Nr. 249+ 39. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

9. Verbandstag der Steinarbeiter.

Drifter Verhandlungstag. Silberschmidt( ADGB  .) wies die Anschuldigungen gegen die Amsterdamer Internationale und den ADEB. zurück und zeigte, marum die wirtschaftliche Umwälzung der politischen Umwälzung nicht in gleichem Schritt und Tritt habe folgen fönnen. Selbst in Rußland   werden jetzt dem Kapitalismus die weitgehendsten Kon­zeffionen gemacht. So wenig wie dort sei es in Deutschland   böser Wille der sozialistischen   Bartei- und Gewerkschaftsführer, menn nicht mehr als bisher erreicht wurde. Es sei der Zwang wirtschaftlicher und sozialer Verhältnisse, die sich nicht fünstlich und gewaltsam ver­ändern lassen. Niedrige und persönlich ehrverlegende Angriffe aber, wie sie hier von einzelnen Rednern erfolgt seien, vergifteten die Be­wegung und feien so grundlos und tiefstehend, daß sie eigentlich un­diskutabel feien. Redner ging dann auf den fachlichen Teil ber Borwürfe ein und nannte die Tatsache, daß wir jetzt wieder einen Anfang von internationaler Massenverständigung haben, ein einziges großes Verdienst des Internationalen Amster. damer Gemertschaftsbundes. Silberschmidt befaßte sich dann unter geschichtlicher Stizzierung der innerpolitischen Ereignisse, die zur Aufstellung der 10 Punkte führten. Davon, was der ADGB.,

Fünfter Verhandlungstag.

Nachdem der zweite Borsitzende Waither über die beantrag­ten Statutenänderungen referiert hatte, wurde nach einer furzen Distuffion beschlossen, den Bericht der Statutenberatungs­tommission abzuwarten.

SPD  .

Allgemeine Funktionärversammlung

9

Sonntag, 28. Mai 1922

Filmschau.

Dr. Mabuse, der Spieler.

Ein Bild der Beit toollte der erfte Teil des breit angelegten Films Redakteur Siebold behandelte in 1% ftündigem Referat mertes, Dr. Mabuse, der Spieler" fein, der zweite Teil, den man Die Lage der Steinindustrie" und" Die Berufs  - nun im Ufa   Balast am 8oo fab, mit Menschen der Zeit schildern. gefahren ter Steinarbeiter". Die Inlandsaufträge Menschen, die dem machtgierigen Mabuse als Folie dienen, die in seinen feien minimal, die Verwendung des Natursteins im Baugewerbe Machtrausch veritridt sind, als seine Kreaturen oder als seine Feinde. Es liege darnieder, nur durch Ausland slieferung sei es mög- find nicht Menschen der Zeit geworben, vielleicht überhaupt night Menschen, lich, die Industrie auf der jetzigen Höhe zu halten. Der Klein- und und nur Phantastereien. Doch gerade durch diesen Phantastischen, über die Mittelbetrieb sei noch heute in der Steinindustrie vorherrschend. An dieser zweite, mit Recht„ Inferne" Aberschriebene Tell dem Film Grenzen der Möglichkeit unbelämmert hinaussturmenden Mathmus, tommt und seinen Notwendigkeiten am meisten entgegen. A bie Clemente, die schon im ersten Teil gemengt erschienen, fehren er wieder. Aber die Loderung im Gefüge, die Häufung an Details ist verschtennben und durch eine, wenn auch unwahrscheinliche, so doch straffe und burshans spannende Handlung ersetzt. Der Spieler mit Menschen, Geseken und Schicks falen, Dr. Mabuse, verliert durch die Lebenschaft zu einer Fran seine Nervenkraft und damit seine Trümpfe, so daß ihn fein nihterner Gegen spieler, der Staatsanwalt Went, nach manchem, gefährlichen Abenteuer überwältigen fann. Freilich, dieser Bent hat nicht für fnf Pfennig Grüße im Kopf, der Zufall gibt ihm die Waffen in die Sand. Das ift imfünft Terisch, undramatisch und unbefriedigend unb titlt is nerfreulicher, als gerade der Darsteller des Staatsanwalts( Bernhard Goette) schau spielerisch den Darsteller des Dr. Mabufe( lein- ogge) ganz bes deutend überragt. Der Stimmungsreiz ist so grek, daß auch diese Schwäche im Aufbau des Manuskripts das Interesse nicht zu beeinträchtigen ber mochte. Die Premierenzuschauer spendeten dem Spiel Bransenden Beifall. Dieser Applausdonner galt wohl zuerst dem Regisseur Friz Lang und dem Photographen Starl Hoffmann. Denn regietechnisch und photo­graphisch ist auch hier wieder Außergewöhnliches geleistet. Das Lastende, Beklemmende oder Trübfelige ist mit groingenber Gewalt eingefangen. Ge spenstische Bisionen formen fich ganz aus den Gefehen des Kurbellaftens, das imFilm zum Schweigen verurteilteort wird gewiffermagen ins Photographische übersetzt. Lichtwirkungen von feinster Abstufung und raffinierter Berteilung der Effekte verblüffen. Die Tridaufnahmen beteffen, wie weit man heute über die Bunder der einst so großes Aufleben erregenden Golemstimmung

am Montag, den 29. Mai, abends 6 Uhr, in den Germania   Sälen, Chauffeeftr. 110. Tagesordnung:

überhaupt die rechtsgerichtete Bewegung, auch in dieser Beziehung Die politische Bedeutung der Gennefer Konferenz.

geleistet habe,

davon fpreche die Oppofifion nicht.

Den Dingen ist mit Schlagworten, Generalftreits ufm. nicht beizu tommen. Der Kritik untersteht auch der ADGB., aber diese Kritit müsse getragen sein vom guten Billen, die Sache zu bereichern und vorwärtszubringen, fonft fei fie verfehlt.

Diese Ausführungen fanden zwar die Anerkennung eines großen Tells der Anwesenden, überzeugten aber nicht die egponterten Ber­treter des politisch gerichteten Teils der Opposition.

Die Schlußworte der Referenten, insbesondere das des Rebatteurs Siebold, fielen infolge der scharfen Debatte ausführlich und offen aus und stellten die Vorwürfe in jenes richtigere Licht, in das sie des zweiten Mannes Rede" zu setzen ver­

mag.

Dem Gesamtvorstand wurde gegen 2 Stimmen Ent. Ia ft ung erteilt. Ein Antrag, bei der Zusammenstellung des Bor. standes die politische Gesinnung zu berücksichtigen, wurde einstimmig abgelehnt, dagegen einstimmig be schlossen, die Einheitsfront herbeizuführen; außerdem wurden zwei Anträge dem Vorstand überwiesen, den Verband mehr als Kampforganisation auszubauen.

Referent: Reichswirtschaftsminister Robert Schmidt  .

Zu dieser wichtigen Versammlung werden alle Parteifunffionäre, SPD.- Betriebsverfrauensleute, Angestellten- und Beamtenwerbe­ausschüsse eingeladen. Mitgliedsbuch und Funktionärausweis find am Saaleingang vorzuzeigen. Ohne Legitimation ist der Zutrift nicht gestattet.

Der Bezirksvorstand.

Anstellung von Arbeiterkontrollenren

DR

e. b.

p- s

M. SCHULMEISTER

feinem Riebergang trage die Engherzigkeit des Unternehmertums hinausgekommen ist. In dem ganzen Wert it feine Spur von Nitsch und tie größte Schuld. Jetzt komme die Einsicht, und es werde versucht, die Szene einer telepathischen Versammlung trägt den Stempel unbändiger durch Reichssteinwochen und Kongresse die Lage der Industrie zu Echtheit. Alfred Abel   bedeutet den darstellerischen Höhepunkt dieses Licht­heben. Auf den Stand der Krankheitserscheinungen spiels. Seine Nacht des Wahnsinns hat unheimliche Ueberzeugungsfraft. in der Steinindustrie eingehend, bedauerte Redner, daß diesen seit dem Kriege von den Mitgliedern nicht mehr die nötige Beachtung Jm Primue- Palast in der zuerst laufende Film Joe Martin und geschenkt werde. Der Würgenget Tubertusole" graffiere heute der Altohol", der fabelhafte Tierbreffuren zeigt, ble rechte Bodenvorbereitung Das Mädchen aus bem goldenen noch genau so im Beruf wie früher. Der Borstand wirfte auf die für den Hauptfilm Behörden ein; endlich fomme es zu amtlichen Erhebungen, die im 3 eft en Für diejen Deulig- Bresto- Film ließ utan fich die Heldentaten derer v. Kähne als Manuskriptanregung dienen und ersand noch allerlei November abgeschloffen fein sollen. Genosse eine vom Gewerkschaftsbund ergänzte die Aus Budem hat Hans Berdmeister als Regisseur den nötigen lebeimut, um Gespielt wird recht flott. hinzu, damit es zu fünf luftigen Aften reichte. 3um Tarifmesen wurde eine Resolution des Tarif, führungen Siebolds und ging auf die Unfallgefahren ein, febe luftige Laune und wikige Harmlosigkeit zu einbrudsvoller Wirkung zu dezernenten Wunderlich sowie eine Reihe von Anträgen die in einen Betrieben weitaus größer seien. Auch er wandte fich bringen. Das Bublifum lacht herzlich und der Daseinsawed dieses Films angenommen bzw. zur Berufsichtigung überwiesen, die die Bor  - gegen die Verschleppung der Aushilfsmaßnahmen durch die Regies ist erfüllt. Maria Belenta tollt fröhlich durch vier Mitte und Heinrich schläge zur Verbesserung der Tarifpolitik und der Schlichtungsord rungsstellen. Aber auch die Arbeiterschaft selbst müffe ihren Mann Römer ist ein solch' famoses Fallenauge, daß man sich wirklich freut, wenn nung enthalten. Bon zwei weiteren angenommenen Resolationen ellen, um für ihren Schug mit allen Kräften einzustehen. Die bei Komödienschluß ein Konzern geskibet wire, un die Nothaut als enthält die eine einen Braieft gegen die erschleppangs- Betriebsräte müßten dem Schutz der Arbeiter in den Be- Lezten Mohikaner auf dem Nummel sehen zu lassen. tatti? ber Unternehmer des Berbandes dentsertrieben größte Aufmerksamkeit schenken. Heinte trat dann energisch Granitmerte bei Leuerungszulagen und Tarifverhandlungen für sie und verlangt Berhandlungen in den nächsten Tagen, die andere eine Aufforderung an die Kollegen des Elbsandsteingebiets, mit ein. Eine von ihm vorgelegte Resolution wurde einstimmig allen Mitteln für die Einführung des Zeitlohnes zu angenommen, ebenso eine Sieboldsche Resolution, die fassung der Steinarbeiter nicht in 23iberspruch stehenden Versuche den Zentralvorstand beauftragt, alle mit der grundsäglichen Auf- MSchulmeister Hochbahnstation Kottbuser Tor zur Behebung der Notlage der Natursteinindustrie zu fördern, jedoch bas Streben jener Unternehmer zu bekämpfen, die das Wort von ber Notlage in den Vordergrund rücken, um sich billige und willige Arbeitskräfte zu sichern. Zur Bekämpfung der Gesundheitgefähr tung wird die zeitgemäße e nderung der Bundesrats. verordnung zum Schutze der Steinarbeiter vom 31. Mai 1909 verlangt für Steinmeßen und Steinhauer, Lehr­linge und Jugendliche die gefeßliche fiebenstündige Arbeitszeit; in der Sandsteingewinnung und Verarbeitung bas Berbot jeglicher Attorbarbeit; die Anerkennung der Erkrankung der Atmungsorgane, soweit es zu völliger Erwerbs. losigkeit oder Arbeitsinvalidität fommt, als Unfall im Sinne des Gesetzes; die Mitwirtung an der von der Regierung eingeleiteten Untersuchung über die Gefahren der Steinbearbeitung; erneuter Drud der Berbandsleitung auf die maßgebenden Körperschaften zur Anerkennung und Durchführung dieser Forderungen.

wirken.

aus

Zur Redaktionsfrage murde beschlossen, daß das Fach blatt fich mit politischen Stäntereien" nicht befaffen folle; zwei Anträge, den Drud des Steinarbeiters" der Leipziger Freien Preffe" herauszunehmen und der „ Leipziger Volkszeitung" zuzuführen, wurden in namentlicher Abstimmung mit 44 gegen 31 Stimmen abgelehnt.

Bierter Verhandlungstag.

Nunmehr ging der Verbandstag an die Entscheidung der Frage des Anschlusses an den Baugenertsbund heran. Der Borstand empfiehlt einmütig, von einer Verschmelzung Abstand zu nehmen.

genommen.

Seine Refolution, die eine Verschmelzung ablehnt, wurbe in namentlicher Abstimmung mit 48 gegen 27 Stimmen an Es ist jedoch ein enges Rartellverhältnis zum Betrieb ber Agitation und zur Führung von Lohnfämpfen zwifchen Steinarbeiter- und Baugemertsbund anzubahnen. Ein Entschluß beauftragt den Zentralvorstand, den Zahlstellen Anwei fungen zur Förderung der sozialen Baubetriebe zu geben,

Wetter bis Montag mittag. Etwas fühler, meist helter und trocken bel ziemlich frischen nordwestlichen Winden.

Rudolph

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