Einzelbild herunterladen
 

Widerstandes völferpsychoanalytisch bloßlegt. Der Völkerbund hat nämlich zur Erhaltung des Völkerfriedens in kluger und wirksamer Art einzugreifen und auf Grund eines Antrags irgendeines Bundesvoltes hat der Generalsekretär, im Notfall unverzüglich, den Bölkerbundrat einzuberufen. Wollte also etwa Frankreich   selbständig mit Santtionen vor­gehen, so hätte Deutschland   als Bundesvolk formell den Völker bund damit zu befassen: automatisch legt sich um unsere Grenzen, wie aus dem Boden geftampft, das international geltende Recht, und zu seinem Schußze zwingt es zugleich auch die berufene Körperschaft zusammen. Man komme nun nicht etwa mit der Erinnerung an den vergeblichen Londoner  Sanktionenprotest; damals hatte eben kein Bundesvolt diesen für das Funktionieren des Bundes entscheidenden Schritt getan, und Deutschland   konnte eben nichts weiter als ins Leere mit der Gewißheit der Erfolglosigkeit protestieren. Zugleich ist auch nicht zu vergessen, daß in London   nicht ein Staat, son dern die Alliierten gemeinsam die Sanktionen verhängten, während in Zukunft nur ein einzelner dafür in Betracht kommt. Aber selbst wenn Lloyd Georges Unbeständigkeit Großbritannien   wieder einmal an die Seite Frankreichs   treiben sollte, eine neue schwere Waffe im Kampf ums Dasein gewährt uns die Bundesmitgliedschaft auch in diesem Falle: ist doch Großbritannien   wegen unferes guten Rechtes auf den Vertrag von Rapallo vor unserer Festigkeit zurückgewichen.

Wulle verboten".

Bolschewistische Diktatur in der Dessauer Straße.

Die

Alles verjudet! Sogar die Tägliche Rundschan". Wie bekannt, sind die Deutschnationalen Schüßer und Tägliche Rundschau" hatte gestern früh ges Hüter der Weimarer Verfassung  , sie sind Vorkämpfer der schrieben: Preßfreiheit, Verfechter des freien Wortes, furz sie sind edel, Der Unterschied zwischen der extremen völkischen Gruppe im­hilfreich ur gut. Die Republik   wird von ihnen gegen die Rechtslager und den übrigen nationalen Kreisen besteht darin, daß Terrorakte der Straße, die Meinungsfreiheit gegen die rohe die Völkischen in der Judenfrage fein Staatsbürgerprinzip, Bergewaltigung, durch diktatorische Gelüfte machthungriger fein Sprach- und Kulturprinzip gelten laffen wollen, sondern bei der Usurpatoren geschützt. ebenso primitiven wie undurchführbaren Forderung stehen bleiben,

-

-

in

So wird es alle Tage in der Dessauer Straße gedruckt, daß man jedem auch nur einer jüdischen Blut­noch dazu in zwei Abwandlungen, die eine heißt Deutsche mischung Verdächtigen das Weiterleben Tageszeitung", die andere Deutsches Abendblatt". Deutschland   unmöglich machen müsse. Man fann von Da geschah es, daß ganz ohne Grund" Henning aus der starter persönlicher Abneigung gegen die geistige oder wirtschaftliche Deutschnationalen Reichstagsfraktion hinausflog. Andere Betätigung des Judentums erfüllt sein, man wird dennoch ein po­zogen ihm nach. Das ,, Deutsche Abendblatt" schüttete darob litisches Programm ablehnen, das die deutschen Staatsbürger jü­fein Herz aus. Es waren wirklich allerlei Saftigkeiten drin. difcher Raffe einfach fozusagen für vogelfrei erflärt. Auf einmal gestern abend verstummte es, ohne einen Das veranlaßte die Deutsche Zeitung", tieftraurig letzten Laut von sich geben zu können. Wißbegierigen wurde zu erklären: gesagt, es sei verboten worden. Natürlich ists verboten wor- Wie start auch die vaterländische bürgerliche Presse jüdisch den, aber nicht von der Regierung, sondern die Deutsche   beeinflußt wird, zeigt die Behandlung der Borgänge im deutsch­Tageszeitung" erlaubt das Erscheinen nicht mehr! Ludendorff nationalen Lager in verschiedenen volksparteilichen und unabhän behauptete fürzlich, die Deutschnationalistischen seien durch die gigen" nationalen Zeitungen. Immer wieder begegnen wir auch in Kommunisten verführt. Wir lachten darüber. Jetzt zeigt sich, diesen, sonst feineswegs philosemitisch eingestellten Blät wie recht der große Erich hatte. Die" Deutsche Tages- tern Aeußerungen der Freude über den Trennungsstrich" zwischen zeitung" ist unter die Terroristen gegangen, sie fnebelt Anders- Bölkischen und Deutschnationalen. Bezeichnend für das Maß jüz denkende, sie unterdrückt die freie Meinung. Morgen wird sie discher Beeinflussung ist, was 3. B. heute früh die Täg­Lenin anbeten; wo wird diese gräßliche Entwicklung enden? liche Rundschau" zu der völkischen Frage" erklärt hat. Geheimtagung der Deutschnationalen.

