlicher Wut giert er nach Arbeit. Das Verlangen nach der seiner Befähigung entsprechenden Beschäftigung ist ein Recht, das mit jedem Menschen leben will. Doch für den jungen arbeiten wollenden Mann reiht sich Enttäuschung an Enttäuschung. und diese erzeugen die Geringschätzung seiner selbst. Zum Erfolg gehört der Glaube an sich. Der ist ihm verloren gegangen.' Klein- mut drückt ihn nieder. Der ehrliche Arbeitswille pocht bescheiden an verschlossene Türen. Der Schieber aber nützt sein« Zeit, verdient durch einen Feder- strich Millionen und irgendwo am Wege stirbt ein Menschentier. Heut«. Die Zeit, von der die satten Anhänger der Tradition mit Seufzen sagen, daß die Frau die Familie zerstöre, weil sie in das Berufsleben geht. In dieser Zeit ein alterndes Mädchen. Der Typ so vieler. Es wurde stets wohlbehütet im Eltsrnhause gehauen und für die Heirat erzogen. Nach dem Tode der Mutter führte es dem Vater den Haushalt und es heiratete nicht. Viel natürliches Empfinden wurde ihm aberzogen, es war eingesponnen in hundert oft und bitter ver- wünschte Kleinigkeiten, Das Leb«n lernte es nie kennen. Eine
Deutstknationale Mohrenwäsche. Der Landtag beschäftigte sich gestern auf Anfragen von unabhängiger und deutschnationaler Seite hin mit dem Skandal in der Lichterfelder   Kadettenanstalt. Nachdem der Unabhängige K l e i n s p e h n bei der Begrün- dung der unabhängigen Anfrage gefordert hatte, Lehrkörper und Verwaltung der Anstalt so zusammenzusetzen, daß sie eine Erziehung zu freudiger, republikanischer Staatsgesin- nung garantieren, unterzog sich der Deutschnationale O e l z e der schwierigen Aufgabe, an den Lichterfelder   Zöglingen die Mohrenwäsche vorzunehmen. Man kennt ja die deutschnatio- nale Methode, die gekränkte Leberwurst zu spielen. Bald ist es so ein sozialistischer Tölpel, der das Wort Korruption falsch versteht, bald ist es ein volksparteilicher Kultusminister, der aus dem lateinischen cara eine deutsche Hure macht. Kurz und gut, die Lichterfelder   Heldensprößlinge mit dem Haken- kreuz sind Unschuldslämmer, während der Kultusminister auf der Anklagebank sitzt. Aber Herr Oelz« hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Aus dem Angeklagten wurde der Ankläger und die Szene wurde zum Tribunal, als Kultusminister B o e l i tz das Wort ergriff. Er begnügte sich nickst damit, noch einmal den Fall auf das eingehendste klarzustellen, er riß der deutsch  - nationalen Heldensippe den Schleier vom Gesicht und ent- hüllte sie als das, was sie sind: skrupellose Dema- g o g e n. Der Vorgang vom 16. Februar sei nur ein Glied in der Kette ähnlicher Vorgänge gewesen. Er habe als Kultus- minister nur seine Pflicht getan, wenn er hier eine Säube- rung vorgenommen habe. In Zukunft solle die Anstalt für die Kinder der im Kriege Gefallenen und der Auslandsdeut- fchen, sowie für intelligente Knaben aus der Arbeiter- schaft bestimmt werden. In der Besprechung unterstrich als Vertreterin der So- zialdemokratie Frau Abg. Dr. Wegscheidel in eindnicks- voller Rede die Ausführungen des Kultusministers. Die Kadettenanstalten, so führte sie aus, müßten zu Aufbau- und Versuchsschulen ausgebaut werden. In diese Schulen ge- hören in erster Linie Arbeiterkinder. Erst wenn mit der Errichtung der Gemeinschafts- und Versuchsschulen be- gönnen werde, erst wenn den Schulforderungen der Sozial- demokratie Gehör geschenkt werde, könne die Sozialdemo- kratie die Schulpolitik des Kultusministeriums ganz billigen. Während der Z e n t r u m s r e d n e r sich der Kritik der So- zialdemokraten und des Kultusministers anschloß, blieb als Vertreter der Volksparteiler der Abg. Buchhorn auf halbem Wege steho-n. Er rupfte zwar seinem nach rccksts schie­lenden Parteiorgan, derTägl. Rundschau", gehörig die Federn, fand aber auch in der Suppe, die ihm sein Partei- freund Boelitz vorgesetzt hatte, ein Haar und setzte sich im übrigen in den Schaukelstuhl, der der Lieblingsaufenthalt der Deutschen Volkspartei   geworden zu fein scheint. An dem Endresultat, einer gewaltigen Blamage jener Kreise, die die Worte deutsch   und national in Erbpacht genommen zu haben glauben, konnte der Deutschnationale van L i n d e i n e r nichts mehr ändern, der die auf die deutsch  - nationale Theaterrüstung niedergehenden Hiebe mit stumpfem Schwert aufzufangen bemüht war. Dienstag, 12 Uhr, Fortsetzung der Besprechung der Großen Anfragen, Gestlltsetat, Domänenetat. Schluß 5 Uhr.
