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den letzten Krieg entstandenen Välkerrechts, somit Völkerrecht- lich me Wiedereröffnung des Kriegszustandes. Dar- ans folgt aber keineswegs, unter den gegebenen außerordent- lichen Verhältnissen, die Pflicht Deutschlands  , widerrecht- lich« Gewalt mit Gewaltanwendung von seiner Seite zu beantworten, obwohl die Berechtigung zu solcher Gewalt- »nwendung theoretisch von keinem Völkerrechtslehrer be- stritten werden könnte. Praktisch betrachtet, könnte es keine schlimmer« Torheit geben, als wenn Deutschland   der äugen- blicklichen französischen   Uebermacht die erwünschte Gelegen- heit böte, ihre Uebermacht zur Entfaltung zu bringen. Frank- reich wird sich also, falls es den Ratschlägen eines verblendeten Nationalismus folgen will, darauf vorbereiten müssen, Krieg gegen ein Land zu führen, das sich militärisch nicht wehren wird. Desto nachdrücklicher würde dieses Land an die Arbeiter Frankreichs   und an die Völker der ganzen Welt die Frage richten, mit welchen Mitteln sie einer so offenkundigen Störung des europäischen   Friedens durch den französischen   Militarismus zu begegnen gedenken. Vielleicht genügen diese Ausführungen, um die Sinnlosig- keit einer hemmungslos nationalistischen Politik Frankreichs  klarzumachen. Wir fürchten uns vor französt- schen Gewaltdrohungen nicht im mindesten. Zu einer solchen Furcht hätten wir nur dann Anlaß, wenn wir Gewalt gegen Gewalt setzen wollten. Indem unsere mili- tärische Ohnmacht solche Möglichkeiten ausschließt, wird sie zu unserer politischen Stärk«. Da ist keine Gelegen- heit für französische   Generäle, sich Lorbeeren zu holen, da ist nur eine Gelegenheit für französisch« Staatsmanner, Frank- reich und durch Frankreichs   Schuld ganz Europa   auf den Weg des Verderbens zu führen. In diesem Zusammenhang muß noch ein offenes Wort gesprochen werden. Dte Gefahr, in der Europa   seit dem Siege der Entente schwebt, wäre nicht vorhanden ohne die beklagenswerte Schwäche der sozialistischen  Arbeiterbewegung Frankreichs  . Wir kennen den klaren Geist und die guten Absichten der französischen  Sozialisten und schätzen sie hoch ein. Wir wissen, daß es in Frankreich   auch außerhalb der sozialistischen   Partei gute Patrioten gibt, die über die wahnwitzige Politik ihrer Staats» leite? geradezu verzweifelt sind. Aber wenn diese Ertenntm» und dieser gute Wille keine Möglichkeit haben, in entscheiden- den Augenblicken entscheidenden Einfluß zu üben, dann wird es zum Schluß so sein, als ob sie überhaupt nicht gewesen wären. Wir wollen nicht den Krieg, sondern den wahren Frieden mit Frankreich  . Wir wollen nicht neue Gewalt, sondern die Heilung der Wunden, die die Gewalt Frankreich   und allen anderen geschlagen hat. Wer dem französischen   Volke heute erzählt, Deutschland   habe einen Zweibund mit Ruß- l a n d gegen Frankreich   geschlossen, der ist nicht nur ein frecher Lagner. sondern ein Verbrecher an der Menschheit, der nicht weniger gewissenlos handelt als die Kriegstreiber in aller Herren Länder anno 1914. Wird Frankreich   die Kraft haben, sich gegen das verbrechen zu wehren, da» feine Patentpatrioten an ihm und an der ganzen Welt begehen wollen? Viktor Emanuel   in Genua  . Anch die Moskauer begrüße« ihn. Senua, n. April, 3 Uhr nachm.(Sonderbericht de» Gvz. Par­lamentsdienste».) Zier Empfang des König, durch die Genueser Bevölkerung gestaltet fich bei ungünstigem Wetter ziemlich stim- mungslo». Man sah zwar unzählig« Fahne« und Menschen, die Beifall klatschten(!) und Hurra riefen, al» der König erschien, das Ganz« aber trug stark den Charakter einer offiziellen Ovation. Man sah viele Offiziere in Galauniform und durch Abzeichen kennt- lich gemacht« F a s c i st e n. die andauernd in die Hönde klatschten. Die Zivilisten nahmen jedoch nicht den Hut ab, wa» den Eigen- tümlichteiten der italienischen Landesgewohnheiten entsprechen mag. Al, der König spöter auf dem Balkon der Pröfektur erschien, gab», eine kleine Huldigungsszene.