Es brennt,

Hinter die Sorge um unsere nächste Zukunft hat alles andere zurückzutreten. Darum mag nur im Vorbeigehen er­wähnt werden, wie zur völkerrechtlichen Auflockerung und Be­seitigung der Reparationsbestimmungen von St. Germain nichts anderes als der Völferbund das Instrument war, und wie das deutschösterreichische und das reichsdeutsche Kredit- Für Dienstag sind deutschnationale Parteileitung und Reichs. problem nur dem Grade nach verschieden, der Art nach jedoch tagsfraktion nach Berlin   zusammengerufen worden. tiesinnerst verwandt sind; wie die europäische. Landabrüstung weil man vertuschen will, was nicht geheim zu halten ist. Politische Aufgabe des Bölkerbundes ist, und wie friedensvertragsmäßig Anständigkeit und deutschvölkische Mordpropaganda liegen im die kostspieligen alliierten Militärkommissionen durch das kosten Kampfe. Der Trennungsstrich geht um. Offiziös wird natürlich lose Aufsichtsrecht des Völkerbundes zu ersehen sind. Zur versichert, daß man nur zur Behandlung nebenfächlicher Fragen Durchsetzung aller dieser und noch anderer zurzeit minder die Häuptlinge telegraphisch nach Berlin   zusammenholt. wichtiger Ziele ist vor allem eine Erkenntnis vonnöten: trotz feines friegstraditionsbelasteten ersten Auftretens sind Völker­und Friedensvertrag in ihrem Wesen verschieden: ist dieser ge­schaffen, einen Krieg zu enden, so ist jener bestimmt, fie a Ile zu verhindern. Darum fann Versailles   nur und nirgendwo anders als in Genf   überwunden, der geltende Unrechtszustand durch einen der Weltwirtschaft entsprechenden Rechtszustand nur in der weltgesetzgebenden Rechtskörperschaft des Bölker­bundes entstehen und erhalten werden.

Zugleich muß mit unserem um unseres Daseins willen geschehenden Eintritt in den Völkerbund der alte Bund dahin­gehen und sterben; es entsteht, Sieger, Besiegte, Neutrale feft­umfangend, der erneuerte Bund. Hat Deutschland   die fittliche Selbstüberwindung, die brauchbaren Grundlagen des Bestehenden anzuerkennen, tritt es in den Bund und für ihn mit erneuerndem Geiste ein, dann wird ein neuer Abschnitt in der noch kurzen Geschichte der für die Dauer bestimmten Bölkerrechtsgemeinschaft beginnen. In seinem Bestreben, das Notwendige rechtzeitig zu tun, wird das Reichskabinett in furzen Wochen seinen Beschluß zu fassen haben.

Nachschrift der Redaktion: Der Optimismus, mit dem der Verfasser das Bölkerbundproblem behandelt, fonnte für uns fein Grund sein, ihm das Wort zu verwehren. Aber zu einem Völkerbund, dem Deutschland   als freies, gleich­berechtigtes Mitglied angehören kann, ist, wie er felbst zugeben wird, ein weiter Weg, der erst beendet sein wird, wenn es feine esehungen, teine Santtionen, feine Kontroll fommissionen, feine Anschlußverbote mehr geben wird, und wenn man bereit sein wird, Deutschland   im Bunde  in gleicher Weise zu behandeln wie jeden anderen Staat der= felben Größe. Unter diesen Umständen kann die Frage, wann und unter welchen Umständen Deutschland   um seine Aufnahme ersuchen soll, nur nach Würdigung der Gesamtlage aus tatti­schen Gesichtspunkten entschieden werden.