Das Großkraftwerk Hannover  . Die Vorlag« der Preußischen Regierung über den Bau eines Großkraftwerks in Hannover   ist vom Staatsrat an die Regierung zurückverwiesen worden, und es ist anzunehmen, daß der Landtag demnächst wieder sich damit zu beschäftigen haben wird. Es han- delt sich um das Projekt, mit einem Großkraftwerk den Schluß- stein zu dem großzügigen Stromversorgungsplan zu legen, der von der Mündung der Weser bis zum Main  reichte und dieses ganze Gebiet durch ein geschlossenes System von
zurechtgebogene Moral wurde ihm portionsweise serviert und die Anstandslehre der heiligen Ueberlieferungen vom guten Ton gabs als Nachtisch. Dann starb der Vater und es stand allein in der Welt. Es hatte Fingerfertigkeit und Farbensinn. Da schuf es tausend bunte Herrlichkeiten, lustige Lesezeichen und gehäkelte Iäck- chen. Als Abnehmer kamen nur erste Geschäfte in Betracht, und deren Einkäufer waren ganz auf konventionelle Höflichkeit und gute Garderobe eingestellt. Der Trägerin eines schäbigen Kleides wurde sogleich preisdrückend erzählt, daß heutzutage so viele Damen aus Liebhaberei oder für ein kleines Taschengeld sich mit kunstge-- werblichen Arbeiten beschäftigen. Das alternde Mädchen arbeitete und arbeitete, doch zum Lebensunterhalt langte es nicht. Die vergängliche Schöne hat glänzende Zeiten, sie läßt sich ein zuckersüßes Lächeln teuer bezahlen, denn es gibt ja soviel reiche Protzen und valutakrästige Ausländer und irgendwo am Wege stirbt ein Menschentier.
»Der Schahgräber' von Franz Schreker  . Leidenschaftlich er- regt nach zwei Akten, stumpf ergriffen nach dem Schlußbild, so dankte gestern das Pvemierenpublikum der S t a a t s o p e r Schreker für sein jüngstes Bühnenwerk. Diese musikalische Dich­tung ist ein neuer Beweis für die Mittlerroll«, di« Schreker Zwilchen alter großer Oper und Zuk-unftsmusik spielt. Cr ist schon so sehr Könner und Herrscher, daß Orchester- und Klangschönheiten wie selbstverständlich dem Ohr eingehen. Doch welche Riesenbegabung gehörte dazu, welches poetische Erfülltsein von Idee, Form, Vision, von Menschenleid und Schicksal, nm diesenSchatzgräber" zu konzipieren. Das sollten sich olle die sagen, die das Problematische an Dichtung und Musik zu stark unterstreichen. Der starke Ein- druck einer durchlebten, eigenartig schillernden, sehr geballten und exklusiven Musikdichtung bleibt. Die Ausführung stand unter einem hellen Stern. Blech begeisterte sich an jeder Not« der schweren Partitur und leuchtete meisterlich in ihre Klanggeheim- nisse. P i r ch a n s Bilde? wurden bewundert und zum Teil bei ausgehendem Borgang bejubelt. Vera Schwarz   soll dieser Abend nicht vergessen sein. Eine große darstellerische Begabung wurde ossenibor und di« Stimme hatte schönste Sinnlichkeit, dämo- nische Härte, mädchenhafte Weichheit, sie war, reich an Liebe, bettelnd um Liebe, stolz und demütig, ein Sinnbild weiblicher Schwäche und weiblicher Größe. Neben ihr Henke, als weltweifer, gütiger Narr. Hütt erst in den letzten Akten frei in Spiel und Gelang. Braun und Scheide! vorzüglich in ihren baritonalen Partien. Es war alles auf den Brettern begeistert bei einer musikalischen An- gelegenheit, deren Würdigkeit und Wahrheit, deren Klang und Schönheit, deren Fehler und Lück«n noch beleuchtet werden müssen. K. S. Peler Behrens zur hochhausfrage. Die wirtschaftliche und konstruktive Aufgabe des Hochhauses ist oft erörtert worden, nicht minder aber verdient der Bau von Hochhäusern als stadtbaukünst- lcrifche Frage Beachtung. Hier greift Professor Peter Behrens  in einem Aufsatz in derStadtbaukunst" ein. Er fordert neben den bestehenden Gesetzen, dem Fluchtliniengesetz und der Staffelbau- ordnung, die in die Bebauungspläne einer Stadt eingetragen sind, ein G e s etz, das zwingt, Bebauungspläne für die ver»