Dem Empfang in der Pröfektur folgte das Frühstück auf einem Kriegsschiff. Unter den Ehrengästi'n, die an der Tafel des Königs Platz nahmen, befanden sich auch die deutschen   Neichsminister, mit denen sich der König längere Zeit in deutscher Sprache unter- hielt. Auch Tschit scherin und Krassin   waren anwesend. Sie erklären, wenn man schon mit kapitalistischen Staaten ver- handle, könne man auch die Einladung eines Königs annehmen. Gegen 2% Uhr erfolgte die Rückfahrt des italienischen Königs durch die Stadt, die von Militär überfüllt war. Wir Deutschen  konnten uns dabei dem glücklichen Gefühl hingeben, die Zeit des Parademarsche» überstanden zu haben. Unser Bedauern galt den Soldaten, die stundenlang im Stahlhelm und im Regen warteten, bis der König mit großem Gefolge die Front im Auto abfuhr. Eine Bankettrede TschitscherinS. Nach einer TU.-Meldung soll Tschitscherin   beim Festessen aus dem.Dante Alliglzieri* folgende Rede an den König gehalten haben; der Text klingt uns ein wenig unwahrscheinlich:Ich be- grüße in dem freien Italien   den ersten Bürger des Landes, der den Geist seines Volke» vertritt. Dielleicht der schönen Sonne wegen hat unser Volk für Italien   besondere Vorlieb«. Ich wünsche, daß die schöroe Sonne Italiens   und die fröhliche Heiterkeit des italienischen Volke» uns dazu oerhelfen, daß wir die großen Ziele der Konferenz erreichen können. Es Ist zu wün- schen, daß die Verbrüderung gerade in Italien   den Völkern entgegenwirkt, wo die blauen Wellen des Meeres uns wiegen, des Meere», das zwischen ollen Dmgen der Welt das freiest« ist, und das In seinen Tiefen das Wohlergehen der ganzen Menschheit birgt." Hoffentlich kommt da» Wohlergehen der Menschheit au» den Meerestiefen wieder ans Tageslicht!.... 5ranz5sisch-ri#scher Zusammenstoß. 3a der SachoerflZndigensihung für die russische   Frag« kam« bei der offiziellen Vorlegung des russischen Memorandum» zu einer heffigea Debatte. Entsprechend den schon vorher gegebenen Del- sangen varthou« nahmen die Franzosen mit Seydoux an der Spitze an der Verawag nicht mehr teil und die Japaner schloffen sich ihnen an. Die Rossen haben ihr Memorandum als überholt zurückge- Zog««._
Tosti und öle Deutschen   Werke. Die Haupwerwaltung der Deutschen   Werte schreibt un»: Auf die Interpellation, die der italienische Gewerkschaftssekretär und so- zialistische Abgeordnete B a g l i o n i in der italienischen   Kammer zu der Haltung der IMKK. gegenüber der Deutschen Werke A.-G. ein- brachte, antwortete nach Presseberichten der Staatssekretär de» Aeußeren Tost! u. a.: .Die alliierten Negierungen glaubten, daß die Umstellung der Deutschen   Werke nicht zu deren Bankerott führen könnte, sondern schlimmstenfalls nur zur Beschöstigungs- losigkeit von 3600 Arbeitern, die in kurzer Zeit neue Be- schüftigung finden könnten. Um die Interessen der Arbeiter zu wahren, habe die Botschafterkonferenz beschlossen, daß die gesamte Umstellung und infolgedesien die Verminderung des Personals bis zur Aufhebung der interalliierten Kontroll« ausgesetzt werden könnte." Diese Auffassung und die daraus hergeleitete Schluß- folgerung ist nicht richtig. Wenn die Beschränkungen auf- rechterhalten bleiben, die in der letzten Note der Interalliierten Mi- titärkontrollkommlssion vom 28. Februar 1022 entholten sind, dann ist die Umstellung und Wirtschaftlichkeit einzelner, durch die Note be- drohter Detriebe der Deutschen Werke A.