Die Sommerreise.

Bon Peter Scher  .

Als Lembke kalkuliert hatte, daß die Sommerreife infolge der wahnsinnigen Berkehrsteuerung diesmal ausfallen mußte, hielt er sich nicht lange mit Wehklagen auf, sondern als ein tatkräftiger Mann, der er war, schlug er sich vor die Stirn und sagte: Hallo! Ich hab's! Wir reisen heuer im eigenen Heim!"

Er hatte die Absicht gehabt, seiner Familie den Bodensee   zu zeigen. Ein Bädeker war bereits angeschafft, und so verfuhr Lembke nach eingehendem Studium folgendermaßen:

Morgens sechs Uhr dreißig stürzte er ins Schlafzimmer und brüllte: Lindau  ! Alles aussteigen!" Worauf alle in freudigem Tumult aus den Betten fuhren und sich zum Frühstück vorbereiten, das, wie Lembke mit erhobener Stimme aus dem Bädeker vorlas, am angenehmsten auf der Ter­raffe am See eingenommen wird."

Mörderklub Schillingstraße.

In der neuesten Nummer seiner Zeitschrift Die Zukunft" teilt Marimilian Harden folgende Tatsache mit, die dringend der Auf­flärung bedarf:

Allen ist es ein Geschäft. Allen die Erpressersprache geläufig. Firma im Süden": Bayern  ; Organisation" Conful", die aus der fauberen Zelle im Berliner   Edenhotel erwuchs. Duplitatfracht­briefe": falsche Bäffe und Prämien. Nach der Berlüderung des ersten Geldes hatte das traute Patriotenpaar mich drei Wochen lang umlauert und war mir am 3. Juli nachgeschlichen. Beide hatten außer den Eisenschlägern lange Messer bei sich. Weichardt, ( der noch am selben Abend verhaftet wurde) überholte mich und gab dem Mordgesellen das Zeichen, daß die Luft rein, der Weg sicher fei. Anfermann, einst Couleurstudent mit weißem Stürmer, dann Oberleutnant mit Eisernem Kreuz 1. Klaffe, Liebling und Koft gänger öffentlich umlaufender Mädchen, trat am Morgen nach dem völlisch- heldischen Versuch, von hinten, ohne Rififo", einem Wehr­losen den Schädel einzuschlagen, in das Berliner   Bureau der Deutschnationalen Partei und fragte nach dem Herrn on Dryander. Nicht anwesend? Wer denn? Graf Dord. Zu diesem Grafen sprach der Herr Oberleutnant: verschwinden und komme, mir Reisegeld zu holen." Ich habe gestern befehlsgemäß Harden erledigt, muß deshalb

Also auch die zu 50 Proz. volksparteiliche, zu 50 Proz deutschnationale Rundschau" ist schon zu 100 Proz. verjudet. Da wird einem fogar um die Deutsche Zeitung" bang, die sich durch die Vorliebe ihres Chefredakteurs Maurenbrecher für Lassalle- 3itate bei den Gutgesinnten längst verdächtig ge­

macht hat.

nationalliberalen und späteren deutschnationalen Reichstags­Die Zeit" veröffentlicht eine Zuschrift des früheren kandidaten Paul Fuhrmann  , in der es heißt:

Die Deutschnationale Partei wird ihre Pflicht gegen Bolt und Staat erst dann voll erfüllt haben, wenn sie sich entschließt, jede Gemeinschaft mit dem entarteten antisemitischen morde führenden vergiftenden Haffes und Fanatismus ift, abzu Geiste, der die Brutstätte und Quelle des zum Meuchel minder großen Anzahl von Parteimitgliedern, die zumeist innerlich lehnen. Die Gefahr eines vorläufigen Berluftes einer mehr oder nach ihrer demagogischen Auffassung von Politik und Staat mit den leitenden Männern der Partei wenig gemein haben, muß dabei in Kauf genommen werden. Bringt die Partei hierzu nicht die Kraft auf, dann tann fie auf die Dauer fich gegnerischer Angriffe, die sie mit einer gewissen Berantwort lichkeit für die Auswirkung der antisemitischen gitation belasten, schwer erwehren.