staatlichen Wasser- und Dampfkraftwerken mit elektrischer Energie versorgen wollte. Der Bau des längst geplanten Werkes muht« wegen des Krieges und seinen Folgen hinausgeschoben werden. Um ihn jedoch gleichwohl zu fördern, trat man bereits mit den braunschwcigischen Kohlenbergwerken in Verhandlungen, um einen Strom lieserungsvertrag zu erzielen, und man wollte eine Aktiengesellschaft unter Beteiligung des Staates Braunschweig  und des Elektrizitätswerkes Sachsen-Anhalt   gründen. Dieser Plan wurde durchkreuzt durch den Stinneskonzern Rhein- Elbe- Union, der.die.Aktienmehrheit der braun- schweigischen Kohlenbergwerke an sich brachte und den Kohlenliefe- rungsvertrag ablehnte. Jetzt sollte das Werk bei Hannover   errichtet werden. Inzwischen aber hat die Jlfeder Hütte mit der Straßen- bahn Hannover   eine Interessengemeinschaft gebildet. Dadurch sollte die Straßenbahn Hannover   elektrischen Strom erhalten, der mit Hilfe der Abgase des Hüttenwerkes, also ohne besonderen Kohlen- verbrauch, erzeugt wird. Die Straßenbahn Hannover   hat sich da- mit in der Hauptsache vom Prioatkapital abhängig gemacht, denn das Reich ist an der Jlfeder Hütte nur zu einem kleinen Teil be- tciligt. Das große Projekt aber des staatlichen Stromverforgungs- systcms würde durch die Quertreibereien des Prioatkapitals ernst- lich gefährdet, wenn es nicht gelingt, eine neue Grund- läge für dieses Unternehmen zu finden. Um die Dringlichkeit dieser Forderung zu betonen, braucht es nicht vieler Worte. Es sei nur darauf hingewiesen, daß alle Sozialisierungsbestre- b u n g e n in der Elektrizitätswirtschaft eine Halbheit bleiben müssen, wenn immer weitere Gebiete der zentralen Stromversor- gung privat kapital! st ischen'Interessen preisgegeben werben.
Die Entpolitifterung öer Kreksblätter« Der Redakteur eines Kreisblattes schreibt uns: Seit etwa drei Iahren werden Verhandlungen geführt. Nach neueren Mitteilungen sollen die Verhandlungen im Ministerium des Innern in Berlin   über die E n t p ckl i t i s i e r u n g der K r e i s b l ä t t e r mit den betreffenden Intercssentengruppen aus den toten Punkt gelangt sein. Ob dies an den unerfüllbaren Wün- fchen der Kreisblattverlsger gelegen hat, läßt sich nicht feststellen. Nun ist es aber eine unbestreitbare Tatlache, daß weit über 90 Proz. der Kreisblätter nichts weniger als eine republikanische Politik trei- den, vielmehr unter dem Deckmantel der Neutralität ausschließlich d«n rechtsgerichteten Interessen dienen. Ein derartiger Zustand kann auf die Dauer nicht aufrechterhalten bleiben, hier i't gründlicher Wandel dringend erforderlich. Kein Kreisblatt existiert wohl in Preußen, das nicht dieDeutschnationale Korrespondenz" gratis und franko zugestellt erhält und hieraus seine geistige Nahrung zieht. Selbst Berliner   Matern-Institute mit Text aus den Bureaus der Rechtsparteien lassen ihre fertigen Matrizen d<n Kreisblattrcdaktioncn zugehen, wodurch jenen die Arbeit sehr leicht gemacht wird. Bor allem ist das für die Krcisblattverlcger ein billiges Vergnügen. Hier ist es Pflicht der republikanischen Regierung, einen Riegel vor- zuschieben. Der bekannte Volkswirtschaftler Prof. Dr. Bucher-Lsipzig hatte unlängst den Vorschlag gemacht, daß jede Gemeinde mit 2S00 Ein- wohncrn ein eigenes amtliches Ankündigungsblatt haben müsse. Dieser Vorschlag dürfte wegen der Kostcnfrag« nicht durchführbar sein. Ein anderer Weg wäre gangbarer. Und zwar: Die meisten Kreise umfassen mindestens S0 Gemeinben, Amts- und Gutsbezirke, ein großer Teil sogar noch mehr Bildet nun der Kreis einen Interessenverband zur Herausgabe eines Kreisblattes. dann wäre schon die Eristenzmöglichkeit gegeben, ohne wesentliche B»lastung des einzelnen Trägers. Das Blatt müßte im Verlag der Kreisverwal- tung erscheinen. Durch Jahrespnvschalen der interessierten Gemeinden usw Abonnenten und Inserate wäre ein billiges Organ für olle amtlitken Veröftentlichungen geschaffen. Nach diesen Richtlinien müßte sich unbedingt die Kreisblattfraqe reaeln lassen. Damit wäre dem reinen Äreisblatt die Bahn geebnet.