-G. völlig In Frage gestellt. Wenn das größte Werk, das Werk Spandau  , wirtschaftlich und konkurrenzfähig gestaltet werden soll, dann müssen die hierzu not» wendigen technischen Einrichtungen geschaffen werden. Zur Auf- rechterhaltung de» vorhandenen.Martinwerks' ist der Lau eines neuen, modernen Walzwerke» dringend notwendig. Diesen Bau verbietet aber die Interalliierte Militärkontrollkommisston. Ohne ein modernes Walzwerk muß da» Martinwert stillgelegt wer- den. Da» Stillegen de» Martinwerke» zöge folgenschwer das Außer- betriebsetzen der vorhandenen Pressen, Schmieden und eines großen Teiles der Dreherei nach sich. Damit wäre dann aber die Wirt»
fchaftlichkeit und die Anfrechkerhallung de» Werkes Spandan über» Haupt in Frage gestellt. Damit würden aber allein in Spandau  6000 Arbeiter und Angestellte brotlos werden. Die Interessen der Arbeiter, die durch den Friedensvertrag festgelegt und in allen Noten immer wieder betont worden sind, können nur gewahrt werden, wenn die Deutsche Werke A.-G. zu wirtschaftlicher, kon- kurrenzfähiger Arbeit umgestellt werden könnte. Diese Möglichkeit und erste Loraussctzung zur Wahrimg der Arbeiterinteressen ist jedoch durch das Verhalten der Interalliierten Militärtontroll» kommission bis jetzt vollständig unterbunden. Schließlich kommt noch in Betracht: In keinem der früheren privaten Rüstungsbetrieb« wird die Interalliierte Militär- kontrollkommission gleiche oder ähnliche Beschränkungen bei der Umstellung zur Friedensproduktion vorschlagen, wie es bei der Deutsche Werke Aktiengesellschaft geschieht. Es ist daher durchaus begreiflich, wenn die deutsche Arbeiterschaft zu der Auffcsiung kommt, daß jede Entwicklungsmöglichteit und Konkirrrenzfähigkcit bei dem sozialisierten Unternehmen, das die Deutsche   Werk« Aktiengesellschaft ist, mit allen Mitteln von der Interalliierten Militärkontrollkommission, im Interesse von Prioatkapilallsten, per- hindert werden soll. Der 1. Nai in Reichsbetrieben. Halbamtlich tellt WTB. mit: Für den Dienst bei den Reichsbehörden am 1. Mai hat die Reichsregierung folgende Regelung getroffen: Angestellte und Arbeiter, welche zwecks Teil- nähme an einer Feier am 1. Mai dem Dienst oder der Arbeit fern- bleiben wollen, haben rechtzeitig bei ihrem Diensworgesetzten um Befreiung vom Dienst nachzusuchen. Solchen, Anträgen ist grundsätzlich insoweit zu entsprechen, als dadurch die notwendige Fortführung des Dienstbetriebes nicht in Frage gestellt wird. Bei der Entscheidung über derartige Gesuche soll nichk engherzig verfahren werden. Die hiernach beantragte und bewilligt« Freizeit ist bei Beamten und Angestellten auf den Erholungsurlaub anzurechnen. Das gleiche kann auf Wunsch bei Arbeitern geschehen. Wird -von den Arbeitern nicht ausdrücklich um Anrechnung auf den Erholungsurlaub nachgesucht, so wird gemäß 8 8 Ziffer 3 des Lohn- tarifvertrages für die Dauer der Arbeitsversäumnis Lohn nicht gewährt. In den Ländern, in denen der 1. Mai als gesetzlicher Feiertag landesrechtlich anerkannt ist, ist auch bei den Reiche- behörden auf die Landesgesetzgebung Rücksicht zu nehmen.