In derselben Zuschrift heißt es:

Spätere Generationen mögen fich endgültig zu einem einheit lichen Volkswillen über die zu wählende Staatsform durchringen. Wohin hierbei unser, der monarchisch Gesinnten Hoffen zielt, liegt auf der Hand. Aber der heutige Aufbau von Staat und Wirtschaft ist, wie, die Dinge liegen, nur auf dem Boden der gegen wärtigen Staatsform möglich. Deshalb muß jeder, der in der zu bildenden Volksgemeinschaft mitarbeiten will, die vorhan dene republitanische Staatsform hinnehmen und zwar mit ehrlichem, guten Willen, ohne Borbehalt und unter Berzicht auf jede Herrn von Dryander im Meister- Saal finden werden; tommen Sie Antwort: Ich fann da nichts machen, glaube aber, daß wir monarchistische Agitation. mit." Das bekundet Graf Vord; behauptet, in der Etage allein, drum außerstand zur Siftierung gewesen zu sein; die Meister­Falle habe Anfermann gerochen und sei ausgerückt. Die drei Herren blieben auf freiem Fuß."

vinz Niederschlesien   hat auf Grund der Berordnung zum Schuge Ein weiteres Schimpfblatt bestraft. Der Oberpräsident der Pro­der Republit das Grünberger Tageblatt für sieben Lage

verboten.

Nicht Kinderlosigkeit, sondern weniger, aber gesunde Kinder, nicht Quantität, sondern Qualität sei das Gebot eines jeden Eltern­paares oder mit andern Worten: das gewollte Kind sei das er­strebenswerte Ideal durch die höhere Kultur und das geminderte Expansionsbedürfnis wird der Friedenssehnsucht eine nicht unwesent­

verlassen will... Es scheint, daß da jemand ein sintendes Schiff

Deutschland   Mitglied des Hygienischen Komitees. Der Völker bundsrat hat beschlossen, wie die Konferenz von Warschau   vorge schlagen, dem Hygienischen Komitee des Bölferbundes beizutreten. wohl vom wissenschaftlichen wie pazififtischen Standpunkte aus un Abgesehen davon, daß die bisherige Fernhaltung Deutschlands   ſo­finnig war, schädigte sie die Arbeiten des Komitees, dem besonders die Seuchenbekämpfung obliegt, emfindlich.