Die ungarischen LegiNmislen betrachten Karls erstgeborenen Sohn als den rechtmäßigen König von Ungarn  . Er soll den Namen Otto II.   führen. Die Vertretung seiner Rechte mährend der Minderjährigkeit soll seine �Nutter übernehmen. Di« u i�g a r i f ch e Regierung betont demgegenüber, daß sie ihren Standpunkt in der Käniqsfrage nicht verändert habe und ohne Einwilligung der Entente keine Schritte unternehmen werde.
tikale Silhouette der Städte zu entwerfen und festzulegen, ehe mit dem willkürlichen Bau von Hochhäusern begonnen werden dürfte. Diese Pläne freilich müßten das Ergebnis"" reifster künstlerischer und praktischer Ucberlcgung sein, ein Erfolg wahrhast plastischen Gestaliens. Behrens fußt da auf seinen ameri- kanischen Erfahrungen. Wir sollten nicht mit den ersten Fehlern der dortigen Hochhäuser neu beginnen, nachdem America alle Torheiten längst überwunden hat. Man begann dort mit eigenmächtiger Ge- staltung der einzelnen Hochhäuser als isolierte Körper ohne jeden Bezug zum Stadtbild. Daneben trifft man in New Port zufällig entstandene Gruppierungen, die überhaupt erst ein künstlerisches Prinzip der Stadtbaukunst ahnen lassen. In manchen Stadtvierteln kam der Charakter der Stadt als eines großen, auf einem Grund- plane modellierten Reliefs, das sich aus vielen Schichten aufbaut, zum Ausdruck. Häuserquartiere von gleicher, mäßiger Höhe sind da umstanden von höheren Gebäuden, so daß man den Eindruck hat, als ob die Dächer der Gebäude ein« riesige Terrasse bilden, daß ae- wissermaßen ein Platz in einer höheren Region schwebt. Die Wände dieser Platzillusion setzen ober wieder eine zweit« höhere Terrasse fort, zwar in unregelmäßiger Form, aber wieder einge- schlössen oder wenigstens an d«n Ecken oder den Seiten gehalten von noch höheren"Gebäuden. So entstehen über dem Straßen- Niveau und den niedrigen Häusern Raumwirkungen, die nicht wi« unsere Marktplätze an die Trottoirkante gebunden, sondern die bei ihrer großen Ausdehnung verschiedene Stadtteile für das Auge zu- einander in Beziehung bringen. Und gerade darin liegt die gran- diofe Gestaltungskraft des Hochhauses, daß es ermöglicht, über Straße und Markt hinaus die Stadt als ein großes zusammen- hängendes Ganzes auch sinnlich wahrzunehmen. Ein Hochhaus kann die Einheit eines ganzen Stadtviertels zerstören« wenn es nicht dort steht, wo gerade das Herausschnellen einer energischen Dcrtikale für das Stadtbild notwendig ist und wenn es auch in seiner Gliederung sich nicht der Nachbarschaft einfügt. Dölkerverhehung und Lakeinunkerrichk. Der lateinische Aufsatz ist immer schon eine Zündschnur des Nationalismus und der Kriegs- Verherrlichung gewesen. Unter dem Deckmantel antiker Tugenden wurde alles als die wahre Humanität, die doch das höchste Er- gebnis der antiken Kultur war, entwickelt. Den Preis aber hat ein republikanisches Berliner   Gymnasium errungen, das sozusagen einen Leitartikel eines deutschnationalen Blattes zwölfjährigen Schülern als Ueberfetzungsaufgabe stellte. Im Berliner   Humboldt-Gymnafium ist vor mehreren Wochen den Quartanern von ihrem Lateinlehrer, Studienrat Dr. R e g e n e r, folgendes Stück zum Ueberfetzen diktiert worden: Es wird in den Zeitungen berichtet, daß ein moderner fran» zösifcher Staatsmann gesagt habe, die Deutschen   müßten mit Ochsen verglichen werden, die gemästet und dann geschlachtet werden. Da wir aber wissen, von welcher Geistesverfassung unsere Nachbarn sind, so zweifeln wir nicht, daß uns diese ebenso dumme wie freche Rede mehr zum Ruhme als zur Schande gereicht. Die Franzosen  nämlich sind durch die Ruhmsucht so verdorben, daß sie jedes andere Boll für niedriger als sich halten, und alles tun. um es gleichsam mit Füßen zu treten. S'e scheinen nicht zu wissen, daß Gott die- jenigen mit Blindheit straft, die er verderben will. Da wir uns im Unglück befinden, hoffen wir, daß einst für uns auf Regen der