Gegen Moskauer Slutfustkz. Die Auslandsvertretung der Partei der russischen   Sozkallstea- Nevolulionäre telegraphiert uns: Durch die Erklärungen des Zusliz- kommissar» Kurski werden die Garantien der Volschewislen auf der Berliner   Konferenz annulliert. Den inhaftierten Sozialister.- Revolutionären droht wiederum die Todesstrafe. Die Untersuchung ist beendig!, die Vlultat nähert sich. Wir fordern das inier- national« Proletariat zum energischen Protest und zur Veschühurg der inhaftierten Genossen auf. Durch die Exekutivkomikees der Jnternalionaleu muh unbedingt Gerichtsverhandlung unter Teil- nähme der Vertreter der soziattsttschen Parteien drs Westens ver- langt werden. Friedensschluß Moskau  -Rom. V. Leb. Genna, 22. April, nachts 12% Uhr.Exchange Tele. graph' will sicher erfahren haben, daß ein Vertrag zwisch-en Batiken und Sowjetabordnung geschlossen sei: der Vatikan   anerkennt Sowjet- rußland rechtlich, Sowjetrußland lasse die Jesuiten  , zum Schulunter- richt die Franziskaner und für barmherzige Werke die katholischen Schwestern zu. Beim Bankett auf dem Königgschiff unierhielten sich Tschitscherin   und der Erzbischof von Genua   und tranken ein- ander zu._
Kapikel Abrüstung. Wie die Polnische Telegoaphenaaentur aus Warschau   meldet, hat das Kriegsmwisterium einen Ge'etzentwurf ausgearbeitet, wonach die männliche Jugend vom 16. Lebensjahr ab zum Militärdienst vorbereitet wird. Ein neuer«Fridericus-Rex'- Skandal? Aus Jüterbog   geht uns die Kunde zu, daß auf dem alten Artillerieschießplatz jetzt eine Fortsetzung desF r i d e r i c u s» R e x"- F i l m s fertiggestellt wird mit Kriegs- und Schlachtengreueln, brennenden Dörfern und anderen monarchistisch-nationalistifchen Kostbarkeiten. Wie es heißt, wirken bei der Darstellung auch aktive Aaxe- hörige der R ei ch s w e hr a r tiller i e und-tavallerie mit. Wir können die Richtigkeit der Meldung augenblicklich nicht nachprüfen, möchten aber den in Frage kommenden Instanzen der Reichswehr   Gelegenheit geben, sich dazu zu äußern. Denn wenn wir auch nicht annehmen wollen, daß in Jüterbog   zugleich mit der nationalistischen auch die für Polen   bestimmte deut'chhctzerische Dariante desKönigs der Bärbaren' gekurbelt wird, so halten wir e» doch für absolut unstatthaft, daß republikanische Reichswehrtruppen bei der Inszenierung eines monarchistischen Tendenzmachwerks mitwirken. Zenlralkheater:.vi« WSdel» von Vavos'. Wir sind eigentlich dazu da, über neu«.Werte" zu schreiben. Aber neunmal unter zehn sollte man die Neuheit mit holdem Siillichweige» übergehen, und nur die famose Aufführung und blendende Aufmachung besprechen. Das wäre auch das richtig« Derhälwis bei denMädels van Daoos". Eigentümlicherweise ist der ernstere Teil, die teilweise spannende Fabel von einer xenievollen Erfindung eines sungen europäischen Ingenieurs, den teuflischen Intrigen dreier Amerikaner und der fenti» mentalen Liebe dieses Ingenieurs und des drftten umgefallenen amerikanischen   Missetäters, Miß Mary, weit bester als der humo- ristische, in dem es von plumpen Eindeutigkeiten und witzlosen Platt- Helten wimmelt. Hans Bühlers Text ist musikalisch sehr ge- schickt, aber ohne jede Originalität von Martin Knopf vertont. Nur ernstere, charakteristische Ueberleitungen, opernhaft« Nachempsin- düngen lassen mehrmals aufhorchen. Artur Guttmann   leite!« das Orchester und das Sänger-Entemble mit vollendeter Routine. Unter den Darstellern waren Karl P l a t e n, der Immer famose Fischer Köppe, Gustav Ja hrb e ck, einer unserer vollen'dellten Darsteller der Operettenbühne, Camille Hammes, Lea S e i d l, unter gewissen Einschränkungen Lilli Fl o h r dt« Hervorragendsten. Die Stimmung des Publikums war, wie immer beim Zenrtaltheater. über Raum und Zeit erhoben. H. M. Stiftung des ReichsprSsidenken für die Vanziger LungenheN- slälle. Der deutsche   Generalkonsul hat den Danziger Senat benoch- richtigt, daß Reichspräsident Ebert die Summ« von 5000 M. für die Sammlung zugunsten der Danziger Lungenheilstätte gestiftet hat. Deutsche   vefcisigung an der Pariser   Kunstgswerbeausslevung 1S24. Ueber die Frage, ob man die Deutschen   zu der intcrnatio- nalen Ausstellung für gewerbliche und technische Künste in Paris  1024 einladen soll, bat kürzlich ein Pariser   Kunstblatt eine Umfrage veranstaltet. Die Meinungen, die darauf geäußert wurden, sind ziemlich geteilt. Marcel S e m b a t antwortete, die Deutschen  müßten teilnehmen, weil sie gerade hier die scharfen Konkurrenten der Franzosen sind. Wiche man dieser Konkurrenz au«, so setze man sich dem Verdacht aus, sie zu fürchten. Raymond K o e ch l i n schrieb, da» Ausstellungskomitee habe nach einer Erörterung der Frag« beschlosten, daß nur die Regierung sie anzuschneiden habe.