Theodor Thomas: Ulfige Geschichten von der Eisenbahn" ( Union- Druckerei, Frankfurt   a.). Es gibt keinen Leser der sozial­demokratischen Presse, der nicht Theodor Thomas fennt. Der größte Teil seiner launigen Erzählungen ist im Laufe der Jahre vom Vor wärts- Berlag und von der Union  - Druderei Frankfurt   in Buchform liche Unterstützung geleistet. Beiſpielgebend für diese Erkenntnis sei herausgegeben worden. Was der ehemalige Dachdecker und jetzige thoden der Geburtenregelung durch die japanischen Behörden. In der Arbeiterschaft gibt, sind keine literarischen Großtaten. Der Ber­die Unterstützung der Aufklärung über die wissenschaftlichen Me- Zentralvorsigende seines Berufsverbandes in diesen Erzählungen China   stellten sich der Aufklärung fofort 2500 Studenten zur Ber  - faffer macht auch keinen Anspruch darauf. Eine ganze Reihe von fügung. Anzuführen wäre noch, daß sich auf dem Kongreß neun Stizzen steht jedoch über dem Durchschnitt dessen, was täglich den Professoren der bedeutendsten Universitäten der Welt für die in Re- Lesern als Feuilleton" vorgesetzt wird, und der gute Humor, der folutionen gefaßten Ziele des Kongresses aussprachen, wodurch der aus den Plaudereien strahlt, hat vielen über die Plackereien und törichte Einwand, man wolle nur das deutsche Bolt schwächen, end- Kleinlichkeiten unseres täglichen Lebens hinweggeholfen. Was aber lich einmal beweiskräftig widerlegt ist. aus den Büchern von Thomas herausstrahlt, ist Herz und Secle. Die Londoner   Preffe zeigte fast einstimmig ihre Sympathie für Es ist oft ein Lachen unter Tränen. In vielen Gestalten sehen wir die Lösung des großen Problems. Die gesunde Ehe und eine vom das bittere Schicksal von Hunderttausenden von Müttern und Brole­bilden mit eine notwendige Grundlage der Erkenntnis. In diesem abgeklärten Warte sieht, vergoldet nur mit dem echten Hauch des furchtbarsten, unwiderstehlich anwachsenden Elend befreite Familie tariern, und die Satire des Dichters, der seine Gestalten von einer Sinne vollzog sich auch unsere Mitarbeit an dem Kongreffe, der Lebenskünstlers den tiefen Strom von Weh und Leid, das durch lichen Gesezen mithelfen will, eine menschliche, soziale und ethische banken wir Theodor Thomas, der zu den Besten der deutschen   Ar­durch die Forderung nach dem Befreien der Frau von mittelalter- sein Leben, durch unser aller Leben die Furchen zieht. Dafür Pflicht erfüllen zu helfen. beiterschaft zählt. In dem eingangs genannten neuen Heft zeichnet Bemerkenswert ist die praktische Hilfe in London   durch den Thomas Erlebtes und Erlauschtes von der Eisenbahn.( Wir bringen Bestand von zwei aus privaten Mitteln erhaltenen Kliniken, wo daraus in der Beilage eine Probe.) Zum Teil sehr derb und armen Frauen unentgeltlich Rat in Empfängnisverhütungsmitteln draftisch wiedergegeben, find diese Geschichten für manchen ein gewährt wird. Aehnliche Anstalten bestehen auch in Amerifa, nach Spiegel. Illustriert find die Eisenbahngeschichten von Rudi der Reform der veralteten Geseze sollen dies auch nach den Re- Heinisch, der sich hierbei Georg Groß  , Erich Heckel   und Kokaschka dies für die besiglosen Frauen an Segen bedeuten würde, bedarf folutionen des Kongresses die staatlichen Kliniken besorgen. Was zum Vorbild genommen hat.

Während sie um den Tisch fassen, der die Terrasse am See vor­stellte, rezitierte Lembke einiges von der Schönheit der Berge, über die zuweilen ein herrlicher Föhnwind fächelt. Bei dem Worte Föhn rief Lembke, um die Illusion stärker zu machen: Rudolf, mach die Fenster auf!", worauf sich alle freudig am Föhn erquickten. Auf das Frühstück folgte ein Gang nach dem See hinunter. Dann las Lembke der aufhorchenden Familie alle die historischen Namen und Daten vor, die man sich als Besucher Lindaus nach dem Bädeker einprägen muß. Und so verbrachten sie in angeregter Weise den ganzen Tag. Lembkes besaßen auch eine Zither, auf der Rudolf allerlei für den, der seiner Klasse dienen will, feines weiteren Wortes. Stadtrat einen nicht unerheblichen Kredit für die Errichtung eines

-

boarische Weisen zu zithern pflegte. Dieses Instrument wurde abends hervorgeholt. Lembke las aus dem Bädeker vor: Abends sitt man fehr gemütlich im Bräustübl", worauf sie zu Rudolfs Zitherspiel ge­meinsam ,, D- du himmel- blau- er See" fangen. Man mag aus alledem entnehmen, daß auch den Deutschen  , die es zur rechten Zeit versäumt haben, Schieber zu werden, noch Wege genug zu einem bescheidenen Lurus offenstehen.

-

-

Jos. Ferch, Wien  .