Die Republik   wackelt. von Ha«, Klabautermann  . . alle» nicht-, länger läßt e, sich nicht verheimlichen, die xfopublck brockell ab. Und wir haben uns doch soviel Mühe g». g«ben, den Monarchisten da» Leben bei uns fo angenehm wie mög» sich zu machen. Da wirst der deutsch  -völkische Schriftsteller Klein- Rhoden zwei sozialdemokratischen Ministern, öffentlich Lebensmittel- schreblmgen vor und bekommt dafür von dem hohen republikanischen Richterkollegium 200 M. Geldstrafe, so daß er um rund dreiviertel Zentner Kartoffeln geschädigt ist. Ein anderer deutsch  -nationoler Verleumder macht sich den Spaß, sich ein paar saftige Leschuldi» gungen gegen den Genossen Cevering au» den Fingern zu saugen, und da« Gericht brummt ihm ebenfall, eine scherzhaste Geldstras« auf. Dagegen wird der sozialdemokratische Stadtverordnet« Rade- mache« zu drei Monaten Gefängnis verknackt, weil er vom Partei- burecm der deutschen   Bollspanci eine schwarzweißrot« Fahne her- unterholt. Solche ulkigen Urteile wären ja an sich nicht so ängst- sich, ersten« weil m der Berfastung nicht» davon steht, daß, wer ein Amt hat, auch ein Gehirn haben muß, zweitens weil wir mit dem Dichter sagen: Denn wo da» Strenge mit dem Zarten. wo Starke» sich und Milde» paarten, da gibt«»«inen guten Klang. Bedenklich stimmt uns erst die Urteilsbegründung de»«inen Gerichts. Heute, so sagen dt« Herren vom Richteramt, braucht man die Ehre eine» Minister« nicht so zu schützen wie unter dem allen System, heute, wo jeder Mann au» dem Volk« Minister werden kann. Unter dem alten System kam«» darauf an, Vorzüge zu be- sitzen, die nicht jeder Pachulk« au» dem Handgelenk schütteln kann. Feinsinniges Studium de» Speichelleckens, Ausschaltung de» noch vorhandenen Denkvermögens. Hochwohl- oder Hochgeborenheit. Mit solchergestalt ausgestatteten Staatsmännern konnte eine Politik mit festumristenen Zielen stetig durchgeführt werden. Deutschland  wa? denn auch so ziemlich völlig isoliert und wohlgehaßt. Solche Männer mußten gegen Beleidigungen natürlich nachdrücklicher ge- schützt werden als Minister, die aus dem Volke hervorgehen. DerLokal-Anzeiger" hat sich an ein« Reih« von Männern au» dem alten System mit der Frage gewandt: Glauben Sie an Deutsch  . land, Auferstehung? Er nennt Herren wie den früheren Krön- Prinzen, Ludendorff. Helsferich und Dietrich Schäfer  führende Männer der Nation". Daher glauben wir die nächsten Umfragen de»Lokal-Anzeigers" schon heute angeben zu können:Glauben Sie cm die Kraft des Idiotismus?' undGlauben Sie, daß unsere Leser nicht alle werden?" Noch beklommener wird uns in unserer Sorg« um die Republik  , «ernt wir an den Königlich preußischen Wirklichen Geheimen Ober- regierungsrat Dr. Kapp denken, der diese Woche in Saßnitz   ver- baftet werden ist. Auch er gehört zu den Führern der Nation. Sein prächtiges Wort:Auf das Leben von hunderttausend Menschen kommt es nicht an" sichert ihm ein ehrendes Andenken für immer. Ader«r lehnt e» ab, die Regierung Ebert anznerkennen. Da», ist
verheerender al» da» Ultimatum der Reparationskommission. da» am 31. Mai abläuft. Eine weiter« Hiobspost durchzittert die Republik  . Vi« Pächter der Bahnhofstoiletten haben es abgelehnt, Freiklosett» zur Derfü- gung zu stellen. Die Benutzung der Aborte ist nur noch nach Zah- lung von SO Pfennigen gestattet. Für die Regierung wird es schwer Jein, zu entscheiden, welche» Unhell schwerer wiegt, die Ablehnung tapp» oder der vbortpächter. Der harmlose Sterblich« macht sich überhaupt einen falschen De- griff von den mannigfalligen Rücksichten, die«ine Regierung zu nehmen Hot. Die deutsche Delegation hat in Genua   das Wirtschafts- abkommen mtt Rußland   abgeschlossen. Nach dem Geschrei zu ur- teilen, das au» dem Ausland schallt, scheint e» für Deutschland  vorteile zu versprechen. Die immerhin ganz schön« Leistung würde, sollte man annehmen, anerkannt werden. Aber die Ereignisse lehren, wie wenig eingeweiht in die Zusammenhänge wir sind. In Wahr  - hell dreht e» sich um etwa, anderes al» um den Dertrag, wenn auch die ganze Konferenz durch ihn aufzufliegen droht. Da» Verdienst, die Bedeutung von Genua   erst richtig erkannt zu haben, gebührt dem rechten Flügel unseres Reichstages. Er hat vor einigen Tagen folgende Anfrage gestellt: Unter den bekanntgegebenen Personen der Delegation und der Sachverständigen für die Konferenz in Genua   befinden sich zum mindesten zwölf Herren südischer Rasse. Da» Zahlenverhältnis der deutschen   Staatsbürger jüdischer Raste zu denen arischen Geblüt» beträgt wenig mehr al» ein Prozent. Da die Zahl der Delegierten und Sachverständigen für Genua   in»- gesamt 80 Personen betragen soll, bedeutet der rostenmäßig- dische Anteil nach obiger Feststellung fast 33 Prozent. Wie will die Reichsregierung diese ungeheuerliche Bevorzugung der Juden bei der Auswahl der Delegierten und Sachverständigen zur ver- trehing der deutschen Belang« in Genua   rechtfertigen?" Wir sehen, es handelt sich in Genua   um eine Vergnügung»« reise mtt gemütlicher Unterhaltung, an der teilzunehmen eine Be- vorzugung bedeutet. Gleichzeitig berührt die Anfrage aber das Problem der Gleichberechtigung alle? Menschen, die doch jetzt ver- lorenzugehen scheint. E» gibt naturgemäß mehr Dumme al» Kluge in der Welt. Di« Bevorzugung der Klugen oder irgendwie Her- v Prägenden Ist einer der vielen Nachteile des parlamentarischen Systems. Das hätte bei der Auswahl der Delegationsmänner be» rücksichtigt werden müstem Wie die Vorkriegs- und Kriegszeit be- weist, läßt sich Politik recht gut von Männern betreiben, die unter dem Durchschnitt begabt sind. Selig sind, die geistig arm sind. Die Berliner   Straßenbahn will ihren Fahrpreis auf vier Mark erhöhen. Dafür bietet sie auch was. Die Anschriften der Wagen über da» Fahrtziel werden künstig in deutschen   Schriftzeichen g«- halten. Nachdem da» Direktorium für die Verkleinerung der seit- lichen Schilder Sorge getrogen hat, muß sie tonsequenterweis« alles andere ebenfalls in ein Geheimnis hüllen, um den Fahrgästen ein amüsantes Wettspiel über die Fahrtrichtung zu ermöglichen. Am besten wäre es, sie verwxndete ausschließlich große Frattur. Dann würde«in Schild so aussehen: I JRRETtAliSTALT DALLDORF.>