Die Brefferwand im Familienbad. In 3 ürich hatte der bequemen Strandbades für Familien bewilligt, das sofort begonnen und noch in diesem Sommer fertiggestellt werden konnte. Leider Für die Hauptmann- Festspiele! Der Reichspräsident als aber sahen fich die Badenden dadurch in ihren Hoffnungen ge­Borfizender des Ehrenausschusses für die Gerhart- haupttäuscht, daß entgegen dem ursprünglichen Projekt eine hölzerne mann- Festspiele hatte zu Sonnabend nachmittag eine größere Scheidewand in der Mitte des Strandes errichtet wurde, die eine Zahl führender Persönlichkeiten des politischen, geistigen und wirt Höhe von zwei Metern erreichte. Sie sollte die Trennung der beiden schaftlichen Lebens eingeladen, um in weiteren Kreisen Interesse für Geschlechter zur Folge haben. Der gegenseitige Besuch durch Ver. die Festspiele zu wecken, die im kommenden Monat in Breslau   statt- laffen des Abteils war gänzlich verboten worden. Die Züricher finden werden. Er wies in seiner Begrüßungsansprache darauf hin, Bevölkerung setzte aber das Recht auf die Erfüllung des Volks daß es für uns Deutsche eine Ehrenpflicht sei, das Lebenswert eines willens lafonisch in die Praxis um: Jeden Sonntag drängten sich Die Geburtenregelung als Friedensinstrument. unserer größten Dichter zu würdigen. Gerhart Hauptmann   habe die die Badegäste in Knäueln gegen die Anstoß erregende Brett er vand, Nöte seiner Zeit stets warmen Herzens mitgefühlt und sie in fraft so daß für deren weiteren Bestand zu fürchten war. Die mehrmals Bom 11. bis 14. Juli fand in London   der Internationale Kongreß vollen Bühnenwerken eindringlich zu uns sprechen lassen; er habe herbeigeholte Polizei hatte alle Mühe, den Sturm der Entrüftung für Geburtenregelung statt, der die neomalthufianistischen Bereinigun- auch dem deutschen   Sinnen und Sehnen tiefsten und schönsten Aus- zu dämmen und dem gen aller Kulturftaaten zu einer bedeutsamen Aussprache vereinte. Ber- drud gegeben. Das neue Deutschland   wolle solchen, in dieser schweren Die Wiederinstandsetzung der trennenden Bretterwand half nichts. Standal ein friedliches Ende zu machen. treten waren alle europäischen   Staaten( Deutschland   durch Frau Dr. Zeit doppelt fostbaren Kulturbesiz sorgfam pflegen und sich dessen. Es erhoben sich jetzt ansehnliche Familienväter und seßten sich neben Stöcker und Dr. Rolleder), ferner Amerika  , Japan  , Indien   usw. Zahl was Gerhart Hauptmann   uns ist und gab, dankbar freuen. Der ihre Ehehälften und Kinder, indem sie mit dem Einbruch in die reiche wissenschaftlichen Persönlichkeiten von Weltruf betrachteten in Präsident der Bühnengenossenschaft, Ballauer, dankte dem verbotene Zone einen Protest gegen den Entzug des Anspruchs ihren soziologisch hochstehenden Referaten das Problem der Beschrän- Reichspräsidenten für das rege Interesse, das er von Anfang an dem auf ehelich- nachbarliches Zusammensein mit Frau und Kind fund fung des Kinderfegens; 161 Aerzte gegen 3 sprachen sich für deren Be- Plane entgegengebracht habe, und machte nähere Mitteilung über gaben. rechtigung und Notwendigkeit aus. Bon fozialistischen Vertretern die Veranstaltung, für die die Bühnengenossenschaft sich mit ihren befürworteten der bekannte englische   Schriftsteller Vells, die Frauen- besten Kräften eingesetzt habe, die aber zu ihrem vollen Erfolge der vertän- pferin Miß Binsor aus Pensylvanien und Schreiber dieses taifräftigen Mithilfe aller Kreise bedürfe. Die Plätze find größten die Geburtenregelung als Kulturhilfsmittel der Erhöhung der prole- teils bereits ausverkauft und es wird eine Wiederholung der Fest­tarischen Kampfstärke durch die Leidmilderung des Frauenlebens, I spiele in der Jahrhunderthalle erwogen,

nahm von einer gewaltsamen Entfernung des männlichen Geschlechts Da griff sich die Behörde doch endlich an den Kopf und Abstand. Die Sache gelangte schließlich wieder an den Stadtrat, der einstimmig den vorher genehmigten Beschluß wieder aufhob und durch einen zweiten ohne Bretterwand erfette. Damit That sich der Bolkswille durchgesetzt.

